Wenn bloß das frühe Aufstehen nicht wäre! Aber der Wecker hat kein Erbarmen und so klingelt er mich um 04:30 Uhr aus dem Bett. Schlaftrunken wanke ich zur Kaffeemaschine und erledige nach zwei Tassen Kaffee die letzten Handgriffe, bevor ich mich auf den Weg nach Bad Vöslau mache, wo um 07:30 Uhr der Startschuss zum Lindkogeltrail fällt. Bereits zum 4. Mal bin für den Ultra Trail genannt. 54,5 Kilometer mit 2.370 Höhenmeter stehen mir bevor.
Parkmöglichkeiten stehen in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsort reichlich zur Verfügung. Hier am Vorplatz des Thermalbades Vöslau sind bereits alle Vorkehrungen getroffen, um ein gelungenes Trailrunning-Fest zu feiern. So sind der Start- und Zielbogen samt Matten für die Zeitnehmung aufgebaut. Die Kleiderabgabe und Startnummernausgabe sind eingerichtet. Tische und Bänke für das gemütliche Beisammensitzen nach dem Zieleinlauf sind aufgestellt.Die Abholung der Startnummer 53 ist rasch erledigt. Die 40 Minuten bis zum Start würde ich gerne nutzen, um noch eine Tasse schwarzen Muntermacher zu trinken. Leider wird gastronomisch um diese Uhrzeit noch nichts angeboten.
Es hat aktuell rund 10 Grad. Prognostiziert sind heute jedoch Höchstwerte von rund 30 Grad bei wolkenlosem Himmel. Diese hohen Temperaturen so früh im Jahr werden für manche Teilnehmer eine große Herausforderung werden. Ich selbst vertrage die Hitze recht gut. Nicht zuletzt dank der vielen Trainingsläufe, die ich schon seit Jahren auch immer wieder bei hohen Temperaturen absolviere. Von nichts kommt nichts, heißt es so schön. An den Füßen trage ich die Trailschuhe meines absoluten Vertrauens, den Trailtalon 290 von Inov-8. Dieser Schuh hat mich schon beschwerdefrei über die 100 Meilen des Western States 100 gebracht. Eine Cap und die Sonnenbrille fehlen ebenfalls nicht.
In meiner Salomon-Laufweste führe ich 2 Softflasks mit Wasser, 7 Gels von GU-Energy, einen Trinkbecher und die Regenjacke mit. Ersatz-Kontaktlinsen, ein kleines Erste-Hilfe-Set, ein Müllsack sowie ein Notgroschen gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Auch die Trailrunning-Stöcke habe ich im Köcher mit dabei. Sie sollen mir ab Maria Raisenmarkt bis zum Kilometer 40 als Unterstützung dienen.
Der Moderator ruft zum race-briefing. Es wird unter anderem darauf hingewiesen, wie wichtig bei den hohen Temperaturen ausreichend Flüssigkeitsnachschub ist. Ich nehme Startaufstellung. Einige Fotos werden gemacht und schon verabschiedet uns der Veranstalter auf die Strecke.
Es geht vom Start weg aufwärts. Durch den Kurpark mit seinem alten Baumbestand werden zu Beginn der Strecke gleich einige Höhenmeter gesammelt. Auf wunderbar zu laufenden Waldpfaden geht es zum Jubiläumskreuz Bad Vöslau und weiter bis zum Sooßer Lindkogel hoch. Die erste von vier markanten Erhebungen ist nach rund 7 Kilometer bezwungen.
Auf den folgenden Kilometern wechseln sich zum Teil recht technisch anspruchsvolle Singletrails mit Waldautobahnen ab. Die Strecke fällt moderat bis vereinzelt steil und lässt sich meist großartig laufen. Achtsamkeit ist jedoch gefragt. Denn unter der Blätterauflage lauern mit Wurzeln, großen Steinen und tiefen Erdlöchern unzählige potenzielle Stolperfallen.
Ich habe meine Position im Läuferfeld gefunden und kann ungestört mein eigenes Tempo laufen. Nach rund 10 Kilometer führt die Strecke raus aus dem Wald und ich laufe entlang der Steinbruchgasse zügig talwärts.
Auch der folgende rund 4 Kilometer lange Aufstieg zur Sina-Warte bzw. zum Schutzhaus Eisernes Tor ist für mich gut zu bewältigen, wenngleich hier die stetig steigenden Temperaturen den Schweiß bereits in Strömen fließen lassen. Oben angekommen labe ich mich mit einem Gel, fülle meine Wasservorräte auf und laufe dann auf moderat abschüssigen Schotterwegen und Asphaltstraßen Richtung Tal.
Im Ort Maria Raisenmarkt ist der Talboden erreicht. Es folgt nun die Schleife auf den Peilstein. Zuerst geht es entlang des Groisbaches Richtung dem beschaulichen Ort Holzschlag. Die Strecke wird ein wenig technischer. Ein Singletrail voller Steine und Wurzeln erfordert Konzentration. Aus dem Augenwinkel erkenne ich ein paar Adrenalin-Junkies, die über einen Klettersteig den Peilstein erklimmen.
Für den Klettersteig fehlt mir die Schwindelfreiheit. Ich steige über verwurzelte Pfade und zu guter Letzt über hohe, kräfteraubende Stufen dem Gipfelkreuz entgegen. Die Strapazen des Aufstieges werden mit einer tollen Fernsicht entlohnt. Über mäßig fallende Waldwege und zu guter Letzt über den steilen, serpentinenhaften Schlußabsteig führt uns die Strecke wieder zum Ort Maria Raisenmarkt hinunter.
Ich labe mich für den letzten nennenswerten Aufstieg. Nach einer weiteren tollen Trail-Passage folgt ein längerer Abschnitt auf einer geteerten Gemeindestraße. Kontinuierlich führt der Weg hoch. Der prallen Sonne ausgesetzt, verfalle ich immer häufiger in den Gehschritt. Die befestigte Straße weicht auf Höhe des Steinbruchs Rohrbach einem Schotterweg. Moderat aber stetig geht es noch einmal aufwärts. Punktuell wird der Weg noch einmal richtig steil, aber dann habe ich die Kilometermarke 40 erreicht. Von nun an geht es zu einem großen Teil fallend zurück zum Ziel nach Bad Vöslau.
Talwärts benötige ich meine Stöcke nicht mehr und verstaue sie daher im Köcher meiner Laufweste. Mit einem weiteren Gel versuche ich meinem Körper die notwendige Energie für die letzten Kilometer zu verabreichen. Einige Zeit später trabe ich auf einem flachen Schotterweg auf die letzte Verpflegestelle zu. Rund 6 Kilometer liegen noch vor mir, als ich mich mit Cola und Salzbrezel labe. Damit wir Läufer eine recht stark befahrende Bundesstraße gefahrlos queren können, regelt ein Polizist den Verkehr.
Inmitten von Weinhängen geht es die Merkensteiner Straße hoch. 50 Kilometer liegen hinter mir. Die letzten 3 Kilometer führen auf schmalen Pfaden durch den Kurpark Bad Vöslau, vorbei am idyllisch gelegenen Waldtennis-Club und einem Pavillon, Richtung Ziel. Ich höre bereits die Moderatorenstimme, als ich die letzten paar hundert Meter auf Pflastersteinen abwärts laufe.
Nach 6 Stunden und 36 Minuten ist es dann vollbracht. Ich überquere als insgesamt 24. von 132 Teilnehmern die Ziellinie. Mir wird die Finisher-Medaille überreicht und das Goodie-Bag ausgefolgt. In meiner Altersklasse M50-60 klassiere ich mich auf dem 3. Rang und darf zur Siegerehrung.
Tags darauf kann man sich die von den Fotografen der "Event-Gucker" gemachten Aufnahmen online betrachten und bei Gefallen bestellen. Das Zieleinlauf-Foto ist sogar kostenlos! Auch das sogenannte Sparpaket, es beinhaltet 7 Bilder nach Wahl - finde ich mit 13,50 Euro kostengünstig.
Fazit: Die Strecke des Lindkogeltrails ist mit wenigen Ausnahmen technisch nicht sehr anspruchsvoll. Mit einer Distanz von knapp 55 Kilometern und beinahe 2.400 Höhenmeter ist der Ultra Trail jedoch marathonerfahrenen Trail-Läufern vorbehalten. Entschädigt wird der Teilnehmer mit wunderbar zu laufenden Singletrails, Wald- und Schotterwegen sowie mit großartigen Aussichten von der Sina-Warte oder vom Peilstein. Die Verpflegestellen sind gut positioniert und ausreichend bestückt. Die zahlreichen Helfer sind allesamt freundlich und die Streckenmarkierung lückenlos. Der Start-/Zielbereich im Bereich des Thermalbades Vöslau bietet eine gute Infrastruktur bei tollem Ambiente.
07.04.2024: 8. Lindkogeltrail - Laufbericht
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