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Sonntag, 8. Oktober 2023

08.10.2023: Kleine Zeitung Graz Marathon - Ein Spiegelbild meiner Läuferseele

Der Graz-Marathon feiert Jubiläum! Am 8. Oktober 2023 geht die 30. Auflage des Kleine Zeitung Graz Marathon über die Bühne. Ich selbst stehe in der Landeshauptstadt zum 6. Mal am Start über die klassische Marathon-Distanz und werde gemeinsam mit weiteren rund 750 Teilnehmer:innen die 42,195 Kilometer lange Strecke in Angriff nehmen. Aber auch zahlreiche Unterdistanzen stehen zur Auswahl: Neben Kinder- und Jugendläufen sowie dem Familienlauf werden weiters ein Viertel-, Halb- und der Staffelmarathon angeboten. Der 5 Kilometer lange City Run, ein Bewerb für die Nordic Walker und der bei den Kleinsten sehr beliebte Maskottchenlauf runden das vielseitige Bewerbs-Potpourri ab.

Die Zeitnehmung erfolgt durch die Firma MaxFun Timing. Der Transponder hierfür ist in die Startnummer integriert. Nur die Staffelläufer tragen den Zeit-Chip mittels Klettband am Handgelenk, damit die Übergabe beim Wechsel zügig von statten gehen kann. Das Fotoservice übernimmt Foto Viertbauer. 2-3 Tage nach dem Laufevent können die Fotos online betrachtet und bei Gefallen bestellt werden.

Ich starte wiederholt den Selbstversuch, ohne adäquates Tempotraining die Kilometer mit knapp unter 5 Minuten zu laufen. Es ist zwar nicht schlau zu schnell zu starten, um mit Vorsatz dann auf dem letzten Viertel einzubrechen. Aber es ist für mich schon Tradition, hier beim Kleine Zeitung Graz Marathon diese leidvolle Erfahrung zu machen.

Meinen Plan, mich von Start weg im Windschatten des Pacers mit der Zielzeit 3:30 Stunden aufzuhalten, verwerfe ich bereits auf der Startgeraden. Viel zu schnell läuft er aus meiner Sicht die ersten Kilometer. Das zeigt auch die Durchgangszeit von 14:19 Minuten nach 3 Kilometer. Ich laufe daher mein eigenes Ding.

Letztendlich schaffe ich es tatsächlich, bis Kilometer 34 auf die Zielzeit 3:30 Stunden unterwegs zu sein. Dann wird mir jedoch die Rechnung des zu hohen Anfangstempos präsentiert. Mich plagen Krämpfe in den Oberschenkeln und sogar in den Füßen. So schmerzhaft diese Erfahrungen sind, ich finde sie fair. Denn ohne entsprechender Vorbereitung gibt es in der Leichtathletik in der Regel nichts zu ernten. Ich möchte keine Muskelverletzung riskieren. Und mir fehlt zugegebenermaßen auch der letzte Biss. Es ist ein wenig ein Spiegelbild meiner Läuferseele. Seit ich mir im letzten Jahr mit der Teilnahme am Western States 100 meinen sportlichen Lebenstraum erfüllt habe, bin ich auf der Suche nach einem neuen Traum oder zumindest einem neuen großen Ziel. Das ist aber gar nicht so einfach. Man kann es nicht erzwingen, einen neuen, inspirierenden Lauftraum zu haben. 

So mache ich auf den letzten Kilometern regelmäßig Pausen, um die Muskulatur zu dehnen und zu lockern. Manch ein Mitläufer will das jedoch nicht akzeptieren. Ich finde es völlig befremdlich, dass ich zum Teil richtig energisch aufgefordert werden, es im Laufschritt zu Ende zu bringen. Einer greift mir sogar an die Schulter und will mich vorwärts ziehen. Geht´s noch? Diese Art der Motivation brauche ich nicht. Ich könnte die vierfache Distanz laufen. Meine Botschaft an Euch: Lasst mich in meinem Schmerz einfach in Ruhe! Wie ich mich auf den nächsten Ultratrail freue ...

Abgerundet wird der Ausflug in die Landeshauptstadt mit einer kleinen, überfüllten Umkleide mit noch überfüllteren Containerduschen. Aber ich weiß natürlich, worauf ich mich Jahr für Jahr einlasse. Von daher gibt es in Richtung Veranstalter auch keine Vorwürfe.

08.10.2023: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht


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Samstag, 29. August 2020

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht

Die Eckdaten des Marathon-Trails der Pyhrn-Priel-Trophy können sich sehen lassen: 46,2 Kilometer / 2575 Höhenmeter! Auf die gesamte Wegstrecke sind lediglich 5 Kilometer auf asphaltierte Straßen zu laufen. Rund 14 Kilometer fallen auf Schotterwege und knapp 28 Kilometer auf Wald- und Wiesenpfade. Trail-Herz, was willst du mehr?

Laufbericht Pyhrn-Priel-Trophy von Wolfgang Kölli
Das oberösterreichische Spital am Pyhrn ist zum 7. Mal Austragungsort der Pyhrn-Priel-Trophy. Als Veranstaltungszentrum dient das barocke Stift, in dem auch das Jufa Hotel, die Tourismus-Infostelle und aktuell die sehenswerte Gerlinde Kaltenbrunner - Ausstellung untergebracht sind. Im Zuge der Veranstaltung werden die steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaften genannt. Wenn gleich ich ob des starken Starterfeldes in meiner Altersklasse wohl nur Außenseiterchancen auf eine Medaille habe.

Wir sind schon einige Tage hier in der Region und wohnen unweit des Stiftes. Ob die mit Wanderungen, den Trainingsläufen und die mit gutem Essen und Trinken verbrachten Tage meiner Form dienlich waren, wird sich weisen. Aber das mit dem Timing des Formaufbaus auf Saison-Höhepunkte ist heuer ohnehin so eine Sache, die mir nicht so recht gelingen will.

Die Startnummernausgabe findet am Vorabend des Wettkampfes statt. Das strenge COVID-Präventivkonzept sieht vor, dass bei der Abholung der Startunterlagen MNS-Pflicht herrscht. Begleitpersonen dürfen das Veranstaltungsgelände nicht betreten. Sehr cool: Das race-briefing wird am frühen Abend via Facebook live übertragen.

Es ist Race-Day! Der Himmel ist wolkenverhangen. Just als ich mich auf den Weg machen möchte, beginnt es stark zu regnen. Ich ziehe mir die Regenjacke über und trabe locker die paar hundert Meter zum Startbereich.

Aber die Wettervorhersage behält recht. Pünktlich zum Start hört der Niederschlag auf und es zeigen sich am Himmel erste  Auflockerungen. Ich verstaue die Regenjacke in meiner Laufweste. Beim Zugang zum unmittelbaren Startbereich wird die Pflichtausrüstung kontrolliert. Der Start erfolgt in Intervallen, damit sich die Teilnehmer auf den ersten Metern nicht zu nahe kommen.

Als Teilnehmer der Meisterschaften starte ich aus dem ersten Block. Und los! Die Strecke führt uns Teilnehmer raus aus Spital und entlang des Klammbaches. Nach rund 2 Kilometer ist die erste nennenswerte Steigung hochzulaufen. Die Wege sind voller Pfützen, die Steine auf den Trails sind rutschig, Wiesen- und Waldpfade schlammig. Es gilt, sehr konzentriert zu laufen.




Die flotten Jungs sind mir längst enteilt. Faszinierend, in welchem Tempo die Sieganwärter die Anstiege hochlaufen. Doch in welcher Geschwindigkeit bei diesem schwierigen Terrain bergab geballert wird, ist schier unglaublich. Vielleicht liegt es an meinem Alter. Aber ich habe heute nicht den Mumm, schnell abwärts zu laufen. Zu großen Respekt habe ich vor dem rutschigen Untergrund und Angst vor einem möglicherweise schweren Sturz. Und auch heute habe ich meiner Familie versprochen, gesund nach Hause zu kommen. "Versprochen ist versprochen, daher wird auch nichts gebrochen!", oder so ähnlich lautet das Sprichwort.

Nach rund 8 Kilometer überlaufe ich die Landesgrenze zur Steiermark. Für knapp 4 Kilometer befinde ich mich nun in meinem Heimatbundesland.

Die Strecke führt uns zurück ins Tal. Nach einem Teilstück an der stark befahrenen Pyhrnpass-Straße unterqueren wir die Autobahn und es wartet der beschwerliche Anstieg zur Wurzeralm. Obwohl ich erst knapp die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht habe, fühle ich mich bereits ausgepowert. Da hilft die regelmäßige Einnahme von Energie-Gels nur bedingt. Die oft zitierte Tagesform ist heute nicht die Beste.

Rinnsale schießen auf den steilen Anstiegen entgegen. Der Boden ist aufgeweicht und schlammig. Meine Stöcke leisten mir hier gute Dienste. Schritt für Schritt steige ich der Wurzeralm-Bergstation entgegen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Labestation, finde ich 2 gut laufbare Kilometer vor. Zu den Labestationen ist zu erwähnen, dass auch hier Hygiene groß geschrieben wird. Kein Teilnehmer darf sich selbst bedienen, sondern das von ihm Gewünschte wird portioniert und in einer Einweg-Schale gereicht.

Ab dem Brunnsteinersee geht es steil zum Sattel der Roten Wand auf knapp 1900 Meter Seehöhe hoch. Satte 400 Höhenmeter sind auf einem Kilometer Länge zu "erklettern". Teils sind die Stufen so hoch, dass ich mich auf allen Vieren hochziehe. Schwindelfreiheit ist hier vorausgesetzt.

Bergab sind die nächsten Kilometer auf nassem Fels mindestens genau so anstrengend wie der Aufstieg. Hinweisschilder mit den Aufschriften "Verhaxl di net" oder "Achtung schwieriges Gelände" warnen den Teilnehmer vor einem allzu übermütigen Downhill. Ich hab´s heute körperlich nicht drauf. Umso vorsichtiger steige ich Stufe für Stufe abwärts.



Nach 37 Kilometer ist Roßleithen erreicht. Die Wege sind mittlerweile wieder gut laufbar. Auf dem Weg zurück nach Spital häufen sich Gehpassagen und Fotostopps. Mein Zeitziel habe ich längst deutlich überschritten. Aber trotz all der Strapazen wird auch dieser Bergmarathon in guter Erinnerung bleiben. Ich liebe einfach die Herausforderung, lange, anspruchsvolle Laufstrecken zu meistern.

Ich laufe parallel zur A9 und habe bereits Blick auf die Spitaler Stiftskirche Mariä Himmelfahrt. Noch einmal geht es einige Höhenmeter aufwärts und über unzählige Stufen den Josefiberg hinunter.

Nach 7 Stunden und 13 Minuten laufe ich über die Ziellinie. Ich muss mich wiederholen, aber das Ambiente hier rund um das Stift ist wirklich atemberaubend. Schade, dass ich hier heute coronabedingt nicht länger verweilen kann. Ich platziere mich unter 102 gestarteten Teilnehmern auf den für mich doch enttäuschenden 66. Rang. In der Altersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften belege ich den 4. Rang.

Fazit: Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Nicht nur die Höhenmeter, auch der teils schwer laufbare Untergrund kosten Kraft. Entschädigt wird der Teilnehmer - sonniges Wetter vorausgesetzt - mit toller Fernsicht. An der Organisation gibt es nichts zu bemängeln. Die Labestationen sind gut positioniert und ausreichend bestückt. Die Streckenmarkierung ist tadellos. Der Start-/Zielbereich bietet gute Infrastruktur und ein tolles Ambiente.

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht


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Freitag, 24. April 2020

24.04.2020: GSR Außenring bzw. Rundumadum "Fastest known time" - Laufbericht

GSR Außenring "Rundumadum"
In den letzten Monaten habe ich mich für die ersten Saison-Highlights des Jahres 2020 vorbereitet. Den Start in das Ultralaufjahr sollte ein 6-Stunden-Lauf in Lassee bilden und in weiterer Folge war die Teilnahme an den 100 Meilen von Istrien geplant.

Bereits Ende Februar ist jedoch klar, dass auf Grund des sich sehr schnell über den Erdball ausbreitenden Corona-Virus Reisen ins Ausland nicht mehr angeraten sind. Wenige Wochen später werden die Staatsgrenzen dicht gemacht und auch innerhalb Österreichs werden Schulen, Gaststätten, Hotels geschlossen sowie Großveranstaltungen bis auf unbestimmte Zeit gesetzlich verboten.

Die aktuelle Zeit ist für uns alle sehr fordernd. Obwohl wir in unserer Familie keine Krankheitsfälle oder gar Todesopfer zu beklagen haben, stellt uns die merkwürdige Zeit vor neue Herausforderungen. Eine Ausgangsbeschränkung ist erlassen. Freunde und Familienangehörige dürfen nicht mehr getroffen werden. Einkaufen ist nur mit Schutzmaske gestattet. Unser schulpflichtiger Sohn hat seine Lernaufgaben ebenso zu Hause zu verrichten wie meine Frau und ich unsere beruflichen Angelegenheiten im Homeoffice zu erledigen haben.

Läufe um und auf den Hühnerberg helfen mir dabei, meinen Kopf frei zu bekommen, überbordende Medienberichte nach Gewichtung zu selektieren und mich nebenbei halbwegs fit zu halten. Nun ist es an der Zeit, einen Wettkampf zu bestreiten. Wenn auch nur alleine ...

Das COVID-19-Maßnahmengesetz der Österreichischen Bundesregierung

Entsprechend der Verordnung gemäß §2 Z1 des COVID-19-Maßnahmengesetzes in der Fassung vom 18. April 2020 ist zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 das Betreten öffentlicher Orte verboten.

#stayathome #runalone
Ausgenommen von diesem Verbot sind Betretungen, wenn öffentliche Orte im Freien alleine, mit Personen, die im gemeinsamen Haushalt leben, oder mit Haustieren betreten werden sollen. Gegenüber anderen Personen ist dabei ein Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten.

Zum Unterschied von Staaten, die vom Corona-Virus besonders schlimm betroffen sind und eine komplette Ausgangssperre verhängt haben, muss der Laufschuh in Österreich nicht in die Tonne geworfen werden. Im Gegenteil: Bewegung im Freien ist zur Stärkung des Immunsystems sogar angeraten. Zudem treffe ich auf den von mir bevorzugten Trails kaum Personen. Und wenn doch, umlaufe ich diese Leute großzügig. Eine Mund-Nasen-Schutz-Maske (kurz MNS) habe ich in der aktuellen Situation in meiner Laufweste mit dabei.


Der GSR Außenring bzw. Rundumadum

GSR Außenring
Das heutige Objekt meiner Laufbegierde ist der GSR Außenring oder wie ich ihn nenne, der GSR Rundumadum! GSR ist die Abkürzung für GU-SÜD-Rundwanderweg, wobei GU für Graz-Umgebung steht. Der GU-SÜD ist ein Zusammenschluss von ursprünglich acht Gemeinden im Süden von Graz, die das GSR-Wanderwegenetz ins Leben gerufen haben.

Nach der steirischen Gemeindestrukturreform sind sechs Gemeinden verblieben. Der GSR besteht aus vier Ringen, die nach den Himmelsrichtungen benannt sind und führt durch jede dieser sechs Gemeinden. Unter Wanderfreunden sind der GSR-Südring, der -Nordring, -Ostring und -Westring über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt.

Als Außenring bzw. Rundumadum bezeichne ich jene Route, die außen um alle vier Ringe führt. Ich habe diesen Außenring zur Veranschaulichung in der Grafik gelb markiert.

Der GSR Rundumadum hat eine Länge von rund 45,5 Kilometer und 1.260 Höhenmeter im Anstieg. Besonders freut es mich, dass der Außenring durch meine Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach führt, sodass ich meinen Lauf über den GSR Außenring quasi vor der Haustüre starten kann.

Die GSR Rundwanderwege sind grundsätzlich recht gut markiert. Um jedoch auf dem Außenring nicht die Orientierung zu verlieren, habe ich mir einen GPX-Track angefertigt und auf meine Laufuhr geladen.

Diesen Track stelle ich auf der Plattform "alltrails" gerne zum Download bereit:
https://www.alltrails.com/de/explore/map/133119-5481b2f

Fastest known time (FKT) und virtueller "Social Distancing" Run

Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich sogenannte Fastest known time - Läufe (kurz FKT). Hier geht es darum, eine ausgewählte Route auf Bestzeit zu laufen. Routen, die von Interesse sind, werden auf dem Internetportal fastestknowntime.com gelistet. Auch wer die aktuelle Bestzeit hält, ist auf der Webseite gespeichert. Unterbietet man diese Zeit, kann man den Nachweis über die erbrachte Laufzeit (GPX-Track, livetiming-Datei etc.) online einreichen und nach positiver Prüfung wird man als neuer Bestzeitenhalter geführt.

Die Route wird grundsätzlich alleine gelaufen. Unterschieden wird lediglich, ob man zwecks Unterstützung auf eine Crew zählen darf, die in regelmäßigen Abständen supportet. Oder ob man sich selbst unterwegs mit Nahrung und Flüssigkeit eindeckt. Keinerlei Unterstützung bedeutet, dass man während des Laufes lediglich Trinkwasser aus Quellen, Brunnen, notfalls Geschäften, erhalten darf.

Über 1.500 Routen sind auf dem Portal bereits veröffentlicht. Ich selbst habe zwei Routen bei fastestknowntime.com eingereicht. Zum einen den 133 km langen Grabenlandtrail, der in meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach seinen Ursprung und Ziel hat.

Aber auch der von mir als "GSR Rundumadum" bezeichnete Außenring um die vier bekannten GSR-Wanderrouten ist mittlerweile als mögliche fastestknowntime-Strecke gelistet.

Mir dient die Aussicht auf die "fastest known time" über den GSR Außenring heute als Motivation, das Lauftempo so gut es geht hoch zu halten. Ich möchte die 45,5 Kilometer lange Strecke mit den 1.260 positiven Höhenmetern nach Möglichkeit unter 5 Stunden laufen.

Kein Wettkampf ohne Startnummer und Finisher-Medaille! Obwohl die Durchführung von regulären Wettkämpfen nicht möglich ist, gibt es viele Anbieter, die für einen sogenannten "social distancing" - Run virtuelle Startnummern zur Verfügung stellen und im Anschluss an den autonomen Lauf die Finisher-Medaillen zusenden. So habe auch ich meinen heutigen Lauf  um den GSR Außenring auf der Plattform "Marathon Training Academy" registriert und erwarte in ein paar Wochen die (hoffentlich verdiente) Finisher-Medaille.

Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich im Laufrucksack mit dabei. Lediglich Wasser plane ich am Trinkwasserbrunnen in Vasoldsberg nachzufüllen.

Für meine Laufweste, der Salomon Adv Skin5, ist es heute der letzte Lauf. Jahrelang war sie mir über viele tausend Kilometer ein verlässlicher Begleiter. Aber der Zahn der Zeit hat an ihr genagt. So sind nicht nur Reißverschlüsse arg verschlissen, auch Risse im Material mussten schon mehrfach genäht werden. Kurzum, sie hat sich den Ruhestand redlich verdient. Bestückt habe ich die Laufweste heute mit:
  • Softflasks (2 x je 0,5 Liter mit Wasser gefüllt)
  • 1,5 Liter Wasser in der Trinkblase
  • 6 Energie-Gels PowerBar green apple
  • 1 Energie-Riegel Isostar Cereals and Chocolate
  • "Notgroschen" für alle Fälle
  • Regenjacke
  • Smartphone
  • Ipod
  • Müllbeutel
  • Taschentücher
Ich nehme die Corona-Infektionsgefahr sehr ernst und halte mich seit Beginn strikt an die Vorgaben der Regierung. Daher dürfen heute - für alle Fälle und Notfälle - im Erste-Hilfe-Set auch ein Mund-Nasen-Schutz, Einweg-Handschuhe und ein Desinfektionsmittel in meiner Ausrüstung nicht fehlen. Vorwegschicken möchte ich, dass mir in den kommenden Stunden keine Personen auch nur ansatzweise nahe kommen werden. Kurzum, das sogenannte "social distancing" wird mehr als deutlich umgesetzt.


Auf die Plätze, fertig, los ...

Mein Herz lacht innerlich voller Vorfreude, die Sonne tut es mir gleich. Auch wenn es mir jetzt kurz vor acht Uhr doch ein wenig fröstelt und Handschuhe meine Finger wärmen. Laut Wetterfrosch sind wolkenloser Himmel und über Mittag frühsommerliche 25 Grad prognostiziert. Quaxi wird Recht behalten. Beim Frühstück vertraute ich auf Bewährtes. Ein Toastbrot mit Honig und eines mit Schokocreme, dazu zwei Tassen Kaffee, haben vor rund zwei Stunden den Weg in mein Bäuchlein gefunden.

Fernitz-Mellach
Hier im Erzherzog-Johann-Park, inmitten des wunderbaren Blumendorfes Fernitz-Mellach, starte ich in wenigen Minuten mein Laufprojekt. Ich befinde mich am GSR-Westring und nehme mir vor, den GSR Außenring gegen den Uhrzeigersinn innerhalb von 5 Stunden zu umlaufen. Mit einem kontrollierenden Blick auf meine Garmin - Laufuhr vergewissere ich mich, dass die Strecke geladen und der GPS-Empfang hergestellt ist. Auch das live-tracking starte ich. Alles paletti! Ich mache ein Start-Selfie und zähle mir leise den Countdown zum Start. 3, 2, 1 .... Lets´go!

Die ersten hundert Meter führt mich die Route aus dem Erzherzog-Johann-Park und an der Pfarrkirche Fernitz-Mellach vorbei. Der Weg ist menschenleer. Abstand zu wahren ist derzeit unumgänglich. Bei unerwartet auftauchenden Personen kann ich mir spontan meinen Schlauchschal über Mund und Nase hochziehen. Für alle Fälle, speziell auch für unerwartete Notfälle - ich könnte ja auch Erste-Hilfe leisten müssen - führe ich im Laufrucksack eine MNS-Maske, Einweg-Handschuhe und Desinfektionsmittel mit.

Ich folge für einige hundert Meter den Gehweg entlang des Ferbersbaches. Dann verlasse ich auch schon den Westring und wechsle für die nächsten Kilometer auf den GSR-Südring. Die GSR-Ringe werde ich heute noch einige male wechseln. Gedanklich lasse ich mich spontan auf Wortspiele mit den Ringen ein. Ich fällt das Kinderlied Ringel, Ringel, Reihe ein, das ich leise vor mich hinsumme. Dann schweifen meine Gedanken zum Verlobungsring ab, mit dem ich meiner Lebensgefährtin vor 17 Monaten einen Heiratsantrag gemacht habe. Und letztendlich erhoffe ich mir, mich nach der erfolgreichen Umrundung des GSR Außenringes als "Herr der Ringe" bezeichnen zu können. Ein Ring-Ring meines Smartphones reißt mich aus dem Tagtraum. Meine künftige Ehefrau wünscht mir nochmal alles Gute für das heutige läuferische Unterfangen! Und weist mich darauf hin, dass das live-tracking nicht funktioniert. Ich habe vergessen, meinen Forerunner mit dem Smartphone zu koppeln. Ab sofort bin ich als blinkender Punkt auf der Landkarte zu verfolgen.

#zweiundvierzugundmehr #trailrunning
Rund 900 Trainingskilometer stecken heuer in den Beinen. Die Vorbereitung sollte für einen kurzen Ultra ausreichend sein. Wenn gleich die langen Läufe in den letzten Wochen eher Mangelware gewesen sind.

Ich biege scharf links ab und laufe ein kurzes Stück auf dem sogenannten Feldweg, der auch gleichzeitig eine Wegstrecke des Grabenlandtrails ist. Apropos Grabenlandtrail: Sollte auch der 24-Stunden-Lauf in Bad Blumau Anfang Juli dem Corona-Virus zum Opfer fallen, werde ich wohl alternativ auch den Grabenlandtrail mit seinen 132 Kilometern Länge alleine in Angriff nehmen.

Der Südring ist gut markiert und wartet gleich mit einigen Höhenmetern auf. Es geht dem Buchkogel hoch. Meine Beine fühlen sich bergauf doch schwerer an, als ich erwartet habe. Das liegt wohl am fehlenden Tapering. Und die Birken- und Gräserpollen quälen mich auch seit Wochen. Auch die mit 1,5 Liter Wasser gefüllte Trinkblase auf dem Rücken bin ich nicht gewohnt. Eben noch aufwärts, geht es auf Asphalt Richtung Enzelsdorf Vorstadt zu Tal. Aber nur einen gute Kilometer, schon ändert der Südring wieder seine Richtung. Über Waldpfade, Schotterwege und Wiesen führt der Trail nach Enzelsdorf.

Hier schickt sich ein Feldhase an, mich zum Laufduell herauszufordern. Er wartet im Acker bis ich auf gleicher Höhe bin, um mir dann mit flotten Hoppelsprüngen keine Chance zu lassen. Diese Erfahrung bestätigt meine Theorie: Je kürzer das Stummelschwänzchen, desto schneller kann man laufen. Also kein Wunder, dass ich nur mit mäßigem Tempo auf den Trails dieser Welt unterwegs bin. Der Südring läuft sich abwechslungsreich! "Ich liebe das Laufen auf Trails!", jauchze ich vor mich hin.

Betreten auf eigene Gefahr!
An der Jakobikirche vorbei geht es über einen steilen Wiesen- und Waldpfad auf den Mellachberg. Ein eingezäuntes Grundstück ist zu durchqueren. Das Hinweisschild am Zugangstor weist auf das Betreten auf eigene Gefahr hin. Ein mulmiges Gefühl macht sich in der Magengrube breit. Was oder wer wird mich erwarten? Ein sein Revier verteidigender Hofhund? Ein schlecht gelaunter Zuchtbulle? Oder betrete ich gar eine Schlangenfarm mit Freilandhaltung? Bevor mein Gehirn noch irrationalere Gedanken spinnen kann, habe ich das Grundstück ohne Zwischenfälle auch schon wieder verlassen und laufe Richtung Wutschdorf. Bereits 7 Kilometer habe ich hinter mich gebracht und liege recht gut im auferlegten 6 min/k-Schnitt. Ich labe mich mit einem Gel.

Nach ein paar Kilometern auf Schotterwegen und Asphaltstraßen führt mich die Strecke zuerst wieder auf Waldwegen, dann am Rand von Äckern Richtung Gnaning zu Tal. Wer Zeit und Lust hat, kann hier einen kurzen Abstecher zur Dorfkapelle machen, wo auch eine Kontrollstelle des GSR eingerichtet ist. Ich bleibe heute jedoch auf der offiziellen Route und laufe am Talboden des Jakobsbaches auf breiten Waldwegen Richtung Norden.

GSR Wanderwegenetz
Nach rund 14 Kilometer verlasse ich beim Aufstieg zum Hühnerberg den Südring und laufe fortan am Ostring weiter. Hier bietet sich an, dem Gipfelkreuz des Hühnerbergs seine Aufwartung zu machen. Über 50 mal habe ich heuer im Gipfelbuch schon mein "Zähl-Stricherl" hinterlassen. Aber heute erspare ich mir den Umweg und bleibe konsequent auf dem GSR Rundumadum - Kurs.

Meine Garmin leistet mit den abgespeicherten Streckendaten gute Dienste. Trotz vereinzelt missverständlicher Markierung der unterschiedlichen, sich kreuzenden Wanderwege behalte ich so die Orientierung und Umwege bleiben mir erspart.

8-Eck-Stadl in Vasoldsberg
Rund ein Drittel des GSR Außenringes habe ich hinter mich gebracht. 500 Höhenmeter stehen auf der Haben-Seite. Ich bin seit 93 Minuten unterwegs. Ich stärke mich mit einem weiteren Energie-Gel, spüle reichlich Wasser nach und laufe auf einem schönern Waldweg ins Tal des Ferbersbaches. Auf Asphaltstraßen geht es durch den Ort Ferbersdorf weiter nach Vasoldsberg. Der achteckige Stadl in Vasoldsberg ist immer einen Foto-Stopp wert. Gut, dass der Trinkwasserbrunnen vor dem Gemeindeamt seinen Betrieb aufgenommen hat. Meine Wasservorräte sind beinahe aufgebraucht. Ich fülle meine Soft-Flasks nach und laufe die Schloßstraße hoch.

150 Höhenmeter gilt es auf den nächsten 3,5 Kilometern nach Tiefernitz zu überwinden. Hier auf rund 510 Meter über Adria ist auch der höchste Punkt der Strecke erreicht. Tolle Ausblicke in die Region entschädigen jedoch für die Strapazen des Aufstieges. Der Ostring führt hier in westlicher Richtung über Dürwagersbach nach Raaba-Grambach zurück. Aber ich will heute um alle Ringe außen herum. Daher wechsle ich auf den GSR-Nordring und laufe auf der Steinbergstraße Richtung Pachern zu Tal. Bevor es abwärts geht, erhasche ich noch einen wunderbaren Blick auf den Hausberg der Grazer, dem Schöckl. Völlig unerwartet krampft beim bergab laufen mein linker hinterer Oberschenkelmuskel. Mal bleibe ich vor Krämpfen gänzlich verschont, mal plagen sie mich. Ich konnte noch kein Muster erkennen. Wie auch immer: Ich muss anhalten und meinen Muskel dehnen.

Modern Golf Hart bei Graz
Mit kurzen Schritten tipple ich weiter talwärts. Ich unterquere die A2 - Südautobahn und folge für einen knappen Kilometer den Autobahnbegleitweg.

Die Strecke führt, am Golfplatz "Modern Golf" vorbei, die Rupertistraße 100 Höhenmeter aufwärts. Wie all die andere Sportstätten, sind auch die Golfplätze zur Verhinderung der Ausbreitung des Corona-Virus gesperrt. Ab 1. Mai dürfen Sportanlagen im Freien jedoch wieder benutzt werden. Auch ich habe vor einigen Jahren mal eine Zeit lang den Golfschläger geschwungen. Aber mangels Zeit und Talent habe ich das Golfspiel auf unbestimmte Zeit eingestellt. Die Temperaturen steigen. Der Schweiß fließt. Viel wird auf herrlich sonnige 25 Grad nicht fehlen. Immer wieder zwingen mich Krämpfe zu kurzen Pausen. Ich lenke mich mit Musik aus dem Ipod ab.

Weiterhin auf asphaltierten Gemeindestraßen geht es die nächsten beiden Kilometer fallend nach Hart bei Graz. Am Abfallzentrum vorbei verläuft der Weg Richtung Raaba. Hier verlaufe ich mich das erste Mal. Ich quere eine Brücke zu früh den Raababach. Der Vibrationsalarm meiner Uhr weist mich darauf hin, dass ich die gespeicherte Strecke verlassen habe. Zwar nicht nennenswert, aber immerhin. Also umdrehen. Mehr als 500 Meter Umweg sind es nicht gewesen.

Noch einmal muss die Südautobahn gequert werden, bevor der letzte Aufstieg über den Rabenkogel wartet. Auch hier finde ich mich im Wege-wirr-warr nicht auf Anhieb zu recht. Aber letztendlich belaufe ich ohne nennenswerten Zeitverlust einen wunderbaren Singletrail und Hohlweg Richtung Grambach.

Wanderwege über den Rabenkogel
36 Kilometer sind geschafft. Obwohl ich immer mal wieder kurz anhalten muss, um meine krampfenden Oberschenkel zu dehnen, bin ich noch voll auf Kurs sub 5 Stunden. Hier treffe ich wieder auf den Ostring, der sich aus dem Wolfsgraben schlängelt. Aber bereits 300 Meter weiter wechsle ich auf den finalen, vierten Ring, den Westring. Auf diesem Ring bleibe ich bis zum Start/Ziel in Fernitz-Mellach. Auch die Höhenmeter sind abgehakt. Die verbleibenden knapp 10 Kilometer verlaufen flach zurück nach Hause.

Auf dem Holzweg, der in Wahrheit eine asphaltierte Straße ist, geht es zwischen Äcker und Wiesen Richtung Dörfla. Ich streife südlich den Golfclub Grazer Murauen. Auch hier werden ab 1. Mai wieder die Golfbälle fliegen dürfen. Ich laufe parallel zur Mur. Auf Höhe des Altstoffzentrums in Gössendorf muss ich für rund 150 Meter dann doch den Original-Kurs verlassen. Die Strecke führt eigentlich durch den öffentlichen Spielplatz. Aber auch Spielplätze sind in dieser merkwürdigen Zeit gesperrt und so entschließe ich mich, die geringfügige Streckenabweichung in Kauf zu nehmen. Ich komme mittlerweile zwar etwas langsamer vorwärts, aber dieses Finish unter 5 Stunden nimmt mir niemand mehr", fasse ich den heutigen Lauftag gedanklich zusammen.

Finish!
Wieder auf Wald- und Schotterwegen laufe ich am sogenannten Reiterweg durch die Mur-Auen. Die Vögel zwitschern, die Luft ist rein. Es ist herrlich! Jetzt noch durch die sogenannte Au-Mühle. Das ist ein kleiner, privater Tierpark. Hier tummeln sich etwa 80 Tierrassen. Pony, Meerschweinchen & Co. werden sich bestimmt auch schon gewundert haben, warum seit mehreren Wochen keine Besucher kommen. Auch hier der Grund das Covid-19-Virus.

Endspurt! Das Blumendorf Fernitz-Mellach ist erreicht. Ich erreiche nach 4 Stunden und 53 Minuten den Erzherzog-Johann-Park. Ich habe das vorgenommene Zeitziel erreicht. Ich bin zufrieden. Da ich weder die Schutzmaske noch den Notgroschen gebraucht habe, entscheide ich mich spontan, ein Eis beim Dealer meines Vertrauens, dem Eissalon Purkarthofer, zu kaufen. Und dann schnell ab nach Hause! Meine Familie wartet!

Den File meiner Laufuhr übermittle ich im Anschluss an fastestknowntime.com und die neue Bestzeit auf dem GSR Außenring "Rundumadum" wird binnen weniger Stunden bestätigt. Mal sehen, wie lange der Streckenrekord Bestand hat. Luft nach oben ist für ambitionierte Läufer jedenfalls genug.

Und ja, ab sofort trage ich den Titel "HERR DER RINGE"! Zumindest Herr des GSR Süd-, Ost- West- und Nordringes! Bleibt gesund, lauft derzeit alleine und haltet Abstand!


24.04.2020: GSR Außenring bzw. Rundumadum "Fastest known time" - Laufbericht


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Samstag, 21. September 2019

21.09.2019: Stanzer Trailrun - Laufbericht

Stanzer Trailrun 2019
Während ich zum Gipfelkreuz des Hochschlag empor steige, denke ich an das Jahr 2017 zurück: Vor zwei Jahren kroch ich hier beinahe auf allen Vieren den teils sehr steilen Pfad hoch, musste Erholungspausen einlegen, um es überhaupt auf den Gipfel zu schaffen. Fernsicht? Fehlanzeige! Es war nebelig trüb. Die Tage zuvor hatte es stark geregnet. Entsprechend teils knöcheltief matschig waren die Wege. Meine Zielzeit verfehlte ich klar. Knapp 6 Stunden benötigte ich für die 48 Kilometer lange Strecke mit 1900 Höhenmeter.

Heute ist vieles anders. Obwohl meine Beine diese Woche bereits 60 Trainingskilometer gelaufen sind, erklimme ich fast mühelos die vielen Anstiege. Meine Vorgabe, nach Körpergefühl und nicht nach Zeit zu laufen, lässt den diesjährigen Stanzer Trailrun zu einem wunderbaren Erlebnis werden.

Aber von vorne: Stanz im Mürztal ist bereits zum 10. Mal Schauplatz des sogenannten Stanzer Trailrun. Die sehr anspruchsvolle Strecke weist auf 49 Kilometer Distanz 1900 positive Höhenmeter auf. Der überwiegende Teil der Strecke führt auf Singlepfaden durch den Wald und über Almwiesen, über verwurzelte Rinnen oder Schotterwege und Forststraßen. Wer sich die fordernde Marathondistanz nicht zutraut, hat alternativ die Kurzdistanz (immerhin auch 19 Kilometer Distanz und 900 Höhenmeter) zur Auswahl bzw. kann der Stanzer Trailrun auch als Mitglied einer 3er-Staffel in Angriff nehmen.

Der Start- und Zielbereich befindet sich direkt im Ort Stanz unmittelbar vor der Sport- und Kulturhalle. Hier stehen auch Umkleiden und Duschen bereit. Für Speis und Trank ist ebenfalls bestens gesorgt.

Die Anreise aus dem Süden von Graz dauert keine Stunde. Auch die Abholung der Startunterlagen ist unkompliziert und rasch erledigt. Was sofort auffällt? Freundlich und hilfsbereit sind hier alle, und diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Der Läufer steht hier im Mittelpunkt! Für ein Nenngeld von 40 Euro gibt es ein optisch sehr ansprechendes Funktionsshirt, einen Essensbon sowie die Verpflegung an rund 10 Labestellen entlang der Strecke. Im Ziel steht zudem ein Kuchenbuffet zum Auffüllen der Kohlenhydratspeicher bereit. Die Zeitmessung erfolgt beim Stanzer Trailrun manuell.

Auf die Strecke möchte ich heute nicht nochmals näher eingehen. Dazu darf ich auf meinen Laufbericht aus dem Jahr 2017 verweisen, wo ich die 3 Teilstücke des Stanzer Trailrun recht detailliert beschrieben habe: < Stanzer Trailrun - Laufbericht 2017 >

Soviel sei jedoch gesagt: Die Streckenmarkierung ist im heurigen Jahr lückenlos und lässt kein Verlaufen zu. Die Verpflegestellen sind in ausreichender Anzahl vorhanden, gut positioniert und mit Iso, Wasser, Riegel, Obst etc. ausgestattet.

Stanzer Trailrun - Hochschlag Gipfelkreuz
Ich laufe den Stanzer Trailrun als lockeren, langen Dauerlauf, wähle von Beginn weg das Tempo nach Körpergefühl und habe bei spätsommerlichem Wetter eine tolle Lauferfahrung. Letztendlich benötige ich für die 49 Kilometer lange Strecke 5 Stunden, 29 Minuten und 26 Sekunden. Damit platziere ich mich auf dem 12. Platz meiner Altersklasse.


Fazit

Der Stanzer Trailrun ist anspruchsvoll und eher gut trainierten Ausdauersportlern vorbehalten. Spielt das Wetter mit, lädt die Landschaft zum Genießen ein. Die Organisation lässt keine Schwächen erkennen. Die zahlreichen Helfer sind stehts gut gelaunt, hilfsbereit und motivierend. Die Strecke ist unmissverständlich beschildert, die Labestellen sind ausreichend bestückt. Ich kann den Stanzer Trailrun vorbehaltlos empfehlen.


21.09.2019: Stanzer Trailrun - Laufbericht


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Freitag, 19. Oktober 2018

14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht

Der Graz-Marathon steht vor einem Jubiläum! Zum 25. mal findet am Sonntag dem 14. Oktober 2018 der Kleine Zeitung Graz Marathon statt. Bereits drei Tage zuvor wirft der Jubiläums-Marathon  seinen Schatten voraus. Denn schon Donnerstag Abend besteht die Möglichkeit, im Zuge des Late Night - Shopping beim Traditions-Kaufhaus Kastner + Öhler seine Startunterlagen abzuholen. Der frühe Vogel fängt beim Graz Marathon nicht nur den Wurm, sondern wer am Donnerstag die Startunterlagen abholt, erhält gratis ein Glas Prosecco sowie ein Jubiläums-Buff-Schlauchtuch. Auch Freitag oder Samstag kann die Nachnennung durchgeführt bzw. die Startnummer abgeholt werden.

Graz Marathon - Laufbericht
Das kostenlose Buff-Tuch will ich mir nicht entgehen lassen. So hole auch ich mein Startpaket bereits am Donnerstag Abend ab. Mit dieser Idee bin ich nicht alleine. Daher sind die Straßen rund um den Gigasport (so nennt sich das Kastner + Öhler - Sporthaus) verstopft und die Tiefgarage besetzt.

Auch eine kleine Marathon-Messe mit einer guten Handvoll Aussteller findet statt. Neben Marathon-Veranstalter hat der eine oder andere namhafte Sportartikel-Hersteller sein Zelt aufgeschlagen. Am Garmin-Stand versuche ich ein technisches Detail zu einer GPS-Laufuhr meines Begehrens zu erfragen. Die beiden Standbetreuer können meine Frage nicht beantworten aber raten mir lässig am Tresen lümmelnd, mich doch im Internet schlau zu machen.

Das Marathon-Laufshirt aus Funktionsfaser kostet lt. Veranstalter eigentlich 45 Euro. Dem Startpaket liegt ein Gutschein bei, mit dem das Shirt um 20 Euro erworben werden kann. Wer so wie ich eine Kastner + Öhler - Pluscard sein Eigen nennt, erhält das Laufshirt kostenlos. Schöne Sache und tolles Shirt. Zusätzlich sind noch weitere Gutscheine, einiges Lesenswertes wie die Kleine Zeitung Marathon-Ausgabe sowie ein paar Produktproben beigepackt. Der Startbeutel selbst ist mit Namen und Startnummer beschriftet znd dient am Lauftag als Kleidungsbeutel (kann dann vor dem Start des Bewerbs an der Garderobe abgegeben werden).

Apropos Bewerbe: Hier hat man beim Graz-Marathon die Qual der Wahl. Neben Kinderläufen (vom Knax Club Bambini-Sprint bis zum Odlo-Juniormarathon) und dem Familienlauf stehen ein Viertel-, Halb- oder der Staffelmarathon zur Auswahl. Ein City-Run über 5 Kilometer kann einzeln oder im Team absolviert werden. Auch die Nordic Walker kommen auf ihre Kosten. Zudem werden über die Halbmarathon-Distanz die österreichischen und steirischen Meisterschaften ausgetragen. Ich werde gemeinsam mit rund 700 weiteren Teilnehmern über die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer an den Start gehen. Das Zentrum aller Laufbewerbe ist der Innenstadtbereich rund um die Grazer Oper.

Die Zeitnehmung erfolgt durch die Firma MaxFun Timing. Der Zeitnehmungstransponder ist in die Startnummer integriert, so erspart man sich einen eigenen Chip am Fuß oder sonst wo. Das Fotoservice übernimmt Foto Viertbauer. 2-3 Tage nach dem Laufevent können die Fotos online vorbegutachtet und bei Gefallen bestellt werden. Mir persönlich ist letztendlich der Preis von 39 Euro deutlich zu hoch, für dass an lediglich zwei Abschnitten (Fotopoint Nähe Franziskanerkirche bzw. Herrengasse/Opernring) Fotos "geschossen" und kein Wert auf einen markanten, städtebezogenen Hintergrund gelegt wurde.

Kleine Zeitung Graz Marathon 2018
Der City-Run, der Nordic Walk, der Familienlauf sowie die Kinderbewerbe finden am Vortag des Marathons statt. Beim Odlo-Juniormarathon steht mein Sohn Sebastian am Start. Er startet in der Wertungsklasse M/W7 (Jahrgänge 2012 und 2011) und hat eine 1000 Meter lange Laufstrecke vor sich.

Die erste sportliche Entscheidung des diesjährigen Graz-Marathons ist jedoch den Maskottchen vorbehalten. Ferdi Flott fordert Kollegen wie Sparefroh, Obi Biber, s´Börserl oder Lollipop zum 60 Meter langen Maskottchensprint. Die Nenngebühr der Maskottchen kommt einem karitativen Zweck zu Gute.

Im Anschluss starten die Kleinsten. Gerade beim Bambini-Sprint wird Sicherheit großgeschrieben. So erhalten die Bambinis sowie die Erziehungsberechtigten jeweils die gleiche Startnummer, mit der sie ihre Sprößlinge nach dem 120 Meter langen Lauf wieder abholen können.

Nun sind die Junioren an der Reihe. Sebastian ist sichtlich aufgeregt. Bei einem so großen Event war er noch nicht am Start. Ein Lauf mitten in der Landeshauptstadt, dazu die Moderation, die vielen Zuschauer und die große Anzahl der teilnehmenden Kinder schüchtern ihn ein wenig ein. Die Strecke des Odlo-Juniormarathon führt vom Opernring in die Hamerlinggasse. Über die Hans-Sachs-Gasse und Einspinnergasse geht es zurück zu Start und Ziel am Opernring. Gemeinsam mit 200 Gleichaltrigen geht es für Sebastian um Punkt 15.00 Uhr los. Nach 4 Minuten und 59 Sekunden ist er auch schon wieder im Ziel und empfängt sichtlich stolz seine verdiente Erinnerungsmedaille.

Nach dem Familienlauf findet im Läuferzelt die Pasta-Party statt. Für einen vergünstigten Teller Pasta liegt dem Startpaket ein Gutschein bei.

Sonntag-Morgen! Marathon-Tag! Race-Day! Es ist schon 3 Jahre her, dass ich an einem flachen Stadtmarathon teilgenommen habe. Die letzten beiden Jahre war ich ausschließlich auf Berg- und Landschaftsmarathons oder Ultratrails mit vielen hundert Höhenmetern unterwegs. Mein Ziel ist es, deutlich unter 4 Stunden zu laufen. Vor Wochen spekulierte ich noch mit einer Zeit um 3:30. Dass dieses Vorhaben unrealistisch ist, haben jedoch die Testläufe der letzten beiden Wochen gezeigt. Ich kann nicht über 40 Kilometer weit den Kilometer unter 5 Minuten laufen. Dazu fehlen mir die Tempoläufe. Mein Trainingsschwerpunkt lag zu sehr auf die Gewinnung von ultralanger Ausdauer, denn auf Tempohärte und Schnelligkeit. Eine Endzeit zwischen 3:37 und 3:40 Minuten würde mich zufrieden stimmen.

Mein Plan ist dennoch, mich so lange als möglich im Windschatten des Pacemakers für eine Zielzeit von 3 Stunden und 30 Minuten aufzuhalten. Schlau ist es zwar nicht, zu schnell zu starten, um mit Vorsatz dann auf der zweiten Streckenhälfte einzubrechen. Aber ich möchte erfahren, wie lange ich heute einen 5-Minuten-Schnitt pro Kilometer halten kann. Dass diese Strategie schmerzhafter sein wird als eine von Anfang an konstant gelaufene 5:10 Pace pro Kilometer, ist mir bewusst. Aber ich bin leidensfähig. Beim Laufen zumindest.

Gefrühstückt wird auf bewährte Weise: Gut drei Stunden vor dem Start esse ich je ein Stück Toast mit Honig und Schokocreme, dazu 2 Tassen Kaffee. Die Startnummer ist zugleich ein Gratis-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. So reise ich entspannt mit Bus und Straßenbahn in die Grazer Innenstadt.

Ein Wort zum Wetter: Der Frühnebel lichtet sich und es verspricht ein sonniger, warmer Spätsommertag zu werden.

Ich erledige die letzten Handgriffe. Will heißen, ich bestücke meine Laufweste mit ein paar Gels, einer Tüte Salztabletten und meinem Smartphone. Der obligatorische Gang zum Dixi darf nicht fehlen. Dann gebe ich meinen Kleiderbeutel ab und laufe mich 10 Minuten warm.

Um 09:45 Uhr öffnet der Startblock 1. Dieser ist den Marathon-Teilnehmern vorbehalten. Der Halb- bzw. Viertelmarathon wird blockweise zeitverzögert gestartet. Unmittelbar vor dem Startblock 1 haben sich die Eliteläufer und die Teilnehmer an den Meisterschaften im Halbmarathon positioniert. Ich habe meinen Platz unmittelbar neben dem Pacemaker, gekennzeichnet durch einen Luftballon mit der Aufschrift 3:30, gefunden. Die Moderation stellt die Eliteläufer vor. Im Anschluss begrüßt Stadtrat Kurt Hohensinner alle Teilnehmer und Zuschauer, dankt dem Organisationsteam und gibt den Startschuss. Pünktlich um 10 Uhr werden wir auf die Strecke gelassen.

Graz Marathon Streckenführung 2018
Wir laufen am Opernring und Joanneumring Richtung Westen. Das Feld ist dicht gedrängt. Um "meinen" Pacemaker hat sich eine größere Gruppe formiert. Ich bin es nicht gewohnt, im Rudel zu laufen. Entsprechend konzentriert bin ich, um erstens niemanden auf die Füße zu steigen bzw. habe ich doch ein wenig Bedenken, im Gewusel über irgend welche Läuferbeine zu stolpern.

Die Strecke führt über die Wielandgasse, Grazbachgasse, Münzgrabenstraße und den Jakominigürtel auf die Conrad-von-Hötzendorfstraße. Auf einer langen Geraden, vorbei an der Stadthalle Graz, geht es nun zum südlichen Wendepunkt bei der Merkur Arena, dem Heimstadion des Fussballklubs SK Puntigamer Sturm Graz. Die führenden Eliteläufer kommen mit deutlichem Vorsprung hier bereits auf der Gegengeraden entgegen. Faszinierend, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit diese Athleten förmlich über die Strecke fliegen.

Der Pacemaker läuft ein konstant gleichmäßiges Tempo. Langsam gewöhne ich mich an die Situation, inmitten der Läufertraube zu sein. Am Streckenrand erspähe ich zwei ganz liebe Kollegen meines Laufclubs MT-Hausmannstätten. Lautstark feuern sie an und machen auch einige ganz tolle Fotos. Immer wieder werden die Beiden völlig unerwartet entlang der Strecke auftauchen, zujubeln, aufmuntern und fotografieren. Einen riesengroßen Dank dafür!

Kurz nach Kilometer 5 ist die erste Labestelle erreicht. Es werden Wasser und ein isotonisches Getränk sowie Bananen angeboten. Es herrscht ein für mich ungewohntes Gedränge an der Verpflegungsstelle. Solche Situationen kenne ich von Ultratrails oder Bergmarathons mit vergleichsweise geringer Teilnehmerzahl nicht. Ich "erkämpfe" mir Wasser und Iso und trinke die Becher im Gehschritt aus. Der Pacemaker ist mir inzwischen entwischt. Wer hier nicht im Laufschritt trinkt, lässt abreißen. Ich habe rund 30 Meter Rückstand. Es kostet überdurchschnittlich viel Energie, wieder aufzuschließen. Ein paar hundert Meter später bin ich wieder dran. Ob im flow in der Gruppe oder alleine hinten nach, der Unterschied ist enorm.

Die Strecke führt über die Schießstatt- und Schönaugasse weiter in die Neuholdaugasse. Linkerhand befindet sich nun der Städtische Augarten. Ich erinnere mich freudig zurück, als der Bambini-Sprint noch im Augarten ausgetragen wurde und mein Sohn das erste mal am Start stand. Wie die Zeit vergeht ... Das Publikumsinteresse ist hier mäßig. Entlang der Pestalozzistraße hat man dafür einen wunderbaren Ausblick auf den Schlossberg.

Der Kurs quert die Mur. Über den Grieskai und Lendkai geht es nun dem nördlichen Wendepunkt entgegen. Hier säumen sehr viele Zuschauer die Laufstrecke. Es ist neben der Sackstraße, Herrengasse und Opernring bestimmt der attraktivste Streckenabschnitt. Man erhascht Blicke auf das Kunsthaus und auf die Murinsel. Rechter Hand setzt sich wieder das Wahrzeichen der Stadt, der Schlossberg mit Uhrturm, in Szene. Hier bei Kilometer 9 ist die nächste Labestelle errichtet. Gleiches Spiel: Ich trinke ausreichend, nehme eines meiner Gels zu mir verliere wieder wertvolle Meter auf die Gruppe rund um den Pacemaker. Gute 50 Meter fehlen mir auf den Träger des grünen Luftballons. Ich kämpfe mich abermals ran und habe bei Kilometer 11 wieder aufgeschlossen. Die Durchgangszeit bei Kilometer 10 liegt übrigens bei rund 50 Minuten und 15 Sekunden. Der Pacemaker läuft hochgerechnet somit ein wenig zu langsam. Letztendlich wird er eine Zeit von 3 Stunden, 30 Minuten und 45 Sekunden erreichen.

copyright karl
Ich stelle fest, dass mein Pacemaker den Luftballon verloren hat. Wie genau, ist mir entgangen. Fortan muss ich mich an seiner markanten Kappe orientieren. Es geht über die Keplerbrücke zurück auf die linke Murseite. Hier steppt der Bär! Hunderte Zuschauer stehen hier Spalier. Der Radiosender "Antenne Steiermark" sorgt für stimmungsvolle Musik und lautstarke Moderation. Hier macht´s richtig Laune!

Es geht auf der Körösistraße weiter Richtung Norden. Bei Kilometer 13 wartet die nächste Möglichkeit zur Labe. Neben Wasser und Iso wird hier auch Cola gereicht. Mittlerweile ist es recht warm und so achte ich weiter auf eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr. Erraten! Die meisten Läufer schnappen sich ohne Tempoeinbußen einen Becher. Zuvor laufen sie teils rücksichtslos rempelnd quer über die Straße. Eine Läuferin hakt bei meinem Bein ein, strauchelt. Sie und ich können mit Mühe einen Sturz verhindern. Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben, als Sie sich entschuldigt. Ich verliere wieder den Anschluss. Ich finde es immer mühsamer, ran zu laufen. Ich möchte jedoch wenigstens bis zur Halbmarathonmarke am Tempomacher dranbleiben und so mache ich langsam Meter um Meter gut. Bei Kilometer 15 ist die Wende Nord erreicht. Ich bin wieder am Pulk dran und die Strecke geht leicht fallend der Innenstadt entgegen.

Zuvor stellt sich die schier endlose Gerade der Theodor-Körner-Straße in den Weg. Über die Wickenburggasse führt uns die Laufstrecke wieder zur Keplerbrücke. Diesmal wird aber nicht die Mur gequert sondern parallel der Kaiser-Franz-Josef-Kai entlang gelaufen. Die Innenstadt ist erreicht. Das Zuschauerinteresse ist ob des tollen Wetters im heurigen Jahr wirklich enorm. Entlang der Sackstraße und der Murgasse sowie ein wenig später durch die Schmiedgasse, über den Hauptplatz und durch die Herrengasse applaudieren tausende Zuschauer uns Läufern. In der Neutorgasse kann man linkerhand einen Blick auf die Franziskanerkirche werfen. Ich laufe durch den "Fotopoint" von Foto Viertbauer.

Bei der Labestelle im Bereich der Neuen Galerie Graz habe ich ein irrwitziges Erlebnis. Mit offensichtlicher Absicht rempelt mich und rammt mir unmittelbar vor den Getränketischen ein Mitläufer den Ellbogen in die Rippen und verschafft sich Platz. Perplex frage ich, ob mit ihm wohl alles in Ordnung sei? "Jetzt wieder!", lautet seine Antwort und macht sich vom Acker, während ich kopfschüttelnd nicht fassen kann, was da eben passiert ist.

Meine Durchgangszeit bei Kilometer 20 liegt bei 1 Stunde und 40 Minuten. Am Ende der Herrengasse schallt es aus den Lautsprechern, dass wir Marathonteilnehmer uns rechts halten und auf die zweite Schleife müssen. Links ginge es zum Ziel. Aber noch ist nicht die Zeit dafür.

Die Halb- und Viertelmarathonis verlassen die Strecke. Das Läuferfeld lichtet sich. Zu Beginn der zweiten Runde weicht die Strecke geringfügig von der ersten Schleife ab. Mein erstes Etappenziel, jedenfalls bis zur Halbmarathonmarke im 5er-Schnitt zu laufen, habe ich mit einer Durchgangszeit von 1 Stunde und 45 Minuten geschafft.

Jetzt wird es echt hart. Viel zu früh, aber so habe ich es befürchtet. So sehr ich mit einer Zeit um 3 Stunden 30 Minuten liebäugle, so realistisch bin ich um mir einzugestehen, dass ich dieses Tempo für weitere 21 Kilometer nie und nimmer halten kann. Nächstes geistiges Zwischenziel? Der südliche Wendepunkt bei der Merkur Arena.

Durchgangszeit bei Kilometer 25: 2 Stunden, 4 Minuten und 40 Sekunden!

Bei der Labestelle Ostbahnhof nehme ein weiteres Gel zu mir, spüle mit Wasser nach und nehme mir ein Stück Banane mit auf den Weg. Ich bin wieder hinten nach. Ich habe mittlerweile 26 Kilometer in den Beinen. Ich kämpfe, schaffe es aber nicht, nochmals die Lücke zum Pacemaker zu schließen.

Nun wird´s richtig "zach". Die Antenne-Bühne auf der Keplerbrücke sorgt zwar nochmal für einen Push, der jedoch nicht lange anhält. Obwohl die Strecke nach wie vor leicht bergauf führt, kann ich bis Kilometer 35 die Kilometerzeiten einigermaßen hoch halten. Dann werde ich spürbar langsamer. Endlich ist die Wendemarke Nord erreicht. Noch 6 lange Kilometer warten auf meine geschundenen Beine. Die wieder nicht enden wollende Gerade der Theodor-Körner-Straße verfluche ich nun innerlich. Dass man hier einen Blick auf den Schlossberg hat, entschädigt mich im Augenblick nicht für die Strapazen. Am Hasnerplatz stärke ich mich mit einem weiteren Gel. Nach einigen Metern im Gehschritt trabe ich wieder an. Es muss zu Ende gebracht werden. Autsch, die Beine schmerzen. Und ich werde langsamer. Mittlerweile ist die Pace auf 6 Minuten für den Kilometer gesunken.

Der Hauptplatz und die Herrengasse sind erreicht. Es kündigt sich ein Krampf im rechten Oberschenkel an. Ich ändere ein wenig meinen Schritt, um es nicht krampfen zu lassen. Ich biege in den Opernring ein. Am Ende der Straße steht nicht das Haus am See, sondern das lang ersehnte Zieltor. Scheußlich, wenn man kurz vor dem Zielstrich vom Krampf ausgebremst wird. Er hat kein Erbarmen. Ich muss tatsächlich mit schmerzverzerrtem Gesicht anhalten und meinen hinteren Oberschenkelmuskel dehnen, bevor ich unter den mitleidsvollen Blicken der Zaungäste nach 3 Stunden, 38 Minuten und 58 Sekunden die Ziellinie überquere. Ich platziere mich damit an 218. Stelle von rund 700 gestarteten Marathon-Teilnehmern.

Kleine Zeitung Graz Marathon Finisher Medaille
Ich erhalte eine schön gefertigte Finishermedaille und bin mit der erreichten Zeit letztendlich zufrieden. Nach einer kleinen Stärkung mit Iso und einem Müsliweckerl erfrische ich mich im "Kaltwasser-Duschcontainer". Anschließend gönne ich mir ein wohlverdientes Hopfengetränk, bevor mich der Schienenersatzverkehr wieder Richtung heimwärts bringt.

Ich kann an der Organisation des Graz-Marathon nichts bemängeln. Bestimmt gäbe es in Graz die Möglichkeit einer attraktiveren Streckenführungen, jedoch ist es verständlich, dass nicht noch größere Stadtbereiche für den Straßenverkehr gesperrt werden können. Das Zuschauerinteresse war enorm, was bestimmt auch dem tollen Wetter geschuldet war. Die Labestationen waren ausreichend bestückt und im erforderlichen Ausmaß platziert. Der Bereich rund um die Grazer Oper erwies sich als würdiger Start- und Zielbereich. Meine Liebe gilt zwar den Berg- und Landschaftsläufen, jedoch werde ich bestimmt wieder mal in Graz am Start stehen.

14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht


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