Donnerstag, 7. Februar 2019

100 Miles of Istria: Renntaktik, Plan A (A+, B und C), Zeittabelle

Ich bin ein Greenhorn, was Rennen über ultralange Distanzen angeht. Strecken über 100 Kilometer Distanz habe ich mich in meinem Läuferleben erst zwei mal gestellt. Ich tue mir daher schwer, eine mögliche Zielzeit für einen Langstreckenlauf über eine Distanz von 168 Kilometern und 6500 positiven Höhenmetern abzuschätzen. Mir wurde sogar geraten, gänzlich ohne Zielvorgabe in mein 100-Meilen-Debüt zu gehen.

Planlos zu sein, bereitet mir jedoch Unbehagen. Daher mache ich mir im Vorfeld sehr wohl Gedanken um Zwischenzeiten und mögliche Endzeiten. Dass die Zwischenzeiten am Tag X auf Grund vieler Faktoren (vorherrschendes Wetter, Streckenbeschaffenheit, Tagesform etc.) deutlich abweichen können, ist mir bewusst. Trotzdem möchte ich mir Zwischenziele stecken und strukturiert an die Aufgabe "100 Miles of Istria" herangehen.

Grundsätzlich möchte ich flache Passagen, moderat steigende Abschnitte und fallende Streckenteile (so lange als möglich) laufend bewältigen. Steinige, steile Aufstiege und Abstiege werden von Beginn an flott gegangen bzw. gestiegen. An den Verpflegestellen werde ich mir nicht mehr als die unbedingt erforderliche Zeit für die Labe und das Auffüllen der Flüssigkeitsreserven gönnen. Auch wenn die cut/off-Zeiten aus meiner Sicht sehr großzügig gestaltet sind, möchte ich die 100 Meilen von Istrien in einer für mich möglichst raschen Zeit beenden. Ich sehe es als Wettkampf gegen mich selbst. Zeit für Fotopausen muss jedoch vorhanden sein. Denn schließlich erwarte ich mir von diesem Lauf sehr viele landschaftliche Highlights.

Unabhängig von der Zielzeit möchte ich mich am Ende des ersten Drittels aller Finisher platzieren. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass dafür eine Endzeit zwischen 28 und 30 Stunden erforderlich ist. Auf Grund dieser Referenzzeiten und einer persönlichen Kalkulation auf Basis der Entfernung zwischen den Verpflegestationen und der Berücksichtigung von Tages-/Nachtzeit, +/- Höhenmeter, habe ich die Zeittabelle befüllt.

Zeittabelle 100 Miles of Istria 2019 #100milesofistria

Auf dieser Tabelle habe ich mögliche Zwischenzeiten bei den "aid stations" eingetragen. "Utopisch, nicht kalkulierbar, unrealistisch", werden jetzt einige von Euch sagen. Die Zweifler haben bestimmt bedingt recht, wenn sie ungläubig den Kopf schütteln. Mir ist natürlich auch bewusst, dass im Renngeschehen die Zeitdifferenzen zwischen Endzeiten von 28 bis 34 oder mehr Stunden nicht linear verlaufen werden. Viel mehr wird es so sein, dass je nach Tagesform und Trainingszustand die Zeiteinbußen auf der zweiten Streckenhälfte groß werden oder eben auch nicht. Von daher ist die Zeittabelle natürlich mit Vorsicht zu interpretieren. Aber mir ist sie ein Hilfsmittel und Motivation zur Zielerreichung. Wie realistisch die Durchgangszeiten errechnet sind, wird der Tag des Rennens zeigen.

Den mozart100 habe ich im Vorjahr in 15,5 Stunden gefinisht. Dabei waren 103 km mit rund 4000 Höhenmeter zu bewältigen. Der "Formel" ,zwei mal 100 Kilometer sind 100 Meilen, zugrunde legend, scheint mir die Zielzeit von 30 Stunden realistisch. Somit ist Plan A definiert.

Plan B inkludiert die eine oder andere unerwartete Verzögerung. Seien es Probleme in der Nacht zügig vorwärts zu kommen oder eben Beschwerden aller Art, vornehmlich auf der zweiten Streckenhälfte. Plan B geht von rund 34 Stunden Laufzeit aus.

Plan C ist das Mindesterfordernis und sieht das Finish innerhalb der cut/off-Zeiten vor. Sämtliche Zeitvorgaben werden über den Haufen geworfen und es zählt letztendlich lediglich, die 100 Meilen von Istrien innerhalb der vorgegebenen 46 Stunden zu erreichen. Zweifellos wäre eine Zeit >34 Stunden persönlich enttäuschend.

Da wäre noch Plan A+! Plan A+ lässt mich in rund 28 Stunden finishen. Das bedeutet, ich komme zu Sonnenuntergang gegen 20 Uhr in Umag an. Das bedeutet auch, dass meine Frau mich mit unserem Sohnemann an der Ziellinie erwarten wird, dass es im Hotel noch Abendessen gibt ....

100 Miles of Istria: Renntaktik, Plan A (A+, B und C), Zeittabelle


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Donnerstag, 24. Januar 2019

100 Miles of Istria - Wettkampfspezifische Vorbereitung (12 Wochen)

Nach 11 Wochen allgemeiner Vorbereitung folgt nun das wettkampfspezifische Training. Ziel der kommenden 12 Wochen ist es, dass ich mich bestmöglich auf die beim Wettkampf vorherrschenden Bedingungen vorbereite. Dazu zählt für mich:
  • das lange, ausdauernde Laufen auf Trails
  • das Laufen in den Nachtstunden
  • das Laufen mit Trailrunning-Stöcken
  • das Auf- und Absteigen im steilen Gelände
  • das Laufen mit gepacktem Rucksack
  • das Testen von Ernährungsstrategien

Zum Thema Ernährungsstrategie im Ultralauf habe ich bereits vor einiger Zeit einen Blogbeitrag verfasst.

Vorbereitung 100 Miles of Istria
100 Miles of Istria - wettkampfspezifische Vorbereitung
Es gibt natürlich Unterschiede zwischen der optimalen und der für mich bestmöglichen Vorbereitung. So ist z.B. ein nicht unwesentlicher Bestandteil einer optimalen Vorbereitung der Umstand, dass in den umfangreichsten Trainingswochen zumindest die Wettkampfkilometer gelaufen werden sollen. Das wären im aktuellen Fall 170 Wochenkilometer. Aber ich bin berufstätig, habe noch andere Interessen und möchte noch Freizeit mit meiner Familie verbringen. Zudem braucht mein Körper, im speziellen die ab und zu quengelnde Achillessehne, ausreichend Regeneration. Daher gehe ich trotz meiner ambitionierten Zielvorgabe (Zielzeit: 28 - 30 Stunden) in der Vorbereitung Kompromisse ein.

Was bedeutet das konkret?
  • Ich beschränke mich in der Regel auf 4 Trainingseinheiten pro Woche (Ausnahme Woche 9).
  • In den "Umfang-Wochen" (Woche 1/2/4/7/8/9) werde ich maximal 135 Kilometer laufen.
  • Der längste Lauf wird eine Dauer von 10 Stunden nicht überschreiten.
  • In die Regenerationswochen (Woche 5, bedingt Woche 3 und 6) werde ich die eine oder andere flotte Tempoeinheit einfließen lassen bzw. sogar einen knackigen Wettkampf (Steirische Meisterschaften im Crosslauf) laufen.

Umfang-Woche (Woche 1, 2, 4, 7, 8, 9)

Die typische Trainingswoche 1, 2 oder 7 sieht folgendermaßen aus:

1 Einheit: 1,5 h langsamer Trailrun (ca. 13K)
1 Einheit: 2,5-3 h langsamer Trailrun (ca. 23K)
1 Einheit: 1,5 h langsamer Trailrun in der Nacht (ca. 13K)
1 Einheit: 6-8 h langsamer Trailrun teils in der Nacht (ca. 50-65K)
Wochenumfang: 100 bis 115 Kilometer

In den Trainingswochen 4 und 8 werde ich die längsten Läufe absolvieren. Ein Unterschied zu den übrigen Umfang-Wochen ist lediglich die Dauer der langen Einheit.

1 Einheit: 1,5 h langsamer Trailrun (ca. 13K)
1 Einheit: 2,5-3 h langsamer Trailrun (ca. 23K)
1 Einheit: 1,5 h langsamer Trailrun in der Nacht (ca. 13K)
1 Einheit: 10 h langsamer Trailrun teils in der Nacht (ca. 80K)
Wochenumfang: 130 Kilometer

In der Trainingswoche 9 werde ich in 5 Trainingseinheiten die meisten Wochenkilometer absolvieren.

1 Einheit: 1,5 h langsamer Trailrun (ca. 13K)
1 Einheit: 2,5-3 h langsamer Trailrun (ca. 23K)
1 Einheit: 3 h langsamer Trailrun in der Nacht (ca. 23K)
1 Einheit: 6 h langsamer Trailrun teils in der Nacht (ca. 48K)
1 Einheit: 4 h langsamer Trailrun (ca. 28K)
Wochenumfang: 135 Kilometer


Regenerationswoche (Woche 5, bedingt 3 und 6)

In den Regenerationswochen verzichte ich auf den langen Dauerlauf. Statt langsame Läufe darf es in diesen Wochen auch etwas flotter zur Sache gehen. So schreibe ich mir in Woche 5 z.B. ein Fahrtspiel und einen flott gelaufenen 10K-Lauf in meinen Trainingsplan.

1 Einheit: 1,5 h langsamer Trailrun (ca. 13K)
1 Einheit: 1,5 h Fahrtspiel am Trail (ca. 13K)
1 Einheit: 1,5 h lockerer Trailrun (ca. 14K)
1 Einheit: Crosslauf Meisterschaften (10K)
Wochenumfang: 50 Kilometer


Tapering-Phase (Woche 10, 11 und 12)

Tapering! Die Zeit der Selbstzweifel ;-). Fragen wie "Habe ich genug trainiert?, "Habe ich genügend lange Läufe absolviert?" stehen gedanklich an der Tagesordnung. Ein Fehler wäre, nun versäumte Trainingseinheiten nachholen zu wollen.

In den Wochen 10 und 11 dreht sich alles um Erholung. Lange langsame Dauerläufe weichen gezielt gesetzten Trainingsreizen, um bestmöglich an der Startlinie zu stehen. So hat die Woche 11 in etwa ein Drittel des Umfanges der Woche 9, also ca. 45 Wochenkilometer.

In der Woche 12 finden noch zwei rund 30 Minuten lange intensive Trainingseinheiten statt. Am Donnerstag reise ich nach Umag. Am Freitag erfolgt der Transfer nach Labin stattfindet, wo um 16.00 Uhr der Startschuss zu den "100 Miles of Istria" fällt.

Am Ende der 12 Wochen dauernden wettkampfspezifischen Vorbereitung werde ich rund 1150 Kilometer gelaufen sein.

Weitere Informationen zu Renntaktik, Marschtabelle, Pflichtausrüstung, Dropbag-Packliste etc. finden sich in der Rubrik ultratrail spezial.

100 Miles of Istria - Wettkampfspezifische Vorbereitung (12 Wochen)


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Dienstag, 22. Januar 2019

La Sportiva Bushido - Produktvorstellung und Testbericht

La Sportiva Bushido - Testbericht
Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem Schuh für den Crosslauf! Mit Volldampf über nasses Gestein, Wurzelwerk und aufgeweichte Wiesen zu laufen, bedarf mehr Grip als es meine im Schuhschrank stehenden Inov-8 Race Ultra 290 und Trailtalon 290 haben. Etwas mehr Grip! Das sind die Schlüsselwörter und die Vorgabe für den Schuh.

Recherchen im Internet verweisen unter anderem auf einen Schuh aus der La Sportiva - Familie: Der La Sportiva Bushido soll mit entsprechender Bodenhaftung für die gewünschte Streckenbeschaffenheit ausgestattet sein. Zudem wird dem Schuh eine gute Dämpfung und tolle Passform attestiert. Zusätzlicher Pluspunkt: In die Sohle können optional Spikes gedreht werden.

Ein La Sportiva fehlt mir ohnehin noch in meiner Laufschuhsammlung. Einige  Mausklicks später liegt der La Sportiva Bushido in Größe 47 (schwarz/gelb) sowie das La Sportiva Grip Spike Kit (18 Spikes mit passendem Schraubwerkzeug) im Warenkorb und ein paar Tage später in meinem Postkasten.

Der erste Eindruck ist vielversprechend. Optisch hätte ich den Schuh zwar gerne in "flame" oder "blue" bevorzugt. Aber für meine "Riesenlatschen" war nur die Option "black/yellow" lieferbar. Aber auch schön. Und ohnehin egal, denn hoffentlich bald schmutzig. Der Schuh wirkt durch die mächtige Erscheinung der Sohle für schlechte Bodenverhältnisse gut gewappnet. Das Gewicht liegt laut Hersteller bei 610 Gramm für ein Paar Schuhe der Größe 42.

Der Schuh ist eng geschnitten und sitzt daher an meinen schmalen Füßen perfekt. Durch die schmale Passform ist er jedoch keine Option für breite Füße. Die Zehenbox bietet großzügig Platz. Die Zunge liegt gut an. Das Obermaterial ist großteils aus Mesh gefertigt. So luftig das Mesh im Sommer ist, so leicht dringt im Winter oder bei Regenwetter Feuchtigkeit ein. Rundum wird der Fuß durch ein gummiverstärktes Außenskelett und einer Zehenkappe gut vor spitzen Steinen etc. geschützt.

Bereits auf den ersten Metern fühle ich mich im Schuh sehr wohl. Der La Sportiva Bushido trägt sich leicht. Er lässt sich locker und dank der flexiblen Sohle geschmeidig laufen. Die Füße werden dank der schmalen Passform und der Verstärkung im Mittelteil bestens geführt. Das Ortholite - Fußbett ist bequem und die Dämpfung ist komfortabel, ohne dabei schwammig zu wirken. 

Auf dem Trail ist es heute teils richtig matschig. Der Grip ist in seitlicher Richtung und talwärts hervorragend. Bereits nach wenigen Downhill-Minuten hat die griffige Sohle mein Vertrauen gewonnen und ich lasse es laufen. Bergauf kommt der La Sportiva Bushido im tiefen Morast jedoch an seine Grenzen.
Grip - Kit

Zusammenfassend kann ich feststellen, dass der La Sportiva Bushido für schmale Füße eine ideale Passform besitzt. Er läuft sich griffig und locker. Der Grip auf nassen Böden, Steinen oder Wurzelwerk ist ausgezeichnet.

Optional kann man die Sohle dank des A.T. Grip Spike Kit mit Spikes ergänzen. Durch die guten Dämpfungseigenschaften eignet sich der Schuh auch für Ultratrails. Der eine oder andere Kilometer auf Asphalt kann man mit dem Bushido ebenfalls problemlos laufen. 


La Sportiva Bushido - Produktvorstellung und Testbericht


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Dienstag, 15. Januar 2019

100 Miles of Istria - Allgemeine Vorbereitung (11 Wochen)

100 Miles of Istria - allgemeine Vorbereitung
Am 12. April 2019 plane ich an der Startlinie der "100 Miles of Istria" zu stehen. Dieser Langstreckenlauf führt non stop von Labin nach Umag. Auf der 168 km langen, teils technisch sehr anspruchsvollen Strecke, sind rund 6500 positive Höhenmeter zu absolvieren. Es wird meine erste Teilnahme an einem 100 Meilen langen Lauf sein.

Meine Voraussetzungen: In den letzten drei Jahren bin ich immer rund 3000 Jahreskilometer gelaufen. Wettkampfmäßig finishte ich 2017 und 2018 jeweils den mozart100, ein gut 100 km langer Ultratrail im Salzburger Land. Einige Berg- und Landschaftsmarathons habe ich zudem ebenfalls auf der Haben-Seite stehen.

Ich untergliedere meine geplante 23 Wochen lange Vorbereitung in zwei Abschnitte: in die allgemeine und in die wettkampfspezifische Vorbereitung.

Dieser Blogbeitrag befasst sich mit der allgemeinen Vorbereitung. Ergänzend sei erwähnt, dass ich mich am Ende des ersten Drittels aller Finisher platzieren möchte. D.h., ich setze mir eine Zielzeit von 28-30 Stunden.

Die häufigen langen und eher langsamen Dauerläufe im Ultratraining gehen zu Lasten der Grundschnelligkeit und des Laufstils. Daher starte ich die allgemeine Vorbereitung mit einem 11-wöchigen Trainingsplan der zum Ziel hat, eben diese Grundschnelligkeit zu steigern bzw. zumindest zu erhalten, die VO2max zu erhöhen und die Tempohärte zu stärken. Im Anschluss folgen 12 Wochen wettkampfspezifische Vorbereitung.

Den gewünschten Erfolg verspreche ich mir durch regelmäßiges Intervalltraining. Im Hinblick auf die notwendige Grundlagenausdauer für den 168 km langen Nonstop-Lauf von Labin nach Umag kombiniere ich die schnellen, intensiven Trainingseinheiten bereits in dieser frühen Vorbereitungsphase mit einem wöchentlichen langen, langsamen Dauerlauf (rd. 25-30 km).

Meine (aktuelle) Leistungsfähigkeit auf den Unterdistanzen:
10K-Bestzeit: 00:42:19 (2018)
HM-Bestzeit: 01:38:29 (datiert aus dem Jahr 2017)
Marathon-Bestzeit: 03:38:58 (2018)


Allgemeine Vorbereitung - Dauer: 11 Wochen


In den ersten Wochen wähle ich 1K-Intervalle in 4:05-4:10 min/km mit bis zu 10 Wiederholungen (3 min Trabpause). So beinhaltet meine typische Trainingswoche 1/2 folgende Trainingseinheiten:

2-3 Einheiten: 11-13K lockerer Dauerlauf (5:50 min/km) bzw. Fahrtspiel am Trail (11K mit ca. 250 hm)
1 Einheit: Intervalltraining (1K in 4:05-4:10 min/km, 3 min Trab, 10 Whg., warm up, cool down)
1 Einheit: 25-35 km langer, langsamer Dauerlauf (im Mittel ca. 6:30 min/km)
Wochenumfang: ca. 65 - 80 Kilometer


In den Regenerationswochen verzichte ich auf den langen Dauerlauf und reduziere auf 4 Trainingseinheiten. Statt des langen Dauerlaufs schreibe ich mir einen flott gelaufenen 10K-Lauf in meinen Trainingsplan. In Woche 3 ist dieser in 45 Minuten zu laufen, in Woche 7 in 44 Minuten. In Woche 11 in 43 Minuten. Eine typische Regenerationswoche beinhaltet somit folgende Trainingseinheiten:

2 Einheiten: 11-13K lockerer Dauerlauf (5:50 min/km) bzw. Fahrtspiel am Trail (11K mit ca. 250 hm)
1 Einheit: 11-13K mittlerer Dauerlauf (5:20 min/km)
1 Einheit: 10K Tempolauf (44:00)
Wochenumfang: ca. 50 Kilometer


Im späteren Verlauf dieser 11-wöchigen Vorbereitung ersetze ich die 1K-Intervalle teils durch 3K-Intervalle. Ich reduziere dabei das Tempo auf etwa 4:20-4:30 min/km. Wiederholungen: 3-5, Trabpause 5 min.

Dann sieht die Trainingswoche 8 beispielsweise so aus:

2-3 Einheiten: 11-13K lockerer Dauerlauf (5:50 min/km) bzw. Fahrtspiel am Trail (11K mit ca. 250 hm)
1 Einheit: Intervalltraining (3K in 4:20-4:30 min/km, 5 min Trab, 3 Whg., warm up, cool down)
1 Einheit: 25-35 km langer, langsamer Dauerlauf (ca. im Mittel 6:15 - 6:30 min/km)
Wochenumfang: ca. 70 - 80 Kilometer

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogbeitrages befand ich mich in der 11. und somit letzten Trainingswoche der allgemeinen Vorbereitung. Ich blieb vor Erkältungen und Verletzungen verschont. Auch die Temperaturen waren meist nicht zu tief, Schnee war Mangelware. Somit konnte ich mein Training wie geplant durchführen.

Wie ich meine wettkampfspezifische Vorbereitung im Hinblick auf meinen Start bei den "100 Miles of Istria" gestalte, könnt Ihr im verlinkten Blogbeitrag nachlesen.


Laufen im Winter


Eine besondere Herausforderung für das Training auf ein Frühjahrs-Event sind die teils winterlichen Streckenbeschaffenheiten und tiefen Temperaturen. Dazu kommen die kurzen Tage, sodass auf sehr vielen Trainingseinheiten die Stirnlampe ein steter Begleiter ist.

Ich mache Tempotraining letztendlich von den äußeren Bedingungen abhängig. Will heißen, liegen die Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, verschiebe ich zu Gunsten meiner Gesundheit das Intervalltraining schon mal um einen Tag.


Ich habe vor einiger Zeit einen Blogbeitrag zum Thema "Laufen im Winter" veröffentlicht, der sich nach wie vor auf LeserInnen freut.

100 Miles of Istria - Allgemeine Vorbereitung (11 Wochen)


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Freitag, 4. Januar 2019

Jahresbericht 2018

Der Laufbericht 2018 ist fertig gestellt.

Laufbericht 2018 #42undmehr - Jahresbericht


Mein Jahresbericht für das Jahr 2018 ist im pdf-Format abgespeichert und kann unter nachfolgendem Link aufgerufen werden:


    Viel Vergnügen beim Lesen. Über Feedback freue ich mich sehr.


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    Freitag, 19. Oktober 2018

    14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht

    Der Graz-Marathon steht vor einem Jubiläum! Zum 25. mal findet am Sonntag dem 14. Oktober 2018 der Kleine Zeitung Graz Marathon statt. Bereits drei Tage zuvor wirft der Jubiläums-Marathon  seinen Schatten voraus. Denn schon Donnerstag Abend besteht die Möglichkeit, im Zuge des Late Night - Shopping beim Traditions-Kaufhaus Kastner + Öhler seine Startunterlagen abzuholen. Der frühe Vogel fängt beim Graz Marathon nicht nur den Wurm, sondern wer am Donnerstag die Startunterlagen abholt, erhält gratis ein Glas Prosecco sowie ein Jubiläums-Buff-Schlauchtuch. Auch Freitag oder Samstag kann die Nachnennung durchgeführt bzw. die Startnummer abgeholt werden.

    Graz Marathon - Laufbericht
    Das kostenlose Buff-Tuch will ich mir nicht entgehen lassen. So hole auch ich mein Startpaket bereits am Donnerstag Abend ab. Mit dieser Idee bin ich nicht alleine. Daher sind die Straßen rund um den Gigasport (so nennt sich das Kastner + Öhler - Sporthaus) verstopft und die Tiefgarage besetzt.

    Auch eine kleine Marathon-Messe mit einer guten Handvoll Aussteller findet statt. Neben Marathon-Veranstalter hat der eine oder andere namhafte Sportartikel-Hersteller sein Zelt aufgeschlagen. Am Garmin-Stand versuche ich ein technisches Detail zu einer GPS-Laufuhr meines Begehrens zu erfragen. Die beiden Standbetreuer können meine Frage nicht beantworten aber raten mir lässig am Tresen lümmelnd, mich doch im Internet schlau zu machen.

    Das Marathon-Laufshirt aus Funktionsfaser kostet lt. Veranstalter eigentlich 45 Euro. Dem Startpaket liegt ein Gutschein bei, mit dem das Shirt um 20 Euro erworben werden kann. Wer so wie ich eine Kastner + Öhler - Pluscard sein Eigen nennt, erhält das Laufshirt kostenlos. Schöne Sache und tolles Shirt. Zusätzlich sind noch weitere Gutscheine, einiges Lesenswertes wie die Kleine Zeitung Marathon-Ausgabe sowie ein paar Produktproben beigepackt. Der Startbeutel selbst ist mit Namen und Startnummer beschriftet znd dient am Lauftag als Kleidungsbeutel (kann dann vor dem Start des Bewerbs an der Garderobe abgegeben werden).

    Apropos Bewerbe: Hier hat man beim Graz-Marathon die Qual der Wahl. Neben Kinderläufen (vom Knax Club Bambini-Sprint bis zum Odlo-Juniormarathon) und dem Familienlauf stehen ein Viertel-, Halb- oder der Staffelmarathon zur Auswahl. Ein City-Run über 5 Kilometer kann einzeln oder im Team absolviert werden. Auch die Nordic Walker kommen auf ihre Kosten. Zudem werden über die Halbmarathon-Distanz die österreichischen und steirischen Meisterschaften ausgetragen. Ich werde gemeinsam mit rund 700 weiteren Teilnehmern über die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer an den Start gehen. Das Zentrum aller Laufbewerbe ist der Innenstadtbereich rund um die Grazer Oper.

    Die Zeitnehmung erfolgt durch die Firma MaxFun Timing. Der Zeitnehmungstransponder ist in die Startnummer integriert, so erspart man sich einen eigenen Chip am Fuß oder sonst wo. Das Fotoservice übernimmt Foto Viertbauer. 2-3 Tage nach dem Laufevent können die Fotos online vorbegutachtet und bei Gefallen bestellt werden. Mir persönlich ist letztendlich der Preis von 39 Euro deutlich zu hoch, für dass an lediglich zwei Abschnitten (Fotopoint Nähe Franziskanerkirche bzw. Herrengasse/Opernring) Fotos "geschossen" und kein Wert auf einen markanten, städtebezogenen Hintergrund gelegt wurde.

    Kleine Zeitung Graz Marathon 2018
    Der City-Run, der Nordic Walk, der Familienlauf sowie die Kinderbewerbe finden am Vortag des Marathons statt. Beim Odlo-Juniormarathon steht mein Sohn Sebastian am Start. Er startet in der Wertungsklasse M/W7 (Jahrgänge 2012 und 2011) und hat eine 1000 Meter lange Laufstrecke vor sich.

    Die erste sportliche Entscheidung des diesjährigen Graz-Marathons ist jedoch den Maskottchen vorbehalten. Ferdi Flott fordert Kollegen wie Sparefroh, Obi Biber, s´Börserl oder Lollipop zum 60 Meter langen Maskottchensprint. Die Nenngebühr der Maskottchen kommt einem karitativen Zweck zu Gute.

    Im Anschluss starten die Kleinsten. Gerade beim Bambini-Sprint wird Sicherheit großgeschrieben. So erhalten die Bambinis sowie die Erziehungsberechtigten jeweils die gleiche Startnummer, mit der sie ihre Sprößlinge nach dem 120 Meter langen Lauf wieder abholen können.

    Nun sind die Junioren an der Reihe. Sebastian ist sichtlich aufgeregt. Bei einem so großen Event war er noch nicht am Start. Ein Lauf mitten in der Landeshauptstadt, dazu die Moderation, die vielen Zuschauer und die große Anzahl der teilnehmenden Kinder schüchtern ihn ein wenig ein. Die Strecke des Odlo-Juniormarathon führt vom Opernring in die Hamerlinggasse. Über die Hans-Sachs-Gasse und Einspinnergasse geht es zurück zu Start und Ziel am Opernring. Gemeinsam mit 200 Gleichaltrigen geht es für Sebastian um Punkt 15.00 Uhr los. Nach 4 Minuten und 59 Sekunden ist er auch schon wieder im Ziel und empfängt sichtlich stolz seine verdiente Erinnerungsmedaille.

    Nach dem Familienlauf findet im Läuferzelt die Pasta-Party statt. Für einen vergünstigten Teller Pasta liegt dem Startpaket ein Gutschein bei.

    Sonntag-Morgen! Marathon-Tag! Race-Day! Es ist schon 3 Jahre her, dass ich an einem flachen Stadtmarathon teilgenommen habe. Die letzten beiden Jahre war ich ausschließlich auf Berg- und Landschaftsmarathons oder Ultratrails mit vielen hundert Höhenmetern unterwegs. Mein Ziel ist es, deutlich unter 4 Stunden zu laufen. Vor Wochen spekulierte ich noch mit einer Zeit um 3:30. Dass dieses Vorhaben unrealistisch ist, haben jedoch die Testläufe der letzten beiden Wochen gezeigt. Ich kann nicht über 40 Kilometer weit den Kilometer unter 5 Minuten laufen. Dazu fehlen mir die Tempoläufe. Mein Trainingsschwerpunkt lag zu sehr auf die Gewinnung von ultralanger Ausdauer, denn auf Tempohärte und Schnelligkeit. Eine Endzeit zwischen 3:37 und 3:40 Minuten würde mich zufrieden stimmen.

    Mein Plan ist dennoch, mich so lange als möglich im Windschatten des Pacemakers für eine Zielzeit von 3 Stunden und 30 Minuten aufzuhalten. Schlau ist es zwar nicht, zu schnell zu starten, um mit Vorsatz dann auf der zweiten Streckenhälfte einzubrechen. Aber ich möchte erfahren, wie lange ich heute einen 5-Minuten-Schnitt pro Kilometer halten kann. Dass diese Strategie schmerzhafter sein wird als eine von Anfang an konstant gelaufene 5:10 Pace pro Kilometer, ist mir bewusst. Aber ich bin leidensfähig. Beim Laufen zumindest.

    Gefrühstückt wird auf bewährte Weise: Gut drei Stunden vor dem Start esse ich je ein Stück Toast mit Honig und Schokocreme, dazu 2 Tassen Kaffee. Die Startnummer ist zugleich ein Gratis-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. So reise ich entspannt mit Bus und Straßenbahn in die Grazer Innenstadt.

    Ein Wort zum Wetter: Der Frühnebel lichtet sich und es verspricht ein sonniger, warmer Spätsommertag zu werden.

    Ich erledige die letzten Handgriffe. Will heißen, ich bestücke meine Laufweste mit ein paar Gels, einer Tüte Salztabletten und meinem Smartphone. Der obligatorische Gang zum Dixi darf nicht fehlen. Dann gebe ich meinen Kleiderbeutel ab und laufe mich 10 Minuten warm.

    Um 09:45 Uhr öffnet der Startblock 1. Dieser ist den Marathon-Teilnehmern vorbehalten. Der Halb- bzw. Viertelmarathon wird blockweise zeitverzögert gestartet. Unmittelbar vor dem Startblock 1 haben sich die Eliteläufer und die Teilnehmer an den Meisterschaften im Halbmarathon positioniert. Ich habe meinen Platz unmittelbar neben dem Pacemaker, gekennzeichnet durch einen Luftballon mit der Aufschrift 3:30, gefunden. Die Moderation stellt die Eliteläufer vor. Im Anschluss begrüßt Stadtrat Kurt Hohensinner alle Teilnehmer und Zuschauer, dankt dem Organisationsteam und gibt den Startschuss. Pünktlich um 10 Uhr werden wir auf die Strecke gelassen.

    Graz Marathon Streckenführung 2018
    Wir laufen am Opernring und Joanneumring Richtung Westen. Das Feld ist dicht gedrängt. Um "meinen" Pacemaker hat sich eine größere Gruppe formiert. Ich bin es nicht gewohnt, im Rudel zu laufen. Entsprechend konzentriert bin ich, um erstens niemanden auf die Füße zu steigen bzw. habe ich doch ein wenig Bedenken, im Gewusel über irgend welche Läuferbeine zu stolpern.

    Die Strecke führt über die Wielandgasse, Grazbachgasse, Münzgrabenstraße und den Jakominigürtel auf die Conrad-von-Hötzendorfstraße. Auf einer langen Geraden, vorbei an der Stadthalle Graz, geht es nun zum südlichen Wendepunkt bei der Merkur Arena, dem Heimstadion des Fussballklubs SK Puntigamer Sturm Graz. Die führenden Eliteläufer kommen mit deutlichem Vorsprung hier bereits auf der Gegengeraden entgegen. Faszinierend, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit diese Athleten förmlich über die Strecke fliegen.

    Der Pacemaker läuft ein konstant gleichmäßiges Tempo. Langsam gewöhne ich mich an die Situation, inmitten der Läufertraube zu sein. Am Streckenrand erspähe ich zwei ganz liebe Kollegen meines Laufclubs MT-Hausmannstätten. Lautstark feuern sie an und machen auch einige ganz tolle Fotos. Immer wieder werden die Beiden völlig unerwartet entlang der Strecke auftauchen, zujubeln, aufmuntern und fotografieren. Einen riesengroßen Dank dafür!

    Kurz nach Kilometer 5 ist die erste Labestelle erreicht. Es werden Wasser und ein isotonisches Getränk sowie Bananen angeboten. Es herrscht ein für mich ungewohntes Gedränge an der Verpflegungsstelle. Solche Situationen kenne ich von Ultratrails oder Bergmarathons mit vergleichsweise geringer Teilnehmerzahl nicht. Ich "erkämpfe" mir Wasser und Iso und trinke die Becher im Gehschritt aus. Der Pacemaker ist mir inzwischen entwischt. Wer hier nicht im Laufschritt trinkt, lässt abreißen. Ich habe rund 30 Meter Rückstand. Es kostet überdurchschnittlich viel Energie, wieder aufzuschließen. Ein paar hundert Meter später bin ich wieder dran. Ob im flow in der Gruppe oder alleine hinten nach, der Unterschied ist enorm.

    Die Strecke führt über die Schießstatt- und Schönaugasse weiter in die Neuholdaugasse. Linkerhand befindet sich nun der Städtische Augarten. Ich erinnere mich freudig zurück, als der Bambini-Sprint noch im Augarten ausgetragen wurde und mein Sohn das erste mal am Start stand. Wie die Zeit vergeht ... Das Publikumsinteresse ist hier mäßig. Entlang der Pestalozzistraße hat man dafür einen wunderbaren Ausblick auf den Schlossberg.

    Der Kurs quert die Mur. Über den Grieskai und Lendkai geht es nun dem nördlichen Wendepunkt entgegen. Hier säumen sehr viele Zuschauer die Laufstrecke. Es ist neben der Sackstraße, Herrengasse und Opernring bestimmt der attraktivste Streckenabschnitt. Man erhascht Blicke auf das Kunsthaus und auf die Murinsel. Rechter Hand setzt sich wieder das Wahrzeichen der Stadt, der Schlossberg mit Uhrturm, in Szene. Hier bei Kilometer 9 ist die nächste Labestelle errichtet. Gleiches Spiel: Ich trinke ausreichend, nehme eines meiner Gels zu mir verliere wieder wertvolle Meter auf die Gruppe rund um den Pacemaker. Gute 50 Meter fehlen mir auf den Träger des grünen Luftballons. Ich kämpfe mich abermals ran und habe bei Kilometer 11 wieder aufgeschlossen. Die Durchgangszeit bei Kilometer 10 liegt übrigens bei rund 50 Minuten und 15 Sekunden. Der Pacemaker läuft hochgerechnet somit ein wenig zu langsam. Letztendlich wird er eine Zeit von 3 Stunden, 30 Minuten und 45 Sekunden erreichen.

    copyright karl
    Ich stelle fest, dass mein Pacemaker den Luftballon verloren hat. Wie genau, ist mir entgangen. Fortan muss ich mich an seiner markanten Kappe orientieren. Es geht über die Keplerbrücke zurück auf die linke Murseite. Hier steppt der Bär! Hunderte Zuschauer stehen hier Spalier. Der Radiosender "Antenne Steiermark" sorgt für stimmungsvolle Musik und lautstarke Moderation. Hier macht´s richtig Laune!

    Es geht auf der Körösistraße weiter Richtung Norden. Bei Kilometer 13 wartet die nächste Möglichkeit zur Labe. Neben Wasser und Iso wird hier auch Cola gereicht. Mittlerweile ist es recht warm und so achte ich weiter auf eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr. Erraten! Die meisten Läufer schnappen sich ohne Tempoeinbußen einen Becher. Zuvor laufen sie teils rücksichtslos rempelnd quer über die Straße. Eine Läuferin hakt bei meinem Bein ein, strauchelt. Sie und ich können mit Mühe einen Sturz verhindern. Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben, als Sie sich entschuldigt. Ich verliere wieder den Anschluss. Ich finde es immer mühsamer, ran zu laufen. Ich möchte jedoch wenigstens bis zur Halbmarathonmarke am Tempomacher dranbleiben und so mache ich langsam Meter um Meter gut. Bei Kilometer 15 ist die Wende Nord erreicht. Ich bin wieder am Pulk dran und die Strecke geht leicht fallend der Innenstadt entgegen.

    Zuvor stellt sich die schier endlose Gerade der Theodor-Körner-Straße in den Weg. Über die Wickenburggasse führt uns die Laufstrecke wieder zur Keplerbrücke. Diesmal wird aber nicht die Mur gequert sondern parallel der Kaiser-Franz-Josef-Kai entlang gelaufen. Die Innenstadt ist erreicht. Das Zuschauerinteresse ist ob des tollen Wetters im heurigen Jahr wirklich enorm. Entlang der Sackstraße und der Murgasse sowie ein wenig später durch die Schmiedgasse, über den Hauptplatz und durch die Herrengasse applaudieren tausende Zuschauer uns Läufern. In der Neutorgasse kann man linkerhand einen Blick auf die Franziskanerkirche werfen. Ich laufe durch den "Fotopoint" von Foto Viertbauer.

    Bei der Labestelle im Bereich der Neuen Galerie Graz habe ich ein irrwitziges Erlebnis. Mit offensichtlicher Absicht rempelt mich und rammt mir unmittelbar vor den Getränketischen ein Mitläufer den Ellbogen in die Rippen und verschafft sich Platz. Perplex frage ich, ob mit ihm wohl alles in Ordnung sei? "Jetzt wieder!", lautet seine Antwort und macht sich vom Acker, während ich kopfschüttelnd nicht fassen kann, was da eben passiert ist.

    Meine Durchgangszeit bei Kilometer 20 liegt bei 1 Stunde und 40 Minuten. Am Ende der Herrengasse schallt es aus den Lautsprechern, dass wir Marathonteilnehmer uns rechts halten und auf die zweite Schleife müssen. Links ginge es zum Ziel. Aber noch ist nicht die Zeit dafür.

    Die Halb- und Viertelmarathonis verlassen die Strecke. Das Läuferfeld lichtet sich. Zu Beginn der zweiten Runde weicht die Strecke geringfügig von der ersten Schleife ab. Mein erstes Etappenziel, jedenfalls bis zur Halbmarathonmarke im 5er-Schnitt zu laufen, habe ich mit einer Durchgangszeit von 1 Stunde und 45 Minuten geschafft.

    Jetzt wird es echt hart. Viel zu früh, aber so habe ich es befürchtet. So sehr ich mit einer Zeit um 3 Stunden 30 Minuten liebäugle, so realistisch bin ich um mir einzugestehen, dass ich dieses Tempo für weitere 21 Kilometer nie und nimmer halten kann. Nächstes geistiges Zwischenziel? Der südliche Wendepunkt bei der Merkur Arena.

    Durchgangszeit bei Kilometer 25: 2 Stunden, 4 Minuten und 40 Sekunden!

    Bei der Labestelle Ostbahnhof nehme ein weiteres Gel zu mir, spüle mit Wasser nach und nehme mir ein Stück Banane mit auf den Weg. Ich bin wieder hinten nach. Ich habe mittlerweile 26 Kilometer in den Beinen. Ich kämpfe, schaffe es aber nicht, nochmals die Lücke zum Pacemaker zu schließen.

    Nun wird´s richtig "zach". Die Antenne-Bühne auf der Keplerbrücke sorgt zwar nochmal für einen Push, der jedoch nicht lange anhält. Obwohl die Strecke nach wie vor leicht bergauf führt, kann ich bis Kilometer 35 die Kilometerzeiten einigermaßen hoch halten. Dann werde ich spürbar langsamer. Endlich ist die Wendemarke Nord erreicht. Noch 6 lange Kilometer warten auf meine geschundenen Beine. Die wieder nicht enden wollende Gerade der Theodor-Körner-Straße verfluche ich nun innerlich. Dass man hier einen Blick auf den Schlossberg hat, entschädigt mich im Augenblick nicht für die Strapazen. Am Hasnerplatz stärke ich mich mit einem weiteren Gel. Nach einigen Metern im Gehschritt trabe ich wieder an. Es muss zu Ende gebracht werden. Autsch, die Beine schmerzen. Und ich werde langsamer. Mittlerweile ist die Pace auf 6 Minuten für den Kilometer gesunken.

    Der Hauptplatz und die Herrengasse sind erreicht. Es kündigt sich ein Krampf im rechten Oberschenkel an. Ich ändere ein wenig meinen Schritt, um es nicht krampfen zu lassen. Ich biege in den Opernring ein. Am Ende der Straße steht nicht das Haus am See, sondern das lang ersehnte Zieltor. Scheußlich, wenn man kurz vor dem Zielstrich vom Krampf ausgebremst wird. Er hat kein Erbarmen. Ich muss tatsächlich mit schmerzverzerrtem Gesicht anhalten und meinen hinteren Oberschenkelmuskel dehnen, bevor ich unter den mitleidsvollen Blicken der Zaungäste nach 3 Stunden, 38 Minuten und 58 Sekunden die Ziellinie überquere. Ich platziere mich damit an 218. Stelle von rund 700 gestarteten Marathon-Teilnehmern.

    Kleine Zeitung Graz Marathon Finisher Medaille
    Ich erhalte eine schön gefertigte Finishermedaille und bin mit der erreichten Zeit letztendlich zufrieden. Nach einer kleinen Stärkung mit Iso und einem Müsliweckerl erfrische ich mich im "Kaltwasser-Duschcontainer". Anschließend gönne ich mir ein wohlverdientes Hopfengetränk, bevor mich der Schienenersatzverkehr wieder Richtung heimwärts bringt.

    Ich kann an der Organisation des Graz-Marathon nichts bemängeln. Bestimmt gäbe es in Graz die Möglichkeit einer attraktiveren Streckenführungen, jedoch ist es verständlich, dass nicht noch größere Stadtbereiche für den Straßenverkehr gesperrt werden können. Das Zuschauerinteresse war enorm, was bestimmt auch dem tollen Wetter geschuldet war. Die Labestationen waren ausreichend bestückt und im erforderlichen Ausmaß platziert. Der Bereich rund um die Grazer Oper erwies sich als würdiger Start- und Zielbereich. Meine Liebe gilt zwar den Berg- und Landschaftsläufen, jedoch werde ich bestimmt wieder mal in Graz am Start stehen.

    14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht


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