Samstag, 4. Juni 2016

Datteln - Das Brot der Wüste

Datteln eignen sich Dank ihres hohen Zucker- und Kaloriengehaltes hervorragend als Wegbegleiter auf langen Läufen. 100 Gramm Datteln beinhalten über 60 Gramm Kohlenhydrate in Form von Frucht- und Traubenzucker, sodass die Dattel zu Recht auch das "Brot der Wüste" genannt wird.

Neben verschiedensten Vitaminen finden sich ebenso Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat, Eisen, Zink und auch Folsäure in Datteln.

Ich verzehre auf meinen langen Läufen pro 3/4 Stunde bis Stunde Laufzeit 1 Dattel. Auf Grund der relativ hohen Anzahl an Ballaststoffen, die bekanntermaßen die Verdauung fördern (bei Laufveranstaltungen nicht wünschenswert), habe ich mit dieser Dosierung die besten Erfahrungen gemacht.

Konkret enthalten 100 Gramm der mir vorliegenden getrockneter Datteln lt. Verpackungsaufdruck durchschnittlich:

294 Kalorien Energie
< 0,5 Gramm Fett, davon < 0,1 Gramm gesättigte Fettsäuren
65 Gramm Kohlenhydrate, davon 64 Gramm Zucker
8,7 Gramm Ballaststoffe
1,9 Gramm Eiweiß
0,09 Gramm Salz

Mengenangaben über enthaltene Vitamine und weiterer Elemente fehlen am Packungsaufdruck. Recherchen ergeben folgende weitere Inhaltsstoffe:

0,07 mg Vitamin B1
0,09 mg Vitamin B2
0,14 mg Vitamin B6
2,5 mg Vitamin C
0,02 mg Vitamin E
21 µg Folsäure
0,8 mg Pantothensäure
5 µg Biotin
6 µg Retinol
36 µg Carotin
2 mg Niacin
2,5 mg Eisen
50 mg Magnesium
60 mg Phosphor
60 mg Kalzium
650 mg Kalium



Empfehlung!
Mein Fazit: Klares "Daumen hoch" ob nun als Nahrung auf langen Dauerläufen oder als Ergänzung zu Gels oder Energieriegel in mehrstündigen Wettkämpfen.

Ebenso ist die Dattel auch als "Zwischendurch-Snack" hervorragend geeignet und stellt eine tolle Alternative zu Schokolade oder anderen "Dickmachern" dar.




Dienstag, 10. Mai 2016

Welschlauf 2016: Ein K(r)ampf mit der anspruchsvollen Strecke

Der Wecker des Smartphone´s klingelt. Zu diesem Zeitpunkt sitze ich jedoch bereits seit einer guten Stunde im Wohnzimmer und schlürfe den zweiten Kaffee. Die letzte aber auch vorletzte Nacht verläuft aus mir nicht ganz verständlichen Gründen sehr schlafarm. Lampenfieber?

Mein typisches Marathon-Frühstück bestand bisher immer aus einem Toast mit Honig und einem weiteren Toast mit Nutella. Wobei "typisch" relativ ist. Ich bin bislang erst 2 Marathons gelaufen; beide auf flacher Strecke in Graz. Das hier wird heute mein 3. Marathon und der erste mit richtig vielen Höhenmetern. Jedenfalls wird heute morgen auf Nutella verzichtet. Schokolade würde ohnehin nur sehr kurzfristig Energie spenden und meinen Blutzuckerspiegel prompt wieder sinken lassen. Statt dessen liegt ein Toast mit Honig und Bananenscheiben vor mit auf dem Frühstücksteller; dazu die mittlerweile dritte Tasse Kaffee sowie ein Glas Wasser.

Die Anreise zum Welschlauf* gestaltet sich für mich heute als Triathlon. Per Rad geht es zum Bahnhof Kalsdorf um dann mit der S-Bahn direkt zum Ziel des Marathons, nach Ehrenhausen, gebracht zu werden. In Ehrenhausen stehen Busse bereit, die die künftigen Marathonas und Marathonis zum Start nach Wies chauffieren. So können Frau und Kind später zum Zieleinlauf anreisen, um anschließend meinen geschundenen Körper nach Hause zu fahren.

*Der Welschlauf, ein landschaftlich wunderschöner Marathon im südwestlichen Bereich der Steiermark, wird vom Veranstalter selbst als schönster, schwierigster und geselligster Lauf bezeichnet. Er führt jährlich wechselnd von Wies nach Ehrenhausen (wie 2016) oder eben in umgekehrter Richtung von Ehrenhausen mit Ziel in Wies.

Auf dem Weg nach Wies knurrt mein Magen bereits. Mein Körper scheint zu wissen, dass für die bevorstehenden 42,2 Kilometer samt rund 1000 Höhenmeter mein Frühstück zu gering ausgefallen ist. In Wies hole ich die Startnummer ab, ziehe meine Laufklamotten an und gebe meinen Rucksack beim "Lumpentransport" ab. Und steuere die im unmittelbaren Startbereich errichtete Verpflegesstelle an. Ich gönne meinem Nachschub urgierenden Magen einen Becher Wasser sowie eine Banane. Das muss jetzt für die ersten Kilometer reichen. Der Welschlauf ist mit Verpflegesstellen üppig ausgestattet. Ein Gel befindet sich in meiner Hosentasche. Dieses soll bei rund Kilometer 27 mit 2 Becher Wasser in den Magen gespült werden und mir für einige Kilometer zusätzliche Energie liefern. Die beim letzten 40 km langen Lauf erprobten und für sehr gut befundenen Datteln habe ich nicht in der Hosentasche. Warum nicht? Keine Ahnung ...

Die Blasmusikkapelle sowie eine unterhaltsame Moderation lässt die letzte Stunde vor dem Startschuss im nu vergehen. Sogar ein Teilnehmer aus Indien wird begrüßt, zum Interview gebeten und mit Applaus bedacht, So erfahren wir, dass der ehrgeizige ältere Herr erst seit rund 40 Monaten regelmäßig läuft und es in dieser Zeit auf 40 Marathons gebracht hat. Der Welschlauf wird nach knapp 6 Stunden und 30 Minuten sein 41. Finish sein.

Ehrenhausen, noch 42,2 km entfernt
Pünktlich um 10 Uhr werde ich mit weiteren 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Marathons auf die Strecke gelassen. Ich versuche auf den ersten paar hundert Meter, die uns aus Wies führen, mein Tempo zu finden und bereits nach rund einem Kilometer geht die Strecke das erste mal aufwärts. Mein Marschplan sieht vor, dass ich den Zeitverlust, der sich beim bergauf rennen unweigerlich zu Buche schlagen wird, auf den Bergab-Passagen gut machen und spekuliere so mit einer durchschnittlichen Pace von rund 6 Minuten pro Kilometer, was eine Zielzeit von 4 Stunden und 12 Minuten ergeben soll. Insgeheim erhoffe ich mir ein Laufwunder und eine Zeit knapp unter der 4-Stunden-Marke, was mich im ersten Viertel des Läuferfeldes finishen lassen würde. Ich bin im Jahr 2015 einem Laufclub beigetreten, dem MT-Hausmannstätten. Da die Mädl´s und Jungs dieses "MarathonTeams-Hausmannstätten" wöchentlich mit TOP-Zeiten aufhorchen lassen, will Wolfgang sich ja nicht "blamieren".

Die Strecke führt nun bis ungefähr Kilometer 4 moderat aber stetig nach oben. Meine Kilometerzeiten unter 6 min/km lassen mich zuversichtlich stimmen. Die Ortschaften Kopreinig und St. Ulrich am Greith werden hinter uns gelassen und ich laufe mit dem Feld Richtung Obergreith.

Die nächsten Kilometer verlaufen ebenfalls sehr abwechslungsreich. Flache bis steile Anstiege, kurze ebene Passagen wiederum gefolgt von moderatem bis steilem Gefälle wechseln sich ab und gestalten den Lauf kurzweilig. Bei Kilometer 10 haben wir die Talsohle in Wuggau erreicht und laufen die nächsten Kilometer auf flachem Terrain Richtung St. Johann im Saggautal. Der Wettergott meint es heute besonders gut und schickt uns beinahe ungetrübten Sonnenschein. Und mir einen speziellen Mitläufer! Einen der Sorte von Windschattenläufer, die Platzangst auslösen, so dicht auflaufen, dass die Atemgeräusche direkt an mein Ohr gehörig nerven. Ich würdige ihn jedoch keines Blickes und lasse mir die "laufende" Unhöflichkeit wortlos gefallen.

St. Johann ist erreicht, Nun folgt ein beinahe ununterbrochener Anstieg bis zur Halbmarathonmarke. Mein Windschatten klebt nach wie vor an meinen Fersen. Ich fühle mich zu diesem Zeitpunkt hervorragend und spüre in den Anstiegen, dass sich die langen Dauerläufe mit integrierten Höhenmetern während der Vorbereitungszeit bezahlt machen. Trotz teilweise knackigen Anstiegen erreiche ich Kilometer 21,1 nach 2 Stunden und 2 Minuten im Soll. Ich reime mir zusammen, dass die Strecke auf Grund des Höhenprofils auf der zweiten Hälfte einfacher zu laufen ist und so scheinen mir die vorgenommenen 4 Stunden und 12 Minuten zu diesem Zeitpunkt sicher zu sein. Ja sogar eine Zeit unter der 4-Stunden-Schwelle kommt mir machbar vor.

Nachtrag zu meinem Schatten: Der musste wohl oder übel vor rund 2 Kilometer an mir vorbei, da ich bei einer Verpflegesstelle stehen geblieben bin und mir in Ruhe jeweils einen Becher Iso sowie Wasser und ein Stück Banane gegönnt habe. Nun ist er rund 100 Meter vor mir und ich fühle mich wieder frei.

Die Strecke verläuft nun leicht fallend und bald treffe ich auf Halbmarathon-Teilnehmerinnen und -teilnehmer. Diese starteten 2 Stunden später im Ort Leutschach und hatten die ersten 3 Kilometer steilen Anstieg hinter sich. Die bislang recht leere Laufstrecke füllt sich und die Überholvorgänge an langsameren Halbmarathonläufer vorbei machen mächtig viel Spaß. Richtig gelesen: Mein Jagdinstinkt wurde wieder geweckt und ich überhole fröhlich vor mich hin, teilweise mit viel zu hohem Tempo. Nicht daran denkend, dass ich einige Körner für die verbleibenden 17 - 18 Kilometer sparen sollte. Da fehlt es mir jedenfalls noch an entsprechender Erfahrung (und auch Disziplin) über lange Distanzen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und wo Dummheit ist, ist auch Konsequenz. Und so meldet sich das erste mal der hintere Oberschenkel meines rechten Beines zu Wort. Er gibt mir zu erkennen, dass er sich in naher Zukunft verkrampfen möchte. Mich verunsichert diese Vorwarnung, zumal ich in meinem Läuferleben erst einmal mit Muskelkrämpfen zu tun hatte. Und das war auf Kilometer 42 meines ersten Marathons. Aber jetzt schon? Noch fast 2 Stunden vor dem Ziel? Okay, ich schwitze angesichts des auf rund 25 Grad gekletterten Quecksilbers ungewohnt viel, aber ich trinke auch entsprechend an den Verpflegesposten. Die weißen Schlieren auf meinem schwarzen Shirt zeigen mir an, dass ich zwar viele Mineralstoffe aus meinem Körper transpiriere. Und ich überholte Halbmarathonläufer. Ist das ein so schweres Vergehen, dass ich als Strafe Oberschenkelkrämpfe angedroht bekomme?

lecker Brote und Bier im Ziel
Ich nehme ein wenig Tempo raus. Einige hundert Meter später nehme ich viel Tempo raus. Will heißen, ich bin stehen geblieben und mache erste Dehnungs- und Lockerungsübungen. Nach 1-2 Minuten geht es mit vorsichtigen Schritten bis zur nächsten Labestation und zwei Becher Iso sowie ein weiterer Becher Wasser werden getrunken. Leider findet sich nichts salzhaltiges am Buffet. Die Stopps hinterlassen natürlich Spuren bei den Kilometerzeiten und kratzen vor allem am Selbstvertrauen. Ich spüre, dass ich gut für diesen Lauf vorbereitet bin aber Krämpfe, so viele Kilometer vor dem Ziel, kamen in meinem Marschplan nicht vor.

Das letzte Viertel der Strecke ist mehr schlecht als recht erreicht. Viertelmarathonteilnehmer und Starter des Nordic walking - Bewerbes säumen die Strecke und applaudieren, muntern auf, lenken kurzzeitig von den Qualen ab. Sie müssen sich noch eine Stunde gedulden, bis auch sie auf die Strecke dürfen. Durch die Gemeinde Gamlitz geht es entlang der Sulztaler Weinstraße teilweise nun so steil abwärts dass es sich anfühlt, als würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis mein Quadrizeps reißt. Aber es wäre nicht der Welschlauf, wenn es nicht hieße: Wo es runter geht, geht es auch wieder rauf. Und so wollen wieder unzählige positive Höhenmeter über Serpentinen zum Hochsulz bezwungen werden. Der Quadrizeps ist übrigens doch nicht gerissen. Ich bin hier gezwungen, den Großteil des Anstieges zu gehen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Kraft würde reichen um trotz der enormen Steigung tippelnd zu laufen, aber die Schmerzen in den immer wieder krampfenden Muskeln sind groß. Noch immer 9 Kilometer bis nach Ehrenhausen.

Ein Blick auf die Kilometerzeiten lässt erahnen, dass das Minimalziel 4 Stunden und 12 Minuten außer Reichweite geraten ist. Ich habe teilweise Zweifel, es überhaupt in das Ziel zu schaffen. Der Gedanke, dass ich im Ziel von meiner Familie erwartet werde und sich die Sorge um meinen Verbleib von Minute zu Minute steigern wird, lässt meine Zähne zusammenbeißen und weitertraben.

Ich habe mittlerweile den letzten Anstieg gemeistert und bin froh, an der Verpflegesstelle nun neben Iso, Wasser und Obst auch Schwarzbrote mit diversen Aufstrichen und gesüßtes Weißbrot kredenzt zu bekommen. Ich greife herzhaft zu und hoffe auf diese Weise meine muskulären Probleme in den Griff zu bekommen.

Noch knapp 7 Kilometer liegen vor mir. Es geht nun moderat abwärts der Ziellinie in Ehrenhausen entgegen. Die Zielzeit spielt für mich keine Rolle mehr. Ich möchte mich einfach nur noch in das Ziel kämpfen. Aufgeben ist für mich ohnehin keine Option; nicht wegen lapidarer Muskelprobleme.

einfach nur schön ...
Laufen, gehen, stehen und dehnen beschreibt seit einer gefühlten Ewigkeit den Rhythmus meiner Fortbewegung. Noch zwei Kilometer und dann ist´s noch ein allerletzter Kilometer. Ich werde es nicht mal unter 4 Stunden und 30 Minuten schaffen. Ich habe teilweise Tränen in den Augen. Tränen vor Enttäuschung über die nicht erreichte Zielsetzung aber vor allem Tränen der Vorfreude, dass ich es bald zu meiner Familie geschafft habe.

Mein letzter Laufwunsch für heute: Ich möchte nicht auf der Zielgeraden stehen bleiben müssen. So gehe ich bis ungefähr 700 Meter vor dem Ziel, versuche meine Oberschenkel ein letztes mal zu lockern und hoffe nun, im Laufschritt die Ziellinie zu überqueren. Ich möchte laufend ankommen und mich nicht verkrampft hinkend in das Ziel schleppen.

Ich bin im Ortskern von Ehrenhausen angelangt. Die Gastgärten der Weinlokale sind gut gefüllt. Leute jubeln zu, rufen mich beim Namen (nein, die kennen mich nicht alle persönlich; steht auf der Startnummer), feuern an. Gänsehaut pur! Die Oberschenkel meinen es nun gut mit mir. Sie gönnen mir diesen Zieleinlauf ohne Krampfattacke und so überquere ich nach 4 Stunden, 32 Minuten und einigen Sekunden die Ziellinie des Welschmarathons.

Mein Sohn kommt auf mich zugelaufen. Ich nehme ihn hoch und wanke zu meinem Schatz. Was bin ich froh, bei meiner Familie zu sein. Danke für´s warten und für´s da sein! Ich erhalte meine Finisher-Medaille. Auch Sebastian, mein 4-jähriger Sohnemann, bekommt eine Medaille für sein ausdauerndes Warten auf Papa. Die hat er sich redlich verdient. Immerhin bin ich seit 20 Minuten überfällig.

Nach einer Dusche stärken wir uns im Festzelt, bevor es wieder nach Hause geht. Welschlauf, lass dir sagen, ich komme im nächsten Jahr wieder. Dieser wunderschöne wenn auch sehr anspruchsvolle Lauf mit samt den unzähligen strahlenden Helferinnen und Helfern an den gut ausgestatteten Verpflegestellen gehört einfach gelaufen. Ich werde neben den heute vergessenen Datteln künftig auf langen Wettkämpfen auch Salztabletten in der Hosentasche haben und so den Krämpfen den Garaus machen.

"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".





Dienstag, 26. April 2016

40 km Trainingslauf als Endspurt zum Welschmarathon

Fazit: Auch die Billacard gehört in den Laufrucksack!

40 Kilometer mit einigen Höhenmetern
Laut Trainingsplan steht am heutigen Samstag ein 32 Kilometer langer langsamer Dauerlauf am Programm. Dank meines heißgeliebten Laufrucksackes "Salomon S Lab Adv Skin3" bin ich Selbstversorger und somit nicht auf trinkwasserbrunnengepflasterte Laufwege angewiesen. Wasser ist also mit an Bord. Ebenso drei Datteln, über deren Fähigkeit des Zuckernachschubs ich mich heute überzeugen und deren Verträglichkeit ich austesten möchte. Ich genieße die Autonomie und kann meinen Füßen freien Lauf gewähren.

So führen mich die ersten ebenen Kilometer von Fernitz nach Hausmannstätten. Dem Ferbersbach folgend wird im langsamen 6:15 min/km - Tempo das nächste Zwischenziel Vasoldsberg angelaufen. Nun sind rund 8 Kilometer absolviert und der Weg führt von Premstätten über gute Höhenmeter den Steinberg hinauf, ein Stück weit dem Kamm entlang und Richtung Hart ins Tal hinunter. Nach 10 Kilometer wird die erste der drei mitgeführten Datteln aus dem Verschlussbeutel genommen und verzehrt.

Salzbrezel auch ohne Billacard
Die Dattel gibt einen wunderbaren Kalorienspender ab und ist durch den hohen Fruchtzuckergehalt nebst weiteren löblichen Inhaltsstoffen eine vorzügliche Nahrungsquelle auf ausdauernden Läufen. Die Dattel schmeckt mir nicht nur köstlich, sie wird auch von meinem Verdauungsapparat gut vertragen.

Der Pachern-Hauptstraße nach Osten folgend rückt via Autal das nächste Etappenziel, die Schemerlhöhe, im gleichmäßigen Dauerlauf näher. Der finale, recht steile Anstieg zur selbigen Höhe verschlingt die letzten Tropfen meiner mitgeführten Wasserdepots und so scheint ein Boxenstopp von Nöten.

Zum Glück findet im Rucksack neben einer Regenjacke, Wasser und einigen Datteln auch eine Euro-Note Platz. So stehe ich schweißgebadet mit einer Packung Salzbrezen und einer Flasche stillem Mineralwasser in der Hand vor Frau Kassierin und statt schnell durchgewunken zu werden, werde ich erst mal förmlich nach der Billacard gefragt. Nach dem ich dies verneint und auch eine Beantragung einer solchen - zumindest am heutigen Tag - verweigert habe, darf ich endlich die Marschverpflegung bezahlen und mich vor dem Laden über einige Salzbrezen hermachen. Das stille Wasser wird in meine Trinkflaschen gefüllt, das verbliebene Knabbergebäck dem netten Herrn mit dem Stapel Zeitungen in der Hand geschenkt.

Als ich mich in Kolmegg Richtung Schelchenberg befinde wird mir klar, dass ich bei Beibehaltung meiner im Kopf weiter gesponnenen Laufstrecke die Trainingsempfehlung von 32 Kilometer deutlich überschreiten werde. Es steht die akute Entscheidung an auf kurzem Weg nach Hause zu rennen oder es weiter rollen zu lassen. Vernunft war gestern, heute laufe ich weiter. So biege ich am Schelchenberg nach Süden ab und laufe durch das Schelchental entlang des Stiefenbaches auf Liebensdorf zu.

Panorama vom Buchenkogel
32 Kilometer sind mittlerweile am Tacho und es stehen am Rückweg noch der Hühnerberg und der Buchenkogel im Wege. Aber Dattel sei Dank werden auch diese Hürden/Höhen problemlos gemeistert und so endet nach 40 Kilometer mein heutiger Dauerlauf.

Fazit: Ich fühle mich in körperlich guter Verfassung und habe dank unzähliger im Gelände gelaufener Fahrtenspiele eine gute Bergtauglichkeit gewonnen und bin daher für die mit vielen Höhenmeter gespickten kommenden Marathons positiv gestimmt. Marathons, die in Wirklichkeit bloß Grundlage für das Jahresziel, dem 6-Stunden-Lauf in Steyr, sein sollen.




Samstag, 21. November 2015

Ein Trainingslauf mit Höhenmeter

Ich möchte von meinem heutigen Trainingslauf berichten. Geplant sind rund 2 1/2 bis 3 Stunden langsamer Dauerlauf, gespickt mit einigen Höhenmetern als Training für den rund 44 Kilometer langen Adventlauf, der am 19. Dezember stattfindet und von Kitzeck nach Hausmannstätten führen soll.
Von Fernitz geht es gegen 09.00 Uhr bei Nieselregen und kühlen Temperaturen Richtung Kalsdorf, um dort auf dem Murradweg R2 einige Kilometer Richtung Süden zu laufen. Mit dabei sind wie schon so oft in diesem Jahr meine treuen Begleiter Mister Forerunner, der mir nach einigen Schwächeanfällen im Spätsommer wieder zuverlässig Pace und Entfernung sowie einige zusätzliche und weniger notwendige Parameter liefert sowie mein Camelbak mit Wasservorrat, Notfall-Energieriegel und Mobiltelefon.

Da durch langsame Dauerläufe insbesondere der Fettstoffwechsel trainiert werden soll, werden meinem Körper am Morgen keine Kohlehydrate gegönnt. Soll heißen, es befinden sich in meinem Magen lediglich zwei Tassen Kaffee sowie ein Glas Wasser.

Nach rund 12 Kilometer auf ebenem bis flach abfallendem Terrain erreiche ich nach ca. 1 Stunde und 15 Minuten die südliche Wende. Der geübte Mathematiker wird feststellen, dass das einer Pace von rund 6:15 Minuten pro Kilometer entspricht.

Von Werndorf geht es nun in östlicher Richtung zum Murberg. Der Nieselregen entwickelt sich in der letzten halben Stunde zum ergiebigen Dauerregen. Auch der Wind frischt auf, sodass die Kapuze meiner Laufjacke sowie mein heißgeliebter Funktionsschal gute Dienste verrichtet.

Die nächsten 4 Kilometer führen teils moderat, auf Teilstücken auch steil, dem Murberg bergauf, Vorbei an der Ortschaft Mellach führt mich der Weg über einen mit tausenden Blättern gesäumten geschotterten Waldweg weiter Richtung Wutschendorf.

Die Strecke ist auf diesen Kilometern sehr profiliert. Genau eine solche Streckenführung habe ich für das heutige Training erwartet.

Mittlerweile ist der Regen deutlich weniger geworden und rund 24 Kilometer sind gelaufen. Die letzte halbe Stunde führt mich der Weg an St. Ulrich am Waasen vorbei und ich erreiche den Hühnerberg.


Nun folgt ein unangenehm zu laufender Kilometer. Nicht unangenehm, weil bergab, sondern unangenehm und gefährlich mangels Geh- oder Radweg, weil befahren von rücksichtslosen Kraftfahrern.

Am Fuß des Hühnerberges in Hausmannstätten angekommen stehen noch die finalen rund 4 Kilometer zurück zum Startpunkt Fernitz an. Die Strecke verläuft wieder flach entlang des Ferbersbaches und bringt mich schließlich nach knapp 30 Kilometern und einer gelaufenen Zeit von rund 3 Stunden und 15 Minuten nach Hause.

Nun steht eine Regenerationswoche am Trainingsplan. Diese wird zwar auch vier Lauftage beinhalten, jedoch werden Umfänge zu Gunsten der Intensität "geopfert".

Anschließend sollen noch zwei langsame Dauerläufe folgen, um beim Adventlauf meines Laufclubs für 44 Kilometer gerüstet zu sein.

Heuer gelaufene Kilometer: 2.130












Mittwoch, 11. November 2015

Stolzer Papa in der Lipizzanerheimat

... oder "Wenn der Vater mit dem Sohne ..."!


Was gibt es schöneres als laufen? Laufen hält meinen Geist in Balance. Laufen hält mich fit, laufend werden Glückshormone ausgeschüttet. Laufen macht glücklich. Heutzutage würde man sagen, laufen ist einfach geil! Was kann es nun schöneres als laufen geben? Abgesehen von der eigenen Frau natürlich. Laufen mit den eigenen Kindern. Ja, das ist noch schöner als alleine laufen. Wenn der Nachwuchs die Leidenschaften des Papas teilt, dann ist das wirklich schön.

Meine Tochter Leonie läuft ab und zu ein paar Kilometer mit mir gemeinsam. Das ist wunderschön und ich genieße diese seltenen Augenblicke. Aber Leonie ist keine "Wettkampftype". Sie genießt die Laufschritte eher inkognito, ohne Publikum.

so sieht Zuversicht aus
Anders ist hier mein 4jähriger Sohn Sebastian gewickelt. Unverkennbar trägt er die männlichen Gene des Sammlers und Jägers in sich. Er sammelt gerne Medaillen und jagt im Wettkampf gerne anderen kindlichen Läufern hinterher und am allerliebsten überholt er sie. Das war zumindest meine Vermutung nach seiner ersten Teilnahme an einem Laufevent.

Sebastian´s Medaillensammlung kann sich durchaus sehen lassen ;-) Stolz hängt im Kinderzimmer die im Vorjahr beim Bambinilauf des Graz-Marathons errungene Medaille. Und sie sollte nicht die einzige bleiben.

Am 27. Juni 2015 machen wir uns bei trüben, regnerischen Wetter auf den Weg nach Piber in die Weststeiermark. An Bord befindet sich die gesamte Familie. Meine Frau Natascha ist für die Rundum-Betreuung der Läufer zuständig, meine Tochter Leonie ist als Kamerafrau gebrieft, dazu kommen noch die Wettkämpfer Sebastian und meine Wenigkeit.

Das Start- und Zielgelände beim Lipizzanerheimatlauf befindet sich inmitten des Bundesgestütes Piber. Die sandigen Fläche der Arena, die eigentlich den wunderschönen Pferden für ihre Vorstellungen vorbehalten ist, dient als Schauplatz für den Bambini-Sprint bzw. als Start- und Zieleinlauf der weiteren Laufbewerbe der verschiedenen Distanzen.

Sebastian ist also beim Bambini-Sprint genannt. Gesponsert wird dieser Lauf für die Kleinen von einem namhaften Happy Meal - Produzenten. Im Startsack gegen kleines Geld sind daher nicht zufällig auch ein Gutschein für den Proviant der Heimreise, ein grünes "Lipizzanerheimatlauf-Shirt" sowie noch weitere Beigaben.
Besprechung der Renntaktik

Sebastian´s Lauf geht über eine Länge von stolzen 400 Metern. Im Vergleich dazu war der Bambinilauf beim Graz-Marathon im Vorjahr mit seinen 80 Metern ein "Klacks".

Bambini-Sprint bedeutet auch, dass die Begleitung der jungen Wettkämpfer erlaubt war. Nein, ich habe mich nicht für die 400 Meter extra in ein Renn-Outfit gekleidet. Im Anschluss an die Kinder- und Jugendläufe wird der Lipizzanerheimat-Halbmarathon mit Teilnahme des Papas gestartet, daher bin auch ich wettkampfentsprechend gekleidet.

Rund 15 Minuten vor dem Start verabschieden wir uns von unseren "Mädl´s", die uns von der Zuschauertribüne aus anfeuern und fotografieren würden, und betreten die Arena. Mit uns nehmen weitere 80 Kinder samt Begleiter Startaufstellung. Gut zwei Hand voll Kinder sind im Alter von Sebastian oder noch jünger. Der Rest zum Teil bis zu 3 Jahre älter.

lecker Medaille

Zwei Runden zu je 200 Meter sind nun in Kürze in der Arena zu absolvieren. Ich bespreche mit Sebastian unsere defensive Taktik. Ich will, dass Sebastian die erste Runde seeeeehr langsam läuft und werde ihn rund 150 Meter vor dem Ziel "von der Leine" und ins Ziel stürmen lassen. So verspreche ich mir, dass Sebastian es laufend bis ins Ziel schafft, stolz sein kann, den Spaß am laufen behalten soll. Und ich möchte mich nicht vor dem Halbmarathon schon verausgaben ;-).

Mann bin ich stolz, gemeinsam mit meinem Sohnemann Startaufstellung genommen zu haben. Sebastian ist spürbar angespannt aber voller Vorfreude. Los geht es, der übliche Count-Down wird herunter gezählt und die jungen Sportlerinnen und Sportler machen sich auf den Weg. Die Jungspunde sind turbomäßig unterwegs und überrundeten uns beinahe bevor wir das Rennen begonnen haben..

Unser Rennen selbst ist in 03:28.05 Minuten erzählt. So lange brauchen wir nämlich bis ins Ziel. Aber der Reihe nach: Wir sind also am Ende des Läuferfeldes eingereiht und traben hinter der davonspurtenden Meute gemütlich los. Sebastian läuft an meiner Seite als wäre er mit einem unsichtbaren Band an mein rechtes Bein geleint.

schön war´s
Die erste Runde ist bald um und ich fürchte, Sebastian könnte beim überqueren der Start-/Ziellinie genug haben. Aber Pustekuchen! Sebastian hat so wie ich eine Menge Spaß. Meine aufmunternden Worte die Hälfte bereits geschafft zu haben, motivieren den jungen Mann für die zweite und finale Runde. Die meisten der Kids sind inzwischen im Ziel. Wir kommen zur <150 m - Marke und ich lasse Sebastian mit den Worten "komm, das Mädchen da vorne überholen wir jetzt" von der Leine.

Endlich, dachte sich vermutlich Sebastian. Denn er sprintet mit einem Affenzahn und tadelloser Lauftechnik dem vor uns liegenden Mädchen hinterher, überholt es ohne Skrupel, die ein Kavalier wohl gehabt hätte, und biegt auf die Zielgerade. Der flotte Kerl hält das Tempo bis ins Ziel und nimmt sichtlich stolz, aber nun doch etwas erschöpft, die Lebkuchen-Finisher-Medaille in Empfang. Sebastian hat mich wieder einmal sehr stolz gemacht.

Ich selbst verpasse die mir auferlegte Endzeit beim Halbmarathon dann um einige Minuten. Der Bambini-Sprint kurz vor meinem Rennen hat mir doch körperlich und emotional zu sehr zugesetzt ;-). Aber das ist eine andere Geschichte.

Auf der Heimfahrt wird der "Gesunde Jause - Gutschein" eingelöst und wir prahlen damit, dem Mädchen auf der Zielgeraden keine Chance gelassen zu haben.




Sonntag, 9. August 2015

09.08.2015: Mud & Chocolate Trail Run in Sammamish - Laufbericht

... oder 5500 Meilen für den ersten Podestplatz!


Den 3wöchigen Aufenthalt bei unseren Schwiegereltern in der Nähe von Seattle nutze ich für meine erste Teilnahme an einem Trail-Lauf.

Der "Schlamm- und Schokoladen-Geländelauf" oder offiziell "Mud & Chocolate Trail Run" genannt, steht heute auf dem Programm. 3 Tage nach unserer Ankunft hier im Nordwesten der USA und mit 8 Stunden Zeitverschiebung im Schlafzentrum des Kleinhirns soll es im Soaring Eagle Park, in Sammamish gelegen, ein Halbmarathon werden. Nicht irgend ein Halbmarathon, ein Trail-Halbmarathon! Es wird mein erster Trail-Wettkampf überhaupt sein!

leckere Schokolade wartet im Ziel
Der Veranstalter-Homepage ist zu entnehmen, dass der Trail einfach zu laufen und keinerlei Geländelauf-Erfahrungen notwendig seien. Diese Aussage reicht für mich; ich bin auf breite Waldautobahnen eingestellt. Es soll dann doch ein wenig anders kommen ...

Ein kompletter Grünschnabel bin ich ja nicht. Ab und an verlegte ich bereits Trainingsläufe, vorwiegend Fahrtspiele, von der Straße auf hügelige Waldstücke.

Raceday: Das auf Rennverträglichkeit getestete Frühstück besteht aus Kaffee sowie Toast mit Honig und wird - wie üblich - rund 3 Stunden vor dem Start eingenommen. Eigentlich möchte ich gerne noch einen zusätzlichen Toast mit Schokocreme verzehren, aber in den unendlichen Weiten der amerikanischen Kühlschränke ist für zucker- und fetthaltige Schokoladecreme kein Platz.

Kaloriengestärkt bringt mich mein Schwiegervater Daniel rund eine Stunde vor dem Startschuss zum Eingangsbereich des Parks, der zugleich als Start- und Zielgelände dient. Der Soaring Eagle Park bietet nicht nur Radfahrern, Nordic Walkern sowie Reitern tolle Möglichkeiten. Nein, er beheimatet auch Berglöwen und Bee(ä)ren. Während Schwarzbeeren den Weg in den Muffin finden, sollte man Schwarzbären besser aus dem Weg gehen. Dem Instinkt entsprechend sollten eigentlich Bären den Läufern aus dem Weg gehen. Trotzdem warnen Schilder vor der dort vorkommenden Fauna und rät, auf den befestigten Wegen zu bleiben.

Das Startgeld wird bereits vor Tagen bei der Online-Anmeldung überwiesen, sodass die Abholung der Startnummer eine Angelegenheit von wenigen Minuten ist. Ein Großteil des Nenngeldes fließt übrigens nach Angaben des Veranstalters direkt in die Erhaltung dieser wunderschönen Parkanlage.

Noch 20 Minuten sind es noch bis zu meinem Start, als die Teilnehmer des 4,5 Meilen Laufes sich auf den Weg machen. Man kann die Läuferinnen und Läufer rund 200 Meter auf der breiten geschotterten Waldstraße folgen, dann verschwinden sie hinter einer Kurve.

Die Halbmarathonstrecke setzt sich aus der Start- und Zielgeraden zuzüglich 3 Runden im Park zu je knapp 7 Kilometer zusammen, sodass recht genau die 21,1 Kilometer zu laufen sind.

Briefing: Die letzten Minuten bis zum Start des Halbmarathons werden genutzt und man erklärt uns die zu beachtenden Wegemarkierungen. Auch wird erwähnt, uns nach jeweils einer gelaufenen Schleife am Checkpoint mit der Startnummer zu erkennen zu geben um nach der dritten Runde auf die Zielgerade durchgewunken zu werden.

mud & chocolate trail run sammamish
Meine Ambitionen? Ich weiß nicht so recht, wie die Ergebnisse der letzten Jahre zu interpretieren sind . So finishten all die Jahre nur zwei Hand voll Teilnehmer diesen Halbmarathon unter 2 Stunden. Meine Bestzeit über diese Distanz würde reichen, um am Podest Platz zu nehmen; meine Straßenbestzeit ohne erwähnenswerte Höhenmeter wohlbemerkt. Es schien zwei mögliche Gründe für diese doch eher mäßig schnellen Zeiten zu geben. Entweder war der Trail deutlich anspruchsvoller als von mir angenommen und/oder für die Meisten der Teilnehmer dieses Laufes stand "dabei zu sein" im Vordergrund.

Mein Plan sieht vor, mit einer 5er Pace zu starten und das Tempo dann eben den geländemäßigen Gegebenheiten und vor allem auch der eigenen Ausdauer (nach oben) anzupassen.

Ich reihe mich bei rund 130 Teilnehmern im vorderen Teil ein und wir zählen die letzten 10 Sekunden bis zum Start herunter: three ... two ... one .... GO!

Ein angenehm breiter geschotterter Weg führt uns leicht bergauf über eine uneinsehbare Kurve in den Wald. Bis zu dieser Stelle konnten vor einer halben Stunde auch die 4,5-Meilen-Läufer nachverfolgt werden. Ich befinde mich ca. an Position 20 als die Wegemarkierung fordert, nach links in einen bergab führenden Trampelpfad zu biegen. Vorbei soll es sein mit der breiten Waldautobahn. Es folgen Kilometer auf schmalen Trampelpfaden mit Gefälle, teils großem Gefälle, Anstiegen, teils heftigen Anstiegen, Kurven links, Kurven rechts. Laufen in Reih´ und Glied ist angesagt, das Überholen eine Challenge. Hohe Kanten, ausgeprägtes Wurzelwerk zwingen die Gebeine sich entsprechend zu heben. Konzentriertes Laufen ist angesagt.

Mein Empfinden dabei? Wie geil war das denn? Ich "fliege" förmlich über Wurzel und Steine, umkurve Bäume, mache bergauf Tempo, lasse bergab den Beinen freien Lauf. Dieser Trail macht richtig viel Spaß. Ab und zu ein kleiner Ausrutscher oder Stolperer mahnt, die Konzentration nicht zu verlieren. Meine gelegentlichen Waldläufe machen sich bezahlt. Mir bleibt ein Sturz erspart und kann auf diesem Terrain gutes Tempo laufen.

Nach Beendigung der ersten Runde, also nach rund 7 Kilometern, habe ich geschätzte 10 Teilnehmer überholt.

tolle Finisher-Medaille
Am Check-Point wird mir zu verstehen gegeben, dass die Startnummer registriert wurde. Ich labe mich mit einem Becher Wasser. Obst steht ebenfalls zur Verfügung. Das angebotene Schokoladen-Gel lasse ich ob fehlender Verträglichkeitsprüfung im Wettkampf dann doch an der Verpflegungsstelle zurück.

Weiter geht es; zuerst wieder abwärts. Ich zweifle, dieses Tempo auf diesem Terrain über 21 Kilometer halten zu können. Das Hochheben der Füße über Wurzeln und Steine, das permanente rauf, runter, links, rechts, das riskante Überholen an Bäumen herum, zehrt an den Kräften doch über das gewohnte Maß.

Aber dieses Rennen beflügelt mich. Auch auf der zweiten Runde überhole ich Läufer. Am Ende der Runde stehen auch die ersten Überrundungen an. Man kann am Geschwindigkeitsüberschuss zumeist gleich erkennen, ob es sich um eine Überholung oder (nur) um eine Überrundung handelt. Ich spüre, dass ich bestimmt schon unter den ersten 10 sein muss. So eine Situation habe ich in meiner Läuferkarriere noch nicht erleben dürfen. Ich bin von meiner Leistung her am Ende des ersten Drittels eines Läuferfeldes anzusiedeln. Da ich immer Läufe mit recht vielen Teilnehmern bevorzugt hatte, war meine Position meist dreistellig. Ich bin vom Verlauf dieses Rennens so beflügelt und auch vom amerikanischen Honig auf dem Frühstückstoast so gestärkt, dass kein Nachlassen der Kräfte zu spüren ist.

Die Runde 2 ist beendet. Der kurze Stopp am Startnummern-Checkpoint wird wieder zur Stärkung genutzt. Ein Becher Wasser und ein Stück Banane sind es diesmal. Schoko-Gel wird weiterhin verweigert. Auf zur letzten Runde.

Ich halte Ausschau nach vor mir liegenden Läufern. An manchen Passagen ist es möglich, die Strecke zwischen den Verwindungen, Wellen und Gehölzen ein wenig weiter einzusehen. Ich mache eine 2er Gruppe aus auf die ich langsam auflaufe. Meine Schritte werden schwerer, aber ich keinesfalls langsamer. Zu sehr motiviert es mich weiter zu überholen. Auf einer Steigung zwänge ich mich an den beiden Mitstreitern vorbei und ziehe das Tempo weiter an. Was für ein befriedigendes Gefühl, jemand in einem Anstieg zu überholen und davon zu ziehen. Nach einigen schnellen Schritten ist das tiefe Atmen der Kollegen nicht mehr zu hören und ich weiß, ich habe wieder zwei Plätze gut gemacht.

Noch rund zwei Kilometer. Auf welcher Position würde ich liegen? Vielleicht an 5. Stelle? Oder sind mir auf der Startrunde doch einige mehr enteilt als angenommen und ich würde im Ziel mit der Platzierung enttäuscht sein?

Da vorne ist wer! Den kriege ich noch, war die Meinung des Zentrums für Ehrgeiz und Schmerzverdrängung. Die Beine fühlen sich jetzt aber richtig schwer an. Der Lauf über Stock und Stein zeigt nun doch Wirkung. Aber mein Tempo ist nach wie vor hoch. Ein paar unwegsame Kehren später habe ich aufgeschlossen. Auch dieser Kerl hat nichts entgegen zu setzen. Ich überhole ihn und bin nicht in Gefahr, den errungenen Platz wieder abgeben zu müssen. Niemand kann zusetzen, ich werde auf den ganzen 21 Kilometern gefühlt kein einziges Mal überholt.

Ich laufe  auf den Check-Point zu, meine Startnummer für drei absolvierte Runden für gut befunden und auf die Zielgerade durchgewunken. Ich spekuliere damit, es tatsächlich unter die ersten drei geschafft zu haben. Knapp 200 Meter trennen mich von der Ziellinie. Leicht bergab kann ich sogar nochmal zusetzen und sprinte förmlich ins Ziel.

1:45:17 lautet die Endzeit für meinen ersten Trail - Lauf. Und tatsächlich lande ich mit dieser Zeit auf dem 3. Gesamtrang. Mein erster und vermutlich für lange Zeit letzter "Stockerl-Platz" meiner Laufkarriere.


das bin ich
Mit dem Verzehr von leckerer Schokolade überbrücke ich die Wartezeit bis zum Eintreffen meiner Familie. Ich habe mich doch zumindest eine Viertelstunde später angekündigt.

Fazit: Es gibt bestimmt Laufveranstaltungen mit deutlich mehr engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Hier steht für die Mehrzahl dann doch das "dabei sein" und mit dem Nenngeld "etwas gutes tun" im Vordergrund. Aber ich lasse mir dadurch meine Platzierung nicht schlechtreden ;-).

Dritter ist Dritter! Pasta! Und ich habe die Liebe zum Cross - Lauf entdeckt.








09.08.2015: Mud & Chocolate Trail Run in Sammamish - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".