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Donnerstag, 5. Juni 2025

05.06.2025: 4. Graz Airport Run - Laufbericht

Airport Run Graz
Alle guten Dinge sind drei, heißt es in einer Redewendung. Zum dritten Mal in Folge stehe ich heute am Start des Airport Run Graz und zum dritten Mal werde ich in der Altersklasse (M50-60) den 3. Rang erlaufen. Und das bei wohlbemerkt jeweils über 60 Altersklassen-Teilnehmer. Nicht zum dritten Mal werde ich allerdings als Drittplatzierter eine Bronze-Medaille und einen mit Goodies gefüllten Rucksack, gesponsert vom Flughafen Graz, entgegen nehmen dürfen. Denn auf eine Siegerehrung der Altersklassen wird in diesem Jahr völlig überraschend verzichtet. Wie gewohnt werden jedoch die schnellsten Damen, Herren und Staffeln mit sehr großzügigen Reisegutscheinen entlohnt.

Aber das alles ist nicht wichtig, Wesentlich ist zum einen, dass das gesamte Startgeld der 800 genannten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Sterntalerhof, einem Hospiz für Kinder und Familien, zu Gute kommt. Und das sind bei einem Startgeld von 25 Euro pro Kopf und Nase in Summe stolze 20.000 Euro an Spendengelder. Zum anderen ist es natürlich ein besonderes Event, wenn währen des aktiven Flugbetriebs im Nahbereich der Start- und Landebahn am Grazer Flughafen gelaufen werden darf. Diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen.

Für das Startgeld erhält man neben einer außergewöhnlichen Location die Startnummer mit integriertem Zeitchip, eine Kleiderabgabe, eine Finisher-Medaille, eine Siegerehrung mit Verlosung, eine ansprechende Moderation und ein vergünstigtes Parkticket.

4. Graz Airport Run
Die letzten Tagen waren anstrengend. Trotz müdem Körper kann die Strategie für eine 5,8 Kilometer lange Strecke dennoch nur lauten, so rasch als möglich über die Ziellinie zu laufen. Ich mache mich ein paar Minuten warm und schon werden wir aufgerufen, im Startbereich Aufstellung zu nehmen. Da zu viele langsamere Läuferbeine einer schnellen Zeit hinderlich sind, platziere ich mich recht weit vorne. Und schon geht es los. 

Wie erwartet ist es eine große Überwindung, die Kilometer am Limit zu laufen. Die hohen Temperaturen machen mir nichts aus, aber der Gegenwind auf den beiden Schlusskilometern ist zermürbend. Was bin ich froh, stehenbleiben zu dürfen, als ich nach 24 Minuten und 34 Sekunden das Ziel erreicht habe

Ich klassiere mich auf Rang 39 von insgesamt 776 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In meiner Altersklasse M50 werde ich unter 62 Startern sehr guter Dritter.

Fazit: Klare Teilnahme-Empfehlung! Aber nicht zu lange überlegen. Die Startplätze sind limitiert und rasch vergriffen.

05.06.2025: 4. Graz Airport Run - Laufbericht


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Sonntag, 20. Oktober 2024

20.10.2024: Wolfgangseelauf (Marathondistanz) - Erlebnisbericht

Wolfgangseelauf
Er ist Namensvetter und hat im selben Jahr wie ich das Licht der Welt erblickt: Der Wolfgangseelauf! Heuer wurde zudem eine antik gestaltete Finisher-Medaille mit dem Portrait des Hl. Wolfgang in Aussicht gestellt, dessen 1.100-Jahr-Jubiläum gefeiert wird. Das waren Gründe genug, um den Wecker auf 05:00 Uhr zu stellen und nach zwei Tassen Kaffee Richtung Salzkammergut zu fahren.

Der 52. Int. Wolfgangseelauf bietet mittlerweile eine Vielzahl von Bewerben an. Dennoch gilt als "Klassiker" weiterhin jene 27 Kilometer lange Strecke, die ihr Debüt vor 52 Jahren am 27. Oktober 1972 gefeiert hat. Eingebettet zwischen dem Zwölferhorn und dem Schafberg, führt die Strecke größtenteils unmittelbar am Wolfgangsee entlang und ist landschaftlich sehr ansprechend. So ist es nicht verwunderlich, dass laut Veranstalter der Wolfgangseelauf zu den beliebtesten Läufen Europas zählt. Mehr als 100.000 Läuferinnen und Läufer nahmen demnach bei diesem Lauf, der die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg verbindet, bisher teil.

Seit dem Jahr 2011 wird auch die klassische Marathon-Distanz angeboten. Der Marathon-Start erfolgt dabei in Bad Ischl, der europäischen Kulturhauptstadt 2024, und mündet nach knapp 13 Kilometer in den Originalkurs des 27-km-Klassikers.

Ich habe mich entschieden, die 42,2 Kilometer lange Marathon-Strecke in Angriff zu nehmen. Das Startgeld ist human. Neben der Startnummer samt Zeitnehmung, der exklusiven Finisher-Medaille, der Verpflegung entlang der Strecke und im Zielbereich, einem Gutschein für die "Griaß Eich" - Eröffnungsfeier mit Pasta-Party, dem Wolfgangseelauf-Magazin, einer Postkarte sowie einigen Werbebeigaben, wird auch ein Shuttle-Transport zwischen Bad Ischl und St. Wolfgang angeboten. Ein Parkplatz in Bad Ischl ist in den frühen Morgenstunden rasch gefunden. Erfreulicherweise ist das Parken am Sonntag zudem gebührenbefreit. Nach dem Zieleinlauf in St. Wolfgang werde ich den Bus-Voucher nutzen, um wieder zurück zum Fahrzeug zu gelangen. Auch ein Gepäcktransport ist im Startgeld inkludiert, der meine frischen Klamotten nach St. Wolfgang bringt.

Wolfgangseelauf Wolfgang Kölli
Die Sonne lacht bereits vom Himmel und die Temperaturen liegen kurz vor dem Start schon deutlich über 10 Grad Celsius. Die Wettervorhersage verspricht auch im Verlauf des Tages beinahe ungetrübten Sonnenschein und spätsommerlich warme 20 Grad Celsius. Um Punkt 09:15 Uhr fällt der Startschuss. Gemeinsam mit weiteren rund 220 Läuferinnen und Läufern Läufern mache ich mich auf dem Weg Richtung Wolfgangsee. Auf Schotterwegen, asphaltierten Straßen und Wiesenpfaden verfliegen die ersten Kilometer im Nu.

Nach knapp 13 Kilometern ist der Wolfgangsee erreicht. Hier belaufen wir nun drei Kilometer jenes Streckenabschnittes nach St. Wolfgang, der uns am Ende der Marathondistanz noch einmal bevor steht. 

Timing ist alles! So durchlaufe ich St. Wolfgang just in dem Moment, als der 27-km-Klassiker gestartet wird. Völlig unvorbereitet finde ich mich in einem dichten Gewusel vieler, vieler Läuferbeine wieder. Zum Glück ist die Straße hier breit genug, sodass meist ein müheloses Überholen möglich ist.

Der Anstieg zum Falkensteinsattel erfolgt über einen punktuell recht steilen, felsigen und mit losem Schotter überdeckten Pfad. Innerhalb eines Kilometers sind hier rund 200 Höhenmeter zu überwinden. Ich bin durch meine Teilnahmen an Ultratrails auf Höhenmeter sehr gut vorbereitet und so kann ich auf diesem Abschnitt viele Läufer überholen. Am höchsten Punkt der Strecke haben sich tatsächlich einige Zuschauer versammelt und spenden Applaus. Talwärts bereitet die stark abschüssige Strecke mit dem labilen Schotteruntergrund den Teilnehmern in den meist profilarmen Straßenlaufschuhen teils große Probleme. Ich lasse es rollen und minimiere damit die Rutschphasen. Diesen Streckenabschnitt - vorbei an der Falkensteinkirche - kenne ich von meinen Teilnahmen am Mozart100. Unten im Talboden angekommen, laufe ich eine wunderschöne Passage am Seeufer Richtung St. Gilgen.

Ein Wort zu den Labestationen: Sie sind in mehr als ausreichenden Abständen platziert, werden von vielen freundlichen Helferinnen und Helfern betreut und bieten mit Wasser, Iso, Tee, Obst und Brot alles Notwendige. Gegen Ende des Laufes hätte ich mich über eine Cola oder ein Stück Kuchen gefreut, aber das ist ein persönliches Bedürfnis und Jammern auf hohem Niveau.

Am Südufer führt die Strecke nach Gschwendt. 30 Kilometer habe ich hinter mich gelassen. Bisher habe ich ziemlich auf´s Tempo gedrückt und bin die allermeisten Kilometer unter 5 Minuten gelaufen. Nun wird es Zeit für Foto-Stopps. Immerhin wollte ich die landschaftliche Schönheit dieses Laufs genießen und habe mir im Vorfeld eine Finisher-Zeit von 4 Stunden zum Ziel gesetzt. Ich reduziere das Tempo deutlich und laufe einen schattigen Schotterpfad durch des Blinklingmoos Naturschutzgebiet. Kurze Zeit später treffe ich im Ort Strobl ein. Generell ist in den Orten das Zuschauerinteresse groß und die Läuferinnen und Läufer werden gebührend gefeiert. So werden wir auch hier in Strobl lautstark angefeuert.

Mein linker Laufschuh drückt im Knöchelbereich und bereitet zunehmend Schmerzen. Dieses Problem kommt sehr überraschend, denn grundsätzlich haben sich meine Schuhe über viele lange, beschwerdefreie Läufe mein größtes Vertrauen verdient. Aber nicht nur der Knöchel, auch die Muskeln tun mittlerweile weh und ich bin schon recht müde. Für meinen Kopf sind das ausreichend Gründe, um das Tempo weiter zu drosseln. Heute folge ich ausnahmsweise dem Rat des Geistes, zumal mir der Blick auf die Uhr verrät, dass einem Finish unter der angestrebten 4-Stunden-Marke nichts im Wege stehen wird. Auf den letzten drei Kilometern wechseln sich Laufschritt, Gehpausen und Foto-Stopps somit ab. 

Der Zielort St. Wolfgang ist erreicht. Unglaublich, wie viele Zuschauer hier die Strecke säumen und aufmunternden und wertschätzenden Applaus spenden. Vielen Dank für die großartige Unterstützung und Anerkennung! Nach 3 Stunden und 57 Minuten ist es geschafft und ich überlaufe zufrieden die Ziellinie. Hätte ich gewusst, dass ich um bloß eine Minute den Sprung auf das Altersklassen-Podest verpasse! So eine schöne Glastrophäe hätte ich mein Eigen nennen dürfen! Hätte, hätte, Fahrradkette! Der kleine Ärger wehrt nur kurz. Stattdessen ziehe ich ein überaus positives Fazit und bin froh, als ein im Jahr 1972 geborener Wolfgang hier und heute den Wolfgangseelauf bestritten zu haben. Die landschaftlich schöne Strecke und die ausgezeichnete Organisation dieses etablierten Laufevents kann ich vorbehaltlos weiterempfehlen.

Bleibt gesund und habt schöne Läufe!

20.10.2024: Wolfgangseelauf (Marathondistanz) - Erlebnisbericht


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Sonntag, 13. Oktober 2024

13.10.2024: Kleine Zeitung Graz Marathon im Team Hyundai - Erlebnisbericht Staffelmarathon

Vorwiegend laufe ich meine knapp 3.000 Jahreskilometer fernab von asphaltierten Straßen und großen Teilnehmerfeldern auf Trails. Doch es ist schon beinahe Tradition, dass ich am Ende meines Wettkampfjahres den Städtemarathon in Graz in Angriff nehme. 

Ich wohne mit meiner Familie im Süden von Graz. So liegt die Landeshauptstadt der Steiermark quasi vor meiner Haustüre. Auf Grund der leichten Erreichbarkeit habe ich vom Kleine Zeitung Graz Marathon schon einige Finisher-Medaillen in meiner Schublade. Auch meinen allerersten Marathon bin ich hier in Graz gelaufen. Nach exakt 4:00 Stunden krönte ich mich im Jahr 2014 zum Marathoni.

In diesem Jahr wollte ich jedoch eine Pause einlegen. Den wiederholten und zum scheitern verurteilten Selbstversuch, trotz fehlendem tempospezifischen Training auf sub 03:30 Stunden anzulaufen und zwischen bei 35 Kilometer "tilt" zu sein, habe ich eigentlich satt. Das Faire in der Leichtathletik ist, dass man in der Regel nicht für etwas belohnt wird, was man nicht trainiert hat. Auch dass der Marathon aus zwei beinahe identen Runden besteht, macht die Sache in Graz mental nicht gerade einfach. Vor allem das Teilstück ab der Keplerbrücke Richtung nördlichen Wendepunkt und retour, ist wenig attraktiv. Also heuer keine Teilnahme!

Manchmal kommt es dann doch anders. Durch Instagramm werde auf ein Gewinnspiel von Hyundai Österreich aufmerksam gemacht. Es werden zwei glückliche Gewinner gesucht, die in einer 4er-Staffel - gesponsert von Hyundai und Namensgeber des Staffelbewerbs - den Kleine Zeitung Graz Marathon in Angriff nehmen. Die beiden anderen Staffelteilnehmer sind niemand geringerer als Österreichs derzeit schnellster Marathonläufer Peter Herzog und Ex-Fußballprofi Sebastian Prödl. Dem nicht genug, wird zusätzlich ein tolles Rahmenprogramm geboten. Dazu gehört ein gemeinsames Essen am Vorabend, eine Nächtigung in einem guten Mittelklassehotel sowie ein uneingeschränkter Zutritt zum VIP-Bereich in der Grazer Oper am Marathon-Tag. 

Die Aussicht, Peter Herzog und Sebastian Prödl persönlich kennenzulernen und mit ihnen beim Abendessen über Sport und die Welt zu plaudern, veranlasst mich zur Teilnahme am Gewinnspiel. Und der Glücksengel meint es gut mit mir. Einige Tage später erhalte ich die Nachricht, dass ich einen Startplatz gewonnen habe. Die zweite Gewinnerin kommt aus Deutschland und nimmt für die Anreise nach Graz eine 12stündige Zugfahrt in Kauf.

Das Marathon-Wochenende startet wie versprochen mit einem gemeinsamen Essen am Vorabend des Marathonlaufs. Am Tisch sitzen Peter Herzog und Sebastian Prödl, namhafte Vertreter von Hyundai Österreich sowie Melanie aus Hannover und meine Wenigkeit. Ich genieße es, mit den Spitzensportlern über meine Teilnahme am Western States 100 zu plaudern und lausche den spannenden Erzählungen aus ihren erfolgreichen Karrieren. Dass ich recht spät esse, ist zwar nicht optimal, aber im Grunde egal. Denn wir vier sind uns einig, die Staffel zu genießen und keinen sportlichen Druck aufkommen zu lassen. Auch wenn Peter die Absicht kundtut, die erste rund 10 Kilometer lange Etappe in rund 30 Minuten laufen zu wollen 😱! Nach ein paar Stunden geht ein sehr gelungener Abend zu Ende.

Am nächsten Morgen reise ich entspannt mit dem Bus in die Stadt. Der erste Weg führt mich zur Akkreditierung für den VIP-Bereich, der in der Grazer Oper untergebracht ist. Was ist das für ein Privilig, sich hier aufhalten zu dürfen 😳. Das Catering fehlt natürlich auch nicht. So 

Nun heißt es aber, in den Shirts des Sponsors Hyundai für ein gemeinsames Foto am Opernring Aufstellung zu nehmen. Anschließend stimmen wir uns zeitlich ab, damit für die Staffelübergaben soweit alles klar ist. Und dann fällt auch schon der Startschuss.

Peter Herzog braust mit dem Elitefeld der Marathonläufer davon. Ich muss zusehen, dass ich rechtzeitig in meiner Wechselzone bin. Daher verabschiede ich mich von Melanie und Sebastian und trabe locker über die Herrengasse und Sackstraße bis zur Keplerbrücke. Dort bereite ich mich in meiner Wechselzone auf meinen Auftritt vor. Ich verstaue meine Regenjacke im Laufgürtel und warte auf das Eintreffen von Peter. 

Und da kommen sie auch schon angebraust. Gemeinsam mit den drei führenden Kenianern biegt Peter um die Kurve und übersieht beinahe die Wechselzone. Er übergibt mir den Transponder und ich laufe los. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich als Führender der Staffelwertung unterwegs bin. So laufe ich quasi auf leerer Strecke zum Wendepunkt Nord hoch. Zuschauer applaudieren lautstark, wenngleich ich vermutlich teils große Verwunderung auslöse. Ich selbst würde mich am Streckenrand fragen, wie denn dieser doch ältere Mann ins Spitzenfeld des Kleine Zeitung Graz Marathons gelangt ist? 

Meine Kilometerzeiten pendeln sich bei rund 4:15 Minuten ein. Erst ein paar hundert Meter vor meiner Wechselübergabe am Glockenspielplatz werde ich von einigen Athleten überholt. Bis dahin laufe ich völlig allein; krass 😁. 

Nach knapp 40 Minuten übergebe ich den Zeittransponder an Melanie, unserer weiblichen Staffelteilnehmerin aus dem deutschen Hannover. Mit den besten Wünschen verabschiede ich sie auf ihre 13 Kilometer lange Teilstrecke. Ich ziehe mir meine Regenjacke über und beschließe, über den Schlossberg zurück zur Grazer Oper zu joggen.

Melanie und auch unser prominenter Schlussläufer Sebastian Prödl laufen hervorragende Zeiten. Die letzten paar hundert Meter entlang des Opernringes versammeln wir uns um unseren Schlussläufer Sebastian und laufen gemeinsam über die Ziellinie. So sind wir nicht nur eine sehr sympathische, sondern mit einer Gesamtzeit von 3:09:12 Stunden und Platz 7 in der Mixed-Wertung des Kleine Zeitung Graz Marathon auch eine sehr erfolgreiche Hyundai-Staffel!

Zurück im VIP-Bereich ziehe ich mir trockene Klamotten über und lasse es mir noch einige Zeit bei Speis und Trank und interessanten Gesprächen gut gehen. Dann verabschiede ich mich von Melanie, Peter und Sebastian sowie von den Vertretern des Sponsors und fahre nach Hause, um meiner Familie vom erlebnisreichen Tag zu berichten. 

Noch einmal ein herzliches Danke an Hyundai Österreich für dieses sehr spezielle und wohl einmalige Marathon-Wochenende. Es war mir eine Ehre, Teil dieser Staffel gewesen zu sein.

Ich hoffe, viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten einen ebenso unvergesslichen Zieleinlauf und morgen keinen quälenden Muskelkater 🐈. Aber wenn doch? "Der Scherz vergeht, der Stolz bleibt!"

13.10.2024: Kleine Zeitung Graz Marathon im Team Hyundai - Erlebnisbericht Staffelmarathon


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Samstag, 24. August 2024

24.08.2024: Koralm Trailrunning Event - Laufbericht

Seine Premiere feierte das Koralm Trailrunning Event im Jahr 2022. Schon damals machte die Streckenbeschreibungen der drei zur Auswahl stehenden Distanzen in der Weststeiermark Lust auf eine Teilnahme. Ich stand sogar auf der Startliste. Aber nach meinem Finish beim Western States 100 war der Körper doch einige Wochen erschöpft, sodass ich letztendlich kurzfristig auf den Start in Deutschlandsberg verzichtete.

Aber heuer ist es soweit. Ich bin für die sogenannte "LONG"-Distanz gemeldet. Auf uns warten 58 Kilometer feinster Trailrun-Spaß, garniert mit 2.660 Höhenmeter. Organisiert wird das Lauf-Fest vom Koralm Trailrunning Club aus Deutschlandsberg. Und der Veranstalter lässt sich nicht lumpen und präsentiert alles, was das Herz eines Trailrunners höherschlagen lässt.

Es ist noch dunkel, als ich in Deutschlandsberg eintreffe. Parkplätze stehen in den angrenzenden Straßen genügend zur Verfügung. Die Abholung der Startnummer ist rasch erfolgt. An der Laufweste wird zudem ein Tracker montiert. Die Sicherheit der Teilnehmer wird hier groß geschrieben.

Die Stimmung ist trotz der frühen Zeit ausgelassen und fröhlich. Beim Zutritt zum Startbereich erfolgt die Kontrolle der Pflichtausrüstung. Neben einer Regenjacke und einem Erste-Hilfe-Set inklusive Rettungsdecke ist vor allem ausreichend Flüssigkeit wichtig. Denn die Labestellen sind zwar ausgezeichnet bestückt. Allerdings sind die Distanzen zwischen den Checkpoints doch recht groß. Bedingt durch die vielen positiven Höhenmeter können es dann schon mal weit über zwei Stunden Laufzeit sein, bis die Flüssigkeitsreserven wieder aufgefüllt werden können.

Um 6 Uhr erfolgt der Start und gemeinsam mit 33 weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern nehme ich die selektive Strecke in Angriff. Ich bin voller Vorfreude, während ich nach dem Start im Rathauspark über die Stadtallee hin zum Klauseneingang laufe. Von hier folgen wir dem ÖAV-Weg Nummer 13 Richtung Trahütten. So werden zu Beginn gleich ordentlich Höhenmeter gemacht. Ich fühle mich prächtig und achte vor lauter Übermut zu wenig auf die Streckenmarkierung. Zum Glück sieht das ein hinter mir Laufender und ruft mir nach. Danke dafür! Deutlich konzentrierter laufe ich weiter.

Die erste Labestelle ist erreicht. Alles Notwendige - und noch mehr - liegt bereit. Betrieben werden die Checkpoints von Helferinnen und Helfer, die vor Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und guter Laune nur so strotzen. Auch Fotos werden an vielen Stellen gemacht, die im Anschluss kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Ein wirklich sehr professioneller Film wird ebenfalls produziert. Chapeau!

Es geht stetig aufwärts. Nach vielen, vielen Höhenmetern sehe ich den Windpark auf der Handalm vor mir. Das ohnehin schon großartige Panorama wird von grasenden Pferden auf den saftig grünen Weiden ergänzt. Ich greife nach meinem Smartphone und möchte diese Szene auf Bild festhalten. "Aus Sicherheitsgründen für weitere 48 Minuten gesperrt", lese ich am Display. Zu viele Male hätte ich den PIN falsch eingegeben. Nur Notrufe seien möglich. Wie ist das passiert? Ich teste heute eine neue Schutzhülle für mein Handy. Damit soll es vor Staub und Feuchtigkeit besser geschützt sein. Offensichtlich löste die eng anliegende Schutzhülle wohl die eine oder andere PIN-Eingabe aus. Leider kann ich kein Foto machen. Selbst ein Restart behebt die zeitliche Sperre nicht. Diese Hülle ist für den weiteren Einsatz disqualifiziert.

Leider macht sich mein rechtes Knie bemerkbar. Ein schon vor mehreren Jahren diagnostizierter Knorpelschaden hat die letzten Jahre überraschend wenige Probleme verursacht. Seit ein paar Wochen treten die Beschwerden jedoch häufiger auf. Auch heute spüre ich die Folgen des Knorpelschadens; nämlich eine leichte Flüssigkeitsansammlung in der Kniekehle und die beeinträchtigte Fähigkeit, schmerzfrei zu laufen 😬. Während ich einige Minuten in den Gehschritt verfalle, machen sich Gedanken breit, wie lange für mich mein geliebtes (Ultra)Trailrunning noch möglich sein wird. Diese Leidenschaft hat in meinem Leben einen sehr hohen Stellenwert. Wehmut überkommt mir. Aber jetzt ist keine Zeit, Trübsal zu blasen. Immerhin liegen noch fast 40 anspruchsvolle Kilometer vor mir.

Bergab steige ich dem nächsten Checkpoint auf der Weinebene entgegen. Ich fülle meine Flasks mit Wasser auf und labe mich mit Kartoffeln und Tomaten, zusammen mit etwas Salz. Was für eine köstliche Zwischenmahlzeit und willkommene Abwechslung zu den Gels, die ich ansonsten auf der Strecke zu mir nehme.

Der Aufstieg zum höchsten Punkt der Strecke steht mir bevor. Respektvoll steige ich temporeduziert Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Eine atemberaubende Aussicht belohnt am Gipfel des Großen Speikkogels auf 2.139 Meter Seehöhe für die Strapazen des Aufstiegs. Hier nach rund 32 Kilometer sind 2.500 der insgesamt 2.700 Höhenmeter auf der Haben-Seite! Ich habe bei der Tempowahl alles richtig gemacht und fühle mich weiterhin gut. Auf schmalen Single-Trails, vorbei am Steinernen Mandel, verläuft die Strecke weiter Richtung Grünangerhütte.

Ich beschreibe nicht jeden Schritt der Strecke. Aber soviel sei gesagt. Lässt mein Körper weiterhin die Teilnahme an Läufen jenseits der Marathondistanz zu, werde ich hier in der Weststeiermark bestimmt wieder an der Startlinie stehen. Die Strecke ich großartig und die Organisation lässt keine Wünsche offen. Zudem stünden Unterdistanzen, genannt "MIDDLE" oder "SHORT", zur Auswahl.

Eine nennenswerte Steigung erwartet mich noch. Aber auch den finalen Aufstieg zur Wolfgangi Kirche bringe ich gut hinter mich. An einem der schönsten Aussichtspunkte der Region kann ich hinunter nach Deutschlandsberg blicken. Das Ziel ist zum Greifen nahe. Bevor ich hinunter ins Tal laufe, mache ich mich hier am letzten Checkpoint noch ein wenig frisch und bedanke mich bei den wertschätzenden und freundlichen Helferinnen und Helfer, die auch hier seit Stunden ausharren, um uns einen schönen Tag zu bereiten.

Kurze Zeit später überquere ich die Ziellinie. Die After-Run-Party hier am Hauptplatz Deutschlandsberg ist schon voll im Gang. Mega Stimmung inkludiert! Mit offiziellen 9 Stunden, 8 Minuten und 24 Sekunden klassiere ich mich auf Rang 13 der 34 gestarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Mir wird eine schöne Finisher-Medaille um den Hals gehängt. Ich gönne meinen Füßen einige Minuten im kühlen Wasser des Springbrunnens. Nach einer erfrischenden Dusche gönne ich mir noch ein Hopfengetränk bzw. einen Teller voll leckerem Spätzle, ebenfalls im Startgeld inkludiert.

Wie sagte schon Paulchen Panther: "Heute ist nicht alle Tage; ich komme wieder, keine Frage!"

24.08.2024: Koralm Trailrunning Event - Laufbericht


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Donnerstag, 13. Juni 2024

13.06.2024: 3. Airport Run Graz - Laufbericht

Graz Airport Run 2024
Wenn während des aktiven Flugbetriebs im Nahbereich der Start- und Landebahn am Grazer Flughafen gelaufen werden darf, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Auch dann nicht, wenn die Beine von einem 106 Kilometer langen Langstreckenlauf noch recht müde sind. 

Der Airport Run Graz findet heuer zum dritten Mal statt. Die Nenngebühr beträgt 25 Euro und wird zur Gänze der karitativen Einrichtung "Dank Dir" zur Verfügung gestellt. So kann bei der Siegerehrung ein Scheck über stolze 20.000 Euro übergeben werden.

Für das Startgeld erhält man neben einer außergewöhnlichen Laufstrecke die Startnummer mit integriertem Zeitchip, eine Kleiderabgabe, eine schöne Finisher-Medaille, eine Siegerehrung, eine ansprechende Moderation und ein vergünstigtes Parkticket.

Trotz schwerer Beine und fehlender Regeneration kann die Strategie für die 5,8 Kilometer lange Strecke nur lauten, so rasch als möglich über die Ziellinie zu laufen. Ich laufe mich ein paar Minuten warm. Da zu viele langsamere Läuferbeine einer schnellen Zeit besonders hinderlich sind, nehme ich weit vorne Startaufstellung. Und schon geht es los. 

Wolfgang Kölli beim Airport Run Graz 2024
Die ersten drei Kilometer läuft es unerwartet gut. Die Kilometerzeiten liegen knapp unter 4 Minuten. Kurz nach dem Wendepunkt wird es jedoch schwer; richtig schwer. Mein vorermüdeter Körper kann das Tempo nicht halten. Die nächsten beiden Kilometer sind deutlich langsamer. Dennoch beiße ich die Zähne zusammen und erreiche nach exakt 24 Minuten das Ziel. Was bin ich froh, stehenbleiben zu dürfen.

Ich klassiere mich auf Rang 27 von 458 männlichen Startern. In meiner Altersklasse M50 werde ich unter 65 Startern stolzer Dritter und darf zur Siegerehrung. Mit einer Bronze-Medaille, einem Rucksack samt Goodies des Flughafens Graz und einem tollen Erlebnis mache ich mich auf den Heimweg.

Fazit: Klare Teilnahme-Empfehlung! Aber nicht zu lange überlegen. Die Startplätze sind limitiert und rasch vergriffen.

13.06.2023: 3. Airport Run Graz - Laufbericht


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Sonntag, 7. April 2024

07.04.2024: 8. Lindkogeltrail - Laufbericht

Wenn bloß das frühe Aufstehen nicht wäre! Aber der Wecker hat kein Erbarmen und so klingelt er mich um 04:30 Uhr aus dem Bett. Schlaftrunken wanke ich zur Kaffeemaschine und erledige nach zwei Tassen Kaffee die letzten Handgriffe, bevor ich mich auf den Weg nach Bad Vöslau mache, wo um 07:30 Uhr der Startschuss zum Lindkogeltrail fällt. Bereits zum 4. Mal bin für den Ultra Trail genannt. 54,5 Kilometer mit 2.370 Höhenmeter stehen mir bevor.

Parkmöglichkeiten stehen in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsort reichlich zur Verfügung. Hier am Vorplatz des Thermalbades Vöslau sind bereits alle Vorkehrungen getroffen, um ein gelungenes Trailrunning-Fest zu feiern. So sind der Start- und Zielbogen samt Matten für die Zeitnehmung aufgebaut. Die Kleiderabgabe und Startnummernausgabe sind eingerichtet. Tische und Bänke für das gemütliche Beisammensitzen nach dem Zieleinlauf sind aufgestellt. 

Die Abholung der Startnummer 53 ist rasch erledigt. Die 40 Minuten bis zum Start würde ich gerne nutzen, um noch eine Tasse schwarzen Muntermacher zu trinken. Leider wird gastronomisch um diese Uhrzeit noch nichts angeboten.

Es hat aktuell rund 10 Grad. Prognostiziert sind heute jedoch Höchstwerte von rund 30 Grad bei wolkenlosem Himmel. Diese hohen Temperaturen so früh im Jahr werden für manche Teilnehmer eine große Herausforderung werden. Ich selbst vertrage die Hitze recht gut. Nicht zuletzt dank der vielen Trainingsläufe, die ich schon seit Jahren auch immer wieder bei hohen Temperaturen absolviere. Von nichts kommt nichts, heißt es so schön. An den Füßen trage ich die Trailschuhe meines absoluten Vertrauens, den Trailtalon 290 von Inov-8. Dieser Schuh hat mich schon beschwerdefrei über die 100 Meilen des Western States 100 gebracht. Eine Cap und die Sonnenbrille fehlen ebenfalls nicht.

In meiner Salomon-Laufweste führe ich 2 Softflasks mit Wasser, 7 Gels von GU-Energy, einen Trinkbecher und die Regenjacke mit. Ersatz-Kontaktlinsen, ein kleines Erste-Hilfe-Set, ein Müllsack sowie ein Notgroschen gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Auch die Trailrunning-Stöcke habe ich im Köcher mit dabei. Sie sollen mir ab Maria Raisenmarkt bis zum Kilometer 40 als Unterstützung dienen.

Der Moderator ruft zum race-briefing. Es wird unter anderem darauf hingewiesen, wie wichtig bei den hohen Temperaturen ausreichend Flüssigkeitsnachschub ist. Ich nehme Startaufstellung. Einige Fotos werden gemacht und schon verabschiedet uns der Veranstalter auf die Strecke. 

Es geht vom Start weg aufwärts. Durch den Kurpark mit seinem alten Baumbestand werden zu Beginn der Strecke gleich einige Höhenmeter gesammelt. Auf wunderbar zu laufenden Waldpfaden geht es zum Jubiläumskreuz Bad Vöslau und weiter bis zum Sooßer Lindkogel hoch. Die erste von vier markanten Erhebungen ist nach rund 7 Kilometer bezwungen.

Auf den folgenden Kilometern wechseln sich zum Teil recht technisch anspruchsvolle Singletrails mit Waldautobahnen ab. Die Strecke fällt moderat bis vereinzelt steil und lässt sich meist großartig laufen. Achtsamkeit ist jedoch gefragt. Denn unter der Blätterauflage lauern mit Wurzeln, großen Steinen und tiefen Erdlöchern unzählige potenzielle Stolperfallen.

Ich habe meine Position im Läuferfeld gefunden und kann ungestört mein eigenes Tempo laufen. Nach rund 10 Kilometer führt die Strecke raus aus dem Wald und ich laufe entlang der Steinbruchgasse zügig talwärts.

Auch der folgende rund 4 Kilometer lange Aufstieg zur Sina-Warte bzw. zum Schutzhaus Eisernes Tor ist für mich gut zu bewältigen, wenngleich hier die stetig steigenden Temperaturen den Schweiß bereits in Strömen fließen lassen. Oben angekommen labe ich mich mit einem Gel, fülle meine Wasservorräte auf und laufe dann auf moderat abschüssigen Schotterwegen und Asphaltstraßen Richtung Tal.

Im Ort Maria Raisenmarkt ist der Talboden erreicht. Es folgt nun die Schleife auf den Peilstein. Zuerst geht es entlang des Groisbaches Richtung dem beschaulichen Ort Holzschlag. Die Strecke wird ein wenig technischer. Ein Singletrail voller Steine und Wurzeln erfordert Konzentration. Aus dem Augenwinkel erkenne ich ein paar Adrenalin-Junkies, die über einen Klettersteig den Peilstein erklimmen.

Für den Klettersteig fehlt mir die Schwindelfreiheit. Ich steige über verwurzelte Pfade und zu guter Letzt über hohe, kräfteraubende Stufen dem Gipfelkreuz entgegen. Die Strapazen des Aufstieges werden mit einer tollen Fernsicht entlohnt. Über mäßig fallende Waldwege und zu guter Letzt über den steilen, serpentinenhaften Schlußabsteig führt uns die Strecke wieder zum Ort Maria Raisenmarkt hinunter. 

Ich labe mich für den letzten nennenswerten Aufstieg. Nach einer weiteren tollen Trail-Passage folgt ein längerer Abschnitt auf einer geteerten Gemeindestraße. Kontinuierlich führt der Weg hoch. Der prallen Sonne ausgesetzt, verfalle ich immer häufiger in den Gehschritt. Die befestigte Straße weicht auf Höhe des Steinbruchs Rohrbach einem Schotterweg. Moderat aber stetig geht es noch einmal aufwärts. Punktuell wird der Weg noch einmal richtig steil, aber dann habe ich die Kilometermarke 40 erreicht. Von nun an geht es zu einem großen Teil fallend zurück zum Ziel nach Bad Vöslau.

Talwärts benötige ich meine Stöcke nicht mehr und verstaue sie daher im Köcher meiner Laufweste. Mit einem weiteren Gel versuche ich meinem Körper die notwendige Energie für die letzten Kilometer zu verabreichen. Einige Zeit später trabe ich auf einem flachen Schotterweg auf die letzte Verpflegestelle zu. Rund 6 Kilometer liegen noch vor mir, als ich mich mit Cola und Salzbrezel labe. Damit wir Läufer eine recht stark befahrende Bundesstraße gefahrlos queren können, regelt ein Polizist den Verkehr.

Inmitten von Weinhängen geht es die Merkensteiner Straße hoch. 50 Kilometer liegen hinter mir. Die letzten 3 Kilometer führen auf schmalen Pfaden durch den Kurpark Bad Vöslau, vorbei am idyllisch gelegenen Waldtennis-Club und einem Pavillon, Richtung Ziel. Ich höre bereits die Moderatorenstimme, als ich die letzten paar hundert Meter auf Pflastersteinen abwärts laufe.

Nach 6 Stunden und 36 Minuten ist es dann vollbracht. Ich überquere als insgesamt 24. von 132 Teilnehmern die Ziellinie. Mir wird die Finisher-Medaille überreicht und das Goodie-Bag ausgefolgt. In meiner Altersklasse M50-60 klassiere ich mich auf dem 3. Rang und darf zur Siegerehrung.

Tags darauf kann man sich die von den Fotografen der "Event-Gucker" gemachten Aufnahmen online betrachten und bei Gefallen bestellen. Das Zieleinlauf-Foto ist sogar kostenlos! Auch das sogenannte Sparpaket, es beinhaltet 7 Bilder nach Wahl - finde ich mit 13,50 Euro kostengünstig.


Fazit: Die Strecke des Lindkogeltrails ist mit wenigen Ausnahmen technisch nicht sehr anspruchsvoll. Mit einer Distanz von knapp 55 Kilometern und beinahe 2.400 Höhenmeter ist der Ultra Trail jedoch marathonerfahrenen Trail-Läufern vorbehalten. Entschädigt wird der Teilnehmer mit wunderbar zu laufenden Singletrails, Wald- und Schotterwegen sowie mit großartigen Aussichten von der Sina-Warte oder vom Peilstein. Die Verpflegestellen sind gut positioniert und ausreichend bestückt. Die zahlreichen Helfer sind allesamt freundlich und die Streckenmarkierung lückenlos. Der Start-/Zielbereich im Bereich des Thermalbades Vöslau bietet eine gute Infrastruktur bei tollem Ambiente.

07.04.2024: 8. Lindkogeltrail - Laufbericht


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Samstag, 23. März 2024

23.03.2024: Vulkanland-Frühlingslauf in Leitersdorf - Erlebnisbericht

Zum bereits 5. Mal begrüße ich das Wettkampfjahr mit dem Vulkanland-Frühlingslauf. Und auch heuer macht der Frühlingslauf seinem Namen alle Ehre. Denn die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel und lässt die Temperaturen auf rund 20 Grad Celsius steigen.

Veranstaltet wird das mittlerweile traditionelle steirische Lauf-Opening, das sich selbst als schönstes Laufevent im Südosten Österreichs bezeichnet, vom ASKÖ Rad- und Kulturverein Leitersdorf. Die Zeitnehmung erfolgt durch PENTEK-timing. Von Event-Gucker wird ein kostenpflichtiges Fotoservice angeboten.

Parkplätze sind etwas außerhalb vom Ortskern zur Genüge vorhanden. Das Starterpaket ist mit vielen Warenproben und Werbepapieren gefüllt. Immer wieder stelle ich mir beim Anblick dieser sogenannten Starterpakete die Frage, wie oft der Inhalt wohl im Müll landet. Wäre es nicht eine gute Idee, Werbe- und Sponsor-Informationen umweltbewusst online zu stellen und den Link dorthin als QR-Code z.B. auf der Startnummer zur Verfügung zu stellen? Ein Los für die Tombola, bei der es tolle Preise zu gewinnen gibt, wird ebenfalls mit der Startnummer ausgegeben. Zudem erhalten alle Finisher beim Überqueren der Ziellinie eine schöne Medaille.

Mittelpunkt der Laufveranstaltung ist der Bereich rund um das "Komm Zentrum Leitersdorf". Diese Mehrzweckhalle im unmittelbaren Start- und Zielbereich bietet neben dem Schutz vor schlechter Witterung vor allem auch Dusch- und Umkleidemöglichkeiten, Toiletten, eine Ausschank von Speisen und Getränken sowie Tische und Bänke, um sich zu laben oder der Siegerehrung und der Warenpreisverlosung zu lauschen. Auch ein umfangreiches Rahmenprogramm und eine ansprechende Moderation fehlt hier in Leitersdorf im Raabtal nicht.

Wer hier an den Start gehen möchte, hat die Qual der Wahl. Die Laufbegeisterten müssen sich entscheiden, ob sie am Hobbylauf mit 4,219 km Länge, am Volkslauf mit 8,438 km Länge oder am Halbmarathon über die klassische Distanz von 21,095 Kilometer an den Start gehen wollen. Wer den Halbmarathon im Team bewältigen möchte, kann das als Staffelläufer tun. Der sportliche Nachwuchs kann sich bei den Kinderläufen messen. Je nach Altersgruppe sind Distanzen zwischen 500 und 1500 Meter zu absolvieren. Auch Nordic Walker kommen auf ihre Kosten.

Alle Laufbewerbe - mit Ausnahme der Kinderläufe -  führen über eine 4,219 Kilometer lange Runde inmitten durch das Ortsgebiet von Leitersdorf. Je nach Bewerb hat man die Runde zwischen ein und fünf Mal zu durchlaufen.


Mein persönliches Laufgeschehen:

Ich bin für den Volkslauf gemeldet. Aktuell bereite ich mich für den Start beim Mozart 100, einem 105 Kilometer langen Ultra-Trail durch das Salzburger Land, vor. Aber in dieser Woche stehen an Stelle großer Umfänge eher kurze, intensive Trainingseinheiten am Programm. Daher kommt mir dieser heutige Wettkampf über rund 8,5 Kilometer sehr gelegen.

Das Training ist in den letzten Wochen sehr zufriedenstellend verlaufen. Die Grundlagenausdauer stimmt. Welche Zeit ich heute auf dieser kurzen Distanz zu Laufen imstande bin, kann ich schwer abschätzen. Ich habe zwar das eine oder andere Intervall-Training absolviert, aber ich fürchte, dass meine Bestzeit, die ich vor zwei Jahren hier in Leitersdorf gelaufen bin, außer Reichweite ist. Dazu kommt, dass ich auf Grund einer sportlichen Terminkollision nur drei Stunden nach dem Lauf für meinen Tennisclub ein Mannschafts-Meisterschaftsspiel zu spielen habe. Daher nehme ich mir vor, nicht gänzlich ans körperliche Limit zu gehen. Dennoch hoffe ich insgeheim auf einen Podestplatz in meiner Altersklasse.

Ich stehe kurz vor 13 Uhr gut aufgewärmt an der Seite von über 300 Teilnehmern, die so wie ich über den 8,4 km langen Volkslauf an den Start gehen. Insgesamt sind es laut Auskunft des Veranstalters weit über tausend Teilnehmer, die heute den Weg nach Leitersdorf gefunden haben. Ich positioniere mich recht weit vorne, um auf den ersten Streckenabschnitten nicht gebremst zu werden. Die Teilnehmer des Hobbylaufes, des Halbmarathons und auch die Staffelläufer starten zeitgleich. Der Start wird traditionell von der Stadtwache Feldbach mit einem unüberhörbaren Kanonenschuss freigegeben.

Der Großteil des Rundkurses ist asphaltiert. Der erste Kilometer führt einige Höhenmeter abwärts und verleitet zu einem zu schnellen Start. Zu Beginn des zweiten Kilometers sind zuerst einige Meter auf etwas erdigem Terrain zu laufen. Nun geht´s stetig nach oben. Zu Beginn des dritten Kilometers führt die Strecke über ein kräftezehrendes Wiesenstück, bevor es auf geteerter Straße weitere 40 Höhenmeter aufwärts zum höchsten Punkt der Strecke geht. 

Nach einer 180-Grad-Wende verläuft der vierte Kilometer parallel zum eben gelaufenen Anstieg dem Ortszentrum entgegen, wo je nach Bewerb entweder der Zieleinlauf oder der Rundendurchlauf wartet. Die Strecke ist meist breit genug, um gut und ungehindert zu laufen. In Summe ist der Rundkurs mit ungefähr 50 positiven Höhenmetern gespickt.

Ich laufe den ersten Kilometer in recht flotten 3:45 Minuten an. Auf dem zweiten Kilometer drossle ich das Tempo ein wenig, sodass dieser Abschnitt nach weiteren 4:00 Minuten absolviert ist. Der dritte, durchwegs nach oben führende Kilometer, wird mit 4:23 Minuten deutlich langsamer. Den abschüssigen vieren Kilometer bin ich wieder in 3:53 Minuten im Stande zu laufen, sodass ich für die erste 4,2 Kilometer lange Runde durch das Ortsgebiet von Leitersdorf exakt 17:00 Minuten benötige.

Ein paar Körner im Tank habe ich zwar noch. Aber man muss kein Orakel sein um zu wissen, dass ich für die zweite Runde deutlich mehr Zeit brauchen werde. Dazu habe ich das bevorstehende Tennis-Match im Hinterkopf, sodass ich mit mir schnell im Reinen bin, das Tempo ein wenig zu drosseln. Insbesondere auf dem Anstieg zur Wende reduziere ich deutlich die Geschwindigkeit. So kommt es nicht unerwartet, dass ich auf der zweiten Runde beinahe 19 Minuten unterwegs bin. 

Meine offizielle Endzeit beträgt 35 Minuten und 50 Sekunden. Das entspricht einer Pace von 4:15 Minuten pro Kilometer. Dass ich auf dem Altersklassen-Podest auf der obersten Treppe stehen darf, kommt dann doch etwas überraschend. So nehme ich einen tollen Pokal mit nach Hause. Mein anschließendes Tennisspiel verliere ich gegen einen starken Gegner sehr deutlich. Aus heutiger Sicht sehe ich keinen Grund, nicht auch im nächsten Jahr wieder beim Vulkanland-Frühlingslauf an den Start zu gehen. Und dann nehme ich mir auf jeden Fall auch die Zeit, nach dem Lauf noch einige gemütliche Stunden beim Zielfest zu verbringen.

In 14 Tagen folgt der nächste Wettkampf. Ich starte beim Lindkogeltrail in Bad Vöslau. Denn in den kommenden Wochen stehen wieder lange Trainingsläufe im Vordergrund. Dann sollte ich für den Mozart 100 halbwegs gut vorbereitet sein. Wie es mir auf dem 54 Kilometer langen Ultra-Trail rund um den großen und kleinen Lindkogel ergangen ist, kann zeitnah hier auf meinem Blog nachgelesen werden.

23.03.2024: Vulkanland-Frühlingslauf Leitersdorf - Erlebnisbericht


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Sonntag, 8. Oktober 2023

08.10.2023: Kleine Zeitung Graz Marathon - Ein Spiegelbild meiner Läuferseele

Der Graz-Marathon feiert Jubiläum! Am 8. Oktober 2023 geht die 30. Auflage des Kleine Zeitung Graz Marathon über die Bühne. Ich selbst stehe in der Landeshauptstadt zum 6. Mal am Start über die klassische Marathon-Distanz und werde gemeinsam mit weiteren rund 750 Teilnehmer:innen die 42,195 Kilometer lange Strecke in Angriff nehmen. Aber auch zahlreiche Unterdistanzen stehen zur Auswahl: Neben Kinder- und Jugendläufen sowie dem Familienlauf werden weiters ein Viertel-, Halb- und der Staffelmarathon angeboten. Der 5 Kilometer lange City Run, ein Bewerb für die Nordic Walker und der bei den Kleinsten sehr beliebte Maskottchenlauf runden das vielseitige Bewerbs-Potpourri ab.

Die Zeitnehmung erfolgt durch die Firma MaxFun Timing. Der Transponder hierfür ist in die Startnummer integriert. Nur die Staffelläufer tragen den Zeit-Chip mittels Klettband am Handgelenk, damit die Übergabe beim Wechsel zügig von statten gehen kann. Das Fotoservice übernimmt Foto Viertbauer. 2-3 Tage nach dem Laufevent können die Fotos online betrachtet und bei Gefallen bestellt werden.

Ich starte wiederholt den Selbstversuch, ohne adäquates Tempotraining die Kilometer mit knapp unter 5 Minuten zu laufen. Es ist zwar nicht schlau zu schnell zu starten, um mit Vorsatz dann auf dem letzten Viertel einzubrechen. Aber es ist für mich schon Tradition, hier beim Kleine Zeitung Graz Marathon diese leidvolle Erfahrung zu machen.

Meinen Plan, mich von Start weg im Windschatten des Pacers mit der Zielzeit 3:30 Stunden aufzuhalten, verwerfe ich bereits auf der Startgeraden. Viel zu schnell läuft er aus meiner Sicht die ersten Kilometer. Das zeigt auch die Durchgangszeit von 14:19 Minuten nach 3 Kilometer. Ich laufe daher mein eigenes Ding.

Letztendlich schaffe ich es tatsächlich, bis Kilometer 34 auf die Zielzeit 3:30 Stunden unterwegs zu sein. Dann wird mir jedoch die Rechnung des zu hohen Anfangstempos präsentiert. Mich plagen Krämpfe in den Oberschenkeln und sogar in den Füßen. So schmerzhaft diese Erfahrungen sind, ich finde sie fair. Denn ohne entsprechender Vorbereitung gibt es in der Leichtathletik in der Regel nichts zu ernten. Ich möchte keine Muskelverletzung riskieren. Und mir fehlt zugegebenermaßen auch der letzte Biss. Es ist ein wenig ein Spiegelbild meiner Läuferseele. Seit ich mir im letzten Jahr mit der Teilnahme am Western States 100 meinen sportlichen Lebenstraum erfüllt habe, bin ich auf der Suche nach einem neuen Traum oder zumindest einem neuen großen Ziel. Das ist aber gar nicht so einfach. Man kann es nicht erzwingen, einen neuen, inspirierenden Lauftraum zu haben. 

So mache ich auf den letzten Kilometern regelmäßig Pausen, um die Muskulatur zu dehnen und zu lockern. Manch ein Mitläufer will das jedoch nicht akzeptieren. Ich finde es völlig befremdlich, dass ich zum Teil richtig energisch aufgefordert werden, es im Laufschritt zu Ende zu bringen. Einer greift mir sogar an die Schulter und will mich vorwärts ziehen. Geht´s noch? Diese Art der Motivation brauche ich nicht. Ich könnte die vierfache Distanz laufen. "Lasst mich doch einfach in Ruhe", denke ich mir und trabe weiter Richtung Ziellinie.

Abgerundet wird der Ausflug in die Landeshauptstadt mit einer kleinen, überfüllten Umkleide mit noch überfüllteren Containerduschen. Aber ich weiß natürlich, worauf ich mich Jahr für Jahr einlasse. Von daher gibt es in Richtung Veranstalter auch keine Vorwürfe.

08.10.2023: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht


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Sonntag, 10. September 2023

10.09.2023: öFiber Trail Run Graz - Laufbericht

Bei prächtigem Spätsommerwetter feiert der öFIBER Trail Run Graz seine Premiere. Laut Veranstalter wartet auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine einzigartige Strecke auf malerischen Waldwegen bis nach Mariatrost.

"Ein urbaner Trail-Wettkampf fehlt hier bei uns!", hat sich wohl das Team von runninGraz gedacht und den öFIBER Trail Run Graz ins Leben gerufen. Und der Veranstalter scheint recht zu behalten. Denn die Premiere lockt bei herrlichem Spätsommerwetter beinahe 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Start- und Zielgelände an den Hilmteich. Zur Auswahl stehen Distanzen von 5,5 Kilometer und 10 Kilometer. Ein Kids-Trail über 1000 Meter steht für die Nachwuchssportler bereit.

Ich selbst gehe beim 10 Kilometer langen öFIBER Trail Run mit ca. 360 Höhenmeter an den Start. Mit meiner Laufzeit von 50:36 Minuten bin ich sehr zufrieden und platziere mich auf dem 2. Rang meiner Altersklasse. Die Strecke ist großartig gewählt und die Markierung lückenlos. Wer sie braucht, findet gut platzierte Labestellen. Das Organisationsteam von runninGraz ist freundlich und motivierend. Der Start- und Zielbereich direkt am Hilmteich ist toll gewählt. Und auch eine Finisher-Medaille fehlt nicht. Ganz klare Empfehlung!

10.09.2023: öFiber Trail Run Graz - Laufbericht


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Samstag, 24. Juni 2023

24.06.2023: 35. Veitscher Grenzstaffellauf - Laufbericht

Den Veitscher Grenzstaffellauf habe ich schon längere Zeit am Radar. Bislang passte es terminlich allerdings nicht, in St. Barbara im Mürztal an den Start zu gehen. Nun drängt es aber, denn der Veranstalter verkündet wenige Tage vor dem Start, dass der Veitscher Grenzstaffellauf im heurigen Jahr nicht nur zum 35. Mal, sondern auch zum letzten Mal ausgetragen wird.

Laut Veranstalter hat der Grenzstaffellauf eine Länge von 54 Kilometer inklusive 2.300 positive Höhenmeter. Nach dem Studium der Ergebnislisten der Vorjahre bin ich zum Schluss gekommen, dass die Strecke irrsinnig schnell sein muss (was ob der Höhenmeter nicht schlüssig scheint), oder die Angabe der Distanz stimmt nicht so ganz. Nach dem Lauf habe ich Gewissheit, dass die Strecke deutlich kürzer ist als angegeben.

Die Anreise aus dem Süden von Graz ist in einer guten Stunde erledigt. Auch die Abholung der Startunterlagen geht rasch vonstatten. Ich bringe eines meiner handsignierten Bücher für die Warenpreisverlosung mit.

Leider muss die Streckenführung geringfügig abgeändert werden. Der Gipfel der Hohen Veitsch kann heute nicht belaufen werden. Windspitzen bis zu 100 km/h und tiefe Temperaturen veranlassen den Veranstalter, eine Schlechtwettervariante zu laufen. Die Strecke sei nun in etwa 2 Kilometer kürzer, weise jedoch immer noch äußerst selektive 1.900 Höhenmeter auf. Soweit die letzten Infos des Veranstalters.

Ich möchte mir heute einen Genusslauf gönnen und laufe die Strecke im Wohlfühltempo. Es gelingt mir eine hervorragende Einteilung meiner Kraftreserven. So kann ich auch noch die letzten Kilometer genießen und klassiere mich mit einer Laufzeit von 5 Stunden und 37 Minuten auf Platz 5 meiner Altersklasse. Stöcke und Sonnenbrille habe ich zwar in der Laufweste mit dabei. Beides wird aber nicht benötigt. Letztendlich hat der Veitscher Grenzstaffellauf eine Distanz von rund 46 Kilometer.

Ein Lob dem Veranstalter: Der Teilnehmer findet hier beim Veitscher Grenzstaffellauf eine sehr gut organisierte Veranstaltung samt lückenloser Streckenmarkierung, reichlich Verpflegestellen, einem abwechslungsreichen Laufuntergrund, ein Zielfest mit Speis' und Trank, freundliche Helfer:innen, Duschmöglichkeiten beim Jufa und noch einiges mehr. Ich hoffe, dass dieser Lauf doch nicht das letzte Mal stattgefunden hat.

24.06.2023: Veitscher Grenzstaffellauf - Laufbericht


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Mittwoch, 14. Juni 2023

14.06.2023: 2. Graz Airport Run - Laufbericht

Wenn während des aktiven Flugbetriebs auf Teilstrecken der Start- und Landebahn am Grazer Flughafen gelaufen werden darf, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Airport Run Graz
Der Airport Run Graz findet heuer zum zweiten Mal statt. Im Vorjahr war ich in Kalifornien und erfüllte mir meinen sportlichen Lebenstraum. Diesmal passt der Termin und so schnappe ich mir einen der auf 700 Starter:innen limitierten Startplätze. Die Nenngebühr beträgt 22 Euro und wird zur Gänze dem Verein "Steirer mit Herz" gespendet.

Für das sehr moderate Startgeld erhält man neben einer außergewöhnlichen Laufstrecke die Startnummer mit integriertem Zeitchip, eine Kleiderabgabe, eine schöne Finisher-Medaille, eine Siegerehrung, eine ansprechende Moderation und ein vergünstigtes Parkticket. Auch Fotos werden gemacht und unentgeltlich veröffentlicht. 

Die Strategie für die 5,8 Kilometer lange Strecke kann nur lauten, so rasch als möglich über die Ziellinie zu laufen. Ich trainierte in den letzten Wochen kaum Intervalle. Dennoch nehme ich mir vor, die Kilometer nach Möglichkeit in rund 4 Minuten hinter mich zu lassen. 

Ich laufe mich ein paar Minuten warm. Zu viele langsamere Läuferbeine sind einer schnellen Zeit besonders hinderlich. Daher nehme ich recht weit vorne Startaufstellung. Und schon geht es los. Trotz von Beginn weg hohem Tempo versuche ich rhythmisch zu laufen und konzentriert zu atmen. Den ersten Kilometer lasse ich nach 3:54 Minuten hinter mich. Auch die nächsten tausend Meter laufe ich unter 4 Minuten; konkret in 3:57 Minuten. Es geht zum Wendepunkt. Nach wie vor fühle ich mich gut. Der Atem ist zwar kurz, aber mit einer weiteren Kilometerzeit von 4:01 Minuten nicht verwunderlich. Ich bin überrascht, dass ich das Tempo weiterhin hoch halten kann. So ist der Kilometer 4 in 4:02 Minuten absolviert. Der vorletzte Kilometer wird in genau 4:00 Minuten gestoppt. Bald ist es geschafft. Die Beine und der Atem werden schwer. Nach weiteren 4:06 Minuten überlaufe ich sehr zufrieden die Ziellinie.

Mit der Zeit von 23 Minuten und 24 Sekunden klassiere ich mich auf Rang 39 von 458 männlichen Startern. In meiner Altersklasse M50 werde ich unter 79 Startern stolzer Dritter und darf zur Siegerehrung. Großartig war es; bis zum nächsten Mal beim Airport Run Graz!

14.06.2023: 2. Graz Airport Run - Laufbericht


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Samstag, 22. April 2023

22.04.2023: Tuscany Crossing - Erlebnisbericht

Es ist Donnerstagmorgen! Das Auto ist vollgetankt und mit unserem Reisekoffer und einer großen Kiste mit Laufutensilien beladen. Unseren Sohn Sebastian wissen wir in den kommenden Tagen bei den Großeltern versorgt. So kann ich die Reise in die Toskana guten Gewissens gemeinsam mit meiner Frau antreten. Das Ziel unseres Kurztrips ist Castiglione d'Orcia, ein Ort mit etwas mehr als 2.000 Einwohner in der Provinz Siena. Hier, etwa 90 Kilometer südöstlich von Florenz, werde ich Samstagfrüh bei der Tuscany Crossing an den Start gehen.

Die Tuscany Crossing ist ein Langstreckenlauf mit 103 Kilometer Länge. Laut Streckenprofil weist der Rundkurs in etwa 3.500 positive Höhenmeter auf. Der Großteil dieser Höhenmeter sind auf der zweiten Streckenhälfte zu bewältigen. Insbesondere die beiden Aufstiege zwischen Kilometer 50 und 70 scheinen es in sich zu haben. Das Zeitlimit beträgt 22 Stunden. Um jedoch die Qualifikationsnorm für die Startplatz-Lotterie des Western States 100 (kurz WSER) zu erfüllen, muss man die Ziellinie nach längstens 21 Stunden überqueren.

Die Möglichkeit, sich für eine weitere WSER-Lotterie zu qualifizieren, ist nur einer der Gründe, warum ich hier an den Start gehe. Ein weiterer ist, dass meine Frau und ich die Toskana sehr mögen und wir uns auf die landschaftliche Schönheit, auf das milde Klima, auf die Kultur sowie auf kulinarische Genüsse im Val d'Orcia freuen. Denn dieses Tal zählt zu den schönsten Landschaften Italiens. Endlos weite hügelige Felder, malerische Zypressenalleen, bezaubernde Ortschaften mit Renaissancebauten erfreuen das Auge und die Seele.

Auch dass der Ultra-Trail recht früh im Jahr stattfindet, passt mir gut in die Jahresplanung. So kann ich die über die Wintermonate konservierte Grundlagenausdauer nutzen, um zum einen ein weiteres Ultra-Trail-Laufabenteuer zu erleben und vor allem auch sehr früh im Jahr die Qualifikation für die Startplatz-Lotterie des WSER einzutüten. Sollte ich wider Erwarten scheitern, hätte ich im Verlauf des Jahres noch einige alternative Qualifikationsmöglichkeiten. Aber mit solchen negativen Gedanken beschäftige ich mich grundsätzlich nicht. Denn mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass ich eigentlich nur durch eine akute Verletzung gestoppt werden kann. Die Grundlagenausdauer und vor allem auch die mentale Stärke, um einen 100 Kilometer langen Trail-Lauf ins Ziel zu bringen, ist jedenfalls gegeben.

Neben dem Laufen habe ich vor einigen Jahren auch das Tennisspielen liebgewonnen. Tennis macht nicht nur Spaß, sondern es sorgt der durch die vielen kurzen Seitwärtsbewegungen gewonnene Muskelaufbau rund um das Knie für mehr Stabilität. So beeinträchtigt mich der diagnostizierte Knorpelschaden in den Kniegelenken aktuell nicht sonderlich. Auch das ist ein Grund, warum ich einen ultralangen Wettkampf gerne im Frühjahr laufe. Denn wenn im Verlauf der Sommermonate die Tennis-Meisterschaft zu spielen ist, halte ich es mit der Einhaltung eines Trainingsplans, vor allem aber mit der Regeneration, nicht so genau. Da kann es durchaus passieren, dass es in der Woche keinen Tag gibt, an dem ich nicht in Lauf- oder Tennisschuhen unterwegs bin. Manchmal sogar in beiden.

Uns stehen 800 Kilometer Anreise bevor. Ich erwarte mir zwar keine Absolution der Klima-Aktivisten, aber ich halte es zumindest so, dass die Anreise zu einem Laufevent meiner Wahl nicht länger sein darf, als ich für den Lauf selbst benötige. Wenn der Formel "Fahrzeit =/< als Laufzeit" entsprochen wird, dann ist die Fortbewegung für mich quasi co2-neutral. Ich weiß, diese Herangehensweise ist natürlich Quatsch und ich will hier auch keine Klima-Politik betreiben. Diese Rechnung sollte jedenfalls aufgehen, denn der rund 8stündigen Autofahrt steht ein wohl zumindest 14stündiger Lauf gegenüber.

Ich genieße die Autofahrt mit meiner Frau. Wir haben ohnehin viel zu wenig Zweisamkeit. Während wir über Villach und Venedig Richtung Süden fahren, quatschen wir über Gott und die Welt. Nein, eigentlich reden wir über Acryl-Malerei und über das Laufen. An den Städten Bologna und Florenz vorbei, kommen wir unserem Ziel näher. Die Unterkunft liegt ein paar Kilometer außerhalb der Ortschaft Castiglione d'Orcia. Nach knapp 9 Stunden Autofahrt treffen wir endlich ein und beziehen unser schönes Quartier. Das Zimmer ist geräumig und die kleinen Fenster bieten einen schönen Ausblick in die Landschaft. Wir entscheiden uns, im Restaurant vor Ort Abend zu essen und planen bei einer leckeren Mahlzeit den morgigen Sightseeing-Tag.

Nach einem schmackhaften Frühstück fahren wir nach Bagni San Filippo. Die hier entspringende heiße Quelle gilt als das älteste natürliche und von Menschen genutzte Heilbad der Welt. Man vermutet, dass in dieser Quelle bereits die Etrusker und die Römer gebadet haben. Wunderschön ist vor allem der Flusslauf mit den Naturbecken direkt im Wald, wo versinterte weiße Kaskaden für ein fabelhaftes Ambiente sorgen. Mit viel Fantasie kann man im Kalksteingebilde einen weißen Wal erkennen.

Im Anschluss bummeln wir durch Pienza. Die Sonne lacht vom Himmel und es ist für diese Jahreszeit überdurchschnittlich warm. Für viele ist das Städtchen Pienza eines der schönsten Orte im Val d'rcia. Dieses historische Juwel, errichtet nach den Idealen der Renaissance, steht heute auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe-Stätten. Faszinierend schön ist die Altstadt mit dem einmaligen Piazzo Pio II und den umliegenden Palästen und Kirchen. Viele romantische Plätze, historische Gebäude und verschiedene Museen warten darauf, bei einem Spaziergang entdeckt zu werden. Sehenswert sind auch das imposante Rathaus oder auch der Palazzo Piccolomini und die atemberaubende Kathedrale Santa Maria Assunta, die eines der wichtigsten Wahrzeichen von Pienza ist. Wir genießen die Sonne, die Aussicht über das Tal und das eine oder andere Getränk. Eine kohlenhydratreiche Kost wäre vermutlich auch nicht ganz verkehrt gewesen. Eine optimale Vorbereitung auf einen Ultra-Trail ist es zwar nicht, aber es sind wunderbar entspannte Stunden, die ich hier mit meiner Frau verbringe.

Es ist Zeit, die Startunterlagen abzuholen. Über schmale, kurvenreiche Straßen fahren wir hoch zum Ortskern von Castiglione d'Orcia. Im Start-/Zielbereich ist alles recht familiär und freundlich. Mein Englisch wird gut verstanden und kurze Zeit später ist das Organisatorische auch schon wieder erledigt.

Der Einzelstart über die 103 Kilometer lange Distanz kostet je nach Anmeldzeitpunkt zwischen 80 und 100 Euro. Neben der Anmeldung und dem unterzeichneten Haftungsausschluss ist für Teilnahmen an Laufveranstaltungen in Italien die Vorlage eines ärztlichen Attestes, in dem die erforderliche Gesundheit und Fitness für einen derartigen Langstreckenlauf bestätigt wird, obligatorisch. Für das Startgeld erhalte ich nicht nur eine Startnummer und die Verpflegung entlang der Strecke und im Ziel, sondern auch ein Funktions-Shirt. Eine Finisher-Medaille wird es auch geben. Aber die muss erst verdient werden. Starter über 100 Meilen bzw. über 103 Kilometer erhalten zudem einen GPS-Tracker, der verbindlich am Laufrucksack befestigt werden muss. Zudem wird für Läufer ohne persönlichen Support ein Dropbag-Service angeboten. Tatsächlich könnte für jeden Checkpoint eine Tasche im Startbereich abgegeben werden. Diese Beutel werden dann vom Veranstalter zum jeweiligen Checkpoint gebracht und im Anschluss wieder zurück zum Ziel transportiert. Ich benötige diese Zusatzleistung nicht. Alles, was ich entlang der Strecke benötige, habe ich in meiner Laufweste oder erhalte ich an den Checkpoints.

Mittlerweile knurrt mein Magen, aber irgendwie lässt sich keine geöffnete Pizzeria finden. Schade, denn eine leckere Pizza oder ein Teller Pasta wäre ein für mich passendes Abendessen. Auf der Terrasse einer kleinen Osteria gibt´s dann wenigstens ein paar Portionen Bruschetta.

Wir fahren zur Unterkunft zurück und ich treffe die letzten Vorbereitungen. Die Startnummer wird an das Startnummernband geheftet, die Pflichtausrüstung wird im Rucksack verstaut und die Klamotten bereitgelegt. Die Pflichtausrüstung umfasst einen Liter Wasservorrat, Energieriegel, eine wasserdichte Jacke, ein Erste-Hilfe-Set, eine Trillerpfeife, eine Stirnlampe mit Ersatzbatterien oder Ersatzlampe und ein aufgeladenes Mobiltelefon. Zusätzlich werden Mütze, Handschuhe und Trail-Schuhe empfohlen.

Um 03:50 Uhr holt uns der Wecker unsanft aus dem Schlaf. Das war eine kurze Nacht. Wie es der Veranstalter bei der Ausgabe der Startunterlagen verlangt hat, aktiviere ich bereits jetzt den GPS-Tracker. Ich habe keine Ahnung, warum das Teil eine Stunde vor dem Start eingeschaltet werden muss. Auf jeden Fall ist es kurios zu sehen, wie auf der Landkarte der zugehörigen App immer mehr blinkende Punkte aufscheinen, die sich dann in Richtung Start bewegen.

Ein Hoch auf unseren Unterkunftsgeber! Er serviert uns um 04:15 Uhr ein Frühstück. Für mich besteht diese frühe Mahlzeit aus einem Croissant mit Schokocreme und zwei Tassen Kaffee.

Nach einer rund 10minütigen Autofahrt treffen wir in der Nähe des Startbereichs ein. Es ist noch dunkel und die Luft ist rund 8 Grad Celsius kühl. Laut Wettervorhersage soll es ein meist wolkenloser, frühsommerlich warmer Tag werden. Ich bin voller Vorfreude. Diese wird nur dadurch getrübt, dass sich kein Parkplatz finden lässt. Nach ein paar Minuten erfolgloser Suche eines Abstellplatzes überrede ich meine Frau, mich aussteigen zu lassen und einfach wieder in die Unterkunft zu fahren und noch ein wenig zu schlafen. Was für eine bescheuerte Idee! Kurze Zeit später stehe ich alleine und frustriert im Startbereich, während meine Frau traurig ins Zimmer zurückkehrt.

Unmittelbar vor dem Start gibt es die üblichen Informationen zum Wetter, zur Streckenmarkierung, zum Verhalten auf der Straße etc. in italienischer und englischer Sprache. Endlich geht es los. Die Stirnlampen werden aktiviert und die Startfreigabe ist erteilt. Wir laufen durch schmale Gassen an der Burg Rocca di Tentennano vorbei ins Tal. Rocca di Tentennano wurde bereits im Jahr 1100 urkundlich erwähnt. Die Burg wirkt selbst in der Dunkelheit imposant und ich werde sie im Lauf des Tages aus vielen, vielen Kilometern Entfernung immer wieder zu sehen bekommen. Vom Plateau der Burg bietet sich bei guter Fernsicht ein atemberaubendes Panorama über das Tal und auch auf die Via Francigena genießt man einen privilegierten Blick. 300 Höhenmeter führt uns die Strecke zum Teil sehr steil hinunter ins Orcia-Tal. Dieser erste Abschnitt verleitet dazu, viel zu forsch zu starten. Zudem verlangen gelegentliche Pflastersteinpassagen ein sehr konzentriertes Laufen. Nebel steigt auf und die Morgendämmerung bricht herein. Es herrscht eine wunderbare Stimmung.

Bald ist die Talsohle erreicht und der Fluss Orcia muss gequert werden. Früher wurde über einen Steg gelaufen. Dieser ist jedoch seit Jahren baufällig und gesperrt. So muss durch das Wasser gewatet werden. Ein Seil ist gespannt, um sich daran festzuhalten. Einige Teilnehmer ziehen sich die Schuhe und Socken aus. Diesen Luxus gönne ich mir nicht. Es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass die Füße im Verlauf der Tuscany Crossing nass werden.

Endlich wird es hell. Schön, denn ich möchte von dieser Landschaft mehr sehen als was im Lichtkegel meiner Stirnlampe zum Vorschein kommt. Ich erreiche die Ortschaft Bagni Vignoni, das für sein Bad berühmt ist. Die heilsamen Quellen sollen besonders wohltuend bei Haut-, Knochen- und Gelenksbeschwerden wirken. Selbst der berühmte Lorenzo di Medici soll hier seine körperlichen Leiden auskuriert haben.

Pfade und Schotterwege wechseln sich ab. Die Wiesen sind saftig grün. Die Toskana zeigt sich in ihrer schönsten Pracht. Ich fühle mich körperlich gut und genieße es, hier dabei sein zu dürfen. Das von mir eingeschlagene Tempo ist eigentlich zu hoch. Aber wie heißt es so schön: Langsam wird man im Verlauf eines ultralangen Wettkampfes noch früh genug. Die Strecke führt zur Rocca di Vignoni Alto in die Höhe, bevor nach 13 Kilometern die Ortschaft San Quirico d'Orcia erreicht ist. Sehenswert ist die imposante Stadtmauer mit den vielen Türmchen und auch die Kirche Collegiata Santi Quirico e Giulitta aus dem 12. Jahrhundert, die ursprünglich im romanischen Stil errichtet wurde. Dieser traumhafte Ort ist aber auch durch die sogenannten Cipressi di San Quirinco d'Orcia bekannt. Dabei handelt es sich um einen kleinen kreisrunden Zypressen-Wald, der scheinbar inmitten eines Feldes stehengelassen wurde und um einen Zypressnring, durch den ein Feldweg führt. Hier an diesem Ort an der Via Francigena wurde im Mittelalter Federico Barbarossa zum Kaiser gekrönt. Diesem Ereignis zu Ehren findet Jahr für Jahr das Festa del Barbarossa statt.

Apropos Via Francigena: Ich belaufe hier einen mittelalterlichen Pilgerweg, eine Händler- und Heeresstraße. Die Via Francigena führt vom englischen Städtchen Canterbury zu den Gräbern der Apostelfürsten Petrus und Paulus bis nach Rom. Die Route soll erstmals im Jahr 990 von Bischof Sigeric von Canterbury beschrieben worden sein, als er zu einer Investitur den Papst aufsuchte. Die Länge der Via Francigena beträgt ca. 2000 Kilometer und entlang ihres Verlaufes entstanden viele Klöster, Pilgerhospize und Kathedralen. Ich bin von geschichtsträchtigen Strecken angetan und fände es sehr verlockend, die Via Francigena in ihrer vollen Länge laufend zu durchqueren. Aber dazu bräuchte es überdurchschnittlich viel Urlaub und wohl auch einen großzügigen Sponsor. Ich könnte zwar auf meine sehr verständnisvolle Familie zählen, aber solch ein Monsterprojekt ist aktuell nicht umsetzbar. Vielleicht mache ich mich ja im Ruhestand auf, um der Via Francigena von Canterbury nach Rom zu folgen.

Nun erwartet mich ein persönliches Highlight. Der Weg führt uns durch die Ländereien, die durch den Film "The Gladiator" berühmt geworden sind. Das ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme und ich habe ihn bestimmt schon ein dutzend Mal gesehen. Ich stecke mir die Kopfhörer in die Ohren und starte aus der Playlist die dazugehörige Filmmusik, während ich die Campi Elisi entlang laufe. Ich habe Gänsehaut. Der sogenannte Cypresses - Gladiator Point und die kleine Kapelle Madonna di Vitaleta zählen zu den besten Fotospots im gesamten Orcia-Tal.

Pienza ist erreicht. Hier saß ich gestern mit meiner Frau und habe das eine oder andere Glas getrunken. Heute labe ich mich mit Wasser und einem isotonischen Getränk. Grundsätzlich sind die Checkpoints gut platziert. Das angebotene Wasser schmeckt mir jedoch überhaupt nicht. Ich finde, es hat einen sehr unangenehmen Geschmack. Ich denke, es liegt am beigefügten Natrium. Jedenfalls schlägt mir das Wasser auf den Magen und mit jedem weiteren Schluck wird der Ekel darüber größer.

Über kupiertes Gelände führt die Strecke weiter nach Monticchiello, einer geschichtsträchtigen Stadt, die für ihr Teatro Povero berühmt wurde. Auf der Via Agogna geht es talwärts. Ein weiteres Mal ist der Fluss Orcia zu durchqueren. Sand und Steine machen das Weiterkommen entlang der Schotterbänke sehr beschwerlich.

Auf den nächsten 10 Kilometern durchlaufe ich auf Wiesenwegen und Schotterstraßen der Landschaft rund um Gallien. Der Streckenverlauf ist recht eben und ich kann weiterhin ein gutes Tempo laufen. Jedoch wäre es ratsamer gewesen, mit den Kräften besser hauszuhalten. Denn schließlich ist das heute kein Marathon, sondern eine über 100 Kilometer lange Laufstrecke.

Und so kommt es, wie es eben kommen musste. Ich habe mit meinen Kräften nicht entsprechend gehaushaltet und so haben mir die letzten Kilometer stark zugesetzt. Meine Kohlenhydratspeicher fühlen sich leer an und ich bin richtig platt. Das sich keine guten Voraussetzungen für die kommenden Stunden. Denn schenkt man der Streckenbeschreibung Glauben, beginnen hier die eigentlichen Herausforderungen der Tuscany Crossing. 

Dass ich hier nach rund 55 Kilometer meine Frau treffe, gibt mir jedoch Auftrieb. Wir plaudern eine Zeit lang, bevor ich den anstrengenden Anstieg zur Stadt Gampiglia d'Orcia in Angriff nehme. Der Turm Campanaria ist sehr präsent und beherrscht das Tal ähnlich imposant wie die Burg Rocca di Tentennano. Wider Erwarten erhole ich mich ein wenig, während ich das Gefälle hinunter nach Bagni San Filippo laufe. Die großartigen Fotomotive und auch den penetranten Schwefelgeruch kenne ich bereits von gestern.

Nun folgt ein rund 7 Kilometer langer Aufstieg zum höchsten Punkt des Laufes. Die Landschaft hat ein wenig vom Flair der Toskana verloren. Ich belaufe einen Mischwald und quäle mich auf gut 1000 Meter über den Meeresspiegel hoch. Die vorderen Oberschenkelmuskel raunzen, als es im Anschluss gleich wieder über 800 Höhenmeter hinunter ins Tal zu laufen gilt.

Auf welligem Terrain komme ich nicht mehr sonderlich schnell voran. Ich wandere mehr als dass ich laufe. Ich bin sauer auf mich und meine schlechte Vorbereitung am Vortag. Alkohol statt Wasser, Bruschetta statt einer sättigenden Pasta oder Pizza. Verflucht! Wie und vor allem wann werde ich heute die Ziellinie erreichen? Es raschelt im Gebüsch und ich meine, ein Grunzen gehört zu haben. Ein Wildschwein würde mir jetzt noch fehlen. In einem der zahlreichen Newsletter des Veranstalters wurde informiert, wie man sich im Falle einer Begegnung mit Wildschweinen zu verhalten hat. Der Hinweis war in italienischer Sprache verfasst und das Piktogramm war für mich nicht selbsterklärend. Hätte ich mir doch die Mühe gemacht und den Text übersetzt. Aber ich habe für´s erste Glück. Kein wildgewordener Vierbeiner macht Jagd auf mich. So trabe ich mit geschärften Sinnen weiter.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals so auf Sparflamme gelaufen zu sein. Mir fehlen noch rund 20 Kilometer ins Ziel, als ich unweit unseres Quartiers entlang gehe. Das kleine Teufelchen im Kopf rät mir, es einfach bleiben zu lassen. Ich solle doch die Startnummer abnehmen, mich beim Streckenposten abmelden und in die Unterkunft verschwinden. Pustekuchen! So verlockend auch manchmal diese Gedanken sind, nie und nimmer beende ich aus freien Stücken einen Lauf vor der Ziellinie.

Es folgt ein Abstieg, tief in den Wald. Ich marschiere an einem Maschendrahtzaun entlang. Plötzlich huscht an der anderen Seite des Zaunes ein Rudel Jagdhunde vorbei. Ich denke, dass das hier ein Trainingsgelände für die Vierbeiner ist.

Im Schneckentempo geht es weiter vorwärts und die Dämmerung bricht herein. Ein paar Kilometer trennen mich noch von der Ziellinie. Vor mich türmt sich der Schlussanstieg wie eine senkrechte Wand auf. Diese finalen 300 Höhenmeter hinauf zur Rocca di Tentennano sind das Härteste, was ich bisher in meinem Ultratrail-Leben zu bewerkstelligen hatte. Nur noch mein eiserner, unbändiger Wille treibt mich an, Schritt für Schritt nach oben zu steigen. 

Der Wind frischt auf und ich beginne am ganzen Körper zu frieren. Ich muss anhalten und mir die Windjacke aus der Laufweste holen. Ein paar Minuten habe ich es geschafft und laufe über die Ziellinie und in die Arme meiner Frau. Mit der offiziellen Zeit von 16 Stunden, 10 Minuten und 42 Sekunden klassiere ich mich auf dem 82. Rang der insgesamt 146 Finisher. Auch wenn ich auf der zweiten Streckenhälfte sehr schwer zu kämpfen hatte, wird mir die Tuscany Crossing sehr positiv in Erinnerung bleiben. Eine weitere Teilnahme auf der 100 Meilen langen Strecke schließe ich nicht aus.

22.04.2023: Tuscany Crossing - Laufbericht


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