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Sonntag, 2. Januar 2022

Western States 100: Die allgemeine und wettkampfspezifische Vorbereitung

Western States 100 Vorbereitung Wolfgang Kölli
Mein Training für die Teilnahme am Western States 100 gliedert sich in die allgemeine und in die wettkampfspezifische Vorbereitung. Der Trainingsplan umfasst in Summe 22 Wochen und startet am 24. Jänner 2022.

Ergänzend dazu gibt es für ein derart spezielles Vorhaben noch allerlei organisatorisches zu bedenken. Über Ausrüstung, Zeitmanagement etc. werde ich in weiteren Blogbeiträgen berichten.

Meines Wissens haben erst zwei Österreicher den Western States 100 erfolgreich beendet. Ich möchte der Dritte im Bunde sein und werde mich so gewissenhaft als möglich vorbereiten. Es gilt, eine Balance zwischen Familie, Job und Lauftraining zu finden. Dazu gehört noch eine Portion Körpergefühl, um drohenden Überlastungsverletzungen rechtzeitig entgegen zu steuern.


Allgemeine Vorbereitung - Dauer: 8 Wochen


In den ersten 8 Wochen orientiere ich mich an einem typischen Marathon-Trainingsplan (in meinem Fall mit einer Zielzeit von 03:30 Stunden). Zum einen soll die Grundschnelligkeit und Tempohärte gesteigert werden und zum anderen sollen Muskeln, Bänder, Sehnen und Knochen die Möglichkeit haben, sich an die hohen Umfänge der darauf folgenden wettkampfspezifischen Vorbereitung zu gewöhnen. Meine Trainingswochen enthalten jeweils 4 Trainingstage. Die Trainingsläufe werden vorwiegend auf Trails durchgeführt.

So beinhaltet meine typische Trainingswoche folgende Trainingseinheiten:

montags: rd. 15 km intensiver Dauerlauf (Puls 75 - 80 %)
mittwochs: Intervalltraining (6x 1000 Meter in 4:15 - 4:30 mit jeweils 1000 Meter Trabpause) oder Fahrtspiel
freitags oder sonntags: rd. 15 km extensiver Dauerlauf (Puls 65 - 72 %)
samstags: 25-30 km regenerativer + extensiver Dauerlauf mit zunehmender Endbeschleunigung (Puls 65 - 72 %)

Die Endbeschleunigung (= Marathontempo; in meinem Fall also 05:00 min/km), angelehnt am Trainingsplan von Greif, beträgt in der zweiten Trainingswoche 3 Kilometer und steigert sich in Woche 7 auf 15 Kilometer.

EDIT: Nach einiger Überlegung bin ich zum Schluss gekommen, dass die 35 Kilometer langen Wochenend-Läufe mit Endbeschleunigung keinen Sinn machen. Es steht schlichtweg kein schneller Marathon als Wettkampf am Plan. Zum anderen müssten diese Läufe auf Asphalt stattfinden

Statt dessen werde ich auch in dieser Trainingsphase am Wochenende jeweils einen 25-30 Kilometer langen Lauf am Trail absolvieren.

In der Woche 4 verzichte ich auf den langen Dauerlauf. Statt des langen Dauerlaufs schreibe ich mir am Samstag einen flott gelaufenen 10K-Lauf in meinen Trainingsplan. Auch in Woche 7 und 8 der allgemeinen Vorbereitung laufe ich jeweils einen rund 10 Kilometer langen Wettkampf. Da ich am Ende des Trainingsplans keinen Marathon im Wettkampftempo laufe, erspare ich mir die Regeneration und kann umgehend mit der wettkampfspezifischen Vorbereitung starten.


Die wettkampfspezifische Vorbereitung - Dauer: 14 Wochen


Ziel dieser 14 Wochen ist es, mich bestmöglich auf die beim Wettkampf vorherrschenden Bedingungen vorzubereiten. Die Herausforderungen des Western States 100 sind:
  • das lange, ausdauernde Laufen auf Trails
  • das Laufen bei großer Hitze
  • das Laufen in den Nachtstunden
  • das Auf- und Absteigen im steilen Gelände
  • das Testen von Ernährungsstrategien

Neben langen Trainingsläufen steht das Absteigen im steilen Gelände 
im Mittelpunkt der Vorbereitung. Während mich die 5000 positiven Höhenmeter auf 161 Kilometer Strecke nicht sonderlich beunruhigen, warten rund 8000 negative Höhenmeter in den Berghängen der Sierra Nevada darauf, die vordere Oberschenkelmuskulatur über Maß zu beanspruchen.

Auch große Hitze kann am Lauftag speziell in den Canyons herrschen. Temperaturen deutlich über 35 Grad Celsius sind keine Seltenheit. Daher gilt es, so viel als möglich bei hohen Temperaturen zu laufen. Ich hoffe auf einen sehr warmen Frühsommer. Ist man für die Hitze und für die vielen Abstiege gerüstet, so ist man dem erfolgreichen Finish des Western States 100 einen großen Schritt näher gekommen.

Es gibt natürlich Unterschiede zwischen der optimalen und der für mich bestmöglichen Vorbereitung. So ist z.B. ein nicht unwesentlicher Bestandteil einer optimalen Vorbereitung der Umstand, dass in den umfangreichsten Trainingswochen zumindest die Wettkampfkilometer gelaufen werden sollten. Das wären im aktuellen Fall rund 160 Wochenkilometer. Aber ich bin berufstätig und möchte noch Zeit mit meiner Familie verbringen. Vor allem aber braucht mein Körper, im speziellen meine Sollbruchstellen Achillessehne und Kniegelenk im rechten Bein, ausreichend Regeneration. Daher muss ich in der Vorbereitung Kompromisse eingehen.

Was bedeutet das konkret?
  • Ich beschränke mich in der Regel auf 5 Trainingseinheiten pro Woche.
  • In der umfangreichsten Trainingswochen werde ich maximal rund 125 Kilometer laufen.
  • Der längste Lauf wird eine Dauer von 9 Stunden nicht überschreiten.

Umfang-Wochen

Die typische Trainingswoche sieht folgendermaßen aus:

dienstags: 90 Minuten Trailrun (ca. 11 bis 13 Kilometer)
mittwochs: 2-3 h langsamer Trailrun bzw. Auf- und Absteigen in steilem Gelände  (ca. 18 bis 25 Kilometer) 
freitags: 90 Minuten Trailrun (ca. 11 bis 13 Kilometer )
samstags: 5-6 h langsamer Trailrun (ca. 45 bis 50 Kilometer)
sonntags: 90 Minuten sehr langsamer Trailrun (ca. 10 Kilometer)
Wochenumfang: ca. 95 bis 105 Kilometer

Die Trainingswoche 3 endet mit einem 68 Kilometer langen Wettkampf in Istrien. Die Laufzeit wird wohl rund 9 Stunden betragen. Weitere (Trainings-)Wettkämpfe werden der 54 Kilometer lange Lindkogeltrail und der Welsch-Marathon sein.

Die Umfänge in den Wochen 7 und 11 werden mit einem "Wochenend-Doppel" auf rund 125 Kilometer erhöht werden. 

Vorbereitung Wolfgang Kölli Western States 100


Regenerationswochen

In den Regenerationswochen verzichte ich auf den langen Lauf am Wochenende. Statt dessen darf es z.B. ein Wettkampf - Halbmarathon sein. Der Umfang wird in den Regenerationswochen in etwa bei 50 Kilometer liegen.


Tapering-Phase (Woche 12, 13 und 14)

Tapering! In den Wochen 12 und 13 dreht sich alles um Erholung. Die ganz langen Läufe weichen gezielt gesetzten Trainingsreizen, um bestmöglich vorbereitet und erholt an der Startlinie zu stehen. So hat die Woche 13 in etwa ein Drittel des Umfanges der Woche 10, also rund 40 Wochenkilometer.

Zu Beginn der Vorbereitungswoche 14 reise ich in die USA. Kurze Einheiten dienen nun nur mehr dem "Beine vertreten" und der Bekämpfung von Nervosität.


Die Wettkampf-Verpflegung


Laut Veranstalter liegen an den Checkpoints des Western States 100 neben Kuchen, Salzgebäck und Obst auch die Energy-Gels der Marke GU Energy für die Teilnehmer bereit. Ich kannte diese Gels nicht. Weniger ist mehr, vor allem wenn es um den Inhalt der Laufweste geht. Daher bestellte ich mir ein Testpaket dieser Gel-Marke um festzustellen, ob sie für mich eine gute Alternative darstellen und ich auf das Mitführen der Gels meines Vertrauens verzichten kann.

Fazit nach einigen Feldversuchen: Vor allem die Geschmacksrichtungen SALTED CARAMEL und ESPRESSO LOVE sind richtig lecker und ein willkommener Kontrast für den Gaumen. Auch mein Verdauungsapparat hat die Gels von GE Energy für gut befunden. Somit werde ich mich während des Western States 100 mit den vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Gels verpflegen. 

Darüber hinaus wird das Gel in Vorratspackungen angeboten. Portioniert transportieren kann man die Gels dann in sogenannten Serving Flasks. Das spart Geld und vor allem jede Menge Müll.

Western States 100: Die allgemeine und wettkampfspezifische Vorbereitung


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Sonntag, 22. August 2021

04.09.2021: mozart100 - Packliste: Laufweste / Dropbag / am Körper



Am 4. September 2021 stehe ich zum dritten Mal an der Startlinie des mozart100 in Salzburg. Das Hotel und das Sparticket der ÖBB sind gebucht. Nun ist an der Zeit, sich über die Ausrüstung Gedanken zu machen. 

Die folgende Auflistung dient mir als Packliste und ist somit vollständig und detailliert. Die gelb unterlegten Gegenstände gehören zur Pflichtausrüstung!


Am Körper trage ich ...

Inov-8 Race Ultra 290 Trailrunning-Schuhe

Inov-8 Funktionssocken blau/gelb
Funktionsunterhose
Raidlight Trailrunning Short blau
Gore Trailrunning-Shirt blau
Raidlight Multifunktionstuch
Stirnlampe Petzl Nao+
Garmin Forerunner 935
Startnummernband


In der Laufweste (Salomon ADV Skin 5) führe ich mit:


Ursprünglich wollte ich heuer mit der Laufweste Ultimate Direction Mountain Vest 4.0 an den Start gehen. Letztendlich habe ich mich angesichts der überschaubaren Pflichtausrüstung doch für die Salomon ADV Skin 5 entschieden. Bestückt ist die Laufweste am Lauftag mit:

2 Soft-Flasks, je 500 ml, gefüllt mit Wasser

Dynafit Regenjacke mit Kapuze (wasserdicht)
Mütze und Handschuhe
Ersatz-Akku für die Stirnlampe Petzl Nao+
Stirnlampe Petzl Tikkina
faltbarer Becher
4 Gels und 1 Riegel
Dynafit Trailrunning-Stöcke
Raidlight Cap blau
Müllsack, Mund-Nasen-Schutz
Smartphone mit gespeicherter Notfallnummer 112
Erste-Hilfe-Set (elastische Mullbinde, Kompresse 5x5, Rettungsdecke)Tape
etwas Geld
Ersatz-Kontaktlinsen
Uvex-Sonnenbrille
Powerbank und Ladekabel für Forerunner
Pfeife

Die Trailrunning-Stöcke werde ich - wie bei meinen beiden vorherigen Teilnahmen - für die ersten 31 Kilometer im Laufrucksack verstauen. Erst wenn es Richtung Zwölferhorn geht, werde ich die Stöcke zu Hilfe nehmen.


Im Dropbag hinterlege ich ...

Auf das Dropbag kann beim mozart100 zweimal (nämlich bei km 31 und km 77 - jeweils an der Verpflegestelle Fuschl) zugegriffen werden.

10 Gels und 5 Riegel
1 Peronin Flüssignahrung und 1 leere Trinkflasche
Ersatz-Shirt (MT-Hausmannstätten)
Ersatz-Socken
Regenhose (wasserdicht)


Zur Abholung der Startunterlagen benötige ich ...

Für das Abholen der Startnummer braucht es einen Lichtbildausweis sowie einen 3G-Nachweis. Ich bin gegen Corona geimpft. Trotzdem werde ich vor der Teilnahme am mozart100 einen Covid-19-Selbsttest durchzuführen. Zudem sind die Teilnehmererklärung und die Gesundheits-Richtlinien zur Kenntnis zu nehmen.

Lichtbildausweis
3G-Nachweis
Covid-19-Selbsttest samt QR-Code
Teilnehmererklärung
Gesundheits-Richtlinien


In den Kleiderbeutel verstaue ich ...

Am frühen Morgen ist es kühl. Ich werde bis zum Start eine Jacke tragen tragen. Diese werde ich im Start- und Zielbereich kurz vor dem Startschuss in den Kleiderbeutel und zur Kleiderabgabe geben. Zusätzlich wird im Kleiderbeutel ein Handtuch, ein frisches Langarm-Shirt und eine Kappe auf mich warten.

Trainingsjacke
Trainingshose
Langarm-Shirt
Ersatz-Kappe
Handtuch
Müllsack für Schmutzwäsche

04.09.2021: mozart100 - Packliste: Laufweste / Dropbag / am Körper

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Samstag, 29. August 2020

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht

Die Eckdaten des Marathon-Trails der Pyhrn-Priel-Trophy können sich sehen lassen: 46,2 Kilometer / 2575 Höhenmeter! Auf die gesamte Wegstrecke sind lediglich 5 Kilometer auf asphaltierte Straßen zu laufen. Rund 14 Kilometer fallen auf Schotterwege und knapp 28 Kilometer auf Wald- und Wiesenpfade. Trail-Herz, was willst du mehr?

Laufbericht Pyhrn-Priel-Trophy von Wolfgang Kölli
Das oberösterreichische Spital am Pyhrn ist zum 7. Mal Austragungsort der Pyhrn-Priel-Trophy. Als Veranstaltungszentrum dient das barocke Stift, in dem auch das Jufa Hotel, die Tourismus-Infostelle und aktuell die sehenswerte Gerlinde Kaltenbrunner - Ausstellung untergebracht sind. Im Zuge der Veranstaltung werden die steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaften genannt. Wenn gleich ich ob des starken Starterfeldes in meiner Altersklasse wohl nur Außenseiterchancen auf eine Medaille habe.

Wir sind schon einige Tage hier in der Region und wohnen unweit des Stiftes. Ob die mit Wanderungen, den Trainingsläufen und die mit gutem Essen und Trinken verbrachten Tage meiner Form dienlich waren, wird sich weisen. Aber das mit dem Timing des Formaufbaus auf Saison-Höhepunkte ist heuer ohnehin so eine Sache, die mir nicht so recht gelingen will.

Die Startnummernausgabe findet am Vorabend des Wettkampfes statt. Das strenge COVID-Präventivkonzept sieht vor, dass bei der Abholung der Startunterlagen MNS-Pflicht herrscht. Begleitpersonen dürfen das Veranstaltungsgelände nicht betreten. Sehr cool: Das race-briefing wird am frühen Abend via Facebook live übertragen.

Es ist Race-Day! Der Himmel ist wolkenverhangen. Just als ich mich auf den Weg machen möchte, beginnt es stark zu regnen. Ich ziehe mir die Regenjacke über und trabe locker die paar hundert Meter zum Startbereich.

Aber die Wettervorhersage behält recht. Pünktlich zum Start hört der Niederschlag auf und es zeigen sich am Himmel erste  Auflockerungen. Ich verstaue die Regenjacke in meiner Laufweste. Beim Zugang zum unmittelbaren Startbereich wird die Pflichtausrüstung kontrolliert. Der Start erfolgt in Intervallen, damit sich die Teilnehmer auf den ersten Metern nicht zu nahe kommen.

Als Teilnehmer der Meisterschaften starte ich aus dem ersten Block. Und los! Die Strecke führt uns Teilnehmer raus aus Spital und entlang des Klammbaches. Nach rund 2 Kilometer ist die erste nennenswerte Steigung hochzulaufen. Die Wege sind voller Pfützen, die Steine auf den Trails sind rutschig, Wiesen- und Waldpfade schlammig. Es gilt, sehr konzentriert zu laufen.




Die flotten Jungs sind mir längst enteilt. Faszinierend, in welchem Tempo die Sieganwärter die Anstiege hochlaufen. Doch in welcher Geschwindigkeit bei diesem schwierigen Terrain bergab geballert wird, ist schier unglaublich. Vielleicht liegt es an meinem Alter. Aber ich habe heute nicht den Mumm, schnell abwärts zu laufen. Zu großen Respekt habe ich vor dem rutschigen Untergrund und Angst vor einem möglicherweise schweren Sturz. Und auch heute habe ich meiner Familie versprochen, gesund nach Hause zu kommen. "Versprochen ist versprochen, daher wird auch nichts gebrochen!", oder so ähnlich lautet das Sprichwort.

Nach rund 8 Kilometer überlaufe ich die Landesgrenze zur Steiermark. Für knapp 4 Kilometer befinde ich mich nun in meinem Heimatbundesland.

Die Strecke führt uns zurück ins Tal. Nach einem Teilstück an der stark befahrenen Pyhrnpass-Straße unterqueren wir die Autobahn und es wartet der beschwerliche Anstieg zur Wurzeralm. Obwohl ich erst knapp die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht habe, fühle ich mich bereits ausgepowert. Da hilft die regelmäßige Einnahme von Energie-Gels nur bedingt. Die oft zitierte Tagesform ist heute nicht die Beste.

Rinnsale schießen auf den steilen Anstiegen entgegen. Der Boden ist aufgeweicht und schlammig. Meine Stöcke leisten mir hier gute Dienste. Schritt für Schritt steige ich der Wurzeralm-Bergstation entgegen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Labestation, finde ich 2 gut laufbare Kilometer vor. Zu den Labestationen ist zu erwähnen, dass auch hier Hygiene groß geschrieben wird. Kein Teilnehmer darf sich selbst bedienen, sondern das von ihm Gewünschte wird portioniert und in einer Einweg-Schale gereicht.

Ab dem Brunnsteinersee geht es steil zum Sattel der Roten Wand auf knapp 1900 Meter Seehöhe hoch. Satte 400 Höhenmeter sind auf einem Kilometer Länge zu "erklettern". Teils sind die Stufen so hoch, dass ich mich auf allen Vieren hochziehe. Schwindelfreiheit ist hier vorausgesetzt.

Bergab sind die nächsten Kilometer auf nassem Fels mindestens genau so anstrengend wie der Aufstieg. Hinweisschilder mit den Aufschriften "Verhaxl di net" oder "Achtung schwieriges Gelände" warnen den Teilnehmer vor einem allzu übermütigen Downhill. Ich hab´s heute körperlich nicht drauf. Umso vorsichtiger steige ich Stufe für Stufe abwärts.



Nach 37 Kilometer ist Roßleithen erreicht. Die Wege sind mittlerweile wieder gut laufbar. Auf dem Weg zurück nach Spital häufen sich Gehpassagen und Fotostopps. Mein Zeitziel habe ich längst deutlich überschritten. Aber trotz all der Strapazen wird auch dieser Bergmarathon in guter Erinnerung bleiben. Ich liebe einfach die Herausforderung, lange, anspruchsvolle Laufstrecken zu meistern.

Ich laufe parallel zur A9 und habe bereits Blick auf die Spitaler Stiftskirche Mariä Himmelfahrt. Noch einmal geht es einige Höhenmeter aufwärts und über unzählige Stufen den Josefiberg hinunter.

Nach 7 Stunden und 13 Minuten laufe ich über die Ziellinie. Ich muss mich wiederholen, aber das Ambiente hier rund um das Stift ist wirklich atemberaubend. Schade, dass ich hier heute coronabedingt nicht länger verweilen kann. Ich platziere mich unter 102 gestarteten Teilnehmern auf den für mich doch enttäuschenden 66. Rang. In der Altersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften belege ich den 4. Rang.

Fazit: Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Nicht nur die Höhenmeter, auch der teils schwer laufbare Untergrund kosten Kraft. Entschädigt wird der Teilnehmer - sonniges Wetter vorausgesetzt - mit toller Fernsicht. An der Organisation gibt es nichts zu bemängeln. Die Labestationen sind gut positioniert und ausreichend bestückt. Die Streckenmarkierung ist tadellos. Der Start-/Zielbereich bietet gute Infrastruktur und ein tolles Ambiente.

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht


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Samstag, 4. Juli 2020

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht

24 Stunden Lauf in Bad Blumau
Seit rund einer halben Stunde bin ich mit mir im Zwiegespräch, ob ein vorzeitiger Abbruch des Wettkampfes eine Option ist. Grundsätzlich ist alles im Soll, wenn nicht die zunehmend stechenden Schmerzen im rechten Fuß wären ...

Aber von vorne: Auch an unserem geliebten Laufsport gingen die coronabedingten Einschränkungen in den vergangenen Monaten nicht spurlos vorüber. Lange Zeit war das Laufen nur alleine oder mit Menschen aus dem selben Haushalt gestattet. Aber heute wird wieder wettkampfmäßig gelaufen. In Bad Blumau erfolgt in wenigen Minuten der Startschuss zum 24-Stunden-Lauf.

Bad Blumau ist eine Gemeinde im politischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und hat rund 1600 Einwohner. Über die Grenzen des oststeirischen Hügellandes hinaus bekannt geworden ist Blumau im Jahr 1997, als die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Therme eröffnet wurde.

Im Rahmen dieses Rundenlaufes wird der österreichische Staatsmeister bzw. die österreichischen Meister in den Masters-Klassen sowie der steirische Meister im Ultralauf gekürt. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaftsläufe genannt und erhoffe mir bei den steirischen Meisterschaften eine Medaille. Neben dem 24-Stunden-Lauf findet auch ein 12-Stunden-Lauf statt bzw. wurde bereits gestern der Bewerb "3 Tage - 3 Marathons" gestartet.

Ich reise mit dem Auto über die A2 Südautobahn aus dem Süden von Graz kommend unkompliziert in unter einer Stunde an. Die Suche eines geeigneten Standplatzes gestaltet sich da schon schwieriger. Die schattigen Plätze entlang der Laufstrecke sind bei meiner Ankunft bereits besetzt und so bin ich ein wenig unschlüssig, wo ich mein Fahrzeug abstellen und meine "homebase" aufbauen soll. Letztendlich parke ich mein Fahrzeug ohne Aussicht auf Schatten. Primär will ich hier ja Runden laufen und nicht im Schatten sitzen ...

Die Marathon-Läufer sind bereits auf der Strecke. Für die Teilnehmer des Bewerbs "3 Tage - 3 Marathons" steht Tag 2 bzw. Marathon Nummer 2 am Plan. Ich habe noch knapp zwei Stunden Zeit, bevor ich pünktlich um 10:00 Uhr meinen erster 24-Stunden-Lauf in Angriff nehmen werde.

24-h Bad Blumau
Ich schlendere zur Ausgabe der Startunterlagen. Es sind die üblichen Haftungsausschlüsse zu unterzeichnen und die derzeit geltenden Covid-19-Auflagen zur Kenntnis zu nehmen. Dann erhalte ich die Startnummer 25 mit integriertem Zeitnehmungs-Chip der Firma raceresult. Das Startpaket beinhaltet neben Lesenswertem über die Tourismusregion Bad Blumau und einigen Produktproben auch das in violett gehaltene Finisher-Polo und die Finisher-Medaille. Es ist etwas merkwürdig, die Finisher-Medaille bereits am Start zu erhalten, aber im Grunde ist ein DNF (did not finish) bei einem Stundenlauf nicht möglich. Ich werfe einen kurzen Blick in das großzügig gestaltete Verpflegungszelt. So bietet die offizielle Verpflegungsstelle nicht nur Energie-Gels und -Riegel meiner favorisierten Marke an, sondern wird im Laufe des Wettkampfes auch Kartoffeln, Suppe und Kuchen zur Stärkung bereit stellen. Auch am Getränkeangebot (Wasser, Iso, Cola, Kaffee ....) scheint es an nichts zu fehlen.

Während viele Teilnehmer mit ihrem persönlichen Betreuerstab anreisen und riesige Zeltlandschaften aufbauen, halte ich es bescheiden. Ich bin es von Ultra-Trails gewohnt, nur das Nötigste in der Laufweste griffbereit zu haben. Zudem mute ich niemandem zu, mehr als 24 Stunden an der Strecke auszuharren, um mich zu supporten.

So stelle ich lediglich einen kleinen Klapptisch auf. Ich decke den Tisch zwar nicht, aber den Schatten, den der Tisch wirft, nutze ich als Unterstellplatz für die Kühltasche. Darin habe ich eine Portion Peronin (eine sehr hochwertige und magenschonende Flüssignahrung), alkoholfreies Bier und Salzbrezel. Dann knote ich noch einen Müllbeutel seitlich an den Tisch und schon bin ich mit den Vorbereitungsarbeiten fertig.

Zur Einstimmung auf die große körperliche und mentale Herausforderung gehe ich im Kopf meine Strategie noch einmal durch. Es ist mein Ziel, in 24 Stunden Laufzeit 180 Kilometer zurück zu legen. Zum einen halte ich diese Marke nach einer durchaus ansprechenden Trainingsphase bei guter Tagesverfassung für machbar. Zum anderen ist laut Wettkampfausschreibung der österreichischen Meisterschaften im Ultralauf in meiner Altersklasse eine Distanz von 180 Kilometern das Medaillen-Limit. Um die Aufgabe mental einfacher zu gestalten, setze ich mir Meilensteine. Mit der Distanz "Marathon" kann mein Kopf etwas anfangen. Ich erreiche meine Zielsetzung also mit dem Laufen von 4 Marathons. Pausen habe ich ebenso berücksichtigt, wie das Verlangsamen des Lauftempos. Für die auf die Zieldistanz fehlenden 12 Kilometer stehen mir 1 Stunde und 40 Minuten (zuzüglich einer Bonusstunde) zur Verfügung. Soweit die Theorie ...




Nun sind es noch 30 Minuten bis zum Start. Ich telefoniere kurz mit meiner Frau und entscheide mich für das vermeintlich nicht ganz perfekte Schuhwerk. Ich schnüre an meine Füße den Hoka Speedgoat. Der Speedgoat hat eine ausgeprägtere Sohle und ist eigentlich ein leichter Trailschuh. Die rund 1200 Meter lange Strecke in Bad Blumau verläuft zu 2 Drittel auf geteerter Straße und zu einem Drittel auf Schotterwegen. Die paar hundert Meter auf Schotter rechtfertigen mir zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung. Im Nachhinein wäre das Straßen-Modell Clifton wohl die klügere Wahl gewesen. Oder hätte ich gar auf den Asics GT 2000 zurückgreifen sollen? Hinterher ist man immer klüger ...

Endlich geht es los. Ich nehme gemeinsam mit knapp 100 Teilnehmer Startaufstellung. Die Moderatorin begrüßt uns sehr herzlich und weist auf das Reglement, insbesondere auf die Covid-19-Vorgaben hin. Das Wort wird an die Direktorin des Rogner Bades Blumau übergeben, bevor Punkt 10 Uhr der Startschuss des 24-Stunden-Laufes erfolgt.

Streckenabschnitt 24h Bad Blumau
Die Strecke (amtlich vermessene 1181 Meter) ist rasch erklärt: Unmittelbar nach der Startlinie geht es durch das Verpflegungszelt. Hinter dem Zelt stehen im Clubgebäude des ortsansässigen Fussballvereins Toiletten, Umkleiden und Duschen zur Verfügung. Nach einer kurzen Geraden geht es im rechten Winkel in die Bahnhofstraße, die in die Hauptstraße mündet. Hier sind einige Hofläden, Cafes und Hotels angesiedelt. Auf Höhe des Gemeindeamtes steht eine weitere Toilette für uns Teilnehmer bereit. Ob der guten sanitären Ausstattung gibt es eigentlich keine Notwendigkeit, seine Notdurft inmitten eines gepflegten Touristenortes direkt an der Strecke zu verrichten. Leider zeigt das eine oder andere der vielen hundert im Anschluss an den Lauf online gestellten Fotos das Gegenteil.

Nach ein paar hundert Meter geht es rechtwinkelig auf einen kurzen Wiesenpfad, bevor die Safen, ein schmales Gewässer, über eine Holzbrücke gequert wird. Die folgenden 300 Meter sind für mich der angenehmste Streckenabschnitt. Ein Schotterweg parallel zur Safen erfreut die gelangweilte Läuferseele zumindest ein wenig, bevor es wieder zum Start bzw. zum Rundendurchlauf geht. Hier ist eine mobile Multimedia-Tafel installiert, auf der Informationen wie zurückgelegte Runden, die absolvierte Distanz und die Platzierung abzulesen sind.

Ich finde von Anfang an ein ganz gutes Tempo, das einige Sekunden unter dem geplanten Kilometerschnitt liegt. Der Himmel ist beinahe wolkenlos und die Temperaturen steigen. So labe ich mich von Beginn an regelmäßig mit Wasser oder Iso und nehme alle 30-40 Minuten ein kleines Stück Banane oder ein Gel zu mir.

#42undmehr Bad Blumau
Entlang der Strecke feuern die Betreuerteams ihre Schützlinge lautstark an, rennen mit Wasserflaschen nebenher, unterhalten mit Gitarren-Gesängen. Mir persönlich ist das "Drumherum" bereits nach kurzer Zeit zu laut. Ich bedauere, nicht auf der Strecke eines Ultra-Trails zu sein. Ich liebe die Abgeschiedenheit in der Natur, die wechselnden Bodenbeschaffenheiten, anspruchsvolle technische Passagen, landschaftliche Highlights. Ich rücke den Fokus wieder auf die heutige Aufgabe und die lautet eben, in 24 Stunden möglichst viele Kilometer zu laufen.

Die erste Marathonmarke absolviere ich nach rund 4 Stunden und 30 Minuten. Um rund 15 Minuten früher als geplant habe ich dieses Zwischenziel erreicht. Auf eine längere Pause verzichte ich. Nach einem Schluck alkoholfreiem Bier aus der Kühltasche laufe ich in etwas gemäßigtem Tempo weiter.

Die Temperaturen klettern derweil weiter in die Höhe und lassen den Schweiß fließen. An zwei Stellen der Strecke wartet eine Dusche darauf, mit kühlem Wasser zu erfrischen. Gerne mache ich regelmäßig von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Größen der österreichischen Ultralaufszene hautnah zu erleben, mit ihnen zu laufen, von ihnen wiederholt überrundet zu werden, ist eine tolle Erfahrung. Speziell von Andreas Michalitz oder der späteren österreichischen Staatsmeisterin Karin Augustin oder auch von Andrea Mayer bzw. Karin Freitag habe ich schon einige Erfolge über die sozialen Medien mitverfolgen dürfen. Auch das Tempo, was der amtierende österreichische Meister des 100-km-Laufes, Wolfgang Michl, von Beginn an den Tag legt, ist atemberaubend. Michl wird sich nach 24 Stunden mit gut 225 gelaufenen Kilometern zum österreichischen Staatsmeister küren.

Die monotone Stecke ist orthopädisch stark belastend und fordert auch bei mir ihren Tribut. Nach rund 50 gelaufenen Kilometern spüre ich aufkommende Schmerzen im Bereich des rechten Sprunggelenkes. Seit ich im Vorjahr wegen eines Knochenmarködems im rechten Sprungbein  monatelang pausieren musste, bin ich bei Fußschmerzen besonders feinfühlig.

In meinem Gehirn rattert es. Mit Belastungsschmerzen (insbesondere Muskelschmerzen) ist bei einem 24-Stunden-Lauf zu rechnen, aber es ist erst ein Viertel de Zeit von der Uhr. Definitiv ist es viel zu früh, um fortan mit Schmerzen zu laufen. Unterbewusst verändere ich meinen Laufstil, der sich gar nicht mehr rund anfühlt. Verspannungen im Rumpf und Nacken sind die Folge. Ich hadere mit mir. Viele hunderte Kilometer Training habe ich auf mich genommen. Stunden um Stunden bin ich auf Asphaltstraßen statt auf den geliebten Trails gelaufen, um für mein 24-Stunden-Projekt bestmöglich vorbereitet zu sein. Die Erreichung meines definierten Zieles ist gerade in weite Ferne gerückt.

Aufgeben ist für mich grundsätzlich keine Option. Stolz blicke ich auf meine makellose DNF-Quote, denn kein einziges mal musste ich bisher vor der Ziellinie die Segel streichen. Die nächsten Runden sind geprägt vom Durchdenken aller möglichen Szenarien. Zusätzlich hole ich die Meinung eines Außenstehenden ein. Sein Ratschlag, die Gesundheit nicht auf´s Spiel zu setzen, kommt nicht unerwartet. Letztendlich reift in mir die Entscheidung, den 24-Stunden-Lauf in Bad Blumau nach rund 7 Stunden vorzeitig abzubrechen.

Steirischer Meister Ultralauf: Wolfgang Kölli
Ich teile meiner Frau die Entscheidung mit und melde mich bei der Rennleitung ab. Ich packe in Windeseile den Klapptisch und die Kühltasche ins Auto. Ich möchte so rasch als möglich weg von hier. Um die Läufer auf der Strecke nicht zu gefährden, mache ich mich quer über die Wiese "vom Acker". Enttäuscht aber auch erleichtert über die getroffene Entscheidung lasse ich am Heimweg die letzten Stunden Revue passieren.

Zu Hause verfolge ich bis spät in die Nacht die Ergebnisse im live-timing. Am Morgen danach macht sich doch Wehmut breit, nicht mehr im Wettkampf die Runden zu drehen. Es muss ein erlösendes Gefühl sein, wenn die letzte Stunde des Rundenlaufes anbricht. Als zu Mittag die offizielle Ergebnisliste veröffentlicht wird staune ich nicht schlecht, dass ich mich trotz meines vorzeitigen Abbruches steirischer Meister im Ultralauf in der AK45 nennen darf. Dieser Erfolgt ist jedoch ausschließlich der fehlenden Konkurrenz in meiner Altersklasse geschuldet. Wie sportlich wertvoll dieser Titel ist, sei daher dahingestellt. Die Goldmedaille wird mir ein paar Tage später von der Landessportkoordinatorin des steirischen Leichtathletik-Verbandes ausgehändigt. Vielen Dank dafür.

Fazit: Vermutlich wird es für mich keine Neuauflage eines 24-Stunden-Laufes geben. Ich bin kein großer Fan des Rummels entlang der Strecke. Auch fehlt mir bei diesem Laufformat die Schönheit, das Abenteuer und das Abwechslungsreiche eines Ultra-Trails. Die Motivation hoch zu halten fällt mir schwer, wenn man das Ziel auch einfach "abwarten" kann. Es braucht für mich eine Ziellinie, die es zu überqueren gilt. Dann weiß ich, ich habe die Strecke geschafft, den Lauf gerockt. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Format liegt mir nicht. Aber es war jedenfalls eine neue Erfahrung und die Bestätigung, dass meine große sportliche Leidenschaft dem Lauf auf Trails gehört. Aber wie heißt es so schön: Sag niemals nie ...

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht


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Mittwoch, 29. Januar 2020

Trainingsperiodisierung - Wettkampfspezifische Vorbereitung auf einen Ultratrail

Ich stehe Mitte April im Rahmen der Veranstaltung "100 Miles of Istria" am sogenannten "blue course" an der Startlinie. 128 km Distanz und 4950 Höhenmeter warten darauf, erfolgreich gemeistert zu werden.

Meine wettkampfspezifische Vorbereitung auf diesen Ultra-Trail erstreckt sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. Ziel der kommenden Wochen ist es, sich bestmöglich auf die beim Wettkampf vorherrschenden Bedingungen vorzubereiten. Daher ist mir im Training wichtig:
  • das lange, ausdauernde Laufen auf Trails
  • das Laufen in den Nachtstunden
    (Start ist um 21:00 Uhr abends in Lovrin. Daher werde ich auch den einen oder anderen Lauf um diese Uhrzeit starten und in die Nacht hinein laufen ...)
  • das Laufen mit Trailrunning-Stöcken
  • das Auf- und Absteigen im steilen Gelände
    (Höhenmeter sammeln ist für Ultra-Trails unbedingt notwendig.)
  • das Laufen mit gepacktem Rucksack
    (Ich packe meinen Rucksack und nehme mit: Nein, zu diesem Trainingszweck natürlich nicht die volle Pflichtausrüstung! Vielmehr simuliere ich das Volumen und Gewicht im Rucksack mit einem schweren Handtuch.)
Im Grunde lege ich diesen Trainingsplan jeder Vorbereitung auf einen langen Ultratrail zu Grunde.


wettkampfspezifische Vorbereitung Ultratrail
Es gibt natürlich große Unterschiede zwischen der optimalen und der für mich bestmöglichen Vorbereitung.

So sollten zum Beispiel im Sinne einer optimalen Vorbereitung in den umfangreichsten Trainingswochen zumindest die Wettkampfkilometer (+ sogar einige Kilometer darüber) gelaufen werden. Das wären im aktuellen Fall zumindest 128 Wochenkilometer. Wobei am Trail die Kilometer nur bedingt entscheidend sind. Vielmehr richtet sich das Training im Gelände nach Stunden. Das würde bedeuten, dass ich in der Trainingswoche 9 rund 20 Stunden im Laufschritt verbringen müsste.

Allerdings bin ich berufstätig, habe noch andere Interessen und möchte zudem Freizeit mit meiner Familie verbringen. Auch braucht mein Körper, im besonderen die Knochen nach ausgeheiltem Knochenmarködem, ausreichend Regeneration. Daher gehe ich trotz meiner ambitionierten persönlichen Zielvorgabe in der Vorbereitung zu Wettkämpfen Kompromisse ein. Mittlerweile blicke ich doch schon auf ein paar Jahre Ultralauf-Erfahrung zurück und kann gut abschätzen, welchen Umfang und Qualität meine Vorbereitung für einen erfolgreichen Wettkampf haben muss.

Was bedeutet das konkret?
  • Ich beschränke mich in der Regel auf 4 Trainingseinheiten pro Woche (Ausnahme Umfang*D-Wochen).
  • In der umfangreichsten Trainingswoche werde ich maximal 12 Stunden trainieren.
  • Der längste Lauf wird eine Dauer von 6 Stunden nicht überschreiten.
  • Nicht nur Quantität: Auch in den Umfang-Wochen lege ich Wert darauf, zumindest eine schneller gelaufene Einheit in den Trainingsplan zu schreiben.
  • Als aktive Regeneration bieten sich Schwimm-, Rad- oder Deepwater running - Einheiten an. 

Umfang-Wochen

Die typische Trainingswoche "Umfang" habe ich mir folgendermaßen zusammengestellt:

1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 120 min langsamer bis lockerer Trailrun (ca. 20K/500 hm)
1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/ 300 hm)
1 Einheit: 3-4,5 h langsamer Dauerlauf Trailrun (ca. 30K-35K/600-1000 hm)
Regenerationseinheit: 1-2 h MTB, Schwimmen oder Deepwater running
Wochenumfang: bis ca. 80 Kilometer/bis ca. 8 Stunden


Unmittelbar vor einer Regenerationswoche schreibe ich mir in den Trainingsplan die "Umfang*D-Woche". Diese unterscheidet sich insofern, dass ich am Wochenende an Stelle eines langen Dauerlaufs einen "Doppeldecker-Lauf" durchführe. Das bedeutet, ich laufe Samstag und am Sonntag jeweils einen langen Dauerlauf. Grundsätzlich sind die Läufe am Samstag rund 4 Stunden und am Sonntag etwa 3 Stunden lang.

Die typische Trainingswoche "Umfang*D" sieht daher folgendermaßen aus:

1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 120 min langsamer bis lockerer Trailrun (ca. 20K/500 hm)
1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/ 300 hm)
1 Einheit: 4 h langsamer Dauerlauf Trailrun (ca. 30K-35K/600-1000 hm)
1 Einheit: 3 h langsamer Dauerlauf Straße (ca. 25K)
Regenerationseinheit: 1-2 h MTB, Schwimmen oder Deepwater running
Wochenumfang: bis ca. 110 Kilometer/bis ca. 12 Stunden


Regenerationswoche

In den Regenerationswochen schraube ich die Umfänge deutlich zurück und verzichte auf den langen Dauerlauf. Ob ich 3 oder doch 4 Einheiten trainiere, entscheide ich spontan nach Körpergefühl. Auch darf es in diesen Wochen etwas flotter zur Sache gehen. So schreibe ich mir in Woche 5 z.B. einen Lauf im 10K-Wettkampftempo in den Trainingsplan.

1 Einheit: 75-90 min Fahrtspiel am Trail (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 75.90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 45 min im Wettkampftempo 10K oder HM (10K)
Wochenumfang: bis ca. 40 Kilometer/bis ca. 4 Stunden


Tapering-Phase (Woche 10, 11 und 12)

In den Wochen 10 und 11 dreht sich alles um Erholung. Lange langsame Dauerläufe weichen gezielt gesetzten Trainingsreizen, um bestmöglich vorbereitet an der Startlinie zu stehen. So beinhaltet die Woche 10 in etwa die Hälfte und die Woche 11 ungefähr ein Drittel des Umfanges der Trainingswoche 9.

In der Woche 12 finden noch zwei rund 45 Minuten kurze intensive Trainingseinheiten statt.

Trainingsperiodisierung - Wettkampfspezifische Vorbereitung auf einen Ultratrail


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Dienstag, 11. September 2018

25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht

Grabenlandtrail
Im Wanderführer wird der Grabenlandtrail folgendermaßen beschrieben: "Der Grabenlandtrail ist ein Rundwanderweg mit einem Zugang aus Fernitz für den Grazer Raum. Wenn Sie der Markierung folgen, sind Sie nach 130 km wieder an Ihrem Ausgangspunkt. Die Wegweiser und die Markierung sind im Uhrzeigersinn ausgelegt. Auf der Strecke durchwandern Sie 18 Gemeinden (gezählt vor der Gemeindefusion) und auf 22 Infotafeln werden Ihnen die Gemeinden und Besonderheiten der Gegend näher gebracht. Im Wanderführer sind Land und Leute sowie Naturbesonderheiten beschrieben und die Stempelstellen in den einzelnen Gemeinden genannt ..."

Aufmerksam wurde ich auf den Grabenlandtrail durch einen großen Übersichtsplan inmitten des Erzherzog-Johann-Parkes meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach. Hier nimmt der Wanderweg seinen Ausgang  und führt über St. Ulrich, Heiligenkreuz am Waasen, Schwarzau-Ursprung, St. Stefan im Rosental, Jagerberg, Weinburg bis nach Mureck sowie über St. Nikolai, Wolfsberg, Glojach, Kirchbach, Frannach und Allerheiligen wieder zum Ausgangspunkt nach Fernitz-Mellach zurück.

Hier liegt also quasi ein Ultratrail direkt vor meiner Haustüre. Ich nehme mir vor, den Grabenlandtrail irgend wann in seiner vollen Länge nonstop zu laufen. Aber das bedarf der Abklärung einiger Fragen wie z.B. wo kann ich meine Flüssigkeitsreserven auffüllen oder wie organisiere ich bei einem Regenwetter wie heute einen notwendigen Schuh- und Sockenwechsel? Heute steht eine abgespeckte Runde am Programm. Ich nenne sie die nördliche Schleife des Grabenlandtrails.

Ob markante Holztafeln mit dem Schriftzug "Grabenlandtrail" oder die Wegnummern 790, 791 oder 792, der Wanderweg ist angeblich durchgehend beschildert. Für alle Fälle habe ich einen GPS-Track auf meiner Laufuhr. So erhoffe ich mir eine zielsichere Orientierung.

Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich entweder im Laufrucksack oder ich muss es mir unterwegs besorgen.

So habe ich in meiner Salomon Adv Skin5 - Laufweste folgendes mit am Grabenlandtrail:
  • Trinkblase (1 x 1,5 Liter fassend)
  • Softflasks (2 x je 0,5 Liter fassend)
  • Erste-Hilfe-Set
  • Stirnlampe Petzl Nao+ (aktuell am Kopf)
  • Ersatz-Shirt
  • Ersatz-Socken
  • Regenjacke
  • Smartphone
  • Müllsack
  • Taschentücher
Die Ersatzkleidung habe ich in verschließbare Frischhaltebeutel gepackt. Darin bleiben sie trocken und vor Schmutz geschützt.

Nun zur Nahrung: Ich benötige pro Laufstunde rund 220 Kalorien an Mindesterfordernis. Das sind zum einen wichtige 100 Kalorien, um die Fettverbrennung am Laufen zu halten. Die restlichen Kalorien sollen das Defizit ein wenig minimieren. Das ergibt bei einer geschätzten Laufzeit von 7 bis 8 Stunden einen Kalorienbedarf von rund 1700 Kalorien. Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zum Thema "Ernährungsstrategie während eines Ultralaufes" verfasst. Zu finden ist er hier:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/04/ernahrungsstrategie-ultralauf.html


Zur Abdeckung dieser Mindestanforderung an Kalorien habe ich in meinem Laufrucksack:
  • einige Gelpackungen meines Vertrauens (je ca. 90 Kalorien)
  • ein paar Datteln (je ca. 40 Kalorien)
  • je 1 Semmel mit Käse (ca. 300 Kalorien) und Salami (ca. 330 Kalorien)
  • leckeres Germgebäck meiner Mami
  • Kaugummi

Die Datteln, nicht zu Unrecht das Brot der Wüste genannt, sind ein hervorragender Energiespender und häufig mein Wegbegleiter. Auch denen habe ich einen Bericht in meinem Blog gewidmet:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2016/06/produkttest-datteln-das-brot-der-wuste.html


Nun zum Laufgeschehen:

Es ist 3:45 Uhr morgens. Richtig gelesen! Manchmal muss man die Komfortzone verlassen, um den Körper auf kommende, anspruchsvollere Vorhaben vorzubereiten. Vor einer knappen Stunde bin ich aufgestanden und habe ein Toastbrot mit Honig gefrühstückt.

Schwarzau-Ursprung
Nun schlendere ich von der Wohnungstüre zum Erzherzog-Johann-Park. Morgen ist Vollmond, trotzdem ist es sehr dunkel. Meine Petzl Nao+ leuchtet mir den Weg. Pünktlich zum Start beginnt es heftig zu regnen. Nach hochsommerlichen Wochen hat der Wetterfrosch für den heutigen Tag einen Wetterumsturz prognostiziert; und er sollte Recht behalten.

Ich ziehe meine Regenjacke an und nach einem Selfie vor dem Übersichtsplan im Erzherzog-Johann-Park geht es auch schon los. Ich verlasse über einen geschotterten Pfad das schöne Blumendorf Fernitz.

Die Dunkelheit macht mir ein wenig zu schaffen. Meine Stirnlampe leistet zwar gewohnt gute Arbeit, aber das dreidimensionale Sehen ist bei künstlichem Licht doch eingeschränkt. Zudem erschwert der anhaltend strömende Regen und Nebelschwaden die Sicht. Auf den ersten Kilometern sind bereits einige kleine Anstiege zu meistern. Rinnsale schießen mir entgegen und durchnässen meine Schuhe und Socken. Bestes Laufwetter ist anders ...

Über nasse Wiesen mit zum Teil kniehoher Vegetation geht es am Wanderweg Nr. 792 der Kapelle Gnaning entgegen. Die 5,5 Kilometer-Marke ist erreicht. Hier in der Nähe von St. Ulrich wird der Grabenlandtrail zu einem Rundwanderweg. Läuft man den Trail komplett, trifft man nach rund 125 Kilometer wieder an diesen Punkt. Mein Plan ist, den Trail auf Höhe der Gemeinde Zerlach über Kirchbach abzukürzen, sodass ich mit rund 55 Kilometer rechne. Ich laufe den Trail im Uhrzeigersinn. So ist der Weg (ab hier mit der Nr. 791) markiert und beschrieben. Und so habe ich den Track auf meiner Uhr abgespeichert.

Asphaltierte Nebenstraßen wechseln sich mit Wiesen -und Waldwegen ab. Auf einer Waldlichtung scheucht meine vor Wasser "quatschenden" Laufschuhe einen Rehbock auf. Mit beneidenswert lockeren Sprüngen ergreift er die Flucht und quittiert mein Vordringen in sein Revier mit einem tiefen Röhren. Ich bin in Heiligenkreuz am Waasen eingetroffen. Hier fülle ich am Trinkwasserbrunnen meine Softflasks erstmals nach.

Gemeindestraßen führen mich über Pirching einige Höhenmeter nach Edelstauden empor. Das steile Wegstück lässt mich in den Gehschritt verfallen. Der Regen hat ein wenig nachgelassen. Es nieselt und ist trüb. Während ich am Sägewerk Neuhold vorbei trabe, werden Erinnerungen an den Stiefingtaler Berglauf wach. Den Laufbericht dazu gibt es in meinem Blog:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/07/01072017-dr-sepp-puster-gedenklauf.html

Ich quere die Kirchbacher Straße und laufe auf Gemeindewegen vorbei an der Volksschule Edelstauden und durch Oberedelstauden bis zum Schwarzau-Ursprung. Ein Wegweiser deutet darauf hin, dass in etwa 100 Meter Entfernung im Waldbereich die Schwarzau entspringt. Absolviert man den kompletten Grabenlandtrail, so kommt man in den Auwäldern vor Mureck auch an der Mündung der Schwarzau in die Mur vorbei.

Hier befinde ich mich auf knapp 500 Meter Seehöhe. Das ist der höchste Punkt des Grabenlandtrails. Bei guter Fernsicht reicht der Ausblick bis auf die Riegersburg. Heute genieße ich die Sicht bis zur nächsten Anhöhe.

Auf kupiertem Gelände geht es weiter. Eine wunderbare Waldpassage bietet meinen Läuferbeinen eine willkommene Abwechslung. Ich liebe den Trail-Lauf und so ein Waldboden, übersät mit Wurzelwerk und Steinen, ist Balsam für meine Läuferseele. Die Orientierung fällt mir dank der GPS-Uhr einfach. Und hat man sich erst an die Wanderwegs-Markierungen gewöhnt, findet man sich damit ebenfalls gut zurecht.

Kirche Frannach
In Weißenbachegg halte ich kurz an und gönne mir eine Salami-Semmel. Mittlerweile setzt wieder starker Regen ein. Eine Kuhherde beäugt mich kritisch. "Riegl auffi, riegl obi", heißt es nicht nur beim Welschlauf. Jahring liegt hinter mir und ich verlasse den Wanderweg 720 und somit den Grabenlandtrail. Ich kürze wie geplant meine heutige Tour über Kirchbach ab und werde nach etwa 3 Kilometern wieder auf der markierten Route sein und "spare" mir dadurch rund 75 Kilometer. Zuvor gilt es den steilen Jatzberg bergab zu laufen und die Flüssigkeitsreserven beim SPAR in Kirchbach aufzufüllen. 31 Kilometer habe ich mittlerweile auf der Haben-Seite.

Hinter der Kirchbacher Mehrzweckhalle geht es zuerst einem Wiesenpfad, in weiterer Folge einem Forstweg empor. Ein Waldlehrpfad lädt hier zum Weiterbilden ein. In Kleinfrannach geht es gute 80 Höhenmeter ins Tal. Nach 36 Kilometer habe ich meine Heimatgemeinde Frannach erreicht. Der Grabenlandtrail führt mitten durch den kleinen Ort. Als ich an der Kirche vorbei laufe, werden Erinnerungen an die Taufe meines Sohnes wach.

Josef Krainer Gedenkstätte
Über Langleiten geht es Kleinfeiting entgegen. An der Streckenbeschaffenheit ändert sich wenig. Hauptsächlich sind asphaltierte Straßen zu belaufen, seltener Schotterwege, manchmal Wiesen- oder Waldpfade. Das Gelände bleibt kupiert und auch das Wetter will sich nicht bessern. Seit Stunden sind meine Füße pitschnass. Da ich kein trockenes Schuhwerk im Rucksack habe, macht auch der Wechsel der Socken keinen Sinn.

Laufschritt um Laufschritt geht es auf Allerheiligen zu. Wie erklommen, so zerronnen. An der Pfarrkirche vorbei geht es talwärts nach Mittergrub und zur Josef Krainer  Gedenkstätte. Hier verstarb der damalige Landeshauptmann der Steiermark im November 1971 bei der Jagd. Die Gedenkstätte ist ein Rundbau aus Aframer Kalkstein. Die Glasfenster schuf Alfred Wickenburg, die Kreuzigungsgruppe Franz Weiß und das Bronzerelief Adolf Zilli.

Nach ein paar Fotoaufnahmen führt mich der Grabenlandtrail über aufgeweichte Wiesen mit teils üppiger Vegetation St. Ulrich am Wasasen entgegen. Mannshohes Springkraut und Dornen stellen sich in den Weg. Dem nicht genug wartet ein dicht und hoch bewachsener Wiesenhang auf die Besteigung. Meine Füße sind nicht mehr "nur" nass, sie schwimmen in den Schuhen. Mir graut vor dem Anblick, wenn ich nach getanem Lauf die Socken ausziehe. Glücklicherweise werde ich trotz stundenlanger aufgeweichter Haut vor Blasen verschont bleiben.

Nach 52 Kilometer erreiche ich St. Ulrich am Waasen. Hier bin ich frühmorgens von Fernitz kommend dem Grabenlandtrail nach Osten gefolgt. Nun stehen mir die abschließenden 5,5 Kilometer zurück nach Hause bevor. 40 Minuten später laufe ich in Fernitz ein und beende nach gut 57 Kilometer (+1400 Höhenmeter) eine wunderbare Laufetappe auf den Spuren des Grabenlandtrails.



Der GPS-Track der nördlichen Schleife kann hier runtergeladen werden:
https://www.gpsies.com/map.do?fileId=eeoyoqfuplmhekrv


25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht


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Mittwoch, 20. Juni 2018

16.06.2018: mozart100 / Salzburg - Laufbericht

mozart100 Laufbericht 2018
Ich reise mit dem Flix-Bus umweltbewusst, stressfrei und zudem sehr kostengünstig in die Mozartstadt Salzburg. Morgen werde ich zum bereits 2. Mal am Start des mozart100 stehen. Der mozart100 ist ein zur Ultra-Trail World Tour zählender Langstreckenlauf. Mit Start und Ziel inmitten der Altstadt Salzburgs führen 103 Kilometer, meist auf Trails und mit 4600 Höhenmeter gespickt, durch die landschaftlichen Schönheiten des Salzburger Landes und gewähren atemberaubende Blicke auf den Fuschl- und Wolfgangsee.

Quartiergeber ist für die kommenden beiden Nächte das Altstadthotel Wolf. Das Hotel liegt lediglich 3 Fußminuten vom Start- und Zielbereich am Kapitelplatz entfernt. Mein Einzelzimmer ist mit 9 Quadratmeter am ersten Blick zwar recht klein. Jedoch spätestens nach dem Lauf weiß man die kurzen Wege im Zimmer, wie auch die bodenebene Dusche und den Lift sehr zu schätzen ;-).

Am Kapitelplatz herrscht schon reges Treiben, als ich meine Startunterlagen abhole. Neben der personalisierten Startnummer mit integriertem Zeitnehmungschip ist der Startersack, der zugleich auch als Drop-Bag zu verwenden ist, mit einigen Produktproben gefüllt. Einen kleinen faltbaren Race-Guide und ein temporäres "mozart100-Tattoo" bekomme ich ebenfalls kostenlos dazu.

Um 18.00 Uhr steht das offizielle "Race Q&A" (Fragen und Antworten zum Rennen) am Programm. Zuvor findet der Kids-Trail samt Siegerehrung für die Ultratrail-Läufer von morgen statt. Beim "Q&A" werden letzte Informationen zu Streckenverlauf, Pflichtausrüstung, CUT-OFF-Limits etc. in deutsch und englisch (auf teils sehr humorvolle Weise) an uns Starter weitergegeben. So ist zu erfahren, dass auf Grund der prognostizierten hohen Temperaturen auf das Mitführen einer Regenjacke und eines Stirnbandes/Mütze verzichtet werden kann. Dass auf befahrenen Straßen die Straßenverkehrsordnung gilt und ausnahmslos am linken Fahrbahnrand zu laufen ist, haben - wie der Lauftag zeigen wird - einige überhört. Heuer ist es erstmals möglich, sich via Racemap-App per livetracking verfolgen zu lassen. So kann mich meine Familie zu Hause virtuell begleiten und meinen Fortschritt sehen. Im Anschluss an das "Race Q&A" folgt die offizielle Eröffnung des Veranstaltungswochenendes mit Show-Acts und Vorstellung der Top-Athleten.

Raceday und Strategie

mozart 100 Ultratrail
Um 03.15 Uhr läutet der Wecker. Ich bin bereits seit einer halben Stunde wach. Die Nacht war kurz. Aber das ist vor einer so großen Herausforderung nicht ungewöhnlich. Ich fühle mich eigentlich recht fit und voller Vorfreude. Das Frühstück besteht aus einem Kaffee, den ich im Hotel noch gestern Abend in einer Thermoflasche bereitgestellt bekommen habe, sowie einem Toast mit Honig. Das temporäre Tattoo klebt letztendlich statt auf meiner Haut am Handtuch. Schade um das coole Gimmick aber Hauptsache, die Kontaktlinsen sitzen am richtigen Platz.

Im Drop-Bag habe ich einige Gels, Ersatzsocken, ein Ersatz-Shirt sowie die Stirnlampe mit Ersatzbatterien verstaut. Verlässt man nach 16.00 Uhr den Checkpoint Fuschl, so wird das Mitführen einer Stirnlampe samt Ersatzbatterien zur Pflichtausrüstung.

Die Regenjacke und das Stirnband habe ich nach dem gestrigen "Q&A" aus meiner Laufweste entfernt. So befinden sich darin lediglich einige Gels, Salztabletten, zwei Softflasks gefüllt mit Peronin und Wasser, eine Signalpfeife, das Mobiltelefon, der Ipod, eine Powerbank, ein Müllsack und die Trailrunning-Stöcke. Wie im letzten Jahr werde ich die Stöcke erst ab km 31 zu Hilfe nehmen.

Mein grober Plan (Plan A) sieht vor, die Zeit vom Vorjahr anzupeilen. Ich kann jedem der Ultrastrecken läuft nur raten, nicht nur einen Plan, sondern alternative Pläne im Kopf bereit zu halten. Denn geht Plan A schief, so ist es unterwegs sehr schwierig, die Ziele neu anzupassen. Sollte es überragend laufen, wäre eine Zeit um 15 Stunden mein Traum (Plan A+). Treten größere Probleme auf, so lautet mein Plan B, es innerhalb von 18 Stunden zurück nach Salzburg zu schaffen. Plan C lautet, die Strecke zumindest innerhalb der CUT-OFF-Zeiten zu meistern.

Pünktlich um 05:00 Uhr werde ich gemeinsam mit weiteren rund 390 Teilnehmern auf die Strecke gelassen. Die ersten Kilometer sind hervorragend dazu geeignet, um den noch müden Körper schonend in den Laufmodus zu schalten. Denn diese gehen flach und auf befestigten Wegen in Richtung Süden durch die Hellbrunner Allee. Von Beginn an ist die Strecke hervorragend gekennzeichnet und an exponierten Straßenquerungen hat der Veranstalter vorgesorgt und freundliche Helfer regeln bereits zu früher Stunde für uns Läufer den Verkehr, damit wir ungehindert und sicher die Straßen queren können. Im Vorjahr hatte ich zu Beginn mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Heute ist alles gut.

Glasenbachklamm und Plötz Wasserfall

Nach rund 7 Kilometer beginnt der Trail. Mit der Glasenbachklamm entlang des Klausbaches steht das erste landschaftliche Highlight bevor. Der moderat ansteigende Schotterweg ist gut laufbar. Viele Teilnehmer verfallen bereits hier in den Geh-Schritt. Mein Plan sieht vor, jedenfalls bis zum ersten großen Zwischenziel Fuschl den Großteil der Strecke laufend zu bewältigen. Nach gut einer Stunde treffe ich in Hinterwinkl ein, wo die erste Labestelle bereit steht. Nach einem kurzen Stück auf der Landesstraße führt mich ein Single-Trail zum wunderschön gelegenen Plötz Wasserfall empor. Hier wartet bereits "Sportograf" auf die Läufer, der ein Foto von uns schießt. Dieses und noch weitere auf
der Strecke gemachten Schnappschüsse können einige Tage später online angesehen und gekauft werden. Bevor ich mich in Hof laben und die Flüssigkeitsreserven auffüllen kann, steht der steile Aufstieg zum Gitzenberg im Weg. Ich fühle mich gut, bin ein wenig schneller als im Vorjahr in der Zeit und treffe recht entspannt an der Labe ein. Wie auch bei den anderen Verpflegestellen erwarten mich hier sehr freundliche, aufmunternde und hilfsbereite Menschen und ein mit Iso, Wasser, Cola, Salzgebäck, Riegel und Gels, Tomaten, Äpfel und Bananen, Aufstrichbroten und Kuchen reichlich gedeckter Tisch.

Fuschlsee

mozart100 Fuschl
Kupiert verläuft die Strecke weiter Richtung Fuschlsee. Bald habe ich mein erstes großes geistiges Etappenziel erreicht. Für meinen Kopf sind diese ersten 31 Kilometer das "warm up". Denn ab Fuschl wird die Strecke wirklich selektiv. Es ist eines der vielen optischen Highlights, auf dem Wiesenpfad dem Fuschlsee entgegen zu laufen. Die Kilometer entlang des südlichen Seeufers sind auf flachem, geschotterten Weg gut zu laufen. In Fuschl angekommen, habe ich Zugriff auf das Drop-Bag. Ich habe auf dem Weg hier her 4 Gels aus meinem eigenen Vorrat verbraucht und so fülle ich einige Gelpackungen nach. Um Muskelkrämpfen entgegen zu wirken, schlucke ich im Laufe der ersten Streckenhälfte alle 90 Minuten eine Salztablette. Das Wetter ist fast zu schön für diesen anspruchsvollen Bewerb, denn die vom wolkenlosen Himmel scheinende Sonne lässt den Schweiß in Strömen fließen.

Eibensee, Plombergstein und Schafbergalm

Gut gestärkt hole ich die Trailrunning-Stöcke aus meiner Laufweste und mache mich auf zum Eibensee. Auf dem 6 km langen Weg dort hin sind rund 400 Höhenmeter zu überwinden. Nach ein paar wunderschönen Blicken auf den Eibensee gilt für die Höhenmeter: Wie gewonnen, so zerronnen! Und dieser Abstieg vorbei am Plombergstein ist teils richtig steil und technisch schwierig zu laufen. Aber die Stöcke leisten gute Dienste und es macht großen Spaß; deshalb liebe ich das Laufen auf Trails. Ich übersehe hier eine Abzweigung. Einige Kehren später suche ich verzweifelt Hinweise, am richtigen Weg zu sein. Ich höre die Worte vom vorabendlichen "Q&A": "Wenn Ihr 300 Meter weit keine Markierung seht, dann seid Ihr falsch! Wenn Ihr 10 Minuten keine Markierung seht, dann seid Ihr entweder unvorstellbar langsam oder auch falsch!". Falsch, das bin ich wohl und so kehre ich um und zum Glück erkenne ich einige Höhenmeter oberhalb die markierte Abzweigung. Nichts passiert, denke ich mir. Wenn gleich ich mir die Labestelle Winkl sehnsüchtig herbei wünsche, denn meine zwei Softflasks sind fast leer und ich benötige dringend Flüssigkeitsnachschub.

Endlich in Winkl angekommen labe ich mich ausgiebig mit Kuchen und Salzbrezel. Auch drei Becher Iso und Wasser schütte ich in mich hinein. Nun steht der Aufstieg zur Schafbergalm bevor. Durch dichten Wald führt ein punktuell sehr steiler und technisch schwieriger Single-Trail satte 750 Höhenmeter nach oben, bevor die auf 1320 Meter gelegene Schafbergalm erreicht ist. Ich fühle mich nach wie vor den Umständen entsprechend recht gut und habe seit Start des Laufes rund 100 Plätze gutmachen können. Hier bei Kilometer 50 wartet wieder eine Verpflegungsstation, wo Wasser, Iso und Gels angeboten werden.

Der Trail bergab Richtung Wolfgangsee ist teils sehr steinig und technisch, zwischendurch auch wieder sehr gut laufbar. Ich habe mir vor einigen Kilometern meine rechte große Zehe an einem größeren Stein recht derb angeschlagen. Die in Mitleidenschaft gezogene Zehe klagt mir nun auf diesem und allen noch folgenden Bergabstücken ihr Leid.

Der Ortsteil Fürberg am Wolfgangsee ist erreicht. Das Seeufer ist von Touristen gut besucht. Mal werde ich angefeuert, mal wie ein Außerirdischer mit fragendem Blick gemustert. Meine rechte Zehe ist mittlerweile leider nicht die einzige körperliche Baustelle. Ich habe Sodbrennen. Sodbrennen hatte ich während dem Laufen noch nie. Ich schiebe die Schuld auf das Iso und auf die Gels. Im Nachhinein betrachtet habe ich wohl zu selten (nämlich nie) zur säureregulierenden Banane gegriffen. Jedenfalls streubt sich mein Magen, hier in Fürberg noch mehr Iso aufzunehmen. So fülle ich meine beiden Flaschen mit Wasser voll und hoffe darauf, wie im Vorjahr ab Fuschl auch alkoholfreies Bier zur Auswahl zu haben.


Zwölferhorn, Sausteigalm, Kühleiten und abermals Fuschl

Der Aufstieg zum Zwölferhorn bis zur Mittelstation Sausteigalm steht bevor. Die 450 Höhenmeter lassen mich beinahe verzweifeln. Von einem Augenblick zum anderen sind die Kräfte geschwunden. Die Temperaturen sind mittlerweile sehr hoch, mein rechter Fuß schmerzt, mein linker Unterschenkel klagt sein Wehleid, dazu Sodbrennen und damit verbundene Unlust auf weitere energiebringende Gels. Ich quäle mich Meter für Meter empor. In Fürberg sind zwei Jungs vor mir gelaufen. Beide deutlich jünger als ich und optisch trainierter. Die beiden Seelen hocken hier nun auf einer Bank, den Kopf zum Boden gerichtet und sind ebenfalls körperlich am Ende. Ich erkundige mich kurz, ob Hilfe benötigt wird und kämpfe mich weiter hoch.

mozart100 Zwölferhorn
Sich hinzusetzen, besser hinzulegen kommt mir auch in den Sinn. Aber hier mitten am Berg zu kapitulieren ist kein akzeptabler Ausweg. Das steht für mich außer Frage. Ich belüge meinen Körper. Ich verspreche ihm, dass wir so einen "Scheiß" nie mehr machen werden. Dass wir keine Distanzen über 50 Kilometer mehr laufen werden. Dass ich einfach zu alt und körperlich nicht fit genug für Ultradistanzen bin. Zwei Tage später werde ich mir eingestehen, dass es eine Notlüge war und ich das Versprechen wohl nicht halten werde können.

Endlich ist die Sausteigalm erreicht! Ich brauche Kalorien. Aber es ekelt mich vor dem Gel. So laufe ich ohne Energienachschub einen leicht fallenden Trail über Kühleiten zurück nach Fuschl. Hier habe ich erneut Zugriff auf das Drop-Bag. Aber ich nutze diese Möglichkeit nicht, denn ich will und brauche keine zusätzlichen Gels. Zum Glück wird ab Fuschl tatsächlich wieder leckeres alkoholfreies Bier kredenzt. Meinem Magen tut´s jedenfalls gut. Gleich drei Becher schütte ich in mich hinein. Das Bier lindert mein Sodbrennen und ein paar Kalorien liefert es auch. Bevor ich mich am Nordufer zurück auf den letzten großen Steckenabschnitt mache, kühle ich meinen Kopf im kalten Fuschlsee.

Koppler Moor, Nockstein und Kapuzinerberg

Die nächsten Kilometer führen auf der bereits am Vormittag gelaufenen Strecke bis Kilometer 88 retour. Hier am Verpflegepunkt Hof labe ich mich abermals mit einigen Bechern Bier. Auch ein Stück Kuchen tut mir gut. Gels würdige ich weiterhin keine Blicke. Auch Salztabletten verweigere ich seit ein paar Stunden. Vielleicht bereitet mir ja auch das Salz die brennende Speiseröhre? Vor Krämpfen bleibe ich zum Glück trotzdem verschont.

Der Gitzenberg ist abermals zu bezwingen. Der steile Bergabtrail verursacht meinen Beinen große Schmerzen. Aber das ist eben auch Ultralauf. Die Schmerzen werden in einigen Tagen vergehen und der Stolz wird bleiben. Am Watzmannblick vorbei geht es auf gut zu laufenden Pfaden dem Koppler Moor entgegen. Hier in Koppl bei Kilometer 94 wartet die vorletzte Verpflegestation. Ich hege den Plan, meine Softflasks für die letzten 10 Kilometer mit alkoholfreiem Bier zu befüllen. Das Bier ist mittlerweile das Einzige, was meiner brennenden Speiseröhre und Kehlkopf gut tut. Der Helfer scheint mein Vorhaben schon aus der Ferne zu durchschauen. Denn als ich nach einem Becher Bier frage, erhalte ich spontan die Antwort, dass das Bier hier an der Verpflegestelle zu trinken sei und nicht mitgenommen werden könne. Ich habe keine Energie für Diskussionen. Dann soll es so sein. Ich trinke zwei Becher und bewege mich weiter.

Der Nockstein wartet und ich bringe ihm großen Respekt entgegen. Den Aufstieg auf rund 1000 Höhenmeter habe ich aus dem Vorjahr steil und anstrengend in Erinnerung. Mir schmerzen mittlerweile zwar alle Fasern meines Körpers, bin dann doch überrascht, die 200 Höhenmeter zum Nockstein verhältnismäßig gut und rasch bewältigt zu haben. Eine atemberaubende Aussicht auf den Gaisberg und auf Salzburg entschädigt hier oben für die Strapazen. Es ist eines der unzähligen landschaftlichen Highlights dieser wunderbaren Strecke des mozart100.

Der Downhill ist quälend. Manche Passagen sind ausgesetzt und technisch schwierig. Meinen Muskeln, Sehnen und Gelenken freut es, als die abwärtsführenden Pfade in Stiegen münden. Stufen laufen sich deutlich schmerzfreier. Ich bin beim Kilometerschild 100 angelangt. Schräg, irrsinnig! Ich bin 100 Kilometer weit gelaufen. Zu all den Schmerzen kommt Stolz. Stolz, es auch heute wieder zu schaffen. Aber auch Dankbarkeit, verletzungsfrei über die vielen technisch schwierigen Passagen gelaufen zu sein.

Am Fuß des Kapuzinerberges erwartet mich die letzte Labestelle. Im Vorjahr hat es hier Wasser gegeben. Heute wird mir auch hier ein Bier gereicht. Ich nehme den Becher dankbar an, bedanke mich für den tollen Support und bringe es zu Ende. Stufe um Stufe erklimme ich den Kapuzinerberg. Mein geschwächter Körper hat sich einigermaßen erholt. Die Stufen stellen heute kein großes Problem dar. Ich bin beim Wehrturm und Franziskischlössl angelangt.

Nun heißt es ein letztes Mal die Zähne zusammenzubeißen. Erraten! Der schmerzhafte Abstieg wartet. Aber bereits einige Höhenmeter tiefer lindern abermals Stufen die Qualen und kurze Zeit später steige ich die letzte Stufe der Imbergstiege hinab und stehe vor der Staatsbrücke, die mich die Salzach queren und mich in die Salzburger Altstadt laufen lässt. Touristen säumen die Getreidegasse, den Alten Markt sowie den Residenz- und Domplatz. Es wird Applaus gespendet und es gibt viele anerkennende Zurufe. Mit Gänsehaut laufe ich auf den Kapitelplatz ein. Die letzten Meter dürfen meine geschundenen Beine auf rotem Teppich laufen. Ein paar Augenblicke später ist es vollbracht. Unter großem Applaus quere ich nach 15 Stunden und 25 Minuten die Ziellinie. Der Stolz kommt hoch, es trotz aller Widrigkeiten abermals geschafft zu haben.

Letztendlich habe ich meine Zeit vom Vorjahr um rund eine halbe Stunde unterboten und klassiere mich unter 390 gestarteten Teilnehmern an der 72. Stelle. War ich in Hinterwinkl noch auf Rang 214, so machte ich im Lauf des Tages Platz um Platz gut. Rund 150 Teilnehmer schaffen es diesmal leider nicht ins Ziel. Ein gerahmtes Foto vom Zieleinlauf steht gemeinsam mit der Finisher-Medaille als tolles Andenken bereit. Das Limit für die neuerliche Teilnahme an der Startplatz-Lotterie für den Western State 100 Endurance Run 2019 habe ich somit auch wieder in der Tasche.

Ich gönne mir nun einige Tage Laufpause. Die Wunden gehören geleckt. Meine rechte Zehe sieht sehr bemitleidenswert aus. Auch schmerzt die eine oder andere Sehne und Muskelverhärtungen und -mikrorisse gehören auskuriert.

Fazit:

Ich kann mein Fazit vom vergangenen Jahr bloß wiederholen. Dem Veranstalter ist ein riesengroßes Kompliment auszusprechen. Bereits seit Monaten wird laufend über Facebook informiert. Zu jedem Augenblick hat man das Gefühl, dass der Teilnehmer im Mittelpunkt steht. Die Strecke wartet mit unglaublich vielen optischen Highlights auf. Der Start und das Ziel inmitten der Salzburger Altstadt ist dazu ein genialer Kontrast zu den landschaftlichen Schönheiten und technisch schwierigen Trailpassagen.

Der Support lässt keine Wünsche offen. Die Streckenmarkierung ist herausragend. Ob Sprühmarkierung am Boden, montierte Hinweisschilder, geknüpfte Warnbänder, es wird auf der gesamten Strecke unmissverständlich die korrekte Laufrichtung angezeigt. Die gut gelaunten, motivierten Helfer des Veranstalterteams haben ebenfalls großen Anteil am Erfolg des mozart100.

16.06.2018: mozart100 / Salzburg - Laufbericht


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