Donnerstag, 20. April 2017

kontrastreich

Am Karsamstag steht nach drei aufeinanderfolgenden Belastungswochen ein abschließender rund 40 Kilometer langer (+1000 Hm) Dauerlauf bevor. Ausgetragen wird dieser zum Großteil auf den beschilderten Wanderwegen GU-Süd Ostring sowie Südring. Als Belohnung wird meinen aufopfernd trainierenden Gebeinen eine deutlich umfangreduzierte Regenerationswoche in Aussicht gestellt.

Entsprechend schwer fühlen sich meine Beine an, als ich gegen sechs Uhr am Morgen bei kühlem, windigen Wetter das Haus verlasse. Nebelschwaden und bewölkter Himmel sind in den ersten beiden Stunden meine Begleiter. Aber es würde dem Post-Titel "kontrastreich" nicht gerecht werden, wenn der Nebel sich nicht gelichtet hätte und die Wolken nicht Sonnenschein gewichen wäre. Auch mein zunächst hölzerner Schritt wird mit zunehmender Laufdauer locker und unbeschwerlich. Nach gut fünf Stunden Laufzeit für die letztendlich knapp 42 Kilometer Distanz trabe ich beinahe leichtfüßig zu Hause ein.

Voller Kontraste ist die heutige Laufstrecke. Der erste Kilometer führt über einen Ackerpfad, dann verläuft ein Wegstück dem Ferbersbach entlang. Auf Asphaltstrecke geht es zum "Himmelreich" empor, bevor ein Abstieg über Singletrails folgt. Mal in moderatem, teils heftigem Anstieg läuft man auf Schotter, dann wiederum auf Waldpfaden und geteerter Straße. Talwärts das selbe Spiel: Schotterwege, Wald- und Wiesenpfade ergänzen sich mit Asphaltstraßen. Diese topografischen Gegebenheiten als auch der häufige Wechsel des Laufuntergrundes schulen Kondition, Konzentration und stärken die Fuß- und Beinmuskulatur.

Diese langen Dauerläufe nutze ich in der Vorbereitung zum mozart100 - Ultralauf auch dazu, um Nahrungsverträglichkeiten auszutesten. Auch hier mag ich es kontrastreich. Neben organischen Produkten wie z.B. der Dattel, einer Banane oder einem Stück Weißbrot mit Käse halten auch chemisch gefertigte Gel´s meine Fettverbrennung in Gang. Gegen die Dehydrierung nehme ich Wasser zu mir, aber auch die Verträglichkeit eines alkoholfreien Biers wird getestet. Salztabletten runden den Test ab, der gänzlich positiv ausfällt.

Ein Feuersalamander harrt starr am Wegesrand aus. Zuvor im Wald raschelte Kleingetier im Gebüsch. Rehe machten sich ob meines Anblickes rar, ein Specht klopfte sich sein Frühstück aus der Baumrinde. Natur pur! Doch auch hier gibt es Kontraste: So raubte mir vor einigen Kilometern ein Landwirt beinahe die Luft zum atmen, als dieser mit schwerem Gefährt seine Obstkulturen wohl in Angst um einen Schädlingsbefall mit einer Chemiekeule bestäubte. Apropo bestäuben: Das tun um mich herum auch die fleißigen Bienen, an deren Behausungen ich vorbei laufe. Zudem produzieren sie wunderbaren Honig, der sich am Ende des heutigen Trainings in meinem "Refresher" (Joghurt mit Honig) wiederfinden wird.

Ich liebe diese langen Dauerläufe. Diese Stunden gehören mir alleine. Allein am Trail finde ich meinen inneren Frieden, kann Gedanken sortieren, Pläne schmieden. So sollten auch Staatschefs politische und Manager unternehmerische Entscheidungen treffen: Laufend und tiefenentspannt!









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Sonntag, 26. März 2017

26.03.2017: Sorger Halbmarathon in Graz - Laufbericht

Sorger Halbmarathon Graz Startpaket
Obwohl heute am 26. März 2017 beim Sorger Halbmarathon auch die Medaillen der österreichischen Meisterschaften vergeben werden, stehe ich mit weitaus weniger ambitionierten Zielen am Start. Da mein Training nach wie vor ganz auf den Ultralauf mozart100 fokussiert ist, sieht mein Trainingsplan für die Halbmarathon-Distanz eine Zeit von lediglich 1:47:xx vor. Dann sollten genügend Kraftreserven für die noch kommenden 12 harten Trainingswochen erhalten bleiben.

Tempo zu dosieren will gelernt sein und es erfordert Disziplin, im Wettkampf nicht alle Körner in die Waagschale zu werfen. "Trainingswettkampf" ist aber nicht so mein Ding. Mein letzter Halbmarathon liegt bereits zwei Jahre zurück und ich spekuliere insgeheim mit einer 1:39:xx, was eine neue Bestmarke für 21,1 Kilometer wäre.

Neben dem Halbmarathon werden 4 weitere Bewerbe angeboten. So steht ein 14 km bzw. 7 km langes Rennen zur Auswahl. Der Halbmarathon kann auch als 3er Staffel gelaufen werden. Auf die Nordic Walker wartet ebenfalls ein 7 km langer Bewerb.

Die Startnummer kann vor dem Start oder alternativ einen Tag zuvor beim Giga Sport in Graz abgeholt werden. Neben der Startnummer mit integriertem Zeitnehmungs-Chip der Firma Race Result sind eine Butterpinze von Sorger, eine Kunststoff-Getränkeflasche, ein Gatorade und einiges an Werbepapier im Starterpaket.

Sorger Halbmarathon Graz
Sommerzeitbeginn! Die Uhr war in der Nacht eine Stunde nach vor zu drehen. Wer das gemacht hat, steht mit mir und weiteren rund 1500 Teilnehmern pünktlich um 11:00 Uhr am Start. Start- und Zielgelände ist im Bereich des Steirischen Fußball-Verbandes in der Herrgottwiesgasse angesiedelt. Hier stehen auch Umkleide- und Duschmöglichkeiten zur Verfügung. Auf uns wartet ein AIMS vermessener und somit Bestzeiten tauglicher, 7,03 km langer, flacher Rundkurs. Je nach gewählter Strecke läuft man diese Schleife ein bis dreimal.

Die vordersten Startplätze gehören den Teilnehmern an den österreichischen Meisterschaften im Halbmarathon. Ich habe mich Ende des ersten Drittel im Starterfeld eingereiht. Ein wenig Moderation und schon ist der Start freigegeben und trotz der hohen Teilnehmerzahl lässt es sich von Beginn an zügig laufen.

Der erste Kilometer führt die Herrgottwiesgasse nach Norden. Am Karlauer Gürtel wird die Mur gequert. Nach einer 180 Grad - Wende führt die Strecke linksufrig der Mur vorbei am Augarten-Park am Marburger Kai bis zum Andreas-Hofer-Platz entlang. Nun geht es Richtung Innenstadt! Wir laufen in die Landhausgasse, dann in die Raubergasse, biegen in die Kaiserfeldgasse und folgen der Schmiedgasse Richtung Hauptplatz. Hier bei km 3,8 erwartet uns eine Labestation mit Iso und Wasser. Speziell in den Innenstadt-Passagen feuert das Publikum uns Läufer toll an. Über die Albrechtgasse entfernen wir uns wieder von der Innenstadt, queren wiederum die Mur und laufen nun rechtsufrig dem Grieskai entlang Richtung Süden. Über die Lagergasse und Großmarktstraße gelangen wir in die Puchstraße. Die Puchstraße folgen wir nun bis zur Lauzilgasse, dem südlichsten Punkt der Strecke, über die wir wieder in die Herrgottwiesgasse und zum Ziel bzw. Zieldurchlauf gelangen, wo die zweite Labestelle für die Läufer bereit steht.

Es gibt in Graz bestimmt attraktivere Laufstrecken, aber der Augartenpark, die Passagen in der Innenstadt bzw. die Strecke entlang des oberen Grieskai macht schon Spaß.

Mein persönliches Rennen? Ich laufe von Beginn an relativ konstant eine 4:40 pro km. Obwohl sich die Beine schwer anfühlen, kann ich das eingeschlagene Tempo gut aufrecht halten. Nach 32:25 Minuten durchlaufe ich das erste mal Start und Ziel. Ich greife mir einen Becher Iso und nehme die zweite Schleife in Angriff. Die Streckenabschnitte Richtung Süden sind zeitweise doch sehr von Gegenwind beeinträchtigt. Für die zweiten 7 Kilometer benötige ich exakt 33 Minuten. Bereits zu diesem Zeitpunkt bin ich mir sehr sicher, die 1:39:xx zu laufen, wenn gleich ich nach rund 17 Kilometer leichte Kreislaufprobleme bekomme. Ich zögere nicht lange und schlucke mein Notfall-Gel, spüle zwei Becher Wasser nach und kurze Zeit später schnurrt mein Körper wieder zufrieden. Die dritte Schleife schlägt sich mit 32:56 Minuten zu Buche, sodass ich nach 1:38:29 mit einer neuen Bestzeit über die Halbmarathon-Distanz den heutigen Wettkampf beende.

Sorger Halbmarathon Graz Finishermedaille
Im Ziel wird mir die aus Holz gefertigte Finisher-Medaille ausgefolgt. Neben köstlichem Gebäck von Sorger Brot kann man sich mit Frankfurter, belegten Broten oder einer Suppe stärken. Auch ein Bier oder eine Flasche Mineral bekommt man gegen Vorlage der Startnummer ausgehändigt.

Fazit

Trotz des großen Teilnehmerfeldes lässt es sich auf den allermeisten Streckenabschnitten unbeeinträchtigt laufen. Die Streckenführung könnte attraktiver sein, wenn gleich Teilabschnitte wie der Augarten, die Innenstadt, Teilabschnitte am Grieskai sowie der Start- und Zielbereich gut besucht und schön zu laufen sind. Die Zielverpflegung mit leckerem Gebäck von Sorger Brot und Murauer Bier ist köstlich. Umkleiden und Duschen sind in unmittelbarem Start-/Zielbereich vorhanden. Ich kann den Sorger Halbmarathon guten Gewissens weiterempfehlen.

26.03.2017: Sorger Halbmarathon in Graz - Laufbericht


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Sonntag, 19. März 2017

18.03.2017: Vulkanland-Frühlingslauf Leitersdorf - Laufbericht

Allgemeine Informationen

Bereits zum 8. Mal findet am 18. März 2017 in Leitersdorf im Raabtal der Vulkanland-Frühlingslauf statt. Geografisch befinden wir uns in der südöstlichen Steiermark nähe Feldbach. Veranstaltet wird das Event vom ASKÖ Rad- und Kulturverein Leitersdorf.

Der geeignetere Tag für einen "Frühlingslauf" wäre wohl gestern gewesen. Denn da wärmte die Sonne bei wolkenlosem Himmel auf frühlingshafte 20 Grad Celsius. Für den heutigen Lauftag sind vom Wetterfrosch Regenschauer und ein Kälteeinbruch prognostiziert. Ganz so schlimm kommt es ob der klimatisch günstigen Lage zum Glück für Läufer, Zuschauer, Helfer und Veranstalter dann doch nicht. Wolken bedecken zwar den Himmel und die Temperaturen sind deutlich kühler als die letzten Tage, aber die Schleusen bleiben geschlossen und der Großraum Leitersdorf trocken.

Ich wurde auf das "Steirische Laufopening" durch Social Medien aufmerksam. Einer der vielen Sponsoren dieser Veranstaltung veranstaltete vor rund drei Wochen auf Facebook ein Gewinnspiel und prompt habe ich zwei Startplätze gewonnen. So stehe ich heute gemeinsam mit meinem 5-jährigen Sohn kostenlos am Start.

Angeboten werden neben den Kinderläufen ein Nordic Walking - Bewerb, der sogenannte Hobbylauf mit 4,2 km Länge, der Volkslauf mit 8,4 km Distanz und der Halbmarathon. Der Halbmarathon kann auch als 5er Staffel gelaufen werden. Die Bewerbe finden auf einem 4,2 km langen Rundkurs im und um den Ort Leitersdorf statt.

Mein Sohn ist für den Kinderlauf gemeldet. Ihm stehen 500 Meter bevor. Ich war mir über die zu wählende Distanz etwas unschlüssig, schwankte zwischen Halbmarathon und Volkslauf. Da ich mich derzeit auf einen 100 km langen Ultralauf vorbereite, habe ich das Tempotraining in den letzten Monaten sehr vernachlässigt. Damit meine Beine schnelles Laufen nicht verlernen, entschied ich mich letztendlich für den 8,4 km langen Volkslauf.

Der ASKÖ Rad- und Kulturverein Leitersdorf zaubert rund um das Laufevent ein tolles Rahmenprogramm. Der Sprecher Wolfgang Ortner moderiert gekonnt durch das Programm und die Percussion-Band "Batala" trommelt Samba-Rhythmen. Dem nicht genug bieten "Styrian Wings" mit zwei Doppeldecker-Maschinen dem Publikum und der Läuferschar eine Flugshow. Für den Startschuss der Hauptläufe zeichnet sich die Stadtwache Feldbach mit einem Kanonenschuss verantwortlich.

Sehr gute Organisation! Bereits bei der Parkplatzsuche stehe Helfer zur Seite. Die Startnummernausgabe findet im "Komm Zentrum Leitersdorf", in unmittelbarem Start- und Zielbereich gelegen, statt. Hier stehen auch Dusch- und Umkleidemöglichkeiten, Toiletten, Tische und Bänke für die kulinarische Verköstigung sowie die Bühne für die abschließende Siegerehrung mit großer Warenpreisverlosung parat. Schon prima, als Läufer diese großartige Infrastruktur in unmittelbarer Nähe zur Verfügung zu haben.

Im Bereich der Startnummernausgabe ist eine Art Leinwand gerichtet, auf der sich jeder Teilnehmer mit seinem Namen eintragen kann und die nach dem Lauf zu Gunsten "Laufen - Helfen - Verbinden" versteigert wird. In den Startbags sind neben einer Flasche Gatorade, diversen Warenproben und (leider doch etwas viel) Werbematerial auch eine Eintrittskarte für die Therme Bad Gleichenberg sowie ein Gutschein für das Nudelbuffet enthalten. Die Zeitnehmung erfolgt durch pentek-timing. Als Startgeld werden für die Kinderläufe 5 Euro genommen. Der Start beim Hobbylauf kostet 17 Euro, der Vokslauf 22 Euro und die Nenngebühr für den Halbmarathon beträgt 27 Euro.


Unser persönliches Laufgeschehen

Um 10.30 Uhr startet der Kinderlauf für die Jahrgänge 2010 bis 2012. Sebastian ist sichtlich aufgeregt und hat mich als Pacemaker gebucht. Seite an Seite nehmen wir die 500 m lange Schleife in Angriff. Auf den ersten rund 300 Metern werden die motivierten Kinderbeine von "Bremsern" gezähmt. Sebastian läuft gut in der Gruppe mit, überholt so manchen Mitstreiter und schafft es ohne Gehpause ins Ziel. Sichtlich und zu recht stolz lässt er sich die Medaille umhängen und gönnt sich einen Bissen Kuchen und einen Schluck Wasser. Im Anschluss füllt Sebastian seine Speicher mit Nudeln und Tomatensauce wieder auf.

Nun bin ich an der Reihe. Gut aufgewärmt platziere ich mich im vorderen Bereich des Starterfeldes. Als persönliches Ziel setze ich mir für die 8,4 Kilometer eine Zeit von 38 Minuten. Kanonenschuss! Es geht los. Die ersten 1,5 Kilometer führen leicht abwärts, bevor es auf den nächsten 1,5 Kilometern dem höchsten Punkt der Strecke empor geht. Insgesamt sind auf der 4,2 km langen Schleife rund 40 Höhenmeter zu bewältigen. Der nächste Kilometer führt wieder bergab dem Ziel bzw. Rundendurchlauf entgegen.

Für die erste Schleife benötige ich 17:24 Minuten. Mit meiner Pace bin ich sehr zufrieden, wenngleich ich zur Halbzeit des Laufes schon sehr "am pumpen" bin. Mir ist bewusst, dass mir die Steigung auf der zweiten Runde bestimmt die eine oder andere zusätzliche Sekunde kosten wird. Nach 17:49 Minuten habe ich auch den zweiten Teilabschnitt hinter mich gebracht und platziere mich mit einer Gesamtzeit von 35:13 Minuten unter 300 Startern des Volkslaufes an 43. Stelle. In meiner AK45 werde ich sogar am 4. Platz gelistet und verpasse meinen ersten Stockerlplatz um rund eine halbe Minute. Auch ich erhalte die Finishermedaille, labe mich mit einem Erdinger alkoholfrei und freue mich gemeinsam mit meinem Sohn über unsere tolle Leistung.





Fazit

Das Gesamtpaket hier in Leitersdorf passt! Der Teilnehmer hat die Qual der Wahl, welchen Bewerb er auf einer anspruchsvollen Strecke laufen möchte. Der Veranstalter bietet ausreichend Verpflegung, mit der Thermen-Eintrittskarte und dem Nudelbuffet-Gutschein ein gut gefülltes Starterpaket, eine schöne Finishermedaille und ein tolles Rahmenprogramm samt großer Warenpreisverlosung zu moderaten Preisen. Umkleide- und Duschmöglichkeiten in unmittelbarem Start- und Zielbereich komplettieren das tolle Angebot. Leitersdorf ist jedenfalls eine Reise wert!


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Samstag, 11. März 2017

Who let the dogs out?

Da stehe ich nun wie angewurzelt, das Herz schlägt mir bis zum Hals. Mein beschränktes Wissen über Hunde reicht aus, um den schwarzen, geschmeidigen Körperbau samt spitzen Ohren einem Dobermann zuzuordnen. Er rast auf dem schmalen Feldweg auf mich zu; noch immer ist kein Hundehalter in Sicht. Ich male mir die Folgen des unvermeidbar scheinenden Frontalzusammenstoßes aus, da rennt Usain Bold der Hunde auch schon an mir vorbei, ohne meiner Wenigkeit einen Funken Beachtung zu schenken.

Noch einmal Glück gehabt, schießt es mir durch den bluthochdruckbedingt pochenden roten Kopf, während ich nun in rund hundert Meter Entfernung das Herrchen ausmachen kann. Der Ordnung halber ist zu erwähnen, dass der Hund sogar einen Maulkorb trug. Per Gesetz sollte verboten sein, Maulkörbe in Fellfarbe tragen zu dürfen. Diese Dinger müssen für Läufer sichtbar sein, aus weiter Entfernung sichtbar sein ...

Erfreut über den unerwarteten Fortgang meines Lebens beschloss ich, Hund und Hundehalter zu kategorisieren. Der Gender-Ordnung halber sei erwähnt, dass mit Hunden natürlich auch Hündinnen und mit Hundehalter auch das weibliche Geschlecht gemeint ist.

Früher hatte ich generell Angst vor Hunden. Als kleiner Junge von einem Bernhardiner den Hügel runter gejagt, dauerte es doch einige Lebensjahrzehnte, bis die manifestierte Angst gegenüber diesen Vierbeinern langsam großem Respekt wich.

Mittlerweile bezeichne ich mich als geheilt, wenn gleich sich in manchen Situationen noch immer ein mulmiges Gefühl in der Magengrube einstellt. Hier nun meine Klassifizierung ohne Gewähr auf Vollständigkeit:

Der abgelenkte Hund!
Wäre ich ein Hund, würde ich mir diese kulinarische Art der Erziehung wünschen. Getreu dem Motto "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!" wird Freund Bello zur Seite gerufen und so lange mit seinem Leckerli vollgestopft und abgelenkt, bis das vermeintliche Beutetier (Läufer) aus den Augen, aus dem Sinn entschwunden ist.

Workout!
Das ist die Sorte von "gemischtem Doppel", was mir doch ein wenig Sorgen bereitet. Denn mein Überleben hängt stark von der Qualität der Hundeleine ab. Meine Gesundheit hängt sprichwörtlich am seidenen Faden.

Der Hund, meist deutlich muskulärer als der Hundehalter, wird an kurzer, straffer Leine geführt. Kommt der Läufer in Sichtweite, wird die Leine nachgefasst, noch ein- bis zweimal um das Handgelenk gewickelt und angespannt verkrampft gehalten. Es ist absehbar, was passieren wird: Wie ich in Schlagdistanz bin, zeigt der Hund an stramm gespannter Leine seine Reißzähne, kläfft mit breit gestellten Hinterbeinen. Der Hundehalter stemmt sich mit aller Kraft dagegen, hat einen mindestens genau so roten Kopf wie ich nach meinem Intervalltraining. Beide Seiten hoffen inständig, dass die Leine samt Nietenhalsband den Qualitätskriterien entspricht.

Entspannung!
Wenn schon Hundekonfrontation, dann diese: Hundehalter flaniert, Hund schnubbert in der Gegend rum. Ich werde vom Hundehalter freundlich begrüßt, Hund ignoriert mich total, sieht im Läufer kein Beutetier. Entspannung hoch drei!

Gehorsam? What else!
Ich laufe auf Hund zu, Hund rennt auf mich zu, Hundehalter befiehlt mit strenger Stimme: "Komm! Koooooommmmmm! Bello kommst du jetzt endlich her!". Schlaues Hündchen kommt erst dann, wenn Herrchen zur Hosentasche nach Leckerli greift. Hundehalter ist ob des vermeintlichen Gehorsam seines Zöglings trotzdem sehr erfreut und lobt und füttert den Hund.

Weiter geht´s mit der Kommunikation zwischen Hund und Hundehalter: "Sitz! Siiiiiitz! Wirst du dich jetzt endlich hinsetzen!". Neulich fragte ich den verdutzt dreinschauenden Hundehalter, ob ich gemeint sei und ob ich mich wirklich mitten in meinem Dauerlauf nun hinsetzen müsse? Denn der Hund, der meine Beine beroch, fühlte sich keineswegs angesprochen. Der Joke kam nicht an. Niemand lachte, außer ich innerlich.

Wenn die Erfahrung neue Konstellationen aufzeigt, werde ich hier umgehend berichten ... Bis dahin: Lasst nicht zu, dass Eure Waden zu Kauknochen werden!


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Freitag, 10. März 2017

WSER: Go west!

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Das Rennen - 100 Meilen von Squaw Valley nach Auburn


Der Western State 100 Endurance Run in Kalifornien/USA ist das älteste und geschichtsträchtigste 100-Meilen-Langstreckenrennen der Welt. Und mein großes läuferisches Ziel ist es, einmal (vielleicht ja sogar schon im Sommer nächsten Jahres) an der Startlinie dieses Laufes zu stehen.

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Das Rennen startet in Squaw Valley, Austragungsort der olympischen Winterspiele 1960, und verlangt von den Teilnehmern von Beginn an alles ab. Denn es geht nach dem Start direkt dem Emigrant-Pass hoch. Auf rund 8 Kilometer warten die ersten 800 Höhenmeter. Hat man diese erste Hürde erklommen, sind es nur noch 152 Kilometer bis ins Ziel ;-).

Die Strecke führt auf historischen Pfaden des Western State Trails bis nach Auburn. Entlang der 100 Meilen sind mehr als 5000 positive Höhenmeter zu erklimmen sowie rund 8000 negative Höhenmeter zu laufen, bevor nach längstens 30 Stunden (offizieller Zielschluss) die Ziellinie an der Placer High School in Auburn überquert sein muss. Der Top-Athlet Jim Walmsley hält seit dem Jahr 2019 den Streckenrekord mit der Fabelzeit von 14 Stunden und 9 Minuten.

Den Läufern erwarten auf den Bergpässen Schneefelder, während in den verstaubten Schluchten der Canyons Temperaturen von meist deutlich über 30 Grad Celsius den Schweiß zum fließen bringen. Dem nicht genug, gilt es nach rund 78 Meilen einen Fluss zu durchqueren. Je nach Wettersituation kann hier der American River mit bis zu hüfthohem, kalten Wasser aufwarten.

Vorausgesetzt man zählt nicht zu dem einen Drittel, das den Lauf aus den verschiedensten Gründen nicht erfolgreich beenden kann, erhält man im Ziel das Objekt der Begierde, eine bronzene Gürtelschnalle. Überquert man die Ziellinie in Auburn sogar innerhalb von 24 Stunden, ist die Gürtelschnalle in schickem silber gehalten. Die Gürtelschnalle als Symbol des erfolgreichen Finish ist ein Relikt aus der Zeit, als das Western State 100 ein Rennen für Reiter und Pferd war. 1974 stand jedoch ein gewisser Gordy Ainsleight, dessen Pferd lahmte, zu Fuß am Start. Gordy kam tatsächlich nach knapp 24 Stunden noch vor einigen Reitern mit Pferd ins Ziel. Der Western State 100 Endurance Run war geboren. Zur Gürtelschnalle bekommt der erfolgreiche Finisher den Eintrag in die offizielle Ergebnisliste des Rennens. Und in diesem "Geschichtsbuch der Langstreckenläufer" soll auch mein Name für ewig stehen: Wolfgang Kölli / Austria. Wenn ich richtig informiert bin, hat bislang erst ein Österreicher diesen Lauf erfolgreich gefinished.

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Gründe für das Scheitern an einem solchen Langstreckenlauf gibt es genügend: Dehydration, Hypertonie, Muskelverletzungen, durch Stürze verursachte Knochenbrüche, Hitzeschläge, oder einfach das nicht Erreichen der Cut/off-Zeiten (sprich, man ist zu langsam). Aber auch bzw. gerade der Geist muss bei einem solchen Rennen topfit sein. Der Läufer muss sich bewusst sein, dass er stundenlang alleine auf schmalen Bergpfaden und Talsohlen laufen wird. Checkpoints bzw. "Aid - Stations" sind rar; zu unwegsam ist das Gelände. So sind viele Teilnehmer mit einem persönlichen Begleitläufer unterwegs. Diese Begleiter dürfen in keinster Weise unterstützend eingreifen und dienen lediglich dazu, in einem Gebiet, wo Klapperschlangen, Bären und Berglöwen heimisch sind, Sicherheit zu geben. Wer nicht auf gesamter Strecke einen Begleitläufer zur Seite hat, sollte diese Möglichkeit zumindest für die letzten 38 Meilen, die für den Großteil der Teilnehmer in den Nachtstunden zu laufen sind, in Betracht ziehen. Dank einer "Begleitläuferbörse" kann man sich online eine passende Begleitung buchen.

Rund 1500 freiwillige Helfer stehen dem Veranstalter jedes Jahr zur Seite. Da es nur wenige Stellen gibt, die mit einem fahrbaren Untersatz erreichbar sind, muss die Verpflegung und medizinische Ausrüstung teilweise per Fuß zu den Checkpoints transportiert werden. Allein an der Flussüberquerung werden die Läufer von rund 120 Freiwilligen supported.


Die Qualifikation

Um am Western State 100 Endurance Run teilnehmen zu können, muss man sich bei einem Qualifikationsrennen eine Anmeldeberechtigung verdienen. Weltweit stehen rund 100 solcher Qualifikationsläufe zur Auswahl. Diese Rennen haben eine Länge von zumindest 100 Kilometer, haben Trail-Charakter, beinhalten viele Höhenmeter und müssen je nach Schwierigkeitsgrad innerhalb einer bestimmten Zeit erfolgreich beendet werden.

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In Österreich finden zwei Ultraläufe statt, die auch der Zulassung zum Western State 100 Endurance Run dienen: Der Großglockner Ultra Trail sowie der mozart100. Ich habe mich für den mozart100 in Salzburg entschieden und bin bereits genannt. Dieser Lauf findet im Juni statt und als Qualifikationsnorm für den Western State 100 Endurance Run gilt hier eine Finisherzeit von unter 17 Stunden. Der Lauf führt über 102 Kilometer von Salzburg durch die Region Fuschlsee bis hin zum Wolfgangsee und wieder retour nach Salzburg. Durch die Überquerung von Zwölferhorn, Schafberg und Nockstein summieren sich die Höhenmeter auf rund 4000.

Weitere Qualifikationsläufe finden in unseren Nachbarländern z.B. mit dem Zugspitz Ultratrail in Deutschland oder mit den die 100 Meilen von Istrien in Kroatien statt.


Die Lotterie

Hat man die Qualifikationsnorm in der Tasche, steht einem noch Göttin Fortuna im Weg. Ist man nämlich keiner der Weltbesten mit einer Startplatzgarantie, so muss man bei der Startnummern-Lotterie auf Losglück hoffen.

Um die amerikanischen Trails zu schützen, sind auf Basis des kalifornischen Wildnisgesetzes jährlich lediglich 369 Starter für den Western State 100 Endurance Run zugelassen. Im Jahr 2017 bewarben sich über 4000 Ultraläufer um einen dieser begehrten Startplätze.

Die Lotterie für das Rennen 2018 findet öffentlich am 2. Dezember 2017 an der Placer High School in Auburn statt und wird live im Internet übertragen. So ich im Juni den mozart100 erfolgreich finishen werde, wird sich im Dezember 2017 auch mein Name in der Lotteriebox befinden. Und dann heißt es kräftig Daumen drücken und vielleicht heißt es ja dann im Juni 2018 "go west!".


WSER: Go west!


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Donnerstag, 19. Januar 2017

Laufen im Winter

Winter, Kälte, Schnee! Ich trotze jedem Wetter und laufe auch im Winter mindestens vier mal pro Woche. Bei tiefen Temperaturen gibt es jedoch ein paar Dinge, die beachtet gehören. Meine persönlichen Erfahrungen habe ich hier zusammengefasst:

safety first
Wer bei Schnee, Matsch oder Glätte unterwegs ist, sollte ein Mobiltelefon und eine Alu-Notfalldecke bei sich führen. Man kann selbst bei größter Vorsicht nicht ausschließen wegzurutschen und ehe man sich versieht, ist man mit einem verstauchten Knöchel oder gar gebrochenem Knochen auf fremde Hilfe angewiesen. Ist man dann einsam querfeldein unterwegs, kann ein Mobiltelefon und eine Alu-Decke bei tiefen Temperaturen im Notfall sogar Leben retten.

Läuft man in die Dämmerung hinein, so gehört eine reflektierende Oberbekleidung bzw. im Idealfall eine eng anliegende Warnweste zur Standardausrüstung.


pace & puls
Die Langstreckenläufer holen sich ihre Grundschnelligkeit im Winter, behaupten Gurus der Szene. Das mag zwar stimmen, trotzdem ignoriere ich bei tiefen Temperaturen Tempotraining. Ich verzichte natürlich nicht gänzlich auf schnellere Einheiten, aber wenn das Thermometer weniger als Null Grad Celcius anzeigt, keuche ich mir nicht die Lunge aus dem Körper. Vielleicht auch deswegen bin ich vor Erkrankungen der Bronchien bzw. Lungen bislang verschont geblieben.

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Puls. Wer hat noch nicht festgestellt, dass der Puls bei Kälte einige Schläge über dem gewohnten Pulsbereich liegt? In den allerseltensten Fällen macht sich hier ein anstehender Infekt bemerkbar. Viel eher ist es so, dass durch die Kälte unser Stoffwechsel auf Hochtouren arbeitet, der Körper vermehrt Energie benötigt und so ist unser Herz zu rascherem Schlagen als bei "angenehmen" Temperaturen gezwungen. Ein Grund mehr, keine harten Tempoeinheiten bei tiefen Temperaturen zu laufen. Zu sehr wird das Herz/Kreislaufsystem beansprucht; zudem wird die Regenerationsdauer deutlich verlängert.


equipment
Bekleidungsteile aus Feuchtigkeit transportierenden und atmungsaktiven Stoffen sind gerade bei kalten Außentemperaturen ein "must have". Mit einer schweißdurchtränkten Baumwollschicht friert man ehe einem lieb ist und holt sich eine Erkältung. Auch das eine oder andere Teil aus Merino-Wolle kann ich "wärmstens" empfehlen.

In Matsch und Schnee trage ich sogenannte GTX-Laufschuhe. GTX steht für Gore-Tex-Membrane, die den Schuh wasserdicht machen, aber dennoch atmungsaktiv bleiben lassen. Mit trockenen Socken und Füßen bleibt der Laufspaß erhalten. Im Gelände verwende ich gerade im Winter bei unstabilen Bodenverhältnissen Trailschuhe, die mit entsprechendem Profil ausgestattet sind. Für befestigte Wege eignen sich auch im Winter Straßenlaufschuhe mit ausgeprägterem Profil.

Eine Funktions-Kopfbedeckung sowie (wasserdichte) Handschuhe gehören im Winter ebenfalls zu meiner Grundausstattung.

Laufe ich querfeldein, habe ich auf winterlichem Terrain auch gerne meine Trailrunning-Stöcke dabei. Auf Grund ihres geringen Gewichtes sind sie kaum Ballast, verleihen bei Abstiegen aber ungemeine Trittsicherheit und unterstützen bei Aufstiegen und entlasten somit die Muskulatur und den Kreislauf.


sniff & co.
Gerade in Bezug auf die Gesundheit ist größte Vorsicht geboten. Die nächsten Zeilen spiegeln meine persönliche Meinung wieder und stellen keine generelle Empfehlung dar.

Trockene Luft durch Heizungsanlagen oder tiefe Außentemperaturen können unsere Schleimhäute in Nase und Rachen beeinträchtigen, sodass sich ein Räuspern, gelegentliches Husten oder eine "laufende" Nase einstellt. Ist bereits bei solch leichten Symptomen eine Laufpause erforderlich? Dutzend male am Tag wird eine derartige Anfrage an die Social Media - Community gerichtet.

Meine Erfahrung zeigt (die sich zum Glück mit der Meinung eines Arztes meines Vertrauens deckt), dass bei banalen Beeinträchtigungen der Schleimhäute die Bewegung an der frischen Luft durchwegs positiv ist. Ich höre auf meinen Körper. Wenn der Körper die unbändige Lust auf ein wenig Sport an der frischen Luft signalisiert, dann gönne ich ihm mit Maß und Vernunft diesen Spaß. So kann es statt laufen auch mal ein paar Kilometer schnelles gehen sein.

Sind Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit oder gar Fieber im Spiel, dann kommt man nicht umher, einige Tage Pause zu machen, gegebenenfalls einen Arzt zu konsultieren und seinem Körper die Zeit zu geben, sich vollständig auszukurieren und zu erholen.


food
In meinen Laufanfängen habe ich insbesondere vor und auf langen Dauerläufen keine Kohlenhydrate zu mir genommen. Ich lief nüchtern weg und trank unterwegs bestenfalls Wasser. Diverse Lektüre verlangt diese "Nüchternläufe" um den Fettstoffwechsel zu trainieren, sodass man auf und über der Marathondistanz für den "Mann mit dem Hammer" gewappnet ist.

Die Konsequenz von nüchternen Läufen ist allerdings, dass das "open window", also das Zeitfenster nach einer Trainingseinheit in dem der Körper für Infektionen besonders anfällig ist, wesentlich länger geöffnet ist als wenn man ein paar Kohlenhydrate vor und während des Laufes zu sich nimmt.

Mittlerweile laufe ich keine langen Läufe nüchtern. Und schon gar nicht bei Kälte, wo der Körper deutlich mehr Energie benötigt als bei angenehmen Temperaturen. Meine Lieblingsnahrung für unterwegs ist die Dattel. Diese Frucht ist auf Grund ihres hohen Zucker- und Kaloriengehaltes der ideale Wegbegleiter.

Eine kurze Zusammenfassung der Vorzüge vom "Brot der Wüste" ist hier zu lesen:
< Datteln, das Brot der Wüste >.

Die Getränkeflaschen (oder der ganze Trink- bzw. Laufrucksack) sollten unbedingt unter der Jacke getragen werden, denn bei besonders tiefen Temperaturen friert das Wasser trotz isoliertem Trinkschlauch bzw. ist das Wasser klirrend kalt.

In diesem Sinne: keep on running - auch im Winter



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