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Samstag, 21. September 2019

21.09.2019: Stanzer Trailrun - Laufbericht

Stanzer Trailrun 2019
Während ich zum Gipfelkreuz des Hochschlag empor steige, denke ich an das Jahr 2017 zurück: Vor zwei Jahren kroch ich hier beinahe auf allen Vieren den teils sehr steilen Pfad hoch, musste Erholungspausen einlegen, um es überhaupt auf den Gipfel zu schaffen. Fernsicht? Fehlanzeige! Es war nebelig trüb. Die Tage zuvor hatte es stark geregnet. Entsprechend teils knöcheltief matschig waren die Wege. Meine Zielzeit verfehlte ich klar. Knapp 6 Stunden benötigte ich für die 48 Kilometer lange Strecke mit 1900 Höhenmeter.

Heute ist vieles anders. Obwohl meine Beine diese Woche bereits 60 Trainingskilometer gelaufen sind, erklimme ich fast mühelos die vielen Anstiege. Meine Vorgabe, nach Körpergefühl und nicht nach Zeit zu laufen, lässt den diesjährigen Stanzer Trailrun zu einem wunderbaren Erlebnis werden.

Aber von vorne: Stanz im Mürztal ist bereits zum 10. Mal Schauplatz des sogenannten Stanzer Trailrun. Die sehr anspruchsvolle Strecke weist auf 49 Kilometer Distanz 1900 positive Höhenmeter auf. Der überwiegende Teil der Strecke führt auf Singlepfaden durch den Wald und über Almwiesen, über verwurzelte Rinnen oder Schotterwege und Forststraßen. Wer sich die fordernde Marathondistanz nicht zutraut, hat alternativ die Kurzdistanz (immerhin auch 19 Kilometer Distanz und 900 Höhenmeter) zur Auswahl bzw. kann der Stanzer Trailrun auch als Mitglied einer 3er-Staffel in Angriff nehmen.

Der Start- und Zielbereich befindet sich direkt im Ort Stanz unmittelbar vor der Sport- und Kulturhalle. Hier stehen auch Umkleiden und Duschen bereit. Für Speis und Trank ist ebenfalls bestens gesorgt.

Die Anreise aus dem Süden von Graz dauert keine Stunde. Auch die Abholung der Startunterlagen ist unkompliziert und rasch erledigt. Was sofort auffällt? Freundlich und hilfsbereit sind hier alle, und diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Der Läufer steht hier im Mittelpunkt! Für ein Nenngeld von 40 Euro gibt es ein optisch sehr ansprechendes Funktionsshirt, einen Essensbon sowie die Verpflegung an rund 10 Labestellen entlang der Strecke. Im Ziel steht zudem ein Kuchenbuffet zum Auffüllen der Kohlenhydratspeicher bereit. Die Zeitmessung erfolgt beim Stanzer Trailrun manuell.

Auf die Strecke möchte ich heute nicht nochmals näher eingehen. Dazu darf ich auf meinen Laufbericht aus dem Jahr 2017 verweisen, wo ich die 3 Teilstücke des Stanzer Trailrun recht detailliert beschrieben habe: < Stanzer Trailrun - Laufbericht 2017 >

Soviel sei jedoch gesagt: Die Streckenmarkierung ist im heurigen Jahr lückenlos und lässt kein Verlaufen zu. Die Verpflegestellen sind in ausreichender Anzahl vorhanden, gut positioniert und mit Iso, Wasser, Riegel, Obst etc. ausgestattet.

Stanzer Trailrun - Hochschlag Gipfelkreuz
Ich laufe den Stanzer Trailrun als lockeren, langen Dauerlauf, wähle von Beginn weg das Tempo nach Körpergefühl und habe bei spätsommerlichem Wetter eine tolle Lauferfahrung. Letztendlich benötige ich für die 49 Kilometer lange Strecke 5 Stunden, 29 Minuten und 26 Sekunden. Damit platziere ich mich auf dem 12. Platz meiner Altersklasse.


Fazit

Der Stanzer Trailrun ist anspruchsvoll und eher gut trainierten Ausdauersportlern vorbehalten. Spielt das Wetter mit, lädt die Landschaft zum Genießen ein. Die Organisation lässt keine Schwächen erkennen. Die zahlreichen Helfer sind stehts gut gelaunt, hilfsbereit und motivierend. Die Strecke ist unmissverständlich beschildert, die Labestellen sind ausreichend bestückt. Ich kann den Stanzer Trailrun vorbehaltlos empfehlen.


21.09.2019: Stanzer Trailrun - Laufbericht


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Sonntag, 4. August 2019

04.08.2019: Kainacher Bergmarathon mit steirischen und österreichischen Meisterschaften - Laufbericht

Bergmarathon Kainach bei Voitsberg
Zum 4. Mal stehe ich heute am Start des Kainacher Bergmarathon. Dass die Strecke sowohl wegen der Distanz als auch wegen des hohen Trailanteils zu meinen Favoriten zählt, ist kein Geheimnis. Eigentlich fehlen mir viele, viele Kilometer und Höhenmeter an Vorbereitung. Aber da Kainach bei Voitsberg Schauplatz der heurigen steirischen und österreichischen Meisterschaften im Bergmarathon ist, habe ich mich trotz Trainingsrückstand zur Teilnahme entschlossen.

Um bei diesen Meisterschaften an den Start gehen zu können, muss man durch den Verein genannt und die ÖLV-Lizenz gelöst werden. Ein großes Danke gilt an dieser Stelle meinem Laufklub, dem MT-Hausmannstätten. Streng genommen bin ich bei den steirischen Meisterschaften Titelverteidiger in der AK45. Aber beim Studium der Nennliste wird schnell klar, dass einige richtig schnelle Athleten in meine AK nachgerückt sind und heute die Trauben sehr hoch hängen. Realistisch betrachtet ist im optimalen Fall der Gewinn der Bronzemedaille bei den steirischen Meisterschaften möglich; bei den österreichischen Meisterschaften ist eine Medaille außer Reichweite..

Die Abholung der Startunterlagen findet in wie alljährlich im Turnsaal der Volksschule Kainach statt. Der Dusch- und Umkleidebereich wird offensichtlich gerade umgebaut und ist gesperrt. Daher ist eine Umkleide im Freibereich eingerichtet und für die Körperpflege steht ein Dusch-Container bereit.

Im Startpaket ist ein Bergmarathon-Laufshirt, lesenswertes Informationsmaterial über die Lipizzanerheimat, eine ermäßigte Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach, eine Flasche Wasser sowie eine gelbe Sonnenbrille eines Sponsors enthalten. Bei frühzeitiger Anmeldung kostet die Teilnahme am Kainacher Bergmarathon 40 Euro. Wir Meisterschaftsstarter haben generell 50 Euro zu bezahlen. Laut Ausschreibung inklusive einem Starter- und Finisherpaket. Letztendlich bekommen wir das selbe Startpaket wie alle übrigen Starter und ein Finisherpaket gibt´s sowieso nicht. Die Zeitnehmung erfolgt mittels Chip von hightech timing. Dafür sind 3 Euro Chip-Miete zu berappen und 10 Euro Kaution zu hinterlegen.

Kainach bei Voitsberg Steinbruch
Ich laufe mich heute rund 10 Minuten warm und nehme kurz vor 09.00 Uhr gemeinsam mit weiteren rund 170 Startern der Bergmarathon-Distanz Aufstellung. Auch der Bergsprint, die Staffel oder der Nordic Walking - Bewerb sind gut gebucht. Der Himmel ist bewölkt und die Temperaturen sind angenehm kühl. Wie immer auf längeren Distanzen trage ich meine Salomon-Weste, die ich mit 4 Gels, ein paar Salztabletten und meinem Smartphone befüllt habe.

Der Begrüßung durch den Moderator folgt der priesterliche Segen durch den ortsansässigen Pfarrer.

Der Start erfolgt! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden noch sehr moderat steigend aus dem Ort Kainach. Aber auch die ersten steileren Anstiege lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst geht es auf einem Wiesenpfad, später auf Wald- und Schotterwegen kontinuierlich empor.

Nach knapp 6 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Ich schlucke das erste Gel und spüle mit zwei Becher Wasser nach.

Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Muss es auch, denn auf den ersten 17 Kilometern sind zwei Drittel aller Höhenmeter zu erklimmen. Nach wie vor ist es meist bewölkt und ich fühle mich recht gut. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer mit rund 800 Höhenmeter 1 Stunde und 17 Minuten.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. Gut 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden wieder mit Wasser und einem Gel aufgefüllt. Unermüdlich geht es dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Nach dem steilen Aufstieg zum Roßbachkogel folgen nun auf rund 1700 Meter Seehöhe sehr technische Kilometer. Auch beim Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus sind die Schritte mit Bedacht zu setzen. Ich laufe diesen Abschnitt bewusst sehr kontrolliert.

Über einen stark verwurzelten und mit Steinen übersäten Waldweg führt die Strecke nun auf die sogenannte Lipizzanerweide. Die Strecke fällt nun leicht und der Weg ist gut zu belaufen. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 37 Minuten erreicht.

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet, bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht. Moderat fallende Wald- und Schotterwege wechseln sich nun mit steilen Gegenanstiegen ab. Bergauf verfalle ich zunehmend in den Gehschritt. Ich habe Kilometer 35 erreicht und die Kräfte schwinden. Auch die Wadenmuskulatur kündigt baldige Krämpfe an.

Bergmarathon Kainach Finishermedaille
Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach und somit dem Ziel entgegen. Vor zwei Jahren konnte ich auf diesem Abschnitt noch gut Tempo machen. Heute habe ich mein Leistungsvermögen ausgeschöpft. Alle paar hundert Meter muss ich anhalten, um die Waden zu dehnen. War bis vor wenigen Kilometern noch eine Zeit von rund 5 Stunden realistisch, verliere ich nun Minute um Minute. Auch die vorderen Oberschenkelmuskel klagen ihr Leid. Kilometerlanges abschüssiges Laufen sind sie nicht mehr gewohnt. Echt frustrierend, auf den letzten Kilometern so die Segel streichen zu müssen. Einige Läufer überholen mich.

Endlich im Talboden angekommen wartet die letzte Labestelle vor dem Zieleinlauf. Ich trinke zwei Becher Cola und nehme gehend die letzte Steigung in Angriff.

Selbst auf der Zielgeraden muss ich mehrmals anhalten, um meine Muskulatur zu dehnen. Nach 5 Stunden und 12 Minuten habe ich es endlich geschafft und werde vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit im Ziel willkommen geheißen.

In den Ergebnislisten finde ich mich heute unter ferner liefen wieder. Mit meiner Leistung und Zielzeit muss ich letztendlich ob der mangelhaften Vorbereitung zufrieden sein. Nun gönne ich meinen Füßen einige lauffreie Tage.

04.08.2019: Kainacher Bergmarathon mit steirischen und österreichischen Meisterschaften - Laufbericht


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Mittwoch, 8. August 2018

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht

Voller Vorfreude stehe ich zum 3. Mal hintereinander am Start des Kainacher Bergmarathon. Die Strecke zählt sowohl wegen der Distanz als auch wegen des hohen Trailanteils zu meinen absoluten Favoriten. Dazu ist der Schauplatz der traditionellen Veranstaltung, der Ort Kainach bei Voitsberg, für mich in rund 40 Minuten gut mit dem Auto erreichbar.

Kainacher Bergmarathon 2018 Laufbericht
Heute werden im Zuge des Kainacher Bergmarathons mit seinen 44,5 Kilometer Distanz und 1800 Höhenmeter auch die Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Um bei diesen Meisterschaften an den Start gehen zu können, muss durch den Verein die ÖLV-Lizenz gelöst werden. Dank der Unterstützung meines Laufklubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich zum zweiten Mal in meiner Läuferkarriere für offizielle Meisterschaften genannt. Meine Premiere hatte ich im Vorjahr beim Stanzer Trailrun, wo ich in der Masters-Klasse M45 die Silbermedaille erlief.

Die Abholung der Startunterlagen findet in bewährter Weise in der Volksschule Kainach statt, wo auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung stehen. Im Anschluss an den Lauf kann man sich hier die müden Beine massieren lassen. Im Startpaket ist das traditionelle Bergmarathon-Laufshirt, lesenswertes Informationsmaterial über die Lipizzanerheimat, eine ermäßigte Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach sowie einige Produktproben enthalten. Die Zeitnehmung erfolgt mittels Chip von hightech timing.

Kurz vor 09.00 Uhr nehme ich gemeinsam mit weiteren gut 100 Starter der Bergmarathon-Distanz Aufstellung. Auch der neu geschaffene Bergsprint und die Staffeln sind gut gebucht. Das hochsommerliche Wetter der letzten Tage macht auch heute vor dem Kainacher Bergmarathon nicht halt. Schwül und sehr warm ist es bereits zur frühen Stunde. Um ein wenig autark zu sein, trage ich daher meine Salomon-Weste, die ich mit 5 Gels, einigen Salztabletten und zwei Softflasks mit Wasser und Iso bestückt habe.

Der Begrüßung durch die Organisatoren folgt der priesterliche Segen. Mein Ziel für heute? Im Vorjahr habe ich für den Bergmarathon 5 Stunden und einige Sekunden benötigt. Heuer soll es noch ein klein wenig schneller sein. Sollte ich die anvisierte Wunschzeit (also sub5) erreichen, verspreche ich mir eine Medaille bei den Steirischen Meisterschaften bzw. spekuliere sogar mit einem AK-Stockerlplatz "over all". Schon geht es los! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden leicht steigend aus dem Ort Kainach. "Ich hätte mich doch ein wenig aufwärmen sollen", schießt es mir durch den Kopf. Denn von Null auf Hundert ist Gift für die Muskulatur. Auch die ersten steileren Anstiege lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst auf einem Wiesenpfad, später auf Wald- und Schotterwegen geht es kontinuierlich nach oben.

Kainacher Bergmarathon
Nach 5,5 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Das schwüle Wetter lässt meinen Schweiß in Strömen fließen. Eine Softflask habe ich bereits leer getrunken. Wie auch bei allen weiteren Verpflegestellen trinke ich hier ausreichend Wasser und Iso. Gleichzeitig fülle ich meine Flaschen auf. Mal nehme ich ein Stück Banane, mal drücke ich mir eines meiner 5 Gels in den Mund. Ich bin überrascht, wie viele Läufer sich einfach nur einen Becher Wasser schnappen und wieder die Wolke sind. Beinahe frustrierend ist es für mich, bergauf Läufer um Läufer einzusammeln, die einem an der Labestelle wieder entwischen. Rückblickend betrachtet habe ich - wenn es mir so wie heute um jede Minute geht - an den Labestellen eine Menge Potenzial zur Zeiteinsparung.

Meine erste Salztablette habe ich auch geschluckt. Seit ich beim Welschmarathon vor zwei Jahren arg mit Muskelkrämpfen zu tun hatte, gehören Salztabletten bei langen fordernden Strecken und warmen Temperaturen zur Grundausstattung.

Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Die Sonne lacht vom Himmel; die felsigen Wände reflektieren die Wärme. Obwohl es erst kurz nach 10 Uhr vormittags ist, fühle ich mich bereits geröstet. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer mit ein paar hundert Höhenmeter 1 Stunde und 17 Minuten und bin im Vergleich zum Vorjahr beinahe auf die Sekunde gleich schnell.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden abermals mit Wasser, Iso und einem Stück Banane aufgefüllt. Der Veranstalter bietet wegen der hohen Temperaturen Magnesium-Sticks an. Ich traue Magnesium während eines Wettkampfes nicht über den Weg ;-). Salzgebäck wäre meiner Meinung nach die bessere Wahl gewesen. Meinen Kopf kühle ich unter kaltem Alm-Wasser. Während die Staffelläufer der ersten Etappe erschöpft zu Boden sinken und ihre Teampartner auf die Reise schicken, geht es für uns Einzelstarter weiter unermüdlich dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Und hier, auf einem steilen Aufstieg zum Roßbachkogel, krampft gänzlich unangekündigt mein rechter Unterschenkel. Ich bin geschockt. Nicht der Schmerzen wegen; die sind ein paar Augenblicke später weggedehnt. Aber über die Tatsache, dass ich so früh im Rennverlauf bereits mit muskulären Problemen konfrontiert werde.

Ich schlucke eine weitere Salztablette und spüle reichlich Wasser nach. Ich steige mit Bedacht dem höchsten Punkt der Strecke entgegen. Ich versuche, meinen Schritt etwas zu verändern, die Muskeln zu lockern. Ein paar hundert Meter später scheint´s wieder halbwegs zu gehen.

Ich befinde mich auf gut 1700 Meter Seehöhe. Nun folgt der technisch schwierige Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus, wo die nächste Labestelle wartet. Teils kniehohe Stufen auf ausgewaschenen, schmalen Pfaden erfordern höchste Konzentration. Ein Sturz hier in diesem unwegsamen Gelände kann folgenschwere Verletzungen nach sich ziehen. Spitze Steine und Wurzelwerk erschweren das abwärts kommen. Auf abfallendem Terrain geht es meinen Muskeln einigermaßen gut und ich kann diese anspruchsvolle Passage in gutem Tempo hinter mich bringen.

Über einen stark verwurzelten und mit Steinen übersäten Waldweg führt die Strecke auf die sogenannte Lipizzanerweide. Und die Wadenkrämpfe nerven weiter. Was bergab halbwegs gut ist, verschärft sich in aufwärts führenden Passagen. Es ist frustrierend. Die Kraft ist vorhanden, um Tempo zu machen. Aber die Muskulatur spielt heute einfach nicht mit. Nach ein paar Dehnübungen überwinde ich die leichte Steigung in schnellen Gehschritten bzw. mit Bedacht gesetzten Tippelschritten. Großteils führt die Strecke nun talwärts. Hier kann ich wieder einigermaßen beschwerdefrei und mit gutem Tempo laufen. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 39 Minuten erreicht. Trotz der muskulären Probleme habe ich im Vergleich zum Vorjahr lediglich 2 Minuten eingebüßt. Aber immer wieder auflauernde Gegenanstiege zwingen mich meist in den Gehschritt. Wie bergauf der Wadenmuskel zu sehr beansprucht wird, verkrampft er. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist mir klar, dass die angepeilte Wunschzeit nicht erreichbar sein wird. Es ist zum heulen ...

Bei Kilometer 26 ist an einer Weggabelung rechts und frontal eine Absperrung vorhanden. Obwohl ich es von den Vorjahren besser wissen hätte müssen, folge ich dem "offenen" Weg links nach oben. Ein paar hundert Meter weiter, der Weg wird immer unwegsamer, ist mir klar, dass ich falsch bin. Ich kehre um und sehe am Rückweg die Beschilderung, die talwärts zeigt. Man muss tatsächlich unter dem Absperrband durch. Die rund 1,5 Kilometer Umweg haben mir fast 10 Minuten gekostet. Frust pur!

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet. Bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht, labe ich mich wieder mit ausreichend Flüssigkeit. Moderat fallende Wald- und Schotterwege kann ich weiterhin gut laufen. Jedoch wartet die Strecke nach wie vor mit steilen Gegenanstiegen auf. Oder entwurzeltes Geäst liegt quer zur Laufstrecke und muss umlaufen, überklettert oder unterkrochen werden. Ich habe Kilometer 35 erreicht.

In einem flachen Waldstück krampft nun auch der vordere Oberschenkelmuskel. Aua! Was für ein Schmerz! Im ersten Moment weiß ich gar kein Rezept gegen diesen hinterhältigen Krampf. Zwei Läufer traben an mir vorbei. Einer fragt, ob ich Hilfe benötige. Ich winke mit schmerzverzerrtem Gesicht dankend ab. Gehen, traben, dehnen, bergab vorsichtig laufen!

Steir. Meisterschaften Bergmarathon 2018
Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach und somit dem Ziel entgegen. Im Talboden angekommen wartet die letzte Labestelle vor dem Zieleinlauf. Obwohl das Ziel zum Greifen nahe und in Sichtweite ist, fordert die Streckenführung noch eine Schleife (auch Sadistenschleife genannt) mit einigen zusätzlichen Höhenmetern. Ich kühle meinen Kopf mit kaltem Wasser und trinke zwei Becher Cola. Bringen wir es zu Ende!

Selbst auf dem letzten Kilometer muss ich zwei mal anhalten, um meine Muskulatur zu lockern. Zwei weitere Mitstreiter überholen mich. Nach 5 Stunden und 26 Minuten werde ich vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und laufe (oder watschle, humple, schleife mich) über die Ziellinie. Geschafft! Heuer gibt es erstmals eine Finishermedaille, die mir gleich um den Hals gehängt wird.

Trotz der eher mäßigen Zeit erreichte ich den 4. Platz in meiner Altersklasse. 'Die Mastersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon konnte ich unerwartet für mich entscheiden. Ich darf mich daher Steirischer Meister nennen :)

Fazit

Der Lauf selbst hat auch heuer wieder gehalten, was ich mir versprochen und wie ich ihn in Erinnerung hatte. Der Kainacher Bergmarathon, vom TUS Kainach, der Sektion Leichtathletik und Triathlon organisiert, ist immer eine Reise wert. Eine tolle Organisation (mit ganz wenigen Ausnahmen die Streckenmarkierung betreffend), gepaart mit einer landschaftlich wunderbaren, wenngleich punktuell sehr anspruchsvollen Trail-Strecke, erfreut hier in Kainach bei Voitsberg das Herz des Berglauf-Freundes. Ich bin im kommenden Jahr gerne wieder mit dabei.

Mein persönliches Fazit lautet: Gekämpft bis zum Schluss und dennoch mein Ziel klar und deutlich verfehlt! Was die Ursache für meine Muskelkrämpfe war, darüber kann ich nur mutmaßen. Vielleicht gönnte ich meinem Körper nach dem Ultratrail mozart100 zu wenig Regeneration. Ging ich zu hart unaufgewärmt in die ersten steilen Bergaufpassagen? Oder die Muskel fühlten sich vernachlässigt, zu wenig gedehnt und gelockert und mahnten mich ab. An Flüssigkeits- bzw. Salzmangel lag es m.M. nicht, zumal die Wissenschaft hier einen Zusammenhang ohnehin ausschließen möchte.

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht


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Freitag, 22. September 2017

16.09.2017: Stanzer Trailrun - Laufbericht

Stanz im Mürztal ist bereits zum 8. Mal Schauplatz des sogenannten Stanzer Trailrun. Die äußerst anspruchsvolle Strecke weist auf 49 Kilometer Distanz stolze 1900 Höhenmeter auf. Der überwiegende Teil der Strecke führt auf Singlepfaden durch den Wald und über Almwiesen, über verwurzelte Rinnen oder Schotterwege. Alternativ steht eine Kurzdistanz zur Auswahl bzw. kann der Stanzer Trailrun auch als 3er-Staffel absolviert werden.

Stanzer Trailrun 2017
Im Rahmen des diesjährigen Stanzer Trailrun werden die Österreichischen und Steirischen Meisterschaften im Trail-Marathon ausgetragen. Um bei diesen Meisterschaften an den Start zu gehen, muss eine ÖLV-Lizenz durch den Verein gelöst werden. Dank der Unterstützung meines Laufklubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich erstmals in meiner Läuferkarriere für offizielle Meisterschaften genannt.

Der Start befindet sich direkt im Ort Stanz vor dem Gemeindeamt. Das Zieltor ist im Teichstadion von Stanz im Mürztal aufgebaut. Hier stehen auch Umkleiden und Duschen bereit. Für Speis und Trank ist ebenfalls bestens gesorgt. Ein Partyzelt schützt vor Witterungseinflüssen. In diesem Zelt werden am späten Nachmittag die Siegerehrungen durchgeführt und Natascha S. wird als Show-Act die Bühne rocken.

"Eine herausfordernde Strecke in mitten der Natur mit atemberaubenden Fernblicken" wird vom Veranstalter versprochen. Herausfordernd und mitten in der Natur? Ja! Atemberaubende Fernblicke? Diesbezüglich können am heutigen nebelverhangenen Tag nur Mutmaßungen angestellt werden. Aber wir wollen dem Veranstalter Glauben schenken.

Die Abholung der Startunterlagen ist unkompliziert und rasch erledigt. Was sofort auffällt? Freundlich und hilfsbereit sind hier alle, und diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Der Läufer steht hier im Mittelpunkt! Für ein Nenngeld von 40 Euro gibt es ein wirklich schickes Funktionsshirt mit Stehkragen und Zip *), einen Essensbon für die "Stärkung danach", einiges an Werbepapier, einen Diesel-Drink, die Verpflegung an rund 10 Labestellen entlang der Strecke sowie die Ziel-Labung bei einem gut bestückten Kuchenbuffet. Die Zeitmessung erfolgt beim Stanzer Trailrun "manuell".

*) Der Praxistest hat gezeigt, dass der durchaus wertig und schwer gefertigte Zipverschluss leider häufig gegen Hals oder Kinn schlägt und mir dieser Umstand beim Laufen unangenehm ist. Auch lösen sich die Nähte speziell bei den Ärmeln bereits nach dem ersten Schonwaschgang. Schade!

Zurück zum Lauf: Mein primäres Ziel ist es, bei den Steirischen Meisterschaften in meiner Altersklasse eine Medaille zu erlangen. Das sollte möglich sein, denn die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass der Andrang zur Teilnahme an den Meisterschaften nicht sonderlich groß ist. Sportlich wertlos? Mag zum Teil richtig sein! Aber ich will ein solches Stück Edelmetall in meiner Medaillensammlung haben. Pasta!

Noch wenige Minuten bis zum Start. Durch die starken Niederschläge der letzten Tage und vor allem der letzten Nacht habe ich mich spontan für wasserdichte GTX-Trailschuhe entschieden. Der Wettkampf wird zeigen, ob es die richtige Wahl war. In meine Laufweste habe ich zwei Gels, Salztabletten und meine Regenjacke gepackt. Ich kalkuliere für mich eine mögliche Laufzeit von ungefähr 5 Stunden und 15 bis 30 Minuten. Hoffentlich sehen das meine schweren Beine genauso. Denn statt zu tapern machte ich die letzten Tage auf meinem "Haushügel", dem Hühnerberg, noch reichlich Kilometer und Höhenmeter.

Böllerschuss! Die Läufeschar setzt sich in Bewegung. Rasant sogar!

1. Teilstück von Stanz bis zum Schanzsattel (20 Kilometer)

Die ersten Kilometer sind auf asphaltierter Straße zu laufen und es geht leicht bergab. Entsprechend flott stürmt die Spitze des Feldes voran. Ich bin auch zu schnell unterwegs. Die ersten beiden Kilometer sind mit rund 4:30 min/km notiert. Nach 1,7 Kilometer ist die tiefste Stelle der Strecke erreicht.

Stanzer Trailrun Laufbericht
Ab nun geht es für die nächsten 10 Kilometer stetig bergauf. Nach gut 5 km ist die erste Verpflegestelle beim Wolfseggerkogel positioniert. Es stehen Wasser, Iso und Cola sowie Bananen und Schnitten bereit. Ich labe mich mit Wasser und Bananenstücken. Mir fällt auf, dass sehr viele Teilnehmer an der Verpflegestelle vorbei laufen.

Nun geht es auf Hohlwegen weiter. Mal steiler, mal weniger steil. Teilweise muss durch knöcheltiefen Matsch gelaufen werden, teilweise ist die Strecke mit nassen und rutschigen Steinen und Felsbrocken gespickt. Die Witterungsverhältnisse erschweren den ohnehin sehr anspruchsvollen Lauf deutlich.

Ich fühle mich nicht sonderlich gut. Kein Vergleich zum Kainacher Bergmarathon vor ein paar Wochen. Mit lockeren Beinen erklomm ich in der Weststeiermark die Höhenmeter. Heute schleppe ich mich die Steigungen hoch.

Nach 11,6 Kilometer geht der erste lange Anstieg mit rund 880 Höhenmeter zu Ende und die Strecke führt nun relativ flach über die Stanglalm nach Bäreneben. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Nasse Wurzeln und steinige Pfade verlangen, jeden Schritt mit Bedacht zu setzen.

Kurz darauf ist die 4. Labestelle erreicht. Hier "Auf der Schanz" findet auch die erste Staffelübergabe statt. Mehrmals wird von Helfern die Startnummer registriert, so auch hier wieder. Diese Maßnahme dient der Sicherheit uns Läufer und soll natürlich auch Schummler das Abkürzen vermiesen.

2. Teilstück vom Schanzsattel bis zur Stanzbergerhöhe (13 Kilometer)

Die nächsten Kilometer führen großteils bergab. Einige Gegenanstiege brechen den Rhythmus. Aber alles in allem kann ich hier Richtung Herrnalm gut Strecke machen und meine schon sehr in Mitleidenschaft gezogenen Kraftreserven ein wenig regenerieren.

Aber meinem forschen Beginn und dem fehlenden Tapering in der letzten Woche zolle ich Tribut. Ich hätte es besser wissen müssen. Denn bei Kilometer 23, inmitten eines steilen Bergabstückes mit teils kniehohen Stufen, krampfen beide Oberschenkelmuskel. Ich umarme in meiner Not einen Baum, um nicht vor Schmerzen schreiend den Abgang zu stürzen. Einige Dehnübungen später steige ich sorgsam die Steigung hinab und versuche mit Bedacht weiter zu laufen.

An der nächsten Labestelle kippe ich 3 Becher Wasser und Iso samt Salztablette in mich rein und hoffe, vor weiteren Muskelkrämpfen verschont zu bleiben. Auch ein Gel spüle ich runter und erhoffe mir davon ein wenig Energie. Diese habe ich dringend notwendig, denn mein Körper läuft auf Reserve. Jeder Laufschritt kostet überdurchschnittlich Energie. Und das über 20 Kilometer vor dem Ziel. Nicht mein Tag, schimpfe ich in den noch immer nebelverhangenen Himmel.

Die Kilometer bis zur 2. Wechselstelle verlaufen kupiert und sind gut laufbar.

3. Teilstück von der Stanzbergerhöhe zurück nach Stanz (17 Kilometer)

Nach einer weiteren Labe auf der Stanzbergerhöhe trete ich die letzte Etappe an. Das vermeintlich schwierigste Teilstück steht mir unmittelbar bevor. Bevor es in die Vertikale geht, gilt es noch einen tief schlammigen Abschnitt quer zum Berg zu laufen. Größte Konzentration ist hier angesagt, um nicht seitlich wegzurutschen.

Nun aber hinein in den Aufstieg zum Hochschlag. Nach wenigen Augenblicken verfluche ich meine Entscheidung, auf Trailrunning-Stöcke verzichtet zu haben. Hier würden sie mir gute Dienste leisten. So krieche ich teils auf allen Vieren auf dem rutschigen Untergrund Meter um Meter nach oben. Nach einem ersten steilen Anstieg sind mir ein paar Laufschritte im flachen Gelände gegönnt, bevor es abermals hoch geht; diesmal richtig nach oben geht! Ich kann einfach nicht mehr, bin mit zu wenig Körner im Gepäck nach Stanz angereist und die paar wenigen habe ich viel zu früh im Rennen verbraucht. Ich lehne mich mehrmals an einen Baum um mich zu erholen und muss kraftlos zusehen, wie ich das eine ums andere mal überholt werde. Aber auch die größte Qual hat ein Ende, wenngleich ich für die 1800 Meter, auf denen 360 Höhenmeter zu überwinden sind, stolze 34 Minuten benötige. Aber nun ist es nebelverhangen in Sicht: Das Gipfelkreuz! Das gehört fotografiert! Ich greife nach meiner Kamera im Laufrucksack, übersehe einen großen Stein, stolpere und liege am Bauch. Zum Glück bin ich unverletzt, abgesehen vom Wadenkrampf, der mir ein schmerzverzerrtes Gesicht beschert. Was hilft´s! Aufstehen, Krone richten, weitersteigen ...

Endlich bin ich beim Gipfelkreuz angelangt. Aber die Option auf eine gute Zeit ist spätestens jetzt vertan. Freundliche Helfer harren hier bereits seit Stunden aus und servieren Cola, Iso, Wasser, Schnitten, Bananen. Ich labe mich. Bei guter Fernsicht bestimmt ein schöner Platz zum Verweilen. Mir wird rasch kalt. Ich schlüpfe in meine Regenjacke und mache mich vom Acker. Läuft man "am Zahnfleisch", ist´s auch bergab keine Freude mehr. Schon gar nicht auf schmalen, rutschigen Pfaden. So schön der Trail hier in Stanz ist, so feindselig ist er gegenüber müden Beinen.

Ob der noch verbleibenden 15 Kilometer bin ich ein wenig verzweifelt. Jetzt hilft nur, den Kopf in die positive Richtung zu dirigieren. "Solche Phasen hatten wir doch schon zur Genüge und wir haben es noch jedes mal zur Ziellinie geschafft", rede ich mir Mut zu. Mal auf engen Singletrails, mal quer über die Kuhweide geht es im dichten Nebel Richtung Ebenschlag. Weidende Kühe tauchen dabei aus dem Nichts aus und lassen mich erschrecken. Bergab laufe ich, Gegenanstiege wandere ich hoch. Ich habe in den Sightseeing-Modus gewechselt und halte mehrmals an, um Fotos zu machen.

An der letzten Labestelle treffe ich auf eine fröhliche Wanderrunde mit selbstgebundenen Kopfkränzen. Ich frage scherzend, ob man mir zu Ehren meines eleganten Laufstils nicht auch ein solch schöner Kopfkranz verleiht? Nachdem mir das Versprechen abgenommen wird, den Kopfschmuck fortan bis zum Zieleinlauf zu tragen, trabe ich kurze Zeit später "aufgehübscht" weiter.

Auf breiten Schotterweg-Serpentinen nähere ich mich dem Ziel. Ein paar hundert Meter vor dem Ziel wird zum wiederholten Mal meine Startnummer registriert und per Funk dem Stadionsprecher weitergeleitet. So höre ich schon aus der Ferne, dass ich für den baldigen Zieleinlauf angekündigt werde. Der Sportplatz muss noch umrundet werden, bevor es am Spalier von gebastelten Kinderhänden vorbei geht und ich unter Applaus der Zuschauer nach 5 Stunden und 53 Minuten die Ziellinie überquere. Nach der Erstversorgung am Kuchenbuffet und einer Dusche löse ich meinen Essens-Bon in Form eines guten Gulasch samt Nudeln ein und hydriere mich mit Hopfensaft.

Ich darf heuer nach meinem Sieg beim 6-Stunden-Lauf in Oberwart zum zweiten Mal in meinem Läuferleben auf ein Siegerpodest, denn bei den Steirischen Meisterschaften schaffe ich es in meiner Altersklasse tatsächlich auf den zufriedenstellenden 2. Platz. Mir wird die Silbermedaille verliehen und so darf ich mich ab sofort als Steirischer Altersklassen-Vizemeister im Trail-Marathon bezeichnen ;-). Während andere bestimmt bis tief in die Nacht mit Natascha S. abfeiern, fahre ich nach Hause. Ich habe nämlich auch eine Natascha S. zu Hause. Und einen Sohn, den ich bevor er zu Bett geht, mit meiner Medaille imponieren muss.

Fazit

Der Stanzer Trailrun ist anspruchsvoll und in eine sehr schöne Landschaft gebettet, wenngleich der Nebel einer Fernsicht im Weg gestanden ist. Die Organisation hat keine Schwächen erkennen lassen. Die zahlreichen Helfer waren stehts gut gelaunt, hilfsbereit und motivierend. Die Strecke war bis auf wenige Ausnahmen unmissverständlich beschildert, die Labestellen waren ausreichend bestückt. Ich werde in den kommenden Jahren wohl wieder in Stanz am Start stehen.

16.09.2017: Stanzer Trailrun - Laufbericht


"Gefällt" dieser Beitrag? So like doch hier am Button meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere:




Montag, 7. August 2017

06.08.2017: Kainacher Bergmarathon - Laufbericht

Kainacher Bergmarathon
Kainach bei Voitsberg, eine 1700-Seelen-Gemeinde rund 35 Kilometer westlich von Graz, ist heute wieder Schauplatz des traditionellen Kainacher Bergmarathons. Der Berglauf weist eine Distanz von 44,5 Kilometer auf und ist mit 1800 positiven Höhenmetern gespickt. Eine wunderbare Laufstrecke mit tollen Trails und technischen Passagen wartet auf uns knapp 100 Einzelstarter. Auch Nordic Walker kommen hier auf ihre Kosten. Die Teilnahme am Bergmarathon als 3er-Staffel ist ebenfalls möglich.

Ich bin voller Vorfreude. Ich war bereits im Vorjahr hier und kenne die Vorzüge dieser großartig organisierten Laufveranstaltung. Ich weiß allerdings auch um die Strapazen die es zu ertragen gilt, bevor man sich hier als Finisher feiern lassen darf.

Vor einem Jahr habe ich für die überaus selektive Strecke 5 Stunden und 23 Minuten benötigt. Diesmal soll mir das Rennen als Testlauf dienen. Ich plane nämlich, im September an den steirischen Meisterschaften im Trailmarathon teilzunehmen. Und ich möchte mich in Stanz im Mürztal nicht blamieren. Daher fordere ich heute von mir eine Zeit von maximal 5 Stunden ein.

Die Abholung der Startunterlagen findet in bewährter Weise in der Volksschule Kainach statt. Hier stehen auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung. Im Anschluss an den Lauf kann man sich hier die müden und geschundenen Beine massieren lassen. Im Startsackerl ist ein funktionelles Laufshirt, eine Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach sowie einige Produktproben enthalten. Die Zeitnehmung erfolgt per Chip von hightech timing.

Kurz vor 09.00 Uhr nehmen wir Startaufstellung. Ich trage meine Salomon-Weste. Bestückt habe ich sie mit 4 Gels, einigen Salztabletten und einer Softflask mit Wasser. Einigen Grußworten der Organisatoren folgt der Segen von Pfarrer Mag. Lembacher. Und schon geht es los! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden noch relativ flach aus dem Ort Kainach. Die Anstiege lassen aber nicht lange auf sich warten. Zuerst auf einem Wiesenweg, später auf Wald- und Schotterwegen geht es kontinuierlich nach oben.

Nach 5,5 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Das schwüle Wetter lässt den Schweiß in Strömen fließen. Mein Wasservorrat ist bereits aufgebraucht. Ich fülle meine Flasche nach, drücke mir ein Gel in den Mund, spüle reichlich mit Wasser nach und nehme mir für den weiteren Weg einen Energie-Riegel mit. Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer 1 Stunde und 17 Minuten und bin im Vergleich zum Vorjahr um 4 Minuten schneller.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden abermals mit Wasser, Iso und einigen Stücken Banane aufgefüllt. Während die Staffelläufer der ersten Etappe erschöpft zu Boden sinken und ihren Teampartner auf die Reise schicken, geht es auch für uns Einzelstarter unermüdlich dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Weitere 3 Kilometer später habe ich den Roßbachkogel erreicht. Ich befinde mich auf rund 1700 Meter Seehöhe. Nun folgt der technisch sehr schwierige Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus, wo die nächste Labestelle wartet. Teils kniehohe Stufen auf ausgewaschenen, schmalen Pfaden erfordern höchste Konzentration. Ein Sturz hier in diesem unwegsamen Gelände kann schwere Verletzungen nach sich ziehen.

Kainacher Bergmarathon 2017 - Laufbericht
Über einen stark verwurzelten Waldweg führt die Strecke auf die Lipizzanerweide. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 37 Minuten erreicht. Ich bin 9 Minuten schneller als bei meinem Antreten im letzten Jahr. Es schmerzt, aber es rollt. Großteils führt die Strecke nun talwärts, aber giftige Gegenanstiege und der mitunter sehr schwierig zu laufende Untergrund lassen kaum eine Verschnaufpause zu.

Plagten mich im Vorjahr in den Bergab-Passagen die Oberschenkelstrecker, so quälen mich diesmal meine blauen Zehen; ein Souvenir vom mozart100.

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet. Bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht, labe ich mich abermals mit ausreichend Flüssigkeit. Weiterhin verlangt die Strecke von mir alles ab. Moderat fallende und gut zu laufende Wald- und Schotterwege nähren die Hoffnung, den Lauf tatsächlich in 5 Stunden zu finishen. Jedoch tauchen auch immer wieder völlig unerwartet steile Gegenhänge auf, die die Zeit im Nu verrinnen und die Aussicht auf ein sub5 schwinden lassen. Zwischen Hoffen und Bangen habe ich die Kilometermarke 35 erreicht. Ich bin seit 4 Stunden und 3 Minuten auf den Beinen. Ganze 17 Minuten schneller als vor einem Jahr.

Es geht dem Ziel entgegen. Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach entgegen. Trotz schmerzender Zehen kann ich hier die Kilometer deutlich unter 5 Minuten laufen. Aber es ist noch nicht geschafft, denn es erwartet mich noch die sogenannte Sadisten- oder Friedhofsschleife. Warum diese Bezeichnung? Obwohl das Ziel zum Greifen nahe und in Sichtweite ist, fordert die Streckenführung noch eine Schleife mit einigen zusätzlichen Höhenmetern.

Hier schickt sich mein rechter Oberschenkel an, verkrampfen zu wollen. Ich muss eine Gehpause einlegen. Ich bin kraftlos, ausgepowert, erschöpft. Zwei Mitstreiter ziehen an mir vorbei. Aber auch diese Anhöhe ist irgend wann geschafft und ich befinde mich auf dem letzten Kilometer.

Kurze Zeit später werde ich vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und laufe über die Ziellinie. Geschafft! Ein kleines Jubiläum: Es war heute mein zehntes Marathon- oder Ultrafinish! Die Zeit? 5 Stunden und 58 Sekunden; gute 20 Minuten Steigerung zum Vorjahr! Ich bin zufrieden. Unter 97 Startern bin ich auf dem 32. Gesamtrang klassiert und erreiche den 5. Platz in meiner Altersklasse.

Fazit

Der Lauf hat auch heuer wieder gehalten, was ich mir versprochen und wie ich ihn in Erinnerung hatte. Der Kainacher Bergmarathon, vom TUS Kainach, der Sektion Leichtathletik und Triathlon organisiert, ist immer eine Reise wert. Eine tolle Organisation, gepaart mit einer landschaftlich wunderbaren, wenngleich sehr anspruchsvollen Trail-Strecke, erfreut hier in Kainach bei Voitsberg das Herz des Berglauf-Freundes.

06.08.2017: Kainacher Bergmarathon - Laufbericht


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Montag, 10. Oktober 2016

07.10.2016: Tour de Tirol - Laufbericht

T'our de Tirol 2016
In Söll, einem beschaulichen Ort in der Region Wilder Kaiser, starte ich in wenigen Stunden mein großes Laufabenteuer.

Völlig unerwartet gehe ich bei der Tour de Tirol an den Start. Die Internetplattform HDsports hat es möglich gemacht und mir einen Startplatz zur Verfügung gestellt.

Die Tour de Tirol (kurz TDT) setzt sich aus drei Einzeletappen zusammen. Am Freitag sind quasi als warm up knackige 10 Kilometer zu laufen, am Samstag wartet der Kaisermarathon mit Zielankunft auf der Hohen Salve, bevor es am Sonntag mit dem Pölven Trail über 23 Kilometer die letzte Etappe erfolgreich zu beenden gilt. Die Zeiten der einzelnen Rennen werden addiert und so der Gesamtsieger ermittelt.

3 Tage, 75 Kilometer, 3500 Höhenmeter!

Ich beziehe im Ferienhotel Fuchs ein Zimmer. Das Dorfzentrum von Söll, zugleich Start- und mit Ausnahme des Kaisermarathons auch Zielbereich der Laufevents, ist mit knapp 500 Meter Entfernung zu Fuß gut erreichbar. Für die Regeneration der geschundenen Beine steht eine Sauna bereit.

Akkreditierung und Zielvorgabe

Die Abholung der Startunterlagen im OK-Büro im Dorfzentrum gestaltet sich unkompliziert. Bei Vorlage meines Personalausweises erhalte ich die für alle 3 Tage gültige Startnummer mit integriertem Zeitchip. Ausstellungsstände einiger namhafter Bekleidungs- und Schuhausstatter laden zum Gustieren ein. Ein großes Festzelt ist aufgebaut. Hier finden die Siegerehrungen statt und hier werden die leeren Speicher gefüllt. Toiletten stehen ebenso parat wie die Möglichkeit zur Bekleidungsaufgabe. Man fühlt sich hier von der ersten Minute an rundum ausgezeichnet versorgt.

Der Söller Zehner: Lasset die Spiele beginnen!

Ich spüre die beinahe 5-stündige Anreise in den Beinen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, den Zehner in einer angestrebten Zeit von 45 Minuten zu finishen.

Laut Ausschreibung warten drei sogenannte "kupierte" Runden auf Schotter-, Wiesen- und Asphaltwegen auf uns Teilnehmer. Was hier im Tiroler Land als kupiert bezeichnet wird, gilt in meiner Heimat bereits als Berglauf. Ich bin seit Tagen gedanklich so sehr auf die 2345 Höhenmeter des morgigen Kaisermarathons fixiert, sodass ich das anspruchsvolle Profil des Söller Zehners ignoriert habe. 300 Höhenmeter auf 10 Kilometer sind jedoch kein Honigschlecken. Ich werde es bald an den eigenen Beinen zu spüren bekommen.

Tour de Tirol 2016 - Laufbericht
5 Minuten bis zum Start. Gemeinsam mit mir stehen laut Veranstalter Läufer aus 26 Nationen (von 5 Kontinenten) am Start. Die Moderation sorgt für großartige Stimmung. Im Racebriefing wird uns erklärt, ohne Musik im Ohr und am rechten Straßenrand zu laufen, um schnellere Läufer nicht zu behindern. All das, was eigentlich sowieso obligatorisch sein sollte, wird uns nochmals mit auf dem Weg gegeben.

18 Uhr! Die Startsequenz der letzten Sekunden bis zum Start verursacht Gänsehaut pur. Dramaturgische Musik und der herunter gezählte Countdown dröhnen aus den Musikboxen. Ein Salutschuss gibt die Strecke frei.

Ich werde in diesem Erlebnisbericht nicht jeden Meter Strecke kommentieren. Ich möchte nicht mit Absätzen voller Zeilen wie "Bereits seit 300 Meter quäle ich mich die erbarmungslose Steigung hoch! Ich überhole reihenweise Läufer! Ich nehme mir einen Becher Iso sowie einen Schluck Cola etc." langweilen.

Ich möchte in groben Zügen meine Empfindungen und Erkenntnisse dieser Tour de Tirol vermitteln.

Die erste Runde des Söller Zehners lehrt mich, dass ich keine zwei weiteren Runden mit dieser Pace von 15 Minuten für gut 3,3 Kilometer durchhalten werde. Zu knackig sind die Anstiege. Ich nehme bergan nun deutlich Tempo raus und hoffe, dass sich meine wie Wackelpudding anfühlenden Oberschenkel wieder erholen. Auf Runde zwei büße ich eine Minute auf meine geplante Zielzeit ein, in Runde drei weitere zwei Minuten. Die erste Etappe der Tour de Tirol ist für mich nach gut 48 Minuten beendet.

Fazit des ersten Tages: Ich habe mir eine deutlich bessere Platzierung in der Ergebnisliste erhofft. Die Konkurrenz ist stark. Ich gehöre hier mit meinen knapp drei Jahren Lauferfahrung ohne Zweifel zu den Greenhorns des Trail- bzw. Berglaufsports.

Die Strecke selbst ist zum Einstieg in die Tour de Tirol bestimmt gut geeignet. Passend zur gesamten Veranstaltung erfreuen genügend Höhenmeter das Herz des Berglauffreundes. Wenn ein Kritikpunkt gefunden werden soll, so ist das die mangelhaft ausgeleuchtete Strecke. Durch die späte Beginnzeit läuft man in die Dämmerung bzw. in die Dunkelheit; die Waldpassage ist provisorisch zu wenig ausgeleuchtet. Die Stolpergefahr ist groß. Abhilfe? Eine vorverlegte Startzeit oder die Verwendung einer Stirnlampe.

Kaisermarathon: Der Berg ruft!

Das Ziel des Kaisermarathons befindet sich auf der Hohen Salve. 2345 Höhenmeter warten auf dem Weg dorthin. Kraft für diese Prüfung sollen mir Honig- und Nutella-Frühstücksbrote geben.

Die romantische Wegbeschreibung des Veranstalters klingt so: Abwechslungsreiche und flache Strecke Richtung Westen bis zum Alpenschlössl, dann wieder durch das Ortszentrum von Söll, weiter auf Wiesen und Trailwegen über Scheffau nach Ellmau bis zur Rübezahlalm. Weiter auf Almwegen vorbei an der Jägerhütte zum Panoramarestaurant Bergkaiser. Dann auf Wanderwegen zum Tanzboden, von dort über den Jochstubensee bis zum Filzalmsee und weiter zum Hexenwasser. Weiter über zum Teil schmale und steile Wanderwege bis zum Gipfel der Hohen Salve.

Ich beschreibe die Strecke am heutigen Tag folgendermaßen: In landschaftlich bestimmt einmaligem Gebiet in der Region Wilder Kaiser ist zeitweise vor lauter Nebel die eigene Hand vor dem Gesicht kaum auszumachen. Der Wettergott meint es heute nicht gut mit uns. Unmittelbar zum Start setzt leichter Regen ein. Dieser klingt nach einer halben Stunde zwar ab, der Nebel hält uns auf der überaus selektiven Strecke des Kaisermarathons den gesamten Tag aber hartnäckig die Treue.

Ein in Erinnerung gebliebenes Highlight ist bestimmt das Durchlaufen eines Panoramarestaurants sowie natürlich der Zieleinlauf auf der Hohen Salve. Der Bereich um das Hexenwasser sowie die Rübezahlalm laden mit tollen Baumschnitzereien sowie einem großartigen Erlebnispark bei sommerlichem Schönwetter zur Erkundungstour. Der Jochstuben- und Filzalmsee sind leider ebenfalls in dichten Nebel gehüllt.

Punktuell sind Streckenpassagen derart steil, dass an ein Laufen nicht mehr zu denken ist. Selbst der Gehschritt verlangt mir alles ab. Der anspruchsvollste Kilometer, ein beinahe senkrechter Aufstieg auf matschigem Untergrund, nimmt ganze 17 Minuten von der Uhr. Bis hierhin war es für mich unvorstellbar, für einen Kilometer so viel Zeit zu benötigen.

Letztendlich laufe ich nach 5 Stunden und 42 Minuten bei leichtem Schneefall auf der Hohen Salve durch das Ziel. Es ist windig und ich kühle rasch aus. Gut, wenn man vorgesorgt hat und sich genügend warme Wechselbekleidung mit dem Gepäckservice nach "oben" transportieren hat lassen. Trocken und dick eingehüllt fahre ich mit der Gondel zurück in das Tal, schleppe mich zum Hotel zurück und erwärme mich in der Sauna.

Fazit des Tages: Das Studium der Ergebnisliste dämpft meinen Stolz. Ich bin weit hinter meinen Erwartungen am Ende des zweiten Drittel aller Gesamtstarter klassiert.

Ein großes Lob und ein Danke an die vielen, vielen unermüdlichen Helfer, die dem Wetter trotzen und immer freundliche und aufmunternde Worte parat haben. Die Labestationen sind übbig ausgestattet, die Streckenbeschilderung ist vorbildlich. Rettungskräfte scheinen bei Bedarf immer präsent.

Der Pölven Trail: Bringen wir es zu Ende!

Ich wundere mich ein wenig, dass ich nach den Anstrengungen des gestrigen Tages aus dem Bett steigen kann. Der erste Check attestiert mir ein "Laufen möglich, aber mit leichten Muskelschmerzen". Ein Blick zum Himmel nährt die Hoffnung, heute Sonnenstrahlen zu erhaschen.

Mit meinem erprobten Frühstück versuche ich meinen Kreislauf auf Betriebstemperatur zu bringen. Auf hölzernen Beinen begebe ich mich zum Startbereich. Die Dramaturgie des Startzeremoniells lässt wie an den ersten beiden Tagen Gänsehaut aufkommen.

Die Vernunft gibt vor, auf dem Pölven Trail kein Risiko einzugehen und gesund das Ziel zu erreichen. Groß ist die Vorfreude auf das Wiedersehen mit meiner Familie, die zu Hause auf mich wartet. Ich möchte eine verletzungsfreie Heimfahrt nicht auf´s Spiel setzen.

Mein Geist ist geläutert. Ich trauere nicht mehr den deutlich verfehlten Zielen der ersten beiden Etappen nach. Ich bin stolz auf mich, wenn ich nach gut 3 Stunden den Pölven Trail gemeistert und nach insgesamt 9 Stunden und 32 Minuten ein erfolgreicher Finisher der Tour de Tirol 2016 bin. Denn hier in Söll ist jeder Sieger!

Der Pölven Trail selbst ist sensationell, atemberaubend, einfach geil. Auf 23 Kilometer und nochmals 1200 Höhenmeter sind kaum Asphaltwege zu laufen. Dafür erfreuen viele Kilometer Singel-Trails im Wald, Schotterwege, Wiesenpfade, anspruchsvolle Aufstiege, teilweise sehr steile, technisch anspruchsvolle Downhills das Herz des Trailfreundes.

Den höchsten Punkt der Strecke bildet das Juffinger Jöchl auf einer Seehöhe von 1181 Meter. Die Firma SPZ Bad Häring macht es möglich, dass heute ein Steinbruch-Sperrgebiet durchlaufen werden darf, was dem Pölven Trail ein zusätzliches Highlight beschwert.

Diese 3-Tages-Veranstaltung in und um Söll wird ein Highlight meines Läuferlebens bleiben. Die Tour de Tirol ist anspruchsvoll, in eine wunderschöne Landschaft gebettet, mit viel Herzblut organisiert.



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Montag, 8. August 2016

07.08.2016: Kainacher Bergmarathon - Laufbericht

Ich bin auf dem Weg in den Ort Kainach bei Voitsberg. Es erwartet mich heute mit dem Kainacher Bergmarathon ein anspruchsvoller Marathon mit Überlänge. Die letztendlich 44,5 Kilometern sind mit 1800 positiven Höhenmetern gespickt. Dazu kommt der Umstand, dass bis auf wenige Asphaltkilometer der Großteil der Strecke auf Wiesenwegen, Single-Trails, Geröllpassagen, Auf- und Abstiegen mit kniehohem Fels gelaufen wird. Der Kainacher Bergmarathon zählt daher mit Recht zu den anspruchsvollsten Rennen in der Steiermark und ist meine bislang größte läuferische Herausforderung.

Bin ich heute dafür bereit? Diese Frage stelle ich mir seit gestern Abend zunehmend. An eine solche läuferische Herausforderung sollte man eigentlich getapert an´s Werk gehen. Tapering bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man vor dem Wettkampf auf effiziente Weise das Training reduziert und entsprechend "ausgeruht" an den Start geht. Aber dieser Wettkampf dient mir lediglich als zusätzlicher Trainingslauf für das nächste Saisonziel, dem 6-Stunden-Lauf in Steyr. Am letzten Wochenende stand ein 33 Kilometer langer Trainingslauf in das Wellenbad Gleisdorf am Programm. Letzten Montag war ich am Golfplatz, Dienstag, Mittwoch und Freitag hatte ich Lauf-Trainingseinheiten. Am Ende des heutigen Laufes werde ich eine Wochensumme von knapp 80 Kilometer gelaufen sein.

Die Abholung der Startunterlagen gestaltet sich unkompliziert. Das "Wettkampfbüro" ist in der Volksschule Kainach einquartiert. Umkleiden und Duschen stehen hier ebenfalls zur Verfügung.

Gemeinsam mit weiteren 87 Einzelläufern stehe ich am Start. Für meine Familie zu Hause habe ich "live tracking" aktiviert. So kann mein Fortschritt wieder in Echtzeit am Smartphone daheim verfolgt werden. Zusätzlich nutze ich heute erstmals eine weitere Funktion meines Garmin 920XT. Ich habe mir gestern den GPX-File der Laufstrecke auf meine Laufuhr geladen. Mit der Navigationsfunktion werde ich heute darauf hingewiesen werden, wenn ich die Stecke verlasse und ich in Begriff bin, mich zu verlaufen.

3, 2, 1, Start. Die ersten rund 1,5 Kilometer führen auf noch halbwegs flacher Asphaltstraße aus dem Ort Kainach. Dann folgt bereits der erste steile Anstieg auf einem Wiesenweg, der von den Regenfällen vor zwei Tagen recht aufgeweicht ist. Laut Streckenprofil wird es bis Kilometer 17 kontinuierlich steigen. Das tut es letztendlich auch ;-). Teilweise finden wir Läufer noch gut laufbare Aufwärtspassagen vor; an manchen steilen Anstiegen geht es nur mehr mit Tippel-Schritten oder gar nur mehr im Gehschritt voran.

Ich laufe mittlerweile 2 Stunden ununterbrochen aufwärts. Über die Roßbachalpe geht es dem höchsten Punkt der Strecke entgegen. Sehr viele Kuhgatter müssen passiert werden. Mancherorts stellt sich Familie Kuhli-Muh einfach in den Weg, um das merkwürdige Treiben der bunten Laufgestalten aus nächster Nähe zu beobachten. Für mich als kleiner Rindvieh-Angsthase ist es eine zusätzliche Herausforderung, mich an den wiederkauenden Vierbeinern vorbei zu schummeln.

"Hier oben" sind wunderbare Single-Trails zu laufen. Durch die teilweise hohen Steinstufen ist dieser Streckenabschnitt technisch besonders anspruchsvoll und bedarf große Aufmerksamkeit, um nicht zu stürzen. Verletzungen wären hier bei einem "Stolperer" vorprogrammiert. Ein wundervoller Ausblick weit über das Tal hinaus entschädigt für die Mühen des Aufstieges.

Nun folgt der steilste Streckenabstieg. In der beinahe Vertikalen geht es über ausgewaschene Pfade mit wieder teils kniehohen Stufen zum Gleinalm-Schutzhaus, wo eine der rund 10 Versorgungsstellen eingerichtet ist.

An den Labestellen werden neben Iso und Wasser auch Cola sowie Bananen und Energie-Riegel angeboten. Zudem findet man gut gelaunte Helfer mit aufmunternden und motivierenden Worten vor. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für die gute Betreuung entlang der Strecke.

Nach einem welligen, etwas steinigen Waldweg wird die sogenannte Lipizzanerweide durchlaufen. Die Halbmarathonmarke erreiche ich nach etwa 2 Stunden und 45 Minuten. Ich habe also für die 21 Kilometer gut eine Stunde länger gebraucht als ich bei einem Halbmarathon auf flacher Asphaltstrecke benötigen würde. Zu diesem Zeitpunkt ist mir bereits klar, dass die anvisierte Endzeit mit 5 Stunden kaum erreichbar sein wird.

Die Strecke fällt jetzt zwar größtenteils, macht sie aber durch unebenen Laufuntergrund nicht einfacher zu laufen. Eher im Gegenteil. Ich habe mich gegen einen Trailschuh entschieden und laufe mit meinen Adidas Sequence Boost. In Querpassagen geben sie meinen Füßen zu wenig Längsführung und die Sohle schützt meine Füße kaum gegen den teilweise spitzsteinigen Untergrund. Dass ich bereits eine riesengroße Blase an einer Zehe des linken Fußes habe, werde ich erst morgen feststellen. Zu sehr lenken die Schmerzen in der vorderen Oberschenkelmuskulatur von allen übrigen kleineren Weh-Wehchen ab.

Denn die Oberschenkelstrecker haben mittlerweile genug vom "Bergab-laufen". Er schmerzt beidbeinig bei jedem Schritt. Aber wie heißt es so schön: Der Schmerz geht, der Stolz bleibt. Und so wird es auch heute sein.

Die "giftigen" Gegenanstiege und schmalen Pfade machen die Strecke weiterhin sehr anspruchsvoll und kosten Zeit. Gegenhänge sind mittlerweile eine gern gesehene Abwechslung und Entspannung für die Muskulatur. Dieser Lauf lehrt, dass aufwärts laufen deutlich angenehmer sein kann als bergab.

Aber gute 4 Kilometer geht es noch nach unten zurück in den Ort Kainach. Der trailige Laufuntergrund ist nach fast 5 Stunden Asphalt gewichen. Ich muss auf diesem Gefällestück zweimal kurz anhalten, um mein Gebein zu lockern.

Im Tal angelangt, labe ich mich an der letzten Verpflegestelle und nehme die abschließende sogenannte "Sadistenschleife" in Angriff. Woher der Name? Man befindet sich eigentlich unmittelbar vor dem Ziel, aber die Strecke führt nochmals weg vom Ortszentrum und macht eine Schleife. Es geht nochmals für ein paar hundert Meter nach oben. Meinen Oberschenkeln freut´s. Aber wo es nach oben geht, geht es in der Regel - speziell wenn es sich um einen Rundkurs handelt - auch wieder nach unten. Diese finalen Meter werden nun wieder auf geschottertem Weg gelaufen und können mir nichts mehr anhaben.

Unter persönlicher Ankündigung durch den Platzsprecher laufe ich nach 5 Stunden und 23 Minuten auf dem 35. Platz von 88 Teilnehmern in das Ziel.

Fazit

Der Kainachder Bergmarathon wird vom TUS Kainach, der Sektion Leichtathletik und Triathlon, organisiert. Das Nenngeld ist mit einem Preis ab 40 Euro bis zu 55 Euro im Fall der Nachnennung für einen Landschaftslauf im höheren Bereich angesiedelt. Dafür erhält man ein Finisher-Shirt aus Funktionsfaser sowie eine Tageseintrittskarte für die Therme Nova in Köflach und weitere Zugaben wie Müsli-Riegel, Getränk, Produktproben etc. Angesichts dieser großzügigen Beigaben und auch Dank der tollen Organisation und Verpflegung vor Ort scheint das Startgeld angemessen.

Die Strecke selbst ist technisch sehr anspruchsvoll und ist bedingt durch die Länge und Höhenmeter eher gut trainierten Läufern vorbehalten. Die Strapazen werden jedoch mit wunderbaren Ausblicken entschädigt. Ich kann den Kainacher Bergmarathon vorbehaltlos weiterempfehlen.


Mittwoch, 8. Juni 2016

05.06.2016: SMB Sommeralm Marathon - Laufbericht

Morgenstund´ hat Gold im Mund, sagt ein Sprichwort! Ich halte es ebenso und sitze schlaftrunken zur Morgenstund´, genau genommen ist es 4:15 Uhr, am Frühstückstisch und habe Gold im Mund. Das Gold der Bienen, auch Honig genannt, auf weißem Brot gestrichen, füllt meine Speicher auf. In gut 3 Stunden fällt der Startschuss des heurigen SMB Sommeralm-Marathons.

SMB Sommeralm Marathon: Streckenführung vom Pöllauertal ins Almenland

Es ist  wieder Race-Day. Der zweite Marathon innerhalb von 4 Wochen, der 4. Marathon insgesamt, will gelaufen werden. Eine von einem bekannten steirischen Ultraläufer namens Hannes Kranixfeld, kurz "Kraxi", ins Leben gerufene Laufveranstaltung startet um 07.30 Uhr in der oststeirischen Ortschaft Winzendorf im Pöllauertal. Von dort führt die Strecke auf die 42,2 km entfernt gelegene Sommeralm. Damit dieser Marathon den ihm verliehenen Titel "Der härteste Marathon der Steiermark" gerecht wird, sind auf der Marathondistanz knapp 1800 Höhenmeter zu bewältigen.

Die Uhr zeigt mittlerweile 05:30 Uhr und sagt mir "Zeit für die Anreise". Meine Familie schäft noch. Heute werden sie mich nicht im Ziel empfangen. Ich muss ohne mein Team zurecht kommen. Mir steht nun eine knappe Stunde Autofahrt bevor.

Die Ausgabe der Startunterlagen, direkt beim Veranstalter "Kraxi" in der Garage seines Zuhauses, gestaltet sich unkompliziert und familiär. Von der ersten Minute an fühlt man sich bei dieser Laufveranstaltung gut aufgehoben, ist von freundlichen und hilfsbereiten Leuten umgeben. Ein prall gefülltes Startpaket darf natürlich auch nicht fehlen; darin findet sich allerlei nützliches, gesundes und informatives Zeugs.

Mein peinlicher Auftritt: Ich freue mich, dass die Startnummer nicht mit Sicherheitsnadeln am Shirt zu befestigen ist. Es sind diesmal zwei doppelseitige Klebestreifen vorhanden. Endlich kein Löcher in das Shirt stechen. Ich versuche die Folie des ersten Klebestreifens zu lösen und ........ frage zur Vorsicht doch einen eben eingetroffenen Mitstreiter. Milde lächelnd rät er mir, den für die Zeitnehmung erforderlichen Transponder nicht von der Startnummer zu lösen. Im Startpaket seien bestimmt Sicherheitsnadeln. Die soll ich für die Befestigung der Startnummer verwenden *hüstel*.

SMB Sommeralm Marathon 2016 - Streckenprofil
Pünktlich um 07:30 Uhr erfolgt der Startschuss und rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus insgesamt 4 Nationen machen sich auf den Weg zur Sommeralm. Ich reihe mich im hinteren Teil des Feldes ein. Ich zolle den knapp 1800 bevorstehenden Höhenmetern Respekt und starte verhalten.

In der Tasche meiner Laufshort machen sich auch Datteln und Salztabletten bei bewölktem Himmel und angenehm kühler Lauftemperatur mit auf den Weg.

Der Sommeralm-Marathon gönnt dem unaufgewärmten Teilnehmer keine flache Startpassage zum Einlaufen. Vom Start weg geht es sofort bergauf. Zwar vorerst nur ein ein paar hundert Meter, gespickt mit lieblichen 40 Höhenmetern und noch nicht allzu steil, aber das ist schon ein Vorgeschmack auf das was noch folgen wird. Auf einem durch die gewittrigen Regenschauer der letzten Tage aufgeweichtem Waldweg geht es nach dem ersten Aufstieg gleich wieder abwärts. Es wird eine Brücke überquert um im Gegenhang auf einem Wiesenpfad wieder Höhenmeter zu gewinnen, bevor es auf flachem Terrain der ersten Labestation entgegen geht. Iso, Wasser sowie viel Freundlichkeit und gute Laune werden hier kredenzt.

Auch in weiterer Folge wird an den mehr als ausreichen vorhandenen und strategisch hervorragend platzierten Labestationen Iso, Wasser aber auch Cola, teilweise Red Bull, Kuchen, Äpfel und Bananen angeboten. Man erkennt an der Handschrift der Organisation, dass hier ein erfahrener Ultraläufer das Drehbuch schreibt. Trotz der später einsetzenden widrigen Witterungsbedingungen erhält man überall ein freundliches Lächeln und aufmunternde Worte.

Weiter geht es; vorwiegend aufwärts. Mal steil, dann steiler, mal moderat, aber durchwegs bergauf. Der Laufuntergrund wechselt zwischen Schotterweg, Waldboden und Asphalt. Nach rund 12 Kilometer schließe ich zu einer 10köpfigen Gruppe auf und laufe die nächsten Kilometer mit ihnen.

Finisherstein Sommeralm Marathon
Ich nutze das Angebot der Verpflegungsstellen trotz des eher kühlen Wetters und trinke regelmäßig 1-2 Becher Wasser, dazu Iso, ab ca. Kilometer 25 mal einen Schluck Cola. Auch ein Stück Kuchen, Apfel oder einen Happen Banane nehme ich gelegentlich zu mir. Zusätzlich verpflege ich mich zu jeder vollen Stunde mit meiner Lieblingsnahrung auf langen Läufen, einer Dattel aus der Hosentasche.

Beim Welsch-Marathon vor 4 Wochen noch von Krämpfen geplagt, verhalten sich heute die Muskeln williger. Vielleicht liegt es an der Wirkung der Salztablette, die ich nach 2 bzw. 3,5 Stunden Laufzeit zu mir nehme.

Mittlerweile laufen wir seit rund 3 Kilometer einen Wald- bzw. Schotterweg in die Tiefe. Bis hinunter zum Talboden wird uns der Weg führen. Nach rund 24 Kilometer Wegzeit haben wir das zum Teil starke Gefälle auf teilweise schwer zu laufendem Weg überwunden und eine weitere Labestelle versorgt uns. Unter Polizeischutz quere ich eine Landesstraße und es folgen einige hundert Meter entlang einer mäßig befahrenen 2-spurigen Straße.

Bald geht es jedoch wieder links weg in eine schmale, ruhige, aber sehr steil nach oben führende Seitenstraße. Ich nehme mir vor, nahezu alle Passagen zu laufen. Aber nach ein paar hundert Meter stelle ich fest, dass ich laufend mit kleinen Tippel-Schritten kaum schneller bin als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in den steilsten Anstiege mit großen Schritten gehen. So schalte auch ich passagenweise in den ressourcenschonenderen Gehschritt.

Die schwarze Wolkendecke, die seit geraumer Zeit in der Ferne auszumachen ist, hat sich nun direkt über uns platziert und es setzt Regen ein. Was tröpfchenweise beginnt endet bald in Starkregen. Dieser soll uns bis zum Ziel erhalten bleiben. Lautes Gedonner und Blitzeinschläge bleiben zum Glück aus. Aber es kühlt am Berg empfindlich ab und bald fröstle ich. Kurz trauere ich meinen ursprünglichen Plan nach, mit meinem Laufrucksack zu laufen, der dann jedenfalls auch eine Regenjacke beinhaltet hätte.

SMB Sommeralm Marathon 2016 *)
Bei rund Kilometer 33 hat das Geländeprofil mit uns ein letztes mal Erbarmen und gönnt 2000 abschüssige Meter. Hier lässt sich in patschnassen Schuhen nochmal ein wenig Fahrt aufnehmen. Zu Beginn des letzten 7 Kilometer langen Schlussanstieges warten wieder zwei tapfere, auch bereits frierende Helfer. Obwohl mir bereits sehr kalt ist nehme ich noch ein wenig Flüssigkeit zu mir.

Es geht auf einem aufgeweichten Waldweg empor. Rinnsale strömen entgegen. Ich bin auf diesem schwer zu laufenden Untergrund wieder in den Gehschritt verfallen und quäle mich den Hügel hoch. Nach ein paar hundert Meter habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf Asphalt geht es noch 6 Kilometer empor. Die Zeit verrinnt auf diesen steilen Passagen. Vor einer Stunde schien mir die 5-Stunden-Marke gewiss, nun heißt es aber kämpfen. Lange hatte ich kein klares Zeitziel. Zu wenig Erfahrung habe ich auf Strecken mit so enorm vielen Höhenmetern. Sub5 soll es nun aber sein. Gehend, laufend, geht es auf steilen Kehren dem Ziel entgegen.

So nah und doch noch 700 Meter fern! *)
Die Stoakogl-Hütte ist in rund 2 Kilometer Entfernung auszumachen. Der Weg verflacht ein wenig und ich kann die meisten Passagen laufen. Mental laufe ich von Straßenpflock zu Straßenpflock. Das macht die Sache einfacher, als ein entfernteres Ziel anzuvisieren. Nun bin ich 20 Meter vor dem Zielbogen. Geschafft? Pustekuchen! Es fehlen auf die Marathon-Distanz noch ca. 700 Meter. Diese wollen auf einer Schleife rund um das Ziel gelaufen werden. So heißt es am Ziel vorbei noch einige Höhenmeter den Berg hoch, um oben nach rechts auf eine sehr weiche, matschige Wiese einzubiegen. Der Boden ist schwammig und kurz verliere ich die Bodenhaftung und ich habe große Mühe einen spektakulären Sturz zu verhindern. Autsch, der lange Ausfallschritt kostet Kraft und Nerven. Aber zum Glück ist nichts passiert und so trennen mich nur noch 200 Meter bergab auf leicht geschottertem und dadurch wieder etwas griffigerem Weg vom Ziel.

90 Sekunden später ist es geschafft. Ich finishe in 4 Stunden, 56 Minuten und 50 Sekunden meinen ersten SMB Sommeralm-Marathon und bin stolz auf mich.

Ich zittere vor Kälte. Meine Finger schaffen es kaum einen Becher zu halten. Aber es wäre nicht der von Kraxi organisierte SMB Sommeralm - Marathon, wenn nicht schon das Shuttleservice bereit stünde, das uns zur ein paar Kilometer entfernten Dusch- und Umkleidemöglichkeit beim Naturparkhotel Bauernhofer bringt.

Hier steht uns frierenden Sportlern nicht nur eine heiße Dusche, sondern auch der Saunabereich zur Verfügung. So sitze ich nach einer ausgiebigen Dusche bald bei 60 Grad im Dampfbad und blicke durch eine große Glasfront auf die wunderschöne Landschaft und plaudere mit weiteren Teilnehmern über unsere Leidenschaft, dem Laufen.

Wieder auf Wohlfühltemperatur werden nun die geleerten Kohlenhydrat- und Trinkspeicher gefüllt. Im Startgeld ist ein 3-gängiges Menü im selbigen Hotel inkludiert.

Nr. 7 ging bei der Verlosung leer aus!
Im Anschluss wird vom Veranstalter Kraxi jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer aufgerufen und mit selbstgemachtem Finisher-Stein, der zu Hause seinen Platz im Garten findet, und Urkunde persönlich beglückwünscht. Für die ersten Drei steht sogar eine Siegertreppe parat.

Nicht genug: Es folgt eine Warenpreisverlosung. Zu gewinnen gibt es unzählige Marathon-Startplätze, Nudelboxen, leckere Geschenkkörbe, gefüllte Taschen des Hauptsponsors SMB, einen Gutschein für Laufschuhe und noch einiges mehr. Es wird beinahe jede Startnummer gezogen und die meisten gehen neben den wunderbaren Eindrücken auch mit einem Warenpreis nach Hause.

Im Anschluss konsumiere ich die letzte inkludierte Leistung der Laufveranstaltung und nehme im Rücktransport-Bus Platz. Mein Auto wartet schließlich beim Start in Winzendorf auf die Heimfahrt. 45 Minuten später sitze ich in meinem Fahrzeug und kündige telefonisch meiner Familie die baldige Rückankunft an.

Fazit: Hervorragend organisierte Veranstaltung von Hannes Kranixfeld und seinem Team, umfangreiches Leistungspaket für vergleichsweise kleines Startgeld, überall freundliche Helferleins, anspruchsvolle aber wunderschöne Strecke.

*) Vielen Dank für die Bereitstellung des Bildmaterials von MSC Roger Bad Blumau

05.06.2016: SMB Sommeralm Marathon - Laufbericht



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