Dienstag, 22. Januar 2019

La Sportiva Bushido - Produktvorstellung und Testbericht

La Sportiva Bushido - Testbericht
Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem Schuh für den Crosslauf! Mit Volldampf über nasses Gestein, Wurzelwerk und aufgeweichte Wiesen zu laufen, bedarf mehr Grip als es meine im Schuhschrank stehenden Inov-8 Race Ultra 290 und Trailtalon 290 haben. Etwas mehr Grip! Das sind die Schlüsselwörter und die Vorgabe für den Schuh.

Recherchen im Internet verweisen unter anderem auf einen Schuh aus der La Sportiva - Familie: Der La Sportiva Bushido soll mit entsprechender Bodenhaftung für die gewünschte Streckenbeschaffenheit ausgestattet sein. Zudem wird dem Schuh eine gute Dämpfung und tolle Passform attestiert. Zusätzlicher Pluspunkt: In die Sohle können optional Spikes gedreht werden.

Ein La Sportiva fehlt mir ohnehin noch in meiner Laufschuhsammlung. Einige  Mausklicks später liegt der La Sportiva Bushido in Größe 47 (schwarz/gelb) sowie das La Sportiva Grip Spike Kit (18 Spikes mit passendem Schraubwerkzeug) im Warenkorb und ein paar Tage später in meinem Postkasten.

Der erste Eindruck ist vielversprechend. Optisch hätte ich den Schuh zwar gerne in "flame" oder "blue" bevorzugt. Aber für meine "Riesenlatschen" war nur die Option "black/yellow" lieferbar. Aber auch schön. Und ohnehin egal, denn hoffentlich bald schmutzig. Der Schuh wirkt durch die mächtige Erscheinung der Sohle für schlechte Bodenverhältnisse gut gewappnet. Das Gewicht liegt laut Hersteller bei 610 Gramm für ein Paar Schuhe der Größe 42.

Der Schuh ist eng geschnitten und sitzt daher an meinen schmalen Füßen perfekt. Durch die schmale Passform ist er jedoch keine Option für breite Füße. Die Zehenbox bietet großzügig Platz. Die Zunge liegt gut an. Das Obermaterial ist großteils aus Mesh gefertigt. So luftig das Mesh im Sommer ist, so leicht dringt im Winter oder bei Regenwetter Feuchtigkeit ein. Rundum wird der Fuß durch ein gummiverstärktes Außenskelett und einer Zehenkappe gut vor spitzen Steinen etc. geschützt.

Bereits auf den ersten Metern fühle ich mich im Schuh sehr wohl. Der La Sportiva Bushido trägt sich leicht. Er lässt sich locker und dank der flexiblen Sohle geschmeidig laufen. Die Füße werden dank der schmalen Passform und der Verstärkung im Mittelteil bestens geführt. Das Ortholite - Fußbett ist bequem und die Dämpfung ist komfortabel, ohne dabei schwammig zu wirken. 

Auf dem Trail ist es heute teils richtig matschig. Der Grip ist in seitlicher Richtung und talwärts hervorragend. Bereits nach wenigen Downhill-Minuten hat die griffige Sohle mein Vertrauen gewonnen und ich lasse es laufen. Bergauf kommt der La Sportiva Bushido im tiefen Morast jedoch an seine Grenzen.
Grip - Kit

Zusammenfassend kann ich feststellen, dass der La Sportiva Bushido für schmale Füße eine ideale Passform besitzt. Er läuft sich griffig und locker. Der Grip auf nassen Böden, Steinen oder Wurzelwerk ist ausgezeichnet.

Optional kann man die Sohle dank des A.T. Grip Spike Kit mit Spikes ergänzen. Durch die guten Dämpfungseigenschaften eignet sich der Schuh auch für Ultratrails. Der eine oder andere Kilometer auf Asphalt kann man mit dem Bushido ebenfalls problemlos laufen. 


La Sportiva Bushido - Produktvorstellung und Testbericht


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Dienstag, 15. Januar 2019

100 Miles of Istria - Allgemeine Vorbereitung (11 Wochen)

100 Miles of Istria - allgemeine Vorbereitung
Am 12. April 2019 plane ich an der Startlinie der "100 Miles of Istria" zu stehen. Dieser Langstreckenlauf führt non stop von Labin nach Umag. Auf der 168 km langen, teils technisch sehr anspruchsvollen Strecke, sind rund 6500 positive Höhenmeter zu absolvieren. Es wird meine erste Teilnahme an einem 100 Meilen langen Lauf sein.

Meine Voraussetzungen: In den letzten drei Jahren bin ich immer rund 3000 Jahreskilometer gelaufen. Wettkampfmäßig finishte ich 2017 und 2018 jeweils den mozart100, ein gut 100 km langer Ultratrail im Salzburger Land. Einige Berg- und Landschaftsmarathons habe ich zudem ebenfalls auf der Haben-Seite stehen.

Ich untergliedere meine geplante 23 Wochen lange Vorbereitung in zwei Abschnitte: in die allgemeine und in die wettkampfspezifische Vorbereitung.

Dieser Blogbeitrag befasst sich mit der allgemeinen Vorbereitung. Ergänzend sei erwähnt, dass ich mich am Ende des ersten Drittels aller Finisher platzieren möchte. D.h., ich setze mir eine Zielzeit von 28-30 Stunden.

Die häufigen langen und eher langsamen Dauerläufe im Ultratraining gehen zu Lasten der Grundschnelligkeit und des Laufstils. Daher starte ich die allgemeine Vorbereitung mit einem 11-wöchigen Trainingsplan der zum Ziel hat, eben diese Grundschnelligkeit zu steigern bzw. zumindest zu erhalten, die VO2max zu erhöhen und die Tempohärte zu stärken. Im Anschluss folgen 12 Wochen wettkampfspezifische Vorbereitung.

Den gewünschten Erfolg verspreche ich mir durch regelmäßiges Intervalltraining. Im Hinblick auf die notwendige Grundlagenausdauer für den 168 km langen Nonstop-Lauf von Labin nach Umag kombiniere ich die schnellen, intensiven Trainingseinheiten bereits in dieser frühen Vorbereitungsphase mit einem wöchentlichen langen, langsamen Dauerlauf (rd. 25-30 km).

Meine (aktuelle) Leistungsfähigkeit auf den Unterdistanzen:
10K-Bestzeit: 00:42:19 (2018)
HM-Bestzeit: 01:38:29 (datiert aus dem Jahr 2017)
Marathon-Bestzeit: 03:38:58 (2018)


Allgemeine Vorbereitung - Dauer: 11 Wochen


In den ersten Wochen wähle ich 1K-Intervalle in 4:05-4:10 min/km mit bis zu 10 Wiederholungen (3 min Trabpause). So beinhaltet meine typische Trainingswoche 1/2 folgende Trainingseinheiten:

2-3 Einheiten: 11-13K lockerer Dauerlauf (5:50 min/km) bzw. Fahrtspiel am Trail (11K mit ca. 250 hm)
1 Einheit: Intervalltraining (1K in 4:05-4:10 min/km, 3 min Trab, 10 Whg., warm up, cool down)
1 Einheit: 25-35 km langer, langsamer Dauerlauf (im Mittel ca. 6:30 min/km)
Wochenumfang: ca. 65 - 80 Kilometer


In den Regenerationswochen verzichte ich auf den langen Dauerlauf und reduziere auf 4 Trainingseinheiten. Statt des langen Dauerlaufs schreibe ich mir einen flott gelaufenen 10K-Lauf in meinen Trainingsplan. In Woche 3 ist dieser in 45 Minuten zu laufen, in Woche 7 in 44 Minuten. In Woche 11 in 43 Minuten. Eine typische Regenerationswoche beinhaltet somit folgende Trainingseinheiten:

2 Einheiten: 11-13K lockerer Dauerlauf (5:50 min/km) bzw. Fahrtspiel am Trail (11K mit ca. 250 hm)
1 Einheit: 11-13K mittlerer Dauerlauf (5:20 min/km)
1 Einheit: 10K Tempolauf (44:00)
Wochenumfang: ca. 50 Kilometer


Im späteren Verlauf dieser 11-wöchigen Vorbereitung ersetze ich die 1K-Intervalle teils durch 3K-Intervalle. Ich reduziere dabei das Tempo auf etwa 4:20-4:30 min/km. Wiederholungen: 3-5, Trabpause 5 min.

Dann sieht die Trainingswoche 8 beispielsweise so aus:

2-3 Einheiten: 11-13K lockerer Dauerlauf (5:50 min/km) bzw. Fahrtspiel am Trail (11K mit ca. 250 hm)
1 Einheit: Intervalltraining (3K in 4:20-4:30 min/km, 5 min Trab, 3 Whg., warm up, cool down)
1 Einheit: 25-35 km langer, langsamer Dauerlauf (ca. im Mittel 6:15 - 6:30 min/km)
Wochenumfang: ca. 70 - 80 Kilometer

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogbeitrages befand ich mich in der 11. und somit letzten Trainingswoche der allgemeinen Vorbereitung. Ich blieb vor Erkältungen und Verletzungen verschont. Auch die Temperaturen waren meist nicht zu tief, Schnee war Mangelware. Somit konnte ich mein Training wie geplant durchführen.

Wie ich meine wettkampfspezifische Vorbereitung im Hinblick auf meinen Start bei den "100 Miles of Istria" gestalte, könnt Ihr im verlinkten Blogbeitrag nachlesen.


Laufen im Winter


Eine besondere Herausforderung für das Training auf ein Frühjahrs-Event sind die teils winterlichen Streckenbeschaffenheiten und tiefen Temperaturen. Dazu kommen die kurzen Tage, sodass auf sehr vielen Trainingseinheiten die Stirnlampe ein steter Begleiter ist.

Ich mache Tempotraining letztendlich von den äußeren Bedingungen abhängig. Will heißen, liegen die Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, verschiebe ich zu Gunsten meiner Gesundheit das Intervalltraining schon mal um einen Tag.


Ich habe vor einiger Zeit einen Blogbeitrag zum Thema "Laufen im Winter" veröffentlicht, der sich nach wie vor auf LeserInnen freut.

100 Miles of Istria - Allgemeine Vorbereitung (11 Wochen)


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Freitag, 4. Januar 2019

Jahresbericht 2018

Der Laufbericht 2018 ist fertig gestellt.

Laufbericht 2018 #42undmehr - Jahresbericht


Mein Jahresbericht für das Jahr 2018 ist im pdf-Format abgespeichert und kann unter nachfolgendem Link aufgerufen werden:


    Viel Vergnügen beim Lesen. Über Feedback freue ich mich sehr.


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    Freitag, 19. Oktober 2018

    14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht

    Der Graz-Marathon steht vor einem Jubiläum! Zum 25. mal findet am Sonntag dem 14. Oktober 2018 der Kleine Zeitung Graz Marathon statt. Bereits drei Tage zuvor wirft der Jubiläums-Marathon  seinen Schatten voraus. Denn schon Donnerstag Abend besteht die Möglichkeit, im Zuge des Late Night - Shopping beim Traditions-Kaufhaus Kastner + Öhler seine Startunterlagen abzuholen. Der frühe Vogel fängt beim Graz Marathon nicht nur den Wurm, sondern wer am Donnerstag die Startunterlagen abholt, erhält gratis ein Glas Prosecco sowie ein Jubiläums-Buff-Schlauchtuch. Auch Freitag oder Samstag kann die Nachnennung durchgeführt bzw. die Startnummer abgeholt werden.

    Graz Marathon - Laufbericht
    Das kostenlose Buff-Tuch will ich mir nicht entgehen lassen. So hole auch ich mein Startpaket bereits am Donnerstag Abend ab. Mit dieser Idee bin ich nicht alleine. Daher sind die Straßen rund um den Gigasport (so nennt sich das Kastner + Öhler - Sporthaus) verstopft und die Tiefgarage besetzt.

    Auch eine kleine Marathon-Messe mit einer guten Handvoll Aussteller findet statt. Neben Marathon-Veranstalter hat der eine oder andere namhafte Sportartikel-Hersteller sein Zelt aufgeschlagen. Am Garmin-Stand versuche ich ein technisches Detail zu einer GPS-Laufuhr meines Begehrens zu erfragen. Die beiden Standbetreuer können meine Frage nicht beantworten aber raten mir lässig am Tresen lümmelnd, mich doch im Internet schlau zu machen.

    Das Marathon-Laufshirt aus Funktionsfaser kostet lt. Veranstalter eigentlich 45 Euro. Dem Startpaket liegt ein Gutschein bei, mit dem das Shirt um 20 Euro erworben werden kann. Wer so wie ich eine Kastner + Öhler - Pluscard sein Eigen nennt, erhält das Laufshirt kostenlos. Schöne Sache und tolles Shirt. Zusätzlich sind noch weitere Gutscheine, einiges Lesenswertes wie die Kleine Zeitung Marathon-Ausgabe sowie ein paar Produktproben beigepackt. Der Startbeutel selbst ist mit Namen und Startnummer beschriftet znd dient am Lauftag als Kleidungsbeutel (kann dann vor dem Start des Bewerbs an der Garderobe abgegeben werden).

    Apropos Bewerbe: Hier hat man beim Graz-Marathon die Qual der Wahl. Neben Kinderläufen (vom Knax Club Bambini-Sprint bis zum Odlo-Juniormarathon) und dem Familienlauf stehen ein Viertel-, Halb- oder der Staffelmarathon zur Auswahl. Ein City-Run über 5 Kilometer kann einzeln oder im Team absolviert werden. Auch die Nordic Walker kommen auf ihre Kosten. Zudem werden über die Halbmarathon-Distanz die österreichischen und steirischen Meisterschaften ausgetragen. Ich werde gemeinsam mit rund 700 weiteren Teilnehmern über die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer an den Start gehen. Das Zentrum aller Laufbewerbe ist der Innenstadtbereich rund um die Grazer Oper.

    Die Zeitnehmung erfolgt durch die Firma MaxFun Timing. Der Zeitnehmungstransponder ist in die Startnummer integriert, so erspart man sich einen eigenen Chip am Fuß oder sonst wo. Das Fotoservice übernimmt Foto Viertbauer. 2-3 Tage nach dem Laufevent können die Fotos online vorbegutachtet und bei Gefallen bestellt werden. Mir persönlich ist letztendlich der Preis von 39 Euro deutlich zu hoch, für dass an lediglich zwei Abschnitten (Fotopoint Nähe Franziskanerkirche bzw. Herrengasse/Opernring) Fotos "geschossen" und kein Wert auf einen markanten, städtebezogenen Hintergrund gelegt wurde.

    Kleine Zeitung Graz Marathon 2018
    Der City-Run, der Nordic Walk, der Familienlauf sowie die Kinderbewerbe finden am Vortag des Marathons statt. Beim Odlo-Juniormarathon steht mein Sohn Sebastian am Start. Er startet in der Wertungsklasse M/W7 (Jahrgänge 2012 und 2011) und hat eine 1000 Meter lange Laufstrecke vor sich.

    Die erste sportliche Entscheidung des diesjährigen Graz-Marathons ist jedoch den Maskottchen vorbehalten. Ferdi Flott fordert Kollegen wie Sparefroh, Obi Biber, s´Börserl oder Lollipop zum 60 Meter langen Maskottchensprint. Die Nenngebühr der Maskottchen kommt einem karitativen Zweck zu Gute.

    Im Anschluss starten die Kleinsten. Gerade beim Bambini-Sprint wird Sicherheit großgeschrieben. So erhalten die Bambinis sowie die Erziehungsberechtigten jeweils die gleiche Startnummer, mit der sie ihre Sprößlinge nach dem 120 Meter langen Lauf wieder abholen können.

    Nun sind die Junioren an der Reihe. Sebastian ist sichtlich aufgeregt. Bei einem so großen Event war er noch nicht am Start. Ein Lauf mitten in der Landeshauptstadt, dazu die Moderation, die vielen Zuschauer und die große Anzahl der teilnehmenden Kinder schüchtern ihn ein wenig ein. Die Strecke des Odlo-Juniormarathon führt vom Opernring in die Hamerlinggasse. Über die Hans-Sachs-Gasse und Einspinnergasse geht es zurück zu Start und Ziel am Opernring. Gemeinsam mit 200 Gleichaltrigen geht es für Sebastian um Punkt 15.00 Uhr los. Nach 4 Minuten und 59 Sekunden ist er auch schon wieder im Ziel und empfängt sichtlich stolz seine verdiente Erinnerungsmedaille.

    Nach dem Familienlauf findet im Läuferzelt die Pasta-Party statt. Für einen vergünstigten Teller Pasta liegt dem Startpaket ein Gutschein bei.

    Sonntag-Morgen! Marathon-Tag! Race-Day! Es ist schon 3 Jahre her, dass ich an einem flachen Stadtmarathon teilgenommen habe. Die letzten beiden Jahre war ich ausschließlich auf Berg- und Landschaftsmarathons oder Ultratrails mit vielen hundert Höhenmetern unterwegs. Mein Ziel ist es, deutlich unter 4 Stunden zu laufen. Vor Wochen spekulierte ich noch mit einer Zeit um 3:30. Dass dieses Vorhaben unrealistisch ist, haben jedoch die Testläufe der letzten beiden Wochen gezeigt. Ich kann nicht über 40 Kilometer weit den Kilometer unter 5 Minuten laufen. Dazu fehlen mir die Tempoläufe. Mein Trainingsschwerpunkt lag zu sehr auf die Gewinnung von ultralanger Ausdauer, denn auf Tempohärte und Schnelligkeit. Eine Endzeit zwischen 3:37 und 3:40 Minuten würde mich zufrieden stimmen.

    Mein Plan ist dennoch, mich so lange als möglich im Windschatten des Pacemakers für eine Zielzeit von 3 Stunden und 30 Minuten aufzuhalten. Schlau ist es zwar nicht, zu schnell zu starten, um mit Vorsatz dann auf der zweiten Streckenhälfte einzubrechen. Aber ich möchte erfahren, wie lange ich heute einen 5-Minuten-Schnitt pro Kilometer halten kann. Dass diese Strategie schmerzhafter sein wird als eine von Anfang an konstant gelaufene 5:10 Pace pro Kilometer, ist mir bewusst. Aber ich bin leidensfähig. Beim Laufen zumindest.

    Gefrühstückt wird auf bewährte Weise: Gut drei Stunden vor dem Start esse ich je ein Stück Toast mit Honig und Schokocreme, dazu 2 Tassen Kaffee. Die Startnummer ist zugleich ein Gratis-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. So reise ich entspannt mit Bus und Straßenbahn in die Grazer Innenstadt.

    Ein Wort zum Wetter: Der Frühnebel lichtet sich und es verspricht ein sonniger, warmer Spätsommertag zu werden.

    Ich erledige die letzten Handgriffe. Will heißen, ich bestücke meine Laufweste mit ein paar Gels, einer Tüte Salztabletten und meinem Smartphone. Der obligatorische Gang zum Dixi darf nicht fehlen. Dann gebe ich meinen Kleiderbeutel ab und laufe mich 10 Minuten warm.

    Um 09:45 Uhr öffnet der Startblock 1. Dieser ist den Marathon-Teilnehmern vorbehalten. Der Halb- bzw. Viertelmarathon wird blockweise zeitverzögert gestartet. Unmittelbar vor dem Startblock 1 haben sich die Eliteläufer und die Teilnehmer an den Meisterschaften im Halbmarathon positioniert. Ich habe meinen Platz unmittelbar neben dem Pacemaker, gekennzeichnet durch einen Luftballon mit der Aufschrift 3:30, gefunden. Die Moderation stellt die Eliteläufer vor. Im Anschluss begrüßt Stadtrat Kurt Hohensinner alle Teilnehmer und Zuschauer, dankt dem Organisationsteam und gibt den Startschuss. Pünktlich um 10 Uhr werden wir auf die Strecke gelassen.

    Graz Marathon Streckenführung 2018
    Wir laufen am Opernring und Joanneumring Richtung Westen. Das Feld ist dicht gedrängt. Um "meinen" Pacemaker hat sich eine größere Gruppe formiert. Ich bin es nicht gewohnt, im Rudel zu laufen. Entsprechend konzentriert bin ich, um erstens niemanden auf die Füße zu steigen bzw. habe ich doch ein wenig Bedenken, im Gewusel über irgend welche Läuferbeine zu stolpern.

    Die Strecke führt über die Wielandgasse, Grazbachgasse, Münzgrabenstraße und den Jakominigürtel auf die Conrad-von-Hötzendorfstraße. Auf einer langen Geraden, vorbei an der Stadthalle Graz, geht es nun zum südlichen Wendepunkt bei der Merkur Arena, dem Heimstadion des Fussballklubs SK Puntigamer Sturm Graz. Die führenden Eliteläufer kommen mit deutlichem Vorsprung hier bereits auf der Gegengeraden entgegen. Faszinierend, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit diese Athleten förmlich über die Strecke fliegen.

    Der Pacemaker läuft ein konstant gleichmäßiges Tempo. Langsam gewöhne ich mich an die Situation, inmitten der Läufertraube zu sein. Am Streckenrand erspähe ich zwei ganz liebe Kollegen meines Laufclubs MT-Hausmannstätten. Lautstark feuern sie an und machen auch einige ganz tolle Fotos. Immer wieder werden die Beiden völlig unerwartet entlang der Strecke auftauchen, zujubeln, aufmuntern und fotografieren. Einen riesengroßen Dank dafür!

    Kurz nach Kilometer 5 ist die erste Labestelle erreicht. Es werden Wasser und ein isotonisches Getränk sowie Bananen angeboten. Es herrscht ein für mich ungewohntes Gedränge an der Verpflegungsstelle. Solche Situationen kenne ich von Ultratrails oder Bergmarathons mit vergleichsweise geringer Teilnehmerzahl nicht. Ich "erkämpfe" mir Wasser und Iso und trinke die Becher im Gehschritt aus. Der Pacemaker ist mir inzwischen entwischt. Wer hier nicht im Laufschritt trinkt, lässt abreißen. Ich habe rund 30 Meter Rückstand. Es kostet überdurchschnittlich viel Energie, wieder aufzuschließen. Ein paar hundert Meter später bin ich wieder dran. Ob im flow in der Gruppe oder alleine hinten nach, der Unterschied ist enorm.

    Die Strecke führt über die Schießstatt- und Schönaugasse weiter in die Neuholdaugasse. Linkerhand befindet sich nun der Städtische Augarten. Ich erinnere mich freudig zurück, als der Bambini-Sprint noch im Augarten ausgetragen wurde und mein Sohn das erste mal am Start stand. Wie die Zeit vergeht ... Das Publikumsinteresse ist hier mäßig. Entlang der Pestalozzistraße hat man dafür einen wunderbaren Ausblick auf den Schlossberg.

    Der Kurs quert die Mur. Über den Grieskai und Lendkai geht es nun dem nördlichen Wendepunkt entgegen. Hier säumen sehr viele Zuschauer die Laufstrecke. Es ist neben der Sackstraße, Herrengasse und Opernring bestimmt der attraktivste Streckenabschnitt. Man erhascht Blicke auf das Kunsthaus und auf die Murinsel. Rechter Hand setzt sich wieder das Wahrzeichen der Stadt, der Schlossberg mit Uhrturm, in Szene. Hier bei Kilometer 9 ist die nächste Labestelle errichtet. Gleiches Spiel: Ich trinke ausreichend, nehme eines meiner Gels zu mir verliere wieder wertvolle Meter auf die Gruppe rund um den Pacemaker. Gute 50 Meter fehlen mir auf den Träger des grünen Luftballons. Ich kämpfe mich abermals ran und habe bei Kilometer 11 wieder aufgeschlossen. Die Durchgangszeit bei Kilometer 10 liegt übrigens bei rund 50 Minuten und 15 Sekunden. Der Pacemaker läuft hochgerechnet somit ein wenig zu langsam. Letztendlich wird er eine Zeit von 3 Stunden, 30 Minuten und 45 Sekunden erreichen.

    copyright karl
    Ich stelle fest, dass mein Pacemaker den Luftballon verloren hat. Wie genau, ist mir entgangen. Fortan muss ich mich an seiner markanten Kappe orientieren. Es geht über die Keplerbrücke zurück auf die linke Murseite. Hier steppt der Bär! Hunderte Zuschauer stehen hier Spalier. Der Radiosender "Antenne Steiermark" sorgt für stimmungsvolle Musik und lautstarke Moderation. Hier macht´s richtig Laune!

    Es geht auf der Körösistraße weiter Richtung Norden. Bei Kilometer 13 wartet die nächste Möglichkeit zur Labe. Neben Wasser und Iso wird hier auch Cola gereicht. Mittlerweile ist es recht warm und so achte ich weiter auf eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr. Erraten! Die meisten Läufer schnappen sich ohne Tempoeinbußen einen Becher. Zuvor laufen sie teils rücksichtslos rempelnd quer über die Straße. Eine Läuferin hakt bei meinem Bein ein, strauchelt. Sie und ich können mit Mühe einen Sturz verhindern. Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben, als Sie sich entschuldigt. Ich verliere wieder den Anschluss. Ich finde es immer mühsamer, ran zu laufen. Ich möchte jedoch wenigstens bis zur Halbmarathonmarke am Tempomacher dranbleiben und so mache ich langsam Meter um Meter gut. Bei Kilometer 15 ist die Wende Nord erreicht. Ich bin wieder am Pulk dran und die Strecke geht leicht fallend der Innenstadt entgegen.

    Zuvor stellt sich die schier endlose Gerade der Theodor-Körner-Straße in den Weg. Über die Wickenburggasse führt uns die Laufstrecke wieder zur Keplerbrücke. Diesmal wird aber nicht die Mur gequert sondern parallel der Kaiser-Franz-Josef-Kai entlang gelaufen. Die Innenstadt ist erreicht. Das Zuschauerinteresse ist ob des tollen Wetters im heurigen Jahr wirklich enorm. Entlang der Sackstraße und der Murgasse sowie ein wenig später durch die Schmiedgasse, über den Hauptplatz und durch die Herrengasse applaudieren tausende Zuschauer uns Läufern. In der Neutorgasse kann man linkerhand einen Blick auf die Franziskanerkirche werfen. Ich laufe durch den "Fotopoint" von Foto Viertbauer.

    Bei der Labestelle im Bereich der Neuen Galerie Graz habe ich ein irrwitziges Erlebnis. Mit offensichtlicher Absicht rempelt mich und rammt mir unmittelbar vor den Getränketischen ein Mitläufer den Ellbogen in die Rippen und verschafft sich Platz. Perplex frage ich, ob mit ihm wohl alles in Ordnung sei? "Jetzt wieder!", lautet seine Antwort und macht sich vom Acker, während ich kopfschüttelnd nicht fassen kann, was da eben passiert ist.

    Meine Durchgangszeit bei Kilometer 20 liegt bei 1 Stunde und 40 Minuten. Am Ende der Herrengasse schallt es aus den Lautsprechern, dass wir Marathonteilnehmer uns rechts halten und auf die zweite Schleife müssen. Links ginge es zum Ziel. Aber noch ist nicht die Zeit dafür.

    Die Halb- und Viertelmarathonis verlassen die Strecke. Das Läuferfeld lichtet sich. Zu Beginn der zweiten Runde weicht die Strecke geringfügig von der ersten Schleife ab. Mein erstes Etappenziel, jedenfalls bis zur Halbmarathonmarke im 5er-Schnitt zu laufen, habe ich mit einer Durchgangszeit von 1 Stunde und 45 Minuten geschafft.

    Jetzt wird es echt hart. Viel zu früh, aber so habe ich es befürchtet. So sehr ich mit einer Zeit um 3 Stunden 30 Minuten liebäugle, so realistisch bin ich um mir einzugestehen, dass ich dieses Tempo für weitere 21 Kilometer nie und nimmer halten kann. Nächstes geistiges Zwischenziel? Der südliche Wendepunkt bei der Merkur Arena.

    Durchgangszeit bei Kilometer 25: 2 Stunden, 4 Minuten und 40 Sekunden!

    Bei der Labestelle Ostbahnhof nehme ein weiteres Gel zu mir, spüle mit Wasser nach und nehme mir ein Stück Banane mit auf den Weg. Ich bin wieder hinten nach. Ich habe mittlerweile 26 Kilometer in den Beinen. Ich kämpfe, schaffe es aber nicht, nochmals die Lücke zum Pacemaker zu schließen.

    Nun wird´s richtig "zach". Die Antenne-Bühne auf der Keplerbrücke sorgt zwar nochmal für einen Push, der jedoch nicht lange anhält. Obwohl die Strecke nach wie vor leicht bergauf führt, kann ich bis Kilometer 35 die Kilometerzeiten einigermaßen hoch halten. Dann werde ich spürbar langsamer. Endlich ist die Wendemarke Nord erreicht. Noch 6 lange Kilometer warten auf meine geschundenen Beine. Die wieder nicht enden wollende Gerade der Theodor-Körner-Straße verfluche ich nun innerlich. Dass man hier einen Blick auf den Schlossberg hat, entschädigt mich im Augenblick nicht für die Strapazen. Am Hasnerplatz stärke ich mich mit einem weiteren Gel. Nach einigen Metern im Gehschritt trabe ich wieder an. Es muss zu Ende gebracht werden. Autsch, die Beine schmerzen. Und ich werde langsamer. Mittlerweile ist die Pace auf 6 Minuten für den Kilometer gesunken.

    Der Hauptplatz und die Herrengasse sind erreicht. Es kündigt sich ein Krampf im rechten Oberschenkel an. Ich ändere ein wenig meinen Schritt, um es nicht krampfen zu lassen. Ich biege in den Opernring ein. Am Ende der Straße steht nicht das Haus am See, sondern das lang ersehnte Zieltor. Scheußlich, wenn man kurz vor dem Zielstrich vom Krampf ausgebremst wird. Er hat kein Erbarmen. Ich muss tatsächlich mit schmerzverzerrtem Gesicht anhalten und meinen hinteren Oberschenkelmuskel dehnen, bevor ich unter den mitleidsvollen Blicken der Zaungäste nach 3 Stunden, 38 Minuten und 58 Sekunden die Ziellinie überquere. Ich platziere mich damit an 218. Stelle von rund 700 gestarteten Marathon-Teilnehmern.

    Kleine Zeitung Graz Marathon Finisher Medaille
    Ich erhalte eine schön gefertigte Finishermedaille und bin mit der erreichten Zeit letztendlich zufrieden. Nach einer kleinen Stärkung mit Iso und einem Müsliweckerl erfrische ich mich im "Kaltwasser-Duschcontainer". Anschließend gönne ich mir ein wohlverdientes Hopfengetränk, bevor mich der Schienenersatzverkehr wieder Richtung heimwärts bringt.

    Ich kann an der Organisation des Graz-Marathon nichts bemängeln. Bestimmt gäbe es in Graz die Möglichkeit einer attraktiveren Streckenführungen, jedoch ist es verständlich, dass nicht noch größere Stadtbereiche für den Straßenverkehr gesperrt werden können. Das Zuschauerinteresse war enorm, was bestimmt auch dem tollen Wetter geschuldet war. Die Labestationen waren ausreichend bestückt und im erforderlichen Ausmaß platziert. Der Bereich rund um die Grazer Oper erwies sich als würdiger Start- und Zielbereich. Meine Liebe gilt zwar den Berg- und Landschaftsläufen, jedoch werde ich bestimmt wieder mal in Graz am Start stehen.

    14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht


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    Montag, 8. Oktober 2018

    07.10.2018: Herbstfarbenlauf Frauental - Laufbericht

    Es ist wieder soweit. Bereits zum dritten Mal in Serie statte ich der weststeirischen Ortschaft Frauental einen Besuch ab, um beim Herbstfarbenlauf an den Start zu gehen. Mit dabei ist mein Sohn Sebastian, der sich am "LEITNER EIS Bambini Sprint" versuchen wird. 


    Herbstfarbenlauf 2018
    Was die Organisation betrifft, kann ich mich nur wiederholen. Für sehr geringes Startgeld erhält man eine großartige Organisation. Zu der gehören unter anderem ein prall gefüllter Start-Rucksack samt Gutscheinheft, eine Startnummer mit integriertem Zeitnehmungschip von race result, eine außergewöhnliche Finisher-Medaille, buntes Rahmenprogramm entlang der Strecke sowie am Ziel, leckere Zielverpflegung, eine Startnummern-Tombola und noch einiges mehr. 

    Auch das Angebot der Laufbewerbe ist groß: Für die Nachwuchsläufer stehen der WOCHE Familienlauf (mit Begleitung eines Erwachsenen) oder der LEITNER EIS Bambini Sprint, jeweils über 400 Meter, sowie der 1,3 km lange Shopping City Seiersberg - Kids Run zur Auswahl. 

    Zudem kann man sich am 5 km langen SCHILCHERLAND Lauf als Einzelstarter oder als SORGER SALANETTIS Weibl- und Mandl - Team versuchen bzw. sich als Feuerwehrmitglied der BLAULICHT Fachzeitschrift Street Fire Run - Wertung stellen. Der Hauptlauf über 10 Kilometer trägt den Namen HERVIS SPORTS Run.

    Für Nordic Walker gibt es den GRAWE Nordic Herbst Walk über 4 km mit Zeitnehmung; alternativ den SPARKASSEN Frauental Walk ohne Zeitnehmung. Dann kommen auch noch die Smovey-Fans auf ihre Kosten. So kann man für die (inoffiziellen) Österreichischen Staatsmeisterschaften im smovey WALK nennen oder auch hier die 4 km ohne Zeitnehmung smovey walken. In Summe kann der Veranstalter beim 14. Herbstfarbenlauf wieder weit über 1000 Teilnehmer begrüßen!


    Der erste Weg führt uns zur Startnummernausgabe. Schnell und unkompliziert erhalten wir unsere Unterlagen. Die Startbeigaben sind in zweckmäßige Rucksäcke, powered by SORGER und SALANETTIS, gepackt.

    Sebastian freundet sich bereits mit den Alpakas an, die bei den Läufen der Jüngsten anfangs das Tempo drosseln werden.

    Was gibt es sonst noch im Laufdorf "Aqua Fun"? Zelte mit Tischen und Bänken sind aufgebaut und für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Der Radiosender "Antenne Steiermark" sorgt für flotte Beschallung im Start- und Zielbereich und auch eine Moderation darf nicht fehlen.

    Der erste Bewerb des Tages wird angekündigt. Der WOCHE Familienlauf wird gestartet. Im Anschluss ist Sebastian an der Reihe und ist schon recht aufgeregt.

    LEITNER EIS Bambini Sprint

    Sebastian hat Startaufstellung genommen. In erster Reihe haben sich die beiden Alpakas positioniert. Sie werden auf den ersten 150 Metern das Tempo reduzieren; dürfen also nicht überholt werden. Zeitnehmung erfolgt bei den jungen Sportlern keine. Die Freude am Laufen soll im Vordergrund stehen. Der Wettbewerbsdruck kommt noch früh genug.

    Sebastian läuft aus der vierten oder fünften Startreihe weg. Vor ihm ist großes Gewusel. Aber es macht ihm offensichtlich Spaß, im Wirr-Warr von zig Kinderfüßen seine Überholmanöver zu laufen. Ist er bei Halbzeit der Strecke noch relativ weit zurück, setzt aber zu einem großartigen Schlussspurt an und läuft unter den ersten zehn Kids ins Ziel.

    Großartig! Gut gemacht! Voll Stolz lässt er sich die aus Keramik gefertigte Finisher-Medaille in Form eines Pilzes um den Hals hängen. 

    Nun bin ich an der Reihe.

    "HERVIS SPORTS Run" - 10 Kilometer

    Meine aktuelle 10 Kilometer - Bestzeit liegt bei 42 Minuten und 40 Sekunden. Ich mache mir nichts vor. Die letzten Einheiten haben gezeigt, dass ich diese Pace wohl nicht laufen werde können. Die Monate zuvor standen großteils im Zeichen von langen, eher langsamen Dauerläufen bzw. Fahrtspielen im Gelände. Intervall-Trainings habe ich mit einer Ausnahme gänzlich vernachlässigt. Meine Wettbewerbe hatten meist Marathondistanz oder waren noch länger und mit vielen Höhenmetern gespickt. 


    Streckenverlauf Herbstfarbenlauf 2018
    Mein Plan ist trotzdem, so rasch als möglich zu starten, mich zu quälen und auf der zweiten 5 Kilometer langen Schleife so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Daher habe ich mich recht weit vorne eingereiht und warte mit 260 Mitläufer auf das Startsignal. Ein 5 Kilometer langer Rundkurs mit kaum nennenswertem Höhenunterschied (15 Höhenmeter auf 5 Kilometer) ist zweimal zu durchlaufen. Die Strecke verläuft mit Ausnahme von ein paar hundert Meter Kiesweg auf asphaltierter Straße.

    Kurz vor dem Startsignal lerne ich noch Ute von meinem Laufclub MT-Hausmannstätten kennen. Ich blicke zur Seite und erkenne das Vereins-Shirt wieder. Sie startet beim SCHILCHERLAND Bewerb. Wir wünschen uns Glück. Schon dröhnt eine Startsequenz aus den Musikboxen und der Startschuss ist gefallen.

    Einige Teilnehmer haben sich mit deutlich geringeren Zeitambitionen wieder in den vordersten Reihen einsortiert und bremsen mich auf den ersten hundert Metern ein wenig aus. Aber bald weitet sich die Straße und es kann ungehindert überholt werden. Nach 300 Meter führt die Strecke leicht bergan. Ich laufe aktuell unter 4 Minuten auf den Kilometer, als die vorhin kennengelernte Ute an mir vorbei fegt. Zu dem Zeitpunkt bin ich mir sicher, sie auf den nächsten Kilometern wieder einzusammeln. Später wird sich herausstellen, dass Ute vom MT-Hausmannstätten den 5 Kilometer langen SCHILCHERLANDLAUF in unter 20 Minuten gewinnen wird. Grandios! Meinen herzlichen Glückwunsch!

    Der erste Kilometer ist nach 3:55 Minuten absolviert. Der zweite Kilometer, der immer noch leicht aufwärts führt, wird nach 4:05 Minuten gestoppt. Der dritte Kilometer gibt auf leicht abschüssiger Strecke ein wenig Gelegenheit zur Erholung. Diesen Kilometer kann ich wieder knapp unter 4 Minuten laufen. Hier ist auch eine Labestelle eingerichtet, wo Helfer Wasser und Iso reichen. Heute benötige ich jedoch keine Zwischenverpflegung und laufe zweimal an den ausgestreckten Händen mit Flüssigkeitsnachschub vorbei.

    Der vierte Kilometer führt zum Teil auf einem Kiesweg zum höchsten Punkt der Strecke, bevor es wieder leicht fallend dem Start- und Zielbereich entgegen geht.

    Wie ich diese "Sprintdistanzen" verteufle. Meine Herzfrequenz liegt bei 95 Prozent und ich habe schon seit dem ersten Kilometer zu kämpfen. Aber ich kann für mich überraschend noch relativ gut die Pace halten und durchlaufe die 5 Kilometer nach 20:28 Minuten.

    Nun gilt es auf der zweiten Runde, so wenig Zeit wie möglich einzubüßen. Denn mittlerweile glaube ich sogar daran, eine neue PB schaffen zu können. 

    Die Teilnehmer des SCHILCHERLANDLAUFES verabschieden sich über die Ziellinie und es wird ruhig auf der Laufstrecke. 

    Ich kämpfe mich die Kilometer sechs und sieben hoch. Ich habe zwar an Pace verloren, aber liege mit meinen Kilometerzeiten noch gut im hochgerechneten Zeitplan. Der wiederum leicht abschüssige Kilometer 8 verschafft mir keine Regeneration mehr, aber durch meine vielen Trainingskilometer der letzten Monate und Jahre kann ich die Pace noch einigermaßen hoch halten. Endlich befinde ich mich auf dem letzten Kilometer. Das Ziel vor Augen, kann ich mich sogar noch ein wenig steigern und laufe nach 42 Minuten und 19,1 Sekunden mit neuer persönlicher Bestzeit über die Ziellinie. Mir fällt es erst gar nicht auf, aber meine Frau meint gleich, ich hätte bloß um 4 Zehntel die "Marathon-Distanz" verfehlt  (42:19,5)! Ich platziere mich in der Gesamtwertung unter 260 Startern auf den für mich sehr zufriedenstellenden 39. Rang.

    Auch ich nehme gerne die handgefertigte Finisher-Medaille in Empfang und labe mich an einem Erdinger Alkoholfrei sowie an leckeren Aufstrichbroten. Bei der Startnummern-Tombola gehen wir zwar leer aus, aber trotzdem war es wieder ein wunderbarer Laufausflug zum Frauentaler Herbstfarbenlauf.

    07.10.2018: Herbstfarbenlauf Frauental - Laufbericht


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    Dienstag, 11. September 2018

    25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht

    Grabenlandtrail
    Im Wanderführer wird der Grabenlandtrail folgendermaßen beschrieben: "Der Grabenlandtrail ist ein Rundwanderweg mit einem Zugang aus Fernitz für den Grazer Raum. Wenn Sie der Markierung folgen, sind Sie nach 130 km wieder an Ihrem Ausgangspunkt. Die Wegweiser und die Markierung sind im Uhrzeigersinn ausgelegt. Auf der Strecke durchwandern Sie 18 Gemeinden (gezählt vor der Gemeindefusion) und auf 22 Infotafeln werden Ihnen die Gemeinden und Besonderheiten der Gegend näher gebracht. Im Wanderführer sind Land und Leute sowie Naturbesonderheiten beschrieben und die Stempelstellen in den einzelnen Gemeinden genannt ..."

    Aufmerksam wurde ich auf den Grabenlandtrail durch einen großen Übersichtsplan inmitten des Erzherzog-Johann-Parkes meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach. Hier nimmt der Wanderweg seinen Ausgang  und führt über St. Ulrich, Heiligenkreuz am Waasen, Schwarzau-Ursprung, St. Stefan im Rosental, Jagerberg, Weinburg bis nach Mureck sowie über St. Nikolai, Wolfsberg, Glojach, Kirchbach, Frannach und Allerheiligen wieder zum Ausgangspunkt nach Fernitz-Mellach zurück.

    Hier liegt also quasi ein Ultratrail direkt vor meiner Haustüre. Ich nehme mir vor, den Grabenlandtrail irgend wann in seiner vollen Länge nonstop zu laufen. Aber das bedarf der Abklärung einiger Fragen wie z.B. wo kann ich meine Flüssigkeitsreserven auffüllen oder wie organisiere ich bei einem Regenwetter wie heute einen notwendigen Schuh- und Sockenwechsel? Heute steht eine abgespeckte Runde am Programm. Ich nenne sie die nördliche Schleife des Grabenlandtrails.

    Ob markante Holztafeln mit dem Schriftzug "Grabenlandtrail" oder die Wegnummern 790, 791 oder 792, der Wanderweg ist angeblich durchgehend beschildert. Für alle Fälle habe ich einen GPS-Track auf meiner Laufuhr. So erhoffe ich mir eine zielsichere Orientierung.

    Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich entweder im Laufrucksack oder ich muss es mir unterwegs besorgen.

    So habe ich in meiner Salomon Adv Skin5 - Laufweste folgendes mit am Grabenlandtrail:
    • Trinkblase (1 x 1,5 Liter fassend)
    • Softflasks (2 x je 0,5 Liter fassend)
    • Erste-Hilfe-Set
    • Stirnlampe Petzl Nao+ (aktuell am Kopf)
    • Ersatz-Shirt
    • Ersatz-Socken
    • Regenjacke
    • Smartphone
    • Müllsack
    • Taschentücher
    Die Ersatzkleidung habe ich in verschließbare Frischhaltebeutel gepackt. Darin bleiben sie trocken und vor Schmutz geschützt.

    Nun zur Nahrung: Ich benötige pro Laufstunde rund 220 Kalorien an Mindesterfordernis. Das sind zum einen wichtige 100 Kalorien, um die Fettverbrennung am Laufen zu halten. Die restlichen Kalorien sollen das Defizit ein wenig minimieren. Das ergibt bei einer geschätzten Laufzeit von 7 bis 8 Stunden einen Kalorienbedarf von rund 1700 Kalorien. Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zum Thema "Ernährungsstrategie während eines Ultralaufes" verfasst. Zu finden ist er hier:

    https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/04/ernahrungsstrategie-ultralauf.html


    Zur Abdeckung dieser Mindestanforderung an Kalorien habe ich in meinem Laufrucksack:
    • einige Gelpackungen meines Vertrauens (je ca. 90 Kalorien)
    • ein paar Datteln (je ca. 40 Kalorien)
    • je 1 Semmel mit Käse (ca. 300 Kalorien) und Salami (ca. 330 Kalorien)
    • leckeres Germgebäck meiner Mami
    • Kaugummi

    Die Datteln, nicht zu Unrecht das Brot der Wüste genannt, sind ein hervorragender Energiespender und häufig mein Wegbegleiter. Auch denen habe ich einen Bericht in meinem Blog gewidmet:

    https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2016/06/produkttest-datteln-das-brot-der-wuste.html


    Nun zum Laufgeschehen:

    Es ist 3:45 Uhr morgens. Richtig gelesen! Manchmal muss man die Komfortzone verlassen, um den Körper auf kommende, anspruchsvollere Vorhaben vorzubereiten. Vor einer knappen Stunde bin ich aufgestanden und habe ein Toastbrot mit Honig gefrühstückt.

    Schwarzau-Ursprung
    Nun schlendere ich von der Wohnungstüre zum Erzherzog-Johann-Park. Morgen ist Vollmond, trotzdem ist es sehr dunkel. Meine Petzl Nao+ leuchtet mir den Weg. Pünktlich zum Start beginnt es heftig zu regnen. Nach hochsommerlichen Wochen hat der Wetterfrosch für den heutigen Tag einen Wetterumsturz prognostiziert; und er sollte Recht behalten.

    Ich ziehe meine Regenjacke an und nach einem Selfie vor dem Übersichtsplan im Erzherzog-Johann-Park geht es auch schon los. Ich verlasse über einen geschotterten Pfad das schöne Blumendorf Fernitz.

    Die Dunkelheit macht mir ein wenig zu schaffen. Meine Stirnlampe leistet zwar gewohnt gute Arbeit, aber das dreidimensionale Sehen ist bei künstlichem Licht doch eingeschränkt. Zudem erschwert der anhaltend strömende Regen und Nebelschwaden die Sicht. Auf den ersten Kilometern sind bereits einige kleine Anstiege zu meistern. Rinnsale schießen mir entgegen und durchnässen meine Schuhe und Socken. Bestes Laufwetter ist anders ...

    Über nasse Wiesen mit zum Teil kniehoher Vegetation geht es am Wanderweg Nr. 792 der Kapelle Gnaning entgegen. Die 5,5 Kilometer-Marke ist erreicht. Hier in der Nähe von St. Ulrich wird der Grabenlandtrail zu einem Rundwanderweg. Läuft man den Trail komplett, trifft man nach rund 125 Kilometer wieder an diesen Punkt. Mein Plan ist, den Trail auf Höhe der Gemeinde Zerlach über Kirchbach abzukürzen, sodass ich mit rund 55 Kilometer rechne. Ich laufe den Trail im Uhrzeigersinn. So ist der Weg (ab hier mit der Nr. 791) markiert und beschrieben. Und so habe ich den Track auf meiner Uhr abgespeichert.

    Asphaltierte Nebenstraßen wechseln sich mit Wiesen -und Waldwegen ab. Auf einer Waldlichtung scheucht meine vor Wasser "quatschenden" Laufschuhe einen Rehbock auf. Mit beneidenswert lockeren Sprüngen ergreift er die Flucht und quittiert mein Vordringen in sein Revier mit einem tiefen Röhren. Ich bin in Heiligenkreuz am Waasen eingetroffen. Hier fülle ich am Trinkwasserbrunnen meine Softflasks erstmals nach.

    Gemeindestraßen führen mich über Pirching einige Höhenmeter nach Edelstauden empor. Das steile Wegstück lässt mich in den Gehschritt verfallen. Der Regen hat ein wenig nachgelassen. Es nieselt und ist trüb. Während ich am Sägewerk Neuhold vorbei trabe, werden Erinnerungen an den Stiefingtaler Berglauf wach. Den Laufbericht dazu gibt es in meinem Blog:

    https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/07/01072017-dr-sepp-puster-gedenklauf.html

    Ich quere die Kirchbacher Straße und laufe auf Gemeindewegen vorbei an der Volksschule Edelstauden und durch Oberedelstauden bis zum Schwarzau-Ursprung. Ein Wegweiser deutet darauf hin, dass in etwa 100 Meter Entfernung im Waldbereich die Schwarzau entspringt. Absolviert man den kompletten Grabenlandtrail, so kommt man in den Auwäldern vor Mureck auch an der Mündung der Schwarzau in die Mur vorbei.

    Hier befinde ich mich auf knapp 500 Meter Seehöhe. Das ist der höchste Punkt des Grabenlandtrails. Bei guter Fernsicht reicht der Ausblick bis auf die Riegersburg. Heute genieße ich die Sicht bis zur nächsten Anhöhe.

    Auf kupiertem Gelände geht es weiter. Eine wunderbare Waldpassage bietet meinen Läuferbeinen eine willkommene Abwechslung. Ich liebe den Trail-Lauf und so ein Waldboden, übersät mit Wurzelwerk und Steinen, ist Balsam für meine Läuferseele. Die Orientierung fällt mir dank der GPS-Uhr einfach. Und hat man sich erst an die Wanderwegs-Markierungen gewöhnt, findet man sich damit ebenfalls gut zurecht.

    Kirche Frannach
    In Weißenbachegg halte ich kurz an und gönne mir eine Salami-Semmel. Mittlerweile setzt wieder starker Regen ein. Eine Kuhherde beäugt mich kritisch. "Riegl auffi, riegl obi", heißt es nicht nur beim Welschlauf. Jahring liegt hinter mir und ich verlasse den Wanderweg 720 und somit den Grabenlandtrail. Ich kürze wie geplant meine heutige Tour über Kirchbach ab und werde nach etwa 3 Kilometern wieder auf der markierten Route sein und "spare" mir dadurch rund 75 Kilometer. Zuvor gilt es den steilen Jatzberg bergab zu laufen und die Flüssigkeitsreserven beim SPAR in Kirchbach aufzufüllen. 31 Kilometer habe ich mittlerweile auf der Haben-Seite.

    Hinter der Kirchbacher Mehrzweckhalle geht es zuerst einem Wiesenpfad, in weiterer Folge einem Forstweg empor. Ein Waldlehrpfad lädt hier zum Weiterbilden ein. In Kleinfrannach geht es gute 80 Höhenmeter ins Tal. Nach 36 Kilometer habe ich meine Heimatgemeinde Frannach erreicht. Der Grabenlandtrail führt mitten durch den kleinen Ort. Als ich an der Kirche vorbei laufe, werden Erinnerungen an die Taufe meines Sohnes wach.

    Josef Krainer Gedenkstätte
    Über Langleiten geht es Kleinfeiting entgegen. An der Streckenbeschaffenheit ändert sich wenig. Hauptsächlich sind asphaltierte Straßen zu belaufen, seltener Schotterwege, manchmal Wiesen- oder Waldpfade. Das Gelände bleibt kupiert und auch das Wetter will sich nicht bessern. Seit Stunden sind meine Füße pitschnass. Da ich kein trockenes Schuhwerk im Rucksack habe, macht auch der Wechsel der Socken keinen Sinn.

    Laufschritt um Laufschritt geht es auf Allerheiligen zu. Wie erklommen, so zerronnen. An der Pfarrkirche vorbei geht es talwärts nach Mittergrub und zur Josef Krainer  Gedenkstätte. Hier verstarb der damalige Landeshauptmann der Steiermark im November 1971 bei der Jagd. Die Gedenkstätte ist ein Rundbau aus Aframer Kalkstein. Die Glasfenster schuf Alfred Wickenburg, die Kreuzigungsgruppe Franz Weiß und das Bronzerelief Adolf Zilli.

    Nach ein paar Fotoaufnahmen führt mich der Grabenlandtrail über aufgeweichte Wiesen mit teils üppiger Vegetation St. Ulrich am Wasasen entgegen. Mannshohes Springkraut und Dornen stellen sich in den Weg. Dem nicht genug wartet ein dicht und hoch bewachsener Wiesenhang auf die Besteigung. Meine Füße sind nicht mehr "nur" nass, sie schwimmen in den Schuhen. Mir graut vor dem Anblick, wenn ich nach getanem Lauf die Socken ausziehe. Glücklicherweise werde ich trotz stundenlanger aufgeweichter Haut vor Blasen verschont bleiben.

    Nach 52 Kilometer erreiche ich St. Ulrich am Waasen. Hier bin ich frühmorgens von Fernitz kommend dem Grabenlandtrail nach Osten gefolgt. Nun stehen mir die abschließenden 5,5 Kilometer zurück nach Hause bevor. 40 Minuten später laufe ich in Fernitz ein und beende nach gut 57 Kilometer (+1400 Höhenmeter) eine wunderbare Laufetappe auf den Spuren des Grabenlandtrails.



    Der GPS-Track der nördlichen Schleife kann hier runtergeladen werden:
    https://www.gpsies.com/map.do?fileId=eeoyoqfuplmhekrv


    25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht


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