Ich bin auf dem Weg nach St. Anna am Lavantegg, einem Ortsteil der Gemeinde Obdach. Hier erfolgt in rund zwei Stunden der Startschuss zum 25. HAGE Zirbitzkogel-Berglauf.
Es erwartet mich eine 11,2 Kilometer lange Laufstrecke, die mit satten 1.106 Höhenmetern aufwartet. Das Ziel des Berglaufs befindet sich am Gipfel des Zirbitzkogels auf 2.397 Meter.
Organisiert wird der Berglauf auf den Zirbitzkogel vom SC Obdach. Für den Organisationsbeitrag (Nenngeld gestaffelt nach Anmeldezeitpunkt zwischen 30 und 80 Euro) erhält man ein Verpflegungs-Sackerl, ein Berglauf-Menü, Tee im Zielbereich, ein Zielfoto, den Kleidertransport zum Ziel, eine handgemachte hölzerne Finisher-Medaille, eine Warenpreisverlosung, den Rücktransport von der Waldheimhütte hinunter nach St. Anna und ein Zirbitzlauf-T-Shirt. Dazu gibt´s für die Tagesschnellsten Pokale oder Geschenkskörbe.
Ein umfassendes Covid-Präventivkonzept sorgt für die Gesundheit aller Beteiligten. Obligatorisch, dass bei der Startunterlagenabholung ein negatives Covid-Testergebnis vorzulegen ist.
In den Kleiderbeutel gebe ich eine Haube, die Windjacke und ein Longsleeve. Ich will gewappnet sein, wenn es nach meiner Ankunft im Ziel auf der höchsten Erhebung der Seetaler Alpen windig und kalt ist. Zudem packe ich meine Laufweste in den Kleiderbeutel. Ich plane einen Verzicht des Shuttle-Dienstes und möchte auch die Strecke retour nach St. Anna laufend absolvieren.
Im Zuge des Zirbitzkogel-Berglaufes werden die Steirischen Meisterschaften im Berglauf sowie die ASKÖ Bundes- und Landes-Meisterschaften im Berglauf ausgetragen. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die steirischen Meisterschaften im Berglauf genannt. Für die Altersklassen ab M/W 60 und für die Nachwuchsklassen erfolgt der Start bei der sogenannten Waldheimhütte auf rund 1850 Meter Seehöhe. Die Strecke für diese Klassen hat eine Distanz von 5,5 Kilometer mit 550 Höhenmeter.
Es ist kurz nach 10 Uhr. Ich laufe mich einige Minuten warm. Der Körper soll auf Betriebstemperatur sein, wenn es vom Start weg zügig nach oben geht. Die Teilnehmer der Meisterschaften nehmen an der Startlinie Aufstellung. Wir dürfen zuerst auf die Strecke. 2 Minuten später starten die übrigen Teilnehmer.
Startschuss! Die Favoriten übernehmen die Spitze und laufen zügig aufwärts. Ich versuche mein Tempo und meine Position im Läuferfeld zu finden.
Die Strecke führt auf befestigten Waldwegen moderat steil hoch. Die Hohlwege sind steinig und teils mit Tannenzapfen übersät. Eine besondere Dämpfung erfahren die Beine auf Streckenabschnitten, die mit weichen Tannennadeln überladen sind. Auch riesige Ameisenhäufen sind entlang der Strecke zu sehen.
Auf einem flachen Single-Trail geht es Richtung Waldheimhütte. Hier erwartet uns eine Verpflegestelle. Nun folgt ein sehr steiler Streckenabschnitt. Aber bereits nach einigen hundert Metern wird die Strecke wieder laufbarer. Die Baumgrenze ist nach 7 Kilometer erreicht und man kann zur Schutzhütte hochblicken. In weiter Ferne sind die Serpentinen auszumachen, die sich dem steilen Schlusshang empor schlängeln.
Auf breiten Schotterwegen geht es dem Ziel entgegen. Ich bin von der Strecke angetan. Trotz der vielen Höhenmeter lassen sich die meisten Streckenabschnitte gut laufen. Der Blick auf den Zirbitzkogel, auf Schneefelder, umliegende Gipfel, auf die Wälder entschädigt für die Strapazen. Schon jetzt bin ich mir sicher, heute nicht das letzte Mal am Start des Berglaufs auf den Zirbitzkogel gewesen zu sein.
Nach gut 10 Kilometer wird es richtig steil. Links blickt man auf den Lavant See. Mittlerweile bin ich in den Gehschritt verfallen. Höhenmeter für Höhenmeter steige ich dem Ziel entgegen. Hinweisschilder am Streckenrand informieren über die noch verbleibende Streckenlänge. Die Kehren erinnern mich stark an den Lauf auf den steirischen Erzberg.
Geschafft! In einer für mich sehr zufriedenstellenden Zeit von 1 Stunde, 28 Minuten und 44 Sekunden überlaufe ich die Ziellinie. Mit dieser Zeit klassiere ich mich auf Rang 35 von 88 gestarteten Teilnehmern. In meiner Altersklasse belege ich den undankbaren 4. Platz. Auch bei den steirischen Meisterschaften gewinne ich "Blech".
Ich erhalte eine Finishermedaille aus Holz und gönne mir ein alkoholfreies Bier. Ich tausche meine verschwitzten Klamotten gegen ein warmes Shirt, die Windjacke und eine Haube. Ich steige für ein Foto zum Gipfelkreuz hoch. Die Wettervorhersage prognostiziert jedoch aufziehende Gewitter, sodass ich nicht lange am Gipfel verharre und mich auf den Rückweg nach St. Anna mache.
Die Siegerehrung gerät aus meiner Sicht zu einer Farce. Obwohl ich laut der online gestellten Ergebnisliste bei den steirischen Meisterschaften auf Platz 4 ausgewiesen bin, werde ich als Gewinner der Bronzemedaille auf das Siegertreppchen gerufen. Ich verweise auf die Ergebnisliste und beteuere, dass ich wohl nur Vierter geworden bin. Trotzdem hängt man mir die Medaille um den Hals. Es lässt nicht lange auf sich warten, bis der wahre Dritt-Platzierte verwundert beim Moderator seinen Medaillengewinn reklamiert. Es wird mir angeboten, die Medaille zu behalten. "Geht´s noch?", schießt es mir durch den Kopf und reiche die Medaille weiter. Etwas frustriert mache ich mich auf den Heimweg.
20.06.2020: 25. HAGE Zirbitzkogel-Berglauf - Laufbericht
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