Samstag, 5. Oktober 2019

05.10.2019: Morenic Trail - Laufbericht

Morenic-Trail Streckenführung Andrate - Brosso
Donnerstag Morgen: Das Auto ist voll betankt und mit dem Reisekoffer sowie 3 Boxen Laufutensilien beladen. Unseren Sohn wissen wir die kommenden Tage bei den Großeltern gut versorgt, sodass mich erstmalig meine Frau zu einem Ultralauf begleiten wird.

Das Ziel unseres Kurztrips ist Ivrea, eine Kleinstadt in der Region Piemont, nahe Turin. Von hier aus werde ich Samstag Früh nach Andrate fahren um beim Morenic-Trail an den Start zu gehen.

Der Morenic-Trail ist ein Langstreckenlauf über eine Distanz von 119 Kilometern. Den Namen verdankt der Trail den geologischen Gegebenheiten. Denn vor mehreren hunderttausend Jahren wanderten Gletschermassen durch das Aosta-Tal und hinterließen dabei einen Gürtel aus Gesteinsablagerungen rund um Ivrea. Diese Ablagerungen ähneln in ihrer Form einem Amphitheater. Der Morenic-Trail verläuft halbkreisförmig auf diesem Moränen-Gürtel und trägt daher eben diesen Namen.

Der Start erfolgt in Andrate; das Ziel ist in Brosso, beides kleine Bergdörfer. Das Streckenprofil zeigt, dass auf der 119 km langen Strecke rund 2600 positive Höhenmeter auf die Teilnahmer warten, wobei die ersten 50 Kilometer tendenziell fallen. Auf der zweiten Streckenhälfte gilt es also, die verlorenen Höhenmeter wieder wettzumachen. Am Anspruchsvollsten sind wohl die letzten 20 Kilometer mit rund 1000 Höhenmeter.

Der Morenic-Trail kann alleine, in einem 2er-Team oder in der Staffel gelaufen werden. Maximal 24 Stunden sind Zeit, um den Ultratrail erfolgreich zu finishen. Dafür gibt es 4 Punkte für den Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB). Erreicht man unter 22 Stunden das Ziel, dann gilt der Morenic-Trail als Qualifikationslauf für den Western State Endurance Run (WSER).

Altstadt von Verona
Uns stehen 800 Kilometer Anreise bevor. Ich erwarte mir zwar keine Absolution von Greta Thunberg, aber ich halte es zumindest so, dass die Anreise zu einem Laufevent nicht länger sein darf, als ich für das Finish des Laufes benötige. Dann ist der Lauf für mich quasi co2-neutral. Für einen 10-Sekunden-Sprint zur WM nach Doha zu fliegen, käme also nicht in Frage ;-).

Wir reisen jedoch nicht direkt nach Ivrea, sondern machen erstmal in Verona halt. Bei angenehmen Temperaturen vertreten wir uns die Beine und genießen den Charme der mittelalterlichen Stadt. Bei unserer Sightseeing-Tour bestaunen wir unter anderem die Arena di Verona, den Piazza della Erbe oder auch die Casa di Giulietta.

Nach einer Nächtigung in einem B&B nur wenige Meter abseits der Altstadt und einem schmackhaften Frühstück bummeln wir noch ein wenig durch die Gassen Veronas, bevor wir nach Ivrea weiterreisen.

Auf der Autobahn, deren Benützung uns ab Tarviso bis Ivrea stolze 55 Euro Autobahngebühr kosten wird, fahren wir an Mailand und am Gardasee vorbei. Nach 3 Stunden Autofahrt haben wir Ivrea erreicht und checken im Best Western Hotel Ivrea ein. Unweit des Hotels findet im Canoa Club Ivrea (Kanu-Club) zwischen 17:00 und 19:00 Uhr die Startnummernabholung und ein kurzes Racebriefing statt. Alternativ kann die Startnummer auch am frühen Morgen des Renntages direkt beim Start in Andrate übernommen werden.

Die Abholung des Startpaketes ist unkompliziert, freundlich und familiär. Mein Englisch wird gut verstanden. Kurios nur kurz die Situation, als der freundliche Helfer meinte, ich wäre doch gerade eben schon hier gewesen und hätte meine Startnummer bereits abgeholt. Scheinbar ist heuer ein Doppelgänger mit am Start. Ich werde im Verlauf des Rennens jedoch niemanden ausfindig machen, dem ich eine Ähnlichkeit mit mir attestieren möchte.

Zum Teilnehmerfeld ist zu sagen, dass es mit 137 Einzelstartern sehr überschaubar ist. Das vorwiegend italienische Starterfeld wird durch eine Handvoll Deutsche, Einzelläufer aus Australien, Ungarn, Litauen, Polen, Finnland, Großbritannien, Rumänien, Frankreich und mich aus Österreich ergänzt. Der Morenic-Trail finden dieses Jahr zum 10. Mal statt und bei den vorangegangenen 9 Austragungen standen lediglich 4 mal Vertreter aus Österreich an der Startlinie.

Zurück zum Startpaket: Zwischen 70 und 90 Euro (je nach Anmeldezeitpunkt) kostet der Einzelstart. Die Anmeldung habe ich vor einigen Wochen online durchgeführt. Für Teilnahmen an Laufveranstaltungen in Italien ist die Vorlage eines unterzeichneten Haftungsausschlusses sowie eines Attestes, in dem die erforderliche Gesundheit und Fitness für einen solchen Langstreckenlauf ärztlich bestätigt wird, obligatorisch.

Für sein Startgeld erhält man die Startnummer, Verpflegung entlang der Strecke und im Ziel sowie eine Finisher-Medaille. Dazu gibt es eine Flasche Wein aus der Region und eine Packung Polenta. Ein Gepäcktransport vom Start in Andrate zum Ziel nach Brosso wird ebenso wie ein Bustransfer für die Teilnehmer von Ivrea nach Andrate als auch von Brosso zurück nach Ivrea angeboten.

Wir bummeln noch ein wenig durch die Gassen von Ivrea. Zum Abendessen gönne ich mir eine Pizza und im Hotelzimmer treffe ich letzte Vorkehrungen für den morgigen Start: Die Startnummer wird an das Startnummernband geheftet, die < Pflichtausrüstung (und mehr) > wird im Rucksack verstaut, die Klamotten für den Renntag bereit gelegt.

Das leckere Frühstücksbuffet lasse ich fast unangetastet. Nur eine Tasse Kaffee und ein Toastbrot mit Honig darf es sein. Vom Hotel zum Start sind es rund 20 Minuten Fahrzeit. Während wir die letzten Kehren zum Bergdorf Andrate hochfahren, macht sich doch untypisch große Anspannung bemerkbar. Die fremde Sprache, die bevorstehenden vielen Stunden in der Dunkelheit, das Fragezeichen über meine körperliche Fitness verursachen Unbehagen.

große, kleine, runde, spitze Steine ...
Andrate ist zu klein, um den Startbereich des Morenic-Trail nicht auf Anhieb zu finden. Zumal man nur dem Autokonvoi folgen muss, um zielsicher anzukommen. Für die Fahrzeuge steht ein großer Parkplatz zur Verfügung. Wir sind hier auf knapp 800 Meter Seehöhe. Es hat rund 8 Grad. Mich fröstelt ein wenig und ich ziehe mir einen warmen Hoodie über.

Auf zum Material-Check! Ich wende mich an eine englisch sprechende Mitarbeiterin. Ich weise die Pflicht-Ausrüstungsgegenstände vor und erhalte das "GO", in dem meine Startnummer gescannt wird. Nun bin ich für den Start freigegeben. Meine Frau macht eifrig Fotos, während ich meine Mitstreiter beobachte und wie so häufig feststelle, dass alle anderen Teilnehmer wohl fitter und trainierter sind als ich.

Kurz vor dem Start gibt es noch aktuelle Informationen zum Wetter, zur Streckenführung- und markierung, zum Verhalten auf der Straße etc. in italienischer und englischer Sprache. Und dann sind da noch diese Steine: Runde, glatte, rauhe, spitze Steine, im Durchmesser von 4-5 Zentimeter und mit roter Farbe bemalt, liegen auf einem Haufen da. Ich erfrage, dass man dieses Symbol des Morenic-Trail in seinen Rucksack packen und mit ins Ziel tragen soll. Also ab mit dem Stein in den Rucksack! Wenn schon Morenic-Trail, dann richtig Morenic-Trail! Ob wirklich jeder Teilnehmer einen Stein im Rucksack hat, wage ich anzuzweifeln.

Eine Musiksequenz wird abgespielt und der Countdown auf italienisch heruntergezählt. "ZERO"! Endlich geht es los. Der Morenic-Trail ist gestartet. Das Teilnehmerfeld setzt sich flott in Bewegung. Ich verabschiede mich von meiner Frau, die noch immer Foto um Foto schießt und folge der geteerten Straße aufwärts. Obwohl auf dem ersten Kilometer beinahe 100 Höhenmeter an Steigung vorhanden sind, ist das Tempo hoch. Nach einem guten Kilometer weicht der Asphaltweg einem Single-Trail. Hier entlang des Kammes der Serra d´Ivrea, auf einer der besterhaltensten Moränen Europas, erhalte ich einen Vorgeschmack auf die Streckenbeschaffenheit der kommenden Stunden. Die Pfade des Morenic-Trails sind übersät mit Steinen und Wurzeln.

Morenic-Trail Region Piemont
Eingereiht am Single-Trail kann ich vorerst nicht mein Wohlfühltempo laufen. Ich bin zu sehr auf die Geschwindigkeit der Vorderleute eingeschränkt. Überholen ist schwierig und kräftezehrend. Die Strecke führt leicht bergab, windet sich eng um Bäume, ist verwurzelt und steinig.

Nach rund 4 Kilometer habe ich mich aus dem Pulk befreien können. Es fühlt sich gut an, das eigene Tempo zu laufen. In Gedanken bin ich bei meiner Frau. Ich hoffe, dass sie wieder gut im Hotel angekommen ist. Wir haben vereinbart, uns bei der großen Wechselzone in Mazze bei km 64 zu treffen. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter, steiniger Weg. Die Strecke führt auf der ersten Hälfte großteils bergab. Daher rechne ich insgeheim mit rund 7 Stunden Laufzeit bis zu meinem Eintreffen in Mazze.

Die Aussicht auf den ersten 14 Kilometern beschränkt sich auf steinige Wege und Wald. Es ist kein Wald mit südländischem Flair, es ist Mischwald; Laub- und Nadelbäume wie ich sie von zu Hause kenne. Langweilig, enttäuschend ... Ich habe auf mehr optischen Reizen gehofft.

Ich erreiche die erste Verpflegestelle in Magnano. Ich entscheide mich für ein Gel aus meinem Laufrucksack. Ich fülle meine Wasserflasche auf, verabschiede mich mit einem knappen "Grazie" und mache mich wieder auf den Weg. Dieser führt abermals in den Wald. An der Beschaffenheit der Strecke hat sich nichts geändert. Der Pfad ist nach wie vor sehr steinig. Aber meine Beine kennen diese Art von Geläuf vom Kainacher Bergmarathon, vom 3-Gipfel-Lauf in Wald oder vom Stanzer Trailrun und nehmen die Gegebenheiten stillschweigend hin.

Kastanien am Morenic-Trail
Das erste Higlight ist der Blick auf die malerische Kirche von San Grato, bevor es weiter bergab der Labestelle und zugleich ersten Wechselzone der Staffelläufer zum Lago di Bertignano geht. Damit ist auch das erste mentale Etappenziel erreicht. Wie immer zerpflücke ich ultralange Laufstrecken gedanklich in kleine Happen.

Hier herrscht fröhliches, ausgelassenes italienisches Treiben. Meine Startnummer wird gescannt und im live-timing wird für die ersten 25,3 Kilometer eine Laufzeit von 2 Stunden und 34 Minuten protokolliert. Das bedeutet aktuell Position 44. Ich greife zu Cola, Wasser und einem weiteren Gel.

Die Strecke verläuft nun kupiert. Mal geht es ein paar Höhenmeter hoch, mal wieder bergab. Verwurzelte Waldwege wechseln sich mit steinigen Pfaden ab. Vereinzelte Teilstücke dürfen auf geteerten Straßen oder gepflasterten Wegen gelaufen werden. Den Füßen freut die Abwechslung. Im Mischwald häufen sich Kastanienbäume. So säumen nicht nur runde, flache, grobe, spitze, große, kleine Steine sondern auch stachelige Fruchtbecher und leckere Kastanien den Weg.

Der Morenic-Trail hat den Wald verlassen. Ich werde mit einem großartigen Panoramablick über den Lago di Viverone belohnt. An der Verpflegestelle steht unter anderem Bier bereit. Ich trinke zwei Becher. Erst später erfahre ich, dass es alkoholisches Bier war. Egal. Im späteren Verlauf des Rennens wird auch Weißwein und Prosecco im Angebot der Labestationen sein.

Masino ist erreicht! Das übliche Prozedere: Die Startnummer wird gescannt und im live-tracking werde ich ab sofort an Position 38 geführt. 4 Stunden und 42 Minuten habe ich für die ersten 43 Kilometer benötigt. Die Strecke führt uns durch das liebliche Dorf Maglione. Bellende Hunde stören die Idylle. Das Gekläffe zieht sich nebst den steinigen Wegen wie ein roter Faden über den Morenic-Trail. Hier in der Region Ivrea hat gefühlt jeder Hausbesitzer seinen eigenen Wachhund und alle stürmen warnend bellend und knurrend an die Gartenzäune.

Auf Feld-, Wiesen und Schotterwegen geht es - nach wie vor meist fallend - am "Heiligtum der Madonna di Miralta" vorbei. Die kleine Kirche aus dem 10. Jahrhundert ist das einzige erhaltene Bauwerk der mittelalterlichen Stadt Miralta.

Dora Baltea - Überfahrt mit motorisierten Schlauchbooten
Im Grunde fühle ich mich gut. Lediglich meine rechte Kniekehle vermittelt das Gefühl, nicht ganz rund zu laufen. Ich labe mich regelmäßig an den gut ausgestatteten Verpflegestellen. Neben Cola, Wasser oder Iso wird mancherorts auch Schokolade oder Käse und Weißbrot angeboten.

Auf feinkiesigen Schotterwegen laufe ich am Lago di Maglione und Lago di Moncrivello vorbei. Das mental sehr wichtige Etappenziel, die Verpflege- und Wechselstation in Mazze, kommt immer näher. Ich freue mich schon sehr auf das Treffen mit meiner Frau. Zuvor gilt es jedoch, die Dora Baltea zu queren. Für die Überfahrt stehen motorisierte Schlauchboote bereit. Als ich auf der Homepage über den Schiffstransfer gelesen habe, war ich skeptisch. Heute ist es eine willkommene Abwechslung und es macht großen Spaß. Freundliche Helfer reichen eine Schwimmweste und im Nu hat man den rund 70 Meter breiten Fluss gequert. Das Sitzen im Schlauchboot ist eine Wohltat und gerne hätte ich noch die eine oder andere Überfahrt genossen. Ein steiler Aufstieg wartet, bevor es moderat fallend in das Ortszentrum von Mazze geht.

Ich sehe meinen Schatz! Was für eine Freude und auch gänzlich neue Erfahrung. Meine Frau war noch bei keinem meiner Ultralauf-Teilnahmen an der Strecke. Wieder wird die Startnummer gescannt. 7 Stunden und 32 Minuten bin ich auf den Beinen. Ich habe wieder 3 Plätze gut gemacht und bin an Position 35 gelistet.

Hier in Mazze verbringe ich rund 15 Minuten. Viele Teilnehmer lassen sich hier supporten. Es werden frische Schuhe gereicht, Blessuren mit Vereisungsspray behandelt, Rucksäcke neu befüllt. Da ich mich im Vorfeld nicht darüber informiert habe, ob ein Support zulässig ist, verzichte ich bewusst darauf. Ich riskiere keine Disqualifikation. Die Anwesenheit meiner Frau ist für mich Unterstützung genug. Ich labe mich ausgiebig und schildere meinem Schatz die Eindrücke der ersten Streckenhälfte. Ich stelle mich auf den anspruchsvolleren zweiten Teil des Morenic-Trail ein. Wir vereinbaren, uns erst wieder im Ziel in Brosso zu sehen. Ich verspreche, mich zu beeilen, damit es nicht zu spät wird. Es fällt mir schwer, meine Frau hier allein zurück zu lassen und weiterzulaufen.

Steine auch im Schein der Stirnlampe
Ein steiler Aufstieg zum Castellazzo di Caluso stimmt mich auf die weiteren Kilometer ein. Immerhin fehlen noch knapp 2000 Höhenmeter auf das angegebene Soll. Völlig überraschend wartet meine Frau am Anstieg zur Kirche Santo Stefano auf mich. Wie schön! Wir wechseln ein paar Worte, ich posiere für Fotos und steige weiter aufwärts. Einige Höhenmeter später erwartet mich eine Verpflegestation mit warmen Speisen. Aber ich verzichte auf Pasta und Co. Ich stehe während eines Wettkampfes für keine Verpflegungs-Experimente zur Verfügung, so lecker die Pasta mit Parmesan auch schmecken mag. Dazu ein Glas Wein? Verlockend, aber nicht jetzt. Der Scan meiner Startnummer zeigt, dass mittlerweile 9 Stunden und 17 Minuten seit dem Start um 9 Uhr morgens vergangen sind. Bedingt durch den langen Stop in Mazze habe ich ein paar Positionen verloren und liege nun an 42. Stelle.

Ich motiviere mich damit, nur mehr einen Marathon vor mir zu haben. Schon merkwürdig, mit welch abstrusen Gedanken der Geist positiv gestimmt werden kann. Anfangs sorgte ich mich der Nachtstunden wegen. Jetzt bin ich froh, bald in der Dunkelheit den ungetrübten Blick auf den mittlerweile verhassten Wald und die steinigen Wege zu verlieren. Meine obere Wade bzw. die Kniekehle schmerzen zunehmend.

Die Dämmerung weicht recht schnell der Dunkelheit. Um 19:15 Uhr nehme ich die Stirnlampe in Betrieb. Der Weg findet sich durch die reflektierenden Markierungsbänder wie von selbst. Es ist um mich herum sehr ruhig. Lediglich Hundegebell aus einer tiefer liegenden Ortschaft nehme ich wahr.

Steil nach oben führende Streckenabschnitte werden häufiger. Single-Trails wechseln sich weiterhin mit Waldwegen, gepflasterte Straßen durch kleine Ortschaften ab. Die Schmerzen in der Wade und Kniekehle werden vehementer. Ich telefoniere mit meiner Frau und deute an, wohl aufgeben zu müssen. Aber vorerst bleibe ich am Trail. Bis zur Ortschaft Vialfré habe ich wieder 3 Positionen gut gemacht.

Ich laufe durch spärlich beleuchtete Gassen der Ortschaft Torre Canavese. An der Verpflegestelle wird mir ein Hot Dog angeboten. Ich lehne dankend ab und lasse mir eines meiner letzten Gels schmecken. So lecker eine Wurst auch wäre, sie würde nur eine unnötige Belastung für den Verdauungsapparat darstellen. Fakten: 92,5 Kilometer / 12 Stunden und 10 Minuten / Pos. 37

Ich nähere mich der Wechselzone/Verpflegestelle Ponte Preti bei Kilometer 100. Die spektakuläre Brücke über den Fluss Chiusella leuchtet im Fackelschein und bietet einen wunderschönen Anblick.

Die letzte Etappe beginnt mit einem sehr steilen Anstieg. Stufe um Stufe geht es beinahe vertikal empor. Aber das stört mich nicht. Kraft ist vorhanden. Und bergauf sind die Schmerzen in der Wade und Kniekehle deutlich leichter zu ertragen als auf fallenden Streckenabschnitten. Es geht entlang der Chiusella-Moräne weiter aufwärts. Ich überhole zwei Teilnehmer. Meine Trailrunning-Stöcke leisten in Anstiegen wie immer wertvolle Dienste. Der Trail führt über das Nonani-Plateau und an den beiden kleineren Seen Lago di Alice und Lago di Meugliano vorbei. All das nehme ich in der Dunkelheit jedoch nicht wahr. Der Lichtkegel meiner Stirnlampe ist auf den Trail unmittelbar vor mir gerichtet.

8 Kilometer vor dem Ziel passiere ich die letzte Verpflegestation. Ich esse ein paar Stück Schnitten und trinke reichlich Cola. Ich gebe meiner Frau Bescheid, dass ich in rund zwei Stunden in Brosso sein werde. 8 Kilometer = 2 Stunden! Es ist frustrierend, aber schneller kann ich mich nicht mehr fortbewegen. Es ist eher ein humpeln als ein hiken oder laufen. Aber ich bin felsenfest überzeugt, auch diesen Lauf wieder erfolgreich zu Ende zu bringen. Zwei Tage später wird mir ärztlich bestätigt werden, dass für die Schmerzen ein Muskelfaserriss in der Wadenmuskulatur und eine ausgeprägte Bakerzyste verantwortlich waren und ein Abbruch des Laufes keine unkluge Entscheidung gewesen wäre.

Finisher-Medaille
Es ist halb drei Uhr am Morgen und Brosso ist in Sichtweite! Die Streckenführung verläuft jedoch nicht direkt in das Dorfzentrum, wo Moderation und Musik bereits zu hören sind, sondern führt umwegig über eine feuchte Wiese und über eine Treppe, bevor man wieder auf asphaltierter Straße angekommen ist. Etwa 300 Meter vor dem Ziel steht ein Topf mit roter Farbe. Ich bemale mir intuitiv damit die Wangen und hinke der Ziellinie entgegen.

Nach 17 Stunden und 47 Minuten habe ich es geschafft. Ich habe den Morenic-Trail erfolgreich zu Ende gebracht und zugleich die Qualifikation für die WSER-Lotterie in der Tasche. Ich werde sehr herzlich in Brosso willkommen geheißen. Es wird mir die aus Ton gefertigte Finisher-Medaille um den Hals gehängt und ein Ziel-Foto gemacht. Dann gibt´s noch Gutscheine für Bier und Pasta.

"Ewige Bestenliste" Morenic-Trail
Platziert habe ich mich an 40. Stelle von 137 gestarteten Teilnehmern. 40 Starter haben es leider nicht bis ins Ziel nach Brosso geschafft. In meiner Altersklasse belege ich den für mich sehr zufriedenstellenden 5. Rang. Auch kann ich mich daran erfreuen, zumindest für ein Jahr die "Ewige Bestenliste" der österreichischen Teilnehmer beim Morenic-Trail anzuführen. Noch nie war ein Teilnehmer aus Österreich am Morenic-Trail schneller im Ziel als ich im heurigen Jahr.

Ich trinke das Bier; Hunger habe ich keinen. Ich bekomme Schüttelfrost, kann kaum noch gehen. Mein Schatz fährt uns zurück ins Hotel. Am nächsten Tag geht es nach Hause. Ein paar Tage später wird der Veranstalter sehr viele wunderbare Fotos kostenlos zur Verfügung stellen.



Morenic-Trail Finisher 2019
Fazit: Während des Rennens war ich ob der vermeintlich seltenen landschaftlichen Highlights enttäuscht. Negativ beeinflusst vermutlich auch von der Tatsache, dass gerade zu Beginn des Laufes die Strecke viele Stunden durch dichten Wald führte. Die Schmerzen waren gegen Ende des Rennens sehr groß, sodass ein vorzeitiges Beenden des Laufes eine vernünftige Entscheidung gewesen wäre. Aber es ist nicht mein Naturell, einen Lauf aufzugeben. Zu stolz bin ich auf meine Null-Prozent-DNF-Quote.

Zwei Tage nach dem Lauf wurde ich in der ärztlichen Ambulanz vorstellig, da Wade und Kniekehle deutliche Schwellungen aufgewiesen haben. Wie bereits im Bericht erwähnt, sind ein Muskelfaserriss und eine ausgeprägte Bakerzyste diagnostiziert worden. Die Schwellung ist mittlerweile abgeheilt und die Belastbarkeit des Beins nimmt täglich zu.

Je distanzierter ich auf den Morenic-Trail zurück blicke, umso positiver stehe ich dem Lauferlebnis in der Region Piemont gegenüber. Die vielen Fotos zeigen doch eine erhebliche Zahl an landschaftlichen Reizen auf, die auch nach und nach in Erinnerung kehren. Die Querung der Dora Baltea war ein zusätzliches Erlebnis. Letztendlich bin ich froh, in Andrate beim Morenic-Trail am Start gestanden zu sein.

Das Organisationsteam rund um den Morenic-Trail muss lobend erwähnt werden. Für vergleichbar sehr geringes Startgeld wird hier eine lückenlose Streckenmarkierung, gut positionierte und ausgestattete Versorgungsstellen, überaus freundliche Helfer, viele kostenlose Fotos, eine spektakuläre Flussquerung, eine schöne Medaille und vieles mehr geboten.

05.10.2019: Morenic Trail - Laufbericht


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Samstag, 21. September 2019

21.09.2019: Stanzer Trailrun - Laufbericht

Stanzer Trailrun 2019
Während ich zum Gipfelkreuz des Hochschlag empor steige, denke ich an das Jahr 2017 zurück: Vor zwei Jahren kroch ich hier beinahe auf allen Vieren den teils sehr steilen Pfad hoch, musste Erholungspausen einlegen, um es überhaupt auf den Gipfel zu schaffen. Fernsicht? Fehlanzeige! Es war nebelig trüb. Die Tage zuvor hatte es stark geregnet. Entsprechend teils knöcheltief matschig waren die Wege. Meine Zielzeit verfehlte ich klar. Knapp 6 Stunden benötigte ich für die 48 Kilometer lange Strecke mit 1900 Höhenmeter.

Heute ist vieles anders. Obwohl meine Beine diese Woche bereits 60 Trainingskilometer gelaufen sind, erklimme ich fast mühelos die vielen Anstiege. Meine Vorgabe, nach Körpergefühl und nicht nach Zeit zu laufen, lässt den diesjährigen Stanzer Trailrun zu einem wunderbaren Erlebnis werden.

Aber von vorne: Stanz im Mürztal ist bereits zum 10. Mal Schauplatz des sogenannten Stanzer Trailrun. Die sehr anspruchsvolle Strecke weist auf 49 Kilometer Distanz 1900 positive Höhenmeter auf. Der überwiegende Teil der Strecke führt auf Singlepfaden durch den Wald und über Almwiesen, über verwurzelte Rinnen oder Schotterwege und Forststraßen. Wer sich die fordernde Marathondistanz nicht zutraut, hat alternativ die Kurzdistanz (immerhin auch 19 Kilometer Distanz und 900 Höhenmeter) zur Auswahl bzw. kann der Stanzer Trailrun auch als Mitglied einer 3er-Staffel in Angriff nehmen.

Der Start- und Zielbereich befindet sich direkt im Ort Stanz unmittelbar vor der Sport- und Kulturhalle. Hier stehen auch Umkleiden und Duschen bereit. Für Speis und Trank ist ebenfalls bestens gesorgt.

Die Anreise aus dem Süden von Graz dauert keine Stunde. Auch die Abholung der Startunterlagen ist unkompliziert und rasch erledigt. Was sofort auffällt? Freundlich und hilfsbereit sind hier alle, und diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Der Läufer steht hier im Mittelpunkt! Für ein Nenngeld von 40 Euro gibt es ein optisch sehr ansprechendes Funktionsshirt, einen Essensbon sowie die Verpflegung an rund 10 Labestellen entlang der Strecke. Im Ziel steht zudem ein Kuchenbuffet zum Auffüllen der Kohlenhydratspeicher bereit. Die Zeitmessung erfolgt beim Stanzer Trailrun manuell.

Auf die Strecke möchte ich heute nicht nochmals näher eingehen. Dazu darf ich auf meinen Laufbericht aus dem Jahr 2017 verweisen, wo ich die 3 Teilstücke des Stanzer Trailrun recht detailliert beschrieben habe: < Stanzer Trailrun - Laufbericht 2017 >

Soviel sei jedoch gesagt: Die Streckenmarkierung ist im heurigen Jahr lückenlos und lässt kein Verlaufen zu. Die Verpflegestellen sind in ausreichender Anzahl vorhanden, gut positioniert und mit Iso, Wasser, Riegel, Obst etc. ausgestattet.

Stanzer Trailrun - Hochschlag Gipfelkreuz
Ich laufe den Stanzer Trailrun als lockeren, langen Dauerlauf, wähle von Beginn weg das Tempo nach Körpergefühl und habe bei spätsommerlichem Wetter eine tolle Lauferfahrung. Letztendlich benötige ich für die 49 Kilometer lange Strecke 5 Stunden, 29 Minuten und 26 Sekunden. Damit platziere ich mich auf dem 12. Platz meiner Altersklasse.


Fazit

Der Stanzer Trailrun ist anspruchsvoll und eher gut trainierten Ausdauersportlern vorbehalten. Spielt das Wetter mit, lädt die Landschaft zum Genießen ein. Die Organisation lässt keine Schwächen erkennen. Die zahlreichen Helfer sind stehts gut gelaunt, hilfsbereit und motivierend. Die Strecke ist unmissverständlich beschildert, die Labestellen sind ausreichend bestückt. Ich kann den Stanzer Trailrun vorbehaltlos empfehlen.


21.09.2019: Stanzer Trailrun - Laufbericht


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Freitag, 20. September 2019

Morenic Trail: Pflichtausrüstung

Folgende Pflichtausrüstung ist für die Teilnahme am Morenic Trail (2019) vorgeschrieben:
  • Mobiltelefon mit eingespeicherter Nummer der Organisation
  • faltbarer Becher
  • Flüssigkeitsvorrat von zumindest 1/2 Liter
  • Stirnlampe mit Ersatzakku
  • Überlebensdecke (Aludecke)
  • Klebeverband (Tape) mind. 80 x 3 cm
  • Pfeife
  • Roadbook
  • Winddichte Jacke
Zusätzlich wird empfohlen:
  • GPS-System mit Track
  • Nahrungsreserve
  • lange Hose
  • warme Bekleidungsschicht
  • Reservelampe
Wenn Trailrunning-Stöcke benutzt werden, so müssen diese vom Start bis ins Ziel mitgetragen werden.

Die Möglichkeit, ein Dropbag auf der Strecke zu deponieren, gibt es nicht. Ein Gepäcktransport vom Start in Andrate zum Ziel nach Brosso wird angeboten.



Morenic Trail - Packliste
AM KÖRPER

Trailrunningschuh hoka one one speedgoat 3
CEP Compressionsstrümpfe
Funktionsunterhose
Raidlight Trailrunning Short
Funktionsshirt kurz oder lang (witterungsabhängig)
Raidlight Cap
Uvex Sonnenbrille
Raidlight Multifunktionstuch
Garmin Forerunner 935 mit GPX-Track
Startnummernband







IN DER LAUFWESTE (Ultimate Direction Mountain Vest 4.0)

2 Soft-Flask (je 500 ml) gefüllt mit Wasser
faltbarer Becher
8 Gels
8 Isostar Energieriegel Schoko
Salztabletten
Müllsack
Stirnlampe Petzl Nao+ mit Ersatzakku (im Sonnenbrillen-Etui)
Dynafit Trailrunning-Stöcke
Smartphone mit eingespeicherter Nummer der Organisation
Erste-Hilfe-Set bestehend aus Überlebensdecke Alu, Klebeverband (elastische Mullbinde und Tape), Pflaster, Schere, Taschentücher, Schmerztablette *)
Pfeife
Roadbook-Ausdruck
etwas Geld (20 Euro)
Powerbank, Ladekabel Forerunner, Ladekabel Smartphone
Dynafit Regenjacke mit Kapuze
Bonatti Regenhose
Dynafit mid-layer mit Kapuze
Ersatz-Schlauchschal
dünne Handschuhe


Morenic Trail - Pflichtausrüstung
TIPPS:

Meine Utensilien verpacke ich wasserdicht in Druckverschlussbeutel. So sind sie nicht nur von äußeren Witterungseinflüssen gut geschützt sondern auch sehr platzsparend und geordnet untergebracht.

*) Eine Schmerztablette habe ich auf ultralangen Laufstrecken immer im Rucksack. Bis dato hatte ich zum Glück noch keinen Grund, die Tablette zu schlucken. Aber sollte ich tatsächlich einmal eine akute Verletzung erleiden und unter Umständen ein oder zwei Stunden auf ärztliche Hilfe warten müssen, dann werde ich froh sein, eine Schmerztablette im Rucksack zu haben.





PACK-CHECKLISTE:

Was sonst noch mit nach Andrate kommen muss:

alternativer Trailrunningschuh INOV8 trailtalon 290
Druckverschlussbeutel
alternative Bekleidungsstücke
geruchsdichter Beutel für den Rücktransport der verschwitzten Kleidung


WAS MUSS FÜR BROSSO (ZIEL) IM KOFFERRAUM SEIN:

Lange Hose
Langarmshirt
Hoodie
Haube
Brille

Morenic Trail: Pflichtausrüstung


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Donnerstag, 12. September 2019

Morenic Trail: Renntaktik, Plan A (A+, B und C), Zeittabelle

Nach wochenlanger Verletzungspause im Frühjahr dieses Jahres habe ich mich nun doch recht kurzfristig dazu entschlossen, beim Morenic Trail über 119 Kilometer an den Start zu gehen. Der umfangschwachen Vorbereitung geschuldet tue ich mir besonders schwer, eine mögliche Zielzeit abzuschätzen.

Gänzlich planlos zu sein, bereitet mir jedoch Unbehagen. Daher mache ich mir im Vorfeld einige Gedanken um Zwischenzeiten und mögliche Endzeiten. Dass die Zwischenzeiten am Tag X auf Grund vieler Faktoren (vorherrschendes Wetter, Streckenbeschaffenheit, Tagesform etc.) deutlich abweichen können, ist mir bewusst. Trotzdem möchte ich mir Zwischenziele stecken und strukturiert an den Morenic Trail herangehen.

Dem Streckenprofil zu Folge sind auf 119 Kilometer Distanz lediglich 2500 positive Höhenmeter zu überwinden. Auf der ersten Streckenhälfte geht es häufig moderat abwärts. Dafür scheinen die letzten 20 Kilometer des Morenic Trail mit 800 positiven Höhenmetern recht anspruchsvoll zu sein.

An den Verpflegestellen werde ich mir nicht mehr als die unbedingt erforderliche Zeit für die Labe und das Auffüllen der Flüssigkeitsreserven gönnen. Die cut/off-Zeiten sollten kein Problem darstellen.

Morenic Trail - Zeittabelle 

Auf dieser Tabelle habe ich mögliche Zwischenzeiten bei den "aid stations" eingetragen. Mir ist natürlich bewusst, dass im Renngeschehen die Zeitdifferenzen nicht linear entstehen. Sehr vieles wird davon abhängen, wie die Tagesform ist bzw. wie weit bzw. wie schnell mich meine nicht optimal vorbereiteten Beine speziell auf der zweiten Streckenhälfte tragen werden. Von daher ist die Zeittabelle natürlich mit Vorsicht zu interpretieren. Aber mir ist sie ein Hilfsmittel und Motivation zur Zielerreichung. Wie realistisch die Durchgangszeiten errechnet sind, wird der Tag des Rennens zeigen.

Plan A sieht eine Zielzeit von 16 Stunden vor und bemisst sich an meiner letztjährigen Teilnahme am mozart100 im Salzburgerland. Auf 103 km waren rund 4000 Höhenmeter zu bewältigen und ich finishte in knapp 15 Stunden und 30 Minuten. Entsprechend der Faustformel, dass sich 1000 Höhenmeter zeitlich wie 10 Kilometer flache Strecke zu Buche schlagen, scheint Plan A - eine gute Tagesverfassung vorausgesetzt - machbar, wenn sich Gehpausen in Grenzen halten lassen.

Plan B inkludiert die eine oder andere (unerwartete) Verzögerung (Gehpause), vornehmlich auf der zweiten Streckenhälfte. Zudem sind die letzten Stunden in Dunkelheit zu laufen, woraus ebenfalls Zeiteinbußen resultieren können. Plan B geht von 18 Stunden Laufzeit aus. Ich sollte mir eingestehen, dass Plan B meinen Trainingsvoraussetzungen entspricht und mich auf eine lange Nacht einstellen.

Plan C ist das Mindesterfordernis und sieht nicht nur das Finish innerhalb der cut/off-Zeiten vor, sondern innerhalb von 22 Stunden. Denn diese zeitliche Schallmauer gilt es zu knacken, damit der Morenic Trail als Qualifikationslauf zur WSER-Lotterie herangezogen werden kann, wenngleich der Veranstalter dem Teilnehmer 24 Stunden für ein erfolgreiches Finish zugesteht.

Plan A+ lässt mich unter 16 Stunden finishen. Ich halte dieses Zeitziel für nicht sehr realistisch. Aber es hätte den Vorteil, rascher bei meiner Frau im Ziel zu sein, früher ein leckeres Abendessen genießen zu können, ausgeschlafener am nächsten Tag die Heimreise antreten zu können ...

Morenic Trail: Renntaktik, Plan A (A+, B und C), Zeittabelle


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Samstag, 17. August 2019

17.08.2019: 3-Gipfel-Lauf in Wald am Schoberpaß - Laufbericht

Das heutige Objekt der sportlichen Begierde ist die Finishermedaille beim 3-Gipfel-Lauf in Wald am Schoberpaß. Die Eckdaten klingen anspruchsvoll: 25 km Distanz, 1500 Höhenmeter.

3-Gipfel-Lauf Wald am Schoberpaß
Wald am Schoberpaß ist eine Gemeinde mit etwa 550 Einwohner und liegt im nördlichen Teil der Steiermark rund 40 km westlich der Bezirkshauptstadt Leoben.

Über die A9 ist Wald vom Grazer Süden komfortabel in 75 Minuten erreichbar. Da der "Wilde Berg" in Mautern auf der Strecke liegt, sitzt meine Familie mit im Auto und wird den Tag bei Braunbär, Wolf & Co verbringen und auf der Sommerrodelbahn und im Abenteuerpark viel Spaß haben.

Bei der Ankunft in Wald sind Parkplätze unmissverständlich gekennzeichnet und stehen ausreichend zur Verfügung. Der erste Weg führt mich zum Areal der Freiwilligen Feuerwehr Wald am Schoberpaß, wo laut Ausschreibung der Start-/Zielbereich eingerichtet ist. Hier steht ein Festzelt, die Moderatoren- und Musikbühne, eine Schirmbar, ein mobiler Toilettenwagen, Tische und Bänke für die Teilnehmer bereit. Die Abholung der Startunterlagen ist rasch erledigt. Für 50 Euro Nenngeld erhält man neben der Startnummer und der Verpflegung entlang der Strecke ein in grün gehaltenes 3-Gipfel-Lauf-Shirt, einen Essens-Bon sowie Produktproben und Werbepapier.

Tolles Panorama beim 3-Gipfel-Lauf
Die Zeitnehmung erfolgt über HTT-timing. Die Chipmiete beträgt 3 Euro; weitere 5 Euro sind an Kaution zu hinterlegen.

Der 3-Gipfel-Lauf kann auch in der Staffel gelaufen werden. In diesem Fall teilen sich 3 Läufer die Strecke. Zudem wird der Schoberspring angeboten, ein Berglauf mit 8 Kilometer Länge und 1050 Meter an Steigung. Die Nordic Walker kommen beim 6 km langen "Sennerin-Bewerb" oder beim 8 km langen "Alm-Öhi-Wettkampf" auf ihre Kosten. Auch die Kinder- und Jugendläufe fehlen nicht.

Ich habe genügend Zeit bis zum Start um 10:30 Uhr und gehe nochmal zum geparkten Auto und tätige die letzten Handgriffe: Startnummer und Zeitchip auf das Startnummernband montieren, Kappe und Sonnenbrille auf den Kopf, Laufweste mit 5 Gels befüllen, Laufschuhe schnüren ... Softflasks erspare ich mir in Erwartung, entlang der Strecke genügend Labestellen mit Wasser aufzufinden.

Aktuell sind die Temperaturen recht kühl, doch der Wetterfrosch verspricht einen warmen, sonnigen Tag. Ich laufe mich einige Minuten warm, während um 10:15 Uhr die Nordic Walker ihre Bewerbe starten.

Endlich erfolgt auch für mich der Start. Das Starterfeld setzt sich sehr zügig in Bewegung. Flach geht es aus dem Ort Wald Richtung Westen. Dass die erste Steigung nicht lange auf sich warten wird, ist mir bewusst. Denn laut Streckenprofil lauern die gesamten 1600 Höhenmeter auf den ersten 13 Kilometern.

Auf breiten Schotterwegen geht es mal moderat, mal steiler aufwärts. Nach rund 5 Kilometer ist der erste beschwerliche Anstieg auf ausgewaschenen Singlepfaden zu bewältigen. Eingeholte Nordic Walker gehen sportlich fair zur Seite.

Ich bin auf der Schwarzbeeralm angelangt. Hier findet der erste Staffel-Wechsel statt und eine Labestation ist eingerichtet. Höhenmeter um Höhenmeter geht es weiter aufwärts. Ich gehe ein Stück. Ich muss mit der Energie haushalten.

3-Gipfel-Lauf Gipfelkreuz
Das Gipfelkreuz des Großen Schober ist aus der Ferne zu sehen und einige Zeit später auf rund 1900 Meter Seehöhe auch erreicht. Nun warten 4 Kilometer atemberaubender Traillauf entlang des Kammes. Entschädigt werden die Strapazen durch tolle Fernsichten in das Palten- und Liesingtal. Auf anspruchsvollem Untergrund geht es über den Leckensattel, Silberling und Leistenhorn zum Himmeleck auf über 2000 Meter Seehöhe. Ein frischer Wind sorgt für spürbare Abkühlung und erreicht phasenweise stark böiges Ausmaß, sodass mir kurzfristig meine Laufkappe abhanden kommt.

Der Abstieg vom Himmeleck ist technisch ungemein anspruchsvoll und kräftezehrend. Zu gerne hätte ich meine Trailrunnung-Stöcke zur Hand.

Auf zum Teil steilen Forststraßen und Trails geht es der zweiten Wechselzone beim ehem. GH Jansenberger entgegen.

Der Liesinggraben scheint nicht enden zu wollen. Obwohl die Strecke nun moderat fallend gut zu laufen ist, bin ich kraftlos. Kurz vor der Liesingkapelle plagt mich zudem ein hartnäckiger Krampf im hinteren Oberschenkel. Nach schmerzhaften Minuten kann ich endlich weitertraben. Der Ortsteil Unterwald ist erreicht. Ich erfrische mich mit einem Becher Wasser und begebe mich auf den letzten Streckenabschnitt. Wenig später bin ich im Ort Wald angekommen und quere nach 3 Stunden und 40 Minuten die Ziellinie.

3-Gipfel-Lauf Finisher-Medaille
Über meine Zielzeit bin ich enttäuscht. Ich habe speziell den Trail entlang des Kammes deutlich unterschätzt und so meine geplante Zeit letztendlich um 30 Minuten verpasst.

Nach einer erholsamen Dusche gönne ich mir im Festzeltbereich ein Bier und eine Bratwurst. Dann mache ich mich auf den Weg nach Mautern, um mich mit meiner Familie zu treffen.

Fazit: Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Nicht nur die Höhenmeter, auch der teils schwer laufbare Untergrund kosten Kraft. Entschädigt wird der Teilnehmer - sonniges Wetter vorausgesetzt - mit toller Fernsicht. An der Organisation gibt es nichts zu bemängeln. Die Labestationen sind gut positioniert und ausreichend ausgestattet. Die Streckenmarkierung ist tadellos. Der Start-/Zielbereich lädt zum Verweilen ein.

17.08.2019: 3-Gipfel-Lauf in Wald am Schoberpaß - Laufbericht


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Sonntag, 4. August 2019

04.08.2019: Kainacher Bergmarathon mit steirischen und österreichischen Meisterschaften - Laufbericht

Bergmarathon Kainach bei Voitsberg
Zum 4. Mal stehe ich heute am Start des Kainacher Bergmarathon. Dass die Strecke sowohl wegen der Distanz als auch wegen des hohen Trailanteils zu meinen Favoriten zählt, ist kein Geheimnis. Eigentlich fehlen mir viele, viele Kilometer und Höhenmeter an Vorbereitung. Aber da Kainach bei Voitsberg Schauplatz der heurigen steirischen und österreichischen Meisterschaften im Bergmarathon ist, habe ich mich trotz Trainingsrückstand zur Teilnahme entschlossen.

Um bei diesen Meisterschaften an den Start gehen zu können, muss man durch den Verein genannt und die ÖLV-Lizenz gelöst werden. Ein großes Danke gilt an dieser Stelle meinem Laufklub, dem MT-Hausmannstätten. Streng genommen bin ich bei den steirischen Meisterschaften Titelverteidiger in der AK45. Aber beim Studium der Nennliste wird schnell klar, dass einige richtig schnelle Athleten in meine AK nachgerückt sind und heute die Trauben sehr hoch hängen. Realistisch betrachtet ist im optimalen Fall der Gewinn der Bronzemedaille bei den steirischen Meisterschaften möglich; bei den österreichischen Meisterschaften ist eine Medaille außer Reichweite..

Die Abholung der Startunterlagen findet in wie alljährlich im Turnsaal der Volksschule Kainach statt. Der Dusch- und Umkleidebereich wird offensichtlich gerade umgebaut und ist gesperrt. Daher ist eine Umkleide im Freibereich eingerichtet und für die Körperpflege steht ein Dusch-Container bereit.

Im Startpaket ist ein Bergmarathon-Laufshirt, lesenswertes Informationsmaterial über die Lipizzanerheimat, eine ermäßigte Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach, eine Flasche Wasser sowie eine gelbe Sonnenbrille eines Sponsors enthalten. Bei frühzeitiger Anmeldung kostet die Teilnahme am Kainacher Bergmarathon 40 Euro. Wir Meisterschaftsstarter haben generell 50 Euro zu bezahlen. Laut Ausschreibung inklusive einem Starter- und Finisherpaket. Letztendlich bekommen wir das selbe Startpaket wie alle übrigen Starter und ein Finisherpaket gibt´s sowieso nicht. Die Zeitnehmung erfolgt mittels Chip von hightech timing. Dafür sind 3 Euro Chip-Miete zu berappen und 10 Euro Kaution zu hinterlegen.

Kainach bei Voitsberg Steinbruch
Ich laufe mich heute rund 10 Minuten warm und nehme kurz vor 09.00 Uhr gemeinsam mit weiteren rund 170 Startern der Bergmarathon-Distanz Aufstellung. Auch der Bergsprint, die Staffel oder der Nordic Walking - Bewerb sind gut gebucht. Der Himmel ist bewölkt und die Temperaturen sind angenehm kühl. Wie immer auf längeren Distanzen trage ich meine Salomon-Weste, die ich mit 4 Gels, ein paar Salztabletten und meinem Smartphone befüllt habe.

Der Begrüßung durch den Moderator folgt der priesterliche Segen durch den ortsansässigen Pfarrer.

Der Start erfolgt! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden noch sehr moderat steigend aus dem Ort Kainach. Aber auch die ersten steileren Anstiege lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst geht es auf einem Wiesenpfad, später auf Wald- und Schotterwegen kontinuierlich empor.

Nach knapp 6 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Ich schlucke das erste Gel und spüle mit zwei Becher Wasser nach.

Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Muss es auch, denn auf den ersten 17 Kilometern sind zwei Drittel aller Höhenmeter zu erklimmen. Nach wie vor ist es meist bewölkt und ich fühle mich recht gut. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer mit rund 800 Höhenmeter 1 Stunde und 17 Minuten.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. Gut 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden wieder mit Wasser und einem Gel aufgefüllt. Unermüdlich geht es dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Nach dem steilen Aufstieg zum Roßbachkogel folgen nun auf rund 1700 Meter Seehöhe sehr technische Kilometer. Auch beim Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus sind die Schritte mit Bedacht zu setzen. Ich laufe diesen Abschnitt bewusst sehr kontrolliert.

Über einen stark verwurzelten und mit Steinen übersäten Waldweg führt die Strecke nun auf die sogenannte Lipizzanerweide. Die Strecke fällt nun leicht und der Weg ist gut zu belaufen. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 37 Minuten erreicht.

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet, bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht. Moderat fallende Wald- und Schotterwege wechseln sich nun mit steilen Gegenanstiegen ab. Bergauf verfalle ich zunehmend in den Gehschritt. Ich habe Kilometer 35 erreicht und die Kräfte schwinden. Auch die Wadenmuskulatur kündigt baldige Krämpfe an.

Bergmarathon Kainach Finishermedaille
Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach und somit dem Ziel entgegen. Vor zwei Jahren konnte ich auf diesem Abschnitt noch gut Tempo machen. Heute habe ich mein Leistungsvermögen ausgeschöpft. Alle paar hundert Meter muss ich anhalten, um die Waden zu dehnen. War bis vor wenigen Kilometern noch eine Zeit von rund 5 Stunden realistisch, verliere ich nun Minute um Minute. Auch die vorderen Oberschenkelmuskel klagen ihr Leid. Kilometerlanges abschüssiges Laufen sind sie nicht mehr gewohnt. Echt frustrierend, auf den letzten Kilometern so die Segel streichen zu müssen. Einige Läufer überholen mich.

Endlich im Talboden angekommen wartet die letzte Labestelle vor dem Zieleinlauf. Ich trinke zwei Becher Cola und nehme gehend die letzte Steigung in Angriff.

Selbst auf der Zielgeraden muss ich mehrmals anhalten, um meine Muskulatur zu dehnen. Nach 5 Stunden und 12 Minuten habe ich es endlich geschafft und werde vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit im Ziel willkommen geheißen.

In den Ergebnislisten finde ich mich heute unter ferner liefen wieder. Mit meiner Leistung und Zielzeit muss ich letztendlich ob der mangelhaften Vorbereitung zufrieden sein. Nun gönne ich meinen Füßen einige lauffreie Tage.

04.08.2019: Kainacher Bergmarathon mit steirischen und österreichischen Meisterschaften - Laufbericht


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Samstag, 27. Juli 2019

27.07.2019: Kronen Zeitung Erzberg Adventure Days - ERZBERG RUN - Laufbericht

ERZBERG RUN 2019 Panorama
Nach 2017 stehe ich heute zum zweiten Mal am Start des ERZBERG RUN im Rahmen der Kronen Zeitung ERZBERG ADVENTURE DAYS. Meine Teilnahme am Lauf auf den Erzberg kombinieren wir mit einem Familienausflug. Während ich Etage um Etage hochlaufe, werden meine Frau und mein Sohn den Erzberg mit dem Hauly, einem der größten Schwerlasttransporter der Welt, erkunden.

Das Event, das sich in den ersten Jahren auf den Erzberglauf beschränkte, bedient mittlerweile ein breites Spektrum von Adrenalinjunkies.


Der Veranstalter beschreibt auf seiner Internetseite die abenteuerlichen Tage auf dem Erzberg folgendermaßen:

2 Wochenenden. Fünf Bergsportabenteuer.

Mitteleuropas größter aktiver Bergbau öffnet einmal im Jahr seine Pforten und mutiert zur gigantischen Sportarena. An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im Juli kommen über 4.000 Athleten & Abenteurer, Profis & Amateure
aus zehn verschiedenen Disziplinen zusammen.

Die KRONEN ZEITUNG präsentiert Erzberg Adventure Days.
Das größte Bergsportfestival Österreichs.

SPÜRE DEN BERG!

Letzten Samstag und Sonntag kamen die Hindernislauf-Fans bereits voll auf ihre Kosten. Die ROCK@MAN und @WOMAN - Bewerbe wurden ebenso ausgetragen wie der MinCell-VERTICAL IRON SPRINT, bei dem es auf einer Länge von lediglich 180 Metern sagenhafte 92 Höhenmeter zu überwinden galt und die Strecke eine maximale Steigung von 97 Prozent aufwies. Aber auch ein Triathlon der anderen Art lockte unerschrockene Teilnehmer auf den Erzberg. Der CLIMB & GLIDE EISENERZ setzte sich aus den Einzeldisziplinen Laufen, Klettern und Paragleiten zusammen.

Hauly am Erzberg - Fotopoint
Heute geht es nicht ganz so spektakulär, aber nicht minder aufregend zur Sache. Der ERZBERG RUN & NORDIC-WALK steht ebenso wie die ERZBERG MTB CHALLENGE und der RADWANDERTAG am Programm.

Zwei wesentliche Änderungen gibt es gegenüber meinem Antreten im Jahr 2017. Die erste Änderung betrifft die An- und Abreise. Vor zwei Jahren standen Parkplätze etwas außerhalb von Eisenerz gelegen zur Verfügung und die Teilnehmer wurden mit Shuttle-Bussen zum Startbereich gebracht. Das Festzelt war wenige Höhenmeter unter dem Erzberggipfel eingerichtet.

Heuer steht erstmals eine kostenlose Parkmöglichkeit im unmittelbaren Startbereich bereit. Auch der Festivalbereich ist hier aufgebaut. Die Läufer und Walker werden nach der Zielankunft unverzüglich zu Tal befördert. Das hat für den Teilnehmer den Vorteil, bei der Abreise wesentlich flexibler zu sein.

Die zweite Änderung betrifft die Streckenführung. Der Veranstalter hält sich ob der genauen Streckenführung bedeckt. Es wird lediglich verraten, dass die Streckenlänge rund 13 Kilometer betragen und 600 Höhenmeter aufweisen wird. Ein besonderes Highlight sei das Durchlaufen eines ungefähr 1,2 Kilometer langen beleuchteten Stollens. Wer mich kennt weiß, dass ich kein Fan von engen Räumen und unterirdischen Gängen bin. Aber spannend und einzigartig klingt es allemal.

Schon im Vorfeld zeigt sich die gute Organisation der Kronen Zeitung ERZBERG ADVENTURE DAYS. So wurden vorgestern letzte aktuelle Informationen einschließlich Übersichtspläne, Erklärungen zu Streckenführung und Zeitabläufen in meinen mail account zugestellt. Auch wie man sich bei unvorhersehbaren Zwischenfällen zu verhalten hat ist ebenso wie die Lage der Sammelplätze beschrieben. Als Beispiel ist ein Stromausfall im Stollen genannt. In diesem Fall sei Ruhe zu bewahren und es dürfe wegen der Verletzungsgefahr nicht weitergelaufen werden. Streckenposten seien vor Ort und würden den Elektriker informieren, der dann wieder Licht ins Dunkle bringen würde. Zum Glück hat mein Smartphone für diesen "worst case" eine Taschenlampen-Funktion, beruhige ich mich.

Erzberglauf 2019
Eisenerz ist aus dem Süden von Graz über die A9 und den Kleinalmtunnel gut erreichbar. Nach 75 Minuten Fahrzeit treffen wir gegen 08.45 Uhr am Parkplatz bei der sogenannten Bohrerschmiede am Fuße des Erzberges ein. Lediglich ein paar Minuten Fußweg trennt uns vom Veranstaltungsgelände. Hier findet der Teilnehmer alles, was das Läufers Herz begehrt. Umkleiden, Duschen, Toiletten, eine Musikbühne, das Festzelt mit Speisen- und Getränkeangebot sowie Schalter für die Abholung der Startnummern, für Nachnennungen und für die Ausgabe der Goodies. Flankiert wird der Eingang zum Festivalbereich von zwei riesigen Schwerlasttransportern, die mittels gerichteter Treppe sogar betreten werden dürfen. Die riesigen Haulys mit den gut 2,5 Meter hohen Reifen sind ein begehrter Hintergrund für Erinnerungsfotos vom diesjährigen ERZBERG RUN.

Ab zur Abholung der Startunterlagen! Es ist ein Privileg, Zugang zum Erzberg zu erhalten. Denn der Erzberg, auf dem seit dem 11. Jahrhundert hauptsächlich Siderit abgebaut und zu Feinerz verarbeitet wird, ist grundsätzlich bergpolizeilich gesperrtes Gebiet. Entsprechend ausformuliert sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die unterzeichnet zur Abholung der Startnummer mitzubringen sind. Unter anderem ist in diesem Papier zu lesen, "dass das Aufenthaltsrecht am Berg auf das ausgewiesene Veranstaltungsareal beschränkt ist, der Rücktransport der Läufer vom Berg ausschließlich in den dafür vorgesehenen Shuttle-Bussen zu erfolgen hat und dass eigenmächtiges Betreten des Geländes außerhalb der Veranstaltungszeiten strengstens verboten ist". Immerhin beläuft oder befährt der Teilnehmer ein aktives Bergbaugebiet, an dem 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr abgebaut wird. Vorzulegen sind außerdem die Online-Anmeldebestätigung sowie die Kopie eines amtlichen Lichtbildausweises.

Für sein Startgeld erhält man neben der Startnummer eine Verpflegung entlang der Strecke, das Ziellabepaket, ein Gutscheinheft (einschließlich einem Pasta-Gutschein, einzulösen im Festzelt), eine Finisher-Medaille, einen Kleidersack samt Kleidertransport zum Ziel, den Shuttle-Transfer vom Erzberggipfel hinunter zum Festzeltbereich und noch einiges mehr. Die Zeitnehmung erfolgt über den PENTEK-timing Chip.

Meine heutigen Zielsetzungen? Für mich steht der Laufgenuss an erster Stelle. Zu oft haben mich ambitionierte Zeitziele auf der Jagd nach persönlichen Bestzeiten über die Laufstrecken hetzen lassen. Heute möchte ich jeden Höhenmeter des Erzberges laufend erklimmen, die Stimmung aufsaugen und die landschaftliche Einmaligkeit genießen. Nebenbei wird der Lauf eine wertvolle Trainingseinheit für mein nächstes sportliches Ziel, die Teilnahme an den österreichischen und steirischen Meisterschaften im Bergmarathon nächstes Wochenende in Kainach bei Voitsberg, sein.

Erzberg Run 2019 - Laufbericht - türkiser Schlammteich
Die Temperaturen sind sommerlich hoch und die prognostizierte Gewitterfront scheint noch in weiter Ferne. Daher habe ich im Kleiderbeutel lediglich ein T-Shirt, ein Handtuch und die Windjacke gepackt. Beschriftet mit meiner Startnummer wird der Kleidersack zum Zielbereich gebracht.

Ich verabschiede mich von meiner Frau und Sohn Sebastian, die sich auf den Weg zum Schaubergwerk, der Sammelstelle für die Hauly-Abenteuerfahrt, machen. Wir werden uns im Anschluss im Festzelt treffen. Insgeheim hoffe ich, meine Familie während der Hauly-Fahrt am Erzberg zu erspähen.

Noch wenige Minuten bis zum Start! Ich betrete den Startblock und lausche der Moderation. Es ertönt die steirische Landeshymne aus den Lautsprechern, die mir Gänsehaut beschert. Mit einer standesgemäßen Sprengung erfolgt der Startschuss. Der laute Knall hallt durch das Tal und gemeinsam mit rund 650 weiteren Läufern und etwa 350 Nordic Walkern mache ich mich auf den Weg zum Gipfel des Erzberges.

Auf den ersten 3 Kilometern sind rund 150 Höhenmeter zu überwinden. Den Anstiegen weichen  immer wieder flache Trassen, auf denen man sich ein wenig erholen kann. Wunderbare Blicke auf das türkis schimmernde Wasser im sogenannten Schlammteich belohnen für den vergossenen Schweiß. Es ist eine Freude, hier zu laufen. Ich mache im Laufschritt einige Fotos. Aus diesem Grund trage ich meine Laufweste. So kann ich mein Smartphone während der Fotosafari gelegentlich verstauen. Aber auch professionelle Fotografen haben sich am Berg platziert. Zwei Tage später wird man die Fotos im Internet im Kleinformat vorbegutachten und bei Gefallen käuflich erwerben können. Für das Fotoservice zeichnet sich Foto Viertbauer aus. Mir persönlich sind die Fotos zu teuer. Für die Hälfte des Preises würde ich vielleicht den einen oder anderen gut gelungenen Schnappschuss kaufen.

Die Wege sind breit und auf dem meist feinsteinigen Untergrund ist gut zu laufen. Ich trage meine Trailschuhe. Die Inov-8 Trailtalon 290 sind heute eine gute Wahl. Der Kilometer 4 ist beinahe flach. Immer wieder sichern Mitarbeiter des Veranstalters exponierte Stellen ab und verhindern ein Verlassen der offiziellen Laufstrecke. Zuschauer gibt es hier nicht.

Nach gut 4 Kilometer ist die erste Verpflegestelle eingerichtet. Es stehen Wasser, Iso und Bananen zur Labung bereit; kredenzt von freundlichen Helfern.

Erzberglauf Stollen
Kilometer 5 weist wieder einige Höhenmeter auf, die Kilometer 6 bis 9 verlaufen durchgehend flach, teilweise sogar leicht fallend. Bei Kilometer 7,5 führt die Laufstrecke in den Stollen. Der Tunnel ist vorerst nicht allzu breit und Leuchtmittel erhellen die Strecke in regelmäßigen Abständen. Dazwischen ist die Ausleuchtung jedoch dürftiger als erwartet. Teilweise ist es so dunkel, dass man den Untergrund nicht erkennt und unwissend in die eine oder andere Schlammpfütze tappt. Mancherorts tropft es von der Decke. Ein unerwartet auftauchendes Skelett oder eine Puppe, die wohl Annabelle darstellen soll, lässt es Angsthasen kalt über den Rücken laufen. Die letzten paar hundert Meter belaufen wir in einen breit ausgebauten, asphaltierten Stollen. Am Ende des Tunnels erreichen wir wieder die Verpflegestelle, an der wir bei Kilometer 4 gelabt worden sind.

Von nun an steigt es kontinuierlich. Immerhin fehlen auf die angekündigten 600 Höhenmeter noch zwei Drittel. Die Wege werden nun ein wenig schmaler, die Serpentinen enger. Vor zwei Jahren tauchte ich in die Nebeldecke ein. Heute werden die Strapazen mit toller Sicht belohnt.

Gut 2 Kilometer vor dem Ziel kann an der Labestelle noch einmal Energie getankt werden. Ich fühle mich nach wie vor recht gut und trabe in konstantem Tempo weiter den Erzberg empor. Aus der Ferne sind Kuhglocken zu hören. Zuschauer machen nach Schweizer Vorbild damit Stimmung. Ein paar Kehren später komme auch ich in den Genuss von anfeuernden Worten. Sogar mit Livemusik werden wir Läufer wenige Kehren vom Gipfel verwöhnt.

Es geht dem Ziel entgegen. Der Weg wird nun zusehends steiler und mir schwinden allmählich die Kräfte. Vor zwei Jahren war hier das Festgelände errichtet. Heute stehen hier lediglich die Busse für den raschen Abtransport bereit.

Ich habe noch zwei Kehren vor mir. Zuschauer säumen den Weg, der Moderator kündigt die Ankunft der Wettkämpfer an und es herrscht eine hervorragende Stimmung. Schlussspurt! Steil empor gehen die letzten Meter. Ich mache noch ein paar schnelle Laufschritte und bin nach 1 Stunde und 23 Minuten im Ziel, das sich auf rund 1450 Meter über dem Meeresspiegel befindet. Ich bin auf der "Etage 26 - 7. Horizont", wie der Gipfel des Erzberges genannt wird, angelangt und habe mich an 152. Stelle von 659 gestarteten Läufern klassiert. Laut meiner Garmin-Laufuhr war die Strecke letztendlich 13,5 Kilometer lang und wartete mit 560 positiven Höhenmetern auf. Ich erhalte die sehr wertig gefertigte Finisher-Medaille um den Hals gehängt und eine Flasche Wasser wird mir gereicht.

Kronen Zeitung Erzberg Adventure Days - Finishermedaille
Ich hole mir den Kleiderbeutel und ziehe mir ein frisches Shirt über. Das Labesackerl steht auch bereit und beinhaltet einen leckeren Müsliriegel, eine Dose Red Bull - Cola (leider gar nicht mein Geschmack), eine Flasche Wasser sowie einen Apfel. Ich steige in den Shuttle-Bus und 20 Minuten später treffe ich am Festgelände ein.

Hier erhalten wir Teilnehmer gegen Vorlage des Gutscheinheftes noch ein paar Goodies. Im noch sehr leeren Festzelt labe ich mit einer Pasta und einem leckeren Hopfensaft die leeren Speicher auf. Ich kontaktiere meine Familie und wenig später machen wir uns gemeinsam auf den Heimweg.

Fazit: Dem Teilnehmer erwartet beim Erzberglauf die einmalige Gelegenheit, den größten Tagbau Österreichs belaufen zu dürfen. Die Organisation ist einwandfrei. Die Verpflegung ist ausreichend, die Verpflegestellen sind gut positioniert, die Helfer freundlich. Als Belohnung erhält der Teilnehmer auf knapp 1500 Meter Seehöhe eine wertige Finisher-Medaille.

27.07.2019: Kronen Zeitung Erzberg Adventure Days - ERZBERG RUN - Laufbericht


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