Sonntag, 12. Oktober 2025

12.10.2025: 32. Kleine Zeitung Graz Marathon - Erlebnisbericht

Eigentlich wollte ich heuer beim Kleine Zeitung Graz Marathon nicht an den Start gehen. Denn für mich ist ein flacher Straßenmarathon körperlich und mental deutlich anstrengender als ein Lauf auf Trails mit einigen Höhenmetern. Mein Körper ist einfach nicht darauf trainiert, im Idealfall zweiundvierzig ähnlich gleichmäßige Kilometerzeiten in den Asphalt zu stampfen.

Vor ein paar Wochen machte mich Instagramm auf ein Gewinnspiel der Steiermärkischen Sparkasse aufmerksam. Hier wurden 200 Startplätze für den Kleine Zeitung Graz Marathon verlost. Ich nahm am Gewinnspiel teil und siehe da, ich habe einen Startplatz für den Bewerb meiner Wahl gewonnen. Ergänzend dazu bekam ich ein Laufshirt per Post zugesandt. Am Lauftag selbst wird dann sogar ein eigener Bereich zur Verfügung stehen, in dem wir vor und nach dem Lauf verpflegt werden.

Im Zuge des Graz Marathon werden heuer auch die Steirischen Meisterschaften über die klassische Marathon-Distanz ausgetragen. Da ich nun einen kostenlosen Startplatz inne hatte, bat ich meinen Laufclub, mich für diese Meisterschaften zu nennen. Ein großes Danke dem MT-Hausmannstätten, der mir zum wiederholten Mal die Möglichkeit gibt, an Meisterschaftsläufen teilzunehmen.

Bei der Abholung der Startunterlagen im Citypark Graz erhalte ich eine Startnummer mit dem Aufdruck ELITE. Wir Teilnehmer an den Steirischen Meisterschaften dürfen noch vor Block 1 gemeinsam mit den wirklich sehr, sehr schnellen Favoriten auf den Sieg über die 42,195 Kilometer auf die Strecke gehen. Ob mir dieser Aufdruck peinlich ist? Nein, eigentlich nicht. Auch wenn ich natürlich weit weg von läuferischer ELITE bin. Ich mache mir weiter keine Gedanken darüber.

Race-Day! Ich fahre völlig stressfrei mit dem Regionalbus von meiner Wohnsitzgemeinde in die Landeshauptstadt Graz. Die Haltestelle ist fußläufig keine 5 Minuten vom Start- und Zielbereich entfernt. Bequemer geht es kaum. Da das Zelt der Steiermärkischen Sparkasse bereits geöffnet ist, gönne ich mir einen Espresso. Dann wird es auch schon Zeit, mich umzuziehen. Ich stecke drei Gels in meine Hosentasche, gebe mein Hab und Gut bei der Gepäckverwahrung ab und laufe mich ein wenig warm. Dann begebe ich mich in den ELITE-Startblock, wo sich schon einige bekannte Gesichter tummeln.

Meine Strategie ist klar. Ich starte wiederholt den Selbstversuch, ohne adäquates Tempotraining die Kilometer mit knapp unter 5 Minuten zu laufen. Das würde eine Endzeit von 3 Stunden und 30 Minuten bedeuten. Es ist jedoch unrealistisch, es mit diesen Kilometerzeiten bis ins Ziel zu schaffen. Die Erfahrung der letzten Jahre sagt mir voraus, dass ich nach rund 30, 32 Kilometer, spätestens nach 34 Kilometer, spürbar langsamer werde und es dann wieder ein sehr beschwerlicher letzter Rennabschnitt sein wird.

No risk, no pain ;-). Startschuss! Und was soll ich sagen, ich mache meiner Startnummer alle Ehre und laufe tatsächlich die angepeilten Kilometerzeiten bis zur Ziellinie. Mein offizielles Endergebnis mit 3 Stunden, 26 Minuten und 42 Sekunden ist nicht nur persönliche Bestzeit, sondern reicht auch für den Steirischen Meistertitel in meiner Altersklasse M50.

Was zwischen Start- und Ziellinie passiert? Bei traumhaftem Herbstwetter ist die Strecke von unglaublich vielen Zusehern gesäumt, die richtig tolle Stimmung machen. Die Labestellen sind gut platziert und mit Iso, Wasser, Bananen, Gel etc. auch sehr gut ausgestattet. Bereits bei Halbzeit merke ich, dass sich die Kilometer heute noch deutlich leichter laufen als ich das bei meinen bisherigen Teilnahmen hier in Graz in Erinnerung habe. So tritt auch der befürchtete Einbruch zu Beginn des letzten Rennviertels nicht ein und ich kann die letzten Kilometer durch die Sackstraße, Neutorgasse, Schmiedgasse, Herrengasse und über den Opernring zurück zum Ziel in vollen Zügen genießen.

Graz, es war mir eine Ehre!

12.10.2025: 32. Kleine Zeitung Graz Marathon - Erlebnisbericht


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Samstag, 28. Juni 2025

28.06.2025: 37. Grenzstaffellauf Veitsch - Laufbericht

Grenzstaffellauf Veitsch - Laufbericht Wolfgang Kölli
In wenigen Minuten erfolgt der Start des 37. Veitscher Grenzstaffellaufes. Seit jeher wird die Strecke mit 54 Kilometer Länge und 2040 Höhenmeter beworben. Einige erforderliche Streckenanpassungen in den letzten beiden Jahrzehnten haben jedoch dazu geführt, dass die aktuelle Strecke mit rund 50 Kilometer etwas kürzer ist, dafür aber rund 2200 Höhenmeter aufweist. 

Meine Laufweste ist mit allem Notwendigen bestückt. Ein Erste-Hilfe-Set habe ich so wie eine Regenjacke in den Bergen immer mit dabei. Zwei Flasks mit Wasser, einige Gels meines Vertrauens und die Stöcke im Salomon Custom Quiver runden meine Ausstattung ab.

Ich bin voller Vorfreude auf die bevorstehenden Stunden auf den Trails entlang der Gemeindegrenze der Ortschaft Veitsch. Der Start befindet sich hier vor dem JUFA-Hotel auf rund 670 Meter Seehöhe und der höchste Punkt der Strecke im Bereich des Graf-Meran-Hauses liegt auf etwa 1860 Meter Seehöhe.

Meine körperliche Verfassung könnte etwas besser sein, denn es stecken doch schon wieder einige Wochen-Trainingskilometer in den Beinen. Nüchtern betrachtet ist der heutige lange Lauf ein weiterer Meilenstein in der Vorbereitung für meine Teilnahme am Großglockner Ultra-Trail. Es ist also nicht der Tag, an dem Bestzeiten erzielt werden sollen.

Ich stehe nach 2023 zum zweiten Mal hier in St. Barbara im Mürztal an der Startlinie. Vor zwei Jahren musste die Streckenführung auf Grund des starken Sturms und der tiefen Temperaturen am Gipfel der Hohen Veitsch angepasst werden. Was soviel heißt wie dass die sogenannte Schlechtwetterroute gelaufen wurde. Ich fand es damals sehr schade, nicht auf der Originalstrecke laufen zu können. Denn zu allem Überfluss hieß es, dass die Veranstaltung zum letzten Mal stattfände. Zum Glück hat sich der Veranstalter entschieden, dieses tolle Event fortzuführen.

Grenzstaffellauf Veitsch - Teufelssteig - Laufbericht Wolfgang KölliAuch heute sorgt eine Durchsage vor dem Start kurzzeitig für Ungewissheit. Denn man müsse mit der Bergrettung abklären, ob heute die Originalstrecke gelaufen werden könne. Am Berg käme starker Wind auf. Aber bald gibt es Entwarnung. Heute wird die Originalstrecke belaufen. 

Ich bin glücklich darüber, heute den Teufelssteig hoch zum Graf-Meran-Haus laufen bzw. hiken zu dürfen. Das Wetter ist bei leicht bewölktem Himmel für diese Laufveranstaltung beinahe optimal. Auch die Stimmung unter den Teilnehmern und Zuschauern ist sehr gut. Alle Zutaten für einen erlebnisreichen und schönen Lauf sind somit im Kochtopf!

Mein Focus ist auf eine gute Einteilung der verbliebenen Kräfte gerichtet und zudem ermahne ich mich, konzentriert zu laufen. Schließlich liegt man beim Trail-Lauf wegen einer Unachtsamkeit schneller auf allen Vieren, als einem lieb ist.

Vom Start weg geht es leicht fallend hinaus aus dem Ortskern in Richtung Süden. Nach einem guten Kilometer wartet auch schon der erste Anstieg. Das erste Drittel der Strecke verläuft mal mehr, mal weniger steigend überwiegend auf Forststraßen. Die Streckenmarkierung ist lückenlos. Auch die Verpflegestellen sind gut positioniert und mehr als ausreichend bestückt. Auch an vielen freundlichen Helfern mangelt es nicht. Insbesondere an den beiden Wechselzonen für die Staffelläufer herrscht ausgelassene Stimmung und man wird mit tosendem Applaus willkommen geheißen.

Das erwartete Highlight ist auf jeden Fall der Aufsteig über den sogenannten Teufelssteig. Auf einer Länge von rund 2 Kilometer sind hier 350 Höhenmeter zu überwinden. Ich nehme die Herausforderung recht defensiv in Angriff und erklimme ohne nennenswerte Schwierigkeiten die steilen Serpentinen. Nach einer kurzen Labe beim Graf-Meran-Haus geht es noch einige Höhenmeter aufwärts und es wartet ein etwas technischer, aber wunderbarer Streckenabschnitt entlang des Kammes. Aufkommende Windböen trüben die Lauffreude kaum.

Grenzstaffellauf Veitsch - Finisher Wolfgang KölliÜber einen technisch mäßig fordernden Abstieg geht es von nun an stetig Richtung Tal. Schmale, zum Teil durch hohe Gräser und bodennahes Strauchwerk zugewachsene Pfade erfordern ein hochkonzentriertes Laufen. Denn die Pfade sind mit Steinen, Wurzeln und einigen Unebenheiten gesäumt. Diese Stolperfallen sieht man jedoch kaum oder nur im aller letzten Moment. 

Ich habe wider Erwarten noch einige letzte Kraftreserven im Tank und so kann ich auch  die letzten Kilometer im Downhill genießen und in einem guten Tempo Richtung Ziel laufen. Mit einer Endzeit von 6 Stunden und 18 Minuten klassiere ich mich auf Platz 8 meiner Altersklasse und in der Gesamtwertung nehme ich von insgesamt 85 Teilnehmern den 41. Rang ein.

Die - wie ich finde - sehr gut gelungene Finisher-Medaille wird mir um den Hals gehängt und ich genieße mit dem sogenannten Ziel-Bier noch einige Zeit das tolle Ambiente rund um den Veitscher Grenzstaffellauf.

Ein Lob dem Veranstalter: Der Teilnehmer findet hier beim Veitscher Grenzstaffellauf eine sehr gut organisierte Veranstaltung samt lückenloser Streckenmarkierung, reichlich Labestellen, einem abwechslungsreichen Laufuntergrund, ein Ziel-Fest mit Speis' und Trank, freundliche Helfer, Duschmöglichkeiten beim Jufa und noch einiges mehr vor!


28.06.2025: 37. Grenzstaffellauf Veitsch - Laufbericht


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Donnerstag, 5. Juni 2025

05.06.2025: 4. Graz Airport Run - Laufbericht

Airport Run Graz
Alle guten Dinge sind drei, heißt es in einer Redewendung. Zum dritten Mal in Folge stehe ich heute am Start des Airport Run Graz und zum dritten Mal werde ich in der Altersklasse (M50-60) den 3. Rang erlaufen. Und das bei wohlbemerkt jeweils über 60 Altersklassen-Teilnehmer. Nicht zum dritten Mal werde ich allerdings als Drittplatzierter eine Bronze-Medaille und einen mit Goodies gefüllten Rucksack, gesponsert vom Flughafen Graz, entgegen nehmen dürfen. Denn auf eine Siegerehrung der Altersklassen wird in diesem Jahr völlig überraschend verzichtet. Wie gewohnt werden jedoch die schnellsten Damen, Herren und Staffeln mit sehr großzügigen Reisegutscheinen entlohnt.

Aber das alles ist nicht wichtig, Wesentlich ist zum einen, dass das gesamte Startgeld der 800 genannten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Sterntalerhof, einem Hospiz für Kinder und Familien, zu Gute kommt. Und das sind bei einem Startgeld von 25 Euro pro Kopf und Nase in Summe stolze 20.000 Euro an Spendengelder. Zum anderen ist es natürlich ein besonderes Event, wenn währen des aktiven Flugbetriebs im Nahbereich der Start- und Landebahn am Grazer Flughafen gelaufen werden darf. Diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen.

Für das Startgeld erhält man neben einer außergewöhnlichen Location die Startnummer mit integriertem Zeitchip, eine Kleiderabgabe, eine Finisher-Medaille, eine Siegerehrung mit Verlosung, eine ansprechende Moderation und ein vergünstigtes Parkticket.

4. Graz Airport Run
Die letzten Tagen waren anstrengend. Trotz müdem Körper kann die Strategie für eine 5,8 Kilometer lange Strecke dennoch nur lauten, so rasch als möglich über die Ziellinie zu laufen. Ich mache mich ein paar Minuten warm und schon werden wir aufgerufen, im Startbereich Aufstellung zu nehmen. Da zu viele langsamere Läuferbeine einer schnellen Zeit hinderlich sind, platziere ich mich recht weit vorne. Und schon geht es los. 

Wie erwartet ist es eine große Überwindung, die Kilometer am Limit zu laufen. Die hohen Temperaturen machen mir nichts aus, aber der Gegenwind auf den beiden Schlusskilometern ist zermürbend. Was bin ich froh, stehenbleiben zu dürfen, als ich nach 24 Minuten und 34 Sekunden das Ziel erreicht habe

Ich klassiere mich auf Rang 39 von insgesamt 776 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In meiner Altersklasse M50 werde ich unter 62 Startern sehr guter Dritter.

Fazit: Klare Teilnahme-Empfehlung! Aber nicht zu lange überlegen. Die Startplätze sind limitiert und rasch vergriffen.

05.06.2025: 4. Graz Airport Run - Laufbericht


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Sonntag, 5. Januar 2025

05.01.2025: La Corsa della Bora - DNS

Da ich in den letzten Jahren auch in den Wintermonaten relativ viel gelaufen bin, möchte ich diesmal recht früh im Jahr meine Ultratrail-Saison einläuten.

Nach kurzer Recherche werde ich fündig. Der La Corsa della Bora nähe Triest soll es kurz nach dem Jahreswechsel sein. Hier lässt sich ein Neujahrs-Familienausflug ans Meer hervorragend mit einem Ultralauf auf offensichtlich landschaftlich schöner Strecke kombinieren. 

Zur Auswahl stehen Distanzen zwischen 5 und 105 Kilometer. Die Startgebühr für den sogenannten S1 Anniversary Ultra über 105 Kilometer beträgt zum Zeitpunkt meiner Anmeldung 105 Euro. Mittlerweile ist das Nenngeld in Höhe von einem Euro pro Kilometer ein wahres Schnäppchen.

Beschrieben wird die Route des S1 Anniversary Ultra mit Start und Ziel am Golf von Triest, der zudem mit knapp 4.000 Höhenmeter aufwartet, als sehr abwechslungsreich. Vom Triester Karst, vom Rosandra-Tal, von zu belaufenden Schützengräben aus dem 2. Weltkrieg bis hin zu den Klippen hoch über dem Meer ist zu lesen. Auch ein schönes Hotel in Sistiana ist rasch gefunden und gebucht.

Die Vorfreude weicht jedoch einer sehr starken Erkältung mit Fieber, Gliederschmerzen, Husten und Schnupfen. Das volle Programm wird mir kredenzt. Statt über die durchlebten Höhen und Tiefen während meiner Teilnahme am S1 Anniversary Ultra zu berichten und mich an einer Finisher-Medaille zu erfreuen, bleibt mir bloß zu sagen, dass ich krankheitsbedingt nicht anreisen kann. Somit wird nur ein "DNS", also ein "did not start" in der Ergebnisliste der La Corsa della Bora 2025 zurückbleiben.

Aber kein Grund, lange Trübsal zu blasen. So etwas kommt vor. Gerade in den Wintermonaten fängt man sich trotz aller Vorsicht schnell eine Virusinfektion ein und dann wird es in einer Disziplin, die dem Körper alles abverlangt, eben mal ein "kann nicht teilnehmen".

Daher: Auskurieren, neue Pläne schmieden (viele stehen ohnehin schon fest) und sich bald wieder am Laufen erfreuen.

05.01.2025: La Corsa della Bora - DNS


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Mittwoch, 1. Januar 2025

Jahrbuch 2024

Der Jahresbericht 2024 ist fertig gestellt und freut sich auf viele Leserinnen und Leser!






Mein Jahresbericht für das Jahr 2024 ist im pdf-Format abgespeichert und kann unter nachfolgendem Link aufgerufen werden:


    Viel Vergnügen beim Lesen!


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    Sonntag, 20. Oktober 2024

    20.10.2024: Wolfgangseelauf (Marathondistanz) - Erlebnisbericht

    Wolfgangseelauf
    Er ist Namensvetter und hat im selben Jahr wie ich das Licht der Welt erblickt: Der Wolfgangseelauf! Heuer wurde zudem eine antik gestaltete Finisher-Medaille mit dem Portrait des Hl. Wolfgang in Aussicht gestellt, dessen 1.100-Jahr-Jubiläum gefeiert wird. Das waren Gründe genug, um den Wecker auf 05:00 Uhr zu stellen und nach zwei Tassen Kaffee Richtung Salzkammergut zu fahren.

    Der 52. Int. Wolfgangseelauf bietet mittlerweile eine Vielzahl von Bewerben an. Dennoch gilt als "Klassiker" weiterhin jene 27 Kilometer lange Strecke, die ihr Debüt vor 52 Jahren am 27. Oktober 1972 gefeiert hat. Eingebettet zwischen dem Zwölferhorn und dem Schafberg, führt die Strecke größtenteils unmittelbar am Wolfgangsee entlang und ist landschaftlich sehr ansprechend. So ist es nicht verwunderlich, dass laut Veranstalter der Wolfgangseelauf zu den beliebtesten Läufen Europas zählt. Mehr als 100.000 Läuferinnen und Läufer nahmen demnach bei diesem Lauf, der die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg verbindet, bisher teil.

    Seit dem Jahr 2011 wird auch die klassische Marathon-Distanz angeboten. Der Marathon-Start erfolgt dabei in Bad Ischl, der europäischen Kulturhauptstadt 2024, und mündet nach knapp 13 Kilometer in den Originalkurs des 27-km-Klassikers.

    Ich habe mich entschieden, die 42,2 Kilometer lange Marathon-Strecke in Angriff zu nehmen. Das Startgeld ist human. Neben der Startnummer samt Zeitnehmung, der exklusiven Finisher-Medaille, der Verpflegung entlang der Strecke und im Zielbereich, einem Gutschein für die "Griaß Eich" - Eröffnungsfeier mit Pasta-Party, dem Wolfgangseelauf-Magazin, einer Postkarte sowie einigen Werbebeigaben, wird auch ein Shuttle-Transport zwischen Bad Ischl und St. Wolfgang angeboten. Ein Parkplatz in Bad Ischl ist in den frühen Morgenstunden rasch gefunden. Erfreulicherweise ist das Parken am Sonntag zudem gebührenbefreit. Nach dem Zieleinlauf in St. Wolfgang werde ich den Bus-Voucher nutzen, um wieder zurück zum Fahrzeug zu gelangen. Auch ein Gepäcktransport ist im Startgeld inkludiert, der meine frischen Klamotten nach St. Wolfgang bringt.

    Wolfgangseelauf Wolfgang Kölli
    Die Sonne lacht bereits vom Himmel und die Temperaturen liegen kurz vor dem Start schon deutlich über 10 Grad Celsius. Die Wettervorhersage verspricht auch im Verlauf des Tages beinahe ungetrübten Sonnenschein und spätsommerlich warme 20 Grad Celsius. Um Punkt 09:15 Uhr fällt der Startschuss. Gemeinsam mit weiteren rund 220 Läuferinnen und Läufern Läufern mache ich mich auf dem Weg Richtung Wolfgangsee. Auf Schotterwegen, asphaltierten Straßen und Wiesenpfaden verfliegen die ersten Kilometer im Nu.

    Nach knapp 13 Kilometern ist der Wolfgangsee erreicht. Hier belaufen wir nun drei Kilometer jenes Streckenabschnittes nach St. Wolfgang, der uns am Ende der Marathondistanz noch einmal bevor steht. 

    Timing ist alles! So durchlaufe ich St. Wolfgang just in dem Moment, als der 27-km-Klassiker gestartet wird. Völlig unvorbereitet finde ich mich in einem dichten Gewusel vieler, vieler Läuferbeine wieder. Zum Glück ist die Straße hier breit genug, sodass meist ein müheloses Überholen möglich ist.

    Der Anstieg zum Falkensteinsattel erfolgt über einen punktuell recht steilen, felsigen und mit losem Schotter überdeckten Pfad. Innerhalb eines Kilometers sind hier rund 200 Höhenmeter zu überwinden. Ich bin durch meine Teilnahmen an Ultratrails auf Höhenmeter sehr gut vorbereitet und so kann ich auf diesem Abschnitt viele Läufer überholen. Am höchsten Punkt der Strecke haben sich tatsächlich einige Zuschauer versammelt und spenden Applaus. Talwärts bereitet die stark abschüssige Strecke mit dem labilen Schotteruntergrund den Teilnehmern in den meist profilarmen Straßenlaufschuhen teils große Probleme. Ich lasse es rollen und minimiere damit die Rutschphasen. Diesen Streckenabschnitt - vorbei an der Falkensteinkirche - kenne ich von meinen Teilnahmen am Mozart100. Unten im Talboden angekommen, laufe ich eine wunderschöne Passage am Seeufer Richtung St. Gilgen.

    Ein Wort zu den Labestationen: Sie sind in mehr als ausreichenden Abständen platziert, werden von vielen freundlichen Helferinnen und Helfern betreut und bieten mit Wasser, Iso, Tee, Obst und Brot alles Notwendige. Gegen Ende des Laufes hätte ich mich über eine Cola oder ein Stück Kuchen gefreut, aber das ist ein persönliches Bedürfnis und Jammern auf hohem Niveau.

    Am Südufer führt die Strecke nach Gschwendt. 30 Kilometer habe ich hinter mich gelassen. Bisher habe ich ziemlich auf´s Tempo gedrückt und bin die allermeisten Kilometer unter 5 Minuten gelaufen. Nun wird es Zeit für Foto-Stopps. Immerhin wollte ich die landschaftliche Schönheit dieses Laufs genießen und habe mir im Vorfeld eine Finisher-Zeit von 4 Stunden zum Ziel gesetzt. Ich reduziere das Tempo deutlich und laufe einen schattigen Schotterpfad durch des Blinklingmoos Naturschutzgebiet. Kurze Zeit später treffe ich im Ort Strobl ein. Generell ist in den Orten das Zuschauerinteresse groß und die Läuferinnen und Läufer werden gebührend gefeiert. So werden wir auch hier in Strobl lautstark angefeuert.

    Mein linker Laufschuh drückt im Knöchelbereich und bereitet zunehmend Schmerzen. Dieses Problem kommt sehr überraschend, denn grundsätzlich haben sich meine Schuhe über viele lange, beschwerdefreie Läufe mein größtes Vertrauen verdient. Aber nicht nur der Knöchel, auch die Muskeln tun mittlerweile weh und ich bin schon recht müde. Für meinen Kopf sind das ausreichend Gründe, um das Tempo weiter zu drosseln. Heute folge ich ausnahmsweise dem Rat des Geistes, zumal mir der Blick auf die Uhr verrät, dass einem Finish unter der angestrebten 4-Stunden-Marke nichts im Wege stehen wird. Auf den letzten drei Kilometern wechseln sich Laufschritt, Gehpausen und Foto-Stopps somit ab. 

    Der Zielort St. Wolfgang ist erreicht. Unglaublich, wie viele Zuschauer hier die Strecke säumen und aufmunternden und wertschätzenden Applaus spenden. Vielen Dank für die großartige Unterstützung und Anerkennung! Nach 3 Stunden und 57 Minuten ist es geschafft und ich überlaufe zufrieden die Ziellinie. Hätte ich gewusst, dass ich um bloß eine Minute den Sprung auf das Altersklassen-Podest verpasse! So eine schöne Glastrophäe hätte ich mein Eigen nennen dürfen! Hätte, hätte, Fahrradkette! Der kleine Ärger wehrt nur kurz. Stattdessen ziehe ich ein überaus positives Fazit und bin froh, als ein im Jahr 1972 geborener Wolfgang hier und heute den Wolfgangseelauf bestritten zu haben. Die landschaftlich schöne Strecke und die ausgezeichnete Organisation dieses etablierten Laufevents kann ich vorbehaltlos weiterempfehlen.

    Bleibt gesund und habt schöne Läufe!

    20.10.2024: Wolfgangseelauf (Marathondistanz) - Erlebnisbericht


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