Freitag, 10. März 2017

WSER: Go west!

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Das Rennen - 100 Meilen von Squaw Valley nach Auburn


Der Western State 100 Endurance Run in Kalifornien/USA ist das älteste und geschichtsträchtigste 100-Meilen-Langstreckenrennen der Welt. Und mein großes läuferisches Ziel ist es, einmal (vielleicht ja sogar schon im Sommer nächsten Jahres) an der Startlinie dieses Laufes zu stehen.

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Das Rennen startet in Squaw Valley, Austragungsort der olympischen Winterspiele 1960, und verlangt von den Teilnehmern von Beginn an alles ab. Denn es geht nach dem Start direkt dem Emigrant-Pass hoch. Auf rund 8 Kilometer warten die ersten 800 Höhenmeter. Hat man diese erste Hürde erklommen, sind es nur noch 152 Kilometer bis ins Ziel ;-).

Die Strecke führt auf historischen Pfaden des Western State Trails bis nach Auburn. Entlang der 100 Meilen sind mehr als 5000 positive Höhenmeter zu erklimmen sowie rund 8000 negative Höhenmeter zu laufen, bevor nach längstens 30 Stunden (offizieller Zielschluss) die Ziellinie an der Placer High School in Auburn überquert sein muss. Der Top-Athlet Jim Walmsley hält seit dem Jahr 2019 den Streckenrekord mit der Fabelzeit von 14 Stunden und 9 Minuten.

Den Läufern erwarten auf den Bergpässen Schneefelder, während in den verstaubten Schluchten der Canyons Temperaturen von meist deutlich über 30 Grad Celsius den Schweiß zum fließen bringen. Dem nicht genug, gilt es nach rund 78 Meilen einen Fluss zu durchqueren. Je nach Wettersituation kann hier der American River mit bis zu hüfthohem, kalten Wasser aufwarten.

Vorausgesetzt man zählt nicht zu dem einen Drittel, das den Lauf aus den verschiedensten Gründen nicht erfolgreich beenden kann, erhält man im Ziel das Objekt der Begierde, eine bronzene Gürtelschnalle. Überquert man die Ziellinie in Auburn sogar innerhalb von 24 Stunden, ist die Gürtelschnalle in schickem silber gehalten. Die Gürtelschnalle als Symbol des erfolgreichen Finish ist ein Relikt aus der Zeit, als das Western State 100 ein Rennen für Reiter und Pferd war. 1974 stand jedoch ein gewisser Gordy Ainsleight, dessen Pferd lahmte, zu Fuß am Start. Gordy kam tatsächlich nach knapp 24 Stunden noch vor einigen Reitern mit Pferd ins Ziel. Der Western State 100 Endurance Run war geboren. Zur Gürtelschnalle bekommt der erfolgreiche Finisher den Eintrag in die offizielle Ergebnisliste des Rennens. Und in diesem "Geschichtsbuch der Langstreckenläufer" soll auch mein Name für ewig stehen: Wolfgang Kölli / Austria. Wenn ich richtig informiert bin, hat bislang erst ein Österreicher diesen Lauf erfolgreich gefinished.

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Gründe für das Scheitern an einem solchen Langstreckenlauf gibt es genügend: Dehydration, Hypertonie, Muskelverletzungen, durch Stürze verursachte Knochenbrüche, Hitzeschläge, oder einfach das nicht Erreichen der Cut/off-Zeiten (sprich, man ist zu langsam). Aber auch bzw. gerade der Geist muss bei einem solchen Rennen topfit sein. Der Läufer muss sich bewusst sein, dass er stundenlang alleine auf schmalen Bergpfaden und Talsohlen laufen wird. Checkpoints bzw. "Aid - Stations" sind rar; zu unwegsam ist das Gelände. So sind viele Teilnehmer mit einem persönlichen Begleitläufer unterwegs. Diese Begleiter dürfen in keinster Weise unterstützend eingreifen und dienen lediglich dazu, in einem Gebiet, wo Klapperschlangen, Bären und Berglöwen heimisch sind, Sicherheit zu geben. Wer nicht auf gesamter Strecke einen Begleitläufer zur Seite hat, sollte diese Möglichkeit zumindest für die letzten 38 Meilen, die für den Großteil der Teilnehmer in den Nachtstunden zu laufen sind, in Betracht ziehen. Dank einer "Begleitläuferbörse" kann man sich online eine passende Begleitung buchen.

Rund 1500 freiwillige Helfer stehen dem Veranstalter jedes Jahr zur Seite. Da es nur wenige Stellen gibt, die mit einem fahrbaren Untersatz erreichbar sind, muss die Verpflegung und medizinische Ausrüstung teilweise per Fuß zu den Checkpoints transportiert werden. Allein an der Flussüberquerung werden die Läufer von rund 120 Freiwilligen supported.


Die Qualifikation

Um am Western State 100 Endurance Run teilnehmen zu können, muss man sich bei einem Qualifikationsrennen eine Anmeldeberechtigung verdienen. Weltweit stehen rund 100 solcher Qualifikationsläufe zur Auswahl. Diese Rennen haben eine Länge von zumindest 100 Kilometer, haben Trail-Charakter, beinhalten viele Höhenmeter und müssen je nach Schwierigkeitsgrad innerhalb einer bestimmten Zeit erfolgreich beendet werden.

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In Österreich finden zwei Ultraläufe statt, die auch der Zulassung zum Western State 100 Endurance Run dienen: Der Großglockner Ultra Trail sowie der mozart100. Ich habe mich für den mozart100 in Salzburg entschieden und bin bereits genannt. Dieser Lauf findet im Juni statt und als Qualifikationsnorm für den Western State 100 Endurance Run gilt hier eine Finisherzeit von unter 17 Stunden. Der Lauf führt über 102 Kilometer von Salzburg durch die Region Fuschlsee bis hin zum Wolfgangsee und wieder retour nach Salzburg. Durch die Überquerung von Zwölferhorn, Schafberg und Nockstein summieren sich die Höhenmeter auf rund 4000.

Weitere Qualifikationsläufe finden in unseren Nachbarländern z.B. mit dem Zugspitz Ultratrail in Deutschland oder mit den die 100 Meilen von Istrien in Kroatien statt.


Die Lotterie

Hat man die Qualifikationsnorm in der Tasche, steht einem noch Göttin Fortuna im Weg. Ist man nämlich keiner der Weltbesten mit einer Startplatzgarantie, so muss man bei der Startnummern-Lotterie auf Losglück hoffen.

Um die amerikanischen Trails zu schützen, sind auf Basis des kalifornischen Wildnisgesetzes jährlich lediglich 369 Starter für den Western State 100 Endurance Run zugelassen. Im Jahr 2017 bewarben sich über 4000 Ultraläufer um einen dieser begehrten Startplätze.

Die Lotterie für das Rennen 2018 findet öffentlich am 2. Dezember 2017 an der Placer High School in Auburn statt und wird live im Internet übertragen. So ich im Juni den mozart100 erfolgreich finishen werde, wird sich im Dezember 2017 auch mein Name in der Lotteriebox befinden. Und dann heißt es kräftig Daumen drücken und vielleicht heißt es ja dann im Juni 2018 "go west!".


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