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Sonntag, 14. März 2021

14.03.2021: Crosslauf Köflach / Piber - Laufbericht

Virtuell war gestern ... (und leider auch wieder morgen). Aber heute stehe ich trotz weiter andauerndem "lock down für Kultur und Sport" an der Startlinie des Crosslaufes in Piber. Wie das möglich ist? Es werden hier in der Lipizzanerheimat die steirischen Meisterschaften ausgetragen. Somit gilt der Wettkampf als "Veranstaltung im Spitzensport" und ist unter Einhaltung von strengen Auflagen erlaubt. Teilnahmeberechtigt sind allerdings nur Läufer mit einer gültigen ÖLV-Lizenz.

Wie groß die Sehnsucht nach einem Wettkampf ist, sieht man am starken Starterfeld. Alles was in der Steiermark  im Berg- oder Straßenlaufsport Rang und Namen hat, ist vertreten. Meine Chance auf eine Altersgruppen-Medaille ist gleich null. Viel mehr laufe ich Gefahr, als einer der Letzten die Ziellinie zu überqueren. Trotzdem freue ich mich, meine - für meine Verhältnisse - intensiveren Trainingswochen mit einem knackigen Wettkampf abschließen zu können. Dann geht es wieder auf die langen Kanten. denn die wettkampfspezifische Vorbereitung auf den #mozart100, einem Ultratrail über 105 Kilometer mit satten 5000 Höhenmetern, startet.

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle meinem Laufclub MT-Hausmannstätten, der mir nun bereits über viele Jahre immer wieder die Teilnahmen an den Meisterschaften ermöglicht und die dafür erforderliche ÖLV-Lizenz löst. 

Veranstaltet wird der Crosslauf vom LTV-Köflach, der das umfangreiche Covid-Präventionskonzept mit viel Umsicht und Sorgfalt umsetzt. So ist unter anderem bei der Ausgabe der Startnummer das Tragen einer FFP2-Maske ebenso obligatorisch wie der Nachweis eines negativen Antigen-Testergebnisses. Erst nach diesem Check erhält man ein Armband und damit Zutritt zum Wettkampfgelände. Umkleiden und Duschen dürfen nicht genutzt werden. Auch Zuschauer sind im gesamten Veranstaltungsbereich nicht erlaubt. Medaillengewinner müssen sich die Auszeichnungen selbst nehmen bzw. ist das Veranstaltungsgelände nach dem Bewerb zeitnah zu verlassen.

Das Interesse der Medien an dieser "realen" Laufveranstaltung ist groß. Selbst der ORF ist vor Ort und wird am nächsten Tag in "Steiermark heute" einen tollen Beitrag ausstrahlen.

Ausgetragen werden die Läufe über die Kurz- und Langdistanz sowie die Läufe der Nachwuchsklassen auf der sogenannten Dumpfackersiedlung unweit des Bundesgestüts Piber. Die Zeitnehmung erfolgt über hightech-timing. Ich bin kein Fan von diesem an der linken Hüfte anzubringenden Chip, aber die Zeitmessung scheint recht zuverlässig zu sein.

Mein heutiges Ziel? Eine Zeit um 41:00 Minuten wäre ein echt tolles Ergebnis. Meine 10-Kilometer-Bestzeit liegt aktuell bei knapp unter 42 Minuten. Crosslauf lässt sich jedoch nicht mit einem Straßenlauf vergleichen. Denn Crosslauf zeichnet sich neben unterschiedlichen Laufuntergründen vor allem durch häufige Richtungswechsel aus. Auch "Sandkisten", Wassergräben oder quer liegende Baumstämme musste ich in den letzten Jahren bei den diversen Wettkämpfen bereits überlaufen. 

Die anspruchsvolle Rundstrecke hier in Piber ist 1.350 Meter lang und im Hauptbewerb 7 mal zu durchlaufen. Das ergibt eine Gesamtdistanz von 9.450 Meter. Wassergräben gibt es zwar keine, aber doch viele Spitzkehren, die ebenso an den Kräften zehren wie der kurze, knackige Anstieg.

Die Bedingungen könnten schlechter sein. Obwohl es bis kurz vor dem Start etwas geregnet hat, ist die Strecke - durchwegs auf der Wiese - gut laufbar. Für meinen Geschmack könnte es etwas wärmer sein. Rund 5 Grad zeigt das Thermometer. Ich schwitze lieber, als dass ich fröstle. An den Füßen trage ich die La Sportiva Bushido, in denen ich Spikes geschraubt habe.

Gut aufgewärmt stehe ich mit 53 weiteren Teilnehmern am Start des Hauptlaufes. Stefan Mayer, Obmann des LTV-Köflach, begrüßt uns Teilnehmer und weist nochmal auf die besonderen Sicherheitsvorkehrungen hin. Leider gibt es auch den unerwarteten Tod eines langjährigen Vorstandsmitgliedes des HRC Jaritzberg zu vermelden. Mit einer Trauerminute (auch ein Kondolenzbuch liegt bereit) zeigt die Laufgemeinschaft seine Anteilnahme.

Selbst im Startsektor wird auf Abstand geachtet. Namentlich werden wir Läufer aufgerufen, uns zur Startmarkierung zu begeben. Kennzeichnungen am Boden weisen uns den Platz. Die Favoriten nehmen in den ersten Reihen Aufstellung.

Der Rest ist relativ schnell erzählt. Ich lasse mich verleiten, den ersten Kilometer in 03:55 Minuten viel zu schnell anzulaufen. Die ersten Runde durchlaufe ich nach 5:24 Minuten. Bereits auf der zweiten Runde kann ich das Tempo nicht halten. Zu kräftezehrend sind die unzähligen Richtungswechsel und das Geläuf auf der unebenen Wiese. Auch der kurze Anstieg hat es in sich. Die Runden 2 und 3 werden in 5:42 bzw. 5:56 Minuten gestoppt. Auf der vierten und fünften Runde büße ich abermals ein paar Sekunden pro Runde ein.

#42undmehr Crosslauf Piber
Nach zwei Drittel des Wettkampfes werde ich von den Spitzenläufern überrundet. Der steirische Meister (Robert Merl von runninGraz) wird für die 9.450 Meter lange Strecke letztendlich 32:22 Minuten benötigen.

Die sechste Runde ist meine Langsamste. 6:15 Minuten zeigt die Auswertung der Zeitnehmung. Aber im Grunde bin ich zufrieden. Dass ich auf die steirische Klasse eine Minute pro Kilometer verliere, ist keine große Überraschung. Und immerhin tummeln sich noch knapp zwei Handvoll Läufer hinter mir. Diese Position zu halten ist auch mein Ziel für die letzte Runde. Nach weiteren 6:09 Minuten habe ich den Crosslauf in Piber erfolgreich beendet. Mit einer Gesamtzeit von 41:48 Minuten klassiere ich mich unter den 54 Teilnehmern der Langdistanz auf dem 46. Rang. In der Mastersklasse M45 belege ich den 7. Rang.

Im Anschluss werden vom Veranstalter hunderte Fotos auf Facebook hochgeladen, die mit Quellenangabe kostenfrei genutzt werden dürfen. Ich habe in diesen Blog-Beitrag zwei dieser Schnappschüsse eingebunden und bedanke mich dafür sehr herzlich beim LTV-Köflach.

Fazit: Letztendlich war der Crosslauf Piber die erhoffte schnelle, fordernde Trainingseinheit auf dem Weg zu meinen großen Saison-Zielen. Dass es bei den steirischen Meisterschaften zu keiner Medaille gereicht hat, war absehbar. Der Veranstalter hat aus meiner Sicht das geforderte Covid-Sicherheitskonzept bestmöglich umgesetzt. Nun geht es für mich an die langen Kanten. Ich freue mich!

14.03.2021: Crosslauf Köflach / Piber - Laufbericht


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Montag, 1. März 2021

15.01.2021 - 01.03.2021: ÖLV Combined Events Cup - Laufbericht

ÖLV Combined Events Cup, Wolfgang Kölli
Eben noch wurden im Dezember beim ÖLV Kilometerfresser-Cup (siehe Laufbericht) massig Umfänge gelaufen, schon haben die Macher vom ÖLV Running Cup für uns Läufer bereits den nächsten virtuellen Lauf-Cup bereitgestellt.

In der Zeit vom 15. Jänner bis 1. März 2021 zählt beim "Combined Events Cup" nicht Quantität, sondern diesmal steht Qualität und Vielseitigkeit im Vordergrund. Es gilt, von 8 geforderten Strecken (1,5 km, 3 km, 5 km, 7,5 km, 10 km, 15 km, Halbmarathon und 60 Minuten) zumindest 7 zu laufen und die entsprechenden GPX-Files auf ölvrunning.at hochzuladen.

Wer am Ende des Veranstaltungszeitraumes die meisten Punkte erlaufen hat, gewinnt den ÖLV Combined Events Cup. Die Punkte errechnen sich auf Basis von Referenzzeiten, die für jede Streckenlänge definiert sind. Zur Erreichung von 100 Punkten müssen z.B. die 1,5 Kilometer in 4:25 Minuten, die 10 Kilometer in 35:00 Minuten oder die 15 Kilometer in 53:30 Minuten gelaufen werden. Das Laufen am Laufband ist diesmal ausdrücklich nicht erwünscht. Zudem wird seitens des Veranstalters ersucht, für jede Strecke einen eigenen File hochzuladen. Wie viele negative Höhenmeter in den Strecken enthalten sein dürfen, ist ebenfalls der Ausschreibung zu entnehmen.

Die Teilnahme an den ÖLV Running Cups ist grundsätzlich kostenlos. Will man am Ende der Veranstaltungsserie jedoch die gelaserte Holzplakette sein Eigen nennen und an der Verlosung von Warenpreisen teilnehmen, so ist eine Teilnahmegebühr in Höhe von 18 Euro zu entrichten.

Ich bin zwar bereits in der Vorbereitung auf die ersten ultralangen Läufe dieses Jahres, trotzdem setze ich mir zum Ziel, die 8 geforderten Strecken - in für mich schnellstmöglichem Tempo gelaufen - in meinen Trainingsplan einzubauen. Im Kombination mit den rund 550 Umfang-Kilometern im Dezember des Vorjahres erhoffe ich mir, eine gute Basis für das bevorstehende Laufjahr zu schaffen.

Ich schreibe mir für die kommenden 4 Trainingswochen jeweils zwei schnelle Einheiten in meinen Trainingsplan. Ich plane, jede geforderte Streckenlänge einmal zu laufen. Da ich kaum an Wettkämpfen auf Distanzen zwischen 5 und 10 Kilometer Länge teilnehme, fehlt mir ein wenig die Routine, mit welchem Tempo ich diese Streckenlängen anlaufen kann, um gegen Ende hin nicht einzubrechen. Rückblickend betrachtet hätte ich wohl beinahe jede Streckenlänge noch ein wenig schneller laufen können. Aber ich Grunde bin ich mit den erzielten Ergebnissen mehr als zufrieden. 

Enttäuschend verläuft eigentlich nur der erste Versuch über 15 Kilometer. Denn bereits nach kurzer Zeit merke ich, dass mir die Müdigkeit der letzten Trainings zu sehr in den Beinen steckt. So entscheide ich mich, nach 7,5 Kilometer abzubrechen (eine Distanz, die mir ebenfalls noch gefehlt hat). Somit ist diese Zeit sogar deutlich langsamer als die Durchgangszeit bei meinem Lauf über die 10 Kilometer. 


Ich habe mir zur Veranschaulichung meiner Leistungen zwei Mengengerüste angefertigt. Das obige Diagramm zeigt die Entwicklung der Pace über die zunehmenden Distanzen. Die "Verlangsamung" erfolgt recht linear mit Ausnahme des "verunglückten" Laufes über die 15 Kilometer, den ich bei 7,5 Kilometer abgebrochen habe und ich daher auf dieser Strecke eine unverhältnismäßig niedrige Pace im Vergleich zum 5 bzw. 10 Kilometer langen Lauf aufweise.

Die nachstehende Punktetabelle bestätigt, dass ich auf den kurzen Strecken deutlich mehr Zeit auf die Referenzzeiten einbüße, als auf den Strecken ab 10 Kilometer. Die 3 Kilometer laufe ich als letzte Strecke. Hier zeigen sich bereits positive Entwicklungen der gesetzten Temporeize der letzten Trainingswochen. Die höchsten Punktezahlen habe ich beim Lauf über 60 Minuten bzw. über die 10 Kilometer erreicht.

Am Ende des Trainingsblocks habe ich neue persönliche Bestzeiten über sämtliche Unterdistanzen zu Buche stehen. Meine Laufuhr bestätigt mir zudem ein neues Allzeithoch der VO2max.



Mit 586,56 Punkten (für die Cup-Wertung werden die besten 7 Ergebnisse herangezogen) platziere ich mich auf dem 7. Platz der Allgemeinen Klasse bzw. auf dem 2. Platz der Altersklassenwertung M45.

Auch das Losglück ist mir wieder hold. Fortuna zieht meinen Namen als Gewinner eines Headstart Getränkepulvers. Das Getränkepulver wird mir ebenso wie die Holzplakette in den kommenden Tagen zugestellt werden. Herzlichen Dank!

15.01.2021 - 01.03.2021: ÖLV Combined Events Cup - Laufbericht


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Donnerstag, 31. Dezember 2020

01.12.2020 - 31.12.2020: ÖLV Kilometerfresser-Cup - Laufbericht

Der ÖLV hat sich auf seiner virtuellen Laufplattform für den Dezember eine neue Herausforderung einfallen lassen: Kilometer sammeln! Für jeden gelaufenen Kilometer gibt es einen Punkt. Wer bis Ende Dezember die meisten Punkte hat, gewinnt die Kilometerfresser-Wertung. 

Laut Ausschreibung können pro Tag beliebig viele Läufe auf die Plattform hochgeladen werden. Im Prinzip ist alles erlaubt, was noch annähernd als laufen zu bezeichnen ist. Wenn gleich es schwierig ist, hierfür eine Definition festzulegen. Auch Aktivitäten am Laufband werden akzeptiert. Lediglich Spaziergänge dürfen/sollen mit dem Verweis auf den Fairplay-Gedanken nicht in die Wertung einfließen.

Jeder offizielle Cupteilnehmer erhält bei Erreichen der Mindest-Gesamtdistanz von 50 Kilometern eine personalisierte Holzplakette. Zudem werden unter allen Teilnehmern schöne Warenpreise verlost.

Die Läuferinnen und Läufer gehen mit unterschiedlichsten Strategien an den Kilometerfresser-Cup. Einige laufen täglich zwei, drei kürzere Strecken, manche absolvieren längere Strecken und gönnen sich Regenerationstage. 

Der Dezember ist mangels Ultralauf-Wettkämpfen eigentlich einer meiner kilometerarmen Monate. Motiviert durch den Cup entscheide ich mich jedoch für ein umfangreiches Training. Grundlagentraining schadet nie, obwohl Tempotraining auch seine Berechtigung hätte. Ich plane 5 Lauftage pro Woche ein: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag jeweils zwischen 15 und 25 Kilometer, Samstag einen langen Lauf, Sonntag einen kürzeren Regenerationslauf. Meinem Körper verspreche ich für Angang Jänner einige Tage Laufpause, bevor dann Mitte/Ende Jänner die Vorbereitung für die Teilnahme an den "100 Miles of Istria" beginnt. Klingt nach Plan, an den ich mich auch bis zum letzten Dezembertag halten werde.




Wettertechnisch hat der Dezember so einiges zu bieten. Anfang Dezember ist häufig der Nebel mein Begleiter. So ist an manchen Tagen sprichwörtlich die eigene Hand vor Augen nicht zu sehen. Schnee darf zu dieser Jahreszeit natürlich auch nicht fehlen. Er verzaubert die Landschaft nicht nur in ein besinnliches Weiß, sondern macht das Laufen im zentimeterhohen Schnee bzw. Schneematsch zugleich kräfteraubend. Sonnenschein gibt es auch. Die Temperatur klettert zwischendurch auf deutliche Plusgrade, sodass ich mit kurzer Hose unterwegs bin. Gegen Ende des Monats gibt es nochmals Schnee bzw. versieht ein Schneeregen die Wege mit einer spiegelglatten Eisschicht.






Ich laufe hauptsächlich entlang der Mur. Vereinzelt belaufe ich meinen Hometrail auf und um den Hühnerberg. Im Wesentlichen verzichte ich jedoch auf Höhenmeter, da ich anderenfalls für die selbe Distanz deutlich länger unterwegs wäre. Auf meinen langen Läufen habe ich die Verpflegung in der Laufweste mit dabei bzw. sorge ich das eine oder andere Mal im Lebensmittelgeschäft für Flüssigkeitsnachschub. 

Am Ende des Monats stehen für mich unglaubliche 556,53 Kilometer zu Buche. Meine längsten Läufe waren 53,5 und 60 Kilometer lang. Ich klassiere mich mit hauchdünnem Vorsprung auf dem 3. Platz der Allgemeinen Klasse. Ein großes Kompliment an die Spitzenathleten Karin Augustin und Thomas Jungbauer, die jeweils mit klarem Vorsprung die Gesamtwertung bei den Damen bzw. Herren gewinnen.

Auch das Losglück ist mir hold. Die Glücksfee zieht meinen Namen als Gewinner eines Erima-Shirts der österreichischen Leichtathletik-Nationalmannschaft. Das Shirt wird mir ebenso wie die Holzplakette in den kommenden Tagen zugestellt werden. Vielen Dank!

01.12.2020 - 31.12.2020: ÖLV Kilometerfresser-Cup - Laufbericht


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Samstag, 29. August 2020

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht

Die Eckdaten des Marathon-Trails der Pyhrn-Priel-Trophy können sich sehen lassen: 46,2 Kilometer / 2575 Höhenmeter! Auf die gesamte Wegstrecke sind lediglich 5 Kilometer auf asphaltierte Straßen zu laufen. Rund 14 Kilometer fallen auf Schotterwege und knapp 28 Kilometer auf Wald- und Wiesenpfade. Trail-Herz, was willst du mehr?

Laufbericht Pyhrn-Priel-Trophy von Wolfgang Kölli
Das oberösterreichische Spital am Pyhrn ist zum 7. Mal Austragungsort der Pyhrn-Priel-Trophy. Als Veranstaltungszentrum dient das barocke Stift, in dem auch das Jufa Hotel, die Tourismus-Infostelle und aktuell die sehenswerte Gerlinde Kaltenbrunner - Ausstellung untergebracht sind. Im Zuge der Veranstaltung werden die steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaften genannt. Wenn gleich ich ob des starken Starterfeldes in meiner Altersklasse wohl nur Außenseiterchancen auf eine Medaille habe.

Wir sind schon einige Tage hier in der Region und wohnen unweit des Stiftes. Ob die mit Wanderungen, den Trainingsläufen und die mit gutem Essen und Trinken verbrachten Tage meiner Form dienlich waren, wird sich weisen. Aber das mit dem Timing des Formaufbaus auf Saison-Höhepunkte ist heuer ohnehin so eine Sache, die mir nicht so recht gelingen will.

Die Startnummernausgabe findet am Vorabend des Wettkampfes statt. Das strenge COVID-Präventivkonzept sieht vor, dass bei der Abholung der Startunterlagen MNS-Pflicht herrscht. Begleitpersonen dürfen das Veranstaltungsgelände nicht betreten. Sehr cool: Das race-briefing wird am frühen Abend via Facebook live übertragen.

Es ist Race-Day! Der Himmel ist wolkenverhangen. Just als ich mich auf den Weg machen möchte, beginnt es stark zu regnen. Ich ziehe mir die Regenjacke über und trabe locker die paar hundert Meter zum Startbereich.

Aber die Wettervorhersage behält recht. Pünktlich zum Start hört der Niederschlag auf und es zeigen sich am Himmel erste  Auflockerungen. Ich verstaue die Regenjacke in meiner Laufweste. Beim Zugang zum unmittelbaren Startbereich wird die Pflichtausrüstung kontrolliert. Der Start erfolgt in Intervallen, damit sich die Teilnehmer auf den ersten Metern nicht zu nahe kommen.

Als Teilnehmer der Meisterschaften starte ich aus dem ersten Block. Und los! Die Strecke führt uns Teilnehmer raus aus Spital und entlang des Klammbaches. Nach rund 2 Kilometer ist die erste nennenswerte Steigung hochzulaufen. Die Wege sind voller Pfützen, die Steine auf den Trails sind rutschig, Wiesen- und Waldpfade schlammig. Es gilt, sehr konzentriert zu laufen.




Die flotten Jungs sind mir längst enteilt. Faszinierend, in welchem Tempo die Sieganwärter die Anstiege hochlaufen. Doch in welcher Geschwindigkeit bei diesem schwierigen Terrain bergab geballert wird, ist schier unglaublich. Vielleicht liegt es an meinem Alter. Aber ich habe heute nicht den Mumm, schnell abwärts zu laufen. Zu großen Respekt habe ich vor dem rutschigen Untergrund und Angst vor einem möglicherweise schweren Sturz. Und auch heute habe ich meiner Familie versprochen, gesund nach Hause zu kommen. "Versprochen ist versprochen, daher wird auch nichts gebrochen!", oder so ähnlich lautet das Sprichwort.

Nach rund 8 Kilometer überlaufe ich die Landesgrenze zur Steiermark. Für knapp 4 Kilometer befinde ich mich nun in meinem Heimatbundesland.

Die Strecke führt uns zurück ins Tal. Nach einem Teilstück an der stark befahrenen Pyhrnpass-Straße unterqueren wir die Autobahn und es wartet der beschwerliche Anstieg zur Wurzeralm. Obwohl ich erst knapp die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht habe, fühle ich mich bereits ausgepowert. Da hilft die regelmäßige Einnahme von Energie-Gels nur bedingt. Die oft zitierte Tagesform ist heute nicht die Beste.

Rinnsale schießen auf den steilen Anstiegen entgegen. Der Boden ist aufgeweicht und schlammig. Meine Stöcke leisten mir hier gute Dienste. Schritt für Schritt steige ich der Wurzeralm-Bergstation entgegen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Labestation, finde ich 2 gut laufbare Kilometer vor. Zu den Labestationen ist zu erwähnen, dass auch hier Hygiene groß geschrieben wird. Kein Teilnehmer darf sich selbst bedienen, sondern das von ihm Gewünschte wird portioniert und in einer Einweg-Schale gereicht.

Ab dem Brunnsteinersee geht es steil zum Sattel der Roten Wand auf knapp 1900 Meter Seehöhe hoch. Satte 400 Höhenmeter sind auf einem Kilometer Länge zu "erklettern". Teils sind die Stufen so hoch, dass ich mich auf allen Vieren hochziehe. Schwindelfreiheit ist hier vorausgesetzt.

Bergab sind die nächsten Kilometer auf nassem Fels mindestens genau so anstrengend wie der Aufstieg. Hinweisschilder mit den Aufschriften "Verhaxl di net" oder "Achtung schwieriges Gelände" warnen den Teilnehmer vor einem allzu übermütigen Downhill. Ich hab´s heute körperlich nicht drauf. Umso vorsichtiger steige ich Stufe für Stufe abwärts.



Nach 37 Kilometer ist Roßleithen erreicht. Die Wege sind mittlerweile wieder gut laufbar. Auf dem Weg zurück nach Spital häufen sich Gehpassagen und Fotostopps. Mein Zeitziel habe ich längst deutlich überschritten. Aber trotz all der Strapazen wird auch dieser Bergmarathon in guter Erinnerung bleiben. Ich liebe einfach die Herausforderung, lange, anspruchsvolle Laufstrecken zu meistern.

Ich laufe parallel zur A9 und habe bereits Blick auf die Spitaler Stiftskirche Mariä Himmelfahrt. Noch einmal geht es einige Höhenmeter aufwärts und über unzählige Stufen den Josefiberg hinunter.

Nach 7 Stunden und 13 Minuten laufe ich über die Ziellinie. Ich muss mich wiederholen, aber das Ambiente hier rund um das Stift ist wirklich atemberaubend. Schade, dass ich hier heute coronabedingt nicht länger verweilen kann. Ich platziere mich unter 102 gestarteten Teilnehmern auf den für mich doch enttäuschenden 66. Rang. In der Altersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften belege ich den 4. Rang.

Fazit: Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Nicht nur die Höhenmeter, auch der teils schwer laufbare Untergrund kosten Kraft. Entschädigt wird der Teilnehmer - sonniges Wetter vorausgesetzt - mit toller Fernsicht. An der Organisation gibt es nichts zu bemängeln. Die Labestationen sind gut positioniert und ausreichend bestückt. Die Streckenmarkierung ist tadellos. Der Start-/Zielbereich bietet gute Infrastruktur und ein tolles Ambiente.

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht


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Sonntag, 9. August 2020

01.07.2020 - 09.08.2020: ÖLV Running Summer Cup 7.20 - Laufbericht

Da Wettkämpfe aktuell coronabedingt sehr spärlich gesät sind, hat der ÖLV eine virtuelle Laufplattform gestartet. Im Zeitraum von fünf Wochen wird der ÖLV Running Cup 7.20 mit vier aufeinander folgenden Veranstaltungen und unterschiedlichen Distanzen ausgetragen. Die Teilnahmegebühr beträgt 18 Euro. Für die drei Bestplatzierten jeder Altersklasse werden gravierte Holzplaketten in Aussicht gestellt. Zudem warten auf die Teilnehmer einige schöne Preise, die im Anschluss an den Cup verlost werden.

Die drei besten Ergebnisse, die in den vier Veranstaltungen erzielt werden, fließen in die Cup-Endwertung ein. Bei den einzelnen Veranstaltungen selbst stehen wiederum unterschiedliche Distanzen bzw. Herausforderungen zur Auswahl. Dabei wird die Leistung in Relation zu einem Referenzwert (=100 Punkte) gesetzt. An einer Hand sind die Teilnehmer abzuzählen, die die Referenzzeiten unterbieten und somit mit der Leistung über 100 Punkte erlangen. Werden bei einer Veranstaltung mehrere Distanzen gelaufen, kommt der bessere Wert in das Gesamtergebnis.

Ich selbst bin relativ spät auf den Running Summer Cup 7.20 aufmerksam geworden. Die erste Veranstaltung, der sogenannte Kick Off-Run war bereits abgeschlossen. Aber da ohnehin nur die besten 3 Ergebnisse für die Gesamtwertung herangezogen werden, habe ich mich spontan zur Teilnahme entschlossen.

Die ÖLV Running-Halbmarathon Challenge ist meine erste Veranstaltung. Zur Auswahl steht neben der Halbmarathon-Distanz die Möglichkeit, eine 5- oder 10-km-Zeit hochzuladen. Ich entscheide mich für die Halbmarathon-Marke, da mein Trainingsplan gerade vorsieht, einen längeren Lauf mit der Marathon-Pace (in meinem Fall sind das 5:00 min/km) zu absolvieren. Es stecken bereits viele Umfang-Kilometer in meinen Beinen, sodass mir die Einhaltung der zeitlichen Vorgabe dann doch recht schwer fällt. Letztendlich steht eine Zeit von 1:44:37 zu Buche. Die meisten Teilnehmer entscheiden sich für kürzere Distanzen. Auch ich hätte auf einer kürzeren Distanz wohl prozentuell einen geringeren Rückstand zur Referenzzeit und damit eine Chance auf eine höhere Punktezahl gehabt.

Die darauffolgende Veranstaltung ist die sogenannte Dietmar Millonig-Challenge. "Laufe in 30 oder wahlweise 60 Minuten so weit als möglich", lautet die Aufgabe. Ich entscheide mich für 30 Minuten und laufe in der halben Stunde satte 7141 Meter. Mit dieser Leistung kann ich sehr zufrieden sein. In der Allgemeinen Klasse platziere ich mich damit auf Rang 8 von 21 Teilnehmern, in der Klasse Masters 45 erreiche ich damit Platz 2. In der Gesamtwertung nehme ich vor der abschließenden Veranstaltung in meiner Altersklasse Platz 3 ein.

Der Hundstagelauf ist die letzte Veranstaltung des ÖSV Running Summer Cup 7.20. Distanzen von 1,5 bzw. 7,5 oder wahlweise 10 Kilometer stehen zur Auswahl. Die sogenannten Hundstage stehen für die heißeste Zeit des Sommers. Um der Challenge gerecht zu werden, wähle ich für meinen Lauf die Mittagszeit eines wolkenlosen Sommertages. Deutlich über 30 Grad meldet das Quecksilber des Thermometers. Ich entscheide mich für den 7,5 km langen Lauf.  Ich verspreche mir von dieser Distanz ein besseres Verhältnis zur Referenzzeit als auf der 1,5 km langen Strecke. Platz 6 wird es in der allgemeinen Klasse mit einer Zeit von 31:53 Minuten. Meine Altersklasse gewinne ich mit dieser Laufzeit und übernehme auch in der Masters 45 -Gesamtwertung die Führung. Es sieht mit dem "Stockerl" gut aus, denn ich werde wohl nur noch von zwei wirklich schnellen Läufern überholt werden.

Warum auch immer laden die beiden Teilnehmer mit Potenzial zum Gesamtsieg keinen weiteren Lauf mehr hoch, sodass ich mit 234,88 Punkten die Masters 45 -Altersklassenwertung des ÖSV Running Summer Cup 7.20 gewinne. In der Allgemeinen Klasse erreiche ich Platz 12 von 28 Teilnehmern.

Die angekündigten Preise werden im Zuge der Live-Übertragung von den Österreichischen Staatsmeisterschaften aus der Südstadt verlost. Meine Freude ist groß als ich meinen Namen höre. Ich gewinne ein Erima-Shirt der österreichischen Nationalmannschaft.

01.07.2020 - 09.08.2020: ÖLV Running Summer Cup 7.20 - Laufbericht


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Samstag, 4. Juli 2020

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht

24 Stunden Lauf in Bad Blumau
Seit rund einer halben Stunde bin ich mit mir im Zwiegespräch, ob ein vorzeitiger Abbruch des Wettkampfes eine Option ist. Grundsätzlich ist alles im Soll, wenn nicht die zunehmend stechenden Schmerzen im rechten Fuß wären ...

Aber von vorne: Auch an unserem geliebten Laufsport gingen die coronabedingten Einschränkungen in den vergangenen Monaten nicht spurlos vorüber. Lange Zeit war das Laufen nur alleine oder mit Menschen aus dem selben Haushalt gestattet. Aber heute wird wieder wettkampfmäßig gelaufen. In Bad Blumau erfolgt in wenigen Minuten der Startschuss zum 24-Stunden-Lauf.

Bad Blumau ist eine Gemeinde im politischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und hat rund 1600 Einwohner. Über die Grenzen des oststeirischen Hügellandes hinaus bekannt geworden ist Blumau im Jahr 1997, als die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Therme eröffnet wurde.

Im Rahmen dieses Rundenlaufes wird der österreichische Staatsmeister bzw. die österreichischen Meister in den Masters-Klassen sowie der steirische Meister im Ultralauf gekürt. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaftsläufe genannt und erhoffe mir bei den steirischen Meisterschaften eine Medaille. Neben dem 24-Stunden-Lauf findet auch ein 12-Stunden-Lauf statt bzw. wurde bereits gestern der Bewerb "3 Tage - 3 Marathons" gestartet.

Ich reise mit dem Auto über die A2 Südautobahn aus dem Süden von Graz kommend unkompliziert in unter einer Stunde an. Die Suche eines geeigneten Standplatzes gestaltet sich da schon schwieriger. Die schattigen Plätze entlang der Laufstrecke sind bei meiner Ankunft bereits besetzt und so bin ich ein wenig unschlüssig, wo ich mein Fahrzeug abstellen und meine "homebase" aufbauen soll. Letztendlich parke ich mein Fahrzeug ohne Aussicht auf Schatten. Primär will ich hier ja Runden laufen und nicht im Schatten sitzen ...

Die Marathon-Läufer sind bereits auf der Strecke. Für die Teilnehmer des Bewerbs "3 Tage - 3 Marathons" steht Tag 2 bzw. Marathon Nummer 2 am Plan. Ich habe noch knapp zwei Stunden Zeit, bevor ich pünktlich um 10:00 Uhr meinen erster 24-Stunden-Lauf in Angriff nehmen werde.

24-h Bad Blumau
Ich schlendere zur Ausgabe der Startunterlagen. Es sind die üblichen Haftungsausschlüsse zu unterzeichnen und die derzeit geltenden Covid-19-Auflagen zur Kenntnis zu nehmen. Dann erhalte ich die Startnummer 25 mit integriertem Zeitnehmungs-Chip der Firma raceresult. Das Startpaket beinhaltet neben Lesenswertem über die Tourismusregion Bad Blumau und einigen Produktproben auch das in violett gehaltene Finisher-Polo und die Finisher-Medaille. Es ist etwas merkwürdig, die Finisher-Medaille bereits am Start zu erhalten, aber im Grunde ist ein DNF (did not finish) bei einem Stundenlauf nicht möglich. Ich werfe einen kurzen Blick in das großzügig gestaltete Verpflegungszelt. So bietet die offizielle Verpflegungsstelle nicht nur Energie-Gels und -Riegel meiner favorisierten Marke an, sondern wird im Laufe des Wettkampfes auch Kartoffeln, Suppe und Kuchen zur Stärkung bereit stellen. Auch am Getränkeangebot (Wasser, Iso, Cola, Kaffee ....) scheint es an nichts zu fehlen.

Während viele Teilnehmer mit ihrem persönlichen Betreuerstab anreisen und riesige Zeltlandschaften aufbauen, halte ich es bescheiden. Ich bin es von Ultra-Trails gewohnt, nur das Nötigste in der Laufweste griffbereit zu haben. Zudem mute ich niemandem zu, mehr als 24 Stunden an der Strecke auszuharren, um mich zu supporten.

So stelle ich lediglich einen kleinen Klapptisch auf. Ich decke den Tisch zwar nicht, aber den Schatten, den der Tisch wirft, nutze ich als Unterstellplatz für die Kühltasche. Darin habe ich eine Portion Peronin (eine sehr hochwertige und magenschonende Flüssignahrung), alkoholfreies Bier und Salzbrezel. Dann knote ich noch einen Müllbeutel seitlich an den Tisch und schon bin ich mit den Vorbereitungsarbeiten fertig.

Zur Einstimmung auf die große körperliche und mentale Herausforderung gehe ich im Kopf meine Strategie noch einmal durch. Es ist mein Ziel, in 24 Stunden Laufzeit 180 Kilometer zurück zu legen. Zum einen halte ich diese Marke nach einer durchaus ansprechenden Trainingsphase bei guter Tagesverfassung für machbar. Zum anderen ist laut Wettkampfausschreibung der österreichischen Meisterschaften im Ultralauf in meiner Altersklasse eine Distanz von 180 Kilometern das Medaillen-Limit. Um die Aufgabe mental einfacher zu gestalten, setze ich mir Meilensteine. Mit der Distanz "Marathon" kann mein Kopf etwas anfangen. Ich erreiche meine Zielsetzung also mit dem Laufen von 4 Marathons. Pausen habe ich ebenso berücksichtigt, wie das Verlangsamen des Lauftempos. Für die auf die Zieldistanz fehlenden 12 Kilometer stehen mir 1 Stunde und 40 Minuten (zuzüglich einer Bonusstunde) zur Verfügung. Soweit die Theorie ...




Nun sind es noch 30 Minuten bis zum Start. Ich telefoniere kurz mit meiner Frau und entscheide mich für das vermeintlich nicht ganz perfekte Schuhwerk. Ich schnüre an meine Füße den Hoka Speedgoat. Der Speedgoat hat eine ausgeprägtere Sohle und ist eigentlich ein leichter Trailschuh. Die rund 1200 Meter lange Strecke in Bad Blumau verläuft zu 2 Drittel auf geteerter Straße und zu einem Drittel auf Schotterwegen. Die paar hundert Meter auf Schotter rechtfertigen mir zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung. Im Nachhinein wäre das Straßen-Modell Clifton wohl die klügere Wahl gewesen. Oder hätte ich gar auf den Asics GT 2000 zurückgreifen sollen? Hinterher ist man immer klüger ...

Endlich geht es los. Ich nehme gemeinsam mit knapp 100 Teilnehmer Startaufstellung. Die Moderatorin begrüßt uns sehr herzlich und weist auf das Reglement, insbesondere auf die Covid-19-Vorgaben hin. Das Wort wird an die Direktorin des Rogner Bades Blumau übergeben, bevor Punkt 10 Uhr der Startschuss des 24-Stunden-Laufes erfolgt.

Streckenabschnitt 24h Bad Blumau
Die Strecke (amtlich vermessene 1181 Meter) ist rasch erklärt: Unmittelbar nach der Startlinie geht es durch das Verpflegungszelt. Hinter dem Zelt stehen im Clubgebäude des ortsansässigen Fussballvereins Toiletten, Umkleiden und Duschen zur Verfügung. Nach einer kurzen Geraden geht es im rechten Winkel in die Bahnhofstraße, die in die Hauptstraße mündet. Hier sind einige Hofläden, Cafes und Hotels angesiedelt. Auf Höhe des Gemeindeamtes steht eine weitere Toilette für uns Teilnehmer bereit. Ob der guten sanitären Ausstattung gibt es eigentlich keine Notwendigkeit, seine Notdurft inmitten eines gepflegten Touristenortes direkt an der Strecke zu verrichten. Leider zeigt das eine oder andere der vielen hundert im Anschluss an den Lauf online gestellten Fotos das Gegenteil.

Nach ein paar hundert Meter geht es rechtwinkelig auf einen kurzen Wiesenpfad, bevor die Safen, ein schmales Gewässer, über eine Holzbrücke gequert wird. Die folgenden 300 Meter sind für mich der angenehmste Streckenabschnitt. Ein Schotterweg parallel zur Safen erfreut die gelangweilte Läuferseele zumindest ein wenig, bevor es wieder zum Start bzw. zum Rundendurchlauf geht. Hier ist eine mobile Multimedia-Tafel installiert, auf der Informationen wie zurückgelegte Runden, die absolvierte Distanz und die Platzierung abzulesen sind.

Ich finde von Anfang an ein ganz gutes Tempo, das einige Sekunden unter dem geplanten Kilometerschnitt liegt. Der Himmel ist beinahe wolkenlos und die Temperaturen steigen. So labe ich mich von Beginn an regelmäßig mit Wasser oder Iso und nehme alle 30-40 Minuten ein kleines Stück Banane oder ein Gel zu mir.

#42undmehr Bad Blumau
Entlang der Strecke feuern die Betreuerteams ihre Schützlinge lautstark an, rennen mit Wasserflaschen nebenher, unterhalten mit Gitarren-Gesängen. Mir persönlich ist das "Drumherum" bereits nach kurzer Zeit zu laut. Ich bedauere, nicht auf der Strecke eines Ultra-Trails zu sein. Ich liebe die Abgeschiedenheit in der Natur, die wechselnden Bodenbeschaffenheiten, anspruchsvolle technische Passagen, landschaftliche Highlights. Ich rücke den Fokus wieder auf die heutige Aufgabe und die lautet eben, in 24 Stunden möglichst viele Kilometer zu laufen.

Die erste Marathonmarke absolviere ich nach rund 4 Stunden und 30 Minuten. Um rund 15 Minuten früher als geplant habe ich dieses Zwischenziel erreicht. Auf eine längere Pause verzichte ich. Nach einem Schluck alkoholfreiem Bier aus der Kühltasche laufe ich in etwas gemäßigtem Tempo weiter.

Die Temperaturen klettern derweil weiter in die Höhe und lassen den Schweiß fließen. An zwei Stellen der Strecke wartet eine Dusche darauf, mit kühlem Wasser zu erfrischen. Gerne mache ich regelmäßig von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Größen der österreichischen Ultralaufszene hautnah zu erleben, mit ihnen zu laufen, von ihnen wiederholt überrundet zu werden, ist eine tolle Erfahrung. Speziell von Andreas Michalitz oder der späteren österreichischen Staatsmeisterin Karin Augustin oder auch von Andrea Mayer bzw. Karin Freitag habe ich schon einige Erfolge über die sozialen Medien mitverfolgen dürfen. Auch das Tempo, was der amtierende österreichische Meister des 100-km-Laufes, Wolfgang Michl, von Beginn an den Tag legt, ist atemberaubend. Michl wird sich nach 24 Stunden mit gut 225 gelaufenen Kilometern zum österreichischen Staatsmeister küren.

Die monotone Stecke ist orthopädisch stark belastend und fordert auch bei mir ihren Tribut. Nach rund 50 gelaufenen Kilometern spüre ich aufkommende Schmerzen im Bereich des rechten Sprunggelenkes. Seit ich im Vorjahr wegen eines Knochenmarködems im rechten Sprungbein  monatelang pausieren musste, bin ich bei Fußschmerzen besonders feinfühlig.

In meinem Gehirn rattert es. Mit Belastungsschmerzen (insbesondere Muskelschmerzen) ist bei einem 24-Stunden-Lauf zu rechnen, aber es ist erst ein Viertel de Zeit von der Uhr. Definitiv ist es viel zu früh, um fortan mit Schmerzen zu laufen. Unterbewusst verändere ich meinen Laufstil, der sich gar nicht mehr rund anfühlt. Verspannungen im Rumpf und Nacken sind die Folge. Ich hadere mit mir. Viele hunderte Kilometer Training habe ich auf mich genommen. Stunden um Stunden bin ich auf Asphaltstraßen statt auf den geliebten Trails gelaufen, um für mein 24-Stunden-Projekt bestmöglich vorbereitet zu sein. Die Erreichung meines definierten Zieles ist gerade in weite Ferne gerückt.

Aufgeben ist für mich grundsätzlich keine Option. Stolz blicke ich auf meine makellose DNF-Quote, denn kein einziges mal musste ich bisher vor der Ziellinie die Segel streichen. Die nächsten Runden sind geprägt vom Durchdenken aller möglichen Szenarien. Zusätzlich hole ich die Meinung eines Außenstehenden ein. Sein Ratschlag, die Gesundheit nicht auf´s Spiel zu setzen, kommt nicht unerwartet. Letztendlich reift in mir die Entscheidung, den 24-Stunden-Lauf in Bad Blumau nach rund 7 Stunden vorzeitig abzubrechen.

Steirischer Meister Ultralauf: Wolfgang Kölli
Ich teile meiner Frau die Entscheidung mit und melde mich bei der Rennleitung ab. Ich packe in Windeseile den Klapptisch und die Kühltasche ins Auto. Ich möchte so rasch als möglich weg von hier. Um die Läufer auf der Strecke nicht zu gefährden, mache ich mich quer über die Wiese "vom Acker". Enttäuscht aber auch erleichtert über die getroffene Entscheidung lasse ich am Heimweg die letzten Stunden Revue passieren.

Zu Hause verfolge ich bis spät in die Nacht die Ergebnisse im live-timing. Am Morgen danach macht sich doch Wehmut breit, nicht mehr im Wettkampf die Runden zu drehen. Es muss ein erlösendes Gefühl sein, wenn die letzte Stunde des Rundenlaufes anbricht. Als zu Mittag die offizielle Ergebnisliste veröffentlicht wird staune ich nicht schlecht, dass ich mich trotz meines vorzeitigen Abbruches steirischer Meister im Ultralauf in der AK45 nennen darf. Dieser Erfolgt ist jedoch ausschließlich der fehlenden Konkurrenz in meiner Altersklasse geschuldet. Wie sportlich wertvoll dieser Titel ist, sei daher dahingestellt. Die Goldmedaille wird mir ein paar Tage später von der Landessportkoordinatorin des steirischen Leichtathletik-Verbandes ausgehändigt. Vielen Dank dafür.

Fazit: Vermutlich wird es für mich keine Neuauflage eines 24-Stunden-Laufes geben. Ich bin kein großer Fan des Rummels entlang der Strecke. Auch fehlt mir bei diesem Laufformat die Schönheit, das Abenteuer und das Abwechslungsreiche eines Ultra-Trails. Die Motivation hoch zu halten fällt mir schwer, wenn man das Ziel auch einfach "abwarten" kann. Es braucht für mich eine Ziellinie, die es zu überqueren gilt. Dann weiß ich, ich habe die Strecke geschafft, den Lauf gerockt. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Format liegt mir nicht. Aber es war jedenfalls eine neue Erfahrung und die Bestätigung, dass meine große sportliche Leidenschaft dem Lauf auf Trails gehört. Aber wie heißt es so schön: Sag niemals nie ...

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht


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Sonntag, 3. Mai 2020

03.05.2020: Wings for Life World Run - Laufbericht über den App Run 2020

Wings for Life World Run 2020 Laufbericht App Run
Gegen das Catcher Car; für die gute Sache!

Der Wings for Life World Run ist eine Lauf-Veranstaltung, die seit 2014 auf der ganzen Welt zur selben Zeit stattfindet. Es gibt keine Ziellinie. Stattdessen gibt es ein Catcher Car.

Das Catcher Car ist ein Fahrzeug, dass eine halbe Stunde nach dem Startschuss des Laufes mit 14 km/h startet und zu jeder halben Stunde die Geschwindigkeit erhöht. Ist man vom Catcher Car eingeholt bzw. überholt, ist man aus dem Rennen und die bis dahin zurückgelegte Distanz scheint in der Wertung auf. Um sich einen Überblick zu verschaffen, wie weit man es mit seinem geplanten Lauftempo schaffen kann, ist der sogenannte Goal Calculator auf der Webseite des wingsforlifeworldrun.com behilflich

Primär zählt beim Wings for Life World Run jedoch die gute Sache. Denn das gesamte Startgeld einschließlich Spenden fließt laut Veranstalter zu 100 Prozent in die Rückenmarksforschung mit dem Ziel, die Querschnittlähmung zu heilen.

Aber die Corona-Krise macht auch vor dem Wings for Life World Run nicht halt. So darf man heuer ausschließlich alleine und via App an diesem Lauf teilnehmen. Dazu ist es erforderlich, sich auf der offiziellen Webseite wingsforlifeworldrun.com für die Teilnahme zu registrieren und das Startgeld in Höhe von 20 Euro (zusätzliche freiwillige Spenden sind möglich) zu bezahlen. Auf die einzuhaltenden Covid-19-Regeln wird ausdrücklich hingewiesen. Nun ist noch die App am Smartphone zu installieren. Hat man die Berechtigung zur Abfrage des Standortes aktiviert, so ist man auch schon startklar. Sogar ein Testlauf ist möglich, um sich mit der Funktionalität der App für den Wings for Life World Run 2020 vertraut zu machen.


Wings for Life World Run Strecke
Zum Laufgeschehen:

Ich laufe gemütlich zum geplanten Startpunkt meiner auserkorenen Wings for Life World Run - Strecke. Ich habe mich für eine üblich schwach frequentierte Strecke in der Nähe der Mur entschieden. Zudem bietet die Laufstrecke mit Wald-, Wiesen- und Schotterboden sowie Asphaltstraßen eine gelungene Abwechslung. Es gibt bestimmt schnellere Strecken, aber ich mag die angenehm frische Luft in den Mur-Auen. Und genug Raum gibt es hier auch, um entgegenkommenden Personen auszuweichen. Dass es im Verlauf der Strecke drei Trinkwasserbrunnen gibt, macht die Versorgung leicht. So habe ich in meiner Laufweste lediglich zwei Gels und einen Energieriegel dabei. Der Ipod, mit Songs von Falco und Queen bespielt, soll mir heute ein wenig Motivation liefern.

Pünktlich um 11:00 Uhr (UTC) erfolgt der globale Start. Hier in Fernitz-Mellach ist es 13:00 Uhr. In manchen Ländern ist es Mitternacht, manche stehen früh morgens an der virtuellen Startlinie, in anderen Ländern geht gerade die Sonne unter. Manche werden in der Hitze laufen, in manchen Gegenden wird es stürmen und regnen. Aber wo auch immer auf der Welt man zur selben Zeit vor dem Catcher Car flüchtet, alle leisten mit ihrer Spende einen Beitrag, dass Rückenmarkverletzungen hoffentlich schon in naher Zukunft heilbar sind.

Die App zeigt an, dass es in wenigen Sekunden soweit ist. Dass in Kürze der globale Startschuss erfolgt. Nun ist nur noch der Start-Knopf zu drücken und schon hat man 30 Minuten lang Zeit, sich gegenüber dem Catcher Car einen Vorsprung zu verschaffen. Dann wird sich das virtuelle Fahrzeug in Bewegung setzen und seine Verfolgung aufnehmen.

Meine geplante Laufstrecke führt die ersten Kilometer nach Norden. Pünktlich zum Start des Wings for Life World Run setzt starker, zum Teil böiger Nord-West-Wind ein. Er bläst mir kräftig entgegen. Für einen kurzen Moment überlege ich, kehrt zu machen und Richtung Süden zu laufen. Aber letztendlich entscheide ich, am Plan festzuhalten. Es ist, wie es ist.

Ein paar Worte zum gesteckten Ziel: 25 Kilometer sind die mir selbst auferlegte Mindest-Distanz, die ich schaffen möchte. Das entspricht laut Goal Calculator ein durchschnittliches Tempo von 5:09 Minuten pro Kilometer. Insgeheim erhoffe ich mir jedoch, so lange als möglich um die 5 Minuten pro Kilometer laufen zu können und so erst nach rund 27 Kilometer vom Catcher Car eingeholt zu werden.

Trotz des üblen Gegenwindes kann ich die ersten Kilometer in gutem Tempo laufen. Die Strecke kenne ich wie meine Westentasche, trotzdem finde ich sie immer wieder kurzweilig. Es geht auf Schotterwegen dem Mühlgang und am privaten Tierpark, der Au-Mühle, entlang. Dann folgen ein paar Kilometer auf Asphaltstraßen.

Bei den sogenannten Auwiesen, ein durch den Kraftwerksbau Gössendorf erschaffenes Naherholungsgebiet am südlichen Stadtrand von Graz, habe ich nach 7 Kilometer den nördlichen Wendepunkt meiner Laufstrecke erreicht. Nun habe ich für einen guten Kilometer den Wind im Rücken, bevor ich auf der Staumauer des Kraftwerks Gössendorf die Mur quere und Richtung Westen weiterlaufe.

9 Kilometer sind geschafft und jeden Kilometer davon bin ich unter 5 Minuten gelaufen. Es ist Zeit für das erste Gel. Nun folge ich die nächsten Kilometer den Murradweg Richtung Süden. Hier sind einige Radfahrer und Läufer unterwegs. Einige tragen die Wings for Life World Run - Startnummer. Aber die Corona-Disziplin ist groß. Auf ausreichend Abstand wird geachtet.

Ich werfe einen Blick auf die App. Sie gibt mir Auskunft darüber, dass ich 10,67 Kilometer gelaufen bin und aktuell einen Vorsprung auf das mit derzeit 14 km/h fahrende Catcher Car von 5,74 Kilometer habe.

Catcher Car
Auf Höhe Kalsdorf verlasse ich den Murradweg und laufe auf der rechten Uferseite die Mur bis zum Kraftwerk Kalsdorf entlang. Teils grober Schotter macht diese Wegstrecke nicht sonderlich angenehm zu laufen. Auf der Staumauer quere ich abermals die Mur und nutze den Trinkwasserbrunnen, um ein weiteres Energie-Gel in mein Bäuchlein zu spülen. 18 Kilometer sind auf der Haben-Seite.

Ich laufe nun für ein paar Kilometer wieder gegen den Wind. Der Körper signalisiert weiterhin, dass alles in Ordnung ist. Ich laufe schon seit Jahren ohne Musikbeschallung. Aber heute mache ich eine Ausnahme und Songs aus dem Ipod pushen mich, das Tempo hoch zu halten. Ein Blick auf die App verrät mir, dass der Abstand zum Catcher Car zur Zeit 3,55 Kilometer beträgt, ich 21 Kilometer gelaufen bin und das Fahrzeug mit 16 km/h unterwegs ist. Schon jetzt bin ich mir sicher, mein Minimalziel von 25 Kilometer wohl in der Tasche zu haben. Die Kilometerzeiten sind nach wie vor unter 5 Minuten. Daher will ich mehr. Ich möchte über 27 Kilometer weit kommen ...

Auf einem wunderbar zu laufenden Waldweg geht es zurück zum Ortsrand von Fernitz-Mellach. Hier laufe ich nun nochmals einen Teil der Strecke, auf dem ich vor knapp zwei Stunden gestartet bin. Ein zweites Mal geht es bei den Außengehegen der Au-Mühle an Pony, Ziege, Kaninchen & Co. vorbei.

Nach 24 Kilometer kehre ich um und laufe linksufrig der Mur entlang südwärts. Die App verrät mir, dass das Catcher Car bis auf 2,33 Kilometer nähergekommen und seine Geschwindigkeit auf 17 km/h erhöht hat. Da meine Kilometerzeiten noch immer unter 5 Minuten sind, rechne ich hoch, es auf  29 bis 30 Kilometer schaffen zu können. Ich kämpfe und halte das Tempo weiter hoch. Die Ironie dieses Laufformats: Je mehr man kämpft, umso weiter entfernt sich die Ziellinie. Ich designe meine Laufroute der nächsten Kilometer im Kopf so, möglichst nahe meiner Wohnung vom Catcher Car geschnappt zu werden.

Ergebnis Wolfgang Kölli
Ich verabschiede mich von der Mur und laufe entlang einer idyllischen Pferdekoppel mit herrlichem Blick auf die 506 Jahre alte Fernitzer Pfarrkirche in Richtung Ortsteil Enzelsdorf. "Heute hätte ich mit einem Pacemaker und im Windschatten wohl die 3:30-Marke im Marathon geknackt", dämmert es mir. Mal sehen, bis wann große Laufveranstaltungen wie es der Graz-Marathon ist, wieder möglich sein werden.

Ich jubiliere innerlich! Die 30-km-Marke ist mir nicht mehr zu nehmen. Der Vorsprung auf das Catcher Car ist noch immer groß genug, um diese vor dem Lauf für mich utopische Distanz ins Ziel zu bringen. Unmittelbar vor der Wohnung habe ich noch immer 100 Meter Vorsprung auf meinen virtuellen Verfolger. Heute habe ich nichts zu verschenken. Also mache ich nochmals kehrt und laufe die Straße runter. Zweihundert Meter später vermeldet die App, dass ich vom Catcher Car eingeholt worden bin und gratuliert mir zu 30,40 Kilometer!

Ein paar Stunden später wird die offizielle Ergebnisliste veröffentlicht. Unter 77103 global gestarteten Teilnehmern bin ich auf den 2425. Platz gelaufen! In meiner Altersklasse M45 habe ich es weltweit von ungefähr 4200 Teilnehmern sogar auf Platz 212 geschafft.

Aber das Allerwichtigste: Knapp drei Millionen Euro brachte der heurige Wings for Life World Run für die Rückenmarkforschung ein.

03.05.2020: Wings for Life World Run - Laufbericht über den App Run 2020


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Mittwoch, 29. Januar 2020

Trainingsperiodisierung - Wettkampfspezifische Vorbereitung auf einen Ultratrail

Ich stehe Mitte April im Rahmen der Veranstaltung "100 Miles of Istria" am sogenannten "blue course" an der Startlinie. 128 km Distanz und 4950 Höhenmeter warten darauf, erfolgreich gemeistert zu werden.

Meine wettkampfspezifische Vorbereitung auf diesen Ultra-Trail erstreckt sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. Ziel der kommenden Wochen ist es, sich bestmöglich auf die beim Wettkampf vorherrschenden Bedingungen vorzubereiten. Daher ist mir im Training wichtig:
  • das lange, ausdauernde Laufen auf Trails
  • das Laufen in den Nachtstunden
    (Start ist um 21:00 Uhr abends in Lovrin. Daher werde ich auch den einen oder anderen Lauf um diese Uhrzeit starten und in die Nacht hinein laufen ...)
  • das Laufen mit Trailrunning-Stöcken
  • das Auf- und Absteigen im steilen Gelände
    (Höhenmeter sammeln ist für Ultra-Trails unbedingt notwendig.)
  • das Laufen mit gepacktem Rucksack
    (Ich packe meinen Rucksack und nehme mit: Nein, zu diesem Trainingszweck natürlich nicht die volle Pflichtausrüstung! Vielmehr simuliere ich das Volumen und Gewicht im Rucksack mit einem schweren Handtuch.)
Im Grunde lege ich diesen Trainingsplan jeder Vorbereitung auf einen langen Ultratrail zu Grunde.


wettkampfspezifische Vorbereitung Ultratrail
Es gibt natürlich große Unterschiede zwischen der optimalen und der für mich bestmöglichen Vorbereitung.

So sollten zum Beispiel im Sinne einer optimalen Vorbereitung in den umfangreichsten Trainingswochen zumindest die Wettkampfkilometer (+ sogar einige Kilometer darüber) gelaufen werden. Das wären im aktuellen Fall zumindest 128 Wochenkilometer. Wobei am Trail die Kilometer nur bedingt entscheidend sind. Vielmehr richtet sich das Training im Gelände nach Stunden. Das würde bedeuten, dass ich in der Trainingswoche 9 rund 20 Stunden im Laufschritt verbringen müsste.

Allerdings bin ich berufstätig, habe noch andere Interessen und möchte zudem Freizeit mit meiner Familie verbringen. Auch braucht mein Körper, im besonderen die Knochen nach ausgeheiltem Knochenmarködem, ausreichend Regeneration. Daher gehe ich trotz meiner ambitionierten persönlichen Zielvorgabe in der Vorbereitung zu Wettkämpfen Kompromisse ein. Mittlerweile blicke ich doch schon auf ein paar Jahre Ultralauf-Erfahrung zurück und kann gut abschätzen, welchen Umfang und Qualität meine Vorbereitung für einen erfolgreichen Wettkampf haben muss.

Was bedeutet das konkret?
  • Ich beschränke mich in der Regel auf 4 Trainingseinheiten pro Woche (Ausnahme Umfang*D-Wochen).
  • In der umfangreichsten Trainingswoche werde ich maximal 12 Stunden trainieren.
  • Der längste Lauf wird eine Dauer von 6 Stunden nicht überschreiten.
  • Nicht nur Quantität: Auch in den Umfang-Wochen lege ich Wert darauf, zumindest eine schneller gelaufene Einheit in den Trainingsplan zu schreiben.
  • Als aktive Regeneration bieten sich Schwimm-, Rad- oder Deepwater running - Einheiten an. 

Umfang-Wochen

Die typische Trainingswoche "Umfang" habe ich mir folgendermaßen zusammengestellt:

1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 120 min langsamer bis lockerer Trailrun (ca. 20K/500 hm)
1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/ 300 hm)
1 Einheit: 3-4,5 h langsamer Dauerlauf Trailrun (ca. 30K-35K/600-1000 hm)
Regenerationseinheit: 1-2 h MTB, Schwimmen oder Deepwater running
Wochenumfang: bis ca. 80 Kilometer/bis ca. 8 Stunden


Unmittelbar vor einer Regenerationswoche schreibe ich mir in den Trainingsplan die "Umfang*D-Woche". Diese unterscheidet sich insofern, dass ich am Wochenende an Stelle eines langen Dauerlaufs einen "Doppeldecker-Lauf" durchführe. Das bedeutet, ich laufe Samstag und am Sonntag jeweils einen langen Dauerlauf. Grundsätzlich sind die Läufe am Samstag rund 4 Stunden und am Sonntag etwa 3 Stunden lang.

Die typische Trainingswoche "Umfang*D" sieht daher folgendermaßen aus:

1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 120 min langsamer bis lockerer Trailrun (ca. 20K/500 hm)
1 Einheit: 75-90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/ 300 hm)
1 Einheit: 4 h langsamer Dauerlauf Trailrun (ca. 30K-35K/600-1000 hm)
1 Einheit: 3 h langsamer Dauerlauf Straße (ca. 25K)
Regenerationseinheit: 1-2 h MTB, Schwimmen oder Deepwater running
Wochenumfang: bis ca. 110 Kilometer/bis ca. 12 Stunden


Regenerationswoche

In den Regenerationswochen schraube ich die Umfänge deutlich zurück und verzichte auf den langen Dauerlauf. Ob ich 3 oder doch 4 Einheiten trainiere, entscheide ich spontan nach Körpergefühl. Auch darf es in diesen Wochen etwas flotter zur Sache gehen. So schreibe ich mir in Woche 5 z.B. einen Lauf im 10K-Wettkampftempo in den Trainingsplan.

1 Einheit: 75-90 min Fahrtspiel am Trail (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 75.90 min lockerer Trailrun (ca. 12K/300 hm)
1 Einheit: 45 min im Wettkampftempo 10K oder HM (10K)
Wochenumfang: bis ca. 40 Kilometer/bis ca. 4 Stunden


Tapering-Phase (Woche 10, 11 und 12)

In den Wochen 10 und 11 dreht sich alles um Erholung. Lange langsame Dauerläufe weichen gezielt gesetzten Trainingsreizen, um bestmöglich vorbereitet an der Startlinie zu stehen. So beinhaltet die Woche 10 in etwa die Hälfte und die Woche 11 ungefähr ein Drittel des Umfanges der Trainingswoche 9.

In der Woche 12 finden noch zwei rund 45 Minuten kurze intensive Trainingseinheiten statt.

Trainingsperiodisierung - Wettkampfspezifische Vorbereitung auf einen Ultratrail


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Sonntag, 19. Januar 2020

19.01.2020: Crosslauf Graz 6.0 - Laufbericht

Crosslauf Graz 6.0 Laufbericht 2020
In den letzten zwei Monaten habe ich mich vermehrt dem Tempotraining gewidmet und die langen Dauerläufe außen vor gelassen. Bevor ich nun mit der 12 Wochen dauernden spezifischen Vorbereitung auf mein erstes Jahres-Highlight, einem 128 km langen Ultra-Trail im Rahmen der "100 Miles of Istria" beginne, soll ein kurzer, knackiger Wettkampf den Abschluss dieser Tempo-Trainingsperiode  bilden.

Meine Wahl ist auf den Crosslauf Graz gefallen. Veranstaltet wird der Crosslauf Graz, der heuer zum bereits 6. mal stattfindet, von runninGraz. Austragungsort ist das UNI Graz Sportzentrum (USZ) Rosenhain. Hier steht den Teilnehmern eine perfekte Infrastruktur zur Verfügung. Umkleiden und Duschen  sind großzügig vorhanden. Das Sportcafe mit ausreichenden Sitzplätzen lädt zum Aufladen der leeren Flüssigkeitsspeicher ein und eignet sich für die abschließende Siegerehrung.

Zudem ist der Veranstaltungsort gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen bzw. gibt es  in unmittelbarer Nähe in den grünen und blauen Kurzparkzonen der Stadt Graz ausreichend Parkmöglichkeiten, die sonntags kostenlos genutzt werden können.

Neben den Langstrecken für Damen und Herren (5,6 bzw. 8,8 Kilometer lang) sowie einer Kurzstrecke werden zahlreiche Kinder- und Jugendbewerbe ausgetragen. Die Kurzdistanz mit 4 Kilometer Länge bietet sich hervorragend an, um die Disziplin Crosslauf einfach mal auszuprobieren. Alle Bewerbe und die dazugehörigen Siegerehrungen sind zeitlich durchdacht angesetzt und werden ohne Verzögerungen durchgeführt.

Im Zuge der heutigen Veranstaltung wird zudem die Steirische Akademische Meisterschaft im Crosslauf ausgetragen. Startberechtigt sind hier alle Studierenden, Absolventen und Bediensteten der steirischen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen.

Crosslauf Graz - Strecke
Der Start- und Zieldurchlauf ist auf der Tartanbahn des USZ eingerichtet. Das Oval der Kunststoffbahn ist auch der einzige Streckenabschnitt, der flach verläuft. Ansonsten ist die Streckenführung hier am Gelände des USZ Rosenhain sehr anspruchsvoll. Neben den für einen Crosslauf typischen häufigen Richtungswechseln, den unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten (Schotterwege und Wiesen) und den künstlichen Hindernissen wie quer liegende Baumstämme, gilt es hier zudem recht viele Höhenmeter zu überwinden. Bestzeitentauglich ist der Rundkurs also nicht, aber so ein Crosslauf macht viel Spaß, trainiert die Kraftausdauer und schult die Koordination sowie den Laufstil.

Ich bin für die Langstrecke gemeldet (8,8 km lang, 170 hm). Für 15 Euro Nenngeld erhält man die Startnummer samt integrierter Zeitnehmung, dazu einige Produktproben und Werbepapier. Wenige Stunden nach Ende der Veranstaltung werden über 600 tolle Fotoaufnahmen den Teilnehmern online zur Verfügung gestellt werden.

Neben der großartigen Organisation der Veranstaltung meint es auch das Wetter gut. Gestern gab es wolkenverhangenen Himmel und leichten Nieselregen. Heute kommt die Sonne zum Vorschein und die Temperaturen liegen deutlich über dem Gefrierpunkt.

Beim groben Studium des Rundkurses registriere ich einen recht hohen Anteil an auf Wiesenboden zu laufender Strecke. Ich entscheide mich daher für kurze Spikes, die ich in meine Laufschuhe des Modells La Sportiva Bushido schraube. Oben trage ich unter meinem Laufshirt des MT-Hausmannstätten einen langarmigen Base-Layer, an den Beinen eine Trail-Short mit Innen-Tights sowie Kompressionsstrümpfe. Haube und Handschuhe dürfen auch nicht fehlen.

copyright runninGraz - Crosslauf Graz
Gut aufgewärmt stehe ich mit rund 60 weiteren Teilnehmern am Start der Langdistanz. Wir alle werden vom Moderator namentlich aufgerufen. Pünktlich um 12:40 Uhr erfolgt der Countdown und schon geht es auf die erste verkürzte Runde. 5 vollständige Runden zu je 1,8 Kilometer werden folgen, um letztendlich die geforderten 8,8 km gelaufen zu sein.

Insgeheim erhoffe ich mir in meiner Altersklasse einen "Stockerl-Platz". Nach Durchsicht der Starterliste und angesichts des anspruchsvollen Streckenverlaufes schraube ich meine Erwartungen zurück. Mein Plan ist es jedoch, eine bestmögliche Zeit zu erlaufen. Getreu dem Motto: Es darf auch mal weh tun. Und das tut es auch nach kurzer Zeit. Fordernd sind die vielen  Richtungswechsel, das kupierte Gelände mit den zwar kurzen aber knackigen Anstiegen, die unebenen Bodenverhältnisse und die quer liegenden Baumstämme. Kurze Erholungsphasen verschaffen lediglich die Meter auf der Laufbahn bzw. die abschüssigen Streckenabschnitte. Aber auch hier gilt es aufmerksam zu sein und seine Schritte mit Bedacht zu setzen.

Aber es macht gehörigen Spaß. Und trotz aller Strapazen fühle ich mich gut in Form. Die schnellen Trainingseinheiten in den letzten Wochen zeigen neben einem hohen VO2max-Wert auf der Laufuhr auch auf der Strecke ihre Wirkung. Auch wenn es frustrierend ist, dass mich die Spitzenathleten nach zwei Drittel des Rennens überrunden. Weiß man allerdings, dass es sich dabei um Vizeweltmeister im Orientierungslauf und andere österreichischen Top-Athleten handelt, dann relativiert sich die Zeitdifferenz auf die Erstplatzierten.

copyright runninGraz - Crosslauf Graz
Ich teile mir den Lauf gut ein und überquere nach 40 Minuten und 58 Sekunden die Ziellinie. Ich platziere mich auf Platz 35 von 68 Teilnehmern auf der Langdistanz. In der Altersklasse belege ich den undankbaren, aber letztendlich sehr zufriedenstellenden 4. Rang. Schade, denn ich hätte mich gerne mit einer Lebkuchen-Medaille feiern lassen. Bei der abschließenden Warenpreisverlosung gehe ich ebenfalls leer aus. Aber auch das war zu erwarten ...

Fazit: Das Team von runninGraz bietet mit diesem gut organisierten Crosslauf eine tolle Plattform, diese spannende Facette des Laufsports kennen zu lernen. Auch die Infrastruktur rund um das USZ Rosenhain bietet alles, was das Läuferherz begehrt. Und schnelle Tempoeinheiten in den Wintermonaten verbessern nachhaltig die Grundgeschwindigkeit für das anstehende Laufjahr. Also klare Empfehlung zur Teilnahme!

19.01.2020: Crosslauf Graz - Laufbericht


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