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Freitag, 1. Juni 2018

mozart100 - Packliste: Laufweste / Dropbag / am Körper

Hier sind Gegenstände aufgelistet, die sich bei meiner neuerlichen Teilnahme am mozart100 in Salzburg sowohl in meinem Laufrucksack als auch im Dropbag bzw. am Körper befinden werden. Die gelb unterlegten Gegenstände gehören zur Pflichtausrüstung!

Auf das Dropbag kann beim mozart100 zweimal (bei km 31 bzw. 73 jeweils an der Verpflegestelle Fuschl) zugegriffen werden.


mozart100 Packliste
AM KÖRPER

Inov-8 Race Ultra 290 Trailrunning-Schuhe
CEP Compressionsstrümpfe
Funktionsunterhose
Raidlight Trailrunning Short
Raidlight Trailrunning Shirt
Raidlight Cap
Uvex Sonnenbrille
Raidlight Multifunktionstuch
Garmin Forerunner 920XT
Startnummernband







IN DER LAUFWESTE (Salomon S-Lab Adv Skin 3)

2 Soft-Flask SF750 gefüllt mit Peronin und Wasser
Dynafit Regenjacke mit Kapuze (wasserdicht)
Stirnband/Mütze
Stirnlampe Petzl Tikkina
faltbarer Becher
8 Gels
10 Salztabletten
Ipod mit Kopfhörer
Dynafit Trailrunning-Stöcke
Müllsack
Mobiltelefon
Erste-Hilfe-Set
etwas Geld
Powerbank
Pfeife

Ich verzichte auf das Mitführen meiner teuren und hochwertigen Petzl Nao+ - Stirnlampe, da ich plane, deutlich vor Einbruch der Nacht im Ziel zu sein. Sollte es doch unerwartet spät werden, spendet aber selbst die Petzl Tikkina 60 Lumen und würde mir den Weg zum Ziel recht gut ausleuchten.

Die Trailrunning-Stöcke werde ich wie im Vorjahr für die ersten 31 Kilometer im Laufrucksack verstauen. Erst wenn es Richtung Schafbergalm geht, werde ich die Stöcke zu Hilfe nehmen.



mozart100 Dropbag
IM DROPBAG

Das Dropbag muss mit der Startnummer versehen sein. Ich verwende für mein Dropbag einen Schuhkarton.

Es lohnt sich, das Dropbag zum Schutz vor äußeren Witterungseinflüssen wasserdicht zu verpacken. Um ein rasches Auffinden zu gewährleisten, gestalte ich die Startnummer auf meinem Dropbag farblich auffällig.

12 Gels
1 Peronin
Ersatz-Socken
Ersatz-Laufshirt
Ersatz-Schuhe (nur wenn mit Dauerregen zu rechnen ist)





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Freitag, 22. September 2017

16.09.2017: Stanzer Trailrun - Laufbericht

Stanz im Mürztal ist bereits zum 8. Mal Schauplatz des sogenannten Stanzer Trailrun. Die äußerst anspruchsvolle Strecke weist auf 49 Kilometer Distanz stolze 1900 Höhenmeter auf. Der überwiegende Teil der Strecke führt auf Singlepfaden durch den Wald und über Almwiesen, über verwurzelte Rinnen oder Schotterwege. Alternativ steht eine Kurzdistanz zur Auswahl bzw. kann der Stanzer Trailrun auch als 3er-Staffel absolviert werden.

Stanzer Trailrun 2017
Im Rahmen des diesjährigen Stanzer Trailrun werden die Österreichischen und Steirischen Meisterschaften im Trail-Marathon ausgetragen. Um bei diesen Meisterschaften an den Start zu gehen, muss eine ÖLV-Lizenz durch den Verein gelöst werden. Dank der Unterstützung meines Laufklubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich erstmals in meiner Läuferkarriere für offizielle Meisterschaften genannt.

Der Start befindet sich direkt im Ort Stanz vor dem Gemeindeamt. Das Zieltor ist im Teichstadion von Stanz im Mürztal aufgebaut. Hier stehen auch Umkleiden und Duschen bereit. Für Speis und Trank ist ebenfalls bestens gesorgt. Ein Partyzelt schützt vor Witterungseinflüssen. In diesem Zelt werden am späten Nachmittag die Siegerehrungen durchgeführt und Natascha S. wird als Show-Act die Bühne rocken.

"Eine herausfordernde Strecke in mitten der Natur mit atemberaubenden Fernblicken" wird vom Veranstalter versprochen. Herausfordernd und mitten in der Natur? Ja! Atemberaubende Fernblicke? Diesbezüglich können am heutigen nebelverhangenen Tag nur Mutmaßungen angestellt werden. Aber wir wollen dem Veranstalter Glauben schenken.

Die Abholung der Startunterlagen ist unkompliziert und rasch erledigt. Was sofort auffällt? Freundlich und hilfsbereit sind hier alle, und diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Der Läufer steht hier im Mittelpunkt! Für ein Nenngeld von 40 Euro gibt es ein wirklich schickes Funktionsshirt mit Stehkragen und Zip *), einen Essensbon für die "Stärkung danach", einiges an Werbepapier, einen Diesel-Drink, die Verpflegung an rund 10 Labestellen entlang der Strecke sowie die Ziel-Labung bei einem gut bestückten Kuchenbuffet. Die Zeitmessung erfolgt beim Stanzer Trailrun "manuell".

*) Der Praxistest hat gezeigt, dass der durchaus wertig und schwer gefertigte Zipverschluss leider häufig gegen Hals oder Kinn schlägt und mir dieser Umstand beim Laufen unangenehm ist. Auch lösen sich die Nähte speziell bei den Ärmeln bereits nach dem ersten Schonwaschgang. Schade!

Zurück zum Lauf: Mein primäres Ziel ist es, bei den Steirischen Meisterschaften in meiner Altersklasse eine Medaille zu erlangen. Das sollte möglich sein, denn die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass der Andrang zur Teilnahme an den Meisterschaften nicht sonderlich groß ist. Sportlich wertlos? Mag zum Teil richtig sein! Aber ich will ein solches Stück Edelmetall in meiner Medaillensammlung haben. Pasta!

Noch wenige Minuten bis zum Start. Durch die starken Niederschläge der letzten Tage und vor allem der letzten Nacht habe ich mich spontan für wasserdichte GTX-Trailschuhe entschieden. Der Wettkampf wird zeigen, ob es die richtige Wahl war. In meine Laufweste habe ich zwei Gels, Salztabletten und meine Regenjacke gepackt. Ich kalkuliere für mich eine mögliche Laufzeit von ungefähr 5 Stunden und 15 bis 30 Minuten. Hoffentlich sehen das meine schweren Beine genauso. Denn statt zu tapern machte ich die letzten Tage auf meinem "Haushügel", dem Hühnerberg, noch reichlich Kilometer und Höhenmeter.

Böllerschuss! Die Läufeschar setzt sich in Bewegung. Rasant sogar!

1. Teilstück von Stanz bis zum Schanzsattel (20 Kilometer)

Die ersten Kilometer sind auf asphaltierter Straße zu laufen und es geht leicht bergab. Entsprechend flott stürmt die Spitze des Feldes voran. Ich bin auch zu schnell unterwegs. Die ersten beiden Kilometer sind mit rund 4:30 min/km notiert. Nach 1,7 Kilometer ist die tiefste Stelle der Strecke erreicht.

Stanzer Trailrun Laufbericht
Ab nun geht es für die nächsten 10 Kilometer stetig bergauf. Nach gut 5 km ist die erste Verpflegestelle beim Wolfseggerkogel positioniert. Es stehen Wasser, Iso und Cola sowie Bananen und Schnitten bereit. Ich labe mich mit Wasser und Bananenstücken. Mir fällt auf, dass sehr viele Teilnehmer an der Verpflegestelle vorbei laufen.

Nun geht es auf Hohlwegen weiter. Mal steiler, mal weniger steil. Teilweise muss durch knöcheltiefen Matsch gelaufen werden, teilweise ist die Strecke mit nassen und rutschigen Steinen und Felsbrocken gespickt. Die Witterungsverhältnisse erschweren den ohnehin sehr anspruchsvollen Lauf deutlich.

Ich fühle mich nicht sonderlich gut. Kein Vergleich zum Kainacher Bergmarathon vor ein paar Wochen. Mit lockeren Beinen erklomm ich in der Weststeiermark die Höhenmeter. Heute schleppe ich mich die Steigungen hoch.

Nach 11,6 Kilometer geht der erste lange Anstieg mit rund 880 Höhenmeter zu Ende und die Strecke führt nun relativ flach über die Stanglalm nach Bäreneben. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Nasse Wurzeln und steinige Pfade verlangen, jeden Schritt mit Bedacht zu setzen.

Kurz darauf ist die 4. Labestelle erreicht. Hier "Auf der Schanz" findet auch die erste Staffelübergabe statt. Mehrmals wird von Helfern die Startnummer registriert, so auch hier wieder. Diese Maßnahme dient der Sicherheit uns Läufer und soll natürlich auch Schummler das Abkürzen vermiesen.

2. Teilstück vom Schanzsattel bis zur Stanzbergerhöhe (13 Kilometer)

Die nächsten Kilometer führen großteils bergab. Einige Gegenanstiege brechen den Rhythmus. Aber alles in allem kann ich hier Richtung Herrnalm gut Strecke machen und meine schon sehr in Mitleidenschaft gezogenen Kraftreserven ein wenig regenerieren.

Aber meinem forschen Beginn und dem fehlenden Tapering in der letzten Woche zolle ich Tribut. Ich hätte es besser wissen müssen. Denn bei Kilometer 23, inmitten eines steilen Bergabstückes mit teils kniehohen Stufen, krampfen beide Oberschenkelmuskel. Ich umarme in meiner Not einen Baum, um nicht vor Schmerzen schreiend den Abgang zu stürzen. Einige Dehnübungen später steige ich sorgsam die Steigung hinab und versuche mit Bedacht weiter zu laufen.

An der nächsten Labestelle kippe ich 3 Becher Wasser und Iso samt Salztablette in mich rein und hoffe, vor weiteren Muskelkrämpfen verschont zu bleiben. Auch ein Gel spüle ich runter und erhoffe mir davon ein wenig Energie. Diese habe ich dringend notwendig, denn mein Körper läuft auf Reserve. Jeder Laufschritt kostet überdurchschnittlich Energie. Und das über 20 Kilometer vor dem Ziel. Nicht mein Tag, schimpfe ich in den noch immer nebelverhangenen Himmel.

Die Kilometer bis zur 2. Wechselstelle verlaufen kupiert und sind gut laufbar.

3. Teilstück von der Stanzbergerhöhe zurück nach Stanz (17 Kilometer)

Nach einer weiteren Labe auf der Stanzbergerhöhe trete ich die letzte Etappe an. Das vermeintlich schwierigste Teilstück steht mir unmittelbar bevor. Bevor es in die Vertikale geht, gilt es noch einen tief schlammigen Abschnitt quer zum Berg zu laufen. Größte Konzentration ist hier angesagt, um nicht seitlich wegzurutschen.

Nun aber hinein in den Aufstieg zum Hochschlag. Nach wenigen Augenblicken verfluche ich meine Entscheidung, auf Trailrunning-Stöcke verzichtet zu haben. Hier würden sie mir gute Dienste leisten. So krieche ich teils auf allen Vieren auf dem rutschigen Untergrund Meter um Meter nach oben. Nach einem ersten steilen Anstieg sind mir ein paar Laufschritte im flachen Gelände gegönnt, bevor es abermals hoch geht; diesmal richtig nach oben geht! Ich kann einfach nicht mehr, bin mit zu wenig Körner im Gepäck nach Stanz angereist und die paar wenigen habe ich viel zu früh im Rennen verbraucht. Ich lehne mich mehrmals an einen Baum um mich zu erholen und muss kraftlos zusehen, wie ich das eine ums andere mal überholt werde. Aber auch die größte Qual hat ein Ende, wenngleich ich für die 1800 Meter, auf denen 360 Höhenmeter zu überwinden sind, stolze 34 Minuten benötige. Aber nun ist es nebelverhangen in Sicht: Das Gipfelkreuz! Das gehört fotografiert! Ich greife nach meiner Kamera im Laufrucksack, übersehe einen großen Stein, stolpere und liege am Bauch. Zum Glück bin ich unverletzt, abgesehen vom Wadenkrampf, der mir ein schmerzverzerrtes Gesicht beschert. Was hilft´s! Aufstehen, Krone richten, weitersteigen ...

Endlich bin ich beim Gipfelkreuz angelangt. Aber die Option auf eine gute Zeit ist spätestens jetzt vertan. Freundliche Helfer harren hier bereits seit Stunden aus und servieren Cola, Iso, Wasser, Schnitten, Bananen. Ich labe mich. Bei guter Fernsicht bestimmt ein schöner Platz zum Verweilen. Mir wird rasch kalt. Ich schlüpfe in meine Regenjacke und mache mich vom Acker. Läuft man "am Zahnfleisch", ist´s auch bergab keine Freude mehr. Schon gar nicht auf schmalen, rutschigen Pfaden. So schön der Trail hier in Stanz ist, so feindselig ist er gegenüber müden Beinen.

Ob der noch verbleibenden 15 Kilometer bin ich ein wenig verzweifelt. Jetzt hilft nur, den Kopf in die positive Richtung zu dirigieren. "Solche Phasen hatten wir doch schon zur Genüge und wir haben es noch jedes mal zur Ziellinie geschafft", rede ich mir Mut zu. Mal auf engen Singletrails, mal quer über die Kuhweide geht es im dichten Nebel Richtung Ebenschlag. Weidende Kühe tauchen dabei aus dem Nichts aus und lassen mich erschrecken. Bergab laufe ich, Gegenanstiege wandere ich hoch. Ich habe in den Sightseeing-Modus gewechselt und halte mehrmals an, um Fotos zu machen.

An der letzten Labestelle treffe ich auf eine fröhliche Wanderrunde mit selbstgebundenen Kopfkränzen. Ich frage scherzend, ob man mir zu Ehren meines eleganten Laufstils nicht auch ein solch schöner Kopfkranz verleiht? Nachdem mir das Versprechen abgenommen wird, den Kopfschmuck fortan bis zum Zieleinlauf zu tragen, trabe ich kurze Zeit später "aufgehübscht" weiter.

Auf breiten Schotterweg-Serpentinen nähere ich mich dem Ziel. Ein paar hundert Meter vor dem Ziel wird zum wiederholten Mal meine Startnummer registriert und per Funk dem Stadionsprecher weitergeleitet. So höre ich schon aus der Ferne, dass ich für den baldigen Zieleinlauf angekündigt werde. Der Sportplatz muss noch umrundet werden, bevor es am Spalier von gebastelten Kinderhänden vorbei geht und ich unter Applaus der Zuschauer nach 5 Stunden und 53 Minuten die Ziellinie überquere. Nach der Erstversorgung am Kuchenbuffet und einer Dusche löse ich meinen Essens-Bon in Form eines guten Gulasch samt Nudeln ein und hydriere mich mit Hopfensaft.

Ich darf heuer nach meinem Sieg beim 6-Stunden-Lauf in Oberwart zum zweiten Mal in meinem Läuferleben auf ein Siegerpodest, denn bei den Steirischen Meisterschaften schaffe ich es in meiner Altersklasse tatsächlich auf den zufriedenstellenden 2. Platz. Mir wird die Silbermedaille verliehen und so darf ich mich ab sofort als Steirischer Altersklassen-Vizemeister im Trail-Marathon bezeichnen ;-). Während andere bestimmt bis tief in die Nacht mit Natascha S. abfeiern, fahre ich nach Hause. Ich habe nämlich auch eine Natascha S. zu Hause. Und einen Sohn, den ich bevor er zu Bett geht, mit meiner Medaille imponieren muss.

Fazit

Der Stanzer Trailrun ist anspruchsvoll und in eine sehr schöne Landschaft gebettet, wenngleich der Nebel einer Fernsicht im Weg gestanden ist. Die Organisation hat keine Schwächen erkennen lassen. Die zahlreichen Helfer waren stehts gut gelaunt, hilfsbereit und motivierend. Die Strecke war bis auf wenige Ausnahmen unmissverständlich beschildert, die Labestellen waren ausreichend bestückt. Ich werde in den kommenden Jahren wohl wieder in Stanz am Start stehen.

16.09.2017: Stanzer Trailrun - Laufbericht


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Mittwoch, 21. Juni 2017

17.06.2017: mozart100 / Salzburg - Laufbericht

Drei Buchstaben bestimmen meine Gedanken: DNF! Ein "did not finish" ist präsent wie noch nie in meinem Läuferleben. Es ist kurz nach 5 Uhr morgens, ich bin noch keine 3 Kilometer gelaufen, doch die Laufklamotten sind bereits schweißgetränkt. Mir ist übel und ich fühle mich kraftlos. Die Pace liegt bei nicht sonderlich schnellen 7 Minuten für die ersten flachen Kilometer durch die Hellbrunner Allee, trotzdem verlangt sie mir große Kraftanstrengung ab. Mein Körper scheint mir unmissverständlich signalisieren zu wollen, dass er heute für 105 Kilometer mit 4700 Höhenmeter nicht bereit ist.

Rückblick

Ich reise Freitag Mittag bequem und stressfrei mit dem Flix-Bus von Graz zur Mozart-Stadt. Mein erster Weg führt mich in den Europark, wo im Hervis-Shop die Startunterlagen bereit liegen. Neben der personalisierten Startnummer mit inkludiertem Zeitnehmungschip ist das Generali-Startsackerl mit einem Schlauchtuch, Keksen, einem Eiweißgetränk und einer Flasche Wasser bestückt. Auch ein kleiner, faltbarer Race-Guide ist dabei.

Nach dem Hotel-Check-in fahre ich per Salzburger O-Bus zum Start-/Zielbereich am Residenzplatz. Hier findet heute das offizielle "Race Q&A" (Fragen und Antworten zum Rennen) statt. Bei einem kühlen alkoholfreien Bier, gemütlich an einem Biertisch unter dem Festzelt sitzend, lausche ich den informativen und teils humorvollen Erläuterungen der beiden Moderatoren zu Streckenverlauf, Pflichtausrüstung, Zeitnehmung mit CUT-OFF-Limits etc. in deutsch und englisch.

Die Kreislaufprobleme, mit denen ich zu kämpfen habe, sind selbstgemacht. Obwohl ich es besser wissen sollte, esse ich recht spät am Abend. Am Teller liegt neben einem Stück Hühnerfleisch auch fetter Speck und eine sehr rahmige Sauce. Alles in allem sehr "rich", würde meine Schwiegermutter sagen. Ich schlafe kurz und schlecht. Zu schwül ist das Raumklima im Hotelzimmer, zu hellhörig die Wände. Trotz Völlegefühl frühstücke ich knapp 2 Stunden vor dem Start mit Widerwillen mein bewährtes Frühstück bestehend aus Honig- und Nutellabrötchen.

Ein Taxi bringt mich um 04:15 Uhr zum Residenzplatz. Bereits im Wagen habe ich kalten Schweiß auf der Stirn und fühle mich sehr unwohl, als ich die letzten Vorbereitungen für meinen Start beim mozart100 treffe.

mozart100 2017
Ich gebe den Kleidungsbeutel und das Drop-bag ab. Das Drop-bag wird vom Veranstalter nach Fuschl transportiert und ich kann im Verlauf des Rennens zwei mal (bei km 31 und km 74) darauf zugreifen. Gefüllt habe ich mein Bag mit Ersatz-Gels, einem Ersatz-Shirt, Ersatz-Socken und einer Stirnlampe. Die Stirnlampe und eine Langarmjacke (bei mir vom Start weg im Laufrucksack) wird zur Pflichtausrüstung, wenn der Checkpoint Fuschl bei km 74 nach 16.30 Uhr verlassen wird und Salzburg voraussichtlich nicht mehr bei Tageslicht erreicht werden kann.

Weitere Pflichtausrüstungsgegenstände sind eine Signalpfeife und ein faltbarer Becher. Die Einhaltung dieses Reglements wird beim Zutritt zum Startbereich überprüft. Zusätzlich empfohlen werden Trailschuhe sowie ein Mobiltelefon. Trailstöcke sind erlaubt; daher führe ich welche mit. Ich habe sie im Rucksack verstaut und plane nach Studium des Streckenprofils, ab Fuschl die Stöcke zu verwenden. Diese sollen mir den Aufstieg in steilen Passagen, aber vor allem die Downhills auf teils technisch sehr anspruchsvollem Terrain erleichtern.

Der Race-Direktor begrüßt uns Läufer persönlich mit Handschlag und wünscht uns Glück für die bevorstehende Herausforderung. Pünktlich um 05:00 Uhr wird der mozart100 gestartet und ich verlasse gemeinsam mit 302 Laufverrückten die Salzburger Innenstadt Richtung Südosten.

Was ist der "mozart100"?

(c) by mozart100
Die Mozart-Stadt Salzburg dient zum bereits sechsten mal als Bühne für Österreichs wohl schönsten Ultra-Panoramalauf, genannt mozart100. Dieser Ultralauf verlangt mit 105 Kilometer Länge, den fordernden 4700 Höhenmetern und seiner sehr anspruchsvollen Streckenführung von Körper und Geist alles ab. Zudem zählt der mozart100 zur Ultra-Trail World Tour 2017 und dient als Qualifikationslauf für den wohl geschichtsträchtigsten Ultra-Trail, dem Western State 100 Endurance Run in Kalifornien.

Gelaufen wird mit Ausnahme von vielleicht vier handvoll geteerten Straßen-Kilometern auf wunderbaren Trails, oft auf Single-Pfaden im Wald und auf Wiese, auf Steigen, über Stufen und auf Schotterwegen.

Alternativ stehen mit dem Scenic Ultra über 62 Kilometer, dem Scenic Marathon über die klassische Marathondistanz von 42,2 Kilometer, dem Scenic Light über 30 Kilometer sowie dem City Trail mit einer Distanz von 12,5 Kilometer weitere Bewerbe für Läufer oder Nordic Walker zur Auswahl.

Ob ich es beim Mozart 100 ins Ziel geschafft habe, kann in meinem Buch nachgelesen werden:

BUCHPROJEKT "Lebenstraum Western States 100 - Erlebnisberichte eines (Ultra-)Läufers"

Ich habe beschlossen, meinen Weg nach Auburn in Buchform zu verfassen. Die Reise nach Palisades Tahoe (vormals Squaw Valley) hat bereits vor einigen Jahren begonnen, als ich meine Liebe zum Trailrunning entdeckt und das erste Mal über diesen geschichtsträchtigen 100-Meilen-Lauf durch die Wildnis der Sierra Nevada gelesen habe.

Das am 02.03.2023 veröffentlichte Buch beinhaltet auf über 200 Seiten Erlebnisberichte von ausgewählten Läufen, die Beschreibung des WSER-Losprozesses, die Teilnahme an den Lotterien, Einblick in mein Training und natürlich den vollständigen und umfangreichen Laufbericht meiner Teilnahme am WSER.

Das Buch kann direkt über mich, aber auch über den Online-Shop der Buchschmiede und natürlich auch über den stationären oder Online-Buchhandel bezogen werden.



17.06.2017: mozart100 / Salzburg - Laufbericht


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Sonntag, 21. Mai 2017

20.05.2017: 6-Stunden-Lauf Oberwart - Laufbericht

Social Media sei Dank! Denn ohne Facebook hätte ich wohl kaum von dieser durch Peter Linsbauer und seinem Team mit viel Herzblut organisierten Laufveranstaltung in Oberwart erfahren.

Es stehen ein 6-Stunden-Ultralauf oder die Marathon-Distanz zur Auswahl. Ein weiterer langer Lauf passt wunderbar in meine Vorbereitung zum mozart100, wenngleich diesem Rundkurs die mir notwendigen Höhenmeter fehlen. Aber die Aussicht auf einen laut Veranstalter gastfreundlichen, familiären und einzigartigen Lauf lässt euphorisch meine Nennung für den 6-Stunden-Lauf durchführen. Dieser Spontanität ist auch zu verdanken, dass ich mit der Startnummer 101 am Start stehe. Diese Nummer sollte einem kenianischen Wunderläufer auf der Brust kleben, aber mir?

Mein Frühstück an Wettkampftagen besteht obligatorisch aus je einem Toast mit Honig und Nutella. Der Wetterfrosch verspricht recht warmes, windig bis stürmisches Frühsommerwetter. Die Anreise nach Oberwart beansprucht eine knappe Stunde. Parkplätze sind im Bereich der Sporthalle Oberwart, rund 500 Meter vom Start- und Zielbereich der Laufveranstaltung entfernt, zur Genüge vorhanden. Hier in der Sporthalle stehen auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung.

6 Stunden Lauf Oberwart Laufbericht
Der Start-/Zielbereich ist direkt vor dem Einfamilienhaus des Veranstalters platziert. Zelte für die Verpflegung und Rundenzähler sind aufgebaut. Tische, Bänke und Sonnenschirme stehen parat. Es scheint bei dieser Veranstaltung an alles gedacht zu sein. Hier findet auch die Ausgabe der Startnummer statt. Bereits die ersten Eindrücke bestätigen, dass das Motto der Veranstaltung "gastfreundlich - familiär - einzigartig" nicht bloß eine Phrase ist, sondern auch gelebt wird. Überall finden sich freudig strahlende, überaus hilfsbereite Menschen. Zur personalisierten Startnummer werden ein Goody-Bag mit Obst, einem Gebäck, Nudeln sowie einer guten Flasche Wein vom Weingut Hillinger überreicht. Das Startgeld war übrigens frei wählbar und kommt zur Gänze einem karitativem Zweck zu Gute. Ich nutze die Zeit bis zum Start für den einen oder anderen small talk mit Mitstreiter und Helfer und genieße die ungezwungene Stimmung. Der Wetterfrosch scheint recht zu behalten, denn das Thermometer ist mittlerweile auf gut 20 Grad geklettert.

Kurz vor dem Start findet die offizielle Begrüßung durch Peter statt. Details zum organisatorischen Ablauf der beiden Bewerbe werden erläutert. Rundenzähler, Helfer beim Verpflegungsstand und der Moderator, zugleich auch für die Wahl der Musik verantwortlich, werden vorgestellt. Auch eine persönliche Bekanntmachung aller Starter darf nicht fehlen. Tatsächlich werden wir alle namentlich aufgerufen und von der Runde mit Applaus bedacht. Erst später werde ich genauer erfahren, welche geballte Ladung an Marathonfinisher hier und heute mit mir am Start stehen.

Leider macht Peter auch die Mitteilung, dass diese Veranstaltung heuer zum letzten mal stattfinden wird. Ursprünglich haben 30 Teilnehmer genannt. 19 Starter wollten auf die Marathondistanz gehen, 11 Läufer die Herausforderung 6-Stunden-Lauf annehmen. Leider gab es kurzfristig einige Absagen. Schade! Es ist für mich schwer nachvollziehbar, warum dieses Event nicht längst mit der maximalen Teilnehmerzahl von 40 Startern ausgebucht ist. Es mangelt hier an nichts. Es ist an alles gedacht. Mehr Gastfreundlichkeit geht nicht!

Pünktlich um 10.00 Uhr erfolgt der Startschuss und auch die digitale Uhr wird in Bewegung gesetzt. Letztendlich machen sich 22 Teilnehmer auf den Weg. Die Teilnehmer des Marathons werden die erste Runde bewusst verkürzen, um mit weiteren 29 vollen Runden auf die geforderte Marathondistanz von 42,195 km zu gelangen.

Es ist meine zweite Teilnahme an einem 6-Stunden-Lauf. Im Vorjahr schaffte ich bei meiner Premiere in Steyr eine Distanz von knapp 56 Kilometer. Damals hatte ich mich auf diesen Wettkampf bewusst vorbereitet, jedoch spielten mir Temperaturen von gut 30 Grad übel mit. Die Voraussetzungen heute sind andere. Dieser Wettkampf schließt lediglich eine sehr umfangreiche Trainingswoche auf meinem Weg zum mozart100 ab. Rund 65 Wochenkilometer stecken bereits in meinen Beinen. So wäre ich heute mit 50 gelaufenen Kilometern schon sehr zufrieden, gestehe ich mir beschwerlich lostrabend ein.

Nach dem die Marathonläufer die erste Runde nach rund 200 Meter beim Kreuzungspunkt Kopernikusgasse/Hegelgasse abkürzen, finde ich mich unerwartet an der Spitze des Feldes der Ultraläufer wieder. Ich erlebe gerade die ersten in Führung liegenden Meter meiner Laufkarriere. Meine Pace liegt bei rund 5:40 Minuten pro Kilometer. Das Wettkampfadrenalin lässt mich meine schweren Beine vorerst vergessen.

Der Rundkurs, eigentlich eine acht, ist 1423 Meter lang, durchgehend asphaltiert und weist keine Steigungen auf. Geisteswissenschaftler und Erfinder sind Namensgeber der Straßen und Gassen, die im Uhrzeigersinn durchlaufen werden. So starten wir in der Resselgasse, benannt nach einem der Miterfinder der Schiffsschraube. Im rechten Winkel gelangen wir in die Straße des Astronoms und Arztes Kopernikus. Für ein kurzes Stück führt uns die Laufstrecke an das rechte Ufer der Pinka, einem Nebenfluss der Raab. Über die Hegelgasse, benannt nach einem deutschen Philosophen, führt die Strecke via Schulgasse wieder zurück zu Start und Ziel.

Der unmittelbare Start-/Zielbereich ist für den Straßenverkehr gesperrt. Hier befindet sich auch der Labebereich. Das reichliche Angebot umfasst Elektrolytgetränke, Mineralwasser, stilles Wasser, Coca-Cola sowie Nudeln, Kuchen und Obst. Trotz der reichen Auswahl am Verpflegungsposten habe ich Gels, Salztabletten und Peronin in meiner Tasche, die ich neben dem Rundenzählertisch platzieren darf. Ich möchte unter großer Belastung nochmals die Verträglichkeit einiger Kalorienspender für den mozart100 testen. Auch ein Ipod liegt in der Tasche parat. Musik im Ohr soll mich nach Halbzeit weiter auf Trab halten. Die Rundenzählung erfolgt manuell. Das bedeutet, dass mein persönlicher Rundenzähler, in meinem Fall eine Rundenzählerin namens Sonja, die gelaufenen Runden händisch mitprotokolliert.

Was sich bei dieser familiären Veranstaltung im Start- und Zielbereich abspielt, ist kaum in Worte zu fassen. Unermüdlich werden wir Läufer über Stunden sehr persönlich von den Rundenzählern, den Zuschauern, den Helfern am Verpflegeposten und vom Moderator angefeuert, beklatscht, aufgemuntert. Auch an Musik fehlt es nicht. Fotografen sind über die ganze Zeit auf der Strecke zu sehen, die ebenfalls ausdauernd Foto um Foto machen, die in ein paar Tagen kostenlos im Internet anzusehen sein werden. Dixi? Klar, auch dafür ist gesorgt. Ich wiederhole mich: Es mangelt an nichts!

Seit einer Stunde laufe ich sprichwörtlich im Kreis. Ich erfreue mich Runde für Runde am herzlichen Durchlauf bei Start und Ziel. Es hat deutlich über 20 Grad Celsius. Dementsprechend labe ich mich alle zwei Runden bei Iso und Wasser. Vor rund 15 Minuten habe ich mein erstes von drei Gels geschluckt. Eine Salztablette wird in Kürze für den erforderlichen Mineralstaffausgleich sorgen. Meine Pace liegt nach wie vor deutlich unter 6 Minuten für den Kilometer und ich wähne mich immer noch in Führung. Marathonläufer sind von den 6-Stunden-Teilnehmer an der Startnummer gut zu unterscheiden. Bislang wurde ich von einer Handvoll Läufer überholt, die allesamt eine blaue beschriftete Startnummer getragen haben, also Läufer über die Marathondistanz sind. Mein aktuell schärfster Verfolger unter den Ultraläufern scheint Pascal mit der Startnummer 109 zu sein. Sein Rückstand beträgt ungefähr 120 Meter. Ich genieße meine Führung. Auch meine Beine, denn trotz vieler Trainingskilometer machen sie weiterhin gut Tempo.

Nach zwei Stunden habe ich rund 21 Kilometer auf der Guthaben-Seite. Das zweite Gel ist konsumiert und ich halte weiterhin an der Taktik fest, alle zwei Runden je einen Becher Wasser und Iso zu trinken. Ich habe Gefallen an der Tatsache gefunden, noch immer in Führung zu liegen. Meine Tagträume, hier vielleicht sogar einen Sieg einlaufen zu können, verschaffen mir Gänsehaut. Mein Verstand sagt mir klarerweise, dass es nach einem lächerlichen Drittel des Wettkampfes für solche Fantasien doch viel zu früh ist. Aber ich will auch mal zur Siegerehrung. Bis dato hat es nicht mal für einen Platz am Altersklassen-Podest gereicht.

Wind frischt auf und verursacht auf Teilstücken recht unangenehmen Gegenwind. Trotzdem ist es weiterhin sehr warm. Aber auch daran ist gedacht. So steht bei circa Halbzeit der Runde eine Wanne mit kaltem Wasser und Schwämmen zur Abkühlung parat. Das dritte und letzte Gel ist geschluckt und der Vorsprung auf Pascal, offensichtlich nach wie vor mein nächster Verfolger, ist auf rund 300 Meter angewachsen. Die Uhr zeigt Halbzeit. Sonja, meine Rundenzählerin, bestätigt die Anzeige meines Forerunners mit 32 gelaufenen Kilometern.

Ursprünglich habe ich geplant, mich ab der dritten Stunde vom Ipod bespielen zu lassen. Ich verschiebe diese Motivation um eine Stunde. Derweil läuft es auch noch ohne Musik-Doping gut. Das Ambiente der Veranstaltung ist Motivation genug. Meine Kilometerzeiten bleiben so wie der Abstand zum Verfolger konstant. Meine Beine haben sich offenbar damit abgefunden, heute weiter als die geplanten 50 Kilometer zu laufen. Die Atmosphäre dieses intimen Laufes gepaart mit dem unerwarteten Renngeschehen lassen schwere Beine vergessen. Im Gegenteil! Die Aussicht auf einen möglichen Spitzenplatz verleiht Flügel.

Die Marathondistanz ist nach exakt vier Stunden geschafft. Vor einer guten halben Stunde ging der Sieg im Marathonbewerb ex aequo an Dietmar Korntner und Otto Peischl. Dietmar, wie Otto ein Top-Ultraläufer, hatte bei jeder Überrundung einen motivierenden und lobenden Zuspruch parat. Meinen Plan, ab der dritten bis zur fünften Stunde das Peronin zu testen, habe ich verworfen. Peronin ist ein Fertiggericht-Pulver und spendet pro 100 Gramm nahrhafte und hoffentlich gut verträgliche 450 Kalorien. Es wird beim mozart100 meine erste Wahl zur Verpflegung zwischen den teilweise weit entfernten Labestellen sein. Zu groß ist nun jedoch die Angst, mein Körper könnte auf die ungewohnte Mahlzeit mit Unpässlichkeit reagieren. Mein Vorsprung ist aktuell bei rund zwei Minuten und langsam beginne ich wirklich daran zu glauben, heute das Ding nach Hause laufen zu können. Und einen über viele Stunden erkämpften Vorsprung möchte ich nicht am Dixi einbüßen. So wird der Test der Trockennahrung um eine Woche verschoben. Die drei Gels sind jedoch auch aufgebraucht. Fragt mich bloß nicht, warum ich nur drei Stück in meine Tasche gepackt habe. Die Lade zu Hause ist voll mit dem klebrigen Kram. Aber die Labestelle hält ohnehin alles bereit, was für einen erfolgreichen Lauf notwendig ist. Ab sofort schnappe ich mir jede zweite Runde ein bis zwei kleine Stücke Banane und einige Salzbrezel. Die Temperatur ist weiter gestiegen, sodass ich bald jede Runde zum Becher Wasser und Iso greifen werde.

Die Marathon-Teilnehmer haben nach und nach ihre Aufgabe erfüllt. Die Strecke leert sich. Ich laufe in Trance. Runde für Runde ziehe ich das Programm durch: Kopernikusgasse, Hegelgasse, rechtes Pinkaufer, Koperinkusgasse, Hegelgasse, Schwamm mit kaltem Wasser auf das Haupt, Schulgasse, Resselgasse, bei Start und Ziel Runde feiern und beklatschen lassen. Ein Läufertraum geht für mich heute in Erfüllung. Ich registriere, dass der Vorsprung auf meinen Verfolger immer größer wird. Ich kann die Pace halten. Das Gebein hat längst resigniert; der Geist hat das Sagen. Und der will sich heute die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen. Egal, dass in zwei Tagen wieder drei Stunden Trail-Lauf am Programm stehen, die wohl anstrengendste Trainingswoche für den mozart100 beginnt. Die Feste soll man feiern wie sie fallen. Und viele Gelegenheiten bekomme ich bestimmt nicht, um einen Gesamtsieg zu erlaufen.

Ich habe zum Ipod gegriffen. Musik von Pur treibt mich weiter voran. Songs wie "Es tut weh" oder "Engel sollen fliegen" verursachen zum wiederholten mal Gänsehaut. Ich bin nach fünf Stunden über 52 Kilometer weit gelaufen und habe Pascal überrundet. Jetzt bloß keine Kreislaufprobleme oder Muskelkrämpfe, wünsche ich mir von den Laufgöttern. 60 Kilometer sind geschafft. Ein paar Minuten bleiben noch. Ich schnappe mir mein Mobiltelefon aus der Tasche. Vollgepumpt mit Adrenalin rufe ich im Laufschritt meine Frau an. Ich quietsche ihr in meinem Hype ins Telefon, dass ich in wenigen Minuten meinen ersten Sieg feiern und das erste mal bei einer Siegerehrung aufgerufen werde. Und mache noch ein paar Fotos von der Strecke. Irre, was ich heute hier erleben darf.

Zielschuss! Schluss! Stop! Ich setze mich hin und warte auf die Restmetervermessung. Mein Forerunner zeigt mir 62,64 Kilometer an. Offiziell werde ich in der Ergebnisliste mit 61,97 Kilometer als Sieger des 6-Stunden-Laufes von Oberwart gewertet werden. Ich habe es geschafft! Ich könnte heulen vor Freude. Ich habe einen Laufbewerb gewonnen. Ich habe es nicht für möglich gehalten. Ich bin in dieser Woche nun in Summe 125 Kilometer gelaufen.

Ich werde beglückwünscht und mache mich in der nahe liegenden Sporthalle Oberwart für die Siegerehrung frisch.

Siegerehrung! Auch Vertreter aus Stadt- und Landespolitik sind eingetroffen. Bratwürste und ein Nudelgericht sowie ein isotonisches Hopfengetränk, vulgär Bier genannt, stehen wiederum gegen eine freiwillige Spende bereit.

Peter Linsbauer bedankt sich zur Einleitung bei Familie, Nachbarn, Freunden, unzähligen ehrenamtlichen Helfern für die Unterstützung in den letzten Jahren. Es klingt Wehmut aus seinen Worten. Aber es ist zu verstehen, dass man sich bei so viel Einsatz und Herzblut mehr Anerkennung und ein größeres Starterfeld wünscht. Auch statistische Zahlen dürfen nicht fehlen. Und die haben es wahrlich in sich. Sage und schreibe 1900 Marathons sind die heutigen Starter bislang gelaufen. Ein Teilnehmer finishte heute seinen 617. Marathon. Unglaublich! Unfassbar!

Und ich Grünschnabel darf auf die oberste Treppe des Podestes steigen. Ich genieße meine erste Siegerehrung. Neben einer wunderbaren, sehr wertig gefertigten Medaille, darf ich mit einem reichlich gefüllten Geschenkskorb nach Hause fahren.

Ich bedanke mich herzlich bei all den Mitwirkenden, dass ich dank Euch heute besondere und einmalige Stunden in Ausübung meiner sportlichen Leidenschaft erleben durfte.


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Samstag, 29. April 2017

Ernährungsstrategie Ultralauf

Da mit dem mozart100 bald mein erster richtig langer Ultralauf bevor steht, befasst sich dieser Bericht mit meiner Ernährungsstrategie während des Wettkampfes bei einer geplanten Laufzeit von rund 15 Stunden.

Ich selektiere aus einer Vielzahl von Informationen zum Thema Ernährung während eines Ultralaufes für mich wesentliche Eckdaten und erstelle mir auf deren Basis ein Konzept.

Mir scheinen folgende Fakten wesentlich:

Kohlenhydrate werden für die Körperfettverbrennung benötigt!
Es ist ein Balanceakt zwischen ausreichend Nahrung, um die Energiezufuhr nicht abreißen zu lassen, gleichzeitig aber mit zu hoher Nahrungskonzentration den Verdauungsapparat nicht unnötig zu belasten. Denn Magen-Darm-Verstimmungen können einen Ultralauf sehr schnell zum Albtraum machen bzw. ein DNF (did not finish) folgen lassen.

Grundsätzlich gilt: Je höher die Intensität, desto höher der Anteil von Energie, die aus Kohlenhydraten gewonnen wird. Schlussfolgernd ist es im moderaten Ultralauf-Tempo primär erforderlich, die Körperfettverbrennung aufrecht zu halten. Ich habe recherchiert, dass für eine funktionierende Körperfettverbrennung stündlich rund 100 kcal an Kohlenhydraten erforderlich sind. Da ein Gramm Kohlenhydrat rund 4 Kalorien liefert, müssen stündlich 25 Gramm Kohlenhydrate zu sich genommen werden. Damit hält man die Körperfettverbrennung aufrecht.

Um auf langen Läufen jedoch nicht nur die Körperfettverbrennung aufrecht zu halten sondern auch das Energiedefizit ein wenig auszugleichen bzw. die Beinmuskulatur "bei Laune zu halten", wird folgende Formel zur Errechnung der erforderlichen Kohlenhydrate empfohlen:

Körpergewicht * 0,7 = Kohlenhydraterfordernis in Gramm je Stunde

Das ergibt bei mir ein Erfordernis von 55 Gramm Kohlenhydraten je Stunde, was rund 220 Kalorien entspricht. Will man die Ernährung optimal lösen, dann sollten sich diese Kalorien aus rund 70 Prozent Kohlenhydraten-, 10 % Eiweiß- und 20 % Fett-Anteilen zusammensetzen.

Erfordernis: rund 220 Kalorien pro Stunde, vornehmlich in Form von Kohlenhydraten!

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Basisch, leicht verdaulich, in kleinen Happen, vom Veranstalter bereitgestellt!
Alleine diese Erkenntnis reicht jedoch nicht für eine Ultralauf-Ernährungsstrategie. Die Nahrung soll nämlich nicht nur reich an Kohlenhydraten, sondern auch basisch, also nicht säurebildend, sein. Denn eine Übersäuerung kann wiederum zu Störungen des Magen-Darm-Traktes und des Stoffwechsels führen und schwächt folglich die Leistungsfähigkeit. Übersäuerung kann mitunter sogar Ursache für vermehrte Blasenbildung sein. Zudem soll die Nahrung in kleinen Portionen zugeführt werden, leicht verdaulich sowie weich bzw. gut kaubar sein.

Der Energienachschub muss regelmäßig erfolgen, trotzdem muss gerade beim Verzehr von verschiedenen Nahrungsmitteln auf ausreichend Abstand zwischen den kleinen Mahlzeiten geachtet werden. Ich plane daher, halbstündig kleine Happen zu mir zu nehmen. Mein Verdauungstrakt soll sich erst gar nicht daran gewöhnen, ausschließlich mit den eigenen Energy-Gels zu funktionieren. Daher ist es mir wichtig, mich mit der vom Veranstalter angebotenen Nahrung zu laben.

Laut Wettkampf-Ausschreibung steht an den Verpflegestellen des mozart100 folgendes Speisen-Angebot zur Auswahl: Äpfel, Bananen, Brot mit Aufstrich, Gel (Marke wird noch bekannt gegeben), Kuchen, Orangen, Riegel (Marke wird noch bekannt gegeben), Rosinen, Salzgebäck, Tomaten, Wassermelonen.

Nun bin ich während des Laufens kein Fan von Äpfel, Aufstrichbroten, Rosinen und Tomaten. So wird sich meine persönliche Ernährung während des mozart100 auf (reife) Bananen, Orangen, Wassermelonen und Kuchen beschränken. Zumal weiches, reifes Obst den Anforderungen einer basischen, leicht verdaulichen und kohlenhydratreichen Nahrung sehr gut entspricht.

Da die Labestationen sich in rund 10 bis 15 km Entfernung zueinander befinden und je nach Streckenbeschaffenheit sich durchaus eine Laufzeit von 1,5 bis deutlich über 2 Stunden ergeben kann, ist eine Zwischenverpflegung erforderlich. Ich muss daher im Laufrucksack weitere Nahrung mitführen. Energiereich, gut verträglich, kleines Volumen sind hier die Vorgaben.

Für diese Zwecke bietet sich jedenfalls das Energie-Gel meines Vertrauens an. Das von mir ausgiebig getestete und für magenfreundlich befundene Produkt liefert 108 kcal. Aber auch Datteln werden sich in meinem Rucksack befinden. Das sogenannte "Brot der Wüste" liefert pro Stück stolze 40 Kalorien. "Herzhaft" muss auch sein. So werde ich mir zusätzlich ein paar Mini-Käselaibchen mit auf den Weg nehmen.

EDIT:

Eher durch Zufall wurde ich auf das Produkt Peronin aufmerksam. Peronin ist kein herkömmliches Energiegetränk sondern eine Komplettnahrung, der wichtige Vitamine und Mineralstoffe beigesetzt sind. 100 Gramm Peronin-Pulver werden mit 400 ml Wasser vermengt. Die daraus gewonnenen gebrauchsfertigen 500 Gramm Peronin liefern 453 Kalorien. Das Pulver gibt es in den Geschmacksrichtingen Kakao, Orange und Vanille.

Ein großer Vorteil von Peronin besteht laut Angabe des Herstellers darin, dass der Magen mit der Aufnahme weniger als zehn Minuten belastet ist.

Ich werde bei einem meiner abschließenden langen Dauerläufe Peronin auf Verträglichkeit testen.


Mengenlehre!
Um einen groben Überblick zu behalten, in welcher Nahrung welche Anzahl von Kohlenhydraten bzw. Kalorien stecken, hilft mir diese Übersichtstabelle:









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Flüssigkeitsaufnahme und Salzausgleich!

Die Faustformel beziffert die erforderliche Flüssigkeitsaufnahme mit 20/200. Will heißen, alle 20 Minuten sollen rund 200 Milliliter Flüssigkeit getrunken werden. Eine gute Hydrierung ist wichtig, um den Stoffwechsel in Trab zu halten.

Bei der flüssigen Ernährung werde ich mich auf stilles Mineralwasser beschränken. Zum vom Veranstalter angebotenen Cola werde ich bestenfalls auf den letzten Kilometern greifen, zum isotonischen Getränk bei Bedarf.

Erfordernis: 200 ml stilles Mineralwasser alle 20 bis 30 Minuten!

Auf langen Läufen in Kombination mit hohen Temperaturen neigten meine Oberschenkel dazu, zu verkrampfen. Ich habe im letzten Jahr mit Salztabletten gute Erfahrungen gemacht. Daher werden auch beim mozart100 einige Salztabletten in meiner Hosentasche sein.

Erfordernis: Salztablette alle 3-4 Stunden!


Die finale Strategie wird festgelegt, sobald vom Veranstalter die konkreten Positionen der Verpflegestellen bekannt gegeben werden.

Soweit die Theorie! Wie es mir im wirklichen Läuferleben ergangen ist, könnt Ihr nach dem 17. Juni 2017 hier in meinem Blog nachlesen.



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Donnerstag, 20. April 2017

MOUNTOPIA - Meine Challenge

In den letzten Tagen habe ich auf meiner Facebook-Seite des öfteren meine TIMELINE von MOUNTOPIA geteilt. Was hat es damit auf sich?



MOUNTOPIA ist eine von Dynafit ins Leben gerufene Challenge und bietet die Gelegenheit, sich seinen sportlichen Traum zu vewirklichen. Neben einem neuen Dynafit-Outfit und einer finanziellen Unterstützung mit sage und schreibe bis zu 8.000 Euro steht bei der Umsetzung der Challenge ein Top-Athlet mit Rat und Tat zur Seite.

Mein MOUNTOPIA ist zweifelsfrei die Teilnahme am Western State 100 Endurance Run in Kalifornien. Von Squaw Valley geht es über 160 km lange Trails bis nach Auburn. Dafür stehen maximal 30 Stunden Zeit zur Verfügung.

Um dieses Projekt zu realisieren, werden neben Ausdauer und Wille auch viele Euros für Flüge Unterkünfte, Begleitfahrzeug, Startgeld etc. benötigt. Dieses Package zu gewinnen, wäre natürlich ein absoluter Traum.

Auf der Website von MOUNTOPIA gilt es eine TIMELINE regelmäßig mit Trainingsfotos zu befüllen. Und genau mit diesen hochgeladenen Fotos sollen so viele Likes als möglich gesammelt werden. So möchte ich Euch bitten, von Zeit zu Zeit die von mir geposteten Fotos auf meiner TIMELINE zu liken (Klick auf´s Herz).

Hier der Link zu Wolfgang Kölli´s MOUNTOPIA:
https://www.mountopia.com/timelines/wolfgang-kolli

Wer es mit seinem MOUNTOPIA bis zum 29. Mai 2017 in die TOP-10 des Ranking schafft, ist dem Traum schon einen sehr großen Schritt näher gekommen. Nach weiteren vier Wochen wird dann der Sieger der MOUNTOPIA 2017 von Dynafit bekannt gegeben.

Vielen Dank für Eure Unterstützung!


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Freitag, 10. März 2017

WSER: Go west!

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Das Rennen - 100 Meilen von Squaw Valley nach Auburn


Der Western State 100 Endurance Run in Kalifornien/USA ist das älteste und geschichtsträchtigste 100-Meilen-Langstreckenrennen der Welt. Und mein großes läuferisches Ziel ist es, einmal (vielleicht ja sogar schon im Sommer nächsten Jahres) an der Startlinie dieses Laufes zu stehen.

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Das Rennen startet in Squaw Valley, Austragungsort der olympischen Winterspiele 1960, und verlangt von den Teilnehmern von Beginn an alles ab. Denn es geht nach dem Start direkt dem Emigrant-Pass hoch. Auf rund 8 Kilometer warten die ersten 800 Höhenmeter. Hat man diese erste Hürde erklommen, sind es nur noch 152 Kilometer bis ins Ziel ;-).

Die Strecke führt auf historischen Pfaden des Western State Trails bis nach Auburn. Entlang der 100 Meilen sind mehr als 5000 positive Höhenmeter zu erklimmen sowie rund 8000 negative Höhenmeter zu laufen, bevor nach längstens 30 Stunden (offizieller Zielschluss) die Ziellinie an der Placer High School in Auburn überquert sein muss. Der Top-Athlet Jim Walmsley hält seit dem Jahr 2019 den Streckenrekord mit der Fabelzeit von 14 Stunden und 9 Minuten.

Den Läufern erwarten auf den Bergpässen Schneefelder, während in den verstaubten Schluchten der Canyons Temperaturen von meist deutlich über 30 Grad Celsius den Schweiß zum fließen bringen. Dem nicht genug, gilt es nach rund 78 Meilen einen Fluss zu durchqueren. Je nach Wettersituation kann hier der American River mit bis zu hüfthohem, kalten Wasser aufwarten.

Vorausgesetzt man zählt nicht zu dem einen Drittel, das den Lauf aus den verschiedensten Gründen nicht erfolgreich beenden kann, erhält man im Ziel das Objekt der Begierde, eine bronzene Gürtelschnalle. Überquert man die Ziellinie in Auburn sogar innerhalb von 24 Stunden, ist die Gürtelschnalle in schickem silber gehalten. Die Gürtelschnalle als Symbol des erfolgreichen Finish ist ein Relikt aus der Zeit, als das Western State 100 ein Rennen für Reiter und Pferd war. 1974 stand jedoch ein gewisser Gordy Ainsleight, dessen Pferd lahmte, zu Fuß am Start. Gordy kam tatsächlich nach knapp 24 Stunden noch vor einigen Reitern mit Pferd ins Ziel. Der Western State 100 Endurance Run war geboren. Zur Gürtelschnalle bekommt der erfolgreiche Finisher den Eintrag in die offizielle Ergebnisliste des Rennens. Und in diesem "Geschichtsbuch der Langstreckenläufer" soll auch mein Name für ewig stehen: Wolfgang Kölli / Austria. Wenn ich richtig informiert bin, hat bislang erst ein Österreicher diesen Lauf erfolgreich gefinished.

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Gründe für das Scheitern an einem solchen Langstreckenlauf gibt es genügend: Dehydration, Hypertonie, Muskelverletzungen, durch Stürze verursachte Knochenbrüche, Hitzeschläge, oder einfach das nicht Erreichen der Cut/off-Zeiten (sprich, man ist zu langsam). Aber auch bzw. gerade der Geist muss bei einem solchen Rennen topfit sein. Der Läufer muss sich bewusst sein, dass er stundenlang alleine auf schmalen Bergpfaden und Talsohlen laufen wird. Checkpoints bzw. "Aid - Stations" sind rar; zu unwegsam ist das Gelände. So sind viele Teilnehmer mit einem persönlichen Begleitläufer unterwegs. Diese Begleiter dürfen in keinster Weise unterstützend eingreifen und dienen lediglich dazu, in einem Gebiet, wo Klapperschlangen, Bären und Berglöwen heimisch sind, Sicherheit zu geben. Wer nicht auf gesamter Strecke einen Begleitläufer zur Seite hat, sollte diese Möglichkeit zumindest für die letzten 38 Meilen, die für den Großteil der Teilnehmer in den Nachtstunden zu laufen sind, in Betracht ziehen. Dank einer "Begleitläuferbörse" kann man sich online eine passende Begleitung buchen.

Rund 1500 freiwillige Helfer stehen dem Veranstalter jedes Jahr zur Seite. Da es nur wenige Stellen gibt, die mit einem fahrbaren Untersatz erreichbar sind, muss die Verpflegung und medizinische Ausrüstung teilweise per Fuß zu den Checkpoints transportiert werden. Allein an der Flussüberquerung werden die Läufer von rund 120 Freiwilligen supported.


Die Qualifikation

Um am Western State 100 Endurance Run teilnehmen zu können, muss man sich bei einem Qualifikationsrennen eine Anmeldeberechtigung verdienen. Weltweit stehen rund 100 solcher Qualifikationsläufe zur Auswahl. Diese Rennen haben eine Länge von zumindest 100 Kilometer, haben Trail-Charakter, beinhalten viele Höhenmeter und müssen je nach Schwierigkeitsgrad innerhalb einer bestimmten Zeit erfolgreich beendet werden.

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In Österreich finden zwei Ultraläufe statt, die auch der Zulassung zum Western State 100 Endurance Run dienen: Der Großglockner Ultra Trail sowie der mozart100. Ich habe mich für den mozart100 in Salzburg entschieden und bin bereits genannt. Dieser Lauf findet im Juni statt und als Qualifikationsnorm für den Western State 100 Endurance Run gilt hier eine Finisherzeit von unter 17 Stunden. Der Lauf führt über 102 Kilometer von Salzburg durch die Region Fuschlsee bis hin zum Wolfgangsee und wieder retour nach Salzburg. Durch die Überquerung von Zwölferhorn, Schafberg und Nockstein summieren sich die Höhenmeter auf rund 4000.

Weitere Qualifikationsläufe finden in unseren Nachbarländern z.B. mit dem Zugspitz Ultratrail in Deutschland oder mit den die 100 Meilen von Istrien in Kroatien statt.


Die Lotterie

Hat man die Qualifikationsnorm in der Tasche, steht einem noch Göttin Fortuna im Weg. Ist man nämlich keiner der Weltbesten mit einer Startplatzgarantie, so muss man bei der Startnummern-Lotterie auf Losglück hoffen.

Um die amerikanischen Trails zu schützen, sind auf Basis des kalifornischen Wildnisgesetzes jährlich lediglich 369 Starter für den Western State 100 Endurance Run zugelassen. Im Jahr 2017 bewarben sich über 4000 Ultraläufer um einen dieser begehrten Startplätze.

Die Lotterie für das Rennen 2018 findet öffentlich am 2. Dezember 2017 an der Placer High School in Auburn statt und wird live im Internet übertragen. So ich im Juni den mozart100 erfolgreich finishen werde, wird sich im Dezember 2017 auch mein Name in der Lotteriebox befinden. Und dann heißt es kräftig Daumen drücken und vielleicht heißt es ja dann im Juni 2018 "go west!".


WSER: Go west!


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Mittwoch, 14. September 2016

10.09.2016: 6-Stunden-Lauf in Steyr - Laufbericht

6 Stunden Lauf Steyr
Auf der gut zwei Stunden dauernden Fahrt nach Steyr habe ich Zeit, meine zurecht gelegte Taktik zu verinnerlichen. Ich plane einen gleichmäßigen Lauf über 6 Stunden mit dem Ziel, die 60 Kilometer-Marke zu knacken. Folglich soll sich meine Pace bei rund 5:50 km/min einpendeln, damit mir alle paar Kilometer ausreichend Minuten zur stressfreien Aufnahme von Flüssigkeit und fester Nahrung zu Verfügung stehen. So weit die Theorie!

Im "wirklichen" Läuferleben sind meine Gebeine nach der rund 150 minütigen Autofahrt schwer. Die schlafarme letzte Nacht, die lange Anreise und der Ausblick auf sommerliche Temperaturen mit Höchstwerten um die 28 Grad oder mehr lassen die Motivation auf einen Tiefpunkt sinken. Zweifel über die Erreichbarkeit des Zieles suchen mich heim. Ich fühle mich in Steyr plötzlich fehl am Platz.

Die Psyche in eine positive Richtung zu lenken, tut jetzt Not. Die Vorstellung des Glücksgefühls bei Erreichen der erhofften Distanz, leuchtende Kinderaugen beim Spielen mit dem von mir "erlaufenen" Kinderfahrzeug (siehe Spendenlauf) und Gedanken an meine Familie, die ich heute Abend wiedersehen werde, hieven mich aus dem moralischen Tief und lassen mich zum Wettkampfbüro gehen, um die Startunterlagen abzuholen.

Der administrative Teil gestaltet sich unkompliziert. Neben der Startnummer 22 erhalte ich im Goody-Bag neben üblichen Zugaben wie Mini-Toilettartikel, eine Flasche Apfelsaft, reichlich Informationslektüre auch - am heutigen Hitzetag beinahe provokant - einen Regenschirm. Bloß der bei solchen Veranstaltungen übliche Haftungsausschluss mit ".... nehme zur Kenntnis, dass .... blabla das Risiko von schweren Verletzungen bis hin zum T-Wort"  jagt mir immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken.

Gemeinsam mit mir stehen rund 80 Einzelstarter des 6-Stunden-Laufes sowie eine Schar an Staffelläufer pünktlich um 10.00 Uhr am Start. In meiner Hosentasche befinden sich drei Salztabletten, die ich alle 90 Minuten zu mir nehmen werde. Dadurch erhoffe ich mir, von Muskelkrämpfen verschont zu bleiben.

Endlich geht es los. Die ersten beiden Runden nutze ich, um meinen Rhythmus zu finden. Zeit für das Streckenstudium werde ich noch zur Genüge haben. Immerhin muss ich für meine Zielerreichung den Kurs 44 mal umrunden. Bereits jetzt um 10 Uhr lässt sich erahnen, dass die Sonne heute gnadenlos sein und gehörig Schweiß fließen lassen wird. Ich entschließe mich frühzeitig, die Intervalle zur Flüssigkeitsaufnahme zu verkürzen und nehme meist alle zwei Runden Iso und Wasser zu mir.

Hinter der ersten Stunde ist ein Häkchen zu setzen. Nach 60 Minuten bin ich laut meinem Forerunner 10,4 Kilometer gelaufen. Der geübte Stundenläufer zählt Runden, nicht Kilometer. Aber dazu später noch mehr.

6 Stunden Lauf Steyr Streckenführung
Die Strecke selbst ist schnell beschrieben: Der 1369 Meter lange Rundkurs befindet sich im Industriegebiet von Steyr. Vom Start führt die Strecke vorbei an den Hallen von Kappa Filter Systems und Steyr Motors ein paar hundert Meter in nördliche Richtung, Hier wird auf Höhe der Werkshalle von NKE Austria kehrt gemacht und die selbige Gerade in südliche Richtung zurück gelaufen. Bevor uns eine Schleife mit 3 Höhenmeter wieder zu Start und Ziel leitet, ist die Labestation eingerichtet.

Hier stehen ein isotonisches Getränk von Nutrilite, Wasser sowie Mineralwasser, Cola, Bier und Apfelsaft bereit. Als feste Nahrung können Salzbrezel, Gurkenscheiben, Apfelspalten, Bananen, leckeren Kuchen, Kartoffel sowie Nudeln zu sich genommen werden.

Zwei Stunden sind gelaufen. Der Schweiß strömt aus allen Poren. Ich bin planmäßig on the Road. 20,6 Kilometer meldet mir Freund Garmin. Ein Moderator bemüht sich redlich, im Start-/Zielbereich für Unterhaltung und neueste Informationen zu sorgen. Ich trinke weiterhin alle zwei Runden Iso und Wasser, dazwischen nehme ich als feste Nahrung mal ein Stück Kuchen, ein paar Salzbrezel oder die eine oder andere Apfelspalte zu mir. Im späteren Verlauf des Rennens werde ich auch zu Cola und Bier greifen.

Ich bin versucht, mich für ein paar Runden vom Ipod begleiten zu lassen. Noch zu früh dafür, meldet sich das Gewissen! Es ist bestimmt ein Jahr her, dass ich mich auf einem Lauf von Musik ablenken habe lassen. Aber heute scheint es eine willkommene Abwechslung zu sein. Die Musikbegleitung wird auf Stunde fünf verschoben. Nach vier gelaufenen Stunden gilt es als vereinbart, dass ich mir als Belohnung den Ipod nehmen darf. Abgemacht!

Halftime! Die Beine fühlen sich geschundener an als ich es zu diesem Zeitpunkt erwartet habe. Ich halte mich zwar weiterhin mit einem deutlichen Plus an Strecke gut im Rennen, aber die hohen Temperaturen zehren an den Reserven.

Ein Blick auf den bei Start/Ziel installierten Live-Monitor verrät mir, dass ich 22 Runden gelaufen bin. Moment mal! Genau die Hälfte der von mir eingeforderten 44 Runden? Unter diesen Bedingungen ist "22 mal 1369" Meter eine anspruchsvolle Prüfung. Nach Adam Riese ergibt das Ergebnis eine gelaufene Streckenlänge von 30,1 km. Ein echter Schock, denn ich habe mich mit deutlichem Vorsprung auf mein Endziel im Rennen gewähnt.

Stimmt, ich habe mich von Anfang an nicht besonders auf die Ideallinie *) konzentriert. Dazu kommt der eine oder andere Meter Messabweichung meines GPS-Instrumentes. Der vermeintliche Vorsprung von einigen hundert Metern verpufft wie ein Tropfen Wasser auf dem heißen Asphalt des Steyr´s Rundkurs.

6 Stunden Lauf Steyr Laufbericht
*) Nach gut drei Stunden wähle ich bewusst die Linie eines führenden Läufers. Siehe da, ich verliere bis zum Zielschluss tatsächlich nur noch wenige Meter gegenüber der vermessenen Streckenlänge.

Die Motivation ist im Keller. Mit einem Schlag wird mir klar, dass die Zielerreichung nicht mehr realistisch ist. Ich muss mich aufrichten und suche nach positiven Aspekten. Ich führe mir vor Augen, dass ich mit den bereits erreichten 30 Kilometer schon eine Spendensumme von 180 Euro erlaufen bin. Das macht mich dann doch ein wenig Stolz und Plan B wird definiert: Minimalziel 55 Kilometer gilt es nun zu schaffen.

Die Strecke hat sich gefüllt. Um 13 Uhr sind die 3-Stunden-Läufer gestartet. Noch frisch und voller Elan teilen sie sich den Rundkurs nun mit uns.

Nach 29,5 Runden schließe ich die vierte Stunde ab. Die 40 (offiziellen) Kilometer sind geschafft. Noch exakt im 6-Minuten-Schnitt, aber ich habe zu kämpfen. Illusorisch zu glauben, dass ich das Tempo weitere zwei Stunden halten kann. Zeit für eine Belohnung. Ich halte kurz bei meiner am Streckenrand abgestellten Tasche und nehme den Ipod mit auf die folgenden Runden. Techno wie "Das Boot" bringt wieder etwas Schwung in meinen Laufschritt. Seiler und Speer´s schware Partie lässt mich schmunzeln . Beim Titel "Der Berg ruft" von K2 erinnere ich mich an den kürzlich gelaufenen Bergmarathon in Kainach bei Voitsberg (zum Laufbericht).

Trotz Salztabletten und regelmäßiger Flüssigkeitszufuhr krampft nun regelmäßig mein linker Oberschenkelmuskel und zwingt mich immer wieder zu kurzen Stopps oder Geh-/Humpelpausen. Nun ist es wirklich hart. Aber der Schmerz wird vergehen. So wie jedes mal. Und die Freude und der Stolz wird bleiben. Laufen, das ist mein Ding!

Mein Focus ist weiterhin auf das Erreichen der 55 Kilometer gerichtet. Nach fünf Stunden stimmen mich 35 gelaufene Runden bzw. 48 Kilometer zuversichtlich, den heutigen Wettkampf den Umständen entsprechend doch noch einigermaßen erfolgreich abzuschließen.

Die letzten 60 Minuten bringen mir weitere 8 Kilometer. Punkt 16 Uhr erklären abgeschossene Feuerwerksraketen die Veranstaltung für beendet. Ich halte an, setze mich hin und warte auf die Vermessung der restlichen Meter. Eine wunderschöne, von der Lebenshilfe Steyr gefertigte Finisher-Medaille wird mir um den Hals gehängt und eine Flasche alkoholarmes Bier kredenzt. Ich werde beim 6-Stunden-Lauf in Steyr letztendlich mit 55,772 Kilometer im offiziellen Endergebnis auf Rang 30 von 78 Startern klassiert sein.

Resümee? Ich kann den 6-Stunden-Lauf in Steyr als sehr gut organisierte Veranstaltung vorbehaltlos weiterempfehlen. Langeweile stundenlanges im Kreis rennen? Fehlanzeige! Die Jagd nach Kilometer in einer vorgegebenen Anzahl von Stunden ist faszinierend und ein weiteres Puzzleteil in der Bandbreite unseres Laufsports. Es wird nicht mein letzter Stundenlauf gewesen sein.

Ich bin jetzt ein Ultraläufer!

Es freut mich, sich wieder zu lesen ...
Wolfgang alias #42undmehr