Ich habe knapp 85 Kilometer hinter mich gebracht und lasse es mir an der Verpflegestelle Hof richtig gut gehen. Während ich ein Stück Schwarzbrot, eine Trockenwurst und gesalzene Tomaten esse, dazu eine Flasche alkoholfreies Bier trinke, bin ich in Vorfreude, den mozart100 zum Dritten Mal erfolgreich zu Ende zu bringen. Ich bin routiniert genug um zu wissen, dass mir auch heute das Finish - deutlich vor Zielschluss - kaum mehr zu nehmen ist.
Aber von vorne: Ich reise mit dem Zug von Graz nach Salzburg. Eine Strecke kostet im Tarif der ÖBB-Sparschiene knapp 20 Euro. Die nächsten zwei Nächte verbringe ich im Austria Trend Hotel Europa, direkt am Hauptbahnhof Salzburg gelegen. Ich kann das Hotel vorbehaltlos weiterempfehlen. Das Einzelzimmer ist sehr geräumig und das Frühstück mit großer Auswahl und sehr lecker. Zudem genießt man vom im 15. Stock gelegenen Restaurant eine tolle Sicht auf Salzburg.
Was mich erwartet? Der mozart100 ist ein Langstreckenlauf. Mit Start und Ziel inmitten der Salzburger Altstadt führen 108 Kilometer, meist auf Trails und mit 4750 Höhenmeter gespickt, durch die landschaftlichen Schönheiten des Salzburger Landes und entschädigen mit atemberaubenden Blicken auf den Fuschl- und Wolfgangsee für die Strapazen der Auf- und Abstiege.
Ich weiß wovon ich spreche, denn ich stehe in diesem Jahr bereits zum 3. Mal am Start dieses anspruchsvollen Ultratrails. Der Unterschied zu meinen bisherigen Teilnahmen ist der Termin. Bislang hat der mozart100 im Juni stattgefunden. Heuer muss der Lauf coronabedingt in den September verschoben werden. Das hat zur Konsequenz, dass die erste Stunde am Morgen mit Stirnlampe zu laufen ist und dass ich am Abend ebenfalls in der Dunkelheit und mit künstlichem Licht den Nockstein und Kapuzinerberg zu meistern haben werde. Zum anderen ändert sich auch die Streckenführung geringfügig, da nun im Spätsommer einige Passagen auf Grund der Hirschbrunft nicht belaufen werden dürfen.
Nach dem Hotel Check-in fahre ich mit dem Bus Richtung Kapitelplatz, wo schon reges Treiben herrscht. Der 3-G-Status wird überprüft, bevor ich Zutritt zum Veranstaltungsbereich erhalte. Ich nehme die Startnummer 123 und den Startersack entgegen, der mit dem einen oder anderen Gimmick befüllt ist. Ich finde die Startnummer sehr passend. Denn ich bin ja nicht das erste, nicht das zweite, sondern das dritte Mal hier in der Mozartstadt, also 123!
Nach der Vorstellung der Eliteathleten und dem racebriefing fahre ich ins Hotel zurück und treffe die letzten Vorbereitungen für den kommenden Lauftag. Was ich in der Laufweste mitführe und im Drop-Bag verstaut habe, steht in diesem Blogbeitrag!
Nach der Vorstellung der Eliteathleten und dem racebriefing fahre ich ins Hotel zurück und treffe die letzten Vorbereitungen für den kommenden Lauftag. Was ich in der Laufweste mitführe und im Drop-Bag verstaut habe, steht in diesem Blogbeitrag!
Ich schlafe unerwartet gut und werde um 03:30 Uhr vom Wecker aus dem Schlaf geholt. Die erste Hürde ist gemeistert, wenn um diese nächtliche Zeit die Kontaktlinsen am richtigen Fleck sitzen. Das Frühstück besteht lediglich aus einem Nutella-Riegel. Kaffee ist hier im Hotel um diese Uhrzeit leider noch keiner zu kriegen. Das gestern von der Rezeption vorbestellte Taxi holt mich pünktlich um 04:15 Uhr ab.
Beim Einlass zum Startbereich wird die Pflichtausrüstung stichprobenartig kontrolliert. Nach einer kurzen Begrüßung sind die Stirnlampen einzuschalten und schon geht es pünktlich um 05:00 Uhr auf die Strecke.
Mein grober Plan sieht vor, in rund 17 Stunden zurück in Salzburg zu sein. Für eine schnellere Zeit wird es kaum reichen, denn die Vorbereitung war durch eine Borriolose samt Antibiotika-Therapie unterbrochen. Zudem habe ich im Sommer zu viel Zeit am Tennisplatz und zu wenige Stunden in Laufschuhen verbracht. Das Minimal-Ziel sind 22 Stunden und somit das Limit, für die Startplatz-Lotterie des Western States 100 zugelassen zu werden.
Details zur Strecke finden sich in meinen Laufberichten der vorangegangener Teilnahmen und sind hier verlinkt:
Hier einige Impressionen von der landschaftlich großartigen Strecke:
Mein persönliches Lauferlebnis entwickelt sich wie erwartet. Die ersten 40 Kilometer läuft es richtig rund. Hart ist zweifelsohne der Abschnitt zwischen Kilometer 35 und Kilometer 65. Zuerst geht es steil das Zwölferhorn hoch. Auch der Abstieg nach St. Gilgen hat es in sich. Nach einer Labe folgt der Aufstieg zur Schafbergalm. Dann führt die Strecke abermals hinunter nach St. Gilgen, um wieder das Zwölferhorn bis zur Sausteigalm hoch zu steigen. Auch der technisch anspruchsvolle Nockstein hat es in der Dunkelheit in sich.
Letztendlich benötige ich 17 Stunden und 54 Minuten. Damit klassiere ich mich am Ende des ersten Drittels vom gesamten Starterfeld und bin damit grundsätzlich sehr zufrieden. Auch die Zulassung zur nächsten Startplatz-Lotterie des Western States 100 habe ich damit in der Tasche.
EDIT: Bei der am 4. Dezember 2021 durchgeführten und live aus Auburn übertragenen Startplatz-Lotterie des Western States 100 werde ich tatsächlich aus rund 30.000 Losen auf Platz 9 der Warteliste gezogen und darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am 25. Juni 2022 an der Startlinie meines sportlichen Lebenstraumes stehen.
04.09.2021: mozart100 / Salzburg - Laufbericht
"Gefällt" dieser Beitrag? Meine Facebook-Fanseite, auf der ich regelmäßig über Trainingsläufe, Wettkampfteilnahmen, Produkttestungen etc. informiere, freut sich über jedes weitere "gefällt mir".