Posts mit dem Label Trailrunning werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Trailrunning werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 10. September 2023

10.09.2023: öFiber Trail Run Graz - Laufbericht

Bei prächtigem Spätsommerwetter feiert der öFIBER Trail Run Graz seine Premiere. Laut Veranstalter wartet auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine einzigartige Strecke auf malerischen Waldwegen bis nach Mariatrost.

"Ein urbaner Trail-Wettkampf fehlt hier bei uns!", hat sich wohl das Team von runninGraz gedacht und den öFIBER Trail Run Graz ins Leben gerufen. Und der Veranstalter scheint recht zu behalten. Denn die Premiere lockt bei herrlichem Spätsommerwetter beinahe 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Start- und Zielgelände an den Hilmteich. Zur Auswahl stehen Distanzen von 5,5 Kilometer und 10 Kilometer. Ein Kids-Trail über 1000 Meter steht für die Nachwuchssportler bereit.

Ich selbst gehe beim 10 Kilometer langen öFIBER Trail Run mit ca. 360 Höhenmeter an den Start. Mit meiner Laufzeit von 50:36 Minuten bin ich sehr zufrieden und platziere mich auf dem 2. Rang meiner Altersklasse. Die Strecke ist großartig gewählt und die Markierung lückenlos. Wer sie braucht, findet gut platzierte Labestellen. Das Organisationsteam von runninGraz ist freundlich und motivierend. Der Start- und Zielbereich direkt am Hilmteich ist toll gewählt. Und auch eine Finisher-Medaille fehlt nicht. Ganz klare Empfehlung!

10.09.2023: öFiber Trail Run Graz - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".

Samstag, 28. Mai 2022

28.05.2022: Semmering Adventure Run / 6 Stunden Trailrun - Laufbericht

Andventure Runs Semmering
Grundsätzlich bin ich kein Freund von Stundenläufen! Stunde um Stunde die selbe - meist kaum mehr als 1000 Meter lange und asphaltierte - Runde im Kreis zu laufen, ist nicht mein Ding. Ich liebe das Laufen auf Trails, weil es mir Abwechslung bereitet und mich die Natur spüren lässt.

Aber der 6-Stunden-Trailrun beim Semmering Adventure Run ist anders. Wie die Bezeichnung der Veranstaltung schon verrät, handelt es sich dabei um einen Lauf im Gelände. Die zu belaufende Schleife ist etwas über 6 Kilometer lang und hat zudem rund 320 Höhenmeter zu bieten.

Organisiert wird der Semmering Adventure Run von der Sportventure OG. Für sein Startgeld bekommt man eine gut organisierte Veranstaltung mit ordentlich Zugaben: Zum einen gibt es die Startnummer. Für die Zeitnehmung wird ein Chip mit Neopren-Band zur Anbringung am Fuß verwendet. Auch eine Gepäckabgabe fehlt nicht. Die Streckenmarkierung ist - hier kann ich nur von der 6 Kilometer langen Schleife sprechen - lückenlos. Die Labestelle ist für mein Empfinden gut platziert und bietet mit Wasser, Iso und Früchten grundsätzlich ausreichend Verpflegung. Wobei ich mir in den späteren Stunden eines langen Laufes einen Schluck alkoholfreies Bier oder ein Stück Kuchen gewünscht hätte. Aber das sind persönliche Befindlichkeiten. Im Grunde bin ich sowieso autark und verpflege mich großteils mit Gels meines Vertrauens.

Wie es mir am Semmering ergangen ist, kann in meinem Buch nachgelesen werden:

BUCHPROJEKT "Lebenstraum Western States 100 - Erlebnisberichte eines (Ultra-)Läufers"

Ich habe beschlossen, meinen Weg nach Auburn in Buchform zu verfassen. Die Reise nach Palisades Tahoe (vormals Squaw Valley) hat bereits vor einigen Jahren begonnen, als ich meine Liebe zum Trailrunning entdeckt und das erste Mal über diesen geschichtsträchtigen 100-Meilen-Lauf durch die Wildnis der Sierra Nevada gelesen habe.

Das am 02.03.2023 veröffentlichte Buch beinhaltet auf über 200 Seiten Erlebnisberichte von ausgewählten Läufen, die Beschreibung des WSER-Losprozesses, die Teilnahme an den Lotterien, Einblick in mein Training und natürlich den vollständigen und umfangreichen Laufbericht meiner Teilnahme am WSER.

Das Buch kann direkt über mich, aber auch über den Online-Shop der Buchschmiede und natürlich auch über den stationären oder Online-Buchhandel bezogen werden.


28.05.2022: Semmering Adventure Run / 6 Stunden Trailrun - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".





Samstag, 30. April 2022

Western States 100: Renntaktik und Zeittabelle

Mittlerweile habe ich einen Großteil der wettkampfspezifischen Vorbereitung für meine Teilnahme am Western States 100 abgeschlossen.

Für die Bewältigung von ultralangen Strecken braucht es Pläne. Lediglich den Plan A im Kopf zu haben, ist zu wenig! Je länger die Strecke ist, desto mehr Unvorhergesehenes kann eintreten. Erst recht, wenn man - so wie ich - eine 100 Meilen lange Strecke das erste Mal in Angriff nimmt. Hat man dann im Anlassfall keine Alternativen parat, ist die Panik und Frustration groß.

Grundsätzlich möchte ich auf ultralangen Strecken flache Passagen und moderat steigende Abschnitte sowie fallende Streckenteile so lange als möglich laufend bewältigen. Steinige, zerklüftete und steile Aufstiege und Abstiege plane ich, von Beginn an flott zu gehen bzw. steigen. Insbesondere der steile, rund 4,5 Meilen lange Aufstieg zum Emigrant Pass unmittelbar nach dem Startsignal will mit Bedacht in Angriff genommen werden.

An den Checkpoints werde ich mir nicht mehr als die unbedingt erforderliche Zeit für die Labe und das Auffüllen der Flüssigkeitsreserven gönnen. Zeit für Fotopausen muss genügend vorhanden sein, denn immerhin erfülle ich mir mit der Teilnahme am Western States 100 meinen sportlichen Lebenstraum. Jedoch dürfen die cut/off-Zeiten nicht aus den Augen verloren werden. Wer nach längstens 30 Stunden die Ziellinie in Auburn nicht überquert hat, ist aus dem Rennen und die Reise nach Hause muss ohne Gürtelschnalle und Finishermedaille angetreten werden.

Ab Meile 62 ist die Begleitung durch einen sogenannten Pacer erlaubt. Ich bemühe mich aktuell darum, einen passenden Begleitläufer für die Nachtstunden zu organisieren. Dafür stellt der Veranstalter eine digitale Pacer-Börse zur Verfügung. Ich bin auch im erschöpften Zustand grundsätzlich gerne auf mich alleine gestellt, jedoch hat insbesondere meine Familie ein besseres Gefühl, wenn ich in den Nachtstunden nicht mutterseelenallein durch die kalifornische Wildnis laufe. Mit einem Pacer - und folglich mit der Leuchtkraft von zwei Stirnlampen - verspreche ich mir zudem eine komfortablere Orientierung. Mal sehen, ob sich ein Pacer finden lässt bzw. ob ich mich letztendlich nicht dagegen entscheide und "das Ding" alleine rocke ...

Das erfolgreiche Finish des Western States 100 ist mein sportlicher Lebenstraum. Plan B ist somit klar definiert. Eine Ankunft in Auburn innerhalb der 30 Stunden ist das Minimalziel.

WSER


Auf dieser Tabelle habe ich mögliche Zwischenzeiten bei den Checkpoints eingetragen. Mir ist natürlich bewusst, dass Zeiten von einem Checkpoint zum anderen auf Grund körperlicher Befindlichkeiten, durch Witterungseinflüsse etc. erheblich variieren können. Aber wie eingangs erwähnt: Es braucht Pläne!

Plan A ist der Masterplan! Und diesen Plan halte ich auch für durchaus realistisch. Plan A prognostiziert eine Ankunft an der Ziellinie nach 25 bis 28 Stunden Laufzeit. Wenn ich diesen Plan umsetzen kann, habe ich zum einen genügend Zeit für Versorgungs- und Fotopausen. Zum anderen bereiten mir die cut/off-Zeiten keinen Stress und ich kann den Western States 100 vollends "genießen"!

Da wäre noch Plan A+! Plan A+ lässt mich innerhalb von 24 Stunden finishen. Plan A+ halte ich zwar grundsätzlich für möglich. Jedoch werde ich das Tempo von Start weg auf Plan A auslegen, denn das erfolgreiche Finish mit Sicherheitsabstand zu den cut/off-Zeiten ist bei meinem "Lebenslauf" oberstes Gebot! Plan A+ kann daher nur "spontan" und auch nur dann erreicht werden, wenn ich in der Hitze gut bis Foresthill komme, ich zudem in den Nachtstunden auf den verbleibenden 60 Kilometern die Gehpassagen kurz halten kann und die vielen negativen Höhenmeter meine vordere vordere Oberschenkelmuskulatur nicht gänzlich gecrasht haben.

Pläne hin oder her. Ich hoffe, mein Schutzengel lässt mich gesund und rechtzeitig in Auburn ankommen!

Western States 100: Renntaktik und Zeittabelle


"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".



Sonntag, 27. März 2022

27.03.2022: 6. Lindkogeltrail - Laufbericht

Ich befinde mich am Beginn der wettkampfspezifischen Trainingsphase für die Teilnahme am Western States 100 Endurance Run. Lange Läufe, wie heute der Lindkogeltrail, dienen der Erlangung von körperlicher Grundlagenausdauer für ultralange Strecken. Immerhin warten im Juni satte 161 Kilometer inmitten der kalifornischen Wildnis auf mich. So habe ich in dieser Woche bereits drei Trainingseinheiten mit insgesamt rund 40 Kilometer auf der Haben-Seite zu Buche stehen. In Kombination mit der nächtlichen Umstellung auf die Sommerzeit, die mir eine Stunde Schlaf geraubt hat, fahre ich um 5 Uhr Früh muskulär und auch geistig recht vorermüdet nach Niederösterreich.

Laufbericht Lindkogeltrail
90 Minuten später erreiche ich Bad Vöslau. Ich parke in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungszentrum. Hier am Vorplatz des Thermalbades sind bereits alle Vorkehrungen für ein gelungenes Trailrunning-Fest getroffen.

So sind hier der Start- und Zielbogen aufgebaut, die Kleiderabgabe und Startnummernausgabe eingerichtet, WC-Anlagen installiert sowie Tische und Bänke für die Labung nach dem Zieleinlauf aufgestellt. Nur eine Duschmöglichkeit fehlt. Hier scheint es wohl keine Kooperationsmöglichkeit mit dem Thermalbad zu geben. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Im Grunde lässt die von der Fairsport Events e.U. und Gold Events organisierte Veranstaltung, die heuer übrigens zum bereits 6. Mal stattfindet, keine Wünsche offen.

Auch das Wetter lässt sich nicht lumpen. Bereits jetzt um 7 Uhr morgens hat es angenehme 8 Grad. Es werden uns wolkenlose Stunden und Temperaturen um 20 Grad prognostiziert.
Ich bin für den Ultra Trail genannt. Die Strecke ist 54,5 Kilometer lang und beinhaltet rund 2.400 Höhenmeter. Das Nenngeld beträgt je nach Anmeldezeitpunkt zwischen 50 und 70 Euro. Dafür erhält man die Startnummer mit integriertem Transponder für die Zeitnehmung durch Race Result, ein Goodie-Bag, die Finisher-Medaille, eine lückenlose Streckenmarkierung und ausreichend Verpflegestellen im Verlauf der Strecke.

Wie es mir rund um Bad Vöslau ergangen ist, kann in meinem Buch nachgelesen werden:

BUCHPROJEKT "Lebenstraum Western States 100 - Erlebnisberichte eines (Ultra-)Läufers"

Ich habe beschlossen, meinen Weg nach Auburn in Buchform zu verfassen. Die Reise nach Palisades Tahoe (vormals Squaw Valley) hat bereits vor einigen Jahren begonnen, als ich meine Liebe zum Trailrunning entdeckt und das erste Mal über diesen geschichtsträchtigen 100-Meilen-Lauf durch die Wildnis der Sierra Nevada gelesen habe.

Das am 02.03.2023 veröffentlichte Buch beinhaltet auf über 200 Seiten Erlebnisberichte von ausgewählten Läufen, die Beschreibung des WSER-Losprozesses, die Teilnahme an den Lotterien, Einblick in mein Training und natürlich den vollständigen und umfangreichen Laufbericht meiner Teilnahme am WSER.

Das Buch kann direkt über mich, aber auch über den Online-Shop der Buchschmiede und natürlich auch über den stationären oder Online-Buchhandel bezogen werden.



27.03.2022: 6. Lindkogeltrail - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".





Donnerstag, 13. Mai 2021

13.05.2021: 7 Summits Extreme Graz - Laufbericht

#letsgograz Laufbericht Wolfgang Kölli 7 Summits Extreme
Mit dem Projekt "Let´s Go! Graz" möchte die Landeshauptstadt der Steiermark die (Grazer) Bevölkerung für den Sport begeistern und das Bewusstsein für den gesundheitlichen Aspekt des Sports stärken.

Eines der Events des Sportjahres 2021 sind die 7 Summits. Die Herausforderung ist, die 7 höchsten Gipfel um Graz zu erklimmen. Dazu zählen der Hackher-Löwe am Schloßberg, die Satellitenstation auf dem Lustbühel, der Fürstenstand, die Kirche St. Johann und Paul, die Kronprinz-Rudolf-Warte am Buchkogel, die Stephanienwarte auf der Platte und der "Hausberg der Grazer", der Schöckl.

Die Ziele sind mit "Let´s Go! 7 Summits - Schilder" markiert. Es liegen auch Stempel bereit, um damit seinen Sammelpass (kann im Internet herunter geladen werden) zu füllen. Hat man bis Ende November alle Stempel gesammelt und sendet den vollständigen Sammelpass an den Verein Active City Graz, so erhält man eine Wandernadel samt Urkunde und nimmt an der Verlosung eines tollen Preises teil.

Während es bei den 7 Summits nicht um die schnellste Zeit, sondern um das Erlebnis geht, wurde für Extremsportler und Bewegungsenthusiasten der Wettkampf "7 Summits Extreme" ins Leben gerufen. Start ist am Grazer Hauptplatz. Nun gilt es für die Teilnehmer, alle 7 Gipfel zu erklimmen. Die Reihenfolge bleibt jedem selbst überlassen. Das Ziel ist wiederum am Hauptplatz Graz. Der Wettkampf wird über die App "MapRun6" gelaufen. Diese App, für den Orientierungslauf konzipiert, registriert die angelaufenen Punkte und speist im Anschluss die Daten in die Ergebnistabelle. Zwei Klassen kommen in die Wertung: gänzlich zu Fuß oder eine Kombination aus Rad und zu Fuß (d.h. man fährt mit dem Rad bis knapp vor den Gipfel, die letzten Meter werden zu Fuß bewältigt). An den 7 Summits Extreme kann zwischen 26. April und dem 16. Mai teilgenommen werden. Die Siegerehrung für die Allgemeine Klasse, den Altersklassen Masters Ü45 und Masters Ü60 (jeweils für Damen und Herren) erfolgt laut Ausschreibung im Rahmen der Sport Austria Finals am 4. Juni.

Da ich im Süden von Graz wohnhaft bin, liegen die 7 Summits quasi vor meiner Haustüre. Ehrensache also, mich der Challenge zu stellen. Dank der Plattformen wie z.B. Alltrails ist es ein Leichtes, sich seine Route am Computer zu designen und anschließend als GPX-File auf die Laufuhr zu laden. Damit ist die Orientierung um ein vielfaches einfacher.

Ich überlege lange, bis ich mich für eine endgültige Route entscheide. Laut GPX-File ist die Strecke meines Vertrauens 62 Kilometer lang und beinhaltet 2600 Höhenmeter. Die 7 Gipfel laufe ich in folgender Reihenfolge an: Schloßberg - Lustbühel - Platte - Schöckl - Fürstenstand - St. Johann und Paul - Kronprinz-Rudolf-Warte.

Mein Ziel definiere ich sehr klar. Die aktuelle Bestzeit liegt bei 8 Stunden und 15 Minuten. Ich möchte diese Zeit unterbieten. Ich brauche konkrete Ziele, denn ohne ein solches würde ich im Verlauf eines solchen Langstreckenlaufes dem Geist wohl zu gerne Folge leisten und alle möglichen Gründe finden, Geh- und Stehpausen einzulegen. Zudem gibt´s da noch die "Fastest known time (FKT)".  Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich nämlich diese sogenannte Fastest known time - Läufe (kurz FKT). Hier geht es darum, eine ausgewählte Route auf Bestzeit zu laufen. Routen, die von Interesse sind, werden auf dem Internetportal fastestknowntime.com gelistet. Auch wer die aktuelle Bestzeit hält, ist auf der Webseite gespeichert. Unterbietet man diese Zeit, kann man den Nachweis über die erbrachte Laufzeit (GPX-Track, livetiming-Datei etc.) online einreichen und nach positiver Prüfung wird man als neuer Bestzeitenhalter geführt. Der bekannte Ultratrailrunner Tom Wagner ist die Strecke der 7 Summits bereits Ende März in einer sehr starken Zeit von 6:33 Stunden (supported) gelaufen. Eine Bestzeit ohne Support (lediglich Wasser aus öffentlich zugängigen Trinkwasserbrunnen oder Quellen ist erlaubt) wartet jedoch noch darauf, gelaufen zu werden.

Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich im Laufrucksack mit dabei. Lediglich Wasser plane ich an den Trinkwasserbrunnen in Mariatrost, Stattegg und St. Martin nachzufüllen.

Es ist also Zeit für das beliebte Reisespiel "Ich packe meinen Koffer meine Salomon Adv Skin5 Laufweste und nehme mit": 2 Softflasks (je 0,5 Liter Inhalt), 8 Energie-Gels und 2 Energie-Riegel der Sorte meines Vertrauens, einen Notgroschen für alle Fälle, die Regenjacke, ein Ersatz-Shirt, das Smartphone samt Powerbank, Taschentücher, die FFP2-Maske, ein Erste-Hilfe-Set und einen Müllbeutel. Trotz eines recht hohen Anteils an Asphaltstraßen trage ich an den Füßen meine oft erprobten und für gut befundenen Trailschuhe Inov-8 Trailtalon 290. 

Auf die Plätze, fertig, los ...

Noch bevor der Wecker um 05:30 Uhr läutet, bin ich wach. Mein Herz lacht innerlich voller Vorfreude, während ich beim Frühstück auf Bewährtes vertraue. Zwei Tassen Kaffee und ein Toastbrot mit Schokocreme wecken meine Lebensgeister. Ich fahre mit dem PKW in die Landeshauptstadt und parke nahe am Zentrum. Da heute ein Feiertag ist, sind die Kurzparkzonen gebührenfrei und ohne Zeitbeschränkung nutzbar. Ich ziehe mir die Laufweste an, starte meinen Garmin Forerunner und lade die Streckenführung.

Eine kuriose Szene erlebe ich auf dem Weg zum Grazer Hauptplatz. Unmittelbar neben mir hält ein Auto, ein im Jogginganzug Gekleideter springt heraus, läuft mit dem Smartphone in der Hand Richtung Erzherzog-Johann-Brunnen und trabt wieder zum Fahrzeug zurück. Ich versuche mir den Hergang plausibel zu erklären, mache mir Gedanken um das Fairplay solcher Wettbewerbe. Aber vermutlich interpretiere ich die Situation gänzlich falsch. Meine Hirngespinste werden ohnehin jäh unterbrochen, denn mein Smartphone meldet ein akustisches Signal und vibriert. Die App hat registriert, dass ich mich am Startpunkt der 7 Summits Extreme befinde und hat automatisch die Zeit gestartet. Die Uhr tickt. Also los, mögen die Spiele beginnen!

Noch ein paar Worte zum Wetter: Es hat in den letzten Stunden geregnet. Aktuell ist der Himmel bewölkt, hält aber seine Schleußen geschlossen. Die Temperaturen werden sich im Lauf des Tages zwischen 10 und 15 Grad bewegen und auch die Sonne soll sich laut Wetterfrosch gelegentlich zeigen. Alles in allem gute Bedingungen für die heutige Herausforderung, sofern die unbefestigten Pfade von den Regenfällen der letzten Stunden nicht zu sehr aufgeweicht sind.

Ich laufe locker die Sackstraße nach Norden zum Schloßbergplatz und steige Stufe um Stufe den Schloßberg hoch. Ich lasse es ruhig angehen, will nicht schon auf den ersten Metern wichtige Körner vergeuden. Nach knapp 10 Minuten stehe ich vor dem Hackher-Löwen und die App meldet, dass der erste Gipfel erklommen ist. Ich treffe hier auf zwei weitere Extremsportler, die sich heute der 7 Summits Extreme - Challenge stellen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg und laufe über eine Asphaltstraße zum Karmeliterplatz hinunter. Weiter geht es an der Grazer Burg vorbei, dem Sitz des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung. Hier im Burghof gibt es die einzigartige spätgotische Doppelwendeltreppe zu bestaunen. Durch das Burgtor führt mich die Streckenführung auf die Erzherzog-Johann-Allee.

Im Verlauf der Schillerstraße überhole ich zwei weitere Läufer mit Rucksack. Ich vermutete schon im Vorfeld, dass an einem Feiertag wie heute, kurz vor Ende des offiziellen Veranstaltungszeitraumes, wohl einige Bewegungshungrige sich der Herausforderung stellen würden. Ich laufe die Waltendorfer Hauptstraße hoch dem zweiten Gipfel, der Satellitenanlage am Lustbühel, entgegen. "Brumm, brumm" macht das Smartphone und der Kontrollpunkt 2 ist registriert.

Auf Gemeindestraßen geht es talwärts. Ich quere den Ragnitzbach, laufe einen kurzen Abschnitt der Ragnitzstraße entlang. Über einen bewaldeten Abschnitt gelange ich zur Riesstraße. Auf dem Weg ins Stiftingtal verlaufe ich mich das erste Mal. Ein auf der Uhr angezeigter Pfad existiert in der Natur nicht. Ich finde erst nach einigem "Hin und Her" einen trockenen Weg über den Stiftingbach und bin ein wenig frustriert. Denn um mein ambitioniertes Zeitziel zu erreichen, müssen solche Extrakilometer die Ausnahme bleiben.

Ich laufe den Hahnhofweg hoch, um an einer Weggabelung dem falschen Pfad zu folgen. Einige Höhenmeter später erkenne ich die Streckenabweichung und sehe auf Grund der schwierigen Topografie keine andere Möglichkeit als umzukehren, um wieder auf die korrekte Strecke zu gelangen.

Ich bin in Mariatrost angekommen. Der Janischhofweg lässt sich trotz seiner Steigung gut laufen. 15 Kilometer liegen hinter mir. Hochgerechnet mit der angezeigten Reststrecke habe ich bislang rund 1,5 Kilometer an Umweg in Kauf nehmen müssen. Ich bin hier nicht ortskundig und daher sehr überrascht, als ich plötzlich vor der Stephanienwarte stehe. So rasch habe ich Gipfel Nr. 3 nicht erwartet. Hier finde ich einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen vor. Ich fülle meine Flasks nach und laufe direttissima zu Tal. Vor mir liegen herrlich laufbare Wiesen- und Waldwege. Ich quere den Weizbach und kann im Gelände dem angezeigten Track auf der Uhr abermals nicht folgen. Umfriedete Einfamilienhäuser versperren mir den Weg zur Radegunder Straße. Ich muss einen weiteren Umweg in Kauf nehmen und quäle mich in der Furche eines kürzlich bebauten Ackers vorwärts. Lehm verklebt die Sohlen meiner Schuhe, macht sie schwer die Blei. Meine Füße sind klatschnass, als ich endlich wieder auf der geplanten Streckenführung bin.

Hier am Schöcklbach erwartet mich ein weiterer Trinkwasserbrunnen. Ich labe mich mit einem Gel und ordentlich Wasser. Der Wasservorrat muss nun bis Stattegg reichen, denn erst dort habe ich im Bereich des Gemeindeamtes den nächsten öffentlich zugänglichen Wasserspender.

Über die Schöckelstraße und der Kalkleitenstraße geht es kontinuierlich aufwärts. Ein kalter, stürmischer Wind kommt auf. Ich ziehe mir die Regenjacke über. Ich bin am Kreuzungspunkt nach Stattegg angekommen. Aber zuerst warten 7 Kilometer zum Schöckl auf mich, die ich auf identer Strecke hin und zurück laufen werde. Auf mäßig steilen Schotterstraßen erklimme ich Höhenmeter um Höhenmeter. In bewaldeten Abschnitten ist es windgeschützt. Im Verlauf der Steingrabenstraße verfalle ich in den Gehschritt. Es wäre unökonomisch, hier im Tippelschritt weiterzulaufen. Ich erkundige mich telefonisch bei meiner Familie nach deren Wohlergehen. Ich selbst fühle mich nach wie vor recht gut. Der Weg wird steiler, das Gelände offener, sodass der stürmische Wind mir kalt ins Gesicht bläst. Die letzten paar hundert Meter haben es in sich. Ich steige langsam hoch im Wissen, dass ich in Kürze erst die Hälfte der heutigen Aufgabe erledigt haben werde. Ich laufe über den Westgipfel des Schöckl zum Alpengasthof. Ein prüfender Blick auf die App bestätigt das Erreichen von Gipfel Nr. 4. Ich mache ein Foto mit etwas trübem Blick auf Graz, nehme ein Gel und Wasser zu mir und laufe nach Kalkleiten zurück. Die ersten zwei Kilometer sind sehr technisch und steil. Ich laufe langsam und konzentriert. Die nächsten Kilometer lassen sich jedoch wunderbar in gutem Tempo laufen.

In Kalkleiten angekommen versäume ich abermals eine Abzweigung. Es klingt beinahe ironisch, dass ich mich im sogenannten "Falschgraben" verlaufen habe. Die Hoffnung, mich über diesen Weg der geplanten Streckenführung nähern zu können, verpufft zusehends. Immer größer wird die angezeigte Abweichung auf meiner Laufuhr, sodass ich mich entscheide, vertikal über einen steilen Abhang zur geplanten Strecke abzusteigen. Windbruchholz und rutschiges Terrain lassen die vorderen Oberschenkelmuskeln klagen.

Ich habe wieder festen Boden unter den Füßen. Entlang der Statteggerstraße geht es Richtung Süden. Hier am Trinkwasserbrunnen des Gemeindeamtes Stattegg labe ich mich mit einem weiteren Gel, trinke ausreichend, fülle die Flasks nach und mache mich ein wenig frisch. Auf Asphaltstraßen laufe ich nach St. Veit bei Graz weiter. Ein Mountainbiker strampelt recht langsam die Anhöhe empor. Während ich kurz überlege ihn zu überholen, verpasse ich gedankenversunken mal wieder eine Abzweigung. Die Uhr "brummt" und ich habe wieder ein paar Meter samt Höhenmeter als Bonus "gesammelt". Ärgerlich! 

Der Leser mag meinen: "Was raunzt der Schreiber andauernd? Dann ist er eben ein paar Minuten langsamer. Übernimmt er halt nicht die Führung in der Altersklassen-Wertung." Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn überlässt man auf ultralangen Strecken dem Kopf die Regie, dann hat er im Zusammenspiel mit dem schon ermüdeten Körper hunderte Gründe um in den Gehschritt zu verfallen. Wieder und immer wieder. Und aus den geplanten 8 Stunden werden dann nicht 8 Stunden und 10 Minuten, sondern durch immer häufigere Geh- und Stehpausen 9, 10 oder 11 Stunden. Mag für viele auch egal sein. Aber mein Zugang ist eben, Strecken wie diese in einer für mich möglichst schnellen Zeit zu belaufen. Und da zählt dazu, mich mit hochgesteckten Zielen unter Druck zu setzen, um in Bewegung zu bleiben. Und Umwege frustrieren ...

Während am Golfclub Andritz Bälle abgeschlagen werden, stoppt mich eine rote Ampel an der Wienerstraße. Ich muss zugeben, fremdgesteuerte Stehpausen sind dann doch nicht so unwillkommen. Ich laufe über die Mur und am Shopping Center Nord vorbei nach Gösting. Beinahe in der vertikalen Falllinie geht es vom Marktannerweg zum Fürstenstand hoch. "Es muss doch laufbarere Wege hier nach oben geben", fluche ich innerlich vor mich hin, während ich mich im rutschigen Steilhang Meter um Meter an Bäumen festkrallend nach oben ziehe. Auf 1,4 Kilometer Strecke überwinde ich 360 Höhenmeter. Nach 25 schweißtreibenden Minuten habe ich die Aussichtplattform Plabutsch und somit Gipfel Nr. 5 erreicht. Ich schließe das Smartphone an die Powerbank um sicherzustellen, dass die Akkuleistung bis zum Ziel am Grazer Hauptplatz ausreicht. Auch für einen Energieriegel muss Zeit sein.

Mittlerweile bin ich 49 Kilometer weit gelaufen. Laut meinem Track müsste es hier einen Pfad geben, den ich in der Natur jedoch nicht finde. Ich laufe hin und her, verliere wieder die eine oder andere wertvolle Minute und bin am Rande der Verzweiflung. Ich entscheide mich letztendlich, einen steilen Singlepfad Richtung Eggenberg hinunter zu laufen. Nasses mannshohes Strauchwerk klatscht mir ins Gesicht, der Quadrizeps jubiliert. Auch wenn die Uhr wiederholt darauf aufmerksam macht, "falsch" zu sein, ich muss auf schnellstem Weg runter ins Tal.

Hoffnung keimt auf, als ich im Talboden offenbar doch nicht allzu weit von der geplanten Streckenführung entfernt ankomme. Kurz habe ich Sorge, Gipfel Nr. 6 verpasst zu haben. Aber rasch wird mir klar, dass die Kirche St. Johann und Paul noch vor mir liegen muss. Entlang der Baiernstraße kann ich einige flotte Kilometer laufen, obwohl ich bereits 53 Kilometer in den Beinen habe und 6 Stunden und 45 Minuten unterwegs bin.

Es geht nach St. Johann und Paul zuerst auf Asphaltstraßen, dann über Holzstufen und zu guter Letzt über einen felsigen Waldweg hoch. Das Smartphone signalisiert zum wiederholten Mal, einen der 7 Kontrollpunkte korrekt passiert zu haben. Zur Kronprinz-Rudolf-Warte führt ein durch Forstarbeiten aufgeweichter, tief verschlammter Waldweg. Der Streckenabschnitt zum letzten Gipfel des heutigen Tages will nicht enden. Unter mir führt der Plabutschtunnel. Ich zwinge mich, im Laufschritt zu bleiben. Es geht wieder hoch! Nach einigen Kehren und Höhenmetern habe ich es geschafft. Ich habe Gipfel Nr. 7 erklommen.

Ich laufe einen steilen Waldweg hinunter und rutsche auf dem weichen, tiefen Untergrund aus. Mich klatscht es auf den Rücken. Eine leicht blutende, verdreckte Schürfwunde am rechten Unterschenkel ist die Folge. Und eine Panier aus Matsch ziert michvon Kopf bis Fuß. Eine Versorgung der Wunde scheint mir nicht erforderlich. So laufe ich mit Bedacht gesetzten Schritten an der Schlosskirche St. Martin vorbei zu Tal. Endlich bin ich an der Krottendorferstraße angekommen. 6 Kilometer trennen mich vom Ziel am Grazer Hauptplatz. 

Über die Peter-Rosegger-Straße nähere ich ich dem Stadtzentrum. Hochgerechnet dürfte ich für jeden verbleibenden Kilometer 8 Minuten benötigen, um mein Ziel zu erreichen. Ich bin trotz mittlerweile sehr müder Beine noch deutlich schneller. Als ich über Don Bosco in die Kärntnerstraße laufe wird mir bewusst, dass mir die Butter nicht mehr vom Brot zu nehmen ist. Auch nicht, als ich am Eggenberger Gürtel durch die Ampelschaltung eine weitere Minute verliere. Noch zwei Kilometer! Die Erschöpfung scheine wie weggeblasen. Mit Gänsehaut laufe ich durch die Lazarettgasse und Elisabethinergasse zur Annenstraße. Vom Südtiroler Platz blicke ich auf den Schlossberg hoch und erinnere mich zurück, als ich hier vor 8 Stunden die Herausforderung angenommen habe. Ich quere die Mur, durchlaufe die schmale Murgasse und beende nach 8 Stunden und 8 Minuten meine heutige Reise über die 7 Summits von Graz am Erzherzog-Johann-Brunnen am Grazer Hauptplatz. Die MapRun6 - App signalisiert mir, dass ich alle Kontrollpunkte ordnungsgemäß passiert habe und lädt meine Laufzeit in die Ergebnisliste hoch. Geschafft! Ich bin überglücklich!

Ich schlendere zum Auto, tausche die verschmutzte und verschwitzte Kleidung gegen Warmes, gönne mir einen Schokoriegel und freue mich auf eine heiße Dusche. Ein paar Tage später wird das offizielle Endergebnis veröffentlicht. Ich habe tatsächlich die Altersklassenwertung Masters Ü45 gewonnen. Da ich die Strecke ohne Support und ausschließlich mit Leitungswasser aus öffentlichen Trinkwasserbrunnen bestritten habe, werde ich auf der Plattform fastestknowntime.com bis auf Weiters als Bestzeitenhalter der 7 Sumits Extreme in der Disziplin "unsupported" geführt. Die Gesamtwertung der Allgemeinen Klasse gewinnt Tom Wagner vom Salomon Running Team in bemerkenswerten 5 Stunden und 32 Minuten. Chapeau!

Fazit: Die Strecke hat zwar einen hohen Anteil an Asphalt, ist aber letztendlich sehr abwechslungsreich und herausfordernd. Im Grunde ist ja jeder seines eigenen Glückes Schmied. Will heißen, man wählt die Streckenführung ja selbst. Die kräftezehrenden Aufstiege entschädigen jedenfalls mit wunderbaren Blicken auf Graz. Die Sportstadt Graz hat für das "Let´s Go! Graz - Jahr" mit den 7 Summits bzw. den 7 Summits Extreme für Naturliebhaber, Lauf- und Wanderfreunde und Extremsportler wirklich tolle Projekte verwirklicht. Die verwendete App MapRun6 lief während der gesamten Nutzung sehr stabil.

Bleibt gesund und habt schöne Läufe! Danke für´s Lesen!

13.05.2021: 7 Summits Extreme Graz - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? So like doch hier am Button meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere:





Samstag, 7. November 2020

07.11.2020: Grabenlandtrail südliche Schleife - Laufbericht

Grabenlandtrail Holztafel
LAUFEN AM GRABENLANDTRAIL!
Um 04:30 Uhr starte ich mit zwei Tassen Kaffee in den Tag. Ich befülle zwei Softflasks mit Wasser, nehme mir die bereits am Vorabend mit allem Notwendigen bestückte Laufweste und fahre mit dem Auto zum Etappenziel nach Kirchbach in der Südoststeiermark, wo ich mein Fahrzeug am Parkplatz der dortigen Mehrzweckhalle abstelle.

Es ist kalt! Der Wetterfrosch prognostiziert für heute zwar stabiles Hochdruckwetter mit Temperaturen im zweistelligen Plus-Bereich, aber jetzt am frühen Morgen zeigt das Thermometer lediglich ein halbes Grad über den Gefrierpunkt an. Ich laufe trotzdem in Shorts. Die Beine sind nicht allzu kälteempfindlich. Meinen Oberkörper wärmt ein Longsleeve und darüber ein Shirt. Haube, Handschuhe und ein Schlauchtuch um den Hals dürfen auch nicht fehlen. Die Waden werden mit Kompressionsstrümpfe warm gehalten. Und dunkel ist es auchl! Die Petzl Nao+ leuchtet mir jedoch mit ihren maximal 750 Lumen zuverlässig den Weg. Gut zwei Kilometer und 100 Höhenmeter sind es als "warm up" bis zu jenem Punkt, wo ich vor zwei Jahren den Grabenlandtrail verlassen und abgekürzt habe, um ab Kirchbach auf der Originalstrecke zurück nach Fernitz-Mellach zu laufen. 

Heute liegen rund 80 Kilometer mit ungefähr 1400 positiven Höhenmetern vor mir. Ich laufe nicht gerne planlos, daher definiere ich eine Laufzeit von 10 bis 11 Stunden als Richtwert. Mir scheinen jeweils 10 Kilometer in 1 Stunde und 15 Minuten machbar. Brutto wohlgemerkt, also inklusive der Verpflege- und Fotostopps, kleinerer Umwege ...). Das würde letztendlich eine Gesamtlaufzeit von 10 Stunden ergeben.

Exakt um 06:03 Uhr starte ich mein Projekt, die südliche Schleife des Grabenlandtrails zu belaufen.
_______________________________________________________________________________

Im Wanderführer wird der Grabenlandtrail folgendermaßen beschrieben: 

Grabenlandtrail
"Der Grabenlandtrail ist ein Rundwanderweg mit einem Zugang aus Fernitz für den Grazer Raum. Wenn Sie der Markierung folgen, sind Sie nach 130 km wieder an Ihrem Ausgangspunkt. Die Wegweiser und die Markierung sind im Uhrzeigersinn ausgelegt. Auf der Strecke durchwandern Sie 18 Gemeinden (gezählt vor der Gemeindefusion) und auf 22 Infotafeln werden Ihnen die Gemeinden und Besonderheiten der Gegend näher gebracht. Im Wanderführer sind Land und Leute sowie Naturbesonderheiten beschrieben und die Stempelstellen in den einzelnen Gemeinden genannt ..."

Aufmerksam wurde ich auf den Grabenlandtrail schon vor einigen Jahren durch einen großen Übersichtsplan inmitten des Erzherzog-Johann-Parks meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach. Hier nimmt der Wanderweg seinen Ausgang  und führt über St. Ulrich, Heiligenkreuz am Waasen, Schwarzau-Ursprung, St. Stefan im Rosental, Jagerberg, Weinburg bis nach Mureck sowie über St. Nikolai, Wolfsberg, Glojach, Kirchbach, Frannach und Allerheiligen wieder zum Ausgangspunkt nach Fernitz-Mellach zurück.
*Grabenlandtrail südliche Schleife

Es liegt also ein Ultratrail quasi direkt vor meiner Haustüre. Ich nehme mir damals zwar vor, den Grabenlandtrail irgend wann in seiner vollen Länge nonstop zu laufen, jedoch zwingen mich zunehmende Probleme mit meinem rechten Knie dazu, die ultralangen Kanten mit Bedacht zu wählen. Daher entscheide ich, den Grabenlandtrail in zwei Etappen zu belaufen.

Die nördliche Schleife des Grabenlandtrails bin ich im Jahr 2018 gelaufen. Damals startete ich in Fernitz-Mellach, lief die Strecke bis auf Höhe Dörfla (Schliergraben Weg), kürzte ab und lief  über Kirchbach die Originalstrecke bis nach Fernitz-Mellach zu Ende. Die Streckenlänge betrug rund 57 Kilometer. Wie es mir damals auf der nördlichen Schleife des Grabenlandtrails ergangen ist, kann hier nachgelesen werden: 
_______________________________________________________________________________


Zum Laufgeschehen: Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich im Laufrucksack mit dabei. Wasser plane ich, unterwegs an Trinkwasserbrunnen nachzufüllen. Zudem liegen in Jagerberg, Mureck oder Wolfsberg im Schwarzautal Lebensmittelgeschäfte unmittelbar an der Strecke.

Ein paar Worte zur Verpflegung: Ich benötige pro Laufstunde rund 200 Kalorien. Das sind zum einen wichtige 100 Kalorien, um die Fettverbrennung am Laufen zu halten. Die restlichen Kalorien sollen das Energiedefizit ein wenig minimieren. Zur Abdeckung dieser Mindesterfordernisse an Kalorien sorgen Energy-Gels und -Riegel meines Vertrauens. Ganz gerne knabbere ich auch eine herzhafte Knabbernossi. Unterwegs werde ich mich mit einer Salami- oder Käsesemmel belohnen.

Ich packe meinen Koffer meine "Ultimate Direction Mountain Vest" und nehme zusätzlich mit: zwei Softflasks mit Wasser, ein Erste-Hilfe-Set, ein paar Euro Bargeld, den Ipod, ein Kurzarm- und Langarm-Shirt, ein Ersatz-Schlauchtuch, eine Cap, die Regenjacke, das Smartphone, Taschentücher, eine MNS-Maske und einen Müllsack. Die Ersatzkleidung schütze ich in wiederverschließbaren Frischhaltebeuteln vor Nässe und Schmutz.

Im Ziel erwartet mich heute keine Finishermedaille, statt dessen habe ich "Wander/Lauf"-Nadeln in Aussicht: Zum einen die Nadel für das erfolgreiche Meistern des Grabenlandtrails, zum anderen die Nadel für das erfolgreiche Belaufen des Schwarzautaler Höhenweges, der mit einem Streckenabschnitt des Grabenlandtrails identisch ist. Dank meiner Mami liegen die beiden - wie ich meine sehr gelungen gestalteten - metallischen Wertschätzungen bereits bei mir zu Hause. Jetzt heißt es, sie zu verdienen!

Die ersten Kilometer sind vorwiegend auf Asphalt zu laufen. Es ist ungewohnt, sich im Schein der Stirnlampe mit Hilfe der Wanderwege-Markierungen zu orientieren. Grundsätzlich ist der Grabenlandtrail durch markante Holztafeln mit dem Schriftzug "Grabenlandtrail" und den Wegschildern mit den Nummern 790, 791 oder 792 durchgehend gekennzeichnet. Für eine zielsichere Orientierung habe ich zusätzlich den GPS-Track auf meine Laufuhr geladen.

Ich laufe nicht allzu gerne auf unbekannter Wegstrecke in der Dunkelheit. "Aber bald wird die Sonne aufgehen, die Welt mit ihrem Licht erhellen und mich zudem wärmen", ermutige ich mich. Ich erschrecke kurz, als mich im Lichtkegel meiner Stirnlampe unzählige Augenpaare anstarren. Tief durchatmen! Es ist nur eine Herde Schafe. Nach einer kurzen Diskussion darüber, wer von uns das größere Schaf ist, trabe ich weiter. 

Ich laufe einen leicht fallenden Waldpfad hinter einem Nebengebäude hervor. Das mag ich gar nicht, hinterrücks in besiedeltem Gebiet aufzutauchen. Groß ist mein Respekt vor freilaufenden Hofhunden. So viel vorweg: Ich habe den ganzen langen Tag keinen Kontakt mit frei laufenden Hunden. Nach rund 2,5 Kilometer führt mich der Wegweiser auf einen Waldweg, der nach kurzer Zeit im Dickicht endet. Dank des Tracks auf meiner Laufuhr finde ich mich kurze Zeit später auf dem richtigen Weg wieder. Im Laufe des Tages werden sich solche "Bonus-Meter" auf rund 3 Kilometer summieren.

St. Stefan im Rosental liegt hinter mir. Der erste nennenswerte Anstieg steht unmittelbar bevor. Ich erspähe hoch oben in den Weinbergen die Marienkapelle. Ich laufe die Steigung locker und langsam aufwärts. Die Energie will bei einem Ultratrail mit Bedacht eingesetzt werden. Apropos Energie: Mein Fettverbrennungsmotor benötigt regelmäßig Treibstoff. Nach rund 8 Kilometer mache ich daher kurz Halt, verstaue auch gleich die Stirnlampe im Rucksack und spüle mir ein Energy-Gel mit reichlich Wasser in den Magen. 

Leider laufe ich nach wie vor fast ausschließlich auf asphaltierten Straßen, sodass ich erste Zweifel an der getroffenen Schuhwahl habe. Ich trage den Inov8 Trailtalon 290, also einen für Ultrastrecken konzipierten Trailschuh. Bislang wäre ich mit einem Straßenlaufschuh besser beraten gewesen. 

Der Sonnenaufgang ist ein großartiges Naturschauspiel. Ein Klapotetz im Vordergrund, aus dem Talboden aufsteigende Nebelschwaden, dazu der blaue Himmel und das Morgenrot verleitet mich zu einem Fotostopp. Zahlreiche weitere werden heute noch folgen.

Entlang des Saßtal-Kammweges geht´s sehr wellig dahin. Also Riedel obi, Riedel auffi, wie es so schön im südsteirischen Dialekt heißt. Ich erhasche nach Norden blickend eine wunderbare Sicht auf die Kapelle von Glojach. Der Grabenlandtrail führt direkt an ihr vorbei. Harter Tobak zu wissen, dass es bis dorthin noch rund 63 Kilometer sind. Aber im Moment ich bin guter Dinge. Die Temperaturen steigen, die Aussicht ist berauschend und der Körper signalisiert Lauffreude.

Nach 15 Kilometer habe ich Jagerberg erreicht. Hier finde ich einen Trinkwasserbrunnen vor und fülle meine Flüssigkeitsvorräte auf. Es geht dem Schlegelberg hoch. Entlang des Kammweges laufe ich weiter südwärts. Immer wieder treffe ich auf eine der 22 Infotafeln, die entlang des Grabenlandtrails über Wissenswertes der jeweiligen Region berichten. Ich kreuze den offenbar ebenfalls gut ausgeschilderten Wein- und Wasser-Weg. Ich bin mit der Aussicht auf ein gutes Glas Weißburgunder kurz verleitet, dem Pfeil Richtung Wein zu folgen. Aber erstens ist es für Alkohol noch viel zu früh und vielleicht treffe ich auch nur auf Wasser. Das habe ich selbst dabei. Nach kurzem Zwiegespräch bleibe ich dem Grabenlandtrail treu.

Endlich wird der Anteil an Forst-, Wiesen- und Schotterwegen höher. Gerade auf Waldwegen liegt teils zentimeterhohes Laub, was für einen gedämpften Fußaufsatz sorgt und unter den Laufschuhen raschelt. Herrlich! Als ich einen Hohlweg bergab laufe, vernehme ich im Augenwinkel ein davonhuschendes, felliges Tier mit buschigem Schwanz. Ich meine, einen Rotfuchs gesehen zu haben. Ich liebe es, in der Natur zu laufen. Ich liebe das Traillaufen!

Ein emotionales Highlight ist zweifelsohne der Kreuzweg in Höfla. Auf gut zwei Kilometer erzählen entlang eines Weges durch den Wald 14 liebevoll gestaltete und penibel gepflegte Stationen den Leidensweg Jesus. Demütig und dankbar dafür, dass meine Familie gesund ist, wir krisensichere Jobs haben und daher bislang sehr gut durch diese sehr merkwürdige, durch das Corona-Virus geprägte Zeit gekommen sind, setze ich mit Bedacht meine deutlich verlangsamten Laufschritte.

Ich bin in Weinburg am Saßbach angekommen. Die Strecke führt unmittelbar am Schloss Weinburg vorbei. Urkundlich wurde das auf einer Anhöhe in der Murebene errichtete Schloss erstmals 1278 erwähnt.

Auf Wiesen- und Feldwegen nähere ich mich Mureck, dem südlichsten Zwischenziel des heutigen Tages. Gedankenverloren trabe ich dahin. Gut, dass das Vibrieren meiner Uhr mich auf eine Abweichung von der Strecke hinweist. Nach der Ölmühle Sixt bin ich falsch abgebogen. Ich nutze die Gelegenheit, um meine verschwitzte Oberbekleidung gegen ein Kurzarm-Shirt zu wechseln. Auch die Haube weicht einer Cap. Die durchnässten Klamotten wandern - verpackt im Müllbeutel - in den Rucksack.

Ich trabe locker zur falsch genommenen Abzweigung zurück, quere den Saßbach und laufe an einer Teichanlage vorbei. Die Namensgebung der Teiche entlockt mir ein Schmunzeln: Mondteich, Sixtlacke und Apolloteich heißen sie. Mittlerweile habe ich 35 Kilometer hinter mich gebracht und meine Beine fühlen sich nach wie vor recht frisch an. Zeitlich bin ich mit 4:08 Stunden voll im Plan. 

Die Stadtgemeinde Mureck ist erreicht. Unmittelbar an der Strecke liegt die Bäckerei Wisiak. Ich nutze die Gelegenheit zur Einkehr und gönne mir einen "coffee to go run", dazu ein Topfentascherl. Auch stilles Mineralwasser ist im Angebot, sodass ich mich nach der kurzen Kaffeepause mit gutgefüllten Softflasks auf den weiteren Weg machen kann. Ich treffe auf die Mur. Auf der gegenüberliegenden Seite ist slowenisches Staatsgebiet. Die Staatsgrenze verläuft inmitten des Flusses.

Im linken Ufergehölzstreifen der Mur geht es für ungefähr 2,5 Kilometer gegen die Fließrichtung Richtung Westen. Schotterwege wechseln sich hier im Auwald der Mur mit Singletrails ab. Eine Übersichtstafel informiert über die hier heimischen Gehölze. Ein großartig laufbarer Streckenabschnitt.

Ich bin bei der Mündung des Schwarzaubaches in die Mur angelangt. Ich erinnere mich zurück, als ich vor zwei Jahren die nördliche Schleife des Grabenlandtrails gelaufen bin und am Schwarzau-Ursprung Halt gemacht habe. 40 Kilometer weiter fließt die Schwarzau nun in die Mur. Und ziemlich genau 40 Kilometer habe auch ich heute noch vor mir. Ich folge nun in nördlicher Richtung für viele Kilometer den Schwarzaubach. Eine in die Jahre gekommene Holzbrücke ist zu überlaufen. Einige Bretter sind schon morsch und große Lücken klaffen auf. 

Eine Infotafel in der Nähe von Murfeld ist dem Schwarzaubach und dem Grabenland gewidmet. Darauf ist unter anderem zu lesen, dass das Grabenland ein uraltes Kulturland und eine jahrhundertealte Bezeichnung für das Gebiet zwischen Grazer Feld und Radkersburg ist, welches zur Mur hin entwässert wird. Auch über die Schwarzau steht allerhand Wissenswertes auf der Schautafel.

Nur ab und zu weicht der Grabenlandtrail vom Schwarzaubach ab, um einen Abstecher in die eine oder andere Ortschaft zu machen. Ich kann mich nach wie vor am bunten Blättermeer kaum satt sehen. Kilometer 50 ist erreicht. Ich bin seit gut 6 Stunden unterwegs. Nach wie vor schnurrt mein Laufmotor zufrieden. Vor Pichla ist der Wanderweg der Ackernutzung zum Opfer gefallen. So muss ich auch hier einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Dafür hat man hier in Pichla als Bewanderer (oder Beläufer) des Grabenlandtrails das Privileg, ein Stück des Weges nutzen zu dürfen, obwohl ein Schild zu erkennen gibt, dass grundsätzlich ein Betretungsverbot besteht. Ausdrücklich ausgenommen von dieser temporären Ausnahme sind jedoch Bewohner der KG Pichla. Wie auch immer, warum auch immer: Ich darf hier lang!

Ich laufe durch Perbersdorf und Lipsch und nehme Kurs auf St. Nikolai ob Drassling. Meine Flüssigkeitsreserven sind aufgebraucht. Ich weiß zwar, dass mich in Wolfsberg im Schwarzautal ein Lebensmittelmarkt erwartet, aber bis dahin sind es noch einige Kilometer. Ich erhoffe mir in St. Nikolai einen Trinkwasserbrunnen und tatsächlich erfahre ich von einer freundlichen Dame, dass es - unweit der Strecke beim Feuerwehrhaus - einen solchen gibt. Diese paar hundert Meter Umweg nehme ich gerne in Kauf. Gut hydriert mache ich mich auf, um die verbleibenden rund 23 Kilometer hinter mich zu bringen.

Was mir in Pichla noch erlaubt war, scheint hier verboten zu sein. Seit 60 Kilometer laufe ich auf dem Grabenlandtrail und nun versperrt mir ein großes Eisengittertor den Zutritt auf eine dahinterliegende Wiese, über die augenscheinlich der offizielle Grabenlandtrail führt. Am Tor ist ein Schild mit dem Hinweis "Privatweg! Durchgang verboten!" montiert. Ich laufe ein paar Meter zurück, aber nicht nur mein GPS-Track weist mir hier her den Weg. Auch die montierten Wanderweg-Hinweisschilder zeigen unmissverständlich in Richtung Gittertor. Ich möchte gerne jemanden fragen, wie ich diesen Streckenabschnitt am Besten umlaufen kann. Aber ich treffe gerade niemanden an. Ich gehe zurück zum Eisentor. Das Eisentor ist unversperrt. Die Wiese scheint nicht rundum eingezäunt. Was tun? Ich bin seit über 7 Stunden auf den Beinen. Mein Gehirn arbeitet im reduzierten Modus. Ich entschließe mich, das Gittertor zu öffnen (und natürlich auch wieder zu schließen) und meinen Lauf auf der Originalstrecke fortzusetzen. Ich nehme mir vor, morgen dem Grundeigentümer eine Nachricht senden, ihm die Situation zu schildern und mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Ebenso werde ich die Gemeinde ersuchen, einen alternativen Weg zu beschildern.

Ein mäßig steiler Waldpfad führt nach Matzelsdorf hoch. Danach folgt ein zum Glück seltener gewordener Abschnitt auf Asphalt. Das Gelände ist zunehmend kupiert und so werden wieder einige Höhenmeter gesammelt. Mitten durch den Wald, aber ganz ausgezeichnet markiert, verläuft der Grabenlandtrail hinab nach Wolfsberg im Schwarzautal. Auf das hiesige Lebensmittelgeschäft bzw. auf die Semmel mit Salami und Käse freue ich mich seit geraumer Zeit. Neben der "best salami roll ever " kaufe ich mir eine kleine Flasche Cola sowie stilles Mineralwasser und ein Gatorade für meine Trinkflaschen. Auch was Süßes darf nicht fehlen. Nach einer rund 10-minütigen Labepause fühle ich mich für den finalen Streckenabschnitt bestens gerüstet.

Steil geht es dem Kogelweg hinauf. Am Kamm angelangt, wird mir etwas kühl. Ich entscheide mich für einen weiteren Kleiderwechsel. Das Shirt folgt den durchnässten Sachen in den Rucksack und ich streife mir ein trockenes, wärmendes Langarmshirt über. Weitere wunderbare Kilometer über Waldwege folgen. Inmitten des Waldes hat mir jemand zwei Stühle für die Rast bereit gestellt. Wer mich kennt weiß jedoch, dass ich es liebe, alleine zu laufen. Daher hätte ein Sessel gereicht. Aber für eine Pause ist jetzt ohnehin nicht die Zeit! Kilometer 72 ist erreicht. Seit 9 Stunden und 22 Minuten bin ich auf den Beinen. Ich habe einen guten Blick auf die Glojacher Kapelle, mein nächstes und letztes mentales Zwischenziel. Mir geht es nach wie vor recht gut. Klar zwickt und zwackt es mal hier, mal da, aber nennenswerte Beschwerden habe ich keine. Der Weg führt über Stufen und quer über eine Wiese nach oben. Ich wechsle bergauf in den Gehschritt.

Ich bin bei der Dreifaltigkeitskapelle in Glojach angelangt. Ich halte kurz inne, genieße die wunderbare Aussicht und laufe dann über Wiesenpfade, Waldwege und Gemeindestraßen in den Talboden von Tagensdorf. Zuvor informiert am Sonnenberg eine weitere Infotafel über "Interessantes am Weg".

Es wird dämmrig, als ich an einem Wildgatter die letzten Höhenmeter abwärts trabe. Ich erblicke bereits den Kirchturm von Kirchbach im Sonnenuntergang. Noch 4 Kilometer! Ich mache in Maierhofen einen letzten Stopp, um die Stirnlampe wieder in Betrieb zu nehmen. Es ginge zwar noch ohne dem künstlichen Licht, aber ich will nicht nur selbst gute Sicht haben, sondern vor allem in den Dämmerstunden auch von Mitmenschen, Auto- und Radfahrern gut gesehen werden! Entlang des Zerlachbaches laufe ich über einen breiten Begleitweg auf mein Ziel zu. Ich bin in Kirchbach angelangt. Nach wenigen hundert Metern auf Gehsteigen durch den Ort ist es geschafft!

Nach 10 Stunden und 57 Minuten bin ich in Kirchbach an dem Punkt angelangt, an dem ich 2018 die nördliche Schleife über Frannach, Allerheiligen bei Wildon nach Fernitz-Mellach fortgesetzt habe. Knapp 83 Kilometer war ich heute auf den Beinen. Nun bin ich in zwei Etappen den gesamten Grabenlandtrail belaufen und habe ein weiteres Projekt meiner "Ultrarun-Bucket-Liste" erfolgreich abgeschlossen.

Fazit: Der Grabenlandtrail war es auf jeden Fall wert, belaufen zu werden. Gerade die östliche Route bietet prachtvolle Fernsicht. Zwar verdient nicht jeder Streckenabschnitt die Bezeichnung "Trail", da der Anteil an asphaltierten - aber zum Glück kaum befahrenen - Nebenstraßen doch recht hoch ist, aber immer wieder gibt es wunderbare Kilometer, die das Herz eines Trailläufers höher schlagen lassen. Letztendlich hat sich meine Schuhwahl als richtig herausgestellt. Auf manch steilen Wald- und Wiesenpfaden wären Straßenlaufschuhe an ihre Grenzen gestoßen.

Grundsätzlich ist der Grabenlandtrail sehr gut markiert. Gut zu wissen ist, dass man den Wegnummern 790, 791 und 792 zur Orientierung folgen muss, denn die markanten Grabenlandwegweiser aus Holz sind lediglich an wichtigen Abzweigungen montiert. Da in St. Nikolai ob Drassling der Wanderweg auf einem kurzen Teilstück widerrufen wurde, sollte mit einer alternativen Wegstrecke Abhilfe geschaffen werden. Auf jeden Fall ist all Jenen zu danken, die mit der Instandhaltung der Markierungen viel Arbeit auf sich nehmen bzw. natürlich auch ein Dank an die jeweiligen Grundbesitzer, die ihre Grundstücke der Öffentlichkeit zugängig machen. Wer die technischen Voraussetzungen hat, sollte sich die Vorteile des GPS-Track zu Nutze machen.

Trinkwasserbrunnen und Labemöglichkeiten sind entlang der Strecke ausreichend vorhanden. Öffentliche Wasserbrunnen sind zum Beispiel in Heiligenkreuz am Waasen, Jagerberg, St. Nikolai ob Drassling, Allerheiligen bei Wildon errichtet. Auch Lebensmittelgeschäfte finden sich in Mureck, Wolfsberg im Schwarzautal oder in Kirchbach unmittelbar an der Strecke wieder. Ganz abgesehen von den Buschenschänken, bei denen man sich mit wenig Umweg laben kann. Ich habe mit zwei Softflasks zu je 0,5 Liter Fassungsvermögen recht gut das Auslangen gefunden.

Für Wanderer: Auf der Infotafel in Fernitz-Mellach ist in Summe eine Gehzeit von 31 Stunden angegeben, was durchaus ambitioniert erscheint. Möchte man die gesamten 133 Kilometer des Grabenlandtrails durchwandern, sollte die Strecke wohl auf 4 Tagesetappen aufgeteilt werden.

07.11.2020: Grabenlandtrail südliche Schleife - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? So like doch hier am Button meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere:





Sonntag, 2. August 2020

02.08.2020: 5. Int. Raiffeisen Lipizzanerheimat Berglauf Graden - Laufbericht

Berglauf Graden
In den letzten zwei Wochen habe ich vermehrt Tempoeinheiten in meinen Trainingsplan geschrieben. Bevor das Hauptaugenmerk wieder auf größere Umfänge als Vorbereitung für die im Herbst folgenden Bergmarathons gelegt wird, stehe ich heute beim sehr anspruchsvollen 5. Internationalen Lipizzanerheimat Berglauf in Graden an der Startlinie. 

Graden ist eine Ortschaft der Stadtgemeinde Köflach und liegt in der Weststeiermark. Der Ort war bis 2014 eine eigenständige Gemeinde, die bei ihrer Gründung den Namen Grade-Piber getragen hat. Im Rahmen der Gemeindestrukturreform 2014/2015 wurde Graden mit der Stadtgemeinde Köflach zusammengeschlossen. Die als Lipizzanerheimat weit über ihre Grenzen bekannte Region bietet für Bergläufer neben anspruchsvollen Steigungen auch herrliche landschaftliche Fernblicke.

Die Fahrzeit nach Graden beträgt aus dem Süden von Graz eine knappe Stunde. Meine persönliche Klima-Strategie sieht die Einhaltung der selbst auferlegten Formel "Fahrzeit zum Laufevent  < Laufzeit" vor. Angesichts des Streckenprofils sollte diese Anforderung erfüllt werden, denn auf 8,5 Kilometer Distanz warten 1000 positive Höhenmeter darauf, belaufen zu werden. Ich plane mit einer Zielzeit von rund 65 Minuten.

Organisiert wird der Lipizzanerheimat Berglauf Graden vom Verein LTV-Köflach. Neben dem Volkslauf findet auch der sogenannte Hobby/Jugendbewerb über 4,2 km und 310 hm statt.  Obwohl die Covid-19-Einschränkungen auch im Breitensportbereich mittlerweile deutlich gelockert sind, hat der Veranstalter ein sehr umsichtiges und strenges Covid-19-Präventivprogramm ausgearbeitet. Die für den LTV-Köflach einen sehr hohen Stellenwert einnehmenden Kinderbewerbe mussten trotz aller Bemühungen leider verschoben werden.

Penibel wird im Startbereich am Dorfplatz in Graden auf Hygiene und auf die Einhaltung der Abstandsregelung geachtet. Beim Zugang zur Abholung der Startunterlagen wird sogar Fieber gemessen und die Temperatur auf der Startliste vermerkt. Obwohl ich zu Beginn der Pandemie die meisten der verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Infektion persönlich für zweckmäßig erachtet habe, kommt mir dieser Vorgang am Start dieser überschaubaren Laufveranstaltung völlig surreal vor. Die eigene Körpertemperatur zählt jetzt vielleicht nicht zu den schützenswertesten der persönlichen Gesundheitsdaten. Trotzdem muss hier eine kritische Hinterfragung erlaubt sein, zumal angeblich 90 Prozent der mit Covid-19 infizierten Personen keinerlei Symptome zeigen. Viel mehr sollte auf Bewusstseinsbildung gesetzt werden.

Mit den bei mir festgestellten 36,6 Grad bin ich jedenfalls für den Start zugelassen und nehme mit frisch desinfizierten Händen das Startpaket in Empfang. Für 30 Euro Nenngeld erhält der Teilnehmer neben der Startnummer und dem Zeitchip der Firma Hightech Timing auch eine tolle Printausgabe über die Lipizzanerheimat, eine Postkarte, sonstiges Werbepapier bzw. Zugaben einiger Sponsoren. Auch viele tolle Fotos werden vom Veranstalterteam im Anschluss an den Lauf auf Facebook hochgeladen. Ein Essens-Bon ist ebenfalls dem Startpaket beigepackt, der später beim Oskar Schauer Sattelhaus gegen Schweinsbraten, Nudeln und Co. eingetauscht werden kann. 

Beim Sattelhaus, eine von den Naturfreunden Österreichs bewirtschaftete Unterkunft, wird am frühen Nachmittag auch die Siegerehrung stattfinden. Das Gepäck wird vom Startbereich ebenfalls hier her gebracht. Und da die Streckenführung bei Kilometer 6 am Sattelhaus vorbei nach oben Richtung Terenbachalm führt, ist zudem eine Verpflegestelle eingerichtet.

Ursprünglich war ein Shuttle-Rücktransport vom Sattelhaus in das Dorfzentrum von Graden geplant. Denn die meisten Teilnehmer haben ihr Fahrzeug unmittelbar im Startbereich abgestellt. Aber auch hier hinterlässt die Angst vor Corona-Infektionen ihre Spuren. Der Shuttle-Transport entfällt heuer. Viele Teilnehmer reisen mit Begleitung an, die dann mit dem Fahrzeug zum auf rund 1400 Meter Seehöhe liegende Schutzhaus fahren. Ich reise alleine an und plane daher, die Strecke ins Dorfzentrum von Graden zurück zu laufen. Daher habe ich alles Notwendige in meine Laufweste gepackt.


Das größte Novum für mich ist jedoch der Einzel-Intervallstart. Die größte Menschenansammlung gäbe es im Startgedränge. So hat sich der Veranstalter entschieden, die Teilnehmer einzeln im Abstand von jeweils 30 Sekunden auf die Strecke zu schicken. Mir wird die Startnummer 32 zugewiesen. Ich laufe mich 15 Minuten warm, gebe die Laufweste beim Gepäcktransportservice ab und sehe mir an, wie mit Startnummer 1 um Punkt 10:00 Uhr der amtierende österreichische Staatsmeister im Berglauf, Manuel Innerhofer, die Strecke in Angriff nimmt. Er wird seiner Favoritenrolle gerecht werden und den 5. Int. Raiffeisen Lipizzanerheimat Berglauf in Graden in knapp 47 Minuten gewinnen. Insgesamt gehen 78 Teilnehmer aus 6 Nationen an den Start. Endlich geht es für mich in den Startbereich. Ich werde namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und kurze Zeit später habe ich die Startfreigabe.

Für mich ist die Strecke Neuland. So weiß ich im Vorfeld nicht, dass auf dem ersten Kilometer bereits 164 Höhenmeter zu bewältigen sind. Die Steigung ist kaum laufbar. Die steile Asphalstraße geht in noch steilere Wiesen- und Waldpfade über. Ich bin zu schnell gestartet. Bereits nach 500 Meter habe ich das Gefühl, dass meine Muskeln übersäuert sind. Die Oberschenkel brennen. Ich verfalle in einen Gehschritt. Es ist sehr frustrierend, bereits nach wenigen hundert Metern vom 30 Sekunden nach mir gestarteten Läufer mit der Startnummer 33 eingeholt und scheinbar mühelos überholt zu werden. 

Kilometer 2 offeriert weitere 185 Höhenmeter. Auf einem steinigen und mit Tannenzapfen übersäten Hohlweg geht es teils steil nach oben. Gelb markierte Steine, Hinweisschilder und Absperrbänder geben Gewissheit, am richtigen Weg zu sein. Steiniger Untergrund, teils üppige Vegetation, wurzelbewachsene Pfade und immer wieder tolle Ausblicke in die Lipizzanerheimat prägen den Laufabschnitt am Kern-Buam-Panoramawanderweg. Nach gut 3 Kilometer stehen rund 500 Höhenmeter auf der Haben-Seite. Allerdings bin ich auch schon 30 Minuten unterwegs und sehe mein ambitioniertes Zeitziel mit 65 Minuten bereits als gescheitert.

Ab Kilometer 4 ist die Strecke gut laufbar. Auf einer Forststraße geht es mäßig steigend zur Verpflegestation, wo ich mich mit einem Gel aus der Hosentasche und zwei Becher Wasser labe. Anfangs sogar leicht fallend und folglich wieder moderat ansteigend geht es auf einem breiten Schotterweg bis zum Sattelhaus. Die Verpflegestelle lasse ich hier ungenutzt. Ins Ziel fehlen noch 2,5 Kilometer.

Abermals geht es steil hoch. Satte 183 Höhenmeter fallen entlang des Kilometers 7 an. Ich verfalle wieder in den Gehschritt. "Trailrunning-Stöcke würden mir hier einen guten Dienst erweisen", denke ich mir, während ich auf eine lebensgroße Christusstatue hochsteige. Ich kann mir gerade kein Urteil bilden, ob die in weiß gehaltene Statue auf Steinsockel für mich optisch in die Landschaft passt. Mittlerweile bin ich am Bergkamm angekommen und das Herz des Trailläufers pocht nicht nur angestrengt, sondern jauchzt innerlich ob der landschaftlichen Schönheit. Fernsicht entschädigt für die Strapazen des Aufstiegs. Sogar Lipizzaner säumen den Pfad. Ich genieße den Lauf hier oben auf dem Kamm der Terenbachalm in vollen Zügen und überquere nach 1 Stunde und 13 Minuten die auf 1675 Meter Seehöhe gelegene Ziellinie.

Die Klamotten sind pitschnass geschwitzt und es weht eine kühle Brise. Der Veranstalter hat vorgesorgt und reicht neben der Finisher-Medaille auch einen Einweg-Poncho, den ich mir gerne überziehe, um nicht auszukühlen. Auch Getränkeflaschen stehen bereit.

Nun muss ich noch den 2,5 Kilometer langen Rückweg zum Sattelhaus angetreten. Ich mache den entgegenkommenden Teilnehmern großzügig Platz und feuere sie an. "Schade, dass ich mein Smartphone nicht dabei habe", denke ich mir das eine ums andere mal. An Fotomotiven mangelt es hier am Berg nicht. Aber das Smartphone ist in der Laufweste und die ist beim Gepäcktransport.

Zurück beim Sattelhaus nehme ich meine Laufweste in Empfang und ziehe mir ein trockenes Shirt über. Die Nudeln mit Eierschwammerl sehen lecker aus, doch ich habe keinen allzu großen Hunger. Ich gönne mir daher bloß ein Hopfengetränk, ziehe mir meine Laufweste über und laufe zu Tal. Am Weg zurück ins Dorfzentrum von Graden mache ich einige Fotostopps, nehme mir als Andenken einen gelb markierten Stein mit und lasse das heutige Laufabenteuer gedanklich Revue passieren.

Fazit: Der Veranstalter hat es geschafft, trotz der strengen behördlichen Vorgaben eine tolle Laufveranstaltung zu organisieren. Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und für mich auf den ersten drei Kilometern nicht allzu gut laufbar. Respekt an die Teilnehmer, die hier eine Laufzeit von deutlich unter einer Stunde in die Wiesen-, Schottwege und Almpfade stampfen. Für all die Strapazen entschädigt  traumhafte Fernsicht und die Chance, Lipizzaner beim Weiden antreffen zu können.

02.08.2020: 5. Int. Raiffeisen Lipizzanerheimat Berglauf Graden - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".





Freitag, 24. April 2020

24.04.2020: GSR Außenring bzw. Rundumadum "Fastest known time" - Laufbericht

GSR Außenring "Rundumadum"
In den letzten Monaten habe ich mich für die ersten Saison-Highlights des Jahres 2020 vorbereitet. Den Start in das Ultralaufjahr sollte ein 6-Stunden-Lauf in Lassee bilden und in weiterer Folge war die Teilnahme an den 100 Meilen von Istrien geplant.

Bereits Ende Februar ist jedoch klar, dass auf Grund des sich sehr schnell über den Erdball ausbreitenden Corona-Virus Reisen ins Ausland nicht mehr angeraten sind. Wenige Wochen später werden die Staatsgrenzen dicht gemacht und auch innerhalb Österreichs werden Schulen, Gaststätten, Hotels geschlossen sowie Großveranstaltungen bis auf unbestimmte Zeit gesetzlich verboten.

Die aktuelle Zeit ist für uns alle sehr fordernd. Obwohl wir in unserer Familie keine Krankheitsfälle oder gar Todesopfer zu beklagen haben, stellt uns die merkwürdige Zeit vor neue Herausforderungen. Eine Ausgangsbeschränkung ist erlassen. Freunde und Familienangehörige dürfen nicht mehr getroffen werden. Einkaufen ist nur mit Schutzmaske gestattet. Unser schulpflichtiger Sohn hat seine Lernaufgaben ebenso zu Hause zu verrichten wie meine Frau und ich unsere beruflichen Angelegenheiten im Homeoffice zu erledigen haben.

Läufe um und auf den Hühnerberg helfen mir dabei, meinen Kopf frei zu bekommen, überbordende Medienberichte nach Gewichtung zu selektieren und mich nebenbei halbwegs fit zu halten. Nun ist es an der Zeit, einen Wettkampf zu bestreiten. Wenn auch nur alleine ...

Das COVID-19-Maßnahmengesetz der Österreichischen Bundesregierung

Entsprechend der Verordnung gemäß §2 Z1 des COVID-19-Maßnahmengesetzes in der Fassung vom 18. April 2020 ist zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 das Betreten öffentlicher Orte verboten.

#stayathome #runalone
Ausgenommen von diesem Verbot sind Betretungen, wenn öffentliche Orte im Freien alleine, mit Personen, die im gemeinsamen Haushalt leben, oder mit Haustieren betreten werden sollen. Gegenüber anderen Personen ist dabei ein Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten.

Zum Unterschied von Staaten, die vom Corona-Virus besonders schlimm betroffen sind und eine komplette Ausgangssperre verhängt haben, muss der Laufschuh in Österreich nicht in die Tonne geworfen werden. Im Gegenteil: Bewegung im Freien ist zur Stärkung des Immunsystems sogar angeraten. Zudem treffe ich auf den von mir bevorzugten Trails kaum Personen. Und wenn doch, umlaufe ich diese Leute großzügig. Eine Mund-Nasen-Schutz-Maske (kurz MNS) habe ich in der aktuellen Situation in meiner Laufweste mit dabei.


Der GSR Außenring bzw. Rundumadum

GSR Außenring
Das heutige Objekt meiner Laufbegierde ist der GSR Außenring oder wie ich ihn nenne, der GSR Rundumadum! GSR ist die Abkürzung für GU-SÜD-Rundwanderweg, wobei GU für Graz-Umgebung steht. Der GU-SÜD ist ein Zusammenschluss von ursprünglich acht Gemeinden im Süden von Graz, die das GSR-Wanderwegenetz ins Leben gerufen haben.

Nach der steirischen Gemeindestrukturreform sind sechs Gemeinden verblieben. Der GSR besteht aus vier Ringen, die nach den Himmelsrichtungen benannt sind und führt durch jede dieser sechs Gemeinden. Unter Wanderfreunden sind der GSR-Südring, der -Nordring, -Ostring und -Westring über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt.

Als Außenring bzw. Rundumadum bezeichne ich jene Route, die außen um alle vier Ringe führt. Ich habe diesen Außenring zur Veranschaulichung in der Grafik gelb markiert.

Der GSR Rundumadum hat eine Länge von rund 45,5 Kilometer und 1.260 Höhenmeter im Anstieg. Besonders freut es mich, dass der Außenring durch meine Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach führt, sodass ich meinen Lauf über den GSR Außenring quasi vor der Haustüre starten kann.

Die GSR Rundwanderwege sind grundsätzlich recht gut markiert. Um jedoch auf dem Außenring nicht die Orientierung zu verlieren, habe ich mir einen GPX-Track angefertigt und auf meine Laufuhr geladen.

Diesen Track stelle ich auf der Plattform "alltrails" gerne zum Download bereit:
https://www.alltrails.com/de/explore/map/133119-5481b2f

Fastest known time (FKT) und virtueller "Social Distancing" Run

Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich sogenannte Fastest known time - Läufe (kurz FKT). Hier geht es darum, eine ausgewählte Route auf Bestzeit zu laufen. Routen, die von Interesse sind, werden auf dem Internetportal fastestknowntime.com gelistet. Auch wer die aktuelle Bestzeit hält, ist auf der Webseite gespeichert. Unterbietet man diese Zeit, kann man den Nachweis über die erbrachte Laufzeit (GPX-Track, livetiming-Datei etc.) online einreichen und nach positiver Prüfung wird man als neuer Bestzeitenhalter geführt.

Die Route wird grundsätzlich alleine gelaufen. Unterschieden wird lediglich, ob man zwecks Unterstützung auf eine Crew zählen darf, die in regelmäßigen Abständen supportet. Oder ob man sich selbst unterwegs mit Nahrung und Flüssigkeit eindeckt. Keinerlei Unterstützung bedeutet, dass man während des Laufes lediglich Trinkwasser aus Quellen, Brunnen, notfalls Geschäften, erhalten darf.

Über 1.500 Routen sind auf dem Portal bereits veröffentlicht. Ich selbst habe zwei Routen bei fastestknowntime.com eingereicht. Zum einen den 133 km langen Grabenlandtrail, der in meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach seinen Ursprung und Ziel hat.

Aber auch der von mir als "GSR Rundumadum" bezeichnete Außenring um die vier bekannten GSR-Wanderrouten ist mittlerweile als mögliche fastestknowntime-Strecke gelistet.

Mir dient die Aussicht auf die "fastest known time" über den GSR Außenring heute als Motivation, das Lauftempo so gut es geht hoch zu halten. Ich möchte die 45,5 Kilometer lange Strecke mit den 1.260 positiven Höhenmetern nach Möglichkeit unter 5 Stunden laufen.

Kein Wettkampf ohne Startnummer und Finisher-Medaille! Obwohl die Durchführung von regulären Wettkämpfen nicht möglich ist, gibt es viele Anbieter, die für einen sogenannten "social distancing" - Run virtuelle Startnummern zur Verfügung stellen und im Anschluss an den autonomen Lauf die Finisher-Medaillen zusenden. So habe auch ich meinen heutigen Lauf  um den GSR Außenring auf der Plattform "Marathon Training Academy" registriert und erwarte in ein paar Wochen die (hoffentlich verdiente) Finisher-Medaille.

Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich im Laufrucksack mit dabei. Lediglich Wasser plane ich am Trinkwasserbrunnen in Vasoldsberg nachzufüllen.

Für meine Laufweste, der Salomon Adv Skin5, ist es heute der letzte Lauf. Jahrelang war sie mir über viele tausend Kilometer ein verlässlicher Begleiter. Aber der Zahn der Zeit hat an ihr genagt. So sind nicht nur Reißverschlüsse arg verschlissen, auch Risse im Material mussten schon mehrfach genäht werden. Kurzum, sie hat sich den Ruhestand redlich verdient. Bestückt habe ich die Laufweste heute mit:
  • Softflasks (2 x je 0,5 Liter mit Wasser gefüllt)
  • 1,5 Liter Wasser in der Trinkblase
  • 6 Energie-Gels PowerBar green apple
  • 1 Energie-Riegel Isostar Cereals and Chocolate
  • "Notgroschen" für alle Fälle
  • Regenjacke
  • Smartphone
  • Ipod
  • Müllbeutel
  • Taschentücher
Ich nehme die Corona-Infektionsgefahr sehr ernst und halte mich seit Beginn strikt an die Vorgaben der Regierung. Daher dürfen heute - für alle Fälle und Notfälle - im Erste-Hilfe-Set auch ein Mund-Nasen-Schutz, Einweg-Handschuhe und ein Desinfektionsmittel in meiner Ausrüstung nicht fehlen. Vorwegschicken möchte ich, dass mir in den kommenden Stunden keine Personen auch nur ansatzweise nahe kommen werden. Kurzum, das sogenannte "social distancing" wird mehr als deutlich umgesetzt.


Auf die Plätze, fertig, los ...

Mein Herz lacht innerlich voller Vorfreude, die Sonne tut es mir gleich. Auch wenn es mir jetzt kurz vor acht Uhr doch ein wenig fröstelt und Handschuhe meine Finger wärmen. Laut Wetterfrosch sind wolkenloser Himmel und über Mittag frühsommerliche 25 Grad prognostiziert. Quaxi wird Recht behalten. Beim Frühstück vertraute ich auf Bewährtes. Ein Toastbrot mit Honig und eines mit Schokocreme, dazu zwei Tassen Kaffee, haben vor rund zwei Stunden den Weg in mein Bäuchlein gefunden.

Fernitz-Mellach
Hier im Erzherzog-Johann-Park, inmitten des wunderbaren Blumendorfes Fernitz-Mellach, starte ich in wenigen Minuten mein Laufprojekt. Ich befinde mich am GSR-Westring und nehme mir vor, den GSR Außenring gegen den Uhrzeigersinn innerhalb von 5 Stunden zu umlaufen. Mit einem kontrollierenden Blick auf meine Garmin - Laufuhr vergewissere ich mich, dass die Strecke geladen und der GPS-Empfang hergestellt ist. Auch das live-tracking starte ich. Alles paletti! Ich mache ein Start-Selfie und zähle mir leise den Countdown zum Start. 3, 2, 1 .... Lets´go!

Die ersten hundert Meter führt mich die Route aus dem Erzherzog-Johann-Park und an der Pfarrkirche Fernitz-Mellach vorbei. Der Weg ist menschenleer. Abstand zu wahren ist derzeit unumgänglich. Bei unerwartet auftauchenden Personen kann ich mir spontan meinen Schlauchschal über Mund und Nase hochziehen. Für alle Fälle, speziell auch für unerwartete Notfälle - ich könnte ja auch Erste-Hilfe leisten müssen - führe ich im Laufrucksack eine MNS-Maske, Einweg-Handschuhe und Desinfektionsmittel mit.

Ich folge für einige hundert Meter den Gehweg entlang des Ferbersbaches. Dann verlasse ich auch schon den Westring und wechsle für die nächsten Kilometer auf den GSR-Südring. Die GSR-Ringe werde ich heute noch einige male wechseln. Gedanklich lasse ich mich spontan auf Wortspiele mit den Ringen ein. Ich fällt das Kinderlied Ringel, Ringel, Reihe ein, das ich leise vor mich hinsumme. Dann schweifen meine Gedanken zum Verlobungsring ab, mit dem ich meiner Lebensgefährtin vor 17 Monaten einen Heiratsantrag gemacht habe. Und letztendlich erhoffe ich mir, mich nach der erfolgreichen Umrundung des GSR Außenringes als "Herr der Ringe" bezeichnen zu können. Ein Ring-Ring meines Smartphones reißt mich aus dem Tagtraum. Meine künftige Ehefrau wünscht mir nochmal alles Gute für das heutige läuferische Unterfangen! Und weist mich darauf hin, dass das live-tracking nicht funktioniert. Ich habe vergessen, meinen Forerunner mit dem Smartphone zu koppeln. Ab sofort bin ich als blinkender Punkt auf der Landkarte zu verfolgen.

#zweiundvierzugundmehr #trailrunning
Rund 900 Trainingskilometer stecken heuer in den Beinen. Die Vorbereitung sollte für einen kurzen Ultra ausreichend sein. Wenn gleich die langen Läufe in den letzten Wochen eher Mangelware gewesen sind.

Ich biege scharf links ab und laufe ein kurzes Stück auf dem sogenannten Feldweg, der auch gleichzeitig eine Wegstrecke des Grabenlandtrails ist. Apropos Grabenlandtrail: Sollte auch der 24-Stunden-Lauf in Bad Blumau Anfang Juli dem Corona-Virus zum Opfer fallen, werde ich wohl alternativ auch den Grabenlandtrail mit seinen 132 Kilometern Länge alleine in Angriff nehmen.

Der Südring ist gut markiert und wartet gleich mit einigen Höhenmetern auf. Es geht dem Buchkogel hoch. Meine Beine fühlen sich bergauf doch schwerer an, als ich erwartet habe. Das liegt wohl am fehlenden Tapering. Und die Birken- und Gräserpollen quälen mich auch seit Wochen. Auch die mit 1,5 Liter Wasser gefüllte Trinkblase auf dem Rücken bin ich nicht gewohnt. Eben noch aufwärts, geht es auf Asphalt Richtung Enzelsdorf Vorstadt zu Tal. Aber nur einen gute Kilometer, schon ändert der Südring wieder seine Richtung. Über Waldpfade, Schotterwege und Wiesen führt der Trail nach Enzelsdorf.

Hier schickt sich ein Feldhase an, mich zum Laufduell herauszufordern. Er wartet im Acker bis ich auf gleicher Höhe bin, um mir dann mit flotten Hoppelsprüngen keine Chance zu lassen. Diese Erfahrung bestätigt meine Theorie: Je kürzer das Stummelschwänzchen, desto schneller kann man laufen. Also kein Wunder, dass ich nur mit mäßigem Tempo auf den Trails dieser Welt unterwegs bin. Der Südring läuft sich abwechslungsreich! "Ich liebe das Laufen auf Trails!", jauchze ich vor mich hin.

Betreten auf eigene Gefahr!
An der Jakobikirche vorbei geht es über einen steilen Wiesen- und Waldpfad auf den Mellachberg. Ein eingezäuntes Grundstück ist zu durchqueren. Das Hinweisschild am Zugangstor weist auf das Betreten auf eigene Gefahr hin. Ein mulmiges Gefühl macht sich in der Magengrube breit. Was oder wer wird mich erwarten? Ein sein Revier verteidigender Hofhund? Ein schlecht gelaunter Zuchtbulle? Oder betrete ich gar eine Schlangenfarm mit Freilandhaltung? Bevor mein Gehirn noch irrationalere Gedanken spinnen kann, habe ich das Grundstück ohne Zwischenfälle auch schon wieder verlassen und laufe Richtung Wutschdorf. Bereits 7 Kilometer habe ich hinter mich gebracht und liege recht gut im auferlegten 6 min/k-Schnitt. Ich labe mich mit einem Gel.

Nach ein paar Kilometern auf Schotterwegen und Asphaltstraßen führt mich die Strecke zuerst wieder auf Waldwegen, dann am Rand von Äckern Richtung Gnaning zu Tal. Wer Zeit und Lust hat, kann hier einen kurzen Abstecher zur Dorfkapelle machen, wo auch eine Kontrollstelle des GSR eingerichtet ist. Ich bleibe heute jedoch auf der offiziellen Route und laufe am Talboden des Jakobsbaches auf breiten Waldwegen Richtung Norden.

GSR Wanderwegenetz
Nach rund 14 Kilometer verlasse ich beim Aufstieg zum Hühnerberg den Südring und laufe fortan am Ostring weiter. Hier bietet sich an, dem Gipfelkreuz des Hühnerbergs seine Aufwartung zu machen. Über 50 mal habe ich heuer im Gipfelbuch schon mein "Zähl-Stricherl" hinterlassen. Aber heute erspare ich mir den Umweg und bleibe konsequent auf dem GSR Rundumadum - Kurs.

Meine Garmin leistet mit den abgespeicherten Streckendaten gute Dienste. Trotz vereinzelt missverständlicher Markierung der unterschiedlichen, sich kreuzenden Wanderwege behalte ich so die Orientierung und Umwege bleiben mir erspart.

8-Eck-Stadl in Vasoldsberg
Rund ein Drittel des GSR Außenringes habe ich hinter mich gebracht. 500 Höhenmeter stehen auf der Haben-Seite. Ich bin seit 93 Minuten unterwegs. Ich stärke mich mit einem weiteren Energie-Gel, spüle reichlich Wasser nach und laufe auf einem schönern Waldweg ins Tal des Ferbersbaches. Auf Asphaltstraßen geht es durch den Ort Ferbersdorf weiter nach Vasoldsberg. Der achteckige Stadl in Vasoldsberg ist immer einen Foto-Stopp wert. Gut, dass der Trinkwasserbrunnen vor dem Gemeindeamt seinen Betrieb aufgenommen hat. Meine Wasservorräte sind beinahe aufgebraucht. Ich fülle meine Soft-Flasks nach und laufe die Schloßstraße hoch.

150 Höhenmeter gilt es auf den nächsten 3,5 Kilometern nach Tiefernitz zu überwinden. Hier auf rund 510 Meter über Adria ist auch der höchste Punkt der Strecke erreicht. Tolle Ausblicke in die Region entschädigen jedoch für die Strapazen des Aufstieges. Der Ostring führt hier in westlicher Richtung über Dürwagersbach nach Raaba-Grambach zurück. Aber ich will heute um alle Ringe außen herum. Daher wechsle ich auf den GSR-Nordring und laufe auf der Steinbergstraße Richtung Pachern zu Tal. Bevor es abwärts geht, erhasche ich noch einen wunderbaren Blick auf den Hausberg der Grazer, dem Schöckl. Völlig unerwartet krampft beim bergab laufen mein linker hinterer Oberschenkelmuskel. Mal bleibe ich vor Krämpfen gänzlich verschont, mal plagen sie mich. Ich konnte noch kein Muster erkennen. Wie auch immer: Ich muss anhalten und meinen Muskel dehnen.

Modern Golf Hart bei Graz
Mit kurzen Schritten tipple ich weiter talwärts. Ich unterquere die A2 - Südautobahn und folge für einen knappen Kilometer den Autobahnbegleitweg.

Die Strecke führt, am Golfplatz "Modern Golf" vorbei, die Rupertistraße 100 Höhenmeter aufwärts. Wie all die andere Sportstätten, sind auch die Golfplätze zur Verhinderung der Ausbreitung des Corona-Virus gesperrt. Ab 1. Mai dürfen Sportanlagen im Freien jedoch wieder benutzt werden. Auch ich habe vor einigen Jahren mal eine Zeit lang den Golfschläger geschwungen. Aber mangels Zeit und Talent habe ich das Golfspiel auf unbestimmte Zeit eingestellt. Die Temperaturen steigen. Der Schweiß fließt. Viel wird auf herrlich sonnige 25 Grad nicht fehlen. Immer wieder zwingen mich Krämpfe zu kurzen Pausen. Ich lenke mich mit Musik aus dem Ipod ab.

Weiterhin auf asphaltierten Gemeindestraßen geht es die nächsten beiden Kilometer fallend nach Hart bei Graz. Am Abfallzentrum vorbei verläuft der Weg Richtung Raaba. Hier verlaufe ich mich das erste Mal. Ich quere eine Brücke zu früh den Raababach. Der Vibrationsalarm meiner Uhr weist mich darauf hin, dass ich die gespeicherte Strecke verlassen habe. Zwar nicht nennenswert, aber immerhin. Also umdrehen. Mehr als 500 Meter Umweg sind es nicht gewesen.

Noch einmal muss die Südautobahn gequert werden, bevor der letzte Aufstieg über den Rabenkogel wartet. Auch hier finde ich mich im Wege-wirr-warr nicht auf Anhieb zu recht. Aber letztendlich belaufe ich ohne nennenswerten Zeitverlust einen wunderbaren Singletrail und Hohlweg Richtung Grambach.

Wanderwege über den Rabenkogel
36 Kilometer sind geschafft. Obwohl ich immer mal wieder kurz anhalten muss, um meine krampfenden Oberschenkel zu dehnen, bin ich noch voll auf Kurs sub 5 Stunden. Hier treffe ich wieder auf den Ostring, der sich aus dem Wolfsgraben schlängelt. Aber bereits 300 Meter weiter wechsle ich auf den finalen, vierten Ring, den Westring. Auf diesem Ring bleibe ich bis zum Start/Ziel in Fernitz-Mellach. Auch die Höhenmeter sind abgehakt. Die verbleibenden knapp 10 Kilometer verlaufen flach zurück nach Hause.

Auf dem Holzweg, der in Wahrheit eine asphaltierte Straße ist, geht es zwischen Äcker und Wiesen Richtung Dörfla. Ich streife südlich den Golfclub Grazer Murauen. Auch hier werden ab 1. Mai wieder die Golfbälle fliegen dürfen. Ich laufe parallel zur Mur. Auf Höhe des Altstoffzentrums in Gössendorf muss ich für rund 150 Meter dann doch den Original-Kurs verlassen. Die Strecke führt eigentlich durch den öffentlichen Spielplatz. Aber auch Spielplätze sind in dieser merkwürdigen Zeit gesperrt und so entschließe ich mich, die geringfügige Streckenabweichung in Kauf zu nehmen. Ich komme mittlerweile zwar etwas langsamer vorwärts, aber dieses Finish unter 5 Stunden nimmt mir niemand mehr", fasse ich den heutigen Lauftag gedanklich zusammen.

Finish!
Wieder auf Wald- und Schotterwegen laufe ich am sogenannten Reiterweg durch die Mur-Auen. Die Vögel zwitschern, die Luft ist rein. Es ist herrlich! Jetzt noch durch die sogenannte Au-Mühle. Das ist ein kleiner, privater Tierpark. Hier tummeln sich etwa 80 Tierrassen. Pony, Meerschweinchen & Co. werden sich bestimmt auch schon gewundert haben, warum seit mehreren Wochen keine Besucher kommen. Auch hier der Grund das Covid-19-Virus.

Endspurt! Das Blumendorf Fernitz-Mellach ist erreicht. Ich erreiche nach 4 Stunden und 53 Minuten den Erzherzog-Johann-Park. Ich habe das vorgenommene Zeitziel erreicht. Ich bin zufrieden. Da ich weder die Schutzmaske noch den Notgroschen gebraucht habe, entscheide ich mich spontan, ein Eis beim Dealer meines Vertrauens, dem Eissalon Purkarthofer, zu kaufen. Und dann schnell ab nach Hause! Meine Familie wartet!

Den File meiner Laufuhr übermittle ich im Anschluss an fastestknowntime.com und die neue Bestzeit auf dem GSR Außenring "Rundumadum" wird binnen weniger Stunden bestätigt. Mal sehen, wie lange der Streckenrekord Bestand hat. Luft nach oben ist für ambitionierte Läufer jedenfalls genug.

Und ja, ab sofort trage ich den Titel "HERR DER RINGE"! Zumindest Herr des GSR Süd-, Ost- West- und Nordringes! Bleibt gesund, lauft derzeit alleine und haltet Abstand!


24.04.2020: GSR Außenring bzw. Rundumadum "Fastest known time" - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? So like doch hier am Button meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere: