Donnerstag, 31. Dezember 2020

01.12.2020 - 31.12.2020: ÖLV Kilometerfresser-Cup - Laufbericht

Der ÖLV hat sich auf seiner virtuellen Laufplattform für den Dezember eine neue Herausforderung einfallen lassen: Kilometer sammeln! Für jeden gelaufenen Kilometer gibt es einen Punkt. Wer bis Ende Dezember die meisten Punkte hat, gewinnt die Kilometerfresser-Wertung. 

Laut Ausschreibung können pro Tag beliebig viele Läufe auf die Plattform hochgeladen werden. Im Prinzip ist alles erlaubt, was noch annähernd als laufen zu bezeichnen ist. Wenn gleich es schwierig ist, hierfür eine Definition festzulegen. Auch Aktivitäten am Laufband werden akzeptiert. Lediglich Spaziergänge dürfen/sollen mit dem Verweis auf den Fairplay-Gedanken nicht in die Wertung einfließen.

Jeder offizielle Cupteilnehmer erhält bei Erreichen der Mindest-Gesamtdistanz von 50 Kilometern eine personalisierte Holzplakette. Zudem werden unter allen Teilnehmern schöne Warenpreise verlost.

Die Läuferinnen und Läufer gehen mit unterschiedlichsten Strategien an den Kilometerfresser-Cup. Einige laufen täglich zwei, drei kürzere Strecken, manche absolvieren längere Strecken und gönnen sich Regenerationstage. 

Der Dezember ist mangels Ultralauf-Wettkämpfen eigentlich einer meiner kilometerarmen Monate. Motiviert durch den Cup entscheide ich mich jedoch für ein umfangreiches Training. Grundlagentraining schadet nie, obwohl Tempotraining auch seine Berechtigung hätte. Ich plane 5 Lauftage pro Woche ein: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag jeweils zwischen 15 und 25 Kilometer, Samstag einen langen Lauf, Sonntag einen kürzeren Regenerationslauf. Meinem Körper verspreche ich für Angang Jänner einige Tage Laufpause, bevor dann Mitte/Ende Jänner die Vorbereitung für die Teilnahme an den "100 Miles of Istria" beginnt. Klingt nach Plan, an den ich mich auch bis zum letzten Dezembertag halten werde.




Wettertechnisch hat der Dezember so einiges zu bieten. Anfang Dezember ist häufig der Nebel mein Begleiter. So ist an manchen Tagen sprichwörtlich die eigene Hand vor Augen nicht zu sehen. Schnee darf zu dieser Jahreszeit natürlich auch nicht fehlen. Er verzaubert die Landschaft nicht nur in ein besinnliches Weiß, sondern macht das Laufen im zentimeterhohen Schnee bzw. Schneematsch zugleich kräfteraubend. Sonnenschein gibt es auch. Die Temperatur klettert zwischendurch auf deutliche Plusgrade, sodass ich mit kurzer Hose unterwegs bin. Gegen Ende des Monats gibt es nochmals Schnee bzw. versieht ein Schneeregen die Wege mit einer spiegelglatten Eisschicht.






Ich laufe hauptsächlich entlang der Mur. Vereinzelt belaufe ich meinen Hometrail auf und um den Hühnerberg. Im Wesentlichen verzichte ich jedoch auf Höhenmeter, da ich anderenfalls für die selbe Distanz deutlich länger unterwegs wäre. Auf meinen langen Läufen habe ich die Verpflegung in der Laufweste mit dabei bzw. sorge ich das eine oder andere Mal im Lebensmittelgeschäft für Flüssigkeitsnachschub. 

Am Ende des Monats stehen für mich unglaubliche 556,53 Kilometer zu Buche. Meine längsten Läufe waren 53,5 und 60 Kilometer lang. Ich klassiere mich mit hauchdünnem Vorsprung auf dem 3. Platz der Allgemeinen Klasse. Ein großes Kompliment an die Spitzenathleten Karin Augustin und Thomas Jungbauer, die jeweils mit klarem Vorsprung die Gesamtwertung bei den Damen bzw. Herren gewinnen.

Auch das Losglück ist mir hold. Die Glücksfee zieht meinen Namen als Gewinner eines Erima-Shirts der österreichischen Leichtathletik-Nationalmannschaft. Das Shirt wird mir ebenso wie die Holzplakette in den kommenden Tagen zugestellt werden. Vielen Dank!

01.12.2020 - 31.12.2020: ÖLV Kilometerfresser-Cup - Laufbericht


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Samstag, 7. November 2020

07.11.2020: Grabenlandtrail südliche Schleife - Laufbericht

Grabenlandtrail Holztafel
LAUFEN AM GRABENLANDTRAIL!
Um 04:30 Uhr starte ich mit zwei Tassen Kaffee in den Tag. Ich befülle zwei Softflasks mit Wasser, nehme mir die bereits am Vorabend mit allem Notwendigen bestückte Laufweste und fahre mit dem Auto zum Etappenziel nach Kirchbach in der Südoststeiermark, wo ich mein Fahrzeug am Parkplatz der dortigen Mehrzweckhalle abstelle.

Es ist kalt! Der Wetterfrosch prognostiziert für heute zwar stabiles Hochdruckwetter mit Temperaturen im zweistelligen Plus-Bereich, aber jetzt am frühen Morgen zeigt das Thermometer lediglich ein halbes Grad über den Gefrierpunkt an. Ich laufe trotzdem in Shorts. Die Beine sind nicht allzu kälteempfindlich. Meinen Oberkörper wärmt ein Longsleeve und darüber ein Shirt. Haube, Handschuhe und ein Schlauchtuch um den Hals dürfen auch nicht fehlen. Die Waden werden mit Kompressionsstrümpfe warm gehalten. Und dunkel ist es auchl! Die Petzl Nao+ leuchtet mir jedoch mit ihren maximal 750 Lumen zuverlässig den Weg. Gut zwei Kilometer und 100 Höhenmeter sind es als "warm up" bis zu jenem Punkt, wo ich vor zwei Jahren den Grabenlandtrail verlassen und abgekürzt habe, um ab Kirchbach auf der Originalstrecke zurück nach Fernitz-Mellach zu laufen. 

Heute liegen rund 80 Kilometer mit ungefähr 1400 positiven Höhenmetern vor mir. Ich laufe nicht gerne planlos, daher definiere ich eine Laufzeit von 10 bis 11 Stunden als Richtwert. Mir scheinen jeweils 10 Kilometer in 1 Stunde und 15 Minuten machbar. Brutto wohlgemerkt, also inklusive der Verpflege- und Fotostopps, kleinerer Umwege ...). Das würde letztendlich eine Gesamtlaufzeit von 10 Stunden ergeben.

Exakt um 06:03 Uhr starte ich mein Projekt, die südliche Schleife des Grabenlandtrails zu belaufen.
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Im Wanderführer wird der Grabenlandtrail folgendermaßen beschrieben: 

Grabenlandtrail
"Der Grabenlandtrail ist ein Rundwanderweg mit einem Zugang aus Fernitz für den Grazer Raum. Wenn Sie der Markierung folgen, sind Sie nach 130 km wieder an Ihrem Ausgangspunkt. Die Wegweiser und die Markierung sind im Uhrzeigersinn ausgelegt. Auf der Strecke durchwandern Sie 18 Gemeinden (gezählt vor der Gemeindefusion) und auf 22 Infotafeln werden Ihnen die Gemeinden und Besonderheiten der Gegend näher gebracht. Im Wanderführer sind Land und Leute sowie Naturbesonderheiten beschrieben und die Stempelstellen in den einzelnen Gemeinden genannt ..."

Aufmerksam wurde ich auf den Grabenlandtrail schon vor einigen Jahren durch einen großen Übersichtsplan inmitten des Erzherzog-Johann-Parks meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach. Hier nimmt der Wanderweg seinen Ausgang  und führt über St. Ulrich, Heiligenkreuz am Waasen, Schwarzau-Ursprung, St. Stefan im Rosental, Jagerberg, Weinburg bis nach Mureck sowie über St. Nikolai, Wolfsberg, Glojach, Kirchbach, Frannach und Allerheiligen wieder zum Ausgangspunkt nach Fernitz-Mellach zurück.
*Grabenlandtrail südliche Schleife

Es liegt also ein Ultratrail quasi direkt vor meiner Haustüre. Ich nehme mir damals zwar vor, den Grabenlandtrail irgend wann in seiner vollen Länge nonstop zu laufen, jedoch zwingen mich zunehmende Probleme mit meinem rechten Knie dazu, die ultralangen Kanten mit Bedacht zu wählen. Daher entscheide ich, den Grabenlandtrail in zwei Etappen zu belaufen.

Die nördliche Schleife des Grabenlandtrails bin ich im Jahr 2018 gelaufen. Damals startete ich in Fernitz-Mellach, lief die Strecke bis auf Höhe Dörfla (Schliergraben Weg), kürzte ab und lief  über Kirchbach die Originalstrecke bis nach Fernitz-Mellach zu Ende. Die Streckenlänge betrug rund 57 Kilometer. Wie es mir damals auf der nördlichen Schleife des Grabenlandtrails ergangen ist, kann hier nachgelesen werden: 
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Zum Laufgeschehen: Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich im Laufrucksack mit dabei. Wasser plane ich, unterwegs an Trinkwasserbrunnen nachzufüllen. Zudem liegen in Jagerberg, Mureck oder Wolfsberg im Schwarzautal Lebensmittelgeschäfte unmittelbar an der Strecke.

Ein paar Worte zur Verpflegung: Ich benötige pro Laufstunde rund 200 Kalorien. Das sind zum einen wichtige 100 Kalorien, um die Fettverbrennung am Laufen zu halten. Die restlichen Kalorien sollen das Energiedefizit ein wenig minimieren. Zur Abdeckung dieser Mindesterfordernisse an Kalorien sorgen Energy-Gels und -Riegel meines Vertrauens. Ganz gerne knabbere ich auch eine herzhafte Knabbernossi. Unterwegs werde ich mich mit einer Salami- oder Käsesemmel belohnen.

Ich packe meinen Koffer meine "Ultimate Direction Mountain Vest" und nehme zusätzlich mit: zwei Softflasks mit Wasser, ein Erste-Hilfe-Set, ein paar Euro Bargeld, den Ipod, ein Kurzarm- und Langarm-Shirt, ein Ersatz-Schlauchtuch, eine Cap, die Regenjacke, das Smartphone, Taschentücher, eine MNS-Maske und einen Müllsack. Die Ersatzkleidung schütze ich in wiederverschließbaren Frischhaltebeuteln vor Nässe und Schmutz.

Im Ziel erwartet mich heute keine Finishermedaille, statt dessen habe ich "Wander/Lauf"-Nadeln in Aussicht: Zum einen die Nadel für das erfolgreiche Meistern des Grabenlandtrails, zum anderen die Nadel für das erfolgreiche Belaufen des Schwarzautaler Höhenweges, der mit einem Streckenabschnitt des Grabenlandtrails identisch ist. Dank meiner Mami liegen die beiden - wie ich meine sehr gelungen gestalteten - metallischen Wertschätzungen bereits bei mir zu Hause. Jetzt heißt es, sie zu verdienen!

Die ersten Kilometer sind vorwiegend auf Asphalt zu laufen. Es ist ungewohnt, sich im Schein der Stirnlampe mit Hilfe der Wanderwege-Markierungen zu orientieren. Grundsätzlich ist der Grabenlandtrail durch markante Holztafeln mit dem Schriftzug "Grabenlandtrail" und den Wegschildern mit den Nummern 790, 791 oder 792 durchgehend gekennzeichnet. Für eine zielsichere Orientierung habe ich zusätzlich den GPS-Track auf meine Laufuhr geladen.

Ich laufe nicht allzu gerne auf unbekannter Wegstrecke in der Dunkelheit. "Aber bald wird die Sonne aufgehen, die Welt mit ihrem Licht erhellen und mich zudem wärmen", ermutige ich mich. Ich erschrecke kurz, als mich im Lichtkegel meiner Stirnlampe unzählige Augenpaare anstarren. Tief durchatmen! Es ist nur eine Herde Schafe. Nach einer kurzen Diskussion darüber, wer von uns das größere Schaf ist, trabe ich weiter. 

Ich laufe einen leicht fallenden Waldpfad hinter einem Nebengebäude hervor. Das mag ich gar nicht, hinterrücks in besiedeltem Gebiet aufzutauchen. Groß ist mein Respekt vor freilaufenden Hofhunden. So viel vorweg: Ich habe den ganzen langen Tag keinen Kontakt mit frei laufenden Hunden. Nach rund 2,5 Kilometer führt mich der Wegweiser auf einen Waldweg, der nach kurzer Zeit im Dickicht endet. Dank des Tracks auf meiner Laufuhr finde ich mich kurze Zeit später auf dem richtigen Weg wieder. Im Laufe des Tages werden sich solche "Bonus-Meter" auf rund 3 Kilometer summieren.

St. Stefan im Rosental liegt hinter mir. Der erste nennenswerte Anstieg steht unmittelbar bevor. Ich erspähe hoch oben in den Weinbergen die Marienkapelle. Ich laufe die Steigung locker und langsam aufwärts. Die Energie will bei einem Ultratrail mit Bedacht eingesetzt werden. Apropos Energie: Mein Fettverbrennungsmotor benötigt regelmäßig Treibstoff. Nach rund 8 Kilometer mache ich daher kurz Halt, verstaue auch gleich die Stirnlampe im Rucksack und spüle mir ein Energy-Gel mit reichlich Wasser in den Magen. 

Leider laufe ich nach wie vor fast ausschließlich auf asphaltierten Straßen, sodass ich erste Zweifel an der getroffenen Schuhwahl habe. Ich trage den Inov8 Trailtalon 290, also einen für Ultrastrecken konzipierten Trailschuh. Bislang wäre ich mit einem Straßenlaufschuh besser beraten gewesen. 

Der Sonnenaufgang ist ein großartiges Naturschauspiel. Ein Klapotetz im Vordergrund, aus dem Talboden aufsteigende Nebelschwaden, dazu der blaue Himmel und das Morgenrot verleitet mich zu einem Fotostopp. Zahlreiche weitere werden heute noch folgen.

Entlang des Saßtal-Kammweges geht´s sehr wellig dahin. Also Riedel obi, Riedel auffi, wie es so schön im südsteirischen Dialekt heißt. Ich erhasche nach Norden blickend eine wunderbare Sicht auf die Kapelle von Glojach. Der Grabenlandtrail führt direkt an ihr vorbei. Harter Tobak zu wissen, dass es bis dorthin noch rund 63 Kilometer sind. Aber im Moment ich bin guter Dinge. Die Temperaturen steigen, die Aussicht ist berauschend und der Körper signalisiert Lauffreude.

Nach 15 Kilometer habe ich Jagerberg erreicht. Hier finde ich einen Trinkwasserbrunnen vor und fülle meine Flüssigkeitsvorräte auf. Es geht dem Schlegelberg hoch. Entlang des Kammweges laufe ich weiter südwärts. Immer wieder treffe ich auf eine der 22 Infotafeln, die entlang des Grabenlandtrails über Wissenswertes der jeweiligen Region berichten. Ich kreuze den offenbar ebenfalls gut ausgeschilderten Wein- und Wasser-Weg. Ich bin mit der Aussicht auf ein gutes Glas Weißburgunder kurz verleitet, dem Pfeil Richtung Wein zu folgen. Aber erstens ist es für Alkohol noch viel zu früh und vielleicht treffe ich auch nur auf Wasser. Das habe ich selbst dabei. Nach kurzem Zwiegespräch bleibe ich dem Grabenlandtrail treu.

Endlich wird der Anteil an Forst-, Wiesen- und Schotterwegen höher. Gerade auf Waldwegen liegt teils zentimeterhohes Laub, was für einen gedämpften Fußaufsatz sorgt und unter den Laufschuhen raschelt. Herrlich! Als ich einen Hohlweg bergab laufe, vernehme ich im Augenwinkel ein davonhuschendes, felliges Tier mit buschigem Schwanz. Ich meine, einen Rotfuchs gesehen zu haben. Ich liebe es, in der Natur zu laufen. Ich liebe das Traillaufen!

Ein emotionales Highlight ist zweifelsohne der Kreuzweg in Höfla. Auf gut zwei Kilometer erzählen entlang eines Weges durch den Wald 14 liebevoll gestaltete und penibel gepflegte Stationen den Leidensweg Jesus. Demütig und dankbar dafür, dass meine Familie gesund ist, wir krisensichere Jobs haben und daher bislang sehr gut durch diese sehr merkwürdige, durch das Corona-Virus geprägte Zeit gekommen sind, setze ich mit Bedacht meine deutlich verlangsamten Laufschritte.

Ich bin in Weinburg am Saßbach angekommen. Die Strecke führt unmittelbar am Schloss Weinburg vorbei. Urkundlich wurde das auf einer Anhöhe in der Murebene errichtete Schloss erstmals 1278 erwähnt.

Auf Wiesen- und Feldwegen nähere ich mich Mureck, dem südlichsten Zwischenziel des heutigen Tages. Gedankenverloren trabe ich dahin. Gut, dass das Vibrieren meiner Uhr mich auf eine Abweichung von der Strecke hinweist. Nach der Ölmühle Sixt bin ich falsch abgebogen. Ich nutze die Gelegenheit, um meine verschwitzte Oberbekleidung gegen ein Kurzarm-Shirt zu wechseln. Auch die Haube weicht einer Cap. Die durchnässten Klamotten wandern - verpackt im Müllbeutel - in den Rucksack.

Ich trabe locker zur falsch genommenen Abzweigung zurück, quere den Saßbach und laufe an einer Teichanlage vorbei. Die Namensgebung der Teiche entlockt mir ein Schmunzeln: Mondteich, Sixtlacke und Apolloteich heißen sie. Mittlerweile habe ich 35 Kilometer hinter mich gebracht und meine Beine fühlen sich nach wie vor recht frisch an. Zeitlich bin ich mit 4:08 Stunden voll im Plan. 

Die Stadtgemeinde Mureck ist erreicht. Unmittelbar an der Strecke liegt die Bäckerei Wisiak. Ich nutze die Gelegenheit zur Einkehr und gönne mir einen "coffee to go run", dazu ein Topfentascherl. Auch stilles Mineralwasser ist im Angebot, sodass ich mich nach der kurzen Kaffeepause mit gutgefüllten Softflasks auf den weiteren Weg machen kann. Ich treffe auf die Mur. Auf der gegenüberliegenden Seite ist slowenisches Staatsgebiet. Die Staatsgrenze verläuft inmitten des Flusses.

Im linken Ufergehölzstreifen der Mur geht es für ungefähr 2,5 Kilometer gegen die Fließrichtung Richtung Westen. Schotterwege wechseln sich hier im Auwald der Mur mit Singletrails ab. Eine Übersichtstafel informiert über die hier heimischen Gehölze. Ein großartig laufbarer Streckenabschnitt.

Ich bin bei der Mündung des Schwarzaubaches in die Mur angelangt. Ich erinnere mich zurück, als ich vor zwei Jahren die nördliche Schleife des Grabenlandtrails gelaufen bin und am Schwarzau-Ursprung Halt gemacht habe. 40 Kilometer weiter fließt die Schwarzau nun in die Mur. Und ziemlich genau 40 Kilometer habe auch ich heute noch vor mir. Ich folge nun in nördlicher Richtung für viele Kilometer den Schwarzaubach. Eine in die Jahre gekommene Holzbrücke ist zu überlaufen. Einige Bretter sind schon morsch und große Lücken klaffen auf. 

Eine Infotafel in der Nähe von Murfeld ist dem Schwarzaubach und dem Grabenland gewidmet. Darauf ist unter anderem zu lesen, dass das Grabenland ein uraltes Kulturland und eine jahrhundertealte Bezeichnung für das Gebiet zwischen Grazer Feld und Radkersburg ist, welches zur Mur hin entwässert wird. Auch über die Schwarzau steht allerhand Wissenswertes auf der Schautafel.

Nur ab und zu weicht der Grabenlandtrail vom Schwarzaubach ab, um einen Abstecher in die eine oder andere Ortschaft zu machen. Ich kann mich nach wie vor am bunten Blättermeer kaum satt sehen. Kilometer 50 ist erreicht. Ich bin seit gut 6 Stunden unterwegs. Nach wie vor schnurrt mein Laufmotor zufrieden. Vor Pichla ist der Wanderweg der Ackernutzung zum Opfer gefallen. So muss ich auch hier einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Dafür hat man hier in Pichla als Bewanderer (oder Beläufer) des Grabenlandtrails das Privileg, ein Stück des Weges nutzen zu dürfen, obwohl ein Schild zu erkennen gibt, dass grundsätzlich ein Betretungsverbot besteht. Ausdrücklich ausgenommen von dieser temporären Ausnahme sind jedoch Bewohner der KG Pichla. Wie auch immer, warum auch immer: Ich darf hier lang!

Ich laufe durch Perbersdorf und Lipsch und nehme Kurs auf St. Nikolai ob Drassling. Meine Flüssigkeitsreserven sind aufgebraucht. Ich weiß zwar, dass mich in Wolfsberg im Schwarzautal ein Lebensmittelmarkt erwartet, aber bis dahin sind es noch einige Kilometer. Ich erhoffe mir in St. Nikolai einen Trinkwasserbrunnen und tatsächlich erfahre ich von einer freundlichen Dame, dass es - unweit der Strecke beim Feuerwehrhaus - einen solchen gibt. Diese paar hundert Meter Umweg nehme ich gerne in Kauf. Gut hydriert mache ich mich auf, um die verbleibenden rund 23 Kilometer hinter mich zu bringen.

Was mir in Pichla noch erlaubt war, scheint hier verboten zu sein. Seit 60 Kilometer laufe ich auf dem Grabenlandtrail und nun versperrt mir ein großes Eisengittertor den Zutritt auf eine dahinterliegende Wiese, über die augenscheinlich der offizielle Grabenlandtrail führt. Am Tor ist ein Schild mit dem Hinweis "Privatweg! Durchgang verboten!" montiert. Ich laufe ein paar Meter zurück, aber nicht nur mein GPS-Track weist mir hier her den Weg. Auch die montierten Wanderweg-Hinweisschilder zeigen unmissverständlich in Richtung Gittertor. Ich möchte gerne jemanden fragen, wie ich diesen Streckenabschnitt am Besten umlaufen kann. Aber ich treffe gerade niemanden an. Ich gehe zurück zum Eisentor. Das Eisentor ist unversperrt. Die Wiese scheint nicht rundum eingezäunt. Was tun? Ich bin seit über 7 Stunden auf den Beinen. Mein Gehirn arbeitet im reduzierten Modus. Ich entschließe mich, das Gittertor zu öffnen (und natürlich auch wieder zu schließen) und meinen Lauf auf der Originalstrecke fortzusetzen. Ich nehme mir vor, morgen dem Grundeigentümer eine Nachricht senden, ihm die Situation zu schildern und mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Ebenso werde ich die Gemeinde ersuchen, einen alternativen Weg zu beschildern.

Ein mäßig steiler Waldpfad führt nach Matzelsdorf hoch. Danach folgt ein zum Glück seltener gewordener Abschnitt auf Asphalt. Das Gelände ist zunehmend kupiert und so werden wieder einige Höhenmeter gesammelt. Mitten durch den Wald, aber ganz ausgezeichnet markiert, verläuft der Grabenlandtrail hinab nach Wolfsberg im Schwarzautal. Auf das hiesige Lebensmittelgeschäft bzw. auf die Semmel mit Salami und Käse freue ich mich seit geraumer Zeit. Neben der "best salami roll ever " kaufe ich mir eine kleine Flasche Cola sowie stilles Mineralwasser und ein Gatorade für meine Trinkflaschen. Auch was Süßes darf nicht fehlen. Nach einer rund 10-minütigen Labepause fühle ich mich für den finalen Streckenabschnitt bestens gerüstet.

Steil geht es dem Kogelweg hinauf. Am Kamm angelangt, wird mir etwas kühl. Ich entscheide mich für einen weiteren Kleiderwechsel. Das Shirt folgt den durchnässten Sachen in den Rucksack und ich streife mir ein trockenes, wärmendes Langarmshirt über. Weitere wunderbare Kilometer über Waldwege folgen. Inmitten des Waldes hat mir jemand zwei Stühle für die Rast bereit gestellt. Wer mich kennt weiß jedoch, dass ich es liebe, alleine zu laufen. Daher hätte ein Sessel gereicht. Aber für eine Pause ist jetzt ohnehin nicht die Zeit! Kilometer 72 ist erreicht. Seit 9 Stunden und 22 Minuten bin ich auf den Beinen. Ich habe einen guten Blick auf die Glojacher Kapelle, mein nächstes und letztes mentales Zwischenziel. Mir geht es nach wie vor recht gut. Klar zwickt und zwackt es mal hier, mal da, aber nennenswerte Beschwerden habe ich keine. Der Weg führt über Stufen und quer über eine Wiese nach oben. Ich wechsle bergauf in den Gehschritt.

Ich bin bei der Dreifaltigkeitskapelle in Glojach angelangt. Ich halte kurz inne, genieße die wunderbare Aussicht und laufe dann über Wiesenpfade, Waldwege und Gemeindestraßen in den Talboden von Tagensdorf. Zuvor informiert am Sonnenberg eine weitere Infotafel über "Interessantes am Weg".

Es wird dämmrig, als ich an einem Wildgatter die letzten Höhenmeter abwärts trabe. Ich erblicke bereits den Kirchturm von Kirchbach im Sonnenuntergang. Noch 4 Kilometer! Ich mache in Maierhofen einen letzten Stopp, um die Stirnlampe wieder in Betrieb zu nehmen. Es ginge zwar noch ohne dem künstlichen Licht, aber ich will nicht nur selbst gute Sicht haben, sondern vor allem in den Dämmerstunden auch von Mitmenschen, Auto- und Radfahrern gut gesehen werden! Entlang des Zerlachbaches laufe ich über einen breiten Begleitweg auf mein Ziel zu. Ich bin in Kirchbach angelangt. Nach wenigen hundert Metern auf Gehsteigen durch den Ort ist es geschafft!

Nach 10 Stunden und 57 Minuten bin ich in Kirchbach an dem Punkt angelangt, an dem ich 2018 die nördliche Schleife über Frannach, Allerheiligen bei Wildon nach Fernitz-Mellach fortgesetzt habe. Knapp 83 Kilometer war ich heute auf den Beinen. Nun bin ich in zwei Etappen den gesamten Grabenlandtrail belaufen und habe ein weiteres Projekt meiner "Ultrarun-Bucket-Liste" erfolgreich abgeschlossen.

Fazit: Der Grabenlandtrail war es auf jeden Fall wert, belaufen zu werden. Gerade die östliche Route bietet prachtvolle Fernsicht. Zwar verdient nicht jeder Streckenabschnitt die Bezeichnung "Trail", da der Anteil an asphaltierten - aber zum Glück kaum befahrenen - Nebenstraßen doch recht hoch ist, aber immer wieder gibt es wunderbare Kilometer, die das Herz eines Trailläufers höher schlagen lassen. Letztendlich hat sich meine Schuhwahl als richtig herausgestellt. Auf manch steilen Wald- und Wiesenpfaden wären Straßenlaufschuhe an ihre Grenzen gestoßen.

Grundsätzlich ist der Grabenlandtrail sehr gut markiert. Gut zu wissen ist, dass man den Wegnummern 790, 791 und 792 zur Orientierung folgen muss, denn die markanten Grabenlandwegweiser aus Holz sind lediglich an wichtigen Abzweigungen montiert. Da in St. Nikolai ob Drassling der Wanderweg auf einem kurzen Teilstück widerrufen wurde, sollte mit einer alternativen Wegstrecke Abhilfe geschaffen werden. Auf jeden Fall ist all Jenen zu danken, die mit der Instandhaltung der Markierungen viel Arbeit auf sich nehmen bzw. natürlich auch ein Dank an die jeweiligen Grundbesitzer, die ihre Grundstücke der Öffentlichkeit zugängig machen. Wer die technischen Voraussetzungen hat, sollte sich die Vorteile des GPS-Track zu Nutze machen.

Trinkwasserbrunnen und Labemöglichkeiten sind entlang der Strecke ausreichend vorhanden. Öffentliche Wasserbrunnen sind zum Beispiel in Heiligenkreuz am Waasen, Jagerberg, St. Nikolai ob Drassling, Allerheiligen bei Wildon errichtet. Auch Lebensmittelgeschäfte finden sich in Mureck, Wolfsberg im Schwarzautal oder in Kirchbach unmittelbar an der Strecke wieder. Ganz abgesehen von den Buschenschänken, bei denen man sich mit wenig Umweg laben kann. Ich habe mit zwei Softflasks zu je 0,5 Liter Fassungsvermögen recht gut das Auslangen gefunden.

Für Wanderer: Auf der Infotafel in Fernitz-Mellach ist in Summe eine Gehzeit von 31 Stunden angegeben, was durchaus ambitioniert erscheint. Möchte man die gesamten 133 Kilometer des Grabenlandtrails durchwandern, sollte die Strecke wohl auf 4 Tagesetappen aufgeteilt werden.

07.11.2020: Grabenlandtrail südliche Schleife - Laufbericht


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Samstag, 29. August 2020

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht

Die Eckdaten des Marathon-Trails der Pyhrn-Priel-Trophy können sich sehen lassen: 46,2 Kilometer / 2575 Höhenmeter! Auf die gesamte Wegstrecke sind lediglich 5 Kilometer auf asphaltierte Straßen zu laufen. Rund 14 Kilometer fallen auf Schotterwege und knapp 28 Kilometer auf Wald- und Wiesenpfade. Trail-Herz, was willst du mehr?

Laufbericht Pyhrn-Priel-Trophy von Wolfgang Kölli
Das oberösterreichische Spital am Pyhrn ist zum 7. Mal Austragungsort der Pyhrn-Priel-Trophy. Als Veranstaltungszentrum dient das barocke Stift, in dem auch das Jufa Hotel, die Tourismus-Infostelle und aktuell die sehenswerte Gerlinde Kaltenbrunner - Ausstellung untergebracht sind. Im Zuge der Veranstaltung werden die steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaften genannt. Wenn gleich ich ob des starken Starterfeldes in meiner Altersklasse wohl nur Außenseiterchancen auf eine Medaille habe.

Wir sind schon einige Tage hier in der Region und wohnen unweit des Stiftes. Ob die mit Wanderungen, den Trainingsläufen und die mit gutem Essen und Trinken verbrachten Tage meiner Form dienlich waren, wird sich weisen. Aber das mit dem Timing des Formaufbaus auf Saison-Höhepunkte ist heuer ohnehin so eine Sache, die mir nicht so recht gelingen will.

Die Startnummernausgabe findet am Vorabend des Wettkampfes statt. Das strenge COVID-Präventivkonzept sieht vor, dass bei der Abholung der Startunterlagen MNS-Pflicht herrscht. Begleitpersonen dürfen das Veranstaltungsgelände nicht betreten. Sehr cool: Das race-briefing wird am frühen Abend via Facebook live übertragen.

Es ist Race-Day! Der Himmel ist wolkenverhangen. Just als ich mich auf den Weg machen möchte, beginnt es stark zu regnen. Ich ziehe mir die Regenjacke über und trabe locker die paar hundert Meter zum Startbereich.

Aber die Wettervorhersage behält recht. Pünktlich zum Start hört der Niederschlag auf und es zeigen sich am Himmel erste  Auflockerungen. Ich verstaue die Regenjacke in meiner Laufweste. Beim Zugang zum unmittelbaren Startbereich wird die Pflichtausrüstung kontrolliert. Der Start erfolgt in Intervallen, damit sich die Teilnehmer auf den ersten Metern nicht zu nahe kommen.

Als Teilnehmer der Meisterschaften starte ich aus dem ersten Block. Und los! Die Strecke führt uns Teilnehmer raus aus Spital und entlang des Klammbaches. Nach rund 2 Kilometer ist die erste nennenswerte Steigung hochzulaufen. Die Wege sind voller Pfützen, die Steine auf den Trails sind rutschig, Wiesen- und Waldpfade schlammig. Es gilt, sehr konzentriert zu laufen.




Die flotten Jungs sind mir längst enteilt. Faszinierend, in welchem Tempo die Sieganwärter die Anstiege hochlaufen. Doch in welcher Geschwindigkeit bei diesem schwierigen Terrain bergab geballert wird, ist schier unglaublich. Vielleicht liegt es an meinem Alter. Aber ich habe heute nicht den Mumm, schnell abwärts zu laufen. Zu großen Respekt habe ich vor dem rutschigen Untergrund und Angst vor einem möglicherweise schweren Sturz. Und auch heute habe ich meiner Familie versprochen, gesund nach Hause zu kommen. "Versprochen ist versprochen, daher wird auch nichts gebrochen!", oder so ähnlich lautet das Sprichwort.

Nach rund 8 Kilometer überlaufe ich die Landesgrenze zur Steiermark. Für knapp 4 Kilometer befinde ich mich nun in meinem Heimatbundesland.

Die Strecke führt uns zurück ins Tal. Nach einem Teilstück an der stark befahrenen Pyhrnpass-Straße unterqueren wir die Autobahn und es wartet der beschwerliche Anstieg zur Wurzeralm. Obwohl ich erst knapp die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht habe, fühle ich mich bereits ausgepowert. Da hilft die regelmäßige Einnahme von Energie-Gels nur bedingt. Die oft zitierte Tagesform ist heute nicht die Beste.

Rinnsale schießen auf den steilen Anstiegen entgegen. Der Boden ist aufgeweicht und schlammig. Meine Stöcke leisten mir hier gute Dienste. Schritt für Schritt steige ich der Wurzeralm-Bergstation entgegen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Labestation, finde ich 2 gut laufbare Kilometer vor. Zu den Labestationen ist zu erwähnen, dass auch hier Hygiene groß geschrieben wird. Kein Teilnehmer darf sich selbst bedienen, sondern das von ihm Gewünschte wird portioniert und in einer Einweg-Schale gereicht.

Ab dem Brunnsteinersee geht es steil zum Sattel der Roten Wand auf knapp 1900 Meter Seehöhe hoch. Satte 400 Höhenmeter sind auf einem Kilometer Länge zu "erklettern". Teils sind die Stufen so hoch, dass ich mich auf allen Vieren hochziehe. Schwindelfreiheit ist hier vorausgesetzt.

Bergab sind die nächsten Kilometer auf nassem Fels mindestens genau so anstrengend wie der Aufstieg. Hinweisschilder mit den Aufschriften "Verhaxl di net" oder "Achtung schwieriges Gelände" warnen den Teilnehmer vor einem allzu übermütigen Downhill. Ich hab´s heute körperlich nicht drauf. Umso vorsichtiger steige ich Stufe für Stufe abwärts.



Nach 37 Kilometer ist Roßleithen erreicht. Die Wege sind mittlerweile wieder gut laufbar. Auf dem Weg zurück nach Spital häufen sich Gehpassagen und Fotostopps. Mein Zeitziel habe ich längst deutlich überschritten. Aber trotz all der Strapazen wird auch dieser Bergmarathon in guter Erinnerung bleiben. Ich liebe einfach die Herausforderung, lange, anspruchsvolle Laufstrecken zu meistern.

Ich laufe parallel zur A9 und habe bereits Blick auf die Spitaler Stiftskirche Mariä Himmelfahrt. Noch einmal geht es einige Höhenmeter aufwärts und über unzählige Stufen den Josefiberg hinunter.

Nach 7 Stunden und 13 Minuten laufe ich über die Ziellinie. Ich muss mich wiederholen, aber das Ambiente hier rund um das Stift ist wirklich atemberaubend. Schade, dass ich hier heute coronabedingt nicht länger verweilen kann. Ich platziere mich unter 102 gestarteten Teilnehmern auf den für mich doch enttäuschenden 66. Rang. In der Altersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften belege ich den 4. Rang.

Fazit: Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Nicht nur die Höhenmeter, auch der teils schwer laufbare Untergrund kosten Kraft. Entschädigt wird der Teilnehmer - sonniges Wetter vorausgesetzt - mit toller Fernsicht. An der Organisation gibt es nichts zu bemängeln. Die Labestationen sind gut positioniert und ausreichend bestückt. Die Streckenmarkierung ist tadellos. Der Start-/Zielbereich bietet gute Infrastruktur und ein tolles Ambiente.

29.08.2020: Pyhrn-Priel-Trophy 2020 - Laufbericht


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Sonntag, 9. August 2020

01.07.2020 - 09.08.2020: ÖLV Running Summer Cup 7.20 - Laufbericht

Da Wettkämpfe aktuell coronabedingt sehr spärlich gesät sind, hat der ÖLV eine virtuelle Laufplattform gestartet. Im Zeitraum von fünf Wochen wird der ÖLV Running Cup 7.20 mit vier aufeinander folgenden Veranstaltungen und unterschiedlichen Distanzen ausgetragen. Die Teilnahmegebühr beträgt 18 Euro. Für die drei Bestplatzierten jeder Altersklasse werden gravierte Holzplaketten in Aussicht gestellt. Zudem warten auf die Teilnehmer einige schöne Preise, die im Anschluss an den Cup verlost werden.

Die drei besten Ergebnisse, die in den vier Veranstaltungen erzielt werden, fließen in die Cup-Endwertung ein. Bei den einzelnen Veranstaltungen selbst stehen wiederum unterschiedliche Distanzen bzw. Herausforderungen zur Auswahl. Dabei wird die Leistung in Relation zu einem Referenzwert (=100 Punkte) gesetzt. An einer Hand sind die Teilnehmer abzuzählen, die die Referenzzeiten unterbieten und somit mit der Leistung über 100 Punkte erlangen. Werden bei einer Veranstaltung mehrere Distanzen gelaufen, kommt der bessere Wert in das Gesamtergebnis.

Ich selbst bin relativ spät auf den Running Summer Cup 7.20 aufmerksam geworden. Die erste Veranstaltung, der sogenannte Kick Off-Run war bereits abgeschlossen. Aber da ohnehin nur die besten 3 Ergebnisse für die Gesamtwertung herangezogen werden, habe ich mich spontan zur Teilnahme entschlossen.

Die ÖLV Running-Halbmarathon Challenge ist meine erste Veranstaltung. Zur Auswahl steht neben der Halbmarathon-Distanz die Möglichkeit, eine 5- oder 10-km-Zeit hochzuladen. Ich entscheide mich für die Halbmarathon-Marke, da mein Trainingsplan gerade vorsieht, einen längeren Lauf mit der Marathon-Pace (in meinem Fall sind das 5:00 min/km) zu absolvieren. Es stecken bereits viele Umfang-Kilometer in meinen Beinen, sodass mir die Einhaltung der zeitlichen Vorgabe dann doch recht schwer fällt. Letztendlich steht eine Zeit von 1:44:37 zu Buche. Die meisten Teilnehmer entscheiden sich für kürzere Distanzen. Auch ich hätte auf einer kürzeren Distanz wohl prozentuell einen geringeren Rückstand zur Referenzzeit und damit eine Chance auf eine höhere Punktezahl gehabt.

Die darauffolgende Veranstaltung ist die sogenannte Dietmar Millonig-Challenge. "Laufe in 30 oder wahlweise 60 Minuten so weit als möglich", lautet die Aufgabe. Ich entscheide mich für 30 Minuten und laufe in der halben Stunde satte 7141 Meter. Mit dieser Leistung kann ich sehr zufrieden sein. In der Allgemeinen Klasse platziere ich mich damit auf Rang 8 von 21 Teilnehmern, in der Klasse Masters 45 erreiche ich damit Platz 2. In der Gesamtwertung nehme ich vor der abschließenden Veranstaltung in meiner Altersklasse Platz 3 ein.

Der Hundstagelauf ist die letzte Veranstaltung des ÖSV Running Summer Cup 7.20. Distanzen von 1,5 bzw. 7,5 oder wahlweise 10 Kilometer stehen zur Auswahl. Die sogenannten Hundstage stehen für die heißeste Zeit des Sommers. Um der Challenge gerecht zu werden, wähle ich für meinen Lauf die Mittagszeit eines wolkenlosen Sommertages. Deutlich über 30 Grad meldet das Quecksilber des Thermometers. Ich entscheide mich für den 7,5 km langen Lauf.  Ich verspreche mir von dieser Distanz ein besseres Verhältnis zur Referenzzeit als auf der 1,5 km langen Strecke. Platz 6 wird es in der allgemeinen Klasse mit einer Zeit von 31:53 Minuten. Meine Altersklasse gewinne ich mit dieser Laufzeit und übernehme auch in der Masters 45 -Gesamtwertung die Führung. Es sieht mit dem "Stockerl" gut aus, denn ich werde wohl nur noch von zwei wirklich schnellen Läufern überholt werden.

Warum auch immer laden die beiden Teilnehmer mit Potenzial zum Gesamtsieg keinen weiteren Lauf mehr hoch, sodass ich mit 234,88 Punkten die Masters 45 -Altersklassenwertung des ÖSV Running Summer Cup 7.20 gewinne. In der Allgemeinen Klasse erreiche ich Platz 12 von 28 Teilnehmern.

Die angekündigten Preise werden im Zuge der Live-Übertragung von den Österreichischen Staatsmeisterschaften aus der Südstadt verlost. Meine Freude ist groß als ich meinen Namen höre. Ich gewinne ein Erima-Shirt der österreichischen Nationalmannschaft.

01.07.2020 - 09.08.2020: ÖLV Running Summer Cup 7.20 - Laufbericht


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Sonntag, 2. August 2020

02.08.2020: 5. Int. Raiffeisen Lipizzanerheimat Berglauf Graden - Laufbericht

Berglauf Graden
In den letzten zwei Wochen habe ich vermehrt Tempoeinheiten in meinen Trainingsplan geschrieben. Bevor das Hauptaugenmerk wieder auf größere Umfänge als Vorbereitung für die im Herbst folgenden Bergmarathons gelegt wird, stehe ich heute beim sehr anspruchsvollen 5. Internationalen Lipizzanerheimat Berglauf in Graden an der Startlinie. 

Graden ist eine Ortschaft der Stadtgemeinde Köflach und liegt in der Weststeiermark. Der Ort war bis 2014 eine eigenständige Gemeinde, die bei ihrer Gründung den Namen Grade-Piber getragen hat. Im Rahmen der Gemeindestrukturreform 2014/2015 wurde Graden mit der Stadtgemeinde Köflach zusammengeschlossen. Die als Lipizzanerheimat weit über ihre Grenzen bekannte Region bietet für Bergläufer neben anspruchsvollen Steigungen auch herrliche landschaftliche Fernblicke.

Die Fahrzeit nach Graden beträgt aus dem Süden von Graz eine knappe Stunde. Meine persönliche Klima-Strategie sieht die Einhaltung der selbst auferlegten Formel "Fahrzeit zum Laufevent  < Laufzeit" vor. Angesichts des Streckenprofils sollte diese Anforderung erfüllt werden, denn auf 8,5 Kilometer Distanz warten 1000 positive Höhenmeter darauf, belaufen zu werden. Ich plane mit einer Zielzeit von rund 65 Minuten.

Organisiert wird der Lipizzanerheimat Berglauf Graden vom Verein LTV-Köflach. Neben dem Volkslauf findet auch der sogenannte Hobby/Jugendbewerb über 4,2 km und 310 hm statt.  Obwohl die Covid-19-Einschränkungen auch im Breitensportbereich mittlerweile deutlich gelockert sind, hat der Veranstalter ein sehr umsichtiges und strenges Covid-19-Präventivprogramm ausgearbeitet. Die für den LTV-Köflach einen sehr hohen Stellenwert einnehmenden Kinderbewerbe mussten trotz aller Bemühungen leider verschoben werden.

Penibel wird im Startbereich am Dorfplatz in Graden auf Hygiene und auf die Einhaltung der Abstandsregelung geachtet. Beim Zugang zur Abholung der Startunterlagen wird sogar Fieber gemessen und die Temperatur auf der Startliste vermerkt. Obwohl ich zu Beginn der Pandemie die meisten der verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Infektion persönlich für zweckmäßig erachtet habe, kommt mir dieser Vorgang am Start dieser überschaubaren Laufveranstaltung völlig surreal vor. Die eigene Körpertemperatur zählt jetzt vielleicht nicht zu den schützenswertesten der persönlichen Gesundheitsdaten. Trotzdem muss hier eine kritische Hinterfragung erlaubt sein, zumal angeblich 90 Prozent der mit Covid-19 infizierten Personen keinerlei Symptome zeigen. Viel mehr sollte auf Bewusstseinsbildung gesetzt werden.

Mit den bei mir festgestellten 36,6 Grad bin ich jedenfalls für den Start zugelassen und nehme mit frisch desinfizierten Händen das Startpaket in Empfang. Für 30 Euro Nenngeld erhält der Teilnehmer neben der Startnummer und dem Zeitchip der Firma Hightech Timing auch eine tolle Printausgabe über die Lipizzanerheimat, eine Postkarte, sonstiges Werbepapier bzw. Zugaben einiger Sponsoren. Auch viele tolle Fotos werden vom Veranstalterteam im Anschluss an den Lauf auf Facebook hochgeladen. Ein Essens-Bon ist ebenfalls dem Startpaket beigepackt, der später beim Oskar Schauer Sattelhaus gegen Schweinsbraten, Nudeln und Co. eingetauscht werden kann. 

Beim Sattelhaus, eine von den Naturfreunden Österreichs bewirtschaftete Unterkunft, wird am frühen Nachmittag auch die Siegerehrung stattfinden. Das Gepäck wird vom Startbereich ebenfalls hier her gebracht. Und da die Streckenführung bei Kilometer 6 am Sattelhaus vorbei nach oben Richtung Terenbachalm führt, ist zudem eine Verpflegestelle eingerichtet.

Ursprünglich war ein Shuttle-Rücktransport vom Sattelhaus in das Dorfzentrum von Graden geplant. Denn die meisten Teilnehmer haben ihr Fahrzeug unmittelbar im Startbereich abgestellt. Aber auch hier hinterlässt die Angst vor Corona-Infektionen ihre Spuren. Der Shuttle-Transport entfällt heuer. Viele Teilnehmer reisen mit Begleitung an, die dann mit dem Fahrzeug zum auf rund 1400 Meter Seehöhe liegende Schutzhaus fahren. Ich reise alleine an und plane daher, die Strecke ins Dorfzentrum von Graden zurück zu laufen. Daher habe ich alles Notwendige in meine Laufweste gepackt.


Das größte Novum für mich ist jedoch der Einzel-Intervallstart. Die größte Menschenansammlung gäbe es im Startgedränge. So hat sich der Veranstalter entschieden, die Teilnehmer einzeln im Abstand von jeweils 30 Sekunden auf die Strecke zu schicken. Mir wird die Startnummer 32 zugewiesen. Ich laufe mich 15 Minuten warm, gebe die Laufweste beim Gepäcktransportservice ab und sehe mir an, wie mit Startnummer 1 um Punkt 10:00 Uhr der amtierende österreichische Staatsmeister im Berglauf, Manuel Innerhofer, die Strecke in Angriff nimmt. Er wird seiner Favoritenrolle gerecht werden und den 5. Int. Raiffeisen Lipizzanerheimat Berglauf in Graden in knapp 47 Minuten gewinnen. Insgesamt gehen 78 Teilnehmer aus 6 Nationen an den Start. Endlich geht es für mich in den Startbereich. Ich werde namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und kurze Zeit später habe ich die Startfreigabe.

Für mich ist die Strecke Neuland. So weiß ich im Vorfeld nicht, dass auf dem ersten Kilometer bereits 164 Höhenmeter zu bewältigen sind. Die Steigung ist kaum laufbar. Die steile Asphalstraße geht in noch steilere Wiesen- und Waldpfade über. Ich bin zu schnell gestartet. Bereits nach 500 Meter habe ich das Gefühl, dass meine Muskeln übersäuert sind. Die Oberschenkel brennen. Ich verfalle in einen Gehschritt. Es ist sehr frustrierend, bereits nach wenigen hundert Metern vom 30 Sekunden nach mir gestarteten Läufer mit der Startnummer 33 eingeholt und scheinbar mühelos überholt zu werden. 

Kilometer 2 offeriert weitere 185 Höhenmeter. Auf einem steinigen und mit Tannenzapfen übersäten Hohlweg geht es teils steil nach oben. Gelb markierte Steine, Hinweisschilder und Absperrbänder geben Gewissheit, am richtigen Weg zu sein. Steiniger Untergrund, teils üppige Vegetation, wurzelbewachsene Pfade und immer wieder tolle Ausblicke in die Lipizzanerheimat prägen den Laufabschnitt am Kern-Buam-Panoramawanderweg. Nach gut 3 Kilometer stehen rund 500 Höhenmeter auf der Haben-Seite. Allerdings bin ich auch schon 30 Minuten unterwegs und sehe mein ambitioniertes Zeitziel mit 65 Minuten bereits als gescheitert.

Ab Kilometer 4 ist die Strecke gut laufbar. Auf einer Forststraße geht es mäßig steigend zur Verpflegestation, wo ich mich mit einem Gel aus der Hosentasche und zwei Becher Wasser labe. Anfangs sogar leicht fallend und folglich wieder moderat ansteigend geht es auf einem breiten Schotterweg bis zum Sattelhaus. Die Verpflegestelle lasse ich hier ungenutzt. Ins Ziel fehlen noch 2,5 Kilometer.

Abermals geht es steil hoch. Satte 183 Höhenmeter fallen entlang des Kilometers 7 an. Ich verfalle wieder in den Gehschritt. "Trailrunning-Stöcke würden mir hier einen guten Dienst erweisen", denke ich mir, während ich auf eine lebensgroße Christusstatue hochsteige. Ich kann mir gerade kein Urteil bilden, ob die in weiß gehaltene Statue auf Steinsockel für mich optisch in die Landschaft passt. Mittlerweile bin ich am Bergkamm angekommen und das Herz des Trailläufers pocht nicht nur angestrengt, sondern jauchzt innerlich ob der landschaftlichen Schönheit. Fernsicht entschädigt für die Strapazen des Aufstiegs. Sogar Lipizzaner säumen den Pfad. Ich genieße den Lauf hier oben auf dem Kamm der Terenbachalm in vollen Zügen und überquere nach 1 Stunde und 13 Minuten die auf 1675 Meter Seehöhe gelegene Ziellinie.

Die Klamotten sind pitschnass geschwitzt und es weht eine kühle Brise. Der Veranstalter hat vorgesorgt und reicht neben der Finisher-Medaille auch einen Einweg-Poncho, den ich mir gerne überziehe, um nicht auszukühlen. Auch Getränkeflaschen stehen bereit.

Nun muss ich noch den 2,5 Kilometer langen Rückweg zum Sattelhaus angetreten. Ich mache den entgegenkommenden Teilnehmern großzügig Platz und feuere sie an. "Schade, dass ich mein Smartphone nicht dabei habe", denke ich mir das eine ums andere mal. An Fotomotiven mangelt es hier am Berg nicht. Aber das Smartphone ist in der Laufweste und die ist beim Gepäcktransport.

Zurück beim Sattelhaus nehme ich meine Laufweste in Empfang und ziehe mir ein trockenes Shirt über. Die Nudeln mit Eierschwammerl sehen lecker aus, doch ich habe keinen allzu großen Hunger. Ich gönne mir daher bloß ein Hopfengetränk, ziehe mir meine Laufweste über und laufe zu Tal. Am Weg zurück ins Dorfzentrum von Graden mache ich einige Fotostopps, nehme mir als Andenken einen gelb markierten Stein mit und lasse das heutige Laufabenteuer gedanklich Revue passieren.

Fazit: Der Veranstalter hat es geschafft, trotz der strengen behördlichen Vorgaben eine tolle Laufveranstaltung zu organisieren. Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und für mich auf den ersten drei Kilometern nicht allzu gut laufbar. Respekt an die Teilnehmer, die hier eine Laufzeit von deutlich unter einer Stunde in die Wiesen-, Schottwege und Almpfade stampfen. Für all die Strapazen entschädigt  traumhafte Fernsicht und die Chance, Lipizzaner beim Weiden antreffen zu können.

02.08.2020: 5. Int. Raiffeisen Lipizzanerheimat Berglauf Graden - Laufbericht


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Samstag, 4. Juli 2020

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht

24 Stunden Lauf in Bad Blumau
Seit rund einer halben Stunde bin ich mit mir im Zwiegespräch, ob ein vorzeitiger Abbruch des Wettkampfes eine Option ist. Grundsätzlich ist alles im Soll, wenn nicht die zunehmend stechenden Schmerzen im rechten Fuß wären ...

Aber von vorne: Auch an unserem geliebten Laufsport gingen die coronabedingten Einschränkungen in den vergangenen Monaten nicht spurlos vorüber. Lange Zeit war das Laufen nur alleine oder mit Menschen aus dem selben Haushalt gestattet. Aber heute wird wieder wettkampfmäßig gelaufen. In Bad Blumau erfolgt in wenigen Minuten der Startschuss zum 24-Stunden-Lauf.

Bad Blumau ist eine Gemeinde im politischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und hat rund 1600 Einwohner. Über die Grenzen des oststeirischen Hügellandes hinaus bekannt geworden ist Blumau im Jahr 1997, als die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Therme eröffnet wurde.

Im Rahmen dieses Rundenlaufes wird der österreichische Staatsmeister bzw. die österreichischen Meister in den Masters-Klassen sowie der steirische Meister im Ultralauf gekürt. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaftsläufe genannt und erhoffe mir bei den steirischen Meisterschaften eine Medaille. Neben dem 24-Stunden-Lauf findet auch ein 12-Stunden-Lauf statt bzw. wurde bereits gestern der Bewerb "3 Tage - 3 Marathons" gestartet.

Ich reise mit dem Auto über die A2 Südautobahn aus dem Süden von Graz kommend unkompliziert in unter einer Stunde an. Die Suche eines geeigneten Standplatzes gestaltet sich da schon schwieriger. Die schattigen Plätze entlang der Laufstrecke sind bei meiner Ankunft bereits besetzt und so bin ich ein wenig unschlüssig, wo ich mein Fahrzeug abstellen und meine "homebase" aufbauen soll. Letztendlich parke ich mein Fahrzeug ohne Aussicht auf Schatten. Primär will ich hier ja Runden laufen und nicht im Schatten sitzen ...

Die Marathon-Läufer sind bereits auf der Strecke. Für die Teilnehmer des Bewerbs "3 Tage - 3 Marathons" steht Tag 2 bzw. Marathon Nummer 2 am Plan. Ich habe noch knapp zwei Stunden Zeit, bevor ich pünktlich um 10:00 Uhr meinen erster 24-Stunden-Lauf in Angriff nehmen werde.

24-h Bad Blumau
Ich schlendere zur Ausgabe der Startunterlagen. Es sind die üblichen Haftungsausschlüsse zu unterzeichnen und die derzeit geltenden Covid-19-Auflagen zur Kenntnis zu nehmen. Dann erhalte ich die Startnummer 25 mit integriertem Zeitnehmungs-Chip der Firma raceresult. Das Startpaket beinhaltet neben Lesenswertem über die Tourismusregion Bad Blumau und einigen Produktproben auch das in violett gehaltene Finisher-Polo und die Finisher-Medaille. Es ist etwas merkwürdig, die Finisher-Medaille bereits am Start zu erhalten, aber im Grunde ist ein DNF (did not finish) bei einem Stundenlauf nicht möglich. Ich werfe einen kurzen Blick in das großzügig gestaltete Verpflegungszelt. So bietet die offizielle Verpflegungsstelle nicht nur Energie-Gels und -Riegel meiner favorisierten Marke an, sondern wird im Laufe des Wettkampfes auch Kartoffeln, Suppe und Kuchen zur Stärkung bereit stellen. Auch am Getränkeangebot (Wasser, Iso, Cola, Kaffee ....) scheint es an nichts zu fehlen.

Während viele Teilnehmer mit ihrem persönlichen Betreuerstab anreisen und riesige Zeltlandschaften aufbauen, halte ich es bescheiden. Ich bin es von Ultra-Trails gewohnt, nur das Nötigste in der Laufweste griffbereit zu haben. Zudem mute ich niemandem zu, mehr als 24 Stunden an der Strecke auszuharren, um mich zu supporten.

So stelle ich lediglich einen kleinen Klapptisch auf. Ich decke den Tisch zwar nicht, aber den Schatten, den der Tisch wirft, nutze ich als Unterstellplatz für die Kühltasche. Darin habe ich eine Portion Peronin (eine sehr hochwertige und magenschonende Flüssignahrung), alkoholfreies Bier und Salzbrezel. Dann knote ich noch einen Müllbeutel seitlich an den Tisch und schon bin ich mit den Vorbereitungsarbeiten fertig.

Zur Einstimmung auf die große körperliche und mentale Herausforderung gehe ich im Kopf meine Strategie noch einmal durch. Es ist mein Ziel, in 24 Stunden Laufzeit 180 Kilometer zurück zu legen. Zum einen halte ich diese Marke nach einer durchaus ansprechenden Trainingsphase bei guter Tagesverfassung für machbar. Zum anderen ist laut Wettkampfausschreibung der österreichischen Meisterschaften im Ultralauf in meiner Altersklasse eine Distanz von 180 Kilometern das Medaillen-Limit. Um die Aufgabe mental einfacher zu gestalten, setze ich mir Meilensteine. Mit der Distanz "Marathon" kann mein Kopf etwas anfangen. Ich erreiche meine Zielsetzung also mit dem Laufen von 4 Marathons. Pausen habe ich ebenso berücksichtigt, wie das Verlangsamen des Lauftempos. Für die auf die Zieldistanz fehlenden 12 Kilometer stehen mir 1 Stunde und 40 Minuten (zuzüglich einer Bonusstunde) zur Verfügung. Soweit die Theorie ...




Nun sind es noch 30 Minuten bis zum Start. Ich telefoniere kurz mit meiner Frau und entscheide mich für das vermeintlich nicht ganz perfekte Schuhwerk. Ich schnüre an meine Füße den Hoka Speedgoat. Der Speedgoat hat eine ausgeprägtere Sohle und ist eigentlich ein leichter Trailschuh. Die rund 1200 Meter lange Strecke in Bad Blumau verläuft zu 2 Drittel auf geteerter Straße und zu einem Drittel auf Schotterwegen. Die paar hundert Meter auf Schotter rechtfertigen mir zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung. Im Nachhinein wäre das Straßen-Modell Clifton wohl die klügere Wahl gewesen. Oder hätte ich gar auf den Asics GT 2000 zurückgreifen sollen? Hinterher ist man immer klüger ...

Endlich geht es los. Ich nehme gemeinsam mit knapp 100 Teilnehmer Startaufstellung. Die Moderatorin begrüßt uns sehr herzlich und weist auf das Reglement, insbesondere auf die Covid-19-Vorgaben hin. Das Wort wird an die Direktorin des Rogner Bades Blumau übergeben, bevor Punkt 10 Uhr der Startschuss des 24-Stunden-Laufes erfolgt.

Streckenabschnitt 24h Bad Blumau
Die Strecke (amtlich vermessene 1181 Meter) ist rasch erklärt: Unmittelbar nach der Startlinie geht es durch das Verpflegungszelt. Hinter dem Zelt stehen im Clubgebäude des ortsansässigen Fussballvereins Toiletten, Umkleiden und Duschen zur Verfügung. Nach einer kurzen Geraden geht es im rechten Winkel in die Bahnhofstraße, die in die Hauptstraße mündet. Hier sind einige Hofläden, Cafes und Hotels angesiedelt. Auf Höhe des Gemeindeamtes steht eine weitere Toilette für uns Teilnehmer bereit. Ob der guten sanitären Ausstattung gibt es eigentlich keine Notwendigkeit, seine Notdurft inmitten eines gepflegten Touristenortes direkt an der Strecke zu verrichten. Leider zeigt das eine oder andere der vielen hundert im Anschluss an den Lauf online gestellten Fotos das Gegenteil.

Nach ein paar hundert Meter geht es rechtwinkelig auf einen kurzen Wiesenpfad, bevor die Safen, ein schmales Gewässer, über eine Holzbrücke gequert wird. Die folgenden 300 Meter sind für mich der angenehmste Streckenabschnitt. Ein Schotterweg parallel zur Safen erfreut die gelangweilte Läuferseele zumindest ein wenig, bevor es wieder zum Start bzw. zum Rundendurchlauf geht. Hier ist eine mobile Multimedia-Tafel installiert, auf der Informationen wie zurückgelegte Runden, die absolvierte Distanz und die Platzierung abzulesen sind.

Ich finde von Anfang an ein ganz gutes Tempo, das einige Sekunden unter dem geplanten Kilometerschnitt liegt. Der Himmel ist beinahe wolkenlos und die Temperaturen steigen. So labe ich mich von Beginn an regelmäßig mit Wasser oder Iso und nehme alle 30-40 Minuten ein kleines Stück Banane oder ein Gel zu mir.

#42undmehr Bad Blumau
Entlang der Strecke feuern die Betreuerteams ihre Schützlinge lautstark an, rennen mit Wasserflaschen nebenher, unterhalten mit Gitarren-Gesängen. Mir persönlich ist das "Drumherum" bereits nach kurzer Zeit zu laut. Ich bedauere, nicht auf der Strecke eines Ultra-Trails zu sein. Ich liebe die Abgeschiedenheit in der Natur, die wechselnden Bodenbeschaffenheiten, anspruchsvolle technische Passagen, landschaftliche Highlights. Ich rücke den Fokus wieder auf die heutige Aufgabe und die lautet eben, in 24 Stunden möglichst viele Kilometer zu laufen.

Die erste Marathonmarke absolviere ich nach rund 4 Stunden und 30 Minuten. Um rund 15 Minuten früher als geplant habe ich dieses Zwischenziel erreicht. Auf eine längere Pause verzichte ich. Nach einem Schluck alkoholfreiem Bier aus der Kühltasche laufe ich in etwas gemäßigtem Tempo weiter.

Die Temperaturen klettern derweil weiter in die Höhe und lassen den Schweiß fließen. An zwei Stellen der Strecke wartet eine Dusche darauf, mit kühlem Wasser zu erfrischen. Gerne mache ich regelmäßig von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Größen der österreichischen Ultralaufszene hautnah zu erleben, mit ihnen zu laufen, von ihnen wiederholt überrundet zu werden, ist eine tolle Erfahrung. Speziell von Andreas Michalitz oder der späteren österreichischen Staatsmeisterin Karin Augustin oder auch von Andrea Mayer bzw. Karin Freitag habe ich schon einige Erfolge über die sozialen Medien mitverfolgen dürfen. Auch das Tempo, was der amtierende österreichische Meister des 100-km-Laufes, Wolfgang Michl, von Beginn an den Tag legt, ist atemberaubend. Michl wird sich nach 24 Stunden mit gut 225 gelaufenen Kilometern zum österreichischen Staatsmeister küren.

Die monotone Stecke ist orthopädisch stark belastend und fordert auch bei mir ihren Tribut. Nach rund 50 gelaufenen Kilometern spüre ich aufkommende Schmerzen im Bereich des rechten Sprunggelenkes. Seit ich im Vorjahr wegen eines Knochenmarködems im rechten Sprungbein  monatelang pausieren musste, bin ich bei Fußschmerzen besonders feinfühlig.

In meinem Gehirn rattert es. Mit Belastungsschmerzen (insbesondere Muskelschmerzen) ist bei einem 24-Stunden-Lauf zu rechnen, aber es ist erst ein Viertel de Zeit von der Uhr. Definitiv ist es viel zu früh, um fortan mit Schmerzen zu laufen. Unterbewusst verändere ich meinen Laufstil, der sich gar nicht mehr rund anfühlt. Verspannungen im Rumpf und Nacken sind die Folge. Ich hadere mit mir. Viele hunderte Kilometer Training habe ich auf mich genommen. Stunden um Stunden bin ich auf Asphaltstraßen statt auf den geliebten Trails gelaufen, um für mein 24-Stunden-Projekt bestmöglich vorbereitet zu sein. Die Erreichung meines definierten Zieles ist gerade in weite Ferne gerückt.

Aufgeben ist für mich grundsätzlich keine Option. Stolz blicke ich auf meine makellose DNF-Quote, denn kein einziges mal musste ich bisher vor der Ziellinie die Segel streichen. Die nächsten Runden sind geprägt vom Durchdenken aller möglichen Szenarien. Zusätzlich hole ich die Meinung eines Außenstehenden ein. Sein Ratschlag, die Gesundheit nicht auf´s Spiel zu setzen, kommt nicht unerwartet. Letztendlich reift in mir die Entscheidung, den 24-Stunden-Lauf in Bad Blumau nach rund 7 Stunden vorzeitig abzubrechen.

Steirischer Meister Ultralauf: Wolfgang Kölli
Ich teile meiner Frau die Entscheidung mit und melde mich bei der Rennleitung ab. Ich packe in Windeseile den Klapptisch und die Kühltasche ins Auto. Ich möchte so rasch als möglich weg von hier. Um die Läufer auf der Strecke nicht zu gefährden, mache ich mich quer über die Wiese "vom Acker". Enttäuscht aber auch erleichtert über die getroffene Entscheidung lasse ich am Heimweg die letzten Stunden Revue passieren.

Zu Hause verfolge ich bis spät in die Nacht die Ergebnisse im live-timing. Am Morgen danach macht sich doch Wehmut breit, nicht mehr im Wettkampf die Runden zu drehen. Es muss ein erlösendes Gefühl sein, wenn die letzte Stunde des Rundenlaufes anbricht. Als zu Mittag die offizielle Ergebnisliste veröffentlicht wird staune ich nicht schlecht, dass ich mich trotz meines vorzeitigen Abbruches steirischer Meister im Ultralauf in der AK45 nennen darf. Dieser Erfolgt ist jedoch ausschließlich der fehlenden Konkurrenz in meiner Altersklasse geschuldet. Wie sportlich wertvoll dieser Titel ist, sei daher dahingestellt. Die Goldmedaille wird mir ein paar Tage später von der Landessportkoordinatorin des steirischen Leichtathletik-Verbandes ausgehändigt. Vielen Dank dafür.

Fazit: Vermutlich wird es für mich keine Neuauflage eines 24-Stunden-Laufes geben. Ich bin kein großer Fan des Rummels entlang der Strecke. Auch fehlt mir bei diesem Laufformat die Schönheit, das Abenteuer und das Abwechslungsreiche eines Ultra-Trails. Die Motivation hoch zu halten fällt mir schwer, wenn man das Ziel auch einfach "abwarten" kann. Es braucht für mich eine Ziellinie, die es zu überqueren gilt. Dann weiß ich, ich habe die Strecke geschafft, den Lauf gerockt. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Format liegt mir nicht. Aber es war jedenfalls eine neue Erfahrung und die Bestätigung, dass meine große sportliche Leidenschaft dem Lauf auf Trails gehört. Aber wie heißt es so schön: Sag niemals nie ...

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht


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