Dienstag, 11. September 2018

25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht

Grabenlandtrail
Im Wanderführer wird der Grabenlandtrail folgendermaßen beschrieben: "Der Grabenlandtrail ist ein Rundwanderweg mit einem Zugang aus Fernitz für den Grazer Raum. Wenn Sie der Markierung folgen, sind Sie nach 130 km wieder an Ihrem Ausgangspunkt. Die Wegweiser und die Markierung sind im Uhrzeigersinn ausgelegt. Auf der Strecke durchwandern Sie 18 Gemeinden (gezählt vor der Gemeindefusion) und auf 22 Infotafeln werden Ihnen die Gemeinden und Besonderheiten der Gegend näher gebracht. Im Wanderführer sind Land und Leute sowie Naturbesonderheiten beschrieben und die Stempelstellen in den einzelnen Gemeinden genannt ..."

Aufmerksam wurde ich auf den Grabenlandtrail durch einen großen Übersichtsplan inmitten des Erzherzog-Johann-Parkes meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach. Hier nimmt der Wanderweg seinen Ausgang  und führt über St. Ulrich, Heiligenkreuz am Waasen, Schwarzau-Ursprung, St. Stefan im Rosental, Jagerberg, Weinburg bis nach Mureck sowie über St. Nikolai, Wolfsberg, Glojach, Kirchbach, Frannach und Allerheiligen wieder zum Ausgangspunkt nach Fernitz-Mellach zurück.

Hier liegt also quasi ein Ultratrail direkt vor meiner Haustüre. Ich nehme mir vor, den Grabenlandtrail irgend wann in seiner vollen Länge nonstop zu laufen. Aber das bedarf der Abklärung einiger Fragen wie z.B. wo kann ich meine Flüssigkeitsreserven auffüllen oder wie organisiere ich bei einem Regenwetter wie heute einen notwendigen Schuh- und Sockenwechsel? Heute steht eine abgespeckte Runde am Programm. Ich nenne sie die nördliche Schleife des Grabenlandtrails.

Ob markante Holztafeln mit dem Schriftzug "Grabenlandtrail" oder die Wegnummern 790, 791 oder 792, der Wanderweg ist angeblich durchgehend beschildert. Für alle Fälle habe ich einen GPS-Track auf meiner Laufuhr. So erhoffe ich mir eine zielsichere Orientierung.

Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich entweder im Laufrucksack oder ich muss es mir unterwegs besorgen.

So habe ich in meiner Salomon Adv Skin5 - Laufweste folgendes mit am Grabenlandtrail:
  • Trinkblase (1 x 1,5 Liter fassend)
  • Softflasks (2 x je 0,5 Liter fassend)
  • Erste-Hilfe-Set
  • Stirnlampe Petzl Nao+ (aktuell am Kopf)
  • Ersatz-Shirt
  • Ersatz-Socken
  • Regenjacke
  • Smartphone
  • Müllsack
  • Taschentücher
Die Ersatzkleidung habe ich in verschließbare Frischhaltebeutel gepackt. Darin bleiben sie trocken und vor Schmutz geschützt.

Nun zur Nahrung: Ich benötige pro Laufstunde rund 220 Kalorien an Mindesterfordernis. Das sind zum einen wichtige 100 Kalorien, um die Fettverbrennung am Laufen zu halten. Die restlichen Kalorien sollen das Defizit ein wenig minimieren. Das ergibt bei einer geschätzten Laufzeit von 7 bis 8 Stunden einen Kalorienbedarf von rund 1700 Kalorien. Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zum Thema "Ernährungsstrategie während eines Ultralaufes" verfasst. Zu finden ist er hier:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/04/ernahrungsstrategie-ultralauf.html


Zur Abdeckung dieser Mindestanforderung an Kalorien habe ich in meinem Laufrucksack:
  • einige Gelpackungen meines Vertrauens (je ca. 90 Kalorien)
  • ein paar Datteln (je ca. 40 Kalorien)
  • je 1 Semmel mit Käse (ca. 300 Kalorien) und Salami (ca. 330 Kalorien)
  • leckeres Germgebäck meiner Mami
  • Kaugummi

Die Datteln, nicht zu Unrecht das Brot der Wüste genannt, sind ein hervorragender Energiespender und häufig mein Wegbegleiter. Auch denen habe ich einen Bericht in meinem Blog gewidmet:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2016/06/produkttest-datteln-das-brot-der-wuste.html


Nun zum Laufgeschehen:

Es ist 3:45 Uhr morgens. Richtig gelesen! Manchmal muss man die Komfortzone verlassen, um den Körper auf kommende, anspruchsvollere Vorhaben vorzubereiten. Vor einer knappen Stunde bin ich aufgestanden und habe ein Toastbrot mit Honig gefrühstückt.

Schwarzau-Ursprung
Nun schlendere ich von der Wohnungstüre zum Erzherzog-Johann-Park. Morgen ist Vollmond, trotzdem ist es sehr dunkel. Meine Petzl Nao+ leuchtet mir den Weg. Pünktlich zum Start beginnt es heftig zu regnen. Nach hochsommerlichen Wochen hat der Wetterfrosch für den heutigen Tag einen Wetterumsturz prognostiziert; und er sollte Recht behalten.

Ich ziehe meine Regenjacke an und nach einem Selfie vor dem Übersichtsplan im Erzherzog-Johann-Park geht es auch schon los. Ich verlasse über einen geschotterten Pfad das schöne Blumendorf Fernitz.

Die Dunkelheit macht mir ein wenig zu schaffen. Meine Stirnlampe leistet zwar gewohnt gute Arbeit, aber das dreidimensionale Sehen ist bei künstlichem Licht doch eingeschränkt. Zudem erschwert der anhaltend strömende Regen und Nebelschwaden die Sicht. Auf den ersten Kilometern sind bereits einige kleine Anstiege zu meistern. Rinnsale schießen mir entgegen und durchnässen meine Schuhe und Socken. Bestes Laufwetter ist anders ...

Über nasse Wiesen mit zum Teil kniehoher Vegetation geht es am Wanderweg Nr. 792 der Kapelle Gnaning entgegen. Die 5,5 Kilometer-Marke ist erreicht. Hier in der Nähe von St. Ulrich wird der Grabenlandtrail zu einem Rundwanderweg. Läuft man den Trail komplett, trifft man nach rund 125 Kilometer wieder an diesen Punkt. Mein Plan ist, den Trail auf Höhe der Gemeinde Zerlach über Kirchbach abzukürzen, sodass ich mit rund 55 Kilometer rechne. Ich laufe den Trail im Uhrzeigersinn. So ist der Weg (ab hier mit der Nr. 791) markiert und beschrieben. Und so habe ich den Track auf meiner Uhr abgespeichert.

Asphaltierte Nebenstraßen wechseln sich mit Wiesen -und Waldwegen ab. Auf einer Waldlichtung scheucht meine vor Wasser "quatschenden" Laufschuhe einen Rehbock auf. Mit beneidenswert lockeren Sprüngen ergreift er die Flucht und quittiert mein Vordringen in sein Revier mit einem tiefen Röhren. Ich bin in Heiligenkreuz am Waasen eingetroffen. Hier fülle ich am Trinkwasserbrunnen meine Softflasks erstmals nach.

Gemeindestraßen führen mich über Pirching einige Höhenmeter nach Edelstauden empor. Das steile Wegstück lässt mich in den Gehschritt verfallen. Der Regen hat ein wenig nachgelassen. Es nieselt und ist trüb. Während ich am Sägewerk Neuhold vorbei trabe, werden Erinnerungen an den Stiefingtaler Berglauf wach. Den Laufbericht dazu gibt es in meinem Blog:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/07/01072017-dr-sepp-puster-gedenklauf.html

Ich quere die Kirchbacher Straße und laufe auf Gemeindewegen vorbei an der Volksschule Edelstauden und durch Oberedelstauden bis zum Schwarzau-Ursprung. Ein Wegweiser deutet darauf hin, dass in etwa 100 Meter Entfernung im Waldbereich die Schwarzau entspringt. Absolviert man den kompletten Grabenlandtrail, so kommt man in den Auwäldern vor Mureck auch an der Mündung der Schwarzau in die Mur vorbei.

Hier befinde ich mich auf knapp 500 Meter Seehöhe. Das ist der höchste Punkt des Grabenlandtrails. Bei guter Fernsicht reicht der Ausblick bis auf die Riegersburg. Heute genieße ich die Sicht bis zur nächsten Anhöhe.

Auf kupiertem Gelände geht es weiter. Eine wunderbare Waldpassage bietet meinen Läuferbeinen eine willkommene Abwechslung. Ich liebe den Trail-Lauf und so ein Waldboden, übersät mit Wurzelwerk und Steinen, ist Balsam für meine Läuferseele. Die Orientierung fällt mir dank der GPS-Uhr einfach. Und hat man sich erst an die Wanderwegs-Markierungen gewöhnt, findet man sich damit ebenfalls gut zurecht.

Kirche Frannach
In Weißenbachegg halte ich kurz an und gönne mir eine Salami-Semmel. Mittlerweile setzt wieder starker Regen ein. Eine Kuhherde beäugt mich kritisch. "Riegl auffi, riegl obi", heißt es nicht nur beim Welschlauf. Jahring liegt hinter mir und ich verlasse den Wanderweg 720 und somit den Grabenlandtrail. Ich kürze wie geplant meine heutige Tour über Kirchbach ab und werde nach etwa 3 Kilometern wieder auf der markierten Route sein und "spare" mir dadurch rund 75 Kilometer. Zuvor gilt es den steilen Jatzberg bergab zu laufen und die Flüssigkeitsreserven beim SPAR in Kirchbach aufzufüllen. 31 Kilometer habe ich mittlerweile auf der Haben-Seite.

Hinter der Kirchbacher Mehrzweckhalle geht es zuerst einem Wiesenpfad, in weiterer Folge einem Forstweg empor. Ein Waldlehrpfad lädt hier zum Weiterbilden ein. In Kleinfrannach geht es gute 80 Höhenmeter ins Tal. Nach 36 Kilometer habe ich meine Heimatgemeinde Frannach erreicht. Der Grabenlandtrail führt mitten durch den kleinen Ort. Als ich an der Kirche vorbei laufe, werden Erinnerungen an die Taufe meines Sohnes wach.

Josef Krainer Gedenkstätte
Über Langleiten geht es Kleinfeiting entgegen. An der Streckenbeschaffenheit ändert sich wenig. Hauptsächlich sind asphaltierte Straßen zu belaufen, seltener Schotterwege, manchmal Wiesen- oder Waldpfade. Das Gelände bleibt kupiert und auch das Wetter will sich nicht bessern. Seit Stunden sind meine Füße pitschnass. Da ich kein trockenes Schuhwerk im Rucksack habe, macht auch der Wechsel der Socken keinen Sinn.

Laufschritt um Laufschritt geht es auf Allerheiligen zu. Wie erklommen, so zerronnen. An der Pfarrkirche vorbei geht es talwärts nach Mittergrub und zur Josef Krainer  Gedenkstätte. Hier verstarb der damalige Landeshauptmann der Steiermark im November 1971 bei der Jagd. Die Gedenkstätte ist ein Rundbau aus Aframer Kalkstein. Die Glasfenster schuf Alfred Wickenburg, die Kreuzigungsgruppe Franz Weiß und das Bronzerelief Adolf Zilli.

Nach ein paar Fotoaufnahmen führt mich der Grabenlandtrail über aufgeweichte Wiesen mit teils üppiger Vegetation St. Ulrich am Wasasen entgegen. Mannshohes Springkraut und Dornen stellen sich in den Weg. Dem nicht genug wartet ein dicht und hoch bewachsener Wiesenhang auf die Besteigung. Meine Füße sind nicht mehr "nur" nass, sie schwimmen in den Schuhen. Mir graut vor dem Anblick, wenn ich nach getanem Lauf die Socken ausziehe. Glücklicherweise werde ich trotz stundenlanger aufgeweichter Haut vor Blasen verschont bleiben.

Nach 52 Kilometer erreiche ich St. Ulrich am Waasen. Hier bin ich frühmorgens von Fernitz kommend dem Grabenlandtrail nach Osten gefolgt. Nun stehen mir die abschließenden 5,5 Kilometer zurück nach Hause bevor. 40 Minuten später laufe ich in Fernitz ein und beende nach gut 57 Kilometer (+1400 Höhenmeter) eine wunderbare Laufetappe auf den Spuren des Grabenlandtrails.



Der GPS-Track der nördlichen Schleife kann hier runtergeladen werden:
https://www.gpsies.com/map.do?fileId=eeoyoqfuplmhekrv


25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht


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Mittwoch, 8. August 2018

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht

Voller Vorfreude stehe ich zum 3. Mal hintereinander am Start des Kainacher Bergmarathon. Die Strecke zählt sowohl wegen der Distanz als auch wegen des hohen Trailanteils zu meinen absoluten Favoriten. Dazu ist der Schauplatz der traditionellen Veranstaltung, der Ort Kainach bei Voitsberg, für mich in rund 40 Minuten gut mit dem Auto erreichbar.

Kainacher Bergmarathon 2018 Laufbericht
Heute werden im Zuge des Kainacher Bergmarathons mit seinen 44,5 Kilometer Distanz und 1800 Höhenmeter auch die Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Um bei diesen Meisterschaften an den Start gehen zu können, muss durch den Verein die ÖLV-Lizenz gelöst werden. Dank der Unterstützung meines Laufklubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich zum zweiten Mal in meiner Läuferkarriere für offizielle Meisterschaften genannt. Meine Premiere hatte ich im Vorjahr beim Stanzer Trailrun, wo ich in der Masters-Klasse M45 die Silbermedaille erlief.

Die Abholung der Startunterlagen findet in bewährter Weise in der Volksschule Kainach statt, wo auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung stehen. Im Anschluss an den Lauf kann man sich hier die müden Beine massieren lassen. Im Startpaket ist das traditionelle Bergmarathon-Laufshirt, lesenswertes Informationsmaterial über die Lipizzanerheimat, eine ermäßigte Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach sowie einige Produktproben enthalten. Die Zeitnehmung erfolgt mittels Chip von hightech timing.

Kurz vor 09.00 Uhr nehme ich gemeinsam mit weiteren gut 100 Starter der Bergmarathon-Distanz Aufstellung. Auch der neu geschaffene Bergsprint und die Staffeln sind gut gebucht. Das hochsommerliche Wetter der letzten Tage macht auch heute vor dem Kainacher Bergmarathon nicht halt. Schwül und sehr warm ist es bereits zur frühen Stunde. Um ein wenig autark zu sein, trage ich daher meine Salomon-Weste, die ich mit 5 Gels, einigen Salztabletten und zwei Softflasks mit Wasser und Iso bestückt habe.

Der Begrüßung durch die Organisatoren folgt der priesterliche Segen. Mein Ziel für heute? Im Vorjahr habe ich für den Bergmarathon 5 Stunden und einige Sekunden benötigt. Heuer soll es noch ein klein wenig schneller sein. Sollte ich die anvisierte Wunschzeit (also sub5) erreichen, verspreche ich mir eine Medaille bei den Steirischen Meisterschaften bzw. spekuliere sogar mit einem AK-Stockerlplatz "over all". Schon geht es los! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden leicht steigend aus dem Ort Kainach. "Ich hätte mich doch ein wenig aufwärmen sollen", schießt es mir durch den Kopf. Denn von Null auf Hundert ist Gift für die Muskulatur. Auch die ersten steileren Anstiege lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst auf einem Wiesenpfad, später auf Wald- und Schotterwegen geht es kontinuierlich nach oben.

Kainacher Bergmarathon
Nach 5,5 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Das schwüle Wetter lässt meinen Schweiß in Strömen fließen. Eine Softflask habe ich bereits leer getrunken. Wie auch bei allen weiteren Verpflegestellen trinke ich hier ausreichend Wasser und Iso. Gleichzeitig fülle ich meine Flaschen auf. Mal nehme ich ein Stück Banane, mal drücke ich mir eines meiner 5 Gels in den Mund. Ich bin überrascht, wie viele Läufer sich einfach nur einen Becher Wasser schnappen und wieder die Wolke sind. Beinahe frustrierend ist es für mich, bergauf Läufer um Läufer einzusammeln, die einem an der Labestelle wieder entwischen. Rückblickend betrachtet habe ich - wenn es mir so wie heute um jede Minute geht - an den Labestellen eine Menge Potenzial zur Zeiteinsparung.

Meine erste Salztablette habe ich auch geschluckt. Seit ich beim Welschmarathon vor zwei Jahren arg mit Muskelkrämpfen zu tun hatte, gehören Salztabletten bei langen fordernden Strecken und warmen Temperaturen zur Grundausstattung.

Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Die Sonne lacht vom Himmel; die felsigen Wände reflektieren die Wärme. Obwohl es erst kurz nach 10 Uhr vormittags ist, fühle ich mich bereits geröstet. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer mit ein paar hundert Höhenmeter 1 Stunde und 17 Minuten und bin im Vergleich zum Vorjahr beinahe auf die Sekunde gleich schnell.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden abermals mit Wasser, Iso und einem Stück Banane aufgefüllt. Der Veranstalter bietet wegen der hohen Temperaturen Magnesium-Sticks an. Ich traue Magnesium während eines Wettkampfes nicht über den Weg ;-). Salzgebäck wäre meiner Meinung nach die bessere Wahl gewesen. Meinen Kopf kühle ich unter kaltem Alm-Wasser. Während die Staffelläufer der ersten Etappe erschöpft zu Boden sinken und ihre Teampartner auf die Reise schicken, geht es für uns Einzelstarter weiter unermüdlich dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Und hier, auf einem steilen Aufstieg zum Roßbachkogel, krampft gänzlich unangekündigt mein rechter Unterschenkel. Ich bin geschockt. Nicht der Schmerzen wegen; die sind ein paar Augenblicke später weggedehnt. Aber über die Tatsache, dass ich so früh im Rennverlauf bereits mit muskulären Problemen konfrontiert werde.

Ich schlucke eine weitere Salztablette und spüle reichlich Wasser nach. Ich steige mit Bedacht dem höchsten Punkt der Strecke entgegen. Ich versuche, meinen Schritt etwas zu verändern, die Muskeln zu lockern. Ein paar hundert Meter später scheint´s wieder halbwegs zu gehen.

Ich befinde mich auf gut 1700 Meter Seehöhe. Nun folgt der technisch schwierige Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus, wo die nächste Labestelle wartet. Teils kniehohe Stufen auf ausgewaschenen, schmalen Pfaden erfordern höchste Konzentration. Ein Sturz hier in diesem unwegsamen Gelände kann folgenschwere Verletzungen nach sich ziehen. Spitze Steine und Wurzelwerk erschweren das abwärts kommen. Auf abfallendem Terrain geht es meinen Muskeln einigermaßen gut und ich kann diese anspruchsvolle Passage in gutem Tempo hinter mich bringen.

Über einen stark verwurzelten und mit Steinen übersäten Waldweg führt die Strecke auf die sogenannte Lipizzanerweide. Und die Wadenkrämpfe nerven weiter. Was bergab halbwegs gut ist, verschärft sich in aufwärts führenden Passagen. Es ist frustrierend. Die Kraft ist vorhanden, um Tempo zu machen. Aber die Muskulatur spielt heute einfach nicht mit. Nach ein paar Dehnübungen überwinde ich die leichte Steigung in schnellen Gehschritten bzw. mit Bedacht gesetzten Tippelschritten. Großteils führt die Strecke nun talwärts. Hier kann ich wieder einigermaßen beschwerdefrei und mit gutem Tempo laufen. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 39 Minuten erreicht. Trotz der muskulären Probleme habe ich im Vergleich zum Vorjahr lediglich 2 Minuten eingebüßt. Aber immer wieder auflauernde Gegenanstiege zwingen mich meist in den Gehschritt. Wie bergauf der Wadenmuskel zu sehr beansprucht wird, verkrampft er. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist mir klar, dass die angepeilte Wunschzeit nicht erreichbar sein wird. Es ist zum heulen ...

Bei Kilometer 26 ist an einer Weggabelung rechts und frontal eine Absperrung vorhanden. Obwohl ich es von den Vorjahren besser wissen hätte müssen, folge ich dem "offenen" Weg links nach oben. Ein paar hundert Meter weiter, der Weg wird immer unwegsamer, ist mir klar, dass ich falsch bin. Ich kehre um und sehe am Rückweg die Beschilderung, die talwärts zeigt. Man muss tatsächlich unter dem Absperrband durch. Die rund 1,5 Kilometer Umweg haben mir fast 10 Minuten gekostet. Frust pur!

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet. Bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht, labe ich mich wieder mit ausreichend Flüssigkeit. Moderat fallende Wald- und Schotterwege kann ich weiterhin gut laufen. Jedoch wartet die Strecke nach wie vor mit steilen Gegenanstiegen auf. Oder entwurzeltes Geäst liegt quer zur Laufstrecke und muss umlaufen, überklettert oder unterkrochen werden. Ich habe Kilometer 35 erreicht.

In einem flachen Waldstück krampft nun auch der vordere Oberschenkelmuskel. Aua! Was für ein Schmerz! Im ersten Moment weiß ich gar kein Rezept gegen diesen hinterhältigen Krampf. Zwei Läufer traben an mir vorbei. Einer fragt, ob ich Hilfe benötige. Ich winke mit schmerzverzerrtem Gesicht dankend ab. Gehen, traben, dehnen, bergab vorsichtig laufen!

Steir. Meisterschaften Bergmarathon 2018
Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach und somit dem Ziel entgegen. Im Talboden angekommen wartet die letzte Labestelle vor dem Zieleinlauf. Obwohl das Ziel zum Greifen nahe und in Sichtweite ist, fordert die Streckenführung noch eine Schleife (auch Sadistenschleife genannt) mit einigen zusätzlichen Höhenmetern. Ich kühle meinen Kopf mit kaltem Wasser und trinke zwei Becher Cola. Bringen wir es zu Ende!

Selbst auf dem letzten Kilometer muss ich zwei mal anhalten, um meine Muskulatur zu lockern. Zwei weitere Mitstreiter überholen mich. Nach 5 Stunden und 26 Minuten werde ich vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und laufe (oder watschle, humple, schleife mich) über die Ziellinie. Geschafft! Heuer gibt es erstmals eine Finishermedaille, die mir gleich um den Hals gehängt wird.

Trotz der eher mäßigen Zeit erreichte ich den 4. Platz in meiner Altersklasse. 'Die Mastersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon konnte ich unerwartet für mich entscheiden. Ich darf mich daher Steirischer Meister nennen :)

Fazit

Der Lauf selbst hat auch heuer wieder gehalten, was ich mir versprochen und wie ich ihn in Erinnerung hatte. Der Kainacher Bergmarathon, vom TUS Kainach, der Sektion Leichtathletik und Triathlon organisiert, ist immer eine Reise wert. Eine tolle Organisation (mit ganz wenigen Ausnahmen die Streckenmarkierung betreffend), gepaart mit einer landschaftlich wunderbaren, wenngleich punktuell sehr anspruchsvollen Trail-Strecke, erfreut hier in Kainach bei Voitsberg das Herz des Berglauf-Freundes. Ich bin im kommenden Jahr gerne wieder mit dabei.

Mein persönliches Fazit lautet: Gekämpft bis zum Schluss und dennoch mein Ziel klar und deutlich verfehlt! Was die Ursache für meine Muskelkrämpfe war, darüber kann ich nur mutmaßen. Vielleicht gönnte ich meinem Körper nach dem Ultratrail mozart100 zu wenig Regeneration. Ging ich zu hart unaufgewärmt in die ersten steilen Bergaufpassagen? Oder die Muskel fühlten sich vernachlässigt, zu wenig gedehnt und gelockert und mahnten mich ab. An Flüssigkeits- bzw. Salzmangel lag es m.M. nicht, zumal die Wissenschaft hier einen Zusammenhang ohnehin ausschließen möchte.

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht


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Mittwoch, 20. Juni 2018

16.06.2018: mozart100 / Salzburg - Laufbericht

mozart100 Laufbericht 2018
Ich reise mit dem Flix-Bus umweltbewusst, stressfrei und zudem sehr kostengünstig in die Mozartstadt Salzburg. Morgen werde ich zum bereits 2. Mal am Start des mozart100 stehen. Der mozart100 ist ein zur Ultra-Trail World Tour zählender Langstreckenlauf. Mit Start und Ziel inmitten der Altstadt Salzburgs führen 103 Kilometer, meist auf Trails und mit 4600 Höhenmeter gespickt, durch die landschaftlichen Schönheiten des Salzburger Landes und gewähren atemberaubende Blicke auf den Fuschl- und Wolfgangsee.

Quartiergeber ist für die kommenden beiden Nächte das Altstadthotel Wolf. Das Hotel liegt lediglich 3 Fußminuten vom Start- und Zielbereich am Kapitelplatz entfernt. Mein Einzelzimmer ist mit 9 Quadratmeter am ersten Blick zwar recht klein. Jedoch spätestens nach dem Lauf weiß man die kurzen Wege im Zimmer, wie auch die bodenebene Dusche und den Lift sehr zu schätzen ;-).

Am Kapitelplatz herrscht schon reges Treiben, als ich meine Startunterlagen abhole. Neben der personalisierten Startnummer mit integriertem Zeitnehmungschip ist der Startersack, der zugleich auch als Drop-Bag zu verwenden ist, mit einigen Produktproben gefüllt. Einen kleinen faltbaren Race-Guide und ein temporäres "mozart100-Tattoo" bekomme ich ebenfalls kostenlos dazu.

Um 18.00 Uhr steht das offizielle "Race Q&A" (Fragen und Antworten zum Rennen) am Programm. Zuvor findet der Kids-Trail samt Siegerehrung für die Ultratrail-Läufer von morgen statt. Beim "Q&A" werden letzte Informationen zu Streckenverlauf, Pflichtausrüstung, CUT-OFF-Limits etc. in deutsch und englisch (auf teils sehr humorvolle Weise) an uns Starter weitergegeben. So ist zu erfahren, dass auf Grund der prognostizierten hohen Temperaturen auf das Mitführen einer Regenjacke und eines Stirnbandes/Mütze verzichtet werden kann. Dass auf befahrenen Straßen die Straßenverkehrsordnung gilt und ausnahmslos am linken Fahrbahnrand zu laufen ist, haben - wie der Lauftag zeigen wird - einige überhört. Heuer ist es erstmals möglich, sich via Racemap-App per livetracking verfolgen zu lassen. So kann mich meine Familie zu Hause virtuell begleiten und meinen Fortschritt sehen. Im Anschluss an das "Race Q&A" folgt die offizielle Eröffnung des Veranstaltungswochenendes mit Show-Acts und Vorstellung der Top-Athleten.

Raceday und Strategie

mozart 100 Ultratrail
Um 03.15 Uhr läutet der Wecker. Ich bin bereits seit einer halben Stunde wach. Die Nacht war kurz. Aber das ist vor einer so großen Herausforderung nicht ungewöhnlich. Ich fühle mich eigentlich recht fit und voller Vorfreude. Das Frühstück besteht aus einem Kaffee, den ich im Hotel noch gestern Abend in einer Thermoflasche bereitgestellt bekommen habe, sowie einem Toast mit Honig. Das temporäre Tattoo klebt letztendlich statt auf meiner Haut am Handtuch. Schade um das coole Gimmick aber Hauptsache, die Kontaktlinsen sitzen am richtigen Platz.

Im Drop-Bag habe ich einige Gels, Ersatzsocken, ein Ersatz-Shirt sowie die Stirnlampe mit Ersatzbatterien verstaut. Verlässt man nach 16.00 Uhr den Checkpoint Fuschl, so wird das Mitführen einer Stirnlampe samt Ersatzbatterien zur Pflichtausrüstung.

Die Regenjacke und das Stirnband habe ich nach dem gestrigen "Q&A" aus meiner Laufweste entfernt. So befinden sich darin lediglich einige Gels, Salztabletten, zwei Softflasks gefüllt mit Peronin und Wasser, eine Signalpfeife, das Mobiltelefon, der Ipod, eine Powerbank, ein Müllsack und die Trailrunning-Stöcke. Wie im letzten Jahr werde ich die Stöcke erst ab km 31 zu Hilfe nehmen.

Mein grober Plan (Plan A) sieht vor, die Zeit vom Vorjahr anzupeilen. Ich kann jedem der Ultrastrecken läuft nur raten, nicht nur einen Plan, sondern alternative Pläne im Kopf bereit zu halten. Denn geht Plan A schief, so ist es unterwegs sehr schwierig, die Ziele neu anzupassen. Sollte es überragend laufen, wäre eine Zeit um 15 Stunden mein Traum (Plan A+). Treten größere Probleme auf, so lautet mein Plan B, es innerhalb von 18 Stunden zurück nach Salzburg zu schaffen. Plan C lautet, die Strecke zumindest innerhalb der CUT-OFF-Zeiten zu meistern.

Pünktlich um 05:00 Uhr werde ich gemeinsam mit weiteren rund 390 Teilnehmern auf die Strecke gelassen. Die ersten Kilometer sind hervorragend dazu geeignet, um den noch müden Körper schonend in den Laufmodus zu schalten. Denn diese gehen flach und auf befestigten Wegen in Richtung Süden durch die Hellbrunner Allee. Von Beginn an ist die Strecke hervorragend gekennzeichnet und an exponierten Straßenquerungen hat der Veranstalter vorgesorgt und freundliche Helfer regeln bereits zu früher Stunde für uns Läufer den Verkehr, damit wir ungehindert und sicher die Straßen queren können. Im Vorjahr hatte ich zu Beginn mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Heute ist alles gut.

Glasenbachklamm und Plötz Wasserfall

Nach rund 7 Kilometer beginnt der Trail. Mit der Glasenbachklamm entlang des Klausbaches steht das erste landschaftliche Highlight bevor. Der moderat ansteigende Schotterweg ist gut laufbar. Viele Teilnehmer verfallen bereits hier in den Geh-Schritt. Mein Plan sieht vor, jedenfalls bis zum ersten großen Zwischenziel Fuschl den Großteil der Strecke laufend zu bewältigen. Nach gut einer Stunde treffe ich in Hinterwinkl ein, wo die erste Labestelle bereit steht. Nach einem kurzen Stück auf der Landesstraße führt mich ein Single-Trail zum wunderschön gelegenen Plötz Wasserfall empor. Hier wartet bereits "Sportograf" auf die Läufer, der ein Foto von uns schießt. Dieses und noch weitere auf
der Strecke gemachten Schnappschüsse können einige Tage später online angesehen und gekauft werden. Bevor ich mich in Hof laben und die Flüssigkeitsreserven auffüllen kann, steht der steile Aufstieg zum Gitzenberg im Weg. Ich fühle mich gut, bin ein wenig schneller als im Vorjahr in der Zeit und treffe recht entspannt an der Labe ein. Wie auch bei den anderen Verpflegestellen erwarten mich hier sehr freundliche, aufmunternde und hilfsbereite Menschen und ein mit Iso, Wasser, Cola, Salzgebäck, Riegel und Gels, Tomaten, Äpfel und Bananen, Aufstrichbroten und Kuchen reichlich gedeckter Tisch.

Fuschlsee

mozart100 Fuschl
Kupiert verläuft die Strecke weiter Richtung Fuschlsee. Bald habe ich mein erstes großes geistiges Etappenziel erreicht. Für meinen Kopf sind diese ersten 31 Kilometer das "warm up". Denn ab Fuschl wird die Strecke wirklich selektiv. Es ist eines der vielen optischen Highlights, auf dem Wiesenpfad dem Fuschlsee entgegen zu laufen. Die Kilometer entlang des südlichen Seeufers sind auf flachem, geschotterten Weg gut zu laufen. In Fuschl angekommen, habe ich Zugriff auf das Drop-Bag. Ich habe auf dem Weg hier her 4 Gels aus meinem eigenen Vorrat verbraucht und so fülle ich einige Gelpackungen nach. Um Muskelkrämpfen entgegen zu wirken, schlucke ich im Laufe der ersten Streckenhälfte alle 90 Minuten eine Salztablette. Das Wetter ist fast zu schön für diesen anspruchsvollen Bewerb, denn die vom wolkenlosen Himmel scheinende Sonne lässt den Schweiß in Strömen fließen.

Eibensee, Plombergstein und Schafbergalm

Gut gestärkt hole ich die Trailrunning-Stöcke aus meiner Laufweste und mache mich auf zum Eibensee. Auf dem 6 km langen Weg dort hin sind rund 400 Höhenmeter zu überwinden. Nach ein paar wunderschönen Blicken auf den Eibensee gilt für die Höhenmeter: Wie gewonnen, so zerronnen! Und dieser Abstieg vorbei am Plombergstein ist teils richtig steil und technisch schwierig zu laufen. Aber die Stöcke leisten gute Dienste und es macht großen Spaß; deshalb liebe ich das Laufen auf Trails. Ich übersehe hier eine Abzweigung. Einige Kehren später suche ich verzweifelt Hinweise, am richtigen Weg zu sein. Ich höre die Worte vom vorabendlichen "Q&A": "Wenn Ihr 300 Meter weit keine Markierung seht, dann seid Ihr falsch! Wenn Ihr 10 Minuten keine Markierung seht, dann seid Ihr entweder unvorstellbar langsam oder auch falsch!". Falsch, das bin ich wohl und so kehre ich um und zum Glück erkenne ich einige Höhenmeter oberhalb die markierte Abzweigung. Nichts passiert, denke ich mir. Wenn gleich ich mir die Labestelle Winkl sehnsüchtig herbei wünsche, denn meine zwei Softflasks sind fast leer und ich benötige dringend Flüssigkeitsnachschub.

Endlich in Winkl angekommen labe ich mich ausgiebig mit Kuchen und Salzbrezel. Auch drei Becher Iso und Wasser schütte ich in mich hinein. Nun steht der Aufstieg zur Schafbergalm bevor. Durch dichten Wald führt ein punktuell sehr steiler und technisch schwieriger Single-Trail satte 750 Höhenmeter nach oben, bevor die auf 1320 Meter gelegene Schafbergalm erreicht ist. Ich fühle mich nach wie vor den Umständen entsprechend recht gut und habe seit Start des Laufes rund 100 Plätze gutmachen können. Hier bei Kilometer 50 wartet wieder eine Verpflegungsstation, wo Wasser, Iso und Gels angeboten werden.

Der Trail bergab Richtung Wolfgangsee ist teils sehr steinig und technisch, zwischendurch auch wieder sehr gut laufbar. Ich habe mir vor einigen Kilometern meine rechte große Zehe an einem größeren Stein recht derb angeschlagen. Die in Mitleidenschaft gezogene Zehe klagt mir nun auf diesem und allen noch folgenden Bergabstücken ihr Leid.

Der Ortsteil Fürberg am Wolfgangsee ist erreicht. Das Seeufer ist von Touristen gut besucht. Mal werde ich angefeuert, mal wie ein Außerirdischer mit fragendem Blick gemustert. Meine rechte Zehe ist mittlerweile leider nicht die einzige körperliche Baustelle. Ich habe Sodbrennen. Sodbrennen hatte ich während dem Laufen noch nie. Ich schiebe die Schuld auf das Iso und auf die Gels. Im Nachhinein betrachtet habe ich wohl zu selten (nämlich nie) zur säureregulierenden Banane gegriffen. Jedenfalls streubt sich mein Magen, hier in Fürberg noch mehr Iso aufzunehmen. So fülle ich meine beiden Flaschen mit Wasser voll und hoffe darauf, wie im Vorjahr ab Fuschl auch alkoholfreies Bier zur Auswahl zu haben.


Zwölferhorn, Sausteigalm, Kühleiten und abermals Fuschl

Der Aufstieg zum Zwölferhorn bis zur Mittelstation Sausteigalm steht bevor. Die 450 Höhenmeter lassen mich beinahe verzweifeln. Von einem Augenblick zum anderen sind die Kräfte geschwunden. Die Temperaturen sind mittlerweile sehr hoch, mein rechter Fuß schmerzt, mein linker Unterschenkel klagt sein Wehleid, dazu Sodbrennen und damit verbundene Unlust auf weitere energiebringende Gels. Ich quäle mich Meter für Meter empor. In Fürberg sind zwei Jungs vor mir gelaufen. Beide deutlich jünger als ich und optisch trainierter. Die beiden Seelen hocken hier nun auf einer Bank, den Kopf zum Boden gerichtet und sind ebenfalls körperlich am Ende. Ich erkundige mich kurz, ob Hilfe benötigt wird und kämpfe mich weiter hoch.

mozart100 Zwölferhorn
Sich hinzusetzen, besser hinzulegen kommt mir auch in den Sinn. Aber hier mitten am Berg zu kapitulieren ist kein akzeptabler Ausweg. Das steht für mich außer Frage. Ich belüge meinen Körper. Ich verspreche ihm, dass wir so einen "Scheiß" nie mehr machen werden. Dass wir keine Distanzen über 50 Kilometer mehr laufen werden. Dass ich einfach zu alt und körperlich nicht fit genug für Ultradistanzen bin. Zwei Tage später werde ich mir eingestehen, dass es eine Notlüge war und ich das Versprechen wohl nicht halten werde können.

Endlich ist die Sausteigalm erreicht! Ich brauche Kalorien. Aber es ekelt mich vor dem Gel. So laufe ich ohne Energienachschub einen leicht fallenden Trail über Kühleiten zurück nach Fuschl. Hier habe ich erneut Zugriff auf das Drop-Bag. Aber ich nutze diese Möglichkeit nicht, denn ich will und brauche keine zusätzlichen Gels. Zum Glück wird ab Fuschl tatsächlich wieder leckeres alkoholfreies Bier kredenzt. Meinem Magen tut´s jedenfalls gut. Gleich drei Becher schütte ich in mich hinein. Das Bier lindert mein Sodbrennen und ein paar Kalorien liefert es auch. Bevor ich mich am Nordufer zurück auf den letzten großen Steckenabschnitt mache, kühle ich meinen Kopf im kalten Fuschlsee.

Koppler Moor, Nockstein und Kapuzinerberg

Die nächsten Kilometer führen auf der bereits am Vormittag gelaufenen Strecke bis Kilometer 88 retour. Hier am Verpflegepunkt Hof labe ich mich abermals mit einigen Bechern Bier. Auch ein Stück Kuchen tut mir gut. Gels würdige ich weiterhin keine Blicke. Auch Salztabletten verweigere ich seit ein paar Stunden. Vielleicht bereitet mir ja auch das Salz die brennende Speiseröhre? Vor Krämpfen bleibe ich zum Glück trotzdem verschont.

Der Gitzenberg ist abermals zu bezwingen. Der steile Bergabtrail verursacht meinen Beinen große Schmerzen. Aber das ist eben auch Ultralauf. Die Schmerzen werden in einigen Tagen vergehen und der Stolz wird bleiben. Am Watzmannblick vorbei geht es auf gut zu laufenden Pfaden dem Koppler Moor entgegen. Hier in Koppl bei Kilometer 94 wartet die vorletzte Verpflegestation. Ich hege den Plan, meine Softflasks für die letzten 10 Kilometer mit alkoholfreiem Bier zu befüllen. Das Bier ist mittlerweile das Einzige, was meiner brennenden Speiseröhre und Kehlkopf gut tut. Der Helfer scheint mein Vorhaben schon aus der Ferne zu durchschauen. Denn als ich nach einem Becher Bier frage, erhalte ich spontan die Antwort, dass das Bier hier an der Verpflegestelle zu trinken sei und nicht mitgenommen werden könne. Ich habe keine Energie für Diskussionen. Dann soll es so sein. Ich trinke zwei Becher und bewege mich weiter.

Der Nockstein wartet und ich bringe ihm großen Respekt entgegen. Den Aufstieg auf rund 1000 Höhenmeter habe ich aus dem Vorjahr steil und anstrengend in Erinnerung. Mir schmerzen mittlerweile zwar alle Fasern meines Körpers, bin dann doch überrascht, die 200 Höhenmeter zum Nockstein verhältnismäßig gut und rasch bewältigt zu haben. Eine atemberaubende Aussicht auf den Gaisberg und auf Salzburg entschädigt hier oben für die Strapazen. Es ist eines der unzähligen landschaftlichen Highlights dieser wunderbaren Strecke des mozart100.

Der Downhill ist quälend. Manche Passagen sind ausgesetzt und technisch schwierig. Meinen Muskeln, Sehnen und Gelenken freut es, als die abwärtsführenden Pfade in Stiegen münden. Stufen laufen sich deutlich schmerzfreier. Ich bin beim Kilometerschild 100 angelangt. Schräg, irrsinnig! Ich bin 100 Kilometer weit gelaufen. Zu all den Schmerzen kommt Stolz. Stolz, es auch heute wieder zu schaffen. Aber auch Dankbarkeit, verletzungsfrei über die vielen technisch schwierigen Passagen gelaufen zu sein.

Am Fuß des Kapuzinerberges erwartet mich die letzte Labestelle. Im Vorjahr hat es hier Wasser gegeben. Heute wird mir auch hier ein Bier gereicht. Ich nehme den Becher dankbar an, bedanke mich für den tollen Support und bringe es zu Ende. Stufe um Stufe erklimme ich den Kapuzinerberg. Mein geschwächter Körper hat sich einigermaßen erholt. Die Stufen stellen heute kein großes Problem dar. Ich bin beim Wehrturm und Franziskischlössl angelangt.

Nun heißt es ein letztes Mal die Zähne zusammenzubeißen. Erraten! Der schmerzhafte Abstieg wartet. Aber bereits einige Höhenmeter tiefer lindern abermals Stufen die Qualen und kurze Zeit später steige ich die letzte Stufe der Imbergstiege hinab und stehe vor der Staatsbrücke, die mich die Salzach queren und mich in die Salzburger Altstadt laufen lässt. Touristen säumen die Getreidegasse, den Alten Markt sowie den Residenz- und Domplatz. Es wird Applaus gespendet und es gibt viele anerkennende Zurufe. Mit Gänsehaut laufe ich auf den Kapitelplatz ein. Die letzten Meter dürfen meine geschundenen Beine auf rotem Teppich laufen. Ein paar Augenblicke später ist es vollbracht. Unter großem Applaus quere ich nach 15 Stunden und 25 Minuten die Ziellinie. Der Stolz kommt hoch, es trotz aller Widrigkeiten abermals geschafft zu haben.

Letztendlich habe ich meine Zeit vom Vorjahr um rund eine halbe Stunde unterboten und klassiere mich unter 390 gestarteten Teilnehmern an der 72. Stelle. War ich in Hinterwinkl noch auf Rang 214, so machte ich im Lauf des Tages Platz um Platz gut. Rund 150 Teilnehmer schaffen es diesmal leider nicht ins Ziel. Ein gerahmtes Foto vom Zieleinlauf steht gemeinsam mit der Finisher-Medaille als tolles Andenken bereit. Das Limit für die neuerliche Teilnahme an der Startplatz-Lotterie für den Western State 100 Endurance Run 2019 habe ich somit auch wieder in der Tasche.

Ich gönne mir nun einige Tage Laufpause. Die Wunden gehören geleckt. Meine rechte Zehe sieht sehr bemitleidenswert aus. Auch schmerzt die eine oder andere Sehne und Muskelverhärtungen und -mikrorisse gehören auskuriert.

Fazit:

Ich kann mein Fazit vom vergangenen Jahr bloß wiederholen. Dem Veranstalter ist ein riesengroßes Kompliment auszusprechen. Bereits seit Monaten wird laufend über Facebook informiert. Zu jedem Augenblick hat man das Gefühl, dass der Teilnehmer im Mittelpunkt steht. Die Strecke wartet mit unglaublich vielen optischen Highlights auf. Der Start und das Ziel inmitten der Salzburger Altstadt ist dazu ein genialer Kontrast zu den landschaftlichen Schönheiten und technisch schwierigen Trailpassagen.

Der Support lässt keine Wünsche offen. Die Streckenmarkierung ist herausragend. Ob Sprühmarkierung am Boden, montierte Hinweisschilder, geknüpfte Warnbänder, es wird auf der gesamten Strecke unmissverständlich die korrekte Laufrichtung angezeigt. Die gut gelaunten, motivierten Helfer des Veranstalterteams haben ebenfalls großen Anteil am Erfolg des mozart100.

16.06.2018: mozart100 / Salzburg - Laufbericht


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Freitag, 1. Juni 2018

mozart100 - Packliste: Laufweste / Dropbag / am Körper

Hier sind Gegenstände aufgelistet, die sich bei meiner neuerlichen Teilnahme am mozart100 in Salzburg sowohl in meinem Laufrucksack als auch im Dropbag bzw. am Körper befinden werden. Die gelb unterlegten Gegenstände gehören zur Pflichtausrüstung!

Auf das Dropbag kann beim mozart100 zweimal (bei km 31 bzw. 73 jeweils an der Verpflegestelle Fuschl) zugegriffen werden.


mozart100 Packliste
AM KÖRPER

Inov-8 Race Ultra 290 Trailrunning-Schuhe
CEP Compressionsstrümpfe
Funktionsunterhose
Raidlight Trailrunning Short
Raidlight Trailrunning Shirt
Raidlight Cap
Uvex Sonnenbrille
Raidlight Multifunktionstuch
Garmin Forerunner 920XT
Startnummernband







IN DER LAUFWESTE (Salomon S-Lab Adv Skin 3)

2 Soft-Flask SF750 gefüllt mit Peronin und Wasser
Dynafit Regenjacke mit Kapuze (wasserdicht)
Stirnband/Mütze
Stirnlampe Petzl Tikkina
faltbarer Becher
8 Gels
10 Salztabletten
Ipod mit Kopfhörer
Dynafit Trailrunning-Stöcke
Müllsack
Mobiltelefon
Erste-Hilfe-Set
etwas Geld
Powerbank
Pfeife

Ich verzichte auf das Mitführen meiner teuren und hochwertigen Petzl Nao+ - Stirnlampe, da ich plane, deutlich vor Einbruch der Nacht im Ziel zu sein. Sollte es doch unerwartet spät werden, spendet aber selbst die Petzl Tikkina 60 Lumen und würde mir den Weg zum Ziel recht gut ausleuchten.

Die Trailrunning-Stöcke werde ich wie im Vorjahr für die ersten 31 Kilometer im Laufrucksack verstauen. Erst wenn es Richtung Schafbergalm geht, werde ich die Stöcke zu Hilfe nehmen.



mozart100 Dropbag
IM DROPBAG

Das Dropbag muss mit der Startnummer versehen sein. Ich verwende für mein Dropbag einen Schuhkarton.

Es lohnt sich, das Dropbag zum Schutz vor äußeren Witterungseinflüssen wasserdicht zu verpacken. Um ein rasches Auffinden zu gewährleisten, gestalte ich die Startnummer auf meinem Dropbag farblich auffällig.

12 Gels
1 Peronin
Ersatz-Socken
Ersatz-Laufshirt
Ersatz-Schuhe (nur wenn mit Dauerregen zu rechnen ist)





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Freitag, 11. Mai 2018

05.05.2018: Der Welschlauf (Marathon) 2018 - Laufbericht

Der Samstag des ersten Mai-Wochenendes gehört traditionell dem Welschlauf. Dieser im Jahr 1995 ins Leben gerufene Landschaftsmarathon im südwestlichen Bereich der Steiermark, wird vom Veranstalter selbst als schönster, schwierigster und geselligster Lauf bezeichnet. Der Marathon führt jährlich wechselnd von Wies nach Ehrenhausen oder eben in umgekehrter Richtung von Ehrenhausen mit Ziel in Wies und verbindet die Welsch- mit der Schilcherregion. Neben der klassischen 42,2 km - Marathonstrecke stehen ein Halb- oder auch Viertelmarathon (auch für Nordic Walker) zur Auswahl. Ziel ist heuer für alle Bewerbe der Ort Ehrenhausen.


Welschlauf 2018 Streckenführung



Großteils verläuft die anspruchsvolle Strecke, die auf der Marathondistanz mit rund 1000 Höhenmeter aufwartet, entlang der Südsteirischen Weinstraße und gewährt großartige Ausblicke auf rebenbewachsene Hänge und malerische Weinbauorte.

Das Startgeld für den Marathon beträgt 40 Euro. Das Startpaket samt Startnummer kann am Lauftag unmittelbar vor dem Start des jeweiligen Bewerbs oder am Vortag im Ort Leutschach beim Startfest abgeholt werden. Hier wird man mit kulinarischen Köstlichkeiten und Musikunterhaltung verwöhnt und auf den folgenden "Run-Day" eingestimmt.


Am Lauftag selbst lassen über 20 Labestellen keinen Versorgungsengpass aufkommen. Die Finisher-Medaille darf ebenso wie ein T-Shirt, einige Werbe-Beigaben sowie ein Gepäcktransport (hier als Lumpentransport bezeichnet) nicht fehlen. Wer sein Fahrzeug im Ziel haben möchte, kann den Shuttle-Dienst zum Start der jeweiligen Bewerbe nutzen.

Für die Nachwuchssportler sind an insgesamt 5 Standorten sogenannte WelschiKNAXmarathons organisiert. Streckenlängen zwischen 800 und 3900 Meter bieten für alle Jahrgänge passende Distanzen.

Sebastian beim WelschiKNAXmarathon


Sebastian war bereits im Vorjahr beim WelschiKNAXmarathon am Start. Ihm ist die liebevolle und kindgerecht organisierte Veranstaltung positiv im Gedächtnis geblieben. So zögert er keine Sekunde, als ich ihm den Vorschlag einer neuerlichen Teilnahme mache. 


Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Bereits bei der Anfahrt nach Leutschach schüttet es zeitweise wie aus Kübeln. Als wir gegen 16.30 Uhr eintreffen, lichten sich die Wolken ein wenig und der Niederschlag macht eine Pause.


Wir holen Sebastian´s Startunterlagen. Neben der Startnummer erhält Sebastian für 7 Euro Nenngeld (für Knax-Club-Mitglieder; ansonsten 8 Euro) ein "WelschiKNAXmarathon-Laufshirt" und einen Speise-Bon, den wir nach dem Lauf einlösen werden. Ebenso wird er im Ziel eine tolle Finisher-Medaille um den Hals gehängt bekommen. Dem nicht genug, wartet auch noch eine Verlosung von Warenpreisen auf die Nachwuchssportler. Getränke vor und nach dem Lauf stehen natürlich auch parat.

Auch ich nutze die Gelegenheit und hole für meinen morgigen Marathon die Unterlagen ab. Neben der Startnummer gibt es auch für mich unter anderem einen Speise- und Getränke-Bon, einzulösen beim heutigen Startfest. Eine Dose Bier, Warenproben und natürlich auch das Welsch-Leibchen kommen ebenfalls aus meinem Startersack zum Vorschein.

Sebastian ist aufgeregt und voller Vorfreude. Mit ihm warten weitere 100 junge Läufer auf den Start der beiden Kinderbewerbe. Kurz vor dem geplanten Start des 800 Meter langen Laufes ziehen leider wieder dunkle Gewitterwolken über Leutschach auf und der Himmel öffnet abermals seine Schleusen. Der Veranstalter reagiert sehr verantwortungsbewusst und verschiebt kurzerhand den Start, während wir unter Regenschirmen und Partyzelten zuwarten. Nach einer Viertelstunde macht der Regen eine Pause. Diese Gelegenheit wird genutzt, um beide Kinderläufe gleichzeitig zu starten bzw. auch den Lauf für die größeren Kids auf die 800 Meter lange Schleife zu reduzieren. So werden gegen 17:45 Uhr nach einem stimmgewaltigen Countdown alle 100 Kinder auf den 800 Meter langen Rundkurs entlassen, der von Polizei und freiwilligen Helfern gut abgesichert ist.

Sebastian saust mit der Läuferschar davon. Ich gehe ihm ein Stück entgegen. Vom letzten Jahr weiß ich, dass der erste Teil der Strecke bergab führt und nach einer Kehre der beschwerliche Anstieg zum Ziel wartet. Bald taucht Sebastian auf. Er läuft im mittleren Läuferfeld ein ansprechendes Tempo. Im Vorjahr musste Sebastian hier auf dieser Steigung in den Gehschritt verfallen. Heute hat es den Anschein, als laufe er mit lockerem Laufschritt spielerisch dem Ziel entgegen. Kurze Zeit später überquert Sebastian auch schon die Ziellinie. Er bekommt die heuer aus Metall gefertigte Finisher-Medaille um den Hals gehängt. Auch eine Urkunde liegt bereit. Wir beglückwünschen unseren Sohnemann zur großartigen Leistung. Sebastian erzählt uns von seinen Eindrücken während des Rennens. Es ist immer wieder spannend zu hören, wie es ihm auf der Strecke ergeht. Zwischendurch regnet es immer wieder leicht, aber dadurch lassen wir uns den Appetit auf die wohlverdiente Bratwurst nicht verderben. Während dessen findet noch eine Verlosung von Warenpreisen statt. Wie im Vorjahr geht Sebastian vorerst leer aus. Aber der Veranstalter hat vorgesorgt und so erhalten alle Kinder, die in der regulären Tombola nicht gewonnen haben, einen kleinen Trostpreis.

Ich kann die WelschiKNAXmarathons vorbehaltlos empfehlen. Es ist für unsere Kids bestens gesorgt. Die Leistungen der Nachwuchssportler werden mit T-Shirt, Medaille und Urkunde entsprechend gewürdigt. Diese Gesten machen die teilnehmenden Kinder stolz und erhalten die Freude an der Bewegung bzw. am Laufsport. Ein großes "Daumen hoch" für diese großartige Veranstaltung.

Mein Marathon:


Ich starte mit zwei Honigbroten in den Lauftag. Danach geht es über die Südautobahn nach Ehrenhausen. Hier stehen um 08.00 Uhr Busse bereit, die uns Läufer zum Start nach Wies bringen.

In Wies herrscht bereits buntes Treiben. Spätentschlossene haben noch die Möglichkeit zur Nachnennung. Ich gönne mir einen Kaffee, sitze entspannt auf einer Bank und lausche der unterhaltsamen Moderation bzw. der Blasmusikkabelle.

"Riegl aufi, Riegl obi", heißt es pünktlich um 10 Uhr, was übersetzt so viel wie "Hügel rauf, Hügel runter" bedeutet. Und das ist auch schon die Charakteristik dieser Strecke. Der Welschlauf bietet kaum Gelegenheit, sich auf flacher Strecke fortzubewegen.

Ich werde mit weiteren rund 170 Teilnehmern des Marathons auf die Strecke gelassen. Ich befinde mich aktuell in der unmittelbaren Vorbereitung für den mozart100, einem 105 km langen Ultratrail Mitte Juni. So habe ich in dieser Woche schon einige Trainingskilometer in den Beinen. Dieser heutige Marathon soll mir als weiterer langer Dauerlauf dienen. Als Ziel gebe ich eine Zeit zwischen 4:12 und 4:20 Stunden an meine schweren Beine aus und lege mir zusätzlich auf, alle Steigungen laufend zu meistern. Gehschritt ist heute also völlig tabu.

Das Wetter meint es heute gut mit uns. Ich persönlich bevorzuge zwar Sonnenschein und Wärme, aber vom leistungstechnischen Standpunkt ist der wolkenverhangene Himmel und die mäßigen Temperaturen nicht von Nachteil. Im Verlauf der folgenden Stunden wird auch der eine oder andere Regentropfen für zusätzliche Abkühlung sorgen.

Der Großteil der 42 Kilometer wird auf asphaltierten Straßen gelaufen. Die Topografie ist wie bereits erwähnt mit knapp 1000 positiven Höhenmetern recht anspruchsvoll. Die landschaftliche Schönheit der Gegend entschädigt für die Strapazen. Rebenbewachsene Weinhänge und malerische Ortschaften, dazu reichlich Verpflegestellen und ein begeistertes Publikum an vielen Punkten der Strecke lassen den Welschlauf zu einem unvergesslichen Lauftag werden.

Es braucht heute ein paar Minuten, bis meine Beine in einen Rhythmus finden. Die ersten paar Kilometer führen moderat aufwärts. Die Ortschaften Kopreinig und St. Ulrich am Greith lassen wir hinter uns. Abwechslungsreiche Kilometer folgen. Mal geht es abwärts, dann wieder hoch, um anschließend wieder talwärts zu laufen. "Riegl aufi, Riegl obi" eben. An den in üppiger Anzahl vorhandenen Labestellen warten fröhliche und hilfsbereite Menschen, die Wasser, Iso und Obst reichen. Dazu bietet die Gegend reichlich Gelegenheit, sich an der landschaftlichen Schönheit satt zu sehen. Ich fühle mich sehr wohl.

Ungefähr bei Kilometer 10 haben wir die Talsohle in Wuggau erreicht und laufen auf einem der wenigen Flachstücke St. Johann entgegen. Nun folgt ein beinahe ununterbrochener Anstieg bis zur Halbmarathonmarke. Trotz teilweise knackiger Anstiegen habe ich die ersten 21 Kilometer nach gut 2 Stunden und 2 Minuten in der Tasche. Ich weiß um die noch bevorstehenden Anstiege, aber auch um die letzten 7 Kilometer, die fast durchgehend bis zum Ziel nach Ehrenhausen fallen. Ich bin zuversichtlich, eine Zeit von 4 Stunden und 12 Minuten erreichen zu können.

Nach rund 24 Kilometer treffen wir auf die Starter des Halbmarathons. Die haben sich die ersten 3 Kilometer vom Startort Leutschach hier auf den Bergkamm gequält. Fortan teilen wir uns nun die Laufstrecke auf dem Weg nach Ehrenhausen. 

Vor zwei Jahren machten mir Krämpfe in den Beinen die letzten 15 Kilometer des Welschlaufes zur Hölle. Seither bin ich dagegen gerüstet und beuge mit Salztabletten vor. Auch heute schlucke ich nach der ersten, zweiten und dritten Laufstunde jeweils eine Salzration und bleibe vor lästigen und schmerzhaften Krämpfen verschont. Kohlenhydrate liefern mir neben den Iso-Getränken und Bananenstücken an den Labestationen meine eigenen Energy-Gels. Ich habe vier Gels in den Taschen meiner Laufweste, die ich gut aufgeteilt auf den Lauf zu mir nehme.


Welschlauf 2018 Marathon
Heute rollt es. Ich überhole Läufer um Läufer des Halbmarathon-Bewerbs. Die meisten Anstiege meistere ich mit Leichtigkeit. Immer mehr Kilometerzeiten liegen deutlich unter 5:30 Minuten; einige sogar unter 5:00 Minuten. Das letzte Viertel der Strecke bricht an. Hier in Gamlitz "tanzt der Bär". Massen von Viertelmarathon-Teilnehmer strömen zum Start.

Im Bereich von Glanz und Sulz ist ein für die Oberschenkelmuskulatur sehr anspruchsvoller Downhill in das Sulztal hinab zu laufen, bevor die Strecke unmittelbar danach schweißtreibende 160 Höhenmeter aufwärts führt. Beinahe alle verfallen hier in den Gehschritt. Gehen ist für mich heute tabu. So ist auch diese Herausforderung nach wenigen Minuten geschafft. Schenkt man den Beschilderungen Glauben, befinde ich mich aktuell auf slowenischem Staatsgebiet. Zumindest dann, wenn ich am rechten Wegesrand laufe.

Die letzten 7 Kilometer sind angebrochen. Fortan geht es meist bergab. Mein Körper zeigt weiterhin kaum Anzeichen von Schwäche. Im Gegenteil. Die Kilometerzeiten auf den Bergab-Passagen pendelt sich bei 4:30 Minuten ein. Eine kurze Hochrechnung ergibt, dass ich - sollte ich es mit dieser Pace bis nach Ehrenhausen schaffen - es sogar unter der 4-Stunden-Grenze schaffen kann. 

Und tatsächlich gelingt es mir, die Pace weiterhin hoch zu halten. Motiviert von den vielen aufmunternden Zurufen von Mitläufern und Zuschauern jage ich dem Ziel entgegen. Eine neuerliche Zeitschätzung bei Kilometer 40 bestätigt es. Ich kann es heute schaffen. Ich kann den anspruchsvollen Welschmarathon unter 4 Stunden finishen. Und das am Ende einer anstrengenden Trainingswoche. Verrückt! Ich bin im "flow". Es geht weiter abwärts; topografisch gesehen. Kilometer 41 liegt hinter mir.

Ich bin in Ehrenhausen. Vorbei an voll besetzten Gastgärten geht es dem Ziel entgegen. Der Moderator kündigt meinen Namen an und schon überquere ich die Ziellinie. Der letzte Kilometer ist in 4:12 Minuten gelaufen! 3 Stunden, 58 Minuten und ein paar Sekunden lautet das offizielle Endergebnis. Mir wird die Finisher-Medaille um den Hals gehängt und bin sehr stolz auf meine gute Leistung, wenngleich ich auf der zweiten Streckenhälfte verdrängt habe, dass es heute ein eher lockerer Dauerlauf hätte werden sollen. Egal! Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Und hier in Ehrenhausen kann man sie im vorbereiteten Festzelt bis spät in die Nacht feiern.

Auch bei der Zielverpflegung fehlt es beim Welschlauf an nichts. Leckere Aufstichbrote, Kuchen, Wasser, Iso und alkohlfreies Bier stehen in Massen für die hungrige und durstige Läuferschar bereit. Sogar warmes Wasser ist mir im Anschluss unter der Dusche vergönnt.

Fazit zum Welschlauf? Landschaftliche Schönheit gepaart mit anspruchsvoller Strecke und großartiger Organisation machen den Welschlauf zur Pflichtveranstaltung. 

05.05.2018: Der Welschlauf (Marathon) - Laufbericht 


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Inov-8 Trailtalon 290 - Produktvorstellung und Testbericht

Never change a "running-system"! Aber was tun, wenn der Ultradistanzschuh deines Vertrauens nicht mehr hergestellt und die Hamsterkäufe aufgebraucht sind?

Inov8 Trailtalon 290 Testbericht
Bisher kamen für langen Trailläufen ausschließlich die Inov-8 Race Ultra 290 an meine Füße. In dieses Schuhwerk hatte ich größtes Vertrauen. Aber wie eingangs erwähnt, neigen sich die getätigten Hamsterkäufe dem Ende und es muss ein neuer Schuh für die langen Kanten gefunden werden.

Als Alternative scheint mir der Inov-8 Trailtalon 290 in Frage zu kommen. Wie sich der Schuh auf den ersten Trailrunden machte, schildere ich in diesem Beitrag:

Der Trailtalon 290 ist für lange Strecken konzipiert, verspricht der Hersteller. Eine zweiteilige Powerflow-Zwischensohle mit einem 6 mm starken Fußbett soll eine erhöhte Stoßdämpfung und Energierückgabe gewährleisten. Auch ist der Schuh mit der sogenannten Adapterfit-Technologie ausgestattet. Was so viel heißt, wie dass der eigentliche Schuh im Mittelfußbereich durch eine Art Skelett aus PU gestützt ist. Das PU-Skelett ist jedoch nicht vollflächig mit dem Oberschuh verbunden, sodass sich der Schuh dem anschwellendem Fuß anpassen kann. 

Laut Hersteller wiegt der Schuh in Größe UK 8 rund 290 Gramm. Die Sprengung wird mit 8 mm angegeben.

Das aktuelle Modell in schwarz/blau sitzt auf meinen normal breiten Füßen im Mittelfuß- und im Fersenbereich ausgezeichnet. Die Zehenbox bietet genügend Platz, um die Zehen gut bewegen zu können. Eine stabile Kappe aus Gummi schützt die Zehen vor spitzen Steinen.

Im Knöchelbereich ist der Schuh gut gespolstert. Die Zunge ist ebenfalls komfortabel gepolstert, liegt gut an und schützt den Fuß vor eindringendem Schmutz.

Die Sohle fühlt sich sehr flexibel an, was vor allem in steilen Aufstiegen positiv zu spüren ist. Dafür sorgt die spezielle Flexionskerbe zwischen Vor- und Mittelfußbereich. 

Trotz der Sprengung von 8 mm vermittelt mit der Trailtalon 290 ein direktes Laufgefühl.

Das Profil mit seiner 4 mm starken Tiefe sorgt auf Wald-, Wiesen- und Schotterwegen für ausgezeichneten Halt. Die großflächigen Stollen verhindern ein Verkleben der Sohle durch Steinchen oder Erdreich. Lediglich auf sehr matschigen Trails verliert der Trailtalon 290 seine ansonsten gute Bodenhaftung und neigt dazu, auf Querpassagen seitlich wegzurutschen.


Fazit: 

Der Inov-8 Trailtalon 290 läuft sich sehr bequem. Der Grip ist auf halbwegs trockenen Trails hervorragend gegeben. 

Die flexible Sohle und der gute Sitz im Fersen- und Mittelfußbereich sind ebenfalls positiv hervorzuheben. Der Schuh läuft sich auch durchaus bequem auf asphaltierten Strecken. 

Lediglich mit der werksseitig eingeschlauften Schnürung kam ich überhaupt nicht zurecht. Aber neu eingefädelt und mit der Marathonschlaufe versehen, sitzt der Schuh an meinem Fuß sehr passend.

Der Trailtalon 290 schickt sich an, mein neuer Begleiter auf langen Strecken zu werden.


Inov-8 Trailtalon 290 - Produktvorstellung und Testbericht

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