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Mittwoch, 8. August 2018

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht

Voller Vorfreude stehe ich zum 3. Mal hintereinander am Start des Kainacher Bergmarathon. Die Strecke zählt sowohl wegen der Distanz als auch wegen des hohen Trailanteils zu meinen absoluten Favoriten. Dazu ist der Schauplatz der traditionellen Veranstaltung, der Ort Kainach bei Voitsberg, für mich in rund 40 Minuten gut mit dem Auto erreichbar.

Kainacher Bergmarathon 2018 Laufbericht
Heute werden im Zuge des Kainacher Bergmarathons mit seinen 44,5 Kilometer Distanz und 1800 Höhenmeter auch die Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Um bei diesen Meisterschaften an den Start gehen zu können, muss durch den Verein die ÖLV-Lizenz gelöst werden. Dank der Unterstützung meines Laufklubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich zum zweiten Mal in meiner Läuferkarriere für offizielle Meisterschaften genannt. Meine Premiere hatte ich im Vorjahr beim Stanzer Trailrun, wo ich in der Masters-Klasse M45 die Silbermedaille erlief.

Die Abholung der Startunterlagen findet in bewährter Weise in der Volksschule Kainach statt, wo auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung stehen. Im Anschluss an den Lauf kann man sich hier die müden Beine massieren lassen. Im Startpaket ist das traditionelle Bergmarathon-Laufshirt, lesenswertes Informationsmaterial über die Lipizzanerheimat, eine ermäßigte Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach sowie einige Produktproben enthalten. Die Zeitnehmung erfolgt mittels Chip von hightech timing.

Kurz vor 09.00 Uhr nehme ich gemeinsam mit weiteren gut 100 Starter der Bergmarathon-Distanz Aufstellung. Auch der neu geschaffene Bergsprint und die Staffeln sind gut gebucht. Das hochsommerliche Wetter der letzten Tage macht auch heute vor dem Kainacher Bergmarathon nicht halt. Schwül und sehr warm ist es bereits zur frühen Stunde. Um ein wenig autark zu sein, trage ich daher meine Salomon-Weste, die ich mit 5 Gels, einigen Salztabletten und zwei Softflasks mit Wasser und Iso bestückt habe.

Der Begrüßung durch die Organisatoren folgt der priesterliche Segen. Mein Ziel für heute? Im Vorjahr habe ich für den Bergmarathon 5 Stunden und einige Sekunden benötigt. Heuer soll es noch ein klein wenig schneller sein. Sollte ich die anvisierte Wunschzeit (also sub5) erreichen, verspreche ich mir eine Medaille bei den Steirischen Meisterschaften bzw. spekuliere sogar mit einem AK-Stockerlplatz "over all". Schon geht es los! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden leicht steigend aus dem Ort Kainach. "Ich hätte mich doch ein wenig aufwärmen sollen", schießt es mir durch den Kopf. Denn von Null auf Hundert ist Gift für die Muskulatur. Auch die ersten steileren Anstiege lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst auf einem Wiesenpfad, später auf Wald- und Schotterwegen geht es kontinuierlich nach oben.

Kainacher Bergmarathon
Nach 5,5 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Das schwüle Wetter lässt meinen Schweiß in Strömen fließen. Eine Softflask habe ich bereits leer getrunken. Wie auch bei allen weiteren Verpflegestellen trinke ich hier ausreichend Wasser und Iso. Gleichzeitig fülle ich meine Flaschen auf. Mal nehme ich ein Stück Banane, mal drücke ich mir eines meiner 5 Gels in den Mund. Ich bin überrascht, wie viele Läufer sich einfach nur einen Becher Wasser schnappen und wieder die Wolke sind. Beinahe frustrierend ist es für mich, bergauf Läufer um Läufer einzusammeln, die einem an der Labestelle wieder entwischen. Rückblickend betrachtet habe ich - wenn es mir so wie heute um jede Minute geht - an den Labestellen eine Menge Potenzial zur Zeiteinsparung.

Meine erste Salztablette habe ich auch geschluckt. Seit ich beim Welschmarathon vor zwei Jahren arg mit Muskelkrämpfen zu tun hatte, gehören Salztabletten bei langen fordernden Strecken und warmen Temperaturen zur Grundausstattung.

Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Die Sonne lacht vom Himmel; die felsigen Wände reflektieren die Wärme. Obwohl es erst kurz nach 10 Uhr vormittags ist, fühle ich mich bereits geröstet. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer mit ein paar hundert Höhenmeter 1 Stunde und 17 Minuten und bin im Vergleich zum Vorjahr beinahe auf die Sekunde gleich schnell.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden abermals mit Wasser, Iso und einem Stück Banane aufgefüllt. Der Veranstalter bietet wegen der hohen Temperaturen Magnesium-Sticks an. Ich traue Magnesium während eines Wettkampfes nicht über den Weg ;-). Salzgebäck wäre meiner Meinung nach die bessere Wahl gewesen. Meinen Kopf kühle ich unter kaltem Alm-Wasser. Während die Staffelläufer der ersten Etappe erschöpft zu Boden sinken und ihre Teampartner auf die Reise schicken, geht es für uns Einzelstarter weiter unermüdlich dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Und hier, auf einem steilen Aufstieg zum Roßbachkogel, krampft gänzlich unangekündigt mein rechter Unterschenkel. Ich bin geschockt. Nicht der Schmerzen wegen; die sind ein paar Augenblicke später weggedehnt. Aber über die Tatsache, dass ich so früh im Rennverlauf bereits mit muskulären Problemen konfrontiert werde.

Ich schlucke eine weitere Salztablette und spüle reichlich Wasser nach. Ich steige mit Bedacht dem höchsten Punkt der Strecke entgegen. Ich versuche, meinen Schritt etwas zu verändern, die Muskeln zu lockern. Ein paar hundert Meter später scheint´s wieder halbwegs zu gehen.

Ich befinde mich auf gut 1700 Meter Seehöhe. Nun folgt der technisch schwierige Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus, wo die nächste Labestelle wartet. Teils kniehohe Stufen auf ausgewaschenen, schmalen Pfaden erfordern höchste Konzentration. Ein Sturz hier in diesem unwegsamen Gelände kann folgenschwere Verletzungen nach sich ziehen. Spitze Steine und Wurzelwerk erschweren das abwärts kommen. Auf abfallendem Terrain geht es meinen Muskeln einigermaßen gut und ich kann diese anspruchsvolle Passage in gutem Tempo hinter mich bringen.

Über einen stark verwurzelten und mit Steinen übersäten Waldweg führt die Strecke auf die sogenannte Lipizzanerweide. Und die Wadenkrämpfe nerven weiter. Was bergab halbwegs gut ist, verschärft sich in aufwärts führenden Passagen. Es ist frustrierend. Die Kraft ist vorhanden, um Tempo zu machen. Aber die Muskulatur spielt heute einfach nicht mit. Nach ein paar Dehnübungen überwinde ich die leichte Steigung in schnellen Gehschritten bzw. mit Bedacht gesetzten Tippelschritten. Großteils führt die Strecke nun talwärts. Hier kann ich wieder einigermaßen beschwerdefrei und mit gutem Tempo laufen. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 39 Minuten erreicht. Trotz der muskulären Probleme habe ich im Vergleich zum Vorjahr lediglich 2 Minuten eingebüßt. Aber immer wieder auflauernde Gegenanstiege zwingen mich meist in den Gehschritt. Wie bergauf der Wadenmuskel zu sehr beansprucht wird, verkrampft er. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist mir klar, dass die angepeilte Wunschzeit nicht erreichbar sein wird. Es ist zum heulen ...

Bei Kilometer 26 ist an einer Weggabelung rechts und frontal eine Absperrung vorhanden. Obwohl ich es von den Vorjahren besser wissen hätte müssen, folge ich dem "offenen" Weg links nach oben. Ein paar hundert Meter weiter, der Weg wird immer unwegsamer, ist mir klar, dass ich falsch bin. Ich kehre um und sehe am Rückweg die Beschilderung, die talwärts zeigt. Man muss tatsächlich unter dem Absperrband durch. Die rund 1,5 Kilometer Umweg haben mir fast 10 Minuten gekostet. Frust pur!

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet. Bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht, labe ich mich wieder mit ausreichend Flüssigkeit. Moderat fallende Wald- und Schotterwege kann ich weiterhin gut laufen. Jedoch wartet die Strecke nach wie vor mit steilen Gegenanstiegen auf. Oder entwurzeltes Geäst liegt quer zur Laufstrecke und muss umlaufen, überklettert oder unterkrochen werden. Ich habe Kilometer 35 erreicht.

In einem flachen Waldstück krampft nun auch der vordere Oberschenkelmuskel. Aua! Was für ein Schmerz! Im ersten Moment weiß ich gar kein Rezept gegen diesen hinterhältigen Krampf. Zwei Läufer traben an mir vorbei. Einer fragt, ob ich Hilfe benötige. Ich winke mit schmerzverzerrtem Gesicht dankend ab. Gehen, traben, dehnen, bergab vorsichtig laufen!

Steir. Meisterschaften Bergmarathon 2018
Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach und somit dem Ziel entgegen. Im Talboden angekommen wartet die letzte Labestelle vor dem Zieleinlauf. Obwohl das Ziel zum Greifen nahe und in Sichtweite ist, fordert die Streckenführung noch eine Schleife (auch Sadistenschleife genannt) mit einigen zusätzlichen Höhenmetern. Ich kühle meinen Kopf mit kaltem Wasser und trinke zwei Becher Cola. Bringen wir es zu Ende!

Selbst auf dem letzten Kilometer muss ich zwei mal anhalten, um meine Muskulatur zu lockern. Zwei weitere Mitstreiter überholen mich. Nach 5 Stunden und 26 Minuten werde ich vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und laufe (oder watschle, humple, schleife mich) über die Ziellinie. Geschafft! Heuer gibt es erstmals eine Finishermedaille, die mir gleich um den Hals gehängt wird.

Trotz der eher mäßigen Zeit erreichte ich den 4. Platz in meiner Altersklasse. 'Die Mastersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon konnte ich unerwartet für mich entscheiden. Ich darf mich daher Steirischer Meister nennen :)

Fazit

Der Lauf selbst hat auch heuer wieder gehalten, was ich mir versprochen und wie ich ihn in Erinnerung hatte. Der Kainacher Bergmarathon, vom TUS Kainach, der Sektion Leichtathletik und Triathlon organisiert, ist immer eine Reise wert. Eine tolle Organisation (mit ganz wenigen Ausnahmen die Streckenmarkierung betreffend), gepaart mit einer landschaftlich wunderbaren, wenngleich punktuell sehr anspruchsvollen Trail-Strecke, erfreut hier in Kainach bei Voitsberg das Herz des Berglauf-Freundes. Ich bin im kommenden Jahr gerne wieder mit dabei.

Mein persönliches Fazit lautet: Gekämpft bis zum Schluss und dennoch mein Ziel klar und deutlich verfehlt! Was die Ursache für meine Muskelkrämpfe war, darüber kann ich nur mutmaßen. Vielleicht gönnte ich meinem Körper nach dem Ultratrail mozart100 zu wenig Regeneration. Ging ich zu hart unaufgewärmt in die ersten steilen Bergaufpassagen? Oder die Muskel fühlten sich vernachlässigt, zu wenig gedehnt und gelockert und mahnten mich ab. An Flüssigkeits- bzw. Salzmangel lag es m.M. nicht, zumal die Wissenschaft hier einen Zusammenhang ohnehin ausschließen möchte.

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht


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Freitag, 11. Mai 2018

05.05.2018: Der Welschlauf (Marathon) 2018 - Laufbericht

Der Samstag des ersten Mai-Wochenendes gehört traditionell dem Welschlauf. Dieser im Jahr 1995 ins Leben gerufene Landschaftsmarathon im südwestlichen Bereich der Steiermark, wird vom Veranstalter selbst als schönster, schwierigster und geselligster Lauf bezeichnet. Der Marathon führt jährlich wechselnd von Wies nach Ehrenhausen oder eben in umgekehrter Richtung von Ehrenhausen mit Ziel in Wies und verbindet die Welsch- mit der Schilcherregion. Neben der klassischen 42,2 km - Marathonstrecke stehen ein Halb- oder auch Viertelmarathon (auch für Nordic Walker) zur Auswahl. Ziel ist heuer für alle Bewerbe der Ort Ehrenhausen.


Welschlauf 2018 Streckenführung



Großteils verläuft die anspruchsvolle Strecke, die auf der Marathondistanz mit rund 1000 Höhenmeter aufwartet, entlang der Südsteirischen Weinstraße und gewährt großartige Ausblicke auf rebenbewachsene Hänge und malerische Weinbauorte.

Das Startgeld für den Marathon beträgt 40 Euro. Das Startpaket samt Startnummer kann am Lauftag unmittelbar vor dem Start des jeweiligen Bewerbs oder am Vortag im Ort Leutschach beim Startfest abgeholt werden. Hier wird man mit kulinarischen Köstlichkeiten und Musikunterhaltung verwöhnt und auf den folgenden "Run-Day" eingestimmt.


Am Lauftag selbst lassen über 20 Labestellen keinen Versorgungsengpass aufkommen. Die Finisher-Medaille darf ebenso wie ein T-Shirt, einige Werbe-Beigaben sowie ein Gepäcktransport (hier als Lumpentransport bezeichnet) nicht fehlen. Wer sein Fahrzeug im Ziel haben möchte, kann den Shuttle-Dienst zum Start der jeweiligen Bewerbe nutzen.

Für die Nachwuchssportler sind an insgesamt 5 Standorten sogenannte WelschiKNAXmarathons organisiert. Streckenlängen zwischen 800 und 3900 Meter bieten für alle Jahrgänge passende Distanzen.

Sebastian beim WelschiKNAXmarathon


Sebastian war bereits im Vorjahr beim WelschiKNAXmarathon am Start. Ihm ist die liebevolle und kindgerecht organisierte Veranstaltung positiv im Gedächtnis geblieben. So zögert er keine Sekunde, als ich ihm den Vorschlag einer neuerlichen Teilnahme mache. 


Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Bereits bei der Anfahrt nach Leutschach schüttet es zeitweise wie aus Kübeln. Als wir gegen 16.30 Uhr eintreffen, lichten sich die Wolken ein wenig und der Niederschlag macht eine Pause.


Wir holen Sebastian´s Startunterlagen. Neben der Startnummer erhält Sebastian für 7 Euro Nenngeld (für Knax-Club-Mitglieder; ansonsten 8 Euro) ein "WelschiKNAXmarathon-Laufshirt" und einen Speise-Bon, den wir nach dem Lauf einlösen werden. Ebenso wird er im Ziel eine tolle Finisher-Medaille um den Hals gehängt bekommen. Dem nicht genug, wartet auch noch eine Verlosung von Warenpreisen auf die Nachwuchssportler. Getränke vor und nach dem Lauf stehen natürlich auch parat.

Auch ich nutze die Gelegenheit und hole für meinen morgigen Marathon die Unterlagen ab. Neben der Startnummer gibt es auch für mich unter anderem einen Speise- und Getränke-Bon, einzulösen beim heutigen Startfest. Eine Dose Bier, Warenproben und natürlich auch das Welsch-Leibchen kommen ebenfalls aus meinem Startersack zum Vorschein.

Sebastian ist aufgeregt und voller Vorfreude. Mit ihm warten weitere 100 junge Läufer auf den Start der beiden Kinderbewerbe. Kurz vor dem geplanten Start des 800 Meter langen Laufes ziehen leider wieder dunkle Gewitterwolken über Leutschach auf und der Himmel öffnet abermals seine Schleusen. Der Veranstalter reagiert sehr verantwortungsbewusst und verschiebt kurzerhand den Start, während wir unter Regenschirmen und Partyzelten zuwarten. Nach einer Viertelstunde macht der Regen eine Pause. Diese Gelegenheit wird genutzt, um beide Kinderläufe gleichzeitig zu starten bzw. auch den Lauf für die größeren Kids auf die 800 Meter lange Schleife zu reduzieren. So werden gegen 17:45 Uhr nach einem stimmgewaltigen Countdown alle 100 Kinder auf den 800 Meter langen Rundkurs entlassen, der von Polizei und freiwilligen Helfern gut abgesichert ist.

Sebastian saust mit der Läuferschar davon. Ich gehe ihm ein Stück entgegen. Vom letzten Jahr weiß ich, dass der erste Teil der Strecke bergab führt und nach einer Kehre der beschwerliche Anstieg zum Ziel wartet. Bald taucht Sebastian auf. Er läuft im mittleren Läuferfeld ein ansprechendes Tempo. Im Vorjahr musste Sebastian hier auf dieser Steigung in den Gehschritt verfallen. Heute hat es den Anschein, als laufe er mit lockerem Laufschritt spielerisch dem Ziel entgegen. Kurze Zeit später überquert Sebastian auch schon die Ziellinie. Er bekommt die heuer aus Metall gefertigte Finisher-Medaille um den Hals gehängt. Auch eine Urkunde liegt bereit. Wir beglückwünschen unseren Sohnemann zur großartigen Leistung. Sebastian erzählt uns von seinen Eindrücken während des Rennens. Es ist immer wieder spannend zu hören, wie es ihm auf der Strecke ergeht. Zwischendurch regnet es immer wieder leicht, aber dadurch lassen wir uns den Appetit auf die wohlverdiente Bratwurst nicht verderben. Während dessen findet noch eine Verlosung von Warenpreisen statt. Wie im Vorjahr geht Sebastian vorerst leer aus. Aber der Veranstalter hat vorgesorgt und so erhalten alle Kinder, die in der regulären Tombola nicht gewonnen haben, einen kleinen Trostpreis.

Ich kann die WelschiKNAXmarathons vorbehaltlos empfehlen. Es ist für unsere Kids bestens gesorgt. Die Leistungen der Nachwuchssportler werden mit T-Shirt, Medaille und Urkunde entsprechend gewürdigt. Diese Gesten machen die teilnehmenden Kinder stolz und erhalten die Freude an der Bewegung bzw. am Laufsport. Ein großes "Daumen hoch" für diese großartige Veranstaltung.

Mein Marathon:


Ich starte mit zwei Honigbroten in den Lauftag. Danach geht es über die Südautobahn nach Ehrenhausen. Hier stehen um 08.00 Uhr Busse bereit, die uns Läufer zum Start nach Wies bringen.

In Wies herrscht bereits buntes Treiben. Spätentschlossene haben noch die Möglichkeit zur Nachnennung. Ich gönne mir einen Kaffee, sitze entspannt auf einer Bank und lausche der unterhaltsamen Moderation bzw. der Blasmusikkabelle.

"Riegl aufi, Riegl obi", heißt es pünktlich um 10 Uhr, was übersetzt so viel wie "Hügel rauf, Hügel runter" bedeutet. Und das ist auch schon die Charakteristik dieser Strecke. Der Welschlauf bietet kaum Gelegenheit, sich auf flacher Strecke fortzubewegen.

Ich werde mit weiteren rund 170 Teilnehmern des Marathons auf die Strecke gelassen. Ich befinde mich aktuell in der unmittelbaren Vorbereitung für den mozart100, einem 105 km langen Ultratrail Mitte Juni. So habe ich in dieser Woche schon einige Trainingskilometer in den Beinen. Dieser heutige Marathon soll mir als weiterer langer Dauerlauf dienen. Als Ziel gebe ich eine Zeit zwischen 4:12 und 4:20 Stunden an meine schweren Beine aus und lege mir zusätzlich auf, alle Steigungen laufend zu meistern. Gehschritt ist heute also völlig tabu.

Das Wetter meint es heute gut mit uns. Ich persönlich bevorzuge zwar Sonnenschein und Wärme, aber vom leistungstechnischen Standpunkt ist der wolkenverhangene Himmel und die mäßigen Temperaturen nicht von Nachteil. Im Verlauf der folgenden Stunden wird auch der eine oder andere Regentropfen für zusätzliche Abkühlung sorgen.

Der Großteil der 42 Kilometer wird auf asphaltierten Straßen gelaufen. Die Topografie ist wie bereits erwähnt mit knapp 1000 positiven Höhenmetern recht anspruchsvoll. Die landschaftliche Schönheit der Gegend entschädigt für die Strapazen. Rebenbewachsene Weinhänge und malerische Ortschaften, dazu reichlich Verpflegestellen und ein begeistertes Publikum an vielen Punkten der Strecke lassen den Welschlauf zu einem unvergesslichen Lauftag werden.

Es braucht heute ein paar Minuten, bis meine Beine in einen Rhythmus finden. Die ersten paar Kilometer führen moderat aufwärts. Die Ortschaften Kopreinig und St. Ulrich am Greith lassen wir hinter uns. Abwechslungsreiche Kilometer folgen. Mal geht es abwärts, dann wieder hoch, um anschließend wieder talwärts zu laufen. "Riegl aufi, Riegl obi" eben. An den in üppiger Anzahl vorhandenen Labestellen warten fröhliche und hilfsbereite Menschen, die Wasser, Iso und Obst reichen. Dazu bietet die Gegend reichlich Gelegenheit, sich an der landschaftlichen Schönheit satt zu sehen. Ich fühle mich sehr wohl.

Ungefähr bei Kilometer 10 haben wir die Talsohle in Wuggau erreicht und laufen auf einem der wenigen Flachstücke St. Johann entgegen. Nun folgt ein beinahe ununterbrochener Anstieg bis zur Halbmarathonmarke. Trotz teilweise knackiger Anstiegen habe ich die ersten 21 Kilometer nach gut 2 Stunden und 2 Minuten in der Tasche. Ich weiß um die noch bevorstehenden Anstiege, aber auch um die letzten 7 Kilometer, die fast durchgehend bis zum Ziel nach Ehrenhausen fallen. Ich bin zuversichtlich, eine Zeit von 4 Stunden und 12 Minuten erreichen zu können.

Nach rund 24 Kilometer treffen wir auf die Starter des Halbmarathons. Die haben sich die ersten 3 Kilometer vom Startort Leutschach hier auf den Bergkamm gequält. Fortan teilen wir uns nun die Laufstrecke auf dem Weg nach Ehrenhausen. 

Vor zwei Jahren machten mir Krämpfe in den Beinen die letzten 15 Kilometer des Welschlaufes zur Hölle. Seither bin ich dagegen gerüstet und beuge mit Salztabletten vor. Auch heute schlucke ich nach der ersten, zweiten und dritten Laufstunde jeweils eine Salzration und bleibe vor lästigen und schmerzhaften Krämpfen verschont. Kohlenhydrate liefern mir neben den Iso-Getränken und Bananenstücken an den Labestationen meine eigenen Energy-Gels. Ich habe vier Gels in den Taschen meiner Laufweste, die ich gut aufgeteilt auf den Lauf zu mir nehme.


Welschlauf 2018 Marathon
Heute rollt es. Ich überhole Läufer um Läufer des Halbmarathon-Bewerbs. Die meisten Anstiege meistere ich mit Leichtigkeit. Immer mehr Kilometerzeiten liegen deutlich unter 5:30 Minuten; einige sogar unter 5:00 Minuten. Das letzte Viertel der Strecke bricht an. Hier in Gamlitz "tanzt der Bär". Massen von Viertelmarathon-Teilnehmer strömen zum Start.

Im Bereich von Glanz und Sulz ist ein für die Oberschenkelmuskulatur sehr anspruchsvoller Downhill in das Sulztal hinab zu laufen, bevor die Strecke unmittelbar danach schweißtreibende 160 Höhenmeter aufwärts führt. Beinahe alle verfallen hier in den Gehschritt. Gehen ist für mich heute tabu. So ist auch diese Herausforderung nach wenigen Minuten geschafft. Schenkt man den Beschilderungen Glauben, befinde ich mich aktuell auf slowenischem Staatsgebiet. Zumindest dann, wenn ich am rechten Wegesrand laufe.

Die letzten 7 Kilometer sind angebrochen. Fortan geht es meist bergab. Mein Körper zeigt weiterhin kaum Anzeichen von Schwäche. Im Gegenteil. Die Kilometerzeiten auf den Bergab-Passagen pendelt sich bei 4:30 Minuten ein. Eine kurze Hochrechnung ergibt, dass ich - sollte ich es mit dieser Pace bis nach Ehrenhausen schaffen - es sogar unter der 4-Stunden-Grenze schaffen kann. 

Und tatsächlich gelingt es mir, die Pace weiterhin hoch zu halten. Motiviert von den vielen aufmunternden Zurufen von Mitläufern und Zuschauern jage ich dem Ziel entgegen. Eine neuerliche Zeitschätzung bei Kilometer 40 bestätigt es. Ich kann es heute schaffen. Ich kann den anspruchsvollen Welschmarathon unter 4 Stunden finishen. Und das am Ende einer anstrengenden Trainingswoche. Verrückt! Ich bin im "flow". Es geht weiter abwärts; topografisch gesehen. Kilometer 41 liegt hinter mir.

Ich bin in Ehrenhausen. Vorbei an voll besetzten Gastgärten geht es dem Ziel entgegen. Der Moderator kündigt meinen Namen an und schon überquere ich die Ziellinie. Der letzte Kilometer ist in 4:12 Minuten gelaufen! 3 Stunden, 58 Minuten und ein paar Sekunden lautet das offizielle Endergebnis. Mir wird die Finisher-Medaille um den Hals gehängt und bin sehr stolz auf meine gute Leistung, wenngleich ich auf der zweiten Streckenhälfte verdrängt habe, dass es heute ein eher lockerer Dauerlauf hätte werden sollen. Egal! Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Und hier in Ehrenhausen kann man sie im vorbereiteten Festzelt bis spät in die Nacht feiern.

Auch bei der Zielverpflegung fehlt es beim Welschlauf an nichts. Leckere Aufstichbrote, Kuchen, Wasser, Iso und alkohlfreies Bier stehen in Massen für die hungrige und durstige Läuferschar bereit. Sogar warmes Wasser ist mir im Anschluss unter der Dusche vergönnt.

Fazit zum Welschlauf? Landschaftliche Schönheit gepaart mit anspruchsvoller Strecke und großartiger Organisation machen den Welschlauf zur Pflichtveranstaltung. 

05.05.2018: Der Welschlauf (Marathon) - Laufbericht 


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Samstag, 6. Mai 2017

06.05.2017: Der Welschlauf 2017 - Laufbericht

Ein Marathon inmitten von Weinbergen!

Der Welschlauf, eine im Jahr 1995 ins Leben gerufene Laufveranstaltung, verbindet die Welsch- mit der Schilcherregion. Jeweils am ersten Mai-Wochenende lockt die Laufstrecke zwischen Wies und Ehrenhausen hunderte Laufbegeisterte an. Die Laufrichtung ändert sich jährlich. In diesem Jahr startet der Marathon in Ehrenhausen. Neben der klassischen 42,2 km - Strecke stehen ein Halb- oder auch Viertelmarathon (auch für Nordic Walker) zur Auswahl. Ziel ist heuer für alle Bewerbe der Ort Wies.

Welschlauf 2017
Großteils verläuft die anspruchsvolle Strecke, die auf der Marathondistanz mit gut 1000 Höhenmeter aufwartet, entlang der Südsteirischen Weinstraße und wartet mit großartigen Ausblicken auf rebenbewachsene Hänge und malerische Weinbauorte auf.

Das Startgeld für den Marathon beträgt 40 Euro. Das Startpaket samt Startnummer kann am Lauftag unmittelbar vor dem Start des jeweiligen Bewerbs oder am Vortag im Ort Leutschach abgeholt werden. Hier findet auch das sogenannte Startfest mit kulinarischen Köstlichkeiten und Musikunterhaltung statt.

Am Lauftag lassen laut Veranstalter ganze 21 Labestellen keinen Versorgungsengpass aufkommen. Die Finisher-Medaille darf ebenso wie ein T-Shirt, einige Werbe-Beigaben sowie ein Gepäcktransport (hier als Lumpentransport bezeichnet) nicht fehlen. Wer sein Fahrzeug im Ziel haben möchte, kann den Shuttle-Dienst zum Start der jeweiligen Bewerbe nutzen.

Für die Nachwuchssportler sind an insgesamt 5 Standorten sogenannte WelschiKNAXmarathons organisiert. Streckenlängen zwischen 800 und 3900 Meter bieten für alle Jahrgänge passende Distanzen.

Sebastian beim WelschiKNAXmarathon

Mein 5jähriger Sohn Sebastian fragte mich vor rund drei Wochen, wann er denn wieder mal an einem Kinderlauf teilnehmen könne. Was gibt es schöneres, als wenn der Nachwuchs von sich aus gerne Sport treiben möchte. Ich habe ihm die Teilnahme am
WelschiKNAXmarathon vorgeschlagen.

So stehen wir am Vortag des Marathons, also bereits am Freitag um 17.30 Uhr am Start des Smiley - Laufes in Leutschach. Für die Jüngsten steht ein Rundkurs mit 800 Meter Länge bereit. Im Anschluss folgt ein 1.600 Meter langer Lauf für Volksschüler. Man sieht Sebastian an, dass er aufgeregt ist. Zuvor hatten wir seine Startnummer und ein T-Shirt abgeholt; im Ziel warten die ersehnte Finisher-Medaille und eine Urkunde.

Ein spontaner Toilettenbesuch bringt uns zwar etwas in Eile, aber letztendlich starten wir gemeinsam mit vielen weiteren Kids pünktlich auf unsere Runde, die von Polizei und freiwilligen Helfern gut abgesichert ist. Ich versuche Sebastian nicht in seinem Tempo zu beeinflussen und trabe hinter ihm nach.

Sebastian läuft hinter einem Pulk von kleineren Kindern. Es scheint ihm etwas zu langsam zu gehen, denn plötzlich schert er aus, überholt die vor ihm liegenden Mitstreiter, saust um die Kurve und die abfallende Straße runter. Es macht Laune, meinen Sohn mit so viel Elan zu sehen, wenn gleich ich ihm im Gewusel von zig Kinderfüßen kaum folgen kann. Nach einer Kehre folgt nun der Anstieg Richtung Ziel. Sebastian gönnt sich eine kurze Gehphase. Diese nutze ich, um aufzuschließen. Nach ein paar motivierenden Worten verfällt er wieder in den Laufschritt und kurze Zeit später läuft Sebastian stolz im Ziel ein, wo ihm auch gleich die wohlverdiente Medaille um den Hals gehängt wird.

Wir lösen den zuvor erhaltenen Essens-Gutschein ein. Eine Bratwurst mit Gebäck und ein Becher Wasser laben nun meinen tollen Sohn. Ich bin mächtig stolz auf ihn.

Abgerundet wird der WelschiKNAXmarathon mit einer Verlosung von unzähligen Sachpreisen, kombiniert mit einer Tragetasche mit gesundem Obst, gesponsert von regionalen Wirtschaftsbetrieben. Der Hauptpreis ist ein Gutschein im Wert von 70 Euro von der Firma Intersport. Ich selbst bin bei solchen Verlosungen eher ein Pechvogel. Und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Es stehen 80 Preise zur Verlosung parat. 82 Startnummern wurden ausgegeben. Sebastian ist tatsächlich einer von zwei Kindern, die bei dieser Verlosung beinahe leer ausgingen. Beinahe nur, denn der Veranstalter hatte einen Trostpreis parat und so wich die sich zusammenbrauende Krokodilsträne einem glücklichen Lächeln.

Kurze Zeit später sitzen wir im Auto und fahren stolz nach Hause. Ein wenig wehmütig fällt mein Blick auf die wunderbaren Weinhänge, die im Licht der langsam untergehenden Sonne glitzern. Für morgen ist wolkenloses Frühlingswetter prognostiziert. Und leider steht bereits seit gestern fest, dass ich nicht am Start des Marathon stehen werde ...


Mein Marathon:

DNS - Did not start!

Leider erzwingt eine Erkältung mit Halsschmerzen und Schnupfen eine Laufpause. Schade ist das in vielerlei Hinsicht. Einerseits hätte ich für meinen kommenden Ultralauf gerne weitere 42 Trainingskilometer gesammelt, andererseits bleibt mir ein gesellschaftliches Lauferlebnis bei wunderbarem Frühlingswetter, toller landschaftlicher Kulisse und großartigem Rahmenprogramm verwehrt. Aber auch ein letzter langer Leistungstest vor dem 6 h - Lauf in Oberwart hätte meiner Psyche gut getan.

Ein großer Dank gilt dem Veranstalter des Welschlaufes. Kostenlos und unbürokratisch wird mein Startplatz auf das nächste Jahr übertragen. Wir sehen uns am 5. Mai 2018. Sebastian´s Blick verrät mir, dass auch er wieder am Start des WelschiKNAXmarathon stehen möchte.



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Mittwoch, 8. Juni 2016

05.06.2016: SMB Sommeralm Marathon - Laufbericht

Morgenstund´ hat Gold im Mund, sagt ein Sprichwort! Ich halte es ebenso und sitze schlaftrunken zur Morgenstund´, genau genommen ist es 4:15 Uhr, am Frühstückstisch und habe Gold im Mund. Das Gold der Bienen, auch Honig genannt, auf weißem Brot gestrichen, füllt meine Speicher auf. In gut 3 Stunden fällt der Startschuss des heurigen SMB Sommeralm-Marathons.

SMB Sommeralm Marathon: Streckenführung vom Pöllauertal ins Almenland

Es ist  wieder Race-Day. Der zweite Marathon innerhalb von 4 Wochen, der 4. Marathon insgesamt, will gelaufen werden. Eine von einem bekannten steirischen Ultraläufer namens Hannes Kranixfeld, kurz "Kraxi", ins Leben gerufene Laufveranstaltung startet um 07.30 Uhr in der oststeirischen Ortschaft Winzendorf im Pöllauertal. Von dort führt die Strecke auf die 42,2 km entfernt gelegene Sommeralm. Damit dieser Marathon den ihm verliehenen Titel "Der härteste Marathon der Steiermark" gerecht wird, sind auf der Marathondistanz knapp 1800 Höhenmeter zu bewältigen.

Die Uhr zeigt mittlerweile 05:30 Uhr und sagt mir "Zeit für die Anreise". Meine Familie schäft noch. Heute werden sie mich nicht im Ziel empfangen. Ich muss ohne mein Team zurecht kommen. Mir steht nun eine knappe Stunde Autofahrt bevor.

Die Ausgabe der Startunterlagen, direkt beim Veranstalter "Kraxi" in der Garage seines Zuhauses, gestaltet sich unkompliziert und familiär. Von der ersten Minute an fühlt man sich bei dieser Laufveranstaltung gut aufgehoben, ist von freundlichen und hilfsbereiten Leuten umgeben. Ein prall gefülltes Startpaket darf natürlich auch nicht fehlen; darin findet sich allerlei nützliches, gesundes und informatives Zeugs.

Mein peinlicher Auftritt: Ich freue mich, dass die Startnummer nicht mit Sicherheitsnadeln am Shirt zu befestigen ist. Es sind diesmal zwei doppelseitige Klebestreifen vorhanden. Endlich kein Löcher in das Shirt stechen. Ich versuche die Folie des ersten Klebestreifens zu lösen und ........ frage zur Vorsicht doch einen eben eingetroffenen Mitstreiter. Milde lächelnd rät er mir, den für die Zeitnehmung erforderlichen Transponder nicht von der Startnummer zu lösen. Im Startpaket seien bestimmt Sicherheitsnadeln. Die soll ich für die Befestigung der Startnummer verwenden *hüstel*.

SMB Sommeralm Marathon 2016 - Streckenprofil
Pünktlich um 07:30 Uhr erfolgt der Startschuss und rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus insgesamt 4 Nationen machen sich auf den Weg zur Sommeralm. Ich reihe mich im hinteren Teil des Feldes ein. Ich zolle den knapp 1800 bevorstehenden Höhenmetern Respekt und starte verhalten.

In der Tasche meiner Laufshort machen sich auch Datteln und Salztabletten bei bewölktem Himmel und angenehm kühler Lauftemperatur mit auf den Weg.

Der Sommeralm-Marathon gönnt dem unaufgewärmten Teilnehmer keine flache Startpassage zum Einlaufen. Vom Start weg geht es sofort bergauf. Zwar vorerst nur ein ein paar hundert Meter, gespickt mit lieblichen 40 Höhenmetern und noch nicht allzu steil, aber das ist schon ein Vorgeschmack auf das was noch folgen wird. Auf einem durch die gewittrigen Regenschauer der letzten Tage aufgeweichtem Waldweg geht es nach dem ersten Aufstieg gleich wieder abwärts. Es wird eine Brücke überquert um im Gegenhang auf einem Wiesenpfad wieder Höhenmeter zu gewinnen, bevor es auf flachem Terrain der ersten Labestation entgegen geht. Iso, Wasser sowie viel Freundlichkeit und gute Laune werden hier kredenzt.

Auch in weiterer Folge wird an den mehr als ausreichen vorhandenen und strategisch hervorragend platzierten Labestationen Iso, Wasser aber auch Cola, teilweise Red Bull, Kuchen, Äpfel und Bananen angeboten. Man erkennt an der Handschrift der Organisation, dass hier ein erfahrener Ultraläufer das Drehbuch schreibt. Trotz der später einsetzenden widrigen Witterungsbedingungen erhält man überall ein freundliches Lächeln und aufmunternde Worte.

Weiter geht es; vorwiegend aufwärts. Mal steil, dann steiler, mal moderat, aber durchwegs bergauf. Der Laufuntergrund wechselt zwischen Schotterweg, Waldboden und Asphalt. Nach rund 12 Kilometer schließe ich zu einer 10köpfigen Gruppe auf und laufe die nächsten Kilometer mit ihnen.

Finisherstein Sommeralm Marathon
Ich nutze das Angebot der Verpflegungsstellen trotz des eher kühlen Wetters und trinke regelmäßig 1-2 Becher Wasser, dazu Iso, ab ca. Kilometer 25 mal einen Schluck Cola. Auch ein Stück Kuchen, Apfel oder einen Happen Banane nehme ich gelegentlich zu mir. Zusätzlich verpflege ich mich zu jeder vollen Stunde mit meiner Lieblingsnahrung auf langen Läufen, einer Dattel aus der Hosentasche.

Beim Welsch-Marathon vor 4 Wochen noch von Krämpfen geplagt, verhalten sich heute die Muskeln williger. Vielleicht liegt es an der Wirkung der Salztablette, die ich nach 2 bzw. 3,5 Stunden Laufzeit zu mir nehme.

Mittlerweile laufen wir seit rund 3 Kilometer einen Wald- bzw. Schotterweg in die Tiefe. Bis hinunter zum Talboden wird uns der Weg führen. Nach rund 24 Kilometer Wegzeit haben wir das zum Teil starke Gefälle auf teilweise schwer zu laufendem Weg überwunden und eine weitere Labestelle versorgt uns. Unter Polizeischutz quere ich eine Landesstraße und es folgen einige hundert Meter entlang einer mäßig befahrenen 2-spurigen Straße.

Bald geht es jedoch wieder links weg in eine schmale, ruhige, aber sehr steil nach oben führende Seitenstraße. Ich nehme mir vor, nahezu alle Passagen zu laufen. Aber nach ein paar hundert Meter stelle ich fest, dass ich laufend mit kleinen Tippel-Schritten kaum schneller bin als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in den steilsten Anstiege mit großen Schritten gehen. So schalte auch ich passagenweise in den ressourcenschonenderen Gehschritt.

Die schwarze Wolkendecke, die seit geraumer Zeit in der Ferne auszumachen ist, hat sich nun direkt über uns platziert und es setzt Regen ein. Was tröpfchenweise beginnt endet bald in Starkregen. Dieser soll uns bis zum Ziel erhalten bleiben. Lautes Gedonner und Blitzeinschläge bleiben zum Glück aus. Aber es kühlt am Berg empfindlich ab und bald fröstle ich. Kurz trauere ich meinen ursprünglichen Plan nach, mit meinem Laufrucksack zu laufen, der dann jedenfalls auch eine Regenjacke beinhaltet hätte.

SMB Sommeralm Marathon 2016 *)
Bei rund Kilometer 33 hat das Geländeprofil mit uns ein letztes mal Erbarmen und gönnt 2000 abschüssige Meter. Hier lässt sich in patschnassen Schuhen nochmal ein wenig Fahrt aufnehmen. Zu Beginn des letzten 7 Kilometer langen Schlussanstieges warten wieder zwei tapfere, auch bereits frierende Helfer. Obwohl mir bereits sehr kalt ist nehme ich noch ein wenig Flüssigkeit zu mir.

Es geht auf einem aufgeweichten Waldweg empor. Rinnsale strömen entgegen. Ich bin auf diesem schwer zu laufenden Untergrund wieder in den Gehschritt verfallen und quäle mich den Hügel hoch. Nach ein paar hundert Meter habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf Asphalt geht es noch 6 Kilometer empor. Die Zeit verrinnt auf diesen steilen Passagen. Vor einer Stunde schien mir die 5-Stunden-Marke gewiss, nun heißt es aber kämpfen. Lange hatte ich kein klares Zeitziel. Zu wenig Erfahrung habe ich auf Strecken mit so enorm vielen Höhenmetern. Sub5 soll es nun aber sein. Gehend, laufend, geht es auf steilen Kehren dem Ziel entgegen.

So nah und doch noch 700 Meter fern! *)
Die Stoakogl-Hütte ist in rund 2 Kilometer Entfernung auszumachen. Der Weg verflacht ein wenig und ich kann die meisten Passagen laufen. Mental laufe ich von Straßenpflock zu Straßenpflock. Das macht die Sache einfacher, als ein entfernteres Ziel anzuvisieren. Nun bin ich 20 Meter vor dem Zielbogen. Geschafft? Pustekuchen! Es fehlen auf die Marathon-Distanz noch ca. 700 Meter. Diese wollen auf einer Schleife rund um das Ziel gelaufen werden. So heißt es am Ziel vorbei noch einige Höhenmeter den Berg hoch, um oben nach rechts auf eine sehr weiche, matschige Wiese einzubiegen. Der Boden ist schwammig und kurz verliere ich die Bodenhaftung und ich habe große Mühe einen spektakulären Sturz zu verhindern. Autsch, der lange Ausfallschritt kostet Kraft und Nerven. Aber zum Glück ist nichts passiert und so trennen mich nur noch 200 Meter bergab auf leicht geschottertem und dadurch wieder etwas griffigerem Weg vom Ziel.

90 Sekunden später ist es geschafft. Ich finishe in 4 Stunden, 56 Minuten und 50 Sekunden meinen ersten SMB Sommeralm-Marathon und bin stolz auf mich.

Ich zittere vor Kälte. Meine Finger schaffen es kaum einen Becher zu halten. Aber es wäre nicht der von Kraxi organisierte SMB Sommeralm - Marathon, wenn nicht schon das Shuttleservice bereit stünde, das uns zur ein paar Kilometer entfernten Dusch- und Umkleidemöglichkeit beim Naturparkhotel Bauernhofer bringt.

Hier steht uns frierenden Sportlern nicht nur eine heiße Dusche, sondern auch der Saunabereich zur Verfügung. So sitze ich nach einer ausgiebigen Dusche bald bei 60 Grad im Dampfbad und blicke durch eine große Glasfront auf die wunderschöne Landschaft und plaudere mit weiteren Teilnehmern über unsere Leidenschaft, dem Laufen.

Wieder auf Wohlfühltemperatur werden nun die geleerten Kohlenhydrat- und Trinkspeicher gefüllt. Im Startgeld ist ein 3-gängiges Menü im selbigen Hotel inkludiert.

Nr. 7 ging bei der Verlosung leer aus!
Im Anschluss wird vom Veranstalter Kraxi jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer aufgerufen und mit selbstgemachtem Finisher-Stein, der zu Hause seinen Platz im Garten findet, und Urkunde persönlich beglückwünscht. Für die ersten Drei steht sogar eine Siegertreppe parat.

Nicht genug: Es folgt eine Warenpreisverlosung. Zu gewinnen gibt es unzählige Marathon-Startplätze, Nudelboxen, leckere Geschenkkörbe, gefüllte Taschen des Hauptsponsors SMB, einen Gutschein für Laufschuhe und noch einiges mehr. Es wird beinahe jede Startnummer gezogen und die meisten gehen neben den wunderbaren Eindrücken auch mit einem Warenpreis nach Hause.

Im Anschluss konsumiere ich die letzte inkludierte Leistung der Laufveranstaltung und nehme im Rücktransport-Bus Platz. Mein Auto wartet schließlich beim Start in Winzendorf auf die Heimfahrt. 45 Minuten später sitze ich in meinem Fahrzeug und kündige telefonisch meiner Familie die baldige Rückankunft an.

Fazit: Hervorragend organisierte Veranstaltung von Hannes Kranixfeld und seinem Team, umfangreiches Leistungspaket für vergleichsweise kleines Startgeld, überall freundliche Helferleins, anspruchsvolle aber wunderschöne Strecke.

*) Vielen Dank für die Bereitstellung des Bildmaterials von MSC Roger Bad Blumau

05.06.2016: SMB Sommeralm Marathon - Laufbericht



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Dienstag, 10. Mai 2016

Welschlauf 2016: Ein K(r)ampf mit der anspruchsvollen Strecke

Der Wecker des Smartphone´s klingelt. Zu diesem Zeitpunkt sitze ich jedoch bereits seit einer guten Stunde im Wohnzimmer und schlürfe den zweiten Kaffee. Die letzte aber auch vorletzte Nacht verläuft aus mir nicht ganz verständlichen Gründen sehr schlafarm. Lampenfieber?

Mein typisches Marathon-Frühstück bestand bisher immer aus einem Toast mit Honig und einem weiteren Toast mit Nutella. Wobei "typisch" relativ ist. Ich bin bislang erst 2 Marathons gelaufen; beide auf flacher Strecke in Graz. Das hier wird heute mein 3. Marathon und der erste mit richtig vielen Höhenmetern. Jedenfalls wird heute morgen auf Nutella verzichtet. Schokolade würde ohnehin nur sehr kurzfristig Energie spenden und meinen Blutzuckerspiegel prompt wieder sinken lassen. Statt dessen liegt ein Toast mit Honig und Bananenscheiben vor mit auf dem Frühstücksteller; dazu die mittlerweile dritte Tasse Kaffee sowie ein Glas Wasser.

Die Anreise zum Welschlauf* gestaltet sich für mich heute als Triathlon. Per Rad geht es zum Bahnhof Kalsdorf um dann mit der S-Bahn direkt zum Ziel des Marathons, nach Ehrenhausen, gebracht zu werden. In Ehrenhausen stehen Busse bereit, die die künftigen Marathonas und Marathonis zum Start nach Wies chauffieren. So können Frau und Kind später zum Zieleinlauf anreisen, um anschließend meinen geschundenen Körper nach Hause zu fahren.

*Der Welschlauf, ein landschaftlich wunderschöner Marathon im südwestlichen Bereich der Steiermark, wird vom Veranstalter selbst als schönster, schwierigster und geselligster Lauf bezeichnet. Er führt jährlich wechselnd von Wies nach Ehrenhausen (wie 2016) oder eben in umgekehrter Richtung von Ehrenhausen mit Ziel in Wies.

Auf dem Weg nach Wies knurrt mein Magen bereits. Mein Körper scheint zu wissen, dass für die bevorstehenden 42,2 Kilometer samt rund 1000 Höhenmeter mein Frühstück zu gering ausgefallen ist. In Wies hole ich die Startnummer ab, ziehe meine Laufklamotten an und gebe meinen Rucksack beim "Lumpentransport" ab. Und steuere die im unmittelbaren Startbereich errichtete Verpflegesstelle an. Ich gönne meinem Nachschub urgierenden Magen einen Becher Wasser sowie eine Banane. Das muss jetzt für die ersten Kilometer reichen. Der Welschlauf ist mit Verpflegesstellen üppig ausgestattet. Ein Gel befindet sich in meiner Hosentasche. Dieses soll bei rund Kilometer 27 mit 2 Becher Wasser in den Magen gespült werden und mir für einige Kilometer zusätzliche Energie liefern. Die beim letzten 40 km langen Lauf erprobten und für sehr gut befundenen Datteln habe ich nicht in der Hosentasche. Warum nicht? Keine Ahnung ...

Die Blasmusikkapelle sowie eine unterhaltsame Moderation lässt die letzte Stunde vor dem Startschuss im nu vergehen. Sogar ein Teilnehmer aus Indien wird begrüßt, zum Interview gebeten und mit Applaus bedacht, So erfahren wir, dass der ehrgeizige ältere Herr erst seit rund 40 Monaten regelmäßig läuft und es in dieser Zeit auf 40 Marathons gebracht hat. Der Welschlauf wird nach knapp 6 Stunden und 30 Minuten sein 41. Finish sein.

Ehrenhausen, noch 42,2 km entfernt
Pünktlich um 10 Uhr werde ich mit weiteren 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Marathons auf die Strecke gelassen. Ich versuche auf den ersten paar hundert Meter, die uns aus Wies führen, mein Tempo zu finden und bereits nach rund einem Kilometer geht die Strecke das erste mal aufwärts. Mein Marschplan sieht vor, dass ich den Zeitverlust, der sich beim bergauf rennen unweigerlich zu Buche schlagen wird, auf den Bergab-Passagen gut machen und spekuliere so mit einer durchschnittlichen Pace von rund 6 Minuten pro Kilometer, was eine Zielzeit von 4 Stunden und 12 Minuten ergeben soll. Insgeheim erhoffe ich mir ein Laufwunder und eine Zeit knapp unter der 4-Stunden-Marke, was mich im ersten Viertel des Läuferfeldes finishen lassen würde. Ich bin im Jahr 2015 einem Laufclub beigetreten, dem MT-Hausmannstätten. Da die Mädl´s und Jungs dieses "MarathonTeams-Hausmannstätten" wöchentlich mit TOP-Zeiten aufhorchen lassen, will Wolfgang sich ja nicht "blamieren".

Die Strecke führt nun bis ungefähr Kilometer 4 moderat aber stetig nach oben. Meine Kilometerzeiten unter 6 min/km lassen mich zuversichtlich stimmen. Die Ortschaften Kopreinig und St. Ulrich am Greith werden hinter uns gelassen und ich laufe mit dem Feld Richtung Obergreith.

Die nächsten Kilometer verlaufen ebenfalls sehr abwechslungsreich. Flache bis steile Anstiege, kurze ebene Passagen wiederum gefolgt von moderatem bis steilem Gefälle wechseln sich ab und gestalten den Lauf kurzweilig. Bei Kilometer 10 haben wir die Talsohle in Wuggau erreicht und laufen die nächsten Kilometer auf flachem Terrain Richtung St. Johann im Saggautal. Der Wettergott meint es heute besonders gut und schickt uns beinahe ungetrübten Sonnenschein. Und mir einen speziellen Mitläufer! Einen der Sorte von Windschattenläufer, die Platzangst auslösen, so dicht auflaufen, dass die Atemgeräusche direkt an mein Ohr gehörig nerven. Ich würdige ihn jedoch keines Blickes und lasse mir die "laufende" Unhöflichkeit wortlos gefallen.

St. Johann ist erreicht, Nun folgt ein beinahe ununterbrochener Anstieg bis zur Halbmarathonmarke. Mein Windschatten klebt nach wie vor an meinen Fersen. Ich fühle mich zu diesem Zeitpunkt hervorragend und spüre in den Anstiegen, dass sich die langen Dauerläufe mit integrierten Höhenmetern während der Vorbereitungszeit bezahlt machen. Trotz teilweise knackigen Anstiegen erreiche ich Kilometer 21,1 nach 2 Stunden und 2 Minuten im Soll. Ich reime mir zusammen, dass die Strecke auf Grund des Höhenprofils auf der zweiten Hälfte einfacher zu laufen ist und so scheinen mir die vorgenommenen 4 Stunden und 12 Minuten zu diesem Zeitpunkt sicher zu sein. Ja sogar eine Zeit unter der 4-Stunden-Schwelle kommt mir machbar vor.

Nachtrag zu meinem Schatten: Der musste wohl oder übel vor rund 2 Kilometer an mir vorbei, da ich bei einer Verpflegesstelle stehen geblieben bin und mir in Ruhe jeweils einen Becher Iso sowie Wasser und ein Stück Banane gegönnt habe. Nun ist er rund 100 Meter vor mir und ich fühle mich wieder frei.

Die Strecke verläuft nun leicht fallend und bald treffe ich auf Halbmarathon-Teilnehmerinnen und -teilnehmer. Diese starteten 2 Stunden später im Ort Leutschach und hatten die ersten 3 Kilometer steilen Anstieg hinter sich. Die bislang recht leere Laufstrecke füllt sich und die Überholvorgänge an langsameren Halbmarathonläufer vorbei machen mächtig viel Spaß. Richtig gelesen: Mein Jagdinstinkt wurde wieder geweckt und ich überhole fröhlich vor mich hin, teilweise mit viel zu hohem Tempo. Nicht daran denkend, dass ich einige Körner für die verbleibenden 17 - 18 Kilometer sparen sollte. Da fehlt es mir jedenfalls noch an entsprechender Erfahrung (und auch Disziplin) über lange Distanzen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und wo Dummheit ist, ist auch Konsequenz. Und so meldet sich das erste mal der hintere Oberschenkel meines rechten Beines zu Wort. Er gibt mir zu erkennen, dass er sich in naher Zukunft verkrampfen möchte. Mich verunsichert diese Vorwarnung, zumal ich in meinem Läuferleben erst einmal mit Muskelkrämpfen zu tun hatte. Und das war auf Kilometer 42 meines ersten Marathons. Aber jetzt schon? Noch fast 2 Stunden vor dem Ziel? Okay, ich schwitze angesichts des auf rund 25 Grad gekletterten Quecksilbers ungewohnt viel, aber ich trinke auch entsprechend an den Verpflegesposten. Die weißen Schlieren auf meinem schwarzen Shirt zeigen mir an, dass ich zwar viele Mineralstoffe aus meinem Körper transpiriere. Und ich überholte Halbmarathonläufer. Ist das ein so schweres Vergehen, dass ich als Strafe Oberschenkelkrämpfe angedroht bekomme?

lecker Brote und Bier im Ziel
Ich nehme ein wenig Tempo raus. Einige hundert Meter später nehme ich viel Tempo raus. Will heißen, ich bin stehen geblieben und mache erste Dehnungs- und Lockerungsübungen. Nach 1-2 Minuten geht es mit vorsichtigen Schritten bis zur nächsten Labestation und zwei Becher Iso sowie ein weiterer Becher Wasser werden getrunken. Leider findet sich nichts salzhaltiges am Buffet. Die Stopps hinterlassen natürlich Spuren bei den Kilometerzeiten und kratzen vor allem am Selbstvertrauen. Ich spüre, dass ich gut für diesen Lauf vorbereitet bin aber Krämpfe, so viele Kilometer vor dem Ziel, kamen in meinem Marschplan nicht vor.

Das letzte Viertel der Strecke ist mehr schlecht als recht erreicht. Viertelmarathonteilnehmer und Starter des Nordic walking - Bewerbes säumen die Strecke und applaudieren, muntern auf, lenken kurzzeitig von den Qualen ab. Sie müssen sich noch eine Stunde gedulden, bis auch sie auf die Strecke dürfen. Durch die Gemeinde Gamlitz geht es entlang der Sulztaler Weinstraße teilweise nun so steil abwärts dass es sich anfühlt, als würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis mein Quadrizeps reißt. Aber es wäre nicht der Welschlauf, wenn es nicht hieße: Wo es runter geht, geht es auch wieder rauf. Und so wollen wieder unzählige positive Höhenmeter über Serpentinen zum Hochsulz bezwungen werden. Der Quadrizeps ist übrigens doch nicht gerissen. Ich bin hier gezwungen, den Großteil des Anstieges zu gehen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Kraft würde reichen um trotz der enormen Steigung tippelnd zu laufen, aber die Schmerzen in den immer wieder krampfenden Muskeln sind groß. Noch immer 9 Kilometer bis nach Ehrenhausen.

Ein Blick auf die Kilometerzeiten lässt erahnen, dass das Minimalziel 4 Stunden und 12 Minuten außer Reichweite geraten ist. Ich habe teilweise Zweifel, es überhaupt in das Ziel zu schaffen. Der Gedanke, dass ich im Ziel von meiner Familie erwartet werde und sich die Sorge um meinen Verbleib von Minute zu Minute steigern wird, lässt meine Zähne zusammenbeißen und weitertraben.

Ich habe mittlerweile den letzten Anstieg gemeistert und bin froh, an der Verpflegesstelle nun neben Iso, Wasser und Obst auch Schwarzbrote mit diversen Aufstrichen und gesüßtes Weißbrot kredenzt zu bekommen. Ich greife herzhaft zu und hoffe auf diese Weise meine muskulären Probleme in den Griff zu bekommen.

Noch knapp 7 Kilometer liegen vor mir. Es geht nun moderat abwärts der Ziellinie in Ehrenhausen entgegen. Die Zielzeit spielt für mich keine Rolle mehr. Ich möchte mich einfach nur noch in das Ziel kämpfen. Aufgeben ist für mich ohnehin keine Option; nicht wegen lapidarer Muskelprobleme.

einfach nur schön ...
Laufen, gehen, stehen und dehnen beschreibt seit einer gefühlten Ewigkeit den Rhythmus meiner Fortbewegung. Noch zwei Kilometer und dann ist´s noch ein allerletzter Kilometer. Ich werde es nicht mal unter 4 Stunden und 30 Minuten schaffen. Ich habe teilweise Tränen in den Augen. Tränen vor Enttäuschung über die nicht erreichte Zielsetzung aber vor allem Tränen der Vorfreude, dass ich es bald zu meiner Familie geschafft habe.

Mein letzter Laufwunsch für heute: Ich möchte nicht auf der Zielgeraden stehen bleiben müssen. So gehe ich bis ungefähr 700 Meter vor dem Ziel, versuche meine Oberschenkel ein letztes mal zu lockern und hoffe nun, im Laufschritt die Ziellinie zu überqueren. Ich möchte laufend ankommen und mich nicht verkrampft hinkend in das Ziel schleppen.

Ich bin im Ortskern von Ehrenhausen angelangt. Die Gastgärten der Weinlokale sind gut gefüllt. Leute jubeln zu, rufen mich beim Namen (nein, die kennen mich nicht alle persönlich; steht auf der Startnummer), feuern an. Gänsehaut pur! Die Oberschenkel meinen es nun gut mit mir. Sie gönnen mir diesen Zieleinlauf ohne Krampfattacke und so überquere ich nach 4 Stunden, 32 Minuten und einigen Sekunden die Ziellinie des Welschmarathons.

Mein Sohn kommt auf mich zugelaufen. Ich nehme ihn hoch und wanke zu meinem Schatz. Was bin ich froh, bei meiner Familie zu sein. Danke für´s warten und für´s da sein! Ich erhalte meine Finisher-Medaille. Auch Sebastian, mein 4-jähriger Sohnemann, bekommt eine Medaille für sein ausdauerndes Warten auf Papa. Die hat er sich redlich verdient. Immerhin bin ich seit 20 Minuten überfällig.

Nach einer Dusche stärken wir uns im Festzelt, bevor es wieder nach Hause geht. Welschlauf, lass dir sagen, ich komme im nächsten Jahr wieder. Dieser wunderschöne wenn auch sehr anspruchsvolle Lauf mit samt den unzähligen strahlenden Helferinnen und Helfern an den gut ausgestatteten Verpflegestellen gehört einfach gelaufen. Ich werde neben den heute vergessenen Datteln künftig auf langen Wettkämpfen auch Salztabletten in der Hosentasche haben und so den Krämpfen den Garaus machen.

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