Mittwoch, 8. Juni 2016

05.06.2016: SMB Sommeralm Marathon - Laufbericht

Morgenstund´ hat Gold im Mund, sagt ein Sprichwort! Ich halte es ebenso und sitze schlaftrunken zur Morgenstund´, genau genommen ist es 4:15 Uhr, am Frühstückstisch und habe Gold im Mund. Das Gold der Bienen, auch Honig genannt, auf weißem Brot gestrichen, füllt meine Speicher auf. In gut 3 Stunden fällt der Startschuss des heurigen SMB Sommeralm-Marathons.

SMB Sommeralm Marathon: Streckenführung vom Pöllauertal ins Almenland

Es ist  wieder Race-Day. Der zweite Marathon innerhalb von 4 Wochen, der 4. Marathon insgesamt, will gelaufen werden. Eine von einem bekannten steirischen Ultraläufer namens Hannes Kranixfeld, kurz "Kraxi", ins Leben gerufene Laufveranstaltung startet um 07.30 Uhr in der oststeirischen Ortschaft Winzendorf im Pöllauertal. Von dort führt die Strecke auf die 42,2 km entfernt gelegene Sommeralm. Damit dieser Marathon den ihm verliehenen Titel "Der härteste Marathon der Steiermark" gerecht wird, sind auf der Marathondistanz knapp 1800 Höhenmeter zu bewältigen.

Die Uhr zeigt mittlerweile 05:30 Uhr und sagt mir "Zeit für die Anreise". Meine Familie schäft noch. Heute werden sie mich nicht im Ziel empfangen. Ich muss ohne mein Team zurecht kommen. Mir steht nun eine knappe Stunde Autofahrt bevor.

Die Ausgabe der Startunterlagen, direkt beim Veranstalter "Kraxi" in der Garage seines Zuhauses, gestaltet sich unkompliziert und familiär. Von der ersten Minute an fühlt man sich bei dieser Laufveranstaltung gut aufgehoben, ist von freundlichen und hilfsbereiten Leuten umgeben. Ein prall gefülltes Startpaket darf natürlich auch nicht fehlen; darin findet sich allerlei nützliches, gesundes und informatives Zeugs.

Mein peinlicher Auftritt: Ich freue mich, dass die Startnummer nicht mit Sicherheitsnadeln am Shirt zu befestigen ist. Es sind diesmal zwei doppelseitige Klebestreifen vorhanden. Endlich kein Löcher in das Shirt stechen. Ich versuche die Folie des ersten Klebestreifens zu lösen und ........ frage zur Vorsicht doch einen eben eingetroffenen Mitstreiter. Milde lächelnd rät er mir, den für die Zeitnehmung erforderlichen Transponder nicht von der Startnummer zu lösen. Im Startpaket seien bestimmt Sicherheitsnadeln. Die soll ich für die Befestigung der Startnummer verwenden *hüstel*.

SMB Sommeralm Marathon 2016 - Streckenprofil
Pünktlich um 07:30 Uhr erfolgt der Startschuss und rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus insgesamt 4 Nationen machen sich auf den Weg zur Sommeralm. Ich reihe mich im hinteren Teil des Feldes ein. Ich zolle den knapp 1800 bevorstehenden Höhenmetern Respekt und starte verhalten.

In der Tasche meiner Laufshort machen sich auch Datteln und Salztabletten bei bewölktem Himmel und angenehm kühler Lauftemperatur mit auf den Weg.

Der Sommeralm-Marathon gönnt dem unaufgewärmten Teilnehmer keine flache Startpassage zum Einlaufen. Vom Start weg geht es sofort bergauf. Zwar vorerst nur ein ein paar hundert Meter, gespickt mit lieblichen 40 Höhenmetern und noch nicht allzu steil, aber das ist schon ein Vorgeschmack auf das was noch folgen wird. Auf einem durch die gewittrigen Regenschauer der letzten Tage aufgeweichtem Waldweg geht es nach dem ersten Aufstieg gleich wieder abwärts. Es wird eine Brücke überquert um im Gegenhang auf einem Wiesenpfad wieder Höhenmeter zu gewinnen, bevor es auf flachem Terrain der ersten Labestation entgegen geht. Iso, Wasser sowie viel Freundlichkeit und gute Laune werden hier kredenzt.

Auch in weiterer Folge wird an den mehr als ausreichen vorhandenen und strategisch hervorragend platzierten Labestationen Iso, Wasser aber auch Cola, teilweise Red Bull, Kuchen, Äpfel und Bananen angeboten. Man erkennt an der Handschrift der Organisation, dass hier ein erfahrener Ultraläufer das Drehbuch schreibt. Trotz der später einsetzenden widrigen Witterungsbedingungen erhält man überall ein freundliches Lächeln und aufmunternde Worte.

Weiter geht es; vorwiegend aufwärts. Mal steil, dann steiler, mal moderat, aber durchwegs bergauf. Der Laufuntergrund wechselt zwischen Schotterweg, Waldboden und Asphalt. Nach rund 12 Kilometer schließe ich zu einer 10köpfigen Gruppe auf und laufe die nächsten Kilometer mit ihnen.

Finisherstein Sommeralm Marathon
Ich nutze das Angebot der Verpflegungsstellen trotz des eher kühlen Wetters und trinke regelmäßig 1-2 Becher Wasser, dazu Iso, ab ca. Kilometer 25 mal einen Schluck Cola. Auch ein Stück Kuchen, Apfel oder einen Happen Banane nehme ich gelegentlich zu mir. Zusätzlich verpflege ich mich zu jeder vollen Stunde mit meiner Lieblingsnahrung auf langen Läufen, einer Dattel aus der Hosentasche.

Beim Welsch-Marathon vor 4 Wochen noch von Krämpfen geplagt, verhalten sich heute die Muskeln williger. Vielleicht liegt es an der Wirkung der Salztablette, die ich nach 2 bzw. 3,5 Stunden Laufzeit zu mir nehme.

Mittlerweile laufen wir seit rund 3 Kilometer einen Wald- bzw. Schotterweg in die Tiefe. Bis hinunter zum Talboden wird uns der Weg führen. Nach rund 24 Kilometer Wegzeit haben wir das zum Teil starke Gefälle auf teilweise schwer zu laufendem Weg überwunden und eine weitere Labestelle versorgt uns. Unter Polizeischutz quere ich eine Landesstraße und es folgen einige hundert Meter entlang einer mäßig befahrenen 2-spurigen Straße.

Bald geht es jedoch wieder links weg in eine schmale, ruhige, aber sehr steil nach oben führende Seitenstraße. Ich nehme mir vor, nahezu alle Passagen zu laufen. Aber nach ein paar hundert Meter stelle ich fest, dass ich laufend mit kleinen Tippel-Schritten kaum schneller bin als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in den steilsten Anstiege mit großen Schritten gehen. So schalte auch ich passagenweise in den ressourcenschonenderen Gehschritt.

Die schwarze Wolkendecke, die seit geraumer Zeit in der Ferne auszumachen ist, hat sich nun direkt über uns platziert und es setzt Regen ein. Was tröpfchenweise beginnt endet bald in Starkregen. Dieser soll uns bis zum Ziel erhalten bleiben. Lautes Gedonner und Blitzeinschläge bleiben zum Glück aus. Aber es kühlt am Berg empfindlich ab und bald fröstle ich. Kurz trauere ich meinen ursprünglichen Plan nach, mit meinem Laufrucksack zu laufen, der dann jedenfalls auch eine Regenjacke beinhaltet hätte.

SMB Sommeralm Marathon 2016 *)
Bei rund Kilometer 33 hat das Geländeprofil mit uns ein letztes mal Erbarmen und gönnt 2000 abschüssige Meter. Hier lässt sich in patschnassen Schuhen nochmal ein wenig Fahrt aufnehmen. Zu Beginn des letzten 7 Kilometer langen Schlussanstieges warten wieder zwei tapfere, auch bereits frierende Helfer. Obwohl mir bereits sehr kalt ist nehme ich noch ein wenig Flüssigkeit zu mir.

Es geht auf einem aufgeweichten Waldweg empor. Rinnsale strömen entgegen. Ich bin auf diesem schwer zu laufenden Untergrund wieder in den Gehschritt verfallen und quäle mich den Hügel hoch. Nach ein paar hundert Meter habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf Asphalt geht es noch 6 Kilometer empor. Die Zeit verrinnt auf diesen steilen Passagen. Vor einer Stunde schien mir die 5-Stunden-Marke gewiss, nun heißt es aber kämpfen. Lange hatte ich kein klares Zeitziel. Zu wenig Erfahrung habe ich auf Strecken mit so enorm vielen Höhenmetern. Sub5 soll es nun aber sein. Gehend, laufend, geht es auf steilen Kehren dem Ziel entgegen.

So nah und doch noch 700 Meter fern! *)
Die Stoakogl-Hütte ist in rund 2 Kilometer Entfernung auszumachen. Der Weg verflacht ein wenig und ich kann die meisten Passagen laufen. Mental laufe ich von Straßenpflock zu Straßenpflock. Das macht die Sache einfacher, als ein entfernteres Ziel anzuvisieren. Nun bin ich 20 Meter vor dem Zielbogen. Geschafft? Pustekuchen! Es fehlen auf die Marathon-Distanz noch ca. 700 Meter. Diese wollen auf einer Schleife rund um das Ziel gelaufen werden. So heißt es am Ziel vorbei noch einige Höhenmeter den Berg hoch, um oben nach rechts auf eine sehr weiche, matschige Wiese einzubiegen. Der Boden ist schwammig und kurz verliere ich die Bodenhaftung und ich habe große Mühe einen spektakulären Sturz zu verhindern. Autsch, der lange Ausfallschritt kostet Kraft und Nerven. Aber zum Glück ist nichts passiert und so trennen mich nur noch 200 Meter bergab auf leicht geschottertem und dadurch wieder etwas griffigerem Weg vom Ziel.

90 Sekunden später ist es geschafft. Ich finishe in 4 Stunden, 56 Minuten und 50 Sekunden meinen ersten SMB Sommeralm-Marathon und bin stolz auf mich.

Ich zittere vor Kälte. Meine Finger schaffen es kaum einen Becher zu halten. Aber es wäre nicht der von Kraxi organisierte SMB Sommeralm - Marathon, wenn nicht schon das Shuttleservice bereit stünde, das uns zur ein paar Kilometer entfernten Dusch- und Umkleidemöglichkeit beim Naturparkhotel Bauernhofer bringt.

Hier steht uns frierenden Sportlern nicht nur eine heiße Dusche, sondern auch der Saunabereich zur Verfügung. So sitze ich nach einer ausgiebigen Dusche bald bei 60 Grad im Dampfbad und blicke durch eine große Glasfront auf die wunderschöne Landschaft und plaudere mit weiteren Teilnehmern über unsere Leidenschaft, dem Laufen.

Wieder auf Wohlfühltemperatur werden nun die geleerten Kohlenhydrat- und Trinkspeicher gefüllt. Im Startgeld ist ein 3-gängiges Menü im selbigen Hotel inkludiert.

Nr. 7 ging bei der Verlosung leer aus!
Im Anschluss wird vom Veranstalter Kraxi jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer aufgerufen und mit selbstgemachtem Finisher-Stein, der zu Hause seinen Platz im Garten findet, und Urkunde persönlich beglückwünscht. Für die ersten Drei steht sogar eine Siegertreppe parat.

Nicht genug: Es folgt eine Warenpreisverlosung. Zu gewinnen gibt es unzählige Marathon-Startplätze, Nudelboxen, leckere Geschenkkörbe, gefüllte Taschen des Hauptsponsors SMB, einen Gutschein für Laufschuhe und noch einiges mehr. Es wird beinahe jede Startnummer gezogen und die meisten gehen neben den wunderbaren Eindrücken auch mit einem Warenpreis nach Hause.

Im Anschluss konsumiere ich die letzte inkludierte Leistung der Laufveranstaltung und nehme im Rücktransport-Bus Platz. Mein Auto wartet schließlich beim Start in Winzendorf auf die Heimfahrt. 45 Minuten später sitze ich in meinem Fahrzeug und kündige telefonisch meiner Familie die baldige Rückankunft an.

Fazit: Hervorragend organisierte Veranstaltung von Hannes Kranixfeld und seinem Team, umfangreiches Leistungspaket für vergleichsweise kleines Startgeld, überall freundliche Helferleins, anspruchsvolle aber wunderschöne Strecke.

*) Vielen Dank für die Bereitstellung des Bildmaterials von MSC Roger Bad Blumau

05.06.2016: SMB Sommeralm Marathon - Laufbericht



"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".
















Samstag, 4. Juni 2016

Datteln - Das Brot der Wüste

Datteln eignen sich Dank ihres hohen Zucker- und Kaloriengehaltes hervorragend als Wegbegleiter auf langen Läufen. 100 Gramm Datteln beinhalten über 60 Gramm Kohlenhydrate in Form von Frucht- und Traubenzucker, sodass die Dattel zu Recht auch das "Brot der Wüste" genannt wird.

Neben verschiedensten Vitaminen finden sich ebenso Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat, Eisen, Zink und auch Folsäure in Datteln.

Ich verzehre auf meinen langen Läufen pro 3/4 Stunde bis Stunde Laufzeit 1 Dattel. Auf Grund der relativ hohen Anzahl an Ballaststoffen, die bekanntermaßen die Verdauung fördern (bei Laufveranstaltungen nicht wünschenswert), habe ich mit dieser Dosierung die besten Erfahrungen gemacht.

Konkret enthalten 100 Gramm der mir vorliegenden getrockneter Datteln lt. Verpackungsaufdruck durchschnittlich:

294 Kalorien Energie
< 0,5 Gramm Fett, davon < 0,1 Gramm gesättigte Fettsäuren
65 Gramm Kohlenhydrate, davon 64 Gramm Zucker
8,7 Gramm Ballaststoffe
1,9 Gramm Eiweiß
0,09 Gramm Salz

Mengenangaben über enthaltene Vitamine und weiterer Elemente fehlen am Packungsaufdruck. Recherchen ergeben folgende weitere Inhaltsstoffe:

0,07 mg Vitamin B1
0,09 mg Vitamin B2
0,14 mg Vitamin B6
2,5 mg Vitamin C
0,02 mg Vitamin E
21 µg Folsäure
0,8 mg Pantothensäure
5 µg Biotin
6 µg Retinol
36 µg Carotin
2 mg Niacin
2,5 mg Eisen
50 mg Magnesium
60 mg Phosphor
60 mg Kalzium
650 mg Kalium



Empfehlung!
Mein Fazit: Klares "Daumen hoch" ob nun als Nahrung auf langen Dauerläufen oder als Ergänzung zu Gels oder Energieriegel in mehrstündigen Wettkämpfen.

Ebenso ist die Dattel auch als "Zwischendurch-Snack" hervorragend geeignet und stellt eine tolle Alternative zu Schokolade oder anderen "Dickmachern" dar.




Dienstag, 10. Mai 2016

Welschlauf 2016: Ein K(r)ampf mit der anspruchsvollen Strecke

Der Wecker des Smartphone´s klingelt. Zu diesem Zeitpunkt sitze ich jedoch bereits seit einer guten Stunde im Wohnzimmer und schlürfe den zweiten Kaffee. Die letzte aber auch vorletzte Nacht verläuft aus mir nicht ganz verständlichen Gründen sehr schlafarm. Lampenfieber?

Mein typisches Marathon-Frühstück bestand bisher immer aus einem Toast mit Honig und einem weiteren Toast mit Nutella. Wobei "typisch" relativ ist. Ich bin bislang erst 2 Marathons gelaufen; beide auf flacher Strecke in Graz. Das hier wird heute mein 3. Marathon und der erste mit richtig vielen Höhenmetern. Jedenfalls wird heute morgen auf Nutella verzichtet. Schokolade würde ohnehin nur sehr kurzfristig Energie spenden und meinen Blutzuckerspiegel prompt wieder sinken lassen. Statt dessen liegt ein Toast mit Honig und Bananenscheiben vor mit auf dem Frühstücksteller; dazu die mittlerweile dritte Tasse Kaffee sowie ein Glas Wasser.

Die Anreise zum Welschlauf* gestaltet sich für mich heute als Triathlon. Per Rad geht es zum Bahnhof Kalsdorf um dann mit der S-Bahn direkt zum Ziel des Marathons, nach Ehrenhausen, gebracht zu werden. In Ehrenhausen stehen Busse bereit, die die künftigen Marathonas und Marathonis zum Start nach Wies chauffieren. So können Frau und Kind später zum Zieleinlauf anreisen, um anschließend meinen geschundenen Körper nach Hause zu fahren.

*Der Welschlauf, ein landschaftlich wunderschöner Marathon im südwestlichen Bereich der Steiermark, wird vom Veranstalter selbst als schönster, schwierigster und geselligster Lauf bezeichnet. Er führt jährlich wechselnd von Wies nach Ehrenhausen (wie 2016) oder eben in umgekehrter Richtung von Ehrenhausen mit Ziel in Wies.

Auf dem Weg nach Wies knurrt mein Magen bereits. Mein Körper scheint zu wissen, dass für die bevorstehenden 42,2 Kilometer samt rund 1000 Höhenmeter mein Frühstück zu gering ausgefallen ist. In Wies hole ich die Startnummer ab, ziehe meine Laufklamotten an und gebe meinen Rucksack beim "Lumpentransport" ab. Und steuere die im unmittelbaren Startbereich errichtete Verpflegesstelle an. Ich gönne meinem Nachschub urgierenden Magen einen Becher Wasser sowie eine Banane. Das muss jetzt für die ersten Kilometer reichen. Der Welschlauf ist mit Verpflegesstellen üppig ausgestattet. Ein Gel befindet sich in meiner Hosentasche. Dieses soll bei rund Kilometer 27 mit 2 Becher Wasser in den Magen gespült werden und mir für einige Kilometer zusätzliche Energie liefern. Die beim letzten 40 km langen Lauf erprobten und für sehr gut befundenen Datteln habe ich nicht in der Hosentasche. Warum nicht? Keine Ahnung ...

Die Blasmusikkapelle sowie eine unterhaltsame Moderation lässt die letzte Stunde vor dem Startschuss im nu vergehen. Sogar ein Teilnehmer aus Indien wird begrüßt, zum Interview gebeten und mit Applaus bedacht, So erfahren wir, dass der ehrgeizige ältere Herr erst seit rund 40 Monaten regelmäßig läuft und es in dieser Zeit auf 40 Marathons gebracht hat. Der Welschlauf wird nach knapp 6 Stunden und 30 Minuten sein 41. Finish sein.

Ehrenhausen, noch 42,2 km entfernt
Pünktlich um 10 Uhr werde ich mit weiteren 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Marathons auf die Strecke gelassen. Ich versuche auf den ersten paar hundert Meter, die uns aus Wies führen, mein Tempo zu finden und bereits nach rund einem Kilometer geht die Strecke das erste mal aufwärts. Mein Marschplan sieht vor, dass ich den Zeitverlust, der sich beim bergauf rennen unweigerlich zu Buche schlagen wird, auf den Bergab-Passagen gut machen und spekuliere so mit einer durchschnittlichen Pace von rund 6 Minuten pro Kilometer, was eine Zielzeit von 4 Stunden und 12 Minuten ergeben soll. Insgeheim erhoffe ich mir ein Laufwunder und eine Zeit knapp unter der 4-Stunden-Marke, was mich im ersten Viertel des Läuferfeldes finishen lassen würde. Ich bin im Jahr 2015 einem Laufclub beigetreten, dem MT-Hausmannstätten. Da die Mädl´s und Jungs dieses "MarathonTeams-Hausmannstätten" wöchentlich mit TOP-Zeiten aufhorchen lassen, will Wolfgang sich ja nicht "blamieren".

Die Strecke führt nun bis ungefähr Kilometer 4 moderat aber stetig nach oben. Meine Kilometerzeiten unter 6 min/km lassen mich zuversichtlich stimmen. Die Ortschaften Kopreinig und St. Ulrich am Greith werden hinter uns gelassen und ich laufe mit dem Feld Richtung Obergreith.

Die nächsten Kilometer verlaufen ebenfalls sehr abwechslungsreich. Flache bis steile Anstiege, kurze ebene Passagen wiederum gefolgt von moderatem bis steilem Gefälle wechseln sich ab und gestalten den Lauf kurzweilig. Bei Kilometer 10 haben wir die Talsohle in Wuggau erreicht und laufen die nächsten Kilometer auf flachem Terrain Richtung St. Johann im Saggautal. Der Wettergott meint es heute besonders gut und schickt uns beinahe ungetrübten Sonnenschein. Und mir einen speziellen Mitläufer! Einen der Sorte von Windschattenläufer, die Platzangst auslösen, so dicht auflaufen, dass die Atemgeräusche direkt an mein Ohr gehörig nerven. Ich würdige ihn jedoch keines Blickes und lasse mir die "laufende" Unhöflichkeit wortlos gefallen.

St. Johann ist erreicht, Nun folgt ein beinahe ununterbrochener Anstieg bis zur Halbmarathonmarke. Mein Windschatten klebt nach wie vor an meinen Fersen. Ich fühle mich zu diesem Zeitpunkt hervorragend und spüre in den Anstiegen, dass sich die langen Dauerläufe mit integrierten Höhenmetern während der Vorbereitungszeit bezahlt machen. Trotz teilweise knackigen Anstiegen erreiche ich Kilometer 21,1 nach 2 Stunden und 2 Minuten im Soll. Ich reime mir zusammen, dass die Strecke auf Grund des Höhenprofils auf der zweiten Hälfte einfacher zu laufen ist und so scheinen mir die vorgenommenen 4 Stunden und 12 Minuten zu diesem Zeitpunkt sicher zu sein. Ja sogar eine Zeit unter der 4-Stunden-Schwelle kommt mir machbar vor.

Nachtrag zu meinem Schatten: Der musste wohl oder übel vor rund 2 Kilometer an mir vorbei, da ich bei einer Verpflegesstelle stehen geblieben bin und mir in Ruhe jeweils einen Becher Iso sowie Wasser und ein Stück Banane gegönnt habe. Nun ist er rund 100 Meter vor mir und ich fühle mich wieder frei.

Die Strecke verläuft nun leicht fallend und bald treffe ich auf Halbmarathon-Teilnehmerinnen und -teilnehmer. Diese starteten 2 Stunden später im Ort Leutschach und hatten die ersten 3 Kilometer steilen Anstieg hinter sich. Die bislang recht leere Laufstrecke füllt sich und die Überholvorgänge an langsameren Halbmarathonläufer vorbei machen mächtig viel Spaß. Richtig gelesen: Mein Jagdinstinkt wurde wieder geweckt und ich überhole fröhlich vor mich hin, teilweise mit viel zu hohem Tempo. Nicht daran denkend, dass ich einige Körner für die verbleibenden 17 - 18 Kilometer sparen sollte. Da fehlt es mir jedenfalls noch an entsprechender Erfahrung (und auch Disziplin) über lange Distanzen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und wo Dummheit ist, ist auch Konsequenz. Und so meldet sich das erste mal der hintere Oberschenkel meines rechten Beines zu Wort. Er gibt mir zu erkennen, dass er sich in naher Zukunft verkrampfen möchte. Mich verunsichert diese Vorwarnung, zumal ich in meinem Läuferleben erst einmal mit Muskelkrämpfen zu tun hatte. Und das war auf Kilometer 42 meines ersten Marathons. Aber jetzt schon? Noch fast 2 Stunden vor dem Ziel? Okay, ich schwitze angesichts des auf rund 25 Grad gekletterten Quecksilbers ungewohnt viel, aber ich trinke auch entsprechend an den Verpflegesposten. Die weißen Schlieren auf meinem schwarzen Shirt zeigen mir an, dass ich zwar viele Mineralstoffe aus meinem Körper transpiriere. Und ich überholte Halbmarathonläufer. Ist das ein so schweres Vergehen, dass ich als Strafe Oberschenkelkrämpfe angedroht bekomme?

lecker Brote und Bier im Ziel
Ich nehme ein wenig Tempo raus. Einige hundert Meter später nehme ich viel Tempo raus. Will heißen, ich bin stehen geblieben und mache erste Dehnungs- und Lockerungsübungen. Nach 1-2 Minuten geht es mit vorsichtigen Schritten bis zur nächsten Labestation und zwei Becher Iso sowie ein weiterer Becher Wasser werden getrunken. Leider findet sich nichts salzhaltiges am Buffet. Die Stopps hinterlassen natürlich Spuren bei den Kilometerzeiten und kratzen vor allem am Selbstvertrauen. Ich spüre, dass ich gut für diesen Lauf vorbereitet bin aber Krämpfe, so viele Kilometer vor dem Ziel, kamen in meinem Marschplan nicht vor.

Das letzte Viertel der Strecke ist mehr schlecht als recht erreicht. Viertelmarathonteilnehmer und Starter des Nordic walking - Bewerbes säumen die Strecke und applaudieren, muntern auf, lenken kurzzeitig von den Qualen ab. Sie müssen sich noch eine Stunde gedulden, bis auch sie auf die Strecke dürfen. Durch die Gemeinde Gamlitz geht es entlang der Sulztaler Weinstraße teilweise nun so steil abwärts dass es sich anfühlt, als würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis mein Quadrizeps reißt. Aber es wäre nicht der Welschlauf, wenn es nicht hieße: Wo es runter geht, geht es auch wieder rauf. Und so wollen wieder unzählige positive Höhenmeter über Serpentinen zum Hochsulz bezwungen werden. Der Quadrizeps ist übrigens doch nicht gerissen. Ich bin hier gezwungen, den Großteil des Anstieges zu gehen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Kraft würde reichen um trotz der enormen Steigung tippelnd zu laufen, aber die Schmerzen in den immer wieder krampfenden Muskeln sind groß. Noch immer 9 Kilometer bis nach Ehrenhausen.

Ein Blick auf die Kilometerzeiten lässt erahnen, dass das Minimalziel 4 Stunden und 12 Minuten außer Reichweite geraten ist. Ich habe teilweise Zweifel, es überhaupt in das Ziel zu schaffen. Der Gedanke, dass ich im Ziel von meiner Familie erwartet werde und sich die Sorge um meinen Verbleib von Minute zu Minute steigern wird, lässt meine Zähne zusammenbeißen und weitertraben.

Ich habe mittlerweile den letzten Anstieg gemeistert und bin froh, an der Verpflegesstelle nun neben Iso, Wasser und Obst auch Schwarzbrote mit diversen Aufstrichen und gesüßtes Weißbrot kredenzt zu bekommen. Ich greife herzhaft zu und hoffe auf diese Weise meine muskulären Probleme in den Griff zu bekommen.

Noch knapp 7 Kilometer liegen vor mir. Es geht nun moderat abwärts der Ziellinie in Ehrenhausen entgegen. Die Zielzeit spielt für mich keine Rolle mehr. Ich möchte mich einfach nur noch in das Ziel kämpfen. Aufgeben ist für mich ohnehin keine Option; nicht wegen lapidarer Muskelprobleme.

einfach nur schön ...
Laufen, gehen, stehen und dehnen beschreibt seit einer gefühlten Ewigkeit den Rhythmus meiner Fortbewegung. Noch zwei Kilometer und dann ist´s noch ein allerletzter Kilometer. Ich werde es nicht mal unter 4 Stunden und 30 Minuten schaffen. Ich habe teilweise Tränen in den Augen. Tränen vor Enttäuschung über die nicht erreichte Zielsetzung aber vor allem Tränen der Vorfreude, dass ich es bald zu meiner Familie geschafft habe.

Mein letzter Laufwunsch für heute: Ich möchte nicht auf der Zielgeraden stehen bleiben müssen. So gehe ich bis ungefähr 700 Meter vor dem Ziel, versuche meine Oberschenkel ein letztes mal zu lockern und hoffe nun, im Laufschritt die Ziellinie zu überqueren. Ich möchte laufend ankommen und mich nicht verkrampft hinkend in das Ziel schleppen.

Ich bin im Ortskern von Ehrenhausen angelangt. Die Gastgärten der Weinlokale sind gut gefüllt. Leute jubeln zu, rufen mich beim Namen (nein, die kennen mich nicht alle persönlich; steht auf der Startnummer), feuern an. Gänsehaut pur! Die Oberschenkel meinen es nun gut mit mir. Sie gönnen mir diesen Zieleinlauf ohne Krampfattacke und so überquere ich nach 4 Stunden, 32 Minuten und einigen Sekunden die Ziellinie des Welschmarathons.

Mein Sohn kommt auf mich zugelaufen. Ich nehme ihn hoch und wanke zu meinem Schatz. Was bin ich froh, bei meiner Familie zu sein. Danke für´s warten und für´s da sein! Ich erhalte meine Finisher-Medaille. Auch Sebastian, mein 4-jähriger Sohnemann, bekommt eine Medaille für sein ausdauerndes Warten auf Papa. Die hat er sich redlich verdient. Immerhin bin ich seit 20 Minuten überfällig.

Nach einer Dusche stärken wir uns im Festzelt, bevor es wieder nach Hause geht. Welschlauf, lass dir sagen, ich komme im nächsten Jahr wieder. Dieser wunderschöne wenn auch sehr anspruchsvolle Lauf mit samt den unzähligen strahlenden Helferinnen und Helfern an den gut ausgestatteten Verpflegestellen gehört einfach gelaufen. Ich werde neben den heute vergessenen Datteln künftig auf langen Wettkämpfen auch Salztabletten in der Hosentasche haben und so den Krämpfen den Garaus machen.

"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".





Dienstag, 26. April 2016

40 km Trainingslauf als Endspurt zum Welschmarathon

Fazit: Auch die Billacard gehört in den Laufrucksack!

40 Kilometer mit einigen Höhenmetern
Laut Trainingsplan steht am heutigen Samstag ein 32 Kilometer langer langsamer Dauerlauf am Programm. Dank meines heißgeliebten Laufrucksackes "Salomon S Lab Adv Skin3" bin ich Selbstversorger und somit nicht auf trinkwasserbrunnengepflasterte Laufwege angewiesen. Wasser ist also mit an Bord. Ebenso drei Datteln, über deren Fähigkeit des Zuckernachschubs ich mich heute überzeugen und deren Verträglichkeit ich austesten möchte. Ich genieße die Autonomie und kann meinen Füßen freien Lauf gewähren.

So führen mich die ersten ebenen Kilometer von Fernitz nach Hausmannstätten. Dem Ferbersbach folgend wird im langsamen 6:15 min/km - Tempo das nächste Zwischenziel Vasoldsberg angelaufen. Nun sind rund 8 Kilometer absolviert und der Weg führt von Premstätten über gute Höhenmeter den Steinberg hinauf, ein Stück weit dem Kamm entlang und Richtung Hart ins Tal hinunter. Nach 10 Kilometer wird die erste der drei mitgeführten Datteln aus dem Verschlussbeutel genommen und verzehrt.

Salzbrezel auch ohne Billacard
Die Dattel gibt einen wunderbaren Kalorienspender ab und ist durch den hohen Fruchtzuckergehalt nebst weiteren löblichen Inhaltsstoffen eine vorzügliche Nahrungsquelle auf ausdauernden Läufen. Die Dattel schmeckt mir nicht nur köstlich, sie wird auch von meinem Verdauungsapparat gut vertragen.

Der Pachern-Hauptstraße nach Osten folgend rückt via Autal das nächste Etappenziel, die Schemerlhöhe, im gleichmäßigen Dauerlauf näher. Der finale, recht steile Anstieg zur selbigen Höhe verschlingt die letzten Tropfen meiner mitgeführten Wasserdepots und so scheint ein Boxenstopp von Nöten.

Zum Glück findet im Rucksack neben einer Regenjacke, Wasser und einigen Datteln auch eine Euro-Note Platz. So stehe ich schweißgebadet mit einer Packung Salzbrezen und einer Flasche stillem Mineralwasser in der Hand vor Frau Kassierin und statt schnell durchgewunken zu werden, werde ich erst mal förmlich nach der Billacard gefragt. Nach dem ich dies verneint und auch eine Beantragung einer solchen - zumindest am heutigen Tag - verweigert habe, darf ich endlich die Marschverpflegung bezahlen und mich vor dem Laden über einige Salzbrezen hermachen. Das stille Wasser wird in meine Trinkflaschen gefüllt, das verbliebene Knabbergebäck dem netten Herrn mit dem Stapel Zeitungen in der Hand geschenkt.

Als ich mich in Kolmegg Richtung Schelchenberg befinde wird mir klar, dass ich bei Beibehaltung meiner im Kopf weiter gesponnenen Laufstrecke die Trainingsempfehlung von 32 Kilometer deutlich überschreiten werde. Es steht die akute Entscheidung an auf kurzem Weg nach Hause zu rennen oder es weiter rollen zu lassen. Vernunft war gestern, heute laufe ich weiter. So biege ich am Schelchenberg nach Süden ab und laufe durch das Schelchental entlang des Stiefenbaches auf Liebensdorf zu.

Panorama vom Buchenkogel
32 Kilometer sind mittlerweile am Tacho und es stehen am Rückweg noch der Hühnerberg und der Buchenkogel im Wege. Aber Dattel sei Dank werden auch diese Hürden/Höhen problemlos gemeistert und so endet nach 40 Kilometer mein heutiger Dauerlauf.

Fazit: Ich fühle mich in körperlich guter Verfassung und habe dank unzähliger im Gelände gelaufener Fahrtenspiele eine gute Bergtauglichkeit gewonnen und bin daher für die mit vielen Höhenmeter gespickten kommenden Marathons positiv gestimmt. Marathons, die in Wirklichkeit bloß Grundlage für das Jahresziel, dem 6-Stunden-Lauf in Steyr, sein sollen.




Samstag, 21. November 2015

Ein Trainingslauf mit Höhenmeter

Ich möchte von meinem heutigen Trainingslauf berichten. Geplant sind rund 2 1/2 bis 3 Stunden langsamer Dauerlauf, gespickt mit einigen Höhenmetern als Training für den rund 44 Kilometer langen Adventlauf, der am 19. Dezember stattfindet und von Kitzeck nach Hausmannstätten führen soll.
Von Fernitz geht es gegen 09.00 Uhr bei Nieselregen und kühlen Temperaturen Richtung Kalsdorf, um dort auf dem Murradweg R2 einige Kilometer Richtung Süden zu laufen. Mit dabei sind wie schon so oft in diesem Jahr meine treuen Begleiter Mister Forerunner, der mir nach einigen Schwächeanfällen im Spätsommer wieder zuverlässig Pace und Entfernung sowie einige zusätzliche und weniger notwendige Parameter liefert sowie mein Camelbak mit Wasservorrat, Notfall-Energieriegel und Mobiltelefon.

Da durch langsame Dauerläufe insbesondere der Fettstoffwechsel trainiert werden soll, werden meinem Körper am Morgen keine Kohlehydrate gegönnt. Soll heißen, es befinden sich in meinem Magen lediglich zwei Tassen Kaffee sowie ein Glas Wasser.

Nach rund 12 Kilometer auf ebenem bis flach abfallendem Terrain erreiche ich nach ca. 1 Stunde und 15 Minuten die südliche Wende. Der geübte Mathematiker wird feststellen, dass das einer Pace von rund 6:15 Minuten pro Kilometer entspricht.

Von Werndorf geht es nun in östlicher Richtung zum Murberg. Der Nieselregen entwickelt sich in der letzten halben Stunde zum ergiebigen Dauerregen. Auch der Wind frischt auf, sodass die Kapuze meiner Laufjacke sowie mein heißgeliebter Funktionsschal gute Dienste verrichtet.

Die nächsten 4 Kilometer führen teils moderat, auf Teilstücken auch steil, dem Murberg bergauf, Vorbei an der Ortschaft Mellach führt mich der Weg über einen mit tausenden Blättern gesäumten geschotterten Waldweg weiter Richtung Wutschendorf.

Die Strecke ist auf diesen Kilometern sehr profiliert. Genau eine solche Streckenführung habe ich für das heutige Training erwartet.

Mittlerweile ist der Regen deutlich weniger geworden und rund 24 Kilometer sind gelaufen. Die letzte halbe Stunde führt mich der Weg an St. Ulrich am Waasen vorbei und ich erreiche den Hühnerberg.


Nun folgt ein unangenehm zu laufender Kilometer. Nicht unangenehm, weil bergab, sondern unangenehm und gefährlich mangels Geh- oder Radweg, weil befahren von rücksichtslosen Kraftfahrern.

Am Fuß des Hühnerberges in Hausmannstätten angekommen stehen noch die finalen rund 4 Kilometer zurück zum Startpunkt Fernitz an. Die Strecke verläuft wieder flach entlang des Ferbersbaches und bringt mich schließlich nach knapp 30 Kilometern und einer gelaufenen Zeit von rund 3 Stunden und 15 Minuten nach Hause.

Nun steht eine Regenerationswoche am Trainingsplan. Diese wird zwar auch vier Lauftage beinhalten, jedoch werden Umfänge zu Gunsten der Intensität "geopfert".

Anschließend sollen noch zwei langsame Dauerläufe folgen, um beim Adventlauf meines Laufclubs für 44 Kilometer gerüstet zu sein.

Heuer gelaufene Kilometer: 2.130












Mittwoch, 11. November 2015

Stolzer Papa in der Lipizzanerheimat

... oder "Wenn der Vater mit dem Sohne ..."!


Was gibt es schöneres als laufen? Laufen hält meinen Geist in Balance. Laufen hält mich fit, laufend werden Glückshormone ausgeschüttet. Laufen macht glücklich. Heutzutage würde man sagen, laufen ist einfach geil! Was kann es nun schöneres als laufen geben? Abgesehen von der eigenen Frau natürlich. Laufen mit den eigenen Kindern. Ja, das ist noch schöner als alleine laufen. Wenn der Nachwuchs die Leidenschaften des Papas teilt, dann ist das wirklich schön.

Meine Tochter Leonie läuft ab und zu ein paar Kilometer mit mir gemeinsam. Das ist wunderschön und ich genieße diese seltenen Augenblicke. Aber Leonie ist keine "Wettkampftype". Sie genießt die Laufschritte eher inkognito, ohne Publikum.

so sieht Zuversicht aus
Anders ist hier mein 4jähriger Sohn Sebastian gewickelt. Unverkennbar trägt er die männlichen Gene des Sammlers und Jägers in sich. Er sammelt gerne Medaillen und jagt im Wettkampf gerne anderen kindlichen Läufern hinterher und am allerliebsten überholt er sie. Das war zumindest meine Vermutung nach seiner ersten Teilnahme an einem Laufevent.

Sebastian´s Medaillensammlung kann sich durchaus sehen lassen ;-) Stolz hängt im Kinderzimmer die im Vorjahr beim Bambinilauf des Graz-Marathons errungene Medaille. Und sie sollte nicht die einzige bleiben.

Am 27. Juni 2015 machen wir uns bei trüben, regnerischen Wetter auf den Weg nach Piber in die Weststeiermark. An Bord befindet sich die gesamte Familie. Meine Frau Natascha ist für die Rundum-Betreuung der Läufer zuständig, meine Tochter Leonie ist als Kamerafrau gebrieft, dazu kommen noch die Wettkämpfer Sebastian und meine Wenigkeit.

Das Start- und Zielgelände beim Lipizzanerheimatlauf befindet sich inmitten des Bundesgestütes Piber. Die sandigen Fläche der Arena, die eigentlich den wunderschönen Pferden für ihre Vorstellungen vorbehalten ist, dient als Schauplatz für den Bambini-Sprint bzw. als Start- und Zieleinlauf der weiteren Laufbewerbe der verschiedenen Distanzen.

Sebastian ist also beim Bambini-Sprint genannt. Gesponsert wird dieser Lauf für die Kleinen von einem namhaften Happy Meal - Produzenten. Im Startsack gegen kleines Geld sind daher nicht zufällig auch ein Gutschein für den Proviant der Heimreise, ein grünes "Lipizzanerheimatlauf-Shirt" sowie noch weitere Beigaben.
Besprechung der Renntaktik

Sebastian´s Lauf geht über eine Länge von stolzen 400 Metern. Im Vergleich dazu war der Bambinilauf beim Graz-Marathon im Vorjahr mit seinen 80 Metern ein "Klacks".

Bambini-Sprint bedeutet auch, dass die Begleitung der jungen Wettkämpfer erlaubt war. Nein, ich habe mich nicht für die 400 Meter extra in ein Renn-Outfit gekleidet. Im Anschluss an die Kinder- und Jugendläufe wird der Lipizzanerheimat-Halbmarathon mit Teilnahme des Papas gestartet, daher bin auch ich wettkampfentsprechend gekleidet.

Rund 15 Minuten vor dem Start verabschieden wir uns von unseren "Mädl´s", die uns von der Zuschauertribüne aus anfeuern und fotografieren würden, und betreten die Arena. Mit uns nehmen weitere 80 Kinder samt Begleiter Startaufstellung. Gut zwei Hand voll Kinder sind im Alter von Sebastian oder noch jünger. Der Rest zum Teil bis zu 3 Jahre älter.

lecker Medaille

Zwei Runden zu je 200 Meter sind nun in Kürze in der Arena zu absolvieren. Ich bespreche mit Sebastian unsere defensive Taktik. Ich will, dass Sebastian die erste Runde seeeeehr langsam läuft und werde ihn rund 150 Meter vor dem Ziel "von der Leine" und ins Ziel stürmen lassen. So verspreche ich mir, dass Sebastian es laufend bis ins Ziel schafft, stolz sein kann, den Spaß am laufen behalten soll. Und ich möchte mich nicht vor dem Halbmarathon schon verausgaben ;-).

Mann bin ich stolz, gemeinsam mit meinem Sohnemann Startaufstellung genommen zu haben. Sebastian ist spürbar angespannt aber voller Vorfreude. Los geht es, der übliche Count-Down wird herunter gezählt und die jungen Sportlerinnen und Sportler machen sich auf den Weg. Die Jungspunde sind turbomäßig unterwegs und überrundeten uns beinahe bevor wir das Rennen begonnen haben..

Unser Rennen selbst ist in 03:28.05 Minuten erzählt. So lange brauchen wir nämlich bis ins Ziel. Aber der Reihe nach: Wir sind also am Ende des Läuferfeldes eingereiht und traben hinter der davonspurtenden Meute gemütlich los. Sebastian läuft an meiner Seite als wäre er mit einem unsichtbaren Band an mein rechtes Bein geleint.

schön war´s
Die erste Runde ist bald um und ich fürchte, Sebastian könnte beim überqueren der Start-/Ziellinie genug haben. Aber Pustekuchen! Sebastian hat so wie ich eine Menge Spaß. Meine aufmunternden Worte die Hälfte bereits geschafft zu haben, motivieren den jungen Mann für die zweite und finale Runde. Die meisten der Kids sind inzwischen im Ziel. Wir kommen zur <150 m - Marke und ich lasse Sebastian mit den Worten "komm, das Mädchen da vorne überholen wir jetzt" von der Leine.

Endlich, dachte sich vermutlich Sebastian. Denn er sprintet mit einem Affenzahn und tadelloser Lauftechnik dem vor uns liegenden Mädchen hinterher, überholt es ohne Skrupel, die ein Kavalier wohl gehabt hätte, und biegt auf die Zielgerade. Der flotte Kerl hält das Tempo bis ins Ziel und nimmt sichtlich stolz, aber nun doch etwas erschöpft, die Lebkuchen-Finisher-Medaille in Empfang. Sebastian hat mich wieder einmal sehr stolz gemacht.

Ich selbst verpasse die mir auferlegte Endzeit beim Halbmarathon dann um einige Minuten. Der Bambini-Sprint kurz vor meinem Rennen hat mir doch körperlich und emotional zu sehr zugesetzt ;-). Aber das ist eine andere Geschichte.

Auf der Heimfahrt wird der "Gesunde Jause - Gutschein" eingelöst und wir prahlen damit, dem Mädchen auf der Zielgeraden keine Chance gelassen zu haben.